Úterý 20. èervna 1922

Es ist dann vom Herrn Minister gesagt worden, die deutschen Schulen hätten mehr überflüssige Klassen deshalb, weil sie die Schüler des èechischen Volkes, der èechischen Nation verloren haben. Es ist etwas Wahres daran; aber das, was der Herr Minister sagt, ist natürlich lange nicht die ganze Wahrheit. Vorauschicken möchte ich, daß die ganze Argumentation des Herren Ministers ungesetzlich ist. Nach dem Stande der Gesetzgebung kommt die Nation eines Kindes für den Schulbesuch und deshalb für die Sperrung einer Klasse überhaupt gar nicht in Betracht. (Sehr richtig!) Der Oberste Verwaltungsgerichtshof, Ihr Oberster Verwaltungsgerichtshof, das Gericht dieses Staates, sagt in seiner Entscheidung vom 24. April dieses Jahres ausdrücklich, klipp und klar, daß das Gesetz vom 3. April 1919, Nr. 189, keine nähere Bestimmung darüber enthält, welche Kinder zum Besuch der betreffenden Schule verpflichtet sind, daß diese Frage vielmehr nach den ältern Schulgesetzen, insbesondere nach § 21 des Reichsvolksschulgesetzes zu beurteilen sei und daß eine Schule nur dann aufgelassen werden könne, wenn sich in dem betreffenden Ortssprengel nicht einmal vierzig schulpflichtige Kinder befinden, auf welche sich hinsichtlich des Alters die Vorschrift des § 21 des Reichsvolksschulgesetzes bezieht. Demnach scheint der Oberste Verwaltungsgerichtshof überhaupt keine andere Einschränkung der Schulpflicht als jene des Alters anzuerkennen. Aber was gilt in diesem Staate das Gesetz, wenn es das Interesse der Mehrheit erfordert, was hat der Oberste Verwaltungsgerichtshof zu sagen? Man legt das Gesetz aus, wie man es braucht, und anstelle des Gesetzes tritt nötigenfalls Willkür und Gewalt. Man hat die Sperrung unserer Schulen systematisch vollzogen, vollzogen vielfach über Betreiben von chauvinistischen Hetzvereinen, die von den Behörden so behandelt worden sind, als ob sie selbst Behörden wären; und zu welchen Resultaten wir gekommen sind, wie diese Treibjagd auf Kinder für èechische Schulen sich praktisch gestaltet hat (Sehr richtig!), wie man alle Mittel aufgewendet hat, um Schüler aufzutreiben, dafür gestatten Sie mir wenigstens einige Einzelheiten zu sagen das Material ist schier unerschöpflich, aber es ist unmöglich, es völlig auszuschöpfen. Wenn ein Elternteil bei der Volkszählung sich als von der èechischen Nation abstammend bekannt hat, so wurde dieses Kind reklamiert. Ich erinnere mich, daß das Bekenntnis bei der Volkszählung gesetzlich geheim zu halten ist. Ich frage: woher kennen denn die Menschen, die diese Kinder reklamieren, wie der Mann sich bei der Volkszählung bekannt hat, wenn das Bekenntnis geheimzuhalten ist? Wieder pfeift man auf die gesetzlichen Bestimmungen und dann kommt es zu folgenden Ergebnissen: mit Erlaß vom 28. September 1921 wurden die Eltern von 40 Kindern der deutschen Schule in Schildberg vom Statthaltereirat Pánek zum Zwecke der Einvernahme in die Gemeindekanzlei vorgeladen. Den Eltern wurde nahegelegt, daß sie für den Fall, als sie nicht erscheinen sollten, nach Hohenstadt zum Bezirkshauptmann selber vorgeladen werden würden. Die deutsche Volkschule in Schildberg zählt gegen 200 Kinder, von denen man 40 für die èechische Schule zu reklamieren versuchte. Diese Kinder stammen aus gemischten Ehen, die Eltern haben sich bei der Volkszählung als Deutsche bekannt. Viele dieser Einbekenntnisse wurden amtlich korrigiert, oder, wie man sagen könnte, amtlich gefälscht. (Souhlas na levici.) Aus der deutschen Volksschule in Mähr. Kromau wurden laut Erlaß vom 4. November 1921 nicht weniger als 21 Kinder ausgeschieden und der èechischen Schule zugewiesen. Von den Eltern der ausgeschulten Kinder haben sie bei der Volkszählung 9 als deutsche eingetragen, 9 wurden von der Behörde gegen ihren Willen als Èechen eingetragen, die Eltern von 9 Kindern, die sich weigerten, ihre Kinder in die èechische Schule zu schicken, wurden vom Bezirkshauptmann Kuchynka zu 4 Tagen Arrest verurteilt. In Schönau, Bezirk Neutitschein, trug der èechische Oberlehrer Frous - ich bitte ein ganz besonderer Fall - von 34 Kindern der deutschen Schule 16 einfach in die Klassenbücher der èechischen Schule ein, obgleich sie die deutschen Schulen besuchten. Naturgemäß mußten sie in der èechischen Schule fehlen, Absenzen wurden eingetragen und die Kinder wegen schlechten Schulbesuches angezeigt. Die Eltern wurden vor die politische Bezirksbehörde Neutitschein vorgeladen, wo sie erklärten, daß ihre Kinder die deutsche Schule besuchen und weiter besuchen werden. Daraufhin wurde den Eltern von der politischen Bezirksbehörde für jedes Kind eine Strafe von 20 Kronen beziehungsweise eine Strafe von 24 Stunden Arrest beantragt, welchen Antrag der èechische Minderheitsschulinspektor in Olmütz bestätigte. (Posl. dr. Schollich: In Neutitsehein ist ein ganz besonders seharfer Herr!) Ja, ich weiß dort eine ganze große Anzahl von solchen Fällen! In Bölten erhielten neun Familien vom Amtsleiter der politischen Bezirksbehörde eigenhändig gefertigte Zuschriften, in denen diese den Rat erhalten, freiwillig ihre Kinder umzuschulen. Im Falle der Weigerung, müßte er auf gesetztlichen Wege die Umschulung erzwingen. Mit welchem Recht maßt sich dieser arrogante Herr die Befugnis zu, in solcher Weise mit den Eltern der Kinder umzugehen? Aber das erschöpft ja lange nicht das Übermaß dessen, was da geschehen ist. In Selowitz, Wojkowitz, Mähr. Kromau und anderen Orten hat man sich nicht damit begnügt, nach der Nationalität der Eltern zu forschen; nein, die Nationalität der Großeltern ist erhoben worden, um wenn irgend möglich auf diesem Wege für die èechische Schule Schüler zu fangen. In Frischau beispielweise ist es geschehen, daß slavisch klingende Namen genügten, um Kinder aus der deutschen Schule in die èechische zu expedieren. Ja, man hat sich den Luxus gestattet - man will ja auch seinen Spaß haben bei der Sache - den Sohn des deutschen Oberlehrers, weil dieser zufällig einen slavisch klingenden Namen hat, für die èechische Schule zu reklamieren. Und man geht weiter. Man veranstaltet, gewissenhaft wie man ist, Prüfungen, ob die Kinder, die eine deutsche Schule besuchen, etwa die èechische Sprache beherrschen. Am 14. September 1921 wurden beispielweise in Mähr. Kromau nicht weniger als 32 Kinder zum Zwecke der Konstatierung ihrer Sprachkenntnisse einer Prüfung unterzogen, um sie nötigenfalls in die èechische Schule zu bringen. In Kornitz wurden am 23. Jänner 1922 9 Kinder der deutschen Volksschule zum Zwecke der Feststellung der Kenntnis der èechischen Sprache auf das Gemeindeamt vorgeladen. Anwesend waren ein Vertreter der politischen Bezirksverwaltung, 2 èechische Lehrer und der Oberlehrer der deutschen Volksschule. Vom deutschen Ortsschulrat wurde natürlich niemand zu dieser Prüfung zugezogen. In der deutschen Schule in Otten erschienen ein Beamter der Bezirkshauptmannschaft und der èechische Minderheitsschulinspektor in Begleitung vom 2 Gendarmen (Hört! Hört!), um an 3 deutschen Kindern die Prüfung aus Èechisch vorzunehmen, und man reklamierte sie, obwohl sie deutscher Abstammung sind, für die èechische Minderheitsschule. Damit Sie eine Ahnung haben, hochverehrte Herren, wie sich diese Prüfungen vollziehen, dafür ein kleines Beispiel. In Brünn - und vielleicht sind Herren aus Brünn hier, ie mir diesen Vorgang bestätigen könnten - ist diese Prüfung so vor sich gegangen: in eine Schulklasse kommt die betreffende Prüfungskommission (Výkøiky: In den Kindergarten!) Ja, in den Kindergarten. - Brünn ist eine derart gemischtsprachige Stadt, daß nahezu alle Kinder wenigstens einzelne Worte èechisch können, besonders die Gegenstände, für die sie großes Interesse haben. - Diese Kommission zeigt den Kindern - was glauben Sie? - ein Kipfel, und fragt, wie das heißt, und das Kind sagt "rohlík". Damit ist der Beweis erbracht, daß das Kind èechisch kann (Smích na levici.), es muß natürlich aus der deutschen Schule in die èechische, es wird tatsächlich ausgeschult! Ich frage Sie, ist dieser Vorgang einer ernsten Unterrichtsverwaltung würdig, oder ist es nicht eine Komödie, bei deren Ausführung jeden Menschen Scham befallen muß? Wenn man solche Dinge noch beschönigt, so gibt es gar keine Rechtf rtigung dafür. Und angesichts solcher Vorgänge wagt es wieder die "Èeskoslovenská Republika", das Regierungsblatt, das von den Steuergeldern der gesamten Bevölkerung erhalten wird, die Behauptung aufzustellen, noch kein einziges deutsches Kind im ganzen Staatsgebiet sei èechisiert worden, eine Behauptung, die angesichts solcher Vorgänge sich gewiß als eine dreiste Verwegenheit darstellt, so daß man schon von der Regierung fordern könnte, daß sie jener Gattung von Journalisten einigermaßen mehr Wahrheitsliebe empfehlen sollte, als sie sich hier erprobt. Und nun diese Prüfung der Nationalität überhaupt! Nach dem Stande der Gesetzgebung ist für die Aufnahme in die Schule nicht die Nation, sondern die Beherrschung der Unterrichtssprache maßgebend. Für Mähren, auf das sich diese Beispiele vor allem beziehen, ist zunächst und beinahe ausschließlich entscheidend die klare Vorschrift des § 20, des Abs. 2 des Gesetzes vom 27. November 1905, die sogenannte lex Perek, die auf einer Vereinbarung beider Volksstämme in Mähren beruht und die als einziges Erfordernis für die Aufnahme eines Kindes in eine öffentliche Volksschule die Kenntnis der Unterrichtssprache festsetzt, keineswegs aber die Abstammung, die Nationalität. Aber die Vereinbarung von damals haben Sie natürlich vergessen, die Gesetze sind für Sie nicht da, man geht über sie hinweg, man kümmert sich einfach nicht darum.

Nun sagt der Herr Minister, daß im ganzen von 544 beantragten èechischen Schulen 85 aufgelassen worden sind, was man zu unserer Beruhigung festzustellen sucht, und von 512 deutschen zur Auflassung beantragten Schulen seien in der letzten Zeit im ganzen 180 aufgelassen worden. Wenn diese Ziffern des Herrn Ministers stimmen, so bedeutet das, daß von den zur Auflassung beantragten èechischen Schulen tatsächlich 15·6 %, von den zur Auflassung beantragten deutschen Schulen, tatsächlich aber 34·9 % aufgelassen worden wären, was dann natürlich den Herrn Minister befugt erscheinen läßt, vor die Nationalversammlung hinzutreten und zu erklären: "Es gibt keinen Unterschied in der Behandlung der èechischen und deutschen Schulen! In Wahrheit haben wir begründete Ursache, diese Angabe auch noch zu bezweifeln und ich gestatte mir die ganz präzise Frage, auf die ich gerne eine Antwort hätte: Welche sind diese 85 angeblich in der letzten Zeit aufgelassenen èechischen Schulen? Sagen Sie es uns! Bisher ist uns nichts bekannt worden, welche Schulen das sind. Erst wenn wir Namen hören werden, werden wir die Möglichkeit haben, uns zu überzeugen. Nun hat zur Entschuldigung der Herr Minister auch angeführt, daß der jetzige Vorsitzende des Landesschulrats noch keine Schule aufgelassen habe, die mehr als 20 Schüler zählt - der gegenwärtige Vorsitzende des Landesschulrates von Böhmen! Vom früheren, vom Herrn Metelka, hat der Herr Minister Šrobar nicht gesprochen. Denn er wagt es natürlich nicht, zu behaupten, daß das auch vom früheren Vorsitzenden des Landesschulrates gilt. Wieviel Schulen aber aufgelassen worden sind, die mehr als 20 Schüler zählten, darüber ließen sich ganze Listen anführen. Ich will nur einige wenige herausgreifen: Thereschau mit 31 Kindern, Malesitz mit 34, Braunbusch mit 34 Kindern, Hammergrund mit 35 Kindern oder denken Sie an das Schicksal der Sclule in Albrechtsried. Ich muß einige Worte darüber sagen, weil es ein só außerordentlicher charakteristischer Fall ist. In diesem Orte, Bezirk Schüttenhofen, dessen Bevölkerung bis zum Umsturze zu 90 % deutsch war und vor Jahren eine deutsche Vereinsschule errichtete, die später in öffentliche Verwaltung überging, wurde diese Schule zur Zeit des Umsturzes von 87 deutschen und 9 èechischen Kindern besucht. Die Schule war zweiklassig. Im Jahre 1919 wurde eine Schulklasse zum Zwecke der Errichtung einer èechischen Minderheitsschule beschlagnahmt und die deutschen Schulkinder buchstäblich eines Tages mit Gewalt aus der Klasse entfernt. Man konstruierte mit Hilfe der Umgebung und dadurch, daß man Kinder von 3 Jahren und Jünglinge von 18 Jahren als unterrichtsbedürftig zuzählte (Hört! Hört!) 27 èechische Schulkinder. Im Jahre 1920 wurde nun auch die zweite Schulklasse mit Gewalt èechischen Schulzwecken dienstbar gemacht und die 87 deutschen Kinder mußten in eine Scheune flüchten, in welcher mit Eintritt der rauhen Jahreszeit und mangels an Licht der Unterricht unmöglich wurde. Mein Vorredner Aster erhält hier eine Illustration zu den "Monumentalbauten", in denen nach seiner Darstellung die deutschen Schulen untergebracht sind. In diesem Falle ist es eine Scheune, in der man überhaupt nicht unterrichten kann. Das Ergebnis ist, daß, weil die nächste Schule 6 km entfernt ist, ein großer Teil dieser Kinder im Winter überhaupt ohne Schulunterricht aufwächst, obgleich früher eine gute Schule vorhanden war. Alles zusammen sind, wie ich vergangene Woche hier festzustellen Gelegenheit hatte, über 1700 deutsche Schulklassen aus dieser Tendenz, das Schulwesen bei uns zu drosseln, gesperrt worden und das angesichts der Tatsache, daß bei der Budgetdebatte im Herbst 1920 der Unterrichtsminister aufstand, um zu erklären, daß "trotz der größten Sparsamkeit nicht nur der jetzige Stand des Schulwesens aufrecht erhalten wird, sondern auch die weitere Entwicklung des Schulwesens und der nationalen Kultur gesichert ist". So sieht die Aufrechterhaltung des jetzigen Standes und die Sicherheit der Entwicklung aus, wenn man uns 1700 Schulklassen nimmt! Demgegenüber steht die Tatsache der Errichtung der èechischen Minderheitsschulen in übergroßer Zahl. Wir haben gegen sie nichts, wie ich im vorhinein feststellen will, wir gönnen Ihnen soviel Schulen, als Sie wollen, nur wünschen wir, daß man auch uns unsere Schulen läßt. Solche èechische Minderheitsschulen sind, während man unsere, auch mit 30 und mehr Schülern, sperrte, errichtet worden mit einer jammervoll geringen Anzahl von Kindern: in Battersdorf, Zahrádka, Neusiedel, Schönitz Minoritätsschulen mit je 8 Kindern, in Lechwitz und Sattel mit 7 Kindern, in Thereschau mit 6 Kindern - dort ist, wie ich vorhin sagte, die deutsche Schule mit 31 Kindern gesperrt worden, - in Wolframitz, Zölten, Schiltern, Klein-Tajax mit je 4 Schülern, in Fratting mit 2 Kindern, in Geiwitz, Lugau, Weinitz, Tracht gibt es im Orte überhaupt kein èechisches Kind! Die Kinder müssen anderswo hergeholt werden, wenn der Unterrichtsbetrieb aufgenommen werden soll. Für die im Vorjahre in Frischau für 2 Kinder gegründete èechische Minderheitsschule wurden - ich bitte, das zu beachten - aus Probitz seitens des Vorsitzenden des Bezirksschulausschusses Znaim-Land 10 Kinder nach Frischau kommandiert. Von diesen sind 7 deutscher Nationalität und verstehen kein èechisches Wort. Drei èechische Kinder wohnen in einer Ziegelei und müssen durch Probitz durch, um nach dem 6 km weiten Frischau zu gelangen. Und diese drei Kinder beherrschen die deutsche Sprache vollständig. Angesichts solcher Vorgänge kommt wieder die "Èeskoslovenská Republika", das Regierungsorgan, und spricht davon, es könne von einer Unterdrück ng des deutschen Schulwesens nicht die Rede sein, es vollziehe sich eine Ausgleichung, ja es werde sogar noch weiter germanisiert. Und wie vollzi ht sich die Germanisierung nach dem Regierungsorgan? Nun, dadurch, daß in Gemeinden mit einer èechischen Minderheit die deutsche Mehrheit sich erdreistet, immer noch Kindergärten aufrecht zu erhalten: Das ist die Germanisierung, die sich vollzieht! Ich muß schon sagen, solch gemeingefährliche Narren, die solche Dinge niederschreiben, müßte man aus der Redaktion eines Regierungsblattes zweifellos zwangsweise entfernen, wenn sie selber zu gehen nicht verständig genug sind.

Der Herr Minister hat davon gesprochen, daß der Gesamtaufwand für das Volksschulwesen in Böhmen zeige, daß für die Deutschen eigentlich zu viel aufgewendet werde. Ich komme schon noch darauf zurück. Ich will nur feststellen, daß der Herr Minister, als er das aussprach, vergessen hat, den Aufwand für die èechischen Minderheitsschulen im Betrage von 78,709.000 K hinzuzurechnen. (Hört! Hört!) Wenn man diese Summe hinzugezählt, ergibt sich ein ganz anderes Resultat, das allerdings nicht brauchbar wäre für die Beschönigungszwecke, die man im Auge hatte. Und so wurde weitergesagt: die Entfernung der nächsten gleichsprachigen Schule wurde bei allen diesen Sperrungen immer in Erwägung gezogen. Ja, es mag "erwogen" worden sein - vielleicht, aber geschert hat man sich darum den Teufel! Über das Erwägen ist Herr Šrobár anscheinend nicht hinausgekommen. Man hat z. B. die Schule in Neuprerau gesperrt, von der es 4 1/2 km weit bis zur nächsten Schule ist, ferner die Schule in Mutterfeld mit 5 km, in Silberb erg mit 6, in Deutschleuten - bitte 7 1/2 km Entfernung von der nächsten deutschen Schule. (Výkøiky na levici.) Selbst Exposituren hat man gesperrt, die nach dem Stande der Gesetzgebung überhaupt aus solchen Gründen nicht gesperrt werden dürfen. Und da frage ich, bedeutet eine solche Schulsperrung nicht eine sträfliche Gefährdung der Gesundheit der armen Kinder, die ihnen überantwortet sind, vom Standpunkt des Pädagogen ganz zu schweigen? Man müßte doch eigentlich verlangen, daß der Sachwalter des Unterrichtsamtes auch solchen Erwägungen zugänglich ist. Schon die Tatsache, daß man immer wieder gezwungen ist, Parallelklassen an Stelle von eingestellten aufsteigenden Klassen zu bewilligen, ist ein Eingeständnis der Unsinnigkeit Ihrer Maßnahme, des blinden Wütens, mit dem Sie gegen die deutschen Schulen vorgehen. Bei Aufrechterhaltung der im wesentlichen gleichen Kosten schaffen Sie schlechtere Schulen, sorgen Sie für die systematische Verelendung des Schulwesens, ohne dabei irgend etwas zu ersparen. Und dann steht der Unterrichtsminister auf und rechtfertigt diese Maßnahmen, statt sie zu brandmarken und die Hilfe der Nationalversammlung aufzurufen in seinem Kampfe für gute Schulen. Es ist ja auch nicht wahr, was gesagt worden ist, daß die Sistierung der zur auflassung befohlenen Schulklassen erst am Ende des Schuljahres vollzogen wird. In letzter Zeit scheint es so zu sein, früher hat man sich den Teufel darum geschert und hat mitten im Schuljahr (Výkøiky: Heute auch noch!), also jetzt auch noch, wie ich höre, Schulklassen gesperrt.

Nun einige Worte über die Bürgerschule. Nach der Darstellung des Herrn Ministers sind seit dem Umsturz 14 neue Bürgerschulen für die Deutschen errichtet worden. Nun, vielleicht ist es nicht allen von Ihnen bekannt, und darum möchte ich es recht deutlich sagen und mir hiezu Ihre Aufmerksamkeit erbitten: Es besteht eine direkte Weisung, eine Entscheidung des mährischen Landesschulrates, des Inhalts, daß eine deutsche Bürgerschule nur dann neu errichtet werden darf, wenn zuvor 5 èechische Bürgerschulen neu aufgerichtet worden sind. (Hört! Hört!) Die Deutschen müssen solange mit einer Bürgerschule warten, bis 5 èechische Bürgerschulen hergestellt worden sind. Und deshalb müssen die Weberkinder in Trübendorf kilometerweit zur nächsten Bürgerschule laufen und können selbst keine bekommen. Deswegen müssen die Kinder von Deutsch-Beneschau, das schon im Jahre 1908 eine Bürgerschule verlangt hat, heute noch darauf warten, denn der Bezirkshauptmann hat erklärt, die Bevölkerung sei dort nicht patriotisch genug, als daß man ihr eine Bürgerschule geben könnte. (Smích na levici.) Ich frage: Sind solche Grundsätze für die Ausgestaltung des Schulwesens würdig einesKulturstaates oder schreien Sie nicht geradezu nach Barbarei? Und was ist die Folgerung aus allen diesen Tatsachen? Wenn 14 deutsche Bürgerschulen errichtet wurden und jeder solchen Gründung 5 èechische Bürgerschulgründungen vorangehen müssen, so bedeutet das, daß mindestens schon 70 èechische Bürgerschulen errichtet worden sind. In Wahrheit ab er sind es über 100. Und da steht wieder der Herr Unterrichtsminister auf und erklärt; es gibt keinen Unterschied in der Behandlung des deutschen und èechischen Schulwesens.

Und nun zu den Hochschulen. Der Herr Minister Šrobár hatte die Liebenswürdigkeit zu erklären, man komme den Bedürfnissen der deutschen Hochschulen. (Hluk. - Výkøiky posl. Mlèocha a dr. Jurigy.) Der Herr Unterrichtsminister hat erklärt, die Unterrichtsverwaltung komme den deutschen Hochschulen in höchstem Maße entgegen. Hören Sie, wie dieses Entgegenkommen aussieht. Für die deutschen Hochschulen wurden im Vorjahre 12·7 Millionen, für die èechischen 54·8 Millionen K ausgegeben, das heißt, vom Hochschulbudget werden für die èechischen Hochschulen über 80% ausgegeben, für die deutschen etwas über 19 %. Im laufenden Schuljahr hat sich das Verhältnis noch verschlechtert, denn in diesem Jahr beziehen die èechischen Hochschulen 84%, die deutschen nur 16% des Budgets. (Hluk.) Ich bitte, meine Herren, Rücksicht zu nehmhmen, ich habe noch eine Fülle von Material und meine Redezeit ist beschränkt. Weil ich aber schon bei der Aufteilung der Mittel für die deutschen und èechischen Schulen bin. . . (Hluk. - Výkøiky posl. dr. Juriga a Modráèka.)

Místopøedseda Buøíval (zvoní): Prosím, aby øeèník nebyl vyrušován. (Hluk.)

Posl. Hillebrand (pokraèuje): Bezüglich der Mittelschulen. . . (Hluk trvá.)

Místopøedseda Buøíval (zvoní): Prosím p. øeèníka, aby pokraèoval.

Posl. Hillebrand (pokraèuje): . . . . . gilt folgender Aufteilungsschlüssel: Im Vorjahr wurde für èechische Mittelschulen 72% der betreffenden Budgetpost, für die deutschen Mittelschulen 28% verwendet, heuer für èechische Mittelschulen 73, für deutsche nur 26% der Summe. Sie sehen auch hier die Entwicklung in derRichtung, daß man immer noch weniger für die deutschen Schulen aufbringt. In Mähren liegen die Verhältnisse ganz ähnlich. Eine Verschlechterung ist von Jahr zu Jahr zu konstatieren. Bei den Handelsschulen st Ilen sich die Ziffern so dar, daß 82% . . . . . (Výkøiky posl. Mlèocha.)

Místopøedseda Buøíval (zvoní): Prosím p. posl. Mlèocha, aby zachoval klid.

Posl. Hillebrand (pokraèuje): . . . . 82% der Ausgaben für Handelsschulen den èechischen und nur 18% den deutschen Handelschulen zugute kommen.

Weil der Herr Minister speziell auf die Hochschulen hinwies, darf ich wohl auch noch feststellen, daß das Investitionsbudget für die Hochschulen für das deutsche Hochschulwesen insgesamt 2,125.000 Kè zuweist, für die Hochschulen der èechischen Nation aber 59,725.000 Kè, also dreißigmal soviel als den Deutschen. Bei den Mittelschulen zeigt das Investitionsbudget für die èechischen 35 Mal so viel als jenes für die deutschen Mittelschulen. Und seien wir doch vollständig, indem wir auch von der Drangsalierung des nichtdeutschen Schulwesens sprechen Nicht nur, daß man auch in den sozusagen frischeroberten Gebieten die Schulen erwürgt, wie z. B. im Hultschiner Ländchen, wo von den ganzen deutschen Schulen heute noch 2 übrig sind, sondern sowie Sie uns, die Deutschen, behandeln, so behandeln Sie die Polen, und doch haben die Polen im alten Österreich unter denselben Erscheinungen gelitten, die Sie heute beklagen und als Angeklagematerial gegen uns verwenden. Uns hat man 1700 Schulklassen gesperrt . . . (Rùzné výkøiky na levici. Hluk.)

Místopøedseda Buøíval (zvoní): Prosím o klid.

Posl. Hillehrand (pokraèuje): . . . den Polen sind von 45 Schulen, die sie in Ostschlesien besaßen, nur 29 übriggeblieben, 16 hat man ihnen gesperrt. 5000 polnische Schulkinder wachsen ohne Unterricht in ihrer Muttersprache auf, außerdem hat man den Polen Bürgerschulen, eine Bergschule, eine Fortbildungsschule, 4 Kindergärten gesperrt, kurz, auch hier sieht man eine himmelschreiende Ungleichheit in der Behandlung der Angehörigen der verschiedenen Nationen, die Ungleichheit trotz der wunderschönen Bestimmung des § 128 der Verfassung, wo es heißt: "Alle Staatsbürger . . . . (Nepokoj.)

Místopøedseda Buøíval (zvoní): Prosím o klid.

Posl. Hillebrand (pokraèuje): . . . . der Èechoslovakischen Republik sind vor dem Gesetze vollständig gleich und genießen die gleichen bürgerlichen und politischen Rechte ohne Rücksicht darauf, welche Sprache sie sprechen oder welcher Religion sie angehören." Der Herr Minister bestreitet, daß ein solcher Unterschied besteht. Ich habe ziffernmäßig und auch sonst an manchen Beispielen erwiesen, wie falsch das ist. Ich hätte nun eine große Liste von Einzelheiten anzuführen, ich muß es mir versagen, sie vorzubringen. Nur eines vielleicht noch: In Luschitz hat eine 2klassige deutsche Schule mit 80 Kindern bestanden. Die müssen jetzt Halbtagsunterricht genießen, damit für die èechische Minderheitsschule, welche 30 Schüler zählt, von denen 15 die èechische Unterrichtsprache nicht beherrschen, ein Lehrzimmer beschlagnahmt und dort ganztätiger Unterricht erteilt werden kann. So geht das fort. Für die Mehrheit der deutschen Kinder Halbtagsunterricht, für die Minderheit der èechischen Kinder Ganztagsunterricht: Ich frage Sie, ist das vom erzieherischen Standppunkt nicht Wahnwitz? Gibt es dafür überhaupt eine Rechtfertigung? Und dazu kammt, daß bei den Beratungen, die über Schulsperrungen entscheiden, zum Unrecht noch der Hohn gefügt, und kein deutscher Fachmann eingeladen wird, nein, über unsere Köpfe hinweg, ohne jemanden zu fragen, werden diese Verfügungen getroffen. Nun, der Herr Minister hat gemeint, der Aufwand für das Schulwesen sei so außergewöhnlich gewachsen, und ein Staat könne doch für Kulturzwecke nur soviel ausgeben, als die Quellen der wirtschaftlichen Kraft gestatten: Jawohl, so spricht man muß es ausdrücklich betonen - nicht etwa der Finanzminister, der sparen will, so spricht der Schulminister, der die Knauserei, die schäbige Sparsamkeit bei Erfüllung von Kulturaufgaben rechtfertigt! Der Unterrichtsminister müßte im Ministerrate darum kämpfen, daß die Summe, die ihm zur Verfügung steht, erhögt werde. Anstatt dessen hat er gebilligt, daß 400 Millionen gestrichen werde. (Výkøiky: Wo ist er!?) Ja, ich muß auch sagen, ich hielte es wirklich für wichtig, daß der Herr Unterrichtsminister bei einer Kritik seiner Rede hier anwesend wäre, und vielleicht darf ich den Herrn Vorsitzenden bitten, den Herrn Minister aufzufordern, daß er auch die Rede des oppositionellen Abgeordneten anhört! (Hluk, výkøiky.)

Místopøedseda Buøíval (zvoní): Prosím pana øeèníka, aby to pøenechal mnì.

Posl. Hillebrand (pokraèuje): So sagt man, man müsse sparen, weil die wirtschaftliche Kraft nicht weiterreicht. Wenn aber von unseren Bezirken und unseren Gemeinden erklärt wird: "Auf eigene Kosten, aus eigenen Mitteln wollen wir die Schulen erhalten und Ihr braucht kein Geld dazuzugeben," dann erfließt das Verbot, das dürfen sie nicht, da müssen sie die Schulen trotzdem sperren, obwohl das mit den geltenden gesetzlichen Bestimmungen im krassesten Widerspruche steht.

Nun hat der Herr Unterrichtsminister diese Èechisierungsbestrebungen damit beschönigt und zu rechtfertigen versucht, daß in Österreich zu wenig èechische Schulen bewilligt worden seien. Da ist zunächst festzustellen, daß der Landesausschuß in Böhmen und Mähren auch früher schon eine èechische Mehrheit besaßen und die Möglichkeit gehabt hätten, für die èechischen Lehrer die Gehälter zu bezahlen, es ist festzustellen, daß die èechischen Mehrheiten in den Gemeinden ebenfalls die Möglichkeit zur Aufbringung der sachlichen Mittel gehabt hätten, wenn sie sich nicht lieber darauf zurückgezogen hätten, auf dem Gebiete des Schulwesens zu sparen, das Geld zurückzuhalten. Aber es ist etwas dran. Der Abg. Stivín hat davon gesprochen, daß die deutschnationalen Parteien insbesondere gegen die èechischen Schulen im alten Österreich nur die brutale Gewalt der Staatsmacht in Anwendung gebracht hätten. Es sei ohne weiters bestätigt, daß von den deutschen bürgerlichen Parteien der Entwicklung des èechischen Schulwesens vielfach ganz ungerechtfertigte Hindernisse in den Weg gelegt wurden. Aber sie haben wohl die Entwicklung gehemmt, aber Schulen gesperrt haben sie, meines Wissens, trotzdem ni cht, wie Sie es heute tun. (Sehr richtig!) Wir haben diese Hemmung der Entwicklung Ihres Schulwesens bekämpft, wo immer wir konnnten, und wir sind dafür beschimpft und geschmäht worden; das hat uns aber nicht gehindert, für Ihre gerechtfertigten Ansprüche einzutreten. Und nun tun Sie dasselbe, wessen Sie die anderen als einer großen Schuld bezichtigen! Ich frage Sie, wird denn Unrecht zu Recht, wenn es von Ihnen geübt wird? Erkennen Sie nicht, daß Sie sich auf derselben engstirnigen Bahn bewegen, aus der diese nationalistische Politik der anderen erflossen ist? Lernen Sie denn nichts aus den Erfahrungen, die Sie selbst durchgemacht haben, indem Sie in dieselben Fehler verfallen, die Sie heute den andern zum Vorwurf machen?


Související odkazy



Pøihlásit/registrovat se do ISP