84. Bernhard Tichtl, Pfleger zu Starnberg, an Herzog Ludwig von Bayern, berichtet über seinen Verkehr mit den Herrn von Schwihau bezüglich der Königswahl in Böhmen, über eine gemeinschaftliche Reise mit Wilhelm von Schwihau nach Prag und die aufrichtige Gesinnung der genannten Herren für die bayrischen Fürsten; den Credenzbrief an den Herrn von Neuhaus schicke er wegen ungenügender Titulatur zurück, denn an diesem Herrn sei viel gelegen, da er einen grossen Anhang habe und zur österreichischen Partei sich neige; der Herzog möge ihn im Schreiben nicht dutzen.
dd. Prag, 4. Oct. 1526. Original im k. geh. Staatsarchiv in München 50/3 fol. 27.
Durchleuchtiger und hochgeborner Fürst, gnediger Herr. Mein unterthenig etc.
Nachdem und (sic) E. f. G. mich zu Straubing mit sambt etlichen Credenzbriefen abgefertigt auf Prag, so bin ich gleich unterwegen zu Glattau zu dem Herrn Wilhelm von Schwihau kommen und ime daselbst E. f. G. Schreiben geantwort und auch mundlichen E. f. G. Befelhe verricht und also mit ime bis her gen Prag geritten und den Gruber von Glattau wiederumb heim reiten lassen. Wer an Not weiter gewesen und hab allein den Pertl, E. f. G. einspenig bei mir behalten und bin mitsambt Herr Wilhelm von Schwihau auf Montag Früh vor dato gen Prag kommen, hab auch auf dem Wege mit im gar viel vertreulichen von allen Sachen gehandelt, was gut und dienstlich dann zu sollicher Handlung einer den andern zu erinnern; wie ich dann in wahlrichen ganz getreuer Meinung befinde, auch dergleichen kann ich nit anders spürn, dass auch Herr Heinrich von Schwihau ganz sich recht helt von wegen E. f. G. Und so ist Herr Brzetislaw von Schwihau vor etlichen Tagen vor mein auf den Kaben zu geritten und ist uns anzeigt, wie er gar auf Straubing zu E. f. G. soll reiten, wie E. f. Gr. in dein andern Brief von uns auch hiemit vernehmen. Wo dem also were, seh uns nit furpass an. Und so haben vor meiner Zukunft die Stecho und Nicodem E. f. G. ein reitenden Boten abgefertigt, des sein wir wieder all Stund wartend, E. f. G. Gemüt zu vernehmen.
Weiter g. Herr und Fürst, so hab ich auch E. f. G. Schreiben dem Sigmund, auch Wolfen den Stacho und dergleichen dem Nicodemo geantwort und mundlichen E. f. G. Befelh auf das treuest verricht und find sie ganz mit irem besten Fleiss und Vermögen, darmit wir also einhelliglidien auch ich darneben mit sambt meinem Diener Michel Kargen an allen vertrauten Orten nit feiern.
Weiter gnediger Herr, was antreffen thut den Credenzbrief, so mir E. f. G. an den Canzler Herrn Adam von Neuhaus auf mich und meinen Diener Kargen gegeben, der dann mich für gut angesehen und noch, wo Not sein wurd. Hab ich aber mit dem Sigmund Stacho getreuer Meinung darum geredt und dieweil ich weiss, dass E. f. G. Geprauch ist. die Landherrn in E. f. G. Schreiben dutzen, auch auf dem Brief, so ich E. f. G. hiemit wieder schicke, nit "dem Wolgebornen" steht am Titl, besorg ich mitsambt Stacho und meinem Diener Kargen, dass es der Herr Canzler niecht verargen, und nit dienstlichen der Sachen were, dann die Herrn des Lands zu Beheim sich hoch achten. Dieweil dann dass itz E. f. G. sein bedorfen als eins, der auch ein grossen Anhang hat und. es darzu kerne, dass ich fund nutz und gut were, mitsambt meinem Diener wer vertreulichen auch wol mit im in geheim zu handeln. Das zeig ich E. f. G. gar getreuer und untertheniger Meinung an, darmit, wo es anders E. f. G. gefällig und für gut ansteht, darmit E. f. G. mir hetten itz von Stund an wieder ein ander Glaubbrief auf mich und meinen Diener Michel Kargen geschickt mit dem Titl "Wolgebornen" und nit zu dutzen, dann sein Mutter auch ein Fürstin ist und die Herrn nit in gutem aufnehmen. Wissen sich E. f. G. darnach zu richten. Dann wo mich nit für gut ansehen wurd, so wollt ich im nit antworten, aber glaub mir E. f. G., dass er am meisten Anhang im Land bat, dann ich gedenk, er sei wahrliclien vom Erzherzogen auch gross ersucht. Wo er aber wurd je sehen, dass es daselbst nit gen wurd, so hofft ich mit der Hilf Gottes, wir wollten ihn auf E. f. G. Seiten bringen. Dann Not ist auf all Seiten wolgefasst, so ist er auf der Kunigin Seiten fast wo! mit allen seinen Anhang. Darumb noch niemand kann wissen, wer hin ziehen wird unter den zweien Parteien; dann iglicher Teil ein König gern erwelen irs Gefallen, ist gut zu denken.
Das und anders so wir E. f. G. in dein beigepunden Briefe mit einander zuschreiben, dann unser Gutbedunken E. f. G. alles im besten und getreuer Meinung zuschreiben. Und hab den Pertl nit lenger wellen aufhalten auf den Befelh, so mir E. f. G. befolhen, von Prag aus E. f. G. mit dem ersten zu schreiben etc. auch darmit wir von E. f. G. auf das beldest wieder Antwort haben; dann die Zeit wird kurz sein und jetz anfachte Montag nach dato von einem Kunig zu reden, darmit E. f. G. sich erster pass haben zu richten und wir auch von E. f. G. wegen.
Weiter gnediger Herr und Fürst lass ich E. f. G. wissen, dass Wolf Stacho ein Ross hie gestorben und er ein anders umb 20 Gulden R. kauft und selb nit Geld viel mer het, dass im E. f. G. zu Zerung verschafft und an mich begert, sollich Summa umb das Ross von E. f. G. wegen zu leihen, das ich dann gethan hab. So mecht sonst auch noch den Stacho an Zerung abgehn, so ste ein Weil noch mussten hie beleiben. Und sonst was von E. f. G. Not sein wird, welle mich E. f. G. jetz bei dem Pertl wiederumb gnediglichen berichten, wie ich mich derhalben soll von E. f. G. wegen halten. Dann mit wey (?) ich E. f. G. könnt erspriesslich sein, daran E. f. G. ein gnedigs Gefallen hetten und auch itz sonder in der Handlung, darumb mich E. f. G. her gefertigt mit gnedigem Vertrauen, sollen E. f. G. sich zu mir versehen, dass ich nit feire mit sambt auch den Stacho, was uns möglich ist. Gott der allmechtig woll uns sein Gnad verleihen. Will mich darmit E. f. G. als meinem gnedigen Herrn in aller Unterthenigkeit befolhen haben.
Datum Prag auf Pfinztag zu Mittag nach Michaeli Anno etc. XXVI.
E. f. G.
untertheniger |
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Bernhart Tychtl Pfleger zu Starnberg. |
(An Herzog Ludwig von Bayern.)
Praesentata den 7. Tag Octobris Anno 26.