140. Der bayrische Kanzler Eck an Herzog Wilhelm von Bayern: das Ausschreiben Ferdinands wegen der Türkengefahr bezwecke eigentlich von England ein Rüstgeld oder vom Reiche eine Hilfe gegen König Johann von Ungarn zu erlangen; die Herzöge mögen auch Jemanden zur Krönung nach Böhmen schicken, um im geheimen verschiedenes auszukundschaften; er räth, was dem Boten des Königs Johann zu antworten, und wie der König gegen Ferdinand aufzuhetzen wäre; die Lage der Dinge in Italien wäre den Herrn von Schwihau und anderen böhmischen Herrn in solchem Lichte darzustellen, dass sie besorgt gemacht und, dem König Schwierigkeiten bereitet würden.

19. Januar 1526. Original im k. geh. Staatsarchiv in München, 50/3 fol. 180.

NB. Gedruckt in den "Quellen zur bayrischen und deutschen Geschichte. B. IV, 5. 6." Das Datum wurde hier falsch 18. statt 19. Januar gelesen.

Gnediger Fürst und Herr! Ich hab dem Ausschreiben, so der erwählt Konig zu Beheim des Türken halben gethan hat, ferrer nachgedacht und dieweil ich nit gedenken kann, dass es menschlich oder muglich sei, dass der Turk so stark an den Granitzen liegen soll, dass auch aus allen Kundschaften solichs nit abzunehmen oder zu glauben ist, bedenk ich, ob der Erzherzog vermeint, mit diesem Geschrei etwas ein Rustunggeld von des Königs von Engeland Botschaften zu verlangen, oder aber, dieweil ich vernimm, dass der Konig zu Ungern einen Raguss auf trium regum ausgeschrieben und die Ungern mit ihrer Rustung erfordert haben soll, ob der Erzherzog Sorg trüge, der Unger wollte in sein Lande fallen, dagegen ein Gegenfeur ze machen und in die Land zebringen, als ob das Reich ihme dem Erzherzog verhelfen wollte und wiewol es thöret Anschlag wären, so ist doch armen Leuten nichts zuviel, schämen sich auch keiner Lügen.

Ich bin endlich verständiget, dass Herzog Fridrich von Bairn auf die Cronung zu Beheim reiten und alda Lehen entpfahen werde, desgleichen Markgraf Casimir, und dass etlich Fürsten und Stände auch dahin schicken mochten, ob dann E. f. G. dem Handel nachgedechten und auch ein Botschaft daselbsthin schickten und auch zum Theil lauerten und zum Theil allerlei Handlung schicklich, vertraulich und geheim erfahren Hessen. Möchte meins Achtens nit boss, sonder in viel Wege gut sein. Wene aber E. f. G. zu solcher Botschaft brauchen welle, stehet bei E. f. G., weliche die Leut zuerkennen, doch wenig vertrauen sollen, was die rechten Punkt sein; dann ich trag warlich Sorg, viel Leut halten E. f. G. Sachen nit so geheim, wiewol von Nöten wäre. Und so E. f. G. entschlossen wäre, etlich hinein zu schicken, wollte ich E. f. G. ein Anzeigen thun, wene E. f. G. schicken und brauchen sollte meins Achtens etc.

Des von Schwihau Schreiben, so ich E. f. G. hiebei wiederumb schicke, gefällt mir wol, doch so glaub ich, des Kaisers halben sei nichts daran; aber E. f. G. halb, lassen dieselben den von Schwihau auf dem Zweifel stehen.

Und so der Ungerisch, davon in des von Schwihau Schreiben Meldung geschieht, zu E. f. G. käme, acht ich, E. f. G. müssen schicklich und dermassen handeln, damit des, so sich von dem Konig zu Ungern geschickt zu sein anmasst, Gemüt recht und warlich erlernet werde. Demselben möchten auch E. f. G. anzeigen, wie E. f. G. zu dem Konig geschickt und mit was Befelh; dass auch E. f. G. viel Trost in diesen Konig stellten, verhofften auch, sein k. Würde wurde gemeiner Christenheit zu gutem handln und dass E. f. G. darinnen auch nichts sparen wollten mit ihren Herrn und Freunden.

Und doch hubschlich und in beireden, soviel man den Konig zu Ungern in den Erzherzogen hetzen möchte, dest besser war es, als E. f. G. versehe sich, der Konig von Ungern möchte mit dem Erzherzogen wol einen guten Vertrag uberkummen, mit hubschlicher Entdeckung, dass der Erzherzog von den Stenden des Reichs wider ihne den Konig von Ungern kein Hilf haben; so hätte er für sich selbs ganz kein Geld oder Macht, wäre ganz arm; und dass der Konig von Ungern zu künftigen Reichstag ein Botschaft schicken und allen Bericht thun wollte. Wie E. f. G. wol und vernunftiglich thun mögen und können.

Desgleichen so wolle E. f. G. die italischen Handlungen durch die von Schwihau und ander in der Cron zu Beheim auch sorglich und nachtheilig machen lassen, dadurch all Handlung dem Erzherzog dester beschwerlicher zugehen und Irrthum gemacht werde.

Aus Italia sollen gewiss und rechte Kundschaften sein, dass Placentia die Stadt mit etlichen Hundert Kurissen und etlich Tausenden Fussknechten besetzt sein soll, dass auch vor derselben Stadt das ganz kaiserisch und pabstisch und venedigisch Heer bei und neben einander liegen und bede so stark, dass es auf einem Ausharren stehe und keins seinen Vortheil begeben werde. So ist der Pabst zu Rom und wiewol man lang gesagt hat und noch, der Vicere ziehe auf Rom, ist doch wenig Sorg, dass der Pabst daselbs Noth leiden soll.

Den Schweizern ist viel Gelds bezahlt, dass sie mit Macht anziehen sollen. Wo dasselb beschehen, wäre Mailand Verloren; aber die gewissest Kundschaft, dass es auf des Kaisers Seiten nit so wol stehe, ist die, dass die Österreichischen hie geschweift sein und von dem welschen Krieg gar nichts sagen.

Man hat einen Zusatz nemlich iiijc (vii [?]) Pferd in den vier Quartieren zu halten, bewilligt, welche auf Valentini schirst ein jeder in dem Quartier wie fertig (?) ankummen sollen. Derhalben mugen sich E. f. G. mit der halben Zahl des fertigen Zusatz richten, dass die auf gedachten Sant Valentini Tag zu Kempten sein.

Befelh mich E. f. G.

Datum den XVIIII Tag Januarii anno XXVII.

E. f. G.

 

v.

 

Egkh m. p.


(An Herzog Wilhelm von Bayern.)




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