41. Ferdinands und Annas Instruction für ihre Gesandten zur böhmischen Königswahl.
dd. 24. Septembris 1526. Linz. Original im Archiv des k. k. Reichsfinanzminisieriums in Wien. Böhmen 1526-1529.
Ferdinand etc. und Anna etc.
Instruction, was die edlen unser lieben getreuen Jörg von Puecheim Freiherr zu Rabbs und Gmunparch Erbtruchsess und Landmarschall in Österreich, Sigmund von Ditrichsiein und Talburg, Landshauptman in Sieir und Erbschenk in Kernten, Sigmund Ludwig Herr zu Bolheim, Hans Herr zu Starhenberg und Jan Mrakschy von Naskau, Pfleger zu Drosendorf und Niclas Rabenhaupt von Siechen unser Cammersecretari und Pfleger zu Wechsenburg, unser Räth, sament und sonderlich von unsern Wegen handeln und ausrichten sollen, wie harnach folget.
Erstlich sollen sie sich in die Coron Beheim gen Prag auf den Landtag, so an sanct. Wenzlaen Tag den 28. des Monats Septembers gehalten werden soll, verfuegen und daselbst allen Stenden bemeltes Kunigreich nach Uberantwortung unsers Credenzbrief unser Freundschaft, Gruss, gnedigen und nachperlichen Willen anzeigen und darnach erzehlen, bemelten Stenden sei on Zweifel gut wissen, welchermassen der türkisch Kaiser das Jar mit Gewalt in die Coron Hungern gezogen und alda mit Kriegsübung verfahren, deshalben weiland der durchleuchtig unser lieber Herr Bruder und Schwager Kunig Ludwig zu Hungern und Beheim der loblicher Gedechtnus sich mit Teil seiner lieb Landleut und Kriegsvolk gegen dem Türken zu Feld gelegt, der Meinung und Zuversicht sich und seinen lieb Kunigreich, Land und Leut von beruerter des Türken gewaltigen Furnemben und Handlung zu entschutten, und aber sich zu getragen, dass gedetchter Kunig Ludwig sambt berührtem seinem Volk durch den Turken nit allein erlegt, sonder auch leider in solchem vom Leben zum Tod kumben und furworden, dass wir aus bruederlicher und schwagerlicher Verwandtnus und Lieb, darinnen wir gegen einander gestanden sein, auch von wegen der Niederlag soviel ritterlicher und redelicher frumber Christenleut und der grossen Geferligkeit, darein viel treffentlich Kunigreich, Land und Leni und fast die ganz Christenheit gesezt ist, ein besonder Betrübnus und herzenlich getreu Mitleiden tragen.
Dieweil aber solcher seiner Lieb unversehener tätlicher Fall nit zu widerbringen, sonder Gott dem Herrn in des Macht und Gewalt alle Ding stehen, heim zusetzen sein, wollen wir seiner Lieb Seel und die verloffen Handlungen der gütlichen Allmechtigkeit befelhen der trostlichen Zuversicht, sie werde uns Christen nit verlassen, sonder in seinem gütlichen Schutz und Schirmb halten und kunftiglich den Sieg wider obbemelten grausamen tyrannischen Wuetrich verleihen.
So dann die Kunigreich, Land und Leut die bemelter weiland unser beider freundlicher lieber Bruder und Schwager hinter sein verlassen, nit allein nach rechter Erbschaft, sonder auch in Ansehung etlicher Vertreg, so weiland die alten Kunig zu Hungern und Beheim samment und hinderschidlich mit den Fürsten von Österreich loblicher und seliger Gedechtnus aufgericht, rechtlich auf nns kumben und gefallen sein, so will uns nun gezimben und gepuren, dass wir beide dieselben verlassen Kunigreich und Lande zu Händen bringen und die in unser Regierung Sorg und Beschirmung annemben.
So wie dann der Coron Beheim und derselben zugehörigen Landen nahent gesessen, die Landinwoner und Unterthanen zu beiden Teilen mit Freundschaft, Handtrug (Hantirung?) und Nachperschaft an einander hoch verwandt, darzu wir von kuniglichen Stammen unsern Ursprung und Herkommen haben und mit andern Erblanden und Leuten von Gott vorhin auch reichlich begabt sein, darzu mit unserm lieben Herrn und Bruder dem Rom. Kaiser in solcher bruederlichen Einigkeit und Verstand stehen, dass, wo der Coron Beheim, so von dem heiligen Reich zu Lehen ruert, und ein Glied desselben Reichs ist, oder den zugehörigen Landen einich Not zustünde, wir inen für andern zu Seiten kumben möchten. Demnach aus den und andern Beweglichkeiten, die ein jeder Verständiger bei im selbst zu ermessen hat, zweifel uns nit, die Stend sein nicht allein von wegen obberuerter angezogener Erbgerechtigkeit und den alten Vertreg, wie obsteht, sonder auch aus jetzt oberzahlten Ursachen geneigt uns zu Kunig und regirunden Herrn für all ander anzunemben.
Darumben nachdem dieser Zeit in mer erwenter Coron Beheim ein Landtag gehalten wird, haben wir nit umbgehen wollen, sonder für noturftig geacht, auf denselben Landtag zu senden, und die Stend zu ersuchen, als wir dann hiemit gethan.
Demnach sollen die gemelten unser Rät und Potschaften an die beruerten Stend von unser, beider wegen begehren, dass sie aus oberzahlten rechtmässigen, gegrundten Ursachen uns beide inen zu angeunden, rechten naturlichen Herrn und Oberen gefallen lassen, uns darzu, wie sich gepurt, annemben und auf gegenwertigen Landtag mit getreuem Fleiss ratschlagen, handlen und furnemben, wie oder welcher Gestalt wir mit dem füglichisten und peltisten, als das sonderlichen der Länder Notturft erfordert, uns in Beheim verfügen, die Coron und Kunigreich daselbst empfahen und einnemben möchten und uns darzu durch benennt unser Potschaften iren getreuen Rat und Hilf mittheilen. Das wollen wir uns zu inen den Stenden allen der Pilligkeit nach ungezweifelt versehen und getrösten, solches auch umb sie samment und sonderlich mit gneigtem gnädigem Willen erkennen, beschulden, und ganz dankperlich finden lassen, darzu auch in beruertes Kunigreich verfuegen und daselbst nach empfangener kuniglicher Coron das Regiment in die Hand nehmen und dasselb, auch die zugehörigen Lande dermassen regieren, bei Wesen und Wirden behalten, darzu nit allein die Stend sonder Communen und Personen bei iren Freiheiten, Gerechtigkeiten und alten löblichen Herkumben beleiben lassen, sonder auch die zu meren und ob einich Abgang oder Mangel in dem Kunigreich vor Augen war, solches durch gut fueglich Weg, es sei bei unserm lieben Herrn Bruder und Schwager, dem röm. Kaiser, oder an andern Orten der Noturft nachzuwenden und zu erstatten uns bemühen und befleissen und hierin dermassen halten und erzeigen, darob sie on Zweifel ein Gefallen haben und mit uns wol zufrieden werden.
Dann so fern in der Handlung die Stend oder ein Theil uns inen unsern Potschaftern furwenden wurden, ob wir sie bei irem Glauben beleiben lassen, auch des Landsschulden bezahlen uns unterstehen wollen und dergleichen Frag, sollen unser Botschafter inen zu Antwurt geben, sie haben sich solcher Fragstuk nit versehen und dieweil sie deshalben von uns kein Bescheid haben mugen, sie inen darauf dazumal kein gruntliche Antwurt geben, aber sie wollen solches forderlich an uns gelangen lassen, in ungezweifelter Zuversicht, wir werden guten Bescheid geben, uns darin auch gnediglich und dermassen halten, darob sie zufrieden sein werden.
Wo aber die Stend an diesem ausgeschrieben Landtag von keinem Kunig handlen oder furnemben wölten, so sollen unser Botschafter an den hochgepornen Fürsten unsern freundlichen lieben Oheim Herrn Karl von Munsterberg und zu Ölls in Schlesien, Herzogen als Hauptmann und den wohlgebornen Zdenko Leben, Herrn zu Rosental und Blatna, der als obersten Burggrafen zu Prag, denen solches zusieht, begern und ersuchen, dass sie ein andern Landtag mit dem peldisten, als mit Fug besehenen mag, ausschreiben, daran von Annembung und Crönung eines Kunigs zu Beheim gereth, gehandelt, geratschlagt und beschlossen wurde.
Und was sunst noch Gelegenheit der Sachen not sein und furfallen wirdet, darinnen sollen gedacht unser Gesandten das pest und nutzligist nach Erwegung der Sachen irem Gutbedunken nach handlen, auch wo sie für gut furträglich und noturftig ansehen, besondern Personen, so uns in der Sachen dienstlich und verholfen sein mugen, in unserm Namen, es sei in Geld oder in ander Weg Verehrungen zusagen und versprechen, und was sie hierin handlen, ansuchen und uns zu wissen wirdig und von Nöten ist, uns zu jeder Zeit zuschreiben und anzeigen, als wir uns zu inen versehen, daran thun sie unser ernstliche Meinung.
Datum Linz 24. September Ao. 26.