372.

[V Praze, 14. května 1611.]



Dolnolužičtí vyslaní na sněmě předkládají gravamina: Protiprávní nařízení, která dávají děkanovi budyšínskému církevní jurisdikci v Dolní Lužici, mají býti revotována a Dolní Lužice má dostati majestát na náboženství; má se učiniti náprava při nakládání s rukojmími za dluhy císařovy; k německým expedicím mají se bráti osoby z inkorporovaných zemí; má přestati neoprávněné zasahování do domácího soudnictví; kancelář a appellace mají všechno rychle vyřizovati a nedělati stranám škod průtahy a odklady, které se odstraní přibráním německého vicekancléře; nepořádek v taxách má přestati; úřad zemského fojta má se obsazovati domácími osobami; má se odstraniti nepořádek ve věcech mincovních; fojt má míti právo, když je třeba, svolati dva sněmy; bez vědomí zemí nemá se vésti válka a klásti vojsko do země; úprava braniborských hranic a přehrady u Beeskowa a Fürstenwalde se mají provésti; policejní řád se má upraviti jako v druhých zemích. Přidávají se speciální gravamina úřadu týkající se děkana budyšínského, instrukce pro zemského fojta, nápravy při placení daní a řízení exekučním, nesprávného vyřizování věcí dvorem, kanceláří a komorou a žalob na úřední osoby.

Kopie v archivu ministerstva vnitra, dříve místodržitelském: L 34 nenalezeno; opis v zemském archivu.

Der niederlausizschen stende gravamina.

Demnach itziger er (sic) dechant zue Budissin wieder gemeines landes ubung und freihait unlengst kaiserliche patenta und rescripta snbreptitie ausgewürket, darin er wieder alten hergebrachten brauch neuen streit erwegen und in spiritualibus sich in die niederlausizische iurisdiction einspielen und gleichsamb über die pfarlehen, geistliche beneficia, kirchordnung, auch in ehesachen einer vermeinten administration, daran unsere vorfahren noch wir das geringste ihme nit gestendig, unterziehen wollen, bitten die niederlausizische stende, das solche wiederwertige edicta cassiret, aufgehaben und gedachtem dechant wegen solcher unbefüegten eingrieffe und tätlichen anmassung gebührliche inhibition beschehe, auch dieses land gleich vorgehenden ländern zue mehrer Sicherheit mit einen sonderbahren gnädigsten maiesiatbrief versehen werden möchten, in betracht, das dieses land für undenklichen jähren in libero exercitio Augustanae confessionis unperturbirlich gelassen und noch ist, auch dieses marggraftumb Niederlausiz in allen geistlichen und politischen sachen ganz und gar von Oberlausiz, darüeber er gewesen, abgesondert, auch in specie darüber privilegiret ist, das die einwohner desselben extra territorium einig erkantnus zu leiden oder für jemand sich zu gesteilen nit schuldig, inmassen solche verwerung bei den benachbarten chur- und fürsten, sintemal dieses ländleins undertanen mit der chur Sachsen und Brandenburg ganz und gar gemengt, grosse confusiones und Unordnung im land geben und erweken würden.

2. Nachden etzliche kaiserliche schuldposten, dafür teils dieses landes einwohner ge bürget, schon aufgesagt und den creditorn wieder dieselbe aus der behmishen canzlei bieshero executoriales mitgeteilet, dargegen die dafür haftenden bürgen mit harten mahnungen und bedrauungen höchlich beschwert sein, bitten die niederlausiz[isch]e stende, das bei den cammern inkunftig die versehung getan werde, damit solche aufgesagte posten bei zeiten behandelt oder in ander weg aufbracht und die bürgen gesichert sein möchten.

3. Das bei ersez- und bestellung der ambter und ratstellen deutscher expeditionen, in sonderheit in den appellationen und cammern, deutschen vicecancellariats und secretariats ohne respect und underscheid der religion, der tügligkeit und qualitet nach taugliche personen zugleich aus den incorporirten landen, die deroselben landrechte kündig, gebrauchet und erfordert werden möchten.

4. Demnach biesanhero wieder der stende klare privilegia die avocationes causarum und evocationes, auch extraordinarii (sic) commissiones und executiones sehr gemein gewesen, dadurch ihr viel sich muetwillig von ordentlichen rechten und ambtsstellen wegweisen, dem kaiserlichen hof vergebliche bemühung gemacht, die iustitia im land gesperret, der obrigkeit ihre autoritet benomben und allerlei confusiones erwegt worden, wird dienstlich gebeten, das solche extraiudicialische eingriffe, inhibitiones, rescripta und ungewöhnliche process abgestellt und zuvolge der kais. Mt negst dem lande ailergnädigst ertailten resolution alle Sachen, auch die lehenfälligkeiten, an die ordentliche obrigkeit primae instantiae inhalts der landesprivilegien oder ad iudicium parium curiae, wie zuvor allewege breüchlichen gewest, remittirt und gewiesen, solche unruehige köpfe gestraft und alle sache ordentlicherweise zuvor erörtert, auch niemands ante sententiam declaratoriam seiner possession vel quasi entwehret oder ab executione procedirt werden möchte.

5. Ferner haben die stende mit grossetn ihrem schaden und verterb erfahren, dass alle Sachen eine zeithero am kaiserlichen hofe in canzleien und appellationen, wan es schon öfters ihr kais. Mt eigenes interesse betreffen, sehr schwer abgelaufen, indeme teils acta und sachen etzliche viel jähr nit expedirt worden, verleget, wan auch gleich der herr landvogt selbst, die stende oder ihres mittels berichte und erkundigung eingeschickt, haben si doch über vielfältiger bemühung lange zeit keine resolution bekomben, noch haben mögen, et quod magis, da gleich mittels derselben gegen hofe öfters selbst gezogen, jedoch viel wochen auf gehalten, in schwere vergebne geldspilterung gebracht, darüber ihr viel armuets halber die sachen ersizen lassen müessen, auch ihr Mt eigene ämbter öfters keine hülfe noch schuz haben können, den unruhigen köpfen öfters mehrs als den ambtspersonen zugetrauet worden, und also vor sich viel unruhe und ungelegenheit dahero ausstehen müssen. Derowegen hochfleissig gebeten wird, solch hohes gravamen hinförder abzuschaffen und die sachen zue schieiniger expedition und resolution bringen zu lassen, welchen dan so viel eher mit rat und umbtretung vorgehender landen abzuhelfen, wan ein deutsch vicecanzler aus den incorporirten landen, der dieser örter sachsischer rechten und gewohnheit kundig, wie vor alters eligirt und gehalten würde, durch welchen bei Überhäufung anderer wichtigen sachen auch dieser lande notturft und wohlfart in acht genomben werden möchte.

6. Wan auch keine gewisse taxa bei den canzleien bishero observiret worden, seind die lande mit duppelten schweren kosten bebgt, darüber gemeinen landes notturft und öfters ihr kais. Mt eigen interessirende sachen ersizen blieben; wird demnach gebeten, solche Unordnung und übersezung ernstlich abzustellen und auf ein gewissheit zu schliessen.

7. Demnach die herrn stende des königreichs Behaimb bei vorigen behaimbischen landtagen sich dahin gezogen, als wan sie die königliche landvogtei in Niederlausiz für sich allein zu bestellen und zu ersezen befiegt, dawieder aber die stende in Niederlausiz notdringliche protestation in die behmische canzlei eingelegt, auch kaiserliche recognition erlanget, so den nun dies marggraftumb Niederlausiz der freiwilligen incorporation nichts weniger als vor gehende lande zugemessen, und mit uralten documenten zu erweisen, das unsere vorfahren für hundert und mehr jähren solch ambt je und alwege bedienet und in antiquissima possessione gewesen, auch nicht weniger als andere ihr kais. Mt gehuldigte, gehorsambe undertanen mit darstreckung leibes, guets und bluets, aller unverweislichen gebühr sich bishero erzeiget und nochmals gegen ihre kgl. Mt zue Behaimben bies aufn eüsersten bluetstropfen zu erweisen erbötig und dahero deterioris conditionis den andere vorgehende lande zue sein nit verhoffen, wird gebeten, das solches der herrn Böhmen bei vorigen landtagen ansuchen cassirt, des marggraftumb Niederlausiz darin nit verbunden, sondern die ersezung des königlichen oberambt in Niederlausiz bei den einwohnern dieses marggraftumbs Niederlausiz wie vor alters und izo, also auch künftig ganz unverruckt verbleiben und einem wol qualificirten landsass auf des landes vorgehende praesentation, wie bishero rümblichen beschehen, ferner committiret und aufgetragen werden möge, in erwegung, das in diesem lande gesessene personen unser landrechte und landgerichtsordnungen mehr dan frembde kündig und erfahren, auch bessere affection und gelegenheit denen landessachen beiwohnen und stets im lande sein und derselben ambter abwarten können.

8. Als auch dem lande Niederlausiz wegen Unordnung der münze grosse wiederwertigkeit und schaden mehr dan andern landen zugewachsen und darüber fast gar verderben will, bitten die niederlausizische stende, mit den anwesenden der chur Sachsen und Brandenburg herrn gesandten oder durch andere zutregliche mittel ein gewissheit zu machen und zu vergleichen, damit dieser beschwerung abgeholfen.

9. Das der herr landvogt zue Niederlausiz aufn fahl der not einen oder zwei wilkürliche landtage, gleichwie im marggraftumb Oberlausiz gebreuchlich, anstellen und ausschreiben und hierüber das land absonderliche concession erlangen möge, zu befördern.

10. Wan auch das land zuvor mit durchzugen, musterung und einlosirung kriegsvolk belegt worden, darinnen ihnen demnach [nach] gleichheit des erlittenen Schadens keine gnüegliche erstattung erfolget, deshalben die stende principaliter in schulden eingesessen und in armuet verteüfet, so wird zum höchsten gebeten, solch verterbliches mittel hinfüro einzustellen und bei diesem landtage es dahinzurichten, dass hinfürder ohne vorwissen und einbewilligung der incorporirten länder kein krieg nach einlegung kriegsvolks vorgenomben, nach das land beschweret werden solle.

11. Demnach sich die kais. und kgl. Mt noch furm jähre gnädigst dahin erkleret, das die generalcommission wegen der landgränzen und übertemmung bei Fürstenwalda und Besskau mit ihrer churfl. Gn. zu Brandenburg befödert und ehist zu werke gerichtet werden solten, und aber dasselbe bieshero wiederumb ersizen blieben, bitten niederlausizsche stende, dasselbe endlichen ins werk zu richten.

Endlich, was vorgehende lande zu bestellund erhaltung gueter policeiordnung mehr erinnert und erhalten möchten, bitten niederlausizische gesandten, das dasselbe auch ihren principaln als einem einverleibten mitglied zum bösten wiederfahren und zu guet kommen mochte.

 

Vorbehaltlich der specialgravaminum.



Specialambstgravamina.

1. Ferner beschwehret sich der herr landvogt in Niederlausiz, das der decanus zu Budissin sich understanden, die vom adel unersucht des kgl. oberamts mit poenalbevelchen zu belegen, welches zuvorn niemals beschehen, ja auch ihr Gn. selbst in dero regalien und herrschaft zue Sorau eingrief zu tuen und dem pfar zu Reinswalde, unersucht ihr Gn. oberiurisdiction, gleichsfals dem rat zu Luckau in Pesserischen geistlichen lehenssachen mit poenalbevelchen zu belegen, da doch weder das land nach der herr landvogt ihme an solcher vermeinter anmassung das geringste nit gestendig wiid, derowegen umb dessen cassirung und abschaffung dienstlich gebeten.

2. Die instruction, so vorigen herrn landvogten gegeben, hat iziger herr landvogt bies dato noch nit erlangen mögen, sondern seind wieder vohrigen alten gebrauch ungeacht die iustizsachen dem herrn landvogt alleine committiret, aus der cammer öfters wiedrige befelche zugeschickt und zugleich dem herrn landeshaubtman, die execution und anders bei den stenden zu bofördern, öfters anbefohlen, welches dan die stende ganz übel empfunden, auch umb abschaffung dessen nochmaln bitten tuen.

3. Uber dieses hat man vor der zeit öfters die landtagsbeschluesse nit annehmen wollen, dahero sich die contribution geheuft und nachmaln von dem armen erschepften lande zu erzwingen nicht möglich gewest. Wiewohl man sich nun durch viel schädliche anticipationes solche resta einzubringen bemühet, weiln aber die contributionstrittigkeiten zum teil in langwirigkeit geraten und nach hofe ziehen wollen, ist man also ihrer kais. Mt nebenst dem Liebersteinischen rest, weiln zue dem eingezogenen guet Vossdorf ohne sonderbare gewehr sich kein kaufman finden wollen, eine zimbliche summa hinderstellig verblieben. Ob nun wohl in die behmische cammer zum öfternmal richtige specificationes, an welchen orte solche resta stecken, eingesendet worden, hat doch solches bei der cammer nit attendiret werden wollen, sondern ist in denen gedanken gestanden, es solle das ganze land solche bewilligungen übertragen und sich hernachmals an die restanten halten. Weil es aber diesem armen lande unmüglichen, auch ganz unbillich, das der gehorsambe den ungehorsamben übertragen solte, ist solches wegen oberzehlten Verhinderungen zwar öfters nach hofe berichtet, man hats aber nicht verstehen wollen, sondern seind nichtsweniger der execution halber alwege scharfe befehliche zugesendet worden, umb dessen abschaffung die stende gleichsfals bitten tuen.

4. Wan auch das königliche oberambt in der kais. Mt notturften und angeiegenheiten was nach hofe berichtet, hat man entweder gar keine resolution oder entlich gar langsamb erlangen mögen, inmassen dan mit vielen exempeln zu demonstriren were.

5. So seind auch zum oftern aus der behmischen hofcanzlei bevehliche einkomben und hiergegen aus der behmischen cammer andere in eadem causa, welche einander e diametro zuwieder, inmassen dann in der Gaulischen lehenleute Sachen wegen verkaufung ihrer guter und andern mit mehrerm kan ausgeführet werden.

6. So seind auch neulicher zeit wegen ezlicher beim rat zue Gueben deponirten gelder vielfältige kaiserliche befehliche per indirectum ausgewürket, auch mit harter bedrowung der repressalien in Polen solche anzustellen und zu bezahlen erzwungen werden wollen, da doch weder der rat noch jemand anders denselben nichts schuldig, noch ordentlicherweise erklagt, noch erkent worden, derwegen gebeten wird, solche ergangene kaiserliche befelche zu cassiren und die sache, dafern jemand diesfals zu belangen, ad iudicium ordinarium ver möge der landesprivilegien ins landgericht remittiren zu lassen.

7. Wan auch wieder die ambtspersonen klagen angestrengt, seind dieselben mit freuden angenohmen und, da gleich diesselben mit sol[ch]em gründe wiederlegt, hat man doch ganz scharfe und verweissliche bevelche ohne beilagen der klagen abgehen lassen, und solche unbilliche klagen mehr als das königliche ambt bieshero respectiret, darüeber dan die obrigkeit verdrossen gemacht und derselben autoritas mechtig geschwecht ist worden, darumb dan umb abschaffung desselben nit unbillich auch gebeten würd.




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