142. Der Kanzler Eck an den Herzog Wilhelm von Bayern: der Herzog möge dem Lew von Rožmital schreiben, dass er sich nach dem in ihn gesetzten Verbauen verhalte und das Schreiben den Herrn von Schwihau zuschicken und daneben die, wann auch etwas übertriebene Zeitung aus Italien mit der Aufforderung mittheilen, dass die Böhmen die Krönung bis zur Entscheidung der Sachen in Italien verschieben möchten, denn wenn der Kaiser daselbst geschlagen wird, könnte man den Erzherzog leicht aus Deutschland "verjagen" und auch von der Krone (Böhmens) "dringen".

dd. 22. Januar 1527. Original im k. geh. Staatsarchiv in München. 50/3 fol. 184.

Genädiger Fürst und Herr. E. f. G. Schreiben sambt den eingeschlossenen neu Zeitungen hab ich unterthäniglich und von ganzem Herzen geren gehört und auf Herr Bretschlaw


[Břetislaw von Schwihau und Lew von Rožmital] Schreiben und Herrn Lebens
anzeigen gedeucht mich rathsam, dass E. f. G. Herrn Leben schreiben und auf sein Anzeigen Dank sagen liessen mit Bitt, dem Handel ferrer wie bisher nachzudenken und sich zu halten, wie E. f. G gnedigs Vertrauen stünde; solichs wollten E. f. G. gegen ihne in Gnaden erkennen, und dass E. f. G. solch Schreiben denen von Schwihau, es sei Herrn Heinrichen oder Herrn Bretislaw zuschicken und daneben die neuen Zeitung aus Italia, so ich hievor E. f. G. zugeschrieben und itzt zukommen sein, mitschicken und obgleich die Sachen ein wenigs schärfer angezeigt, daran wäre nit gelegen, dann dardurch mag die Krönung verhindert werden; und dass E. f. G. denen von Schwihau anzeigte, dass sie aus izt erzählten Ursachen sambt Herr Leben die Krönung anstellen und sehen wollten, wie sich die Sachen in Italia zutragen. Dass auch E. f. G. ausgeschickt hätten zu erfahren, wie es Kais. Mt. halben stunde, welichs auch E. f. G. von Stund an, so sie den Grund erfahren werde, ihnen zuschicken wollte; dann eigentlich und die ganz Wahrheit ist, sollte der Pabst und Venediger den Sieg erlangen, so ist nit allein der Kaiser aus Italia, sonder auch der Erzherzog durch ganz gering Practica aus teutschen Landen verjagt.

Die neu Zeitung aus Italia halt ich für gewiss und wahr und sonderlichen aus etlichen neu Zeitungen, so ich hievor E. f. G. in zweien Schriften zugeschickt und itzt anzeigen will und dass die Österreichischen so kleinlaut, dass auch der Pabst zu Rom pelieben, gibt mir Glauben, dass es dem kaiserlichen Volk nit nach ihrem Willen gehet; und dass der Pabst einen grossen Trost auf Hilf und wenig Sorg auf den Vicere, wie man bisher grausam Sachen gesagt hat. Dann wie ich E. f. G. geschrieben hab, sein die Teutschen bei Placentia gelegen; dagegen hat der Gegentheil drei Brücken über das Wasser den Pfat [Der Po (Padus)] geschlagen, ihnen die Pass und Proband abzustricken, wie auch geschehen.

Und in dieser Stund, als ich diesen Brief hab schreiben wollen, ist mir Kundschaft kummen, dass Herr Jerg hinter sich auf Pavia zogen, alda der Herzog von Burbon die vergangen Wochen kummen sein soll. Das hat allein der Proband und Gelds halben beschehen müssen. Zum andern dass der Vicere mit seinem Kriegsvolk still stehe und sei in eigner Person zu Rom und Teiding mit dem Pabst, welichs aber der Pabst als ein geschickter Mann auf seinen Vortheil thut, bis er gefasst una das französisch und der Schweitzer Volk in Italia ankummen, alsdann wirdet es gehen wie vor.

Solchs alles von Artikel zu Artikel wäre den von Schwihau anzuzeigen und das sollishs aus welchen Landen E. f. G. als gewiss zukuminen und sunderlichen, dass die Stadt Genua verloren wäre. Das alles wirdet Ursach geben, die Cronung zu verziehen. Und gedenk E. f. G. mein, ist Sach, dass die Kaiserischen geschlagen werden, wollen wir den Erzherzogen von der Cron auch dringen, davor soll ihme nichts dann Gott allein sein.

Ich weiss E. f. G. nichts anders oder sonders zuzeschreiben, dann dass Herr Jorig Truchses allhie ist, zeigt an etlich Practiken, so der Herzog von Wirtmberg üben soll. Hat deshalben gebeten, in der eilenden Hilf ein Ordnung zu machen. Darauf ihme geantwurt, man lasse es bei dem vorigen Abschied beleiben.

Daneben hat er auch anzeigt, wie ihme auf heut Kundschaft zukommen sei, dass die Baurn in der Markgrafschaft rötl (sie) bis in Vm stark auf sein sollen. Betrifft E. f. G. Schwager Markgraf Ernsten, denselbigen evangelischen Herrn. Darüber haben wir von Stund an in Fusstapfen geschickt und erfahren lassen wollen. Wiewol ich nit viel darauf halt, nichts destweniger ist die Kundschaft und Erfahrung gut. Was hierinnen uns zukumbt, will ich E. f. G. von Stund an berichten.

Auf E. f. G. Begehrn schick ich E. f. G. ein Copei, was für neu Zeitung gen Rom und dem Franzosen zu Chur ze schreiben wäre mutatis mutandis und schicken E. f. G. von Stund an wieder hinauf, allein dass man sich der täglichen neu Zeitung halben in all Sachen wiss ze schicken.

Des Landgrafen von Hessen halben ist es nichts, dann diesen Abend ist ein reitender Bot von ihme allher kommen. Befelh mich E. f. G.

E. f. G. lassen all Brief in diesem Handel fleissiglich aufheben und sich gegen niemands merken, wie E. f. G. zu thun weiss und verstehet.

Datum den XXII Tag Januarii Anno etc. XXVI.

E. f. G.

 

v.

 

Egkh m. p.


(An Herzog Wilhelm von Bayern.)




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