174. Instruction Ferdinands I für Sigmund Ludwig von Polheim an die Herzöge von Bayern: Der König lässt die Herzöge vor Umtrieben mit dem Gegenkönig Johann in Ungarn und vor Hilfeleistung für denselben warnen.

dd. Olmütz 24. April. 1527. Gleichzeitige Kopie im k. geh. Staatsarchiv zu München. 50/3, fol. 204.


[Dieses in das folgende Aktenstück gehört eigentlich nicht in den zweiten Landtag des J. 1527; da es jedoch Kunde gibt, in welche Stellung durch die zu Gunsten Ferdinands erfolgte böhmische Königswahl und durch die darauf folgende Krönung Österreich und Baiern zu einander gerieten, haben wir den Abdruck dieser zwei Aktenstücke an dieser Stelle für zweckentsprechend gehalten].

Ferdinand von Gottes Genaden zu Hungern und Beheim etc. Kunig, Infant in Hispanien, Erzherzog zu Osterreich, Herzog zu Burgundi etc. Römischer kaiserlicher Mt. im heiligen Reiche Statthalter.

Instruction, was der edel unser lieber Getreuer Sigmund Ludwig Herr zu Polheim unser Rath von unsern wegen bei den hochgebornen unsern lieben Freundten Herrn Wilhelmen und Herrn Ludwigen Gebrüdern Pfalzgraven bei Rhein und Herzogen in Obern und Niedern Bairn, samentlich oder ihr einem allein in geheim handeln soll.

Erstlich nach Überantwurtung unsers beiliegenden Credenzbrief soll er ihnen anzeigen und zu erkennen geben unsern sondern geneigten freundlichen Willen, den wir zu ihnen als unsern lieben Vettern und gesipten Blutfreunden tragen, und ferrer vermelden: wiewol sich verschiener Zeit, als wir durch Schickung und Willen des Allmächtigen von Ständen unserer Cron zu Beheim einhelliglich zu ihrem Erbkonig erwählt und publicirt worden sein, ihre Räth und Gesandten als Gregoru von Losenstein und Caspar Wintzerer unsern Pfleger zu Durnstein, zu uns gen WTien geschickt, uns zu solcher unser Ehre und Würde unser kuniglichen Chron Glück wünschen und sich dabei entschuldigen, dass sie uns zu wider nit umb bemelt Chron werben und handlen hätten lassen, mit sondern hohem Erbieten, dass sie als unser getreue Vettern und nächst gesipt Blutfreund zu uns sonder Zuflucht haben und treulich setzen wollten, des wir uns dann nit weniger hinwiederumb zuthuen freundlich angeboten haben, und so sie in solchem ihrem erbieten beharren und mit dem Werk erzeigen, noch gern und nit weniger dann weilend unser lieber Herr und Anherr Kaiser Maximilian hochloblicher Gedächtnus gegen ihren Vätern und ihnen gethan hat, freundlich, genädiglich und gern thun wollen; so sei doch hierüber an uns für wahrhaftig gelangt, dass bald darnach ihrer Lieb Diener zu Hungern bei Graf Johannes von Zips etwan Weywoda in Siebenburgen, der sich itzo nennt Kunig zu Hungern, gewesen, mit demselben er gehandelt und practiciert hab, das uns, unserer freundlichen liebsten Gemahel an unser Erbgerechtigkeit unser Chron Hungern zu Nachtheil kommen solle. Dann bemelter Weywoda und sein Anhang lassen sich hören und vernehmen, dass sie vom Reich und sonderlich ihnen den von Bairn Vertröstung haben, dass der Weywoda nit verlassen, noch uns wider ihne kein Hilf gethan werden soll.

Nun haben wir aber solchem keinen vollkommen Glauben geben wollen, sonder bedacht, die bemelten unsere Vettern wurden betracht haben obgemelte Sipschaft und Frundschaft, darinnen wir gegen einander steen, darzue unser und unser Gemahel göttliche und gegründte Gerechtigkeit und ordentliche Erwählung und auch der bemelt Weywoda, wo er gleich angeirrt unser in unserm Erb sein und beleiben sollt, dem Türken Widerstand zu thun ganz zu schwach und unvermüglich wäre, daraus nit allein uns und ihren Lieben als den, so dem Türken am negsten mit ihren Königreichen, Fürstenthumben, Landen und Leuten gesessen sein, sonder auch dem Römischen Reich merklicher und verderblicher Schaden verfolgen möchte. Aber über das, wie jetzt gemelt, ist uns für glaubwürdig angelangt, haben auch des gut Kundschaft, dass nachmaln Caspar Wintzerer auch in Hungern bei genanntem Weywoda gewesen seie, Dienst bei ihme angenommen und solcher Meinung von ihm abgescheiden sein solle, dass er demselben Weywoda nit allein bei gedachten von Bairn, sonder auch itzo auf dem Reichstag zu Regenspurg bei andern Churfursten und Fürsten sein bose Sach verglimpfen und Hilf und Beistand erlangen wolle. Welche Handlung, als wir wol abnehmen und erachten, derselb Wintzerer beschwerlich ausserhalb ihrer Lieb Vorwissen thun hab mugen, des uns auf sie nit wenig verwundert, dann wir ihren der je kein Ursach geben, unsere Vorfahrn haben es auch nit verschuldet, dann meniglieli wisse, ob das Haus Osterreich wol oder übel an dem Geschlecht von Bairn gethan hab.

Und soll darauf gedachter unser Rath an dieselben von Bairn mit sonderm Fleiss begehrn, dass sie zuvorderist gemeiner Christenheit Ehre und Wolfahrt, so auf diesem Handel ruet, wo wir gedacht unser Chron Hungern in ruhige Possession bringen und hinwiderumben, so uns darinnen Irrung und Verhinderung beschehen sollt, den verderblichen Schaden unser und unser Gemahel götliche Gerechtigkeit und unser Sippschaft und Frundschaft, in der wir gegen einander stehen, zu Herzen fürn, und bemeltem Weywoda seins Furbringens, Ausuchens, wo es an Ihr Lieb beschehen wäre, oder noch gelangen würde, keinen Glauben geben, noch auch einich Volk aus ihren Fürstenthumben und Landen uns zu Nachtheil demselben Weywoda zuziehen, noch sich mit dem wenigisten wider uns nit bewegen lassen, Hilf und Furschub zuthun, darzu auch des ihren Dienern furter nit gestatten, sonder sich gegen uns halten und erzeigen, wie wir gegen Ihren Liebden zu thun willig und begierig sein. Dann wo wir von ihren das Widerspiel verstunden, des wir uns doch zu inen gar nicht versehen, hätten sie gut zuerachten, dass uns Ursach gegeben wurde, ein nachgedenken ze haben, wie wir uns vor solchem enthalten möchten; dass sie demnach solches alles wol bewegen und sonderlich bedenken, was gemeiner Christenheit an diesem Handel gelegen seie. Dann so uns Hilf von Ihren Liebden und andern, wie wir uns ihrem höchsten Vertrösten nach versehen, beschiecht und wir durch die unser Chron Hungern ruhiglich innen haben, seien wir der Hoffnung zu Gott, dieselbig also zu stärken und zu besetzen, dass die Christenheit mehr dann in langer Zeit nie beschehen ist, von dem Türken gegen teutschen Landen ein tapfere Vormauer haben solle. Und wo hierüber der bemelt Weywoda auf itzigem Reichstag ichts practiciern und handlen lassen wollt, dass sie solchs ihrs Theils zum besten verhüten, dem kein Stat geben, sonder auf itzigem Reichstag verhelfen, dass uns statliche Hilf gethan werde. Des wollen wir uns zu ihnen versehen und ganz frundlichen gegen ihnen hinwiederumb beschulden und vergleichen.

Und was demselben unserm Rath zu Antwort begegnet, des soll er uns unverzogenlich berichten. Daran thut er unser ernstlich Meinung. Geben in unser Stat Olmutz den XXIIIIten Tag Aprilis anno etc. im XXVIIten unserer Reiche im ersten.

Und dieweil wir auch vor uns haben in kurzer Zeit einen Zug in unser Cron Hungern wider den Türken zu thun, zu welchem wir für unser Kriegsvolk einer treffenlichen Profant und Schiffung notturftig werden, soll sich gemelter unser Rath an seinem Hinaufziehen gen Regenspurg zu dem Bischof zu Passau verfügen und mit seiner Lieb handeln, dass dieselbig uns zu sonderm frundlichem gefallen bei seinen Unterthanen an den Wasserstromen des Inns und der Thunaw ernstlichen verfügen wolle, dass sie in unser Feldlager Profant gegen guter Bezahlung zufürn und sonderlich bei den Schiffleuten, welche nit Profant zuverkaufen oder die Zufurn haben, bestellen, dass sie mit ihren Schiffen gen Osterreich fahren, daselbst werde ihren Profant gegen gebürlicher und zimblicher Bezahlung zufürn aufgeben, auch ihre Schiff bezahlt. Dergleichen Meinung soll er auch mit dem von Eegenspurg und nachmaln mit den Fürsten von Bairn obgemelt zum fleissigisten handlen und was er an idem Ort für Antwort erlangt, solches unserer Raitkammer zu Wien berichten. Actum ut supra.

Ferdinand

Vt. Harrach,

Ad mandatum domini regis proprium

Canzler.

J. Ferenberger.





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