155. Beschreibung der Krönungsreise Ferdinands I und seiner Gemahlin Anna nach Prag und der Krönungsfeier daselbst.
1527. Gleichzeitige Kopie im k. k. Wiener Staatsarchiv. Böhmen I. 1400-1570.
Kuniglicher Majestät zu Beheim und Hungern etc. Zug und Einreiten auf die Kronung gen Prag. Anno MDXXVII.
Österreichisch.
Am Montag den XXI Tag Januarii ist k. Mt. zu Beheim und Hungern sampt irer Mt. Gemahel zu Wien ausgezogen in ein Stettlin genannt Chorneuburg Irer k. Mt. zugehörig. II Meil.
Am Ostermontag den XXII Tag Januarii in ein Markt gen Stokrau, auch Irer k. Mt. zugehörig. II Meil.
Am Mittwoch den XXIII Tag Januarii gen Holprun, Schloss und Markt den von Tscherneml zugehörig. III Meil.
Am Donnerstag den XXIIII Tag Januarii gen Gundersdorf, Schloss und Markt den Herren von Rogundorf zugehörig...
Merherisch.
Am Freitag den XXV Tag Januarii in die Stat Znaim k. M. zugehörig. HI Meil.
Daselbst sein k. M. etlich Burger von der Statt in dreien Wägen uf ein halbe Meil entgegen gefahren, da sie Ir Majestät und derselben Gemahel empfangen und haben bis in XXX wolgeruster Schuzenpferd in Schwarz gekleidt bei ihnen gehabt, und bei zweihundert Burger und Inwohner der Statt sein in iren Harnisch gewest vor der Statt Thor gestanden, die Ir Mt. daselbst erwart haben.
Am Sampstag den XXVI Tag Januarii ist k. M. sampt derselben Gemahel zu Znaim stillgelegen.
Am Sonntag den XXVII Tag Januarii sein Ir Mten. in den Markt Podawiz, den Herrn von Pirniz zugehörig, gerukt. III Meil.
Am Montag den XXVIII Tag Januarii gen Pirniz Schloss und Markt den obgemelten Herrn von Pirniz zugehörig. vierthalb Meil.
Am Ostermontag den XXIX Tag Januarii in die Stat Yglau k. Mt. zugehörig, anderhalb Meil, daselbst sein k. Mt. etlich Burger von Yglau, ungeferlich mit XXDII gerüsten Pferden, in Schwarz gekleidt, entgegen geritten, die Ir Mt. empfangen haben und bei hundert Knechten mit ihren Weren und ein Fenlin, auf ein halbe Meil entgegen gegangen.
Beheimisch.
Am Mittwoch den XXX Tag Januarii ungeferlich umb Mittagzeit ist k. Mt. sampt Irer Mt. Gemahel ausserhalb der Stat Yglau an einem Wasser, Igla genannt, an die beheimisch Greniz kommen. Über dasselb Wasser ist ein steinene Brück, da haben die beheimischen Herrn sampt den Pregern, ungefehrlich in sechs hundert Pferd, Schüzen on Harnisch, entgegen gehalten. Und als k. Mt. an die Brücken kommen, sein die behemischen Herren zu Fuss abgestanden und über die Brücken auf das Merherisch gegangen, nit aus Gerechtigkeit, sondern dass sie k. Mt. daselbst erwarten und Irer Mt. zu Ehren und unterthänigen Gefallen über die Brücken dienen haben wollen. Und als k. Mt. sampt derselben Gemahel zu inen kommen, haben Ir Mt. inen allen die Hand gepoten und sein viel Herren k. Mt. Hofgesinds auch abgestanden und also Irer k. Mt. neben den beheimischen Herren über die Brücken zu Fuss gedient und als sie über die Brücken auf das Beheimisch kommen seind, haben sie die Beheim k. Mt. auf der rechten Seiten auf einen Anger geführt, daselbst Ir Mt. wie sich gebührt empfangen und ein kleine Red mit Irer k. Mt. gethan. Nach demselben hat Ir Mt. von den Pferd abstehen müssen, da haben Irer Mt. Diener seiner Mt. das Schwert abgegürt und den Hut von dem Haupt genommen, welch Schwert und Hut Markgraf Casimir von Brandenburg etc. als Irer Mt. Rath und Diener mittler Zeit in Henden gehalten, hat Herr Jaroslaus von Schellenberg, der Cron Beheim obrister Cammerer, Irer Mt. den Eid in Latein fürgehalten, ungefehrlich dergestalt, dass M. bei ihren Privilegien, Freiheiten und alten Herkommen wie andere Kunig der Cron Beheim beleiben lassen wolle, dass Ir k. Mt. also zu thun und zu vollziehen angenommen und zugesagt, doch hat Ir. Mt. deshalben keinen aufgerechen Eid gethan, sonder allein in solchen Zusagen ir rechte Hand auf die Brust gelegt. Und Irer Mt. Gemahel ist nit abgestanden, sonder für und für auf dem Ross sitzend daneben gehalten. Nachfolgend, als solcher Actus nu also vollzogen gewesen, haben k. Mt. Trummetter aufgeplasen und ist k. Mt. also sampt den Beheimen desselben Tags zum Teutschen Brod geruckt, drey Meil. Ist ein Stettel, den Tscherko (Terèka[?]), so mechtig Edelleut in der Cron Beheim sein, zugehörig. Die beheimischen Herren, so da versammlet sein gewesen, nemlich von Herren: Herr Jaroslaus der Cron Beheim obrister Cammerer, Herr Zdislaus Berka, Herr von der Leipp der Cron Beheim obrister Rechtsprecher, Herr Adam von Neuhaus, obrister Canzler, Herr Brzetslaus von Swyhau, Herr Sebastian von der Weitmül, Herr Michael Slavata von Chlum etc. und Herr Johann und Peter von Rosenberg, die aber aus hernach folgenden Ursachen keinen Stand gehabt haben. Von Ritterschaft und Adel Herr Ratislaus Bertzkowsky, obrister Notari der Cron Behejm, Herr Opl Vitzthumb, Herr Wolfardus Plankhner von Kynsperg, von Steten die von der Stat Prag, die vom Kuttenberg und andere.
Und wiewohl obgemelter Actus am Morgen frühe geschehen sollen, so hat sich doch solchs verhindert aus den, dass die beheimischen Herren den Herren von Rosenberg Inhalt irer Freiheit den ersten Stand nit zulassen oder geben wollen und damit aber k. Mt. Sach solchs nit verhindert, sonder darinnen furgefahren wurde, so hat Ir Mt. zwischen inen das Mittel furgenommen, also dass Ir Mt. denselben Herrn von Rosenberg als Irer Mt. Reihen und Dienern und Irer Mt. Hofgesind, mit iren Haufen den Vorzug gegeben hat und seind dieselben zwen von Rosenberg, einer vor und der ander nach, zunechst bei Irer Mt. Persoa geritten.
Am Donnerstag den letzten Tag Januarii ist k. Mt. sampt derselben Gemahel gen Tscheslau in die Stat gezogen, Ir Mt. zugehörig, V Meil, und ungeferlich ein Meil von der Stat Tscheslau gegen Teutschen Brod werts, haben sich auf einer Hoch im Feld versammlet bei zehen Tausend Bauern, oder darob, so k. Mt. und sunst Niemands unterworfen und allein mit der Robot zum Kuttenberg des Bergwerks halben gehörig sein, mit iren Fanen, Treschlen, Schwerten, Schwein- und Alspiessen, auch Stegken, Kolben und Paursen, der mehrer Teil Koler, die haben iren alten Gebrauch nach k. Mt. empfangen und gebeten, sie bei iren alten Freiheiten, Herkommen und Gebreuchen beleiben zu lassen und dabei zu handhaben, dass k. Mt also zu thun gnediglich bewilligt hat.
Am Freitag den ersten Tag Februarii ist k. Mt. sampt derselben Gemahel gen Kuttenberg in die Stat, Irer Mt. zugehörig, geritten I Meil. Daselbst sein k. Mt. zwischen Tschaslau und Kuttenberg entgegen und unter Augen kommen von Herren und Adel IX Personen aus den obern Ort und andern Flecken der Cron Beheim: nemlich Herr Woytiech Herr von Bernstein, Herr Heinrich und Lorenz die Schlicken, Herr Hans Pflug und sein Bruder, Herr Wolf von Gutenstein, der Molizan und ander, sampt ihren Dienern, ungeferlich mit zweihundert Pferden, in allerlei Färb gekleidt, und haben Ir k. Mt. im Feld empfangen mit Entschuldigung, dass sie sich nit versehen betten, dass ir Mt. so bald an die beheimisch Grenizen kommen sollt, deshalben sie sich zu derselben Zusammkunft so eilends nit rüsten noch neben den andern beheimischen Herrn darauf erscheinen haben mügen.
Desgleichen seind sechs Wägen mit Frauenzimmer mit bemelten Herren entgegen gefahren, darunter ist die Frau Tuncklin, die obrist Münzmeisterin in der Cron Beheim gewest, desgleichen andere Frauen vom Adel und die namhaftigiste Bürgerin zu Kuttenberg sampt iren Töchtern und Jungfrauen in guldin, seidin und wullin Schauben, mit Zöblen, Märdern, Hermlein und andern gefüttert, köstlich gekleidt, so die Kunigin empfangen haben und also mit dem Kunig und der Kunigin zum Kuttenberg eingeritten und gefahren und Iren k. Mt. gedient und da Kunig und Kunigin in die Stat Kuttenberg kommen sein, viel der Burger, Inwohner und Bergleut daselbst im Harnisch und zum Teil in ganz Kuriss angethon nacheinder gestanden und sich auf zwo Seiten geteilt mit iren Paniern, Fanen, Paucken, Buchsen, AI- und Schweinspiessen, auch ander Weren, bis in die Münz k. M. und derselben Gemahel Herberg und haben also Kunig und Kunigin sampt dem ganzen Haufen zwischen inen einreiten müssen.
Am Sambstag unser lieben Frauen Lichtmesstag und am Sonntag darnach, das ist am andern und dritten Tag Februarii, sein Kunig und Kunigin zu Kuttenberg still gelegen und desselben Sonntags hat k. Mt. das Bergwerk, Smelzhütten, so dasselb ist, besichtigt.
Am Montag den IIII Tag Februarii ist k. Mt. sampt derselben Gemahel gen Beheimischen Brod ein Stettel, so Ir Mt. zugehört, geruckt. IIII Meil.
Das Einreiten zu Prag.
Am Ostermontag nach Lichtmessen, den fünften Tag Februarii, ist k. Mt. zu Beheim sampt derselben Gemahel gen Prag kommen, liegt vier Meil von Beheimischen Brod und daselbst ungeferlich um drei Uhr Nachmittag eingeritten, wie hernach folgt:
Erstlich der Stat Prag Hauptmann mit seinen Haufen in Schwarz gekleidt, mit geschachten Ermlen, eschenfarb und schwarz, so Schiesszeug on Harnasch geführt haben |
CCL Pferd. |
Darnach der Stat Prag gerüste Pferd, Spiesser, auf fränkisch in Schwarz gekleidt, deren Pferd all eschenfarb leinen Halskappen, gelb und schwarz vergittert, angestrichen, gehabt haben |
XL Pferd. |
Nachfolgend das beheimisch Landvolk vom Adel und ander durcheinander vermischt, allerlei Farben, doch mehrer Teils schwarz |
LXXXVI Pferd. |
Mehr Beheim in Schwarz gekleidt, durch einander gemischt |
CVIII Pferd. |
Der Molzan gerüst in Blau, Gelb und Rot, strichweise, überzwerch abgeteilet |
XII Pferd. |
Mehr beheimisch Volk mehrer Teils in Schwarz gekleidt |
CXLIIII Pferd. |
Darnach Herr Lew von Rosental, Burggraf, in Leberfarb, mit grün verprembt und Gelbstrich überzwerch in den Ermlen und grüne Käppel alles Schüzen |
CCCLXXXII Pferd. |
Mehr beheimisch Volk |
XXXII Pferd. |
K. Mt. zu Beheim Hofgesind.
Markgraf Casimiern von Brandenburg Haufen, gerust Schüzen Pferd, all in Schwarz gekleidt.
Des Bischofen von Trient Haufen, auch gerüst Schüzen Pferd, in Schwarz gekleidt |
XL Pferd. |
Allerlei Hofgesind, gerüst Schüzen Pferd, durch einander in Schwarz gekleidt |
LIIII Pferd. |
Darnach der Herren von Rosenberg Haufen, als k. Mt. Hofgesind, gerüst Schüzen Pferd in Leberfarb gekleidt, eschenfarb Ermel, mit leberfarben geschaehen Strichen |
CXX Pferd. |
Der niederösterreichischen Lande, als Österreich unter und ob der Enns, auch Steyr und Kärnten gerüst Schüzen Pferd, all in Schwarz |
LXX Pferd. |
Der bemelten Lande gerüst Spiesser, auch all in Schwarz gekleidt |
CCC Pferd. |
Allerlei Hofgesind, gerüst Spiesser durcheinander in Schwarz gekleidt |
CLX Pferd. |
Nachfolgend der Grafschaft Tyrol Rüstung, alles Spiesser in Schwarz |
L Pferd. |
K. Mt. X Edelknaben und Pferd |
XXII Pferd. |
Beheimisch Herrn, auch Herrn vom Hofgesind gerüst durcheinander |
LXXXXIII Pferd. |
Der Kunigin teutsch Trummetter sampt einem Heerpauker |
VII Pferd. |
Der k. Mt. Trummetter sampt Irer Mt. Heerpauker |
X Pferd. |
Etlich mechtig Herren aus Beheim, wohl bekleidt |
XXXII Pferd. |
K. Mt. Eerholden und Persevanten, in iren Persevantkleidungen |
III Pferd. |
Herr Jaroslaus von Schellenberg, oberster Cammerer der Cron Beheim, so k..Mt. in Abwesep, des obersten Marschalchs bemelter Gron Beheim das Schwert geführet hat |
I Pferd. |
Darnach k. Mt. zu Beheim, in iren Küriss und seiner Gemahl die Kunigin neben einander |
II Pferd. |
Neben Iren beiden Mt. sein gangen fünfzig Trabanten mit iren Hellenparten, all vom Adel, in schwarz Wappenröcken gekleidt
Nachfolgend der Kunigin Jungfrauen in Schwarz |
XII Pferd. |
Derselben Jungfrauen Diener in Schwarz |
XX Pferd. |
Der Kunigin Senfften Schwarz |
II Pferd. |
Der Kunigin Frauenzimmer sampt etlichen beheimischen Frauen und Jungfrauen vom Adel zehen Wägen, an jeden Wagen IIII Ross, thut |
XL Pferd. |
K. Mt. Hertschier und etlich gerust Nachtraber alles Spiesser in Schwarz |
CXXX Pferd. |
Beheimisch Schüzenpferd, die ersten in Braun und die andern in Schwarz |
CXL Pferd. |
Mehr etliche Pferd in Leberfarb mit eschenfarben Ermein und gelb und braun burgundischen Crenz von Esten darinnen |
XXX Pferd. |
Mehr etlich in Goldfarb mit Blau verbrembt |
XX Pferd. |
Noch etlich Hofgesind, in Schwarz durch einander vermischt |
LX Pferd. |
Zuletzt vier Komelthier, zwei geladen und zwei ungeladen. |
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Über und ausserhalb vor angezeigter Anzahl Pferd ist viel k. Mt. und derselben Gemahel Officier, Hofgesinds, gerüst und ungerüst, voran eingeritten, angeschlagen auf |
CCCC Pferd. |
Item viel Landvolk vom Adel und andern, so auch k. Mt. entgegen geritten und voran wiederum eingezogen sein, angeschlagen auf |
CCCC Pferd. |
Und so nun solche Pferd alle zusamm gerechnet werden, so thun die in einer Summa nemlich |
III.M.CCC.LXXXI Pferd. |
Item es sein auch k. Mt. und derselben Gemahel auf ein Viertel Meil für die Stat Prag entgegen gangen bis in III.C. Juden, köstlich in Samet, Tamast und ander seidin Gewand und mardrin Schauben gekleidt, auch zum Teil in iren geistlichen Habiten und ir Preceptor köstlich mit guldin Tuch und edelen Gestein umbwunden und gezieret, unter einen Himmel entgegen getragen, auch zwo ir eigne Cantreien gehabt, die auf Hebreisch in Figurativis und sunst nach irer Manier gesungen haben.
Und als k. Mt. zu dem ersten Thor der Stat Prag kommen ist, haben Burgermeister und Kat der Alten und Neuen Stat Ir k. Mt. empfangen, die Schlüssel Überantwort und die Obristen der Stat zu beiden Seiten an k. Mt. Stegreif gegriffen und Ir Mt. also durch die Altund Neustat bis auf halbe Brücken, so über die Molda gehet, beleit und gedient, darnach Ir Mt. verlassen und wiederum hinter sie getreten, daselbst haben Burgermeister und Rat der Kleinen Seiten zu Prag Ir Mt. gleicherweise wie die anderen empfangen, die Schlüssel überantwortet und Irer Mt. auch an die Stegreif gegriffen und bis zu End irer Stat der Kleinen Seiten gedient und beleit. Daneben so seind ob II M. Mann, Burger und Inwohner der Alten und Neuen Stat Prag auch der Kleinen Seiten, daselbst von der ersten Posten an durch die Gassen und über die Brücken bis zu End der Kleinen Seiten, einer an den andern in iren Harnasch und ir ein grosse Anzahl in ganzen Kurissen angethan gestanden mit iren Zunftpanier und Fanen, Panessen, Büchsen, AIund Schweinspiessen auch andere Weren und sich auf zwo Seiten ausgeteilt, also dass k. Mt. mit derselben Gemahl sambt den ganzen Haufen, gleichermassen wie zum Kuttenberg auch beschehen, zwischen inen einreiten haben müssen.
Nachfolgend haben die von der dritten Stat, so auf St. Wenzelsberg hinter dem Schloss liegt, Hratschen genannt, Ir k. Mt. gleichermassen wie die andern empfangen und die Priesterschaft von dem hohen Stift Sant Veits Kirchen, darinnen Sant Wenzels Capellen ist, mit der Process entgegen gangen und Ir k. Mt. sambt derselben Gemahel bis in das Schloss und in berürten Stift geführt und beleit, da haben k. Mt. Cantrei das Te Deum laudamus und ander gesungen, dazwischen ist die Nacht eingefallen, Kunig und Kunigin in ire Gemach gezogen, darmit hat der berührt Einzug sein Endschaft genommen.