JOACHIMSTHAL, 21. Januar 1547. - Orig. im k. k. Statthalt.-Arch. zu Prag. Milit. 1520-1549.

Gestrenge etc. - Herren. Heut ist mir abermalen ein Kundschafter zukommen, so in dem churfurstischen Leger zu Leipzig gar in dem Ziegelstadl, das man des Churfursten Leger nennt, aber doch selber nicht darinnen ist, gewesen, anzeigund fast die Meinung, so ich gestern E. G. zugeschrieben. Erstlich, dass der Churfurst jetzo an verschienem Sonnabend, nicht weit von Roten in einem Sitz dem von Weispach seiner Rate einem gehorig, ein Meil ungefer von Leipzig selber gelegen, und hat viel Volks bei sich, das solle allenthalben umb sich streifen, auf dass Niemands hinzu kann kummen. Und die Stadt Leipzig sei hart an vielen Enden belegert, aber doch gegen einem grossen Haus an der Stadtmauer steund, wiss aber nicht, obs ein Collegium oder Traidhaus sei, daselbst hat man aus des Wilhalmen Thumbschirn Leger mit dem grossen Geschutz heftig hineingeschossen, viel Löcher gemacht, und ein hoher Thurn, der Henkerthurn gennant, auch zerschossen. Doch aus der Stadt, aus dem obbemelten langen Haus, haben sie trefflich wiederumben herausgeschossen und viel churfurstisch Volk beschedigt und weren sie haftig hart. Die Menig und Sterk des Churfursten hab er nicht eigentlich erfragen mugen, noch fragen dorfen; man sagt auch ungleich, eines Theils sagen zwanzig funf, und zwanzig und acht und zwanzig Tausend und sonst mehr und weniger, doch die meisten schatzens auf funf und zweinzig Tausend, und zeucht taglich mehr zu und das meist Landvolk. Er hab aber viel armes schwachs und kranks Volks darunter gesehen, also sei er am verschienen Suntag fruhe wieder abgeschieden und zwen Tage verborgen unterwegs müssen liegen.

Die Strassen und Walde gegen den Praitenbrun sein alle, wie ich gestern geschrieben, von neuem aufs heftigist verhauen, dann ich eigen Leut draussen gehabt, hab auch derhalben zum Schosser zu Schwarzenburg geschickt und Ursachen des Verhauens zu wissen begehrt, des ich Antwurt noch gewartund bin, welch ich alsdann E. G. ohn Verzug zuschreib. Damit thu ich mich E. G. gehorsamb befelhen.

Geben in Joachimsthal den 21. Jänner 1547.