73. Die Herzoge Wilhelm und Ludwig von Bayern an Adam von Neuhaus, obersien Kanzler des Königreichs Böhmen: bedauern den Tod des Königs Ludwig und erbieten sich zum Beistande, wenn von Seite der Türken eine Gefahr dem Königreiche drohen sollte, worüber sie bald mit den böhm. Ständen in genauere Verhandlung treten wollen.

dd. 26. Sept. 1526. Kopie und Koncept im k. geh. Staatsarchiv in München, 50/3 fol. 10. - 21.

Von Gottes Genaden Wilhelm und Ludwig Gebrüder, Pfalnzgrafen bei Rhein, Herzogen in Obern und Niedern Bairn etc.

Unsern gunstlichen Gruss zuvor. Edler besonder lieber! Als sich der erschreckenlich Zufall mit unserm lieben Herrn und Oheim dem Kunig zu Hungern und Beheim zutragen, des Seelen der Allmechtig genedig und barmherzig sein welle, und als wir grundlich bericht werden, auch leichtlich obzenehmen ist, dass der Turk dieses Siegs nit ersettigt, sonder weiter und zu mehrer Unterdrückung gemeiner Christenheit trachten wirdet und wir auch gedenken, dass dieses des Türken Vorhaben und Nachperschaft Niemands mehr denn die Cron zu Beheim und bede Fürstenthumb Österreich und Bairn betreffen mag: seien wir je bei uns endlich entschlossen, uns mit Darstreckung unserer selbs Leiben, allem unserm Vermögen und soviel menschlich ist, in Gegenwehr zu schicken und mit Genaden des Allmechtigen unsere Leib, Land und Leut lieber verlieren und die gemein Schuld menschlichs Geschlechts bezahlen und gedulden, dann des Türken Zukunft, unchristlich und unmenschlich Wüthen erwarten wellen. Und dieweil wir aus christlicher Ordnung in diesem Fall unsere Nachtpern und Nebenchristenmenschen nit weniger dann uns selbs und daneben bedenken, dass solcher Last der Cron Beheim obliegt, wir auch nit zweifeln, ir und gemeine Stende der Cron werdet zu Widerstand geneigt sein und aber unsere Voreltern und wir mit der Cron zu Beheim allwegen in guter Nachtperschaft und Frieden gesessen und was derselben widerwertigs von dem Türken und andern zustehen möchte, nit gern sehen wollten, sein wir urputig, was euch und gemeiner Cron in diesem Fall auch gegen andern eurn Anstossern, so euch dieser sorglichen Zeit und sonderlich nach Ableibung euers Haupts und Kunigs in ander Wege wider euer Freiheiten und Herkommen betrüben wollten, mit Hilf, Rate und Beistand nit zu verlassen, wie wir uns gleicherweis bei und zu euch vertrösten und in kurz ferrer und mehrers solchs Widerstands und was allenthalben zu Frieden und Einigkeit in der Cron und allen eurn Nachtpern dienstlich und dardurch ein stattliche Gegenwehr gegen dem Feind Christi furgenommen werden mög, mit euch zehandlen Furnehmens seien. Sölchs alles sollt ir euch und gemeine Stende der Cron zu uns endlich versehen. Dann wo wir euch in ander Wege auch genedigen und nachtperlichen Willen beweisen möchten, sein wir zethun geneigt.

Datum den sechsundzwainzigsten Tag des Monats Septembris anno etc. XXVIto.

Gleichzeitige Bemerkung:

Dieser Brief ist dem Canzler nit uberantwort von wegen des Titels, aber ein gleichlautender allhie gestellt worden und ime behendigt.

"Dem edlen unserm besonder lieben Adamen Herrn von Neuhaus, kuniglicher Cron zu Beheim Obristen Canzler."




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