89. Dobré zdání o tom, co by císaři Rudolfovi II. předložiti se mělo v příčině léčení jeho choroby, v příčině nebezpečí, jež hrozí domu Rakouskému volbou krále Římského, o kterouž umlouvá se král Francouzský s protestantskými stavy říšskými; o možné ztrátě království Českého a Uherského i dědičných zemí Rakouských, kdyby císař sám neustanovil následníka z členů domu svého; konečně v příčině povážlivých následků, které by mělo vypovězení kapucínů z Prahy, od "pikardů" nastrojené.
1600, v říjnu. — Souč. opis t arch. c. k. minist, vnitra ve Vídni. I. A 1.
Discurs, wessen Ihre Mt. allerunterthänigst zu ermahnen sein möchten.
Erstlich Ihrer Leibesgelegenheit halben wären Ihre Mt. vielfältig und durch unterschiedene modos zu bitten, ein kleine Cur einzuwilligen, nicht dass Ihre Mt. noch zur Zeit einigen Mangel haben (dann Ihre Mt. kein Krankheit erkennen), sondern damit Sie in das künftig etlichen schweren Zufällen, so aus den Astris und der Natur Ihrer Mt. angedräuet und von Astronomis und Medicis vermuthet werden, bei Zeiten begegnen und vornehmlich den Schwindel, so sie bereits merken und ein grössere Krankheit verursachen dorft, füglich hinwegtreiben könnt, mit Anmeldung, dass die Medici gewiss darfür halten wollen, wo Ihre Mt. nicht jetzund praeservativa brauchen, das Sie hernach schwerlich zu curieren sein und in grosse Befahrung gerathen müssen, da doch die Medici wiederumb gewisse Hoffnung machen, wann Ihre Mt. ein wenig folgen, das dardurch aller Forcht und allem Unglück gewehret sein soll. Dabei man auch anzeigen kann, dass die böse Weiber grosse Schuld an Ihrer Mt. Blödigkeit tragen, und Ihr Mt., wann die Weiber ein wenig eingezogen und befragt werden, mit ihrer höchsten Verwunderung die Wahrheit bald im Werk zu befinden haben.
Zum andern muss man Ihrer Mt. anbringen, was grosse Gefahr im Reich anhanden sein und wie sich die Kalvinisten mit Wählung eines römischen Königes wider Ihre Mt. also weidlich gebrauchen lassen, dass etweder ihnen dennägsten gewehrt werden oder Ihre Mt. bald ein Gesellen und dazu seinen und seines Hauses Feind beneben oder über sich sehen müssen.
Dem sei aber anders nicht zu wehren, wenn man alle Mittel und Rathschläg erwägt, als dass Ihr Mt. ihnen vorlaufen und vor ihnen durch Hilf der getreuen Churfürsten (dazu sie itzund erwünschte Gelegenheit haben, aber wann einer oder ander sterben und der Administrator in Sachsen in Kurzem abtreten sollt, wiederumb verlieren können) ein römischen König aus ihrem Haus benennen und wählen lassen, dann also und nicht änderst all Practiken des Gegentheils im Grund verlöscht und sie hernach still zu stehen gezwungen werden.
Sollten aber sie vorkommen, so war hernach kein Rath, den aufgeworfenen und eingesessenen König und vornehmlich, wann es der Franzos sein sollt, wiederumb aus dem Nest änderst dann mit Teutschlands und unsern gemeinen Verderben, aber mit des Türken höchstem Glück, zu verjagen.
Bleibe dann derselbe König, so sei es umb das Haus Österreich und die Religion zu thun, und werd Ungern, Bohemen und Österreich verloren, dann man weiss, wie die Kalvinisten und Pikarder, wie auch die Franzosen dem Haus Österreich zum höchsten Feind sein.
Hergegen wann Ihre Mt ein Successorem von den Ihren benannten, will man Ihrer Mt. durch drei Churfürsten und des Successoris Eid und Pflicht versichern, das Ihr (sie verehlichen sich gleich und bekommen junge Herrschaft oder nicht) diese Wahl ohn allen Schaden sein und Sie und Ihre Kinder (wann sie dieselbig erlangen) bei der kaiserlichen Hoheit ohneingetragen und ohneingeredt bleiben sollen, welches gewiss ist.
Derhalben Ihr Mt. kein Bedenken haben oder ichtwas verargwohnen können, und so viel mehr zu Erhaltung Ihrer selbst und Ihres Hauses, auch gemeiner Christenheit Wohlfahrt mit dem Werk drungenlich fortzueilen haben.
Zum dritten ist Ihrer Mt. stark anzubringen und zu bitten, sich von Pikardern nicht verführen zu lassen, dass sie etwas wider die Kapuziner (sie können dann ein Untugend uf sie erweisen) uf ein oder andern Weg furnehmen, daraus Ihr Mt. ohnfehlbarlich nichts anders zu gewarten sei, als erstlich dass die päpstliche Heiligkeit und König aus Hispanien Ihr Mt. vor unkatholisch halten und all ihr Herz und Freundschaft von ihr abwenden, sonderlich aber in jetziger türkischer Noth sie mit Hilf verlassen und also Ihr Mt. aus ermangelter Hilf Ungern, Österreich und alles in die äusserste Gefahr setzen, zum andern dass die teutsche katholische und unkatholische Fürsten Ihr Mt. allein derhalben vor blöd im Haupt verargwohnen und sich von allem Gehorsamb abziehen, auch die Unkatholische mit dem römischen König desto mehr fortfahren werden, inmassen bereits allein wegen Ihrer Mt. Vorhabens mit den Kapuzinern sonderlich die Unkatholischen sich nicht scheuen, Ihr Mt. öffentlich (aber Gott Lob mit Unwahrheit) vor unsinnig auszuschreien und allerhand Praktik nnd Conspiration wider Ihre Mt. zu machen, dessen allein dies die Schuld in Wahrheit ist, dass böse Leut und Ihrer Mt. eigene Diener vielleicht hinaus schreiben, was Ihre Mt. gegen den Kapuzinern zu thun gemeint haben, welches billich Ihre Mt. wohl beherzigen soll.
Zum dritten haben Ihre Mt. aus der Kapuziener Hin(weg)weisung zu gewarten, dass sie Gott hochlich erzürnen, wenn sie unschuldige fromme Leut hinwegjagen, und zum vierten, dass alle katholische in und ausseil Behemen und in und ausser Hof ihr Herz von dero wenden und mit den frembden Gesandten und Oratoribus gar haufenweis von Hof abziehen, wie zum fünften, dass Ihre Mt. im Reich aus diesem Bxempel in mehrern Verdacht kommen werden, als hätten Sie gleichem)assen wie mit den Kapuzinern also auch mit Herrn Rümpfen und Herrn Trautson aus Hauptsblödigkeit gehandlet, welches man jetzund ausdrucklich an den unschuldigen Kapuzinern sehe.
Wann aber dieses alles nicht erichtet, sondern bereits allenthalben gesungen und gesagt wird, so haben Ihr Mt. ihr kein andere Rechnung zu machen, als wenn Sie fortfahren, dass Sie sich selbst zum höchsten verletzen und in Gefahr bringen, und doch hergegen einige Hilf oder Nutzen nicht befinden, sondern ein Weg als den andern in ihrer Perturbation stecken bleiben werden.
Ob nun rathsam sei, dass Ihr Mt. wegen der Kapuziner und eines schlechten auf sie geworfenen Verdachts sich, Ihr Haus und die ganze Christenheit in die äusserste Noth verstürzen und den Unkatholischen im Reich zum Ungehorsamb und Wählung eines frembden Kaisers, aber den Türken zu mehrer Einbrechung in Ungern, Österreich und Teutschland Ursach geben und gleichsamb die Thür aufsperren und sich selbst verschreien, das stellt man zu Ihrer Mt. kaiserlichem höchstem Verstand und bittet allein solches allergnädigist zu erwägen und den falschen Einbildungen, so Ihr von Pikardern wider die Landsordnung und mit Unwahrheit eingebildet werden, kein Statt zu geben, und darfur gewiss zu halten, das solche pikardische Praktik nicht wider die Kapuziner, sondern wider Ihre Mt. und dero Wohlfahrt endlich gericht sein. Dann nicht die Kapuziner, sondern die Pikarder unbillich vorgeben, als wollten die Katholischen Ihrer Mt. mit Austreibung der Kapuziner nicht gehorsamen, dann alle Katholische Leib und Blut vor Ihrer Mt. aufzuwenden und in allem zu gehorsamen eiferig willig sein, aber allein Ihrer Mt. äussersten Schaden verhüten und zuvor sie dessen erinnern und doch heruach thun wollen, was treuesten allerunterthänigisten Dienern gebührt.
So wissen Ihre Mt. ohne das, was für treue Diener sie an Katholischen haben, dergleichen sie an Pikardern nimmermehr befinden werden, dessen sie sich versichern und die Sach mit kaiserlichen reifen Rath bedenken wollen; darumb allein allerunterthänigist gebeten und ferners nicht gesucht wird, als einig und allein Ihrer Mt. Ruhmb, Ehr, Wohlfahrt und Gehorsam, daran Ihre Mt. nicht zweifeien sollen.