175. Antwort der Herzöge von Bayern auf die Werbung des Herrn von Polheim, Gesandten des Königs Ferdinand I: sie leugnen, dass sie zum Nachtheile der Ansprüche Ferdinands und seiner Gemahlin mit dem Gegenkönige in Ungarn verhandelt hätten; Konrad Posnitzer sei dahin nur darum gesendet worden, um die Lage der Dinge wegen der zu leistenden Türkenhilfe auszuforschen; Kaspar Wintzerer sei ohne ihr Vorwissen nach Ungarn gegangen; für Ferdinand wäre von Nutzen gewesen, wenn er den Regensburger Reichstag persönlich besucht hätte.

dd. München, 26. Mai, 1527. - Konzept im k. geh. Staatsarchiv in München, 50/3 fol. 208.

(Gedruckt in den: "Quellen zur bayrischen und deutschen Geschichte". Bd. I. S. 43.)

Auf den Befelh, Credentz und Instruction des durchlauchtigen Fürsten, Herrn Ferdinanden zu Hungern und Beheim Königen und Erzherzogen zu Osterreich, an uns Herzog Wilhelmen und Herzog Ludwigen Gebrüder, Pfalzgrafen und Herzogen in Obern und Niedern Bayrn durch den edlen unsern besonder lieben Sigmunden Ludwigen Herrn zu Polheim anheut gelangt, geben wir nachfolgende Antwurt.

Erstlich bedanken wir uns gegen Seiner kon. Würde, als unserm freundlichen lieben Herrn und Vettern, des geneigten freundlichen Willens, so Sein kon. Würde gegen uns als derselben gesipten Blutfreunden tragen. Dagegen sich auch Sein kon. Würde bei uns nit weniger aller freundlicher und vetterlicher Willfahrung und Willens gänzlich versehen und wo wir Seiner kön. Würde dienstlichen Willen beweisen mögen, sein wir zu thun urpietig, wie dann Seiner k. Würde bishere durch uns mehrmals erzeigt und angeboten worden (und sich söllichs Jhr kon. Würde selbs zu erindern hat).

Zum andern tragen wir nit wenig Beschwerden, dass durch die jenen, so vielleicht zwuschen unser beder Seiten Unfreundschaft und Widerwillen erwecken wollten, in Ihr königlich Würde getragen worden, dass wir unsern Diener bei weilend dem Weywoda aus Siebenbürgen, wellicher sich itzt König zu Hungern schreibt, gehabt und mit demselben das, so wider Sein kon. Würde und derselben Gemahl an ihrer beder königlichen Würden Gerechtigkeit an der Cron zu Hungern zu Nachtheil reichen, practiciert und gehandelt haben sollten; dann sollichs durch unsern Diener nit gehandelt, noch zu handeln Befelh gehabt hat.

Aber das ist wahr, als wir Herzog Wilhelm auf dem Tag zu Esslingen gewest und von der eilenden auch beharrlichen Turkenhilf sambt andern Churfürsten und Fürsten handlen wollen und daselbs durch die Churfürsten und Fürsten und der abwesenden Ortschaften für gut angesehen, dass sich die anstossenden Fürsten des Türken und aller Kriegsgelegenheit in Hungern erfahren sollen, damit dest stattlicher auf dem Tag zu Regenspurg von einer Hilf gerathschlaget werden möchte, wie dann sollichs der genannte Abschied mit ihme bringt. Haben wir also die Fürsten, denen des Türken Überzug auf dem Hals auch liegt, und dass wir zu Widerstand dem Türken nit weniger dann einicher ander christenlicher Potentat nach allem unserm Vermugen begierig und geneigt sein, auch mit einem Grund die Notturft dest stattlicher handeln möchten, unsern Diener, Chunraden Pesnitzer, so ein lange Zeit in Hungern gedient und derselben Art, Wesen und Gelegenheit weiss, nit heimlicher oder verdächtlich, sonder durch Seiner kon. Würde Erblande offenlichen mit zweien gleichlautenden in teutscher und lateinischer Sprachen offnen Befelhen und Credenzen gen Hungern zu ziehen gefertigt, sich daselbs bei menigelichen und jedes Stands Personen, soviel ihme muglich wäre, zuerkundigen, wieviel und an wellichen Enden der Turk die Päss eingenommen, was sein Furnehmen und wie demselben zum erschiesslichsten Widerstand besehenen und was allenthalben zu einer eilenden oder beharrlichen Hilf die Notturft sein möchte. Wie dann solicher unser Diener an seinem Heraufreiten wieder durch die österreichischen Lande gezogen und Ihr kon. Würde Regiment zu Wien seinen Befelh entdeckt und Abschrift zugestellt hat. Ist auch durch gedachten unsern Diener anders oder mehrers und sonderlichen Seiner kon. Würde zuwider mit practiciert oder gehandelt worden; welches auch ihrer kön. Würde änderst berichten wollte, demselben solle dieselb Ihr Würde keinen Glauben geben, dann wir sein des fürstlichen Gemüts und Verstands, dass wir in dem und anderm, was uns zu thun oder zu lassen zustehet, zu bedenken wissen.

Desgleichen zeigen wir mit gutem Glauben an, dass Caspar Wintzerer on unser Wissen, Willen und Erlauben gen Hungern gezogen und ob sich derselb gleich wol angemast hätte, dass er bei uns oder andern Fürsten auf dem Reichstag zu Regensburg des Weywoda Sachen gelimpfen und Hilf und Beistand erlangen oder bewegen wollte, des wir doch kein Wissen tragen, sollten doch Ir kon. Würde mehr bedacht haben, dass wir bishere nit so beweglichs Gemüts gespürt werden, dass wir viel einen höhern oder mehrern, wir geschweigen Casparn Winzerer, uns bewegen Messen. Und mugen uns gleicherweise wie Ihr kön. Würde nit genug verwundern, dass dieselb abnehmen und erachten solle, dass Caspar Wintzerer beschwerlich ausserhalben unsers Vorwissens solliche Handlung thun hab mugen, so doch Ihr königliche Würde wissen, dass der gedacht Wintzerer von unsern wegen nit gen Prag gezogen, dass er auch, wie wir seithere Bericht empfangen, bei Ihrer kön. Würde durch Sigmunden von Dietrichstein oder ander umb Dienst angesucht haben sollte, und dass ihme deshalben von Prag aus ausserhalben unsers Willens, Wissens und Erlaubens (wie an ihme die Wahrheit ist) gen Hungern zu ziehen nit beschwerlich gewest ist, dass auch Ihr kon. Würde gar kein Ursach oder Anzeigen hat, sölichs ihr Achten und Abnehmen von uns furzufassen; dann wie wir und unsere Vorfordern uns bei Ihrer kon. Würde Brüdern, unserm allergnädigisten Herrn und Vettern, dem Römischen Kaiser, auch bei weilend derselben kais. Mst. und Ihrer kön. Würde Ahnherren und Urahnherren, auch andern Fürsten von Osterreich, und sonderlichen gegen Seiner königl. Würde bishere in wenig Wege gehorsamlich, dienstlich und vetterlich bewiesen, ist Ihrer kuniglichen Würde on Zweifel und meniglichem wissen, desshalben von Unnoten nach lengs zuerzählen. Wollten auch nichts liebers sehen noch hören, dann dass Seiner kön. Würde und derselben Gemahl alles, des sie Fug und Recht haben, nit allein zu Hungern, sonder allenthalben, on Krieg und Aufruhr erfolgte; darinnen wir nit allein beeder Ihrer königlichen Würden, sonder auch gemeiner Christenheit Wolfahrt zu bedenken vor Augen haben. Und obgleich einich Anlangen von dem Weywoda an uns beschehe, wollen wir uns doch jeder Zeit, als christenlichen ehrlichen Fürsten wol geziempt, und gegen Seiner königlichen Würde vetterlich beweisen und halten.

Dass wir aber auf vergangem Reichstag zu Regenspurg verhelfen sollten, dass Seiner konigl. Würde ein statliche Hilf gethan wurde, wissen numals Sein konigl. Würde, wellicher Gestalt der Reichstag besucht und ein Abschid gemacht worden; hätten uns aber gänzlich versehen, Sein kon. Würde sollten den Reichstag vor allen andern Geschäften in eigner Person besucht haben, wie wir auch aus Seiner kon. Würde Schreiben uns Herzog Wilhelmen jungst des Reichstags halben beschehen, nit änderst verstehen mugen, haben auch darauf mit Ankunft unserer Personen verzogen und endlich entschlossen gewest, alsdann und sobald auch gen Regenspurg zuverreiten, und wollten mit allem Fleiss umb Hilf angehalten und verholfen und sonder Zweifel, wo Sein kon. Würde vorhanden, etwas stattlichs verricht und erhalten.

Das alles haben wir Ihrer königlichen Würde auf ihr Ansuchen und gethane des von Polheim Werbung vetterlicher und ganz getreuer Meinung nit verhalten wollen.

Geben zu München unter unserm furgedrucktem Secret auf 26. Tag May Anno xxvii.

Zusatz:

Dann das lezt Begern den Zugang der Provant und Schiffung belangend, wollen wir Seiner kun. Würde darin keine Verhinderung thain und uns derselben zu dienstlichen Gefallen halten.




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