451.

V Praze, 21. května 1611.



Slezští vyslaní českým stavům: Odpovídají na vyjádření českých stavů o slezských gravaminech; čeští stavové tam mluví o špatné vládě, ale vyslaní nepozorují, že by ji v něčem napravili, neboť stížnosti slezské zamítají a jednání o nich nesprávně vykládají nebo je svalují na krále; protestují zase proti názoru, že by Slezsko bylo podřízeno české vládě a uvádějí důvody, proč jsou podřízeni jen králi a ne stavům českým; činí námitky proti jmenování úředníků slezských expedicí a setrvávají při svém dřívějším mínění o nutné nápravě vlády a při svém protestu; navrhují, aby výbor ze stavů českých a druhých zemí o těch věcech jednal dále po korunování.

Kopie (A) v státním archivu ve Vratislavi: Rep. 136 D 314 ii, 1610, 1611, fol. 343 - 349; kopie (B) v biskupském archivu tamže: Fürstentagsbuch 1608 - 1612, fol. 776 - 781; kopie (C) v Gerštorfské knihovně v Budyšíně: ms. 40, fol. 537; kopie (D) v státním archivu v Drážďanech: Passauer Akten II. Buch 9167, fol. 717 - 720; kopie (E) v archivu ministerstva vnitra v Praze: L 34.

No 34.- Schlesischen herren gesandten gutachten uf der böhmischen herren stende erklärung wegen der schlesischen gravaminum.

Was die löblichen herren stende in Böheimb auf die von den schlesischen herren abgesandten ubergebene gravamina in antwort sich erkleret [Viz č. 427.], dies haben die herren gesandten nicht allein vorgestern angehöret, sondern auch mit mehrem aus der ubergebenen schrieft vornohmen. Nun netten sie sich zwar genzlichen vorsehen, es solten die herren stende in Böheimb diese ihre antwort zum zweck und dahin gerichtet haben, das mit einhelligem rat aller lander eines iden landes besondere gravamina erwogen, darueber vorgleichung getroffen, ein allgemeiner landtagsschlus auf ratihabition der kgl. Mt aufgerichtet, und also die länder zue guter ruhe, fried und besserem regiement geseczet werden sein ["worden sei" A a jiné rk., "werden sein" D a E.], in erwegung, das gleichwol des bösen geführten regiements halben bei allen landern die gröste beschwer und allerhand darauf erfolgte confusiones und trennungen vorgegangen, die herren stende selbsten auch ihre beschwer wieder übel geführtes regiement haben und unter andern wichtigen Ursachen auch wegen vorbesserung dessen dem landtag mehrenteils ausbracht, wie dann zue diesem ende auch vor- und nachgehende lander ihre gravamina eingegeben, es befinden aber gleichwohl die herren gesandten, das nicht allein keinem punkte abgeholfen, sondern das die herren stende in vielen sich stark entkegenseczen, woraus nicht unschwer ["ohne beschwer" D.] zu vornehmen, wannenhero den landern vor diesem derogleichen beschwerungen, und das si zue keiner endlichen enthebung derselbten gelangen können, zuegewachsen, wie dann sonderlich den gesandten bedenklichen furkombt, das die herren stende die abgegebene artickel dahin vorstehen wollen, sambt dieselbten definitive zue erledigen ihnen zuegestellet, da sie doch andergestalt nicht als nur umb gutachten und rat, soviel als ein ides land bei allgemeinem landtage tun kann, ersuchet worden, und weiln auch die herren böhmischen stende mehrenteils der punkte von sich auf die kgl. Mt vorschieben, so müssen es die herren abgesandten aus Schlesien auch dahingestellet sein lassen.

In diesem aber, das die herren stende in Böheimb die herren fursten und stende in Schlesien ganz und gar unter das böhmische guberno und zue haltung der bohemischen beschlusse weisen wollen, welches doch alles aus einem irrigen praesupposito herfleust, dabei müssen die herren gesandten ihre notwendige erinnerung tun, und zwar, so haben die herren stend in Böhmen aus dem ersten abgegebenen schriftlichen voto vornommen, aus was Ursachen und das ihrem selbst eigenen zuestehen nach das land Schlesien ein mitglied des ganzen zur cron gehörigen corporis, und also alle zur cron gehörige lander, mitglieder sein, daraus dann folget, das keines des andern haubt, herr oder richter alleine sein könne, vielweniger, das ein mitgliéd selbsten ihme solche macht uber das ander nehmen und eines das ander praegraviren solle, sondern das wie die stende in Böhmen also auch die andern incorporirten länder ihren respect blos und allein auf des koniges person haben, und wie die herren Böhmen nicht dulden würden, wann sie der könig durch Schlesier oder Lausniczer allein regieren wolte, also haben sie hirkegen das land Schlesien nicht zu vordenken, das die herren gesandten dieses, das die Schlesier ohn mittel an der herren Böhmen regiement solten gebunden sein, nicht annehmen können, vielmehr haben die herren stende in Böhmen zue erwegen, wie die herren fursten und stende in Schlesien in ihrer gubernation nicht ziel und mass zue geben begehren, sondern gar wol dulden können, das sie ihr regiement in Böhmen nach gelegenheit endern und vorbessern, das ebenermassen sie das land Schlesien nit vordenken sollen, wann sie auf mittel und wege vorsinnen, wie ihr vaterland dem ganzen corpori zum besten wol und nüczlich administriret werden möge. Auch halten die herren abgesandten ferner dafür, das weder aus der incorporation weniger aus einigem der cron Böhmen privilegio werde zue erweisen sein, das sich die fursten und stende derogestalt der cron adjungiret, das sie durch die herren böhmischen landofficirer oder die drei stende in Böhmen einig und allein regiret werden solten, sondern es wird vielmehr zue befinden und, wann es der notturft, auszuefuhren sein, das wie die länder in sprachen, sietten, geseczen, gewohnheiten unterschiedlichen, also auch in modo gubernandi underschiedlichen ["also auch in modo gubernandi underschiedlichen" chybí v A, doplněno z B, C, D, E.] gehalten worden sein, und zwar uinb so viel desto mehr, wciln tempore incorporationis die herren Böhmen der deutschen spräche wie auch ihrer rechte nicht kundig gewesen, auch noch teils nicht kündig sein, dannenhero dann an vielen orten in Schlesien in processen und andern sachen polnische rechte behalten worden, die fursten auch ihnen bei der incorporation ihre recht per expressům ausgezogen und zuvorbehalten. So weisen nicht allein die historien, sondern viel schlesische und zwar die furnehmbsten privilegia und Urkunden, dass die schlesischen fursten in demselbten uber die königlichen böhmischen rate und landofficirer geseczt, auch in denen, die mit derselben rat vollzogen; viel sein auch unter denselben, die nicht in der cron Böheimb, sondern in der cron Ungern, da die böhmischen landofficirer nicht zur stelle gewesen, gegeben worden.

Ferner so ist auch gar nicht glaublich, das die schlesischen fursten, welche für der incorporation freie fursten gewesen und sich jederzeit zue den furnembsten keiserlichen, königlichen, churund fürstlichen heusern, auch zue den konigen in Böhmen selbst, befreundet, sich derogestalt der cron incorporiret oder auch, die denselben nacbgefolget, darbei vorharet, das sie durch die böhmischen herren landofficirer solten oder wolten regieret und den herren, ritterstand und stedten subiectione et obedientia unterworfen sein, sondern das ist vielmehr offenbar, das sie auf des königes person und desselben schucz und auch dahin gesehen, das sie ihrem stände, sprachen, sietten und gewohnheiten gemess möchten regieret und nicht an eine gewiesse nation oder gewiesse personell gebunden sein. Und wann dieses bestehen solte, das das land Schlesien sich müste durch die herren böhmischen obristen landofficirer guberniren lassen, so würde es zwar dem könige mit dem ["dem" doplněno z B, C, D, E.] namen, in der tat aber den herren landofficirern mit untertenigkeit unterworfen sein, und daraus ferner folgen, das solches nicht ein incorporirtes absonderliches land were, sondern das es einem creis in Böhmen gleich gehalten würde.

Weiln auch endlich in der schritt so viel zue befinden, das die herren stende in Böhmen eine constitution auf ihrem landtage gemacht, dass die obriesten landofficirer die unterambter und also der obriste herr canzler die canzeleiexpedition seines gefallens bestellen möchte, so ist es zuemal den incorporiten landen beschwerlich, das sie durch der herren officirer substituten, welche sie öfters mehr aus ihren affecten als nach ihren qualiteten, da doch an deroselbten laboribus und expeditionen am meisten gelegen, erseczen möchten, ihre expeditiones erwarten solten.

Weiln dann bieshero die grösste ["grosse" A, "grösste" C, D, E.] beschwer bei den ländern geursachet das übel geführte regiement, und das ein land das ander subjugiren und Vordrucken wollen, daraus allerhand mutationes vorgefallen, auch zu dieser iczt gegenwertigen ursach gegeben ["genommen" C, D, E.] worden, und aber ein ides land sich der folgenden besserung erfreuet, auch umb dieser hoffnung wiellen der Romischen kais. Mt proposition und der herren böhmischen stende vorgehende stimme in annehmung ihrer kgl. Mt königes Matthiae [sich] bequemet, so würde den incorporirten landern zuemal schwer ["schwerlich" E.] fallen, wann sie dieser hoffnung benohmen und das regiement nicht geendert werden solte, zue geschweigen, was ihr kgl. Mt und die herren böhmischen stende für ungelegenheit daraus zue gewarten haben möchten. Derowegen dann die herren abgesandten aus Schlesien noch auf ihrer vorigen ["vorigen" doplněno z B, C, D, E.] meinung wegen enderung des regiements beruhen, können sich auch davon nicht weisen lassen, wie sie dann gleichsfalls in den übrigen punkten, in welchen die herren gesandten zum teil auf die böhmischen landtagesbeschlusse vorwiesen, durch teils punkte auch vorige keiserliche resolutiones in zweifei gezogen werden wollen, nichts zum praejudiz des Jandes Schlesien acceptiren können, sondern behalten den herren fursten und stenden ihre diezfalls erheischende ["erheischende" doplněno z B, C, D, E.] weitere notturft iderzeit protestando zuvorn.

Damit aber gleichwol die herren stende in Böhmen sehen und spueren mögen, das die herren abgesandten zue erhaltung guter nachbarlicher correspondenz und vortreuligkeit dieser punkte erledigung gerne befordert sehen wolten, sie auch befinden, das in vielen punkten misvorstand vorfallen wiell, mit wechselung der schrieften man der Sachen auch nicht neher kbmbt, als stellen den herren böhmischen stenden sie die herren abgesandten aus Schlesien anheimb, ob sie nicht gewiesse personen aus ihnen vorordnen und mit zueziehung etlicher personen aus den andern landern ferner tractation bald ["heute diesen tag oder bald" E.] nach der cronung mit ihnen pflegen wolten, damit also diesen artikeln zuegrunde abgeholfen werden möchte.

Im fall aber dieses miettel den herren stenden auch nicht gefellig, so befinden die herren abgesandten der notturft, das sie dieses gutachten ihren principalen zuebringen, die werden darauf bedacht sein, wie sie dermaleins dieser grossen beschwer entnohmen werden können.

Welches also die herren stende in Böhmen kürzlich zue erinnern die herren schlesischen abgesandten nicht umbgang nehmen können; und bleiben den herren stenden zue freundschaft, gunstigem gnedigem wiellen, auch angenehmben nachbarlichen diensten beigetan und gefiiessen.

Datum Prag den einundzwanziegisten tag monats Maii dieses sechzehenhundert und ailften jahres etc.

 

N. N. der herren fursten und stende in Ober- und Niederschlesien

 

zue diesem allgemeinen landtage vorordnete abgesandten etc.






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