Es sind erst wenige Tage her, daß Sie, die Vertreter der herrschenden Klasse dieses Staates, am 7. März, den Bojährigen Geburtstag Masaryks, zum Anlaß genommen haben, um den Massen des arbeitenden Volkes der Èechoslovakei und dem Auslande vorzutäuschen, daß hier in der Èechoslovakischen Republik alles in Ordnung ist, daß es der arbeitenden Bevölkerung von Tag zu Tag besser geht, daß ihre politische Freiheit immer größer wird und Sie keine anderen Absichten haben, als den Frieden nach innen und außen zu erhalten. Diese Ihre Heuchelei ist wie eine Seifenblase geplatzt. In denselben Stunden, in denen Sie die Masaryk-Feiern vorbereitet haben, haben Sie in Gablonz in die arbeitende Bevölkerung hineingeschossen, haben Sie an unzähligen Orten in Mähr.-Schönberg und Römerstadt, in Pardubic und Zvoleò, in Sered und Neudek und in vielen anderen Städten dieses Staates mit Gewehrkolben und Pendreks hungernde Arbeiter, wehrlose Frauen und Kinder niedergeschlagen, bis sie sich in ihrem Blute gewälzt haben. Wenige Stunden bevor sich die Vertreter der herrschenden Klasse in diesem Hause an diesen heuchlerischen Feierlichkeiten beteiligt haben, wurden Mitglieder dieses Hauses, die die Interessen des arbeitenden Volkes dieses Staates vertreten, von ihren bezahlten Schergen niedergeschlagen. Der Abg. Babel wurde in Römerstadt von der Polizei dermaßen geschlagen, daß er eine halbe Stunde ohnmächtig war. Der Abg. Rjevaj wurde in Zvoleò auf die Erde gestoßen und dort mit Pendreks fürchterlich zugerichtet. Der Abg. Dvoøák und viele andere wurden auf das Brutalste mißhandelt.
Dieser 6. März, an dem Sie der hungernden, ausgebeuteten und geknechteten Bevölkerung dieses Staates Ihr wahres Gesicht gezeigt haben, an diesem 6. März [Další slova byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 11. bøezna 1930 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy. Viz str. 31 této tìsnopisecké zprávy.] Gerade diesmal wollten Sie jeden Aufmarsch der arbeitenden Massen für ihre gerechten Forderungen unter der Führung der kommunistischen Partei verhindern. Sie wollten, daß die 300.000 Arbeitslosen dieses Staates, daß die Hunderttausende Kurzarbeiter dieses Staates sich an Ihren Phrasen und Festgelagen, an Ihren Lobeshymnen in den Zeitungen und an den Hetzhymnen Ihrer Musikkapellen satt sehen und satt hören. Aber dies ist nicht die Arbeit, die die Arbeitslosen, nicht das Brot, das die hungernden Arbeiter und Bauern fordern. Und das haben auch Sie sehr gut gewußt und haben sich nicht darauf verlassen. Sie haben vielmehr, als die kommunistische Weltpartei und als wir, die kommunistische Partei der Èechoslovakei, die wir uns stolz dazu bekennen, ein Teil dieser Partei der Weltrevolution zu sein, die Massen aufgerufen haben, am 6. März zu demonstrieren für Arbeit und Brot, gegen die faszistische Diktatur und gegen die Kriegshetze gegen den ersten Staat der Arbeiter und Bauern, Ihren ganzen Machtapparat in Bewegung gesetzt, um diese Demonstrationen mit Lüge und Gewalt zu verhindern. Sie haben in Ihren allzu willfährigen Pressereptilien in die Welt hinaustrompetet, daß alle Pläne verraten sind, obwohl Sie einen Dreck gewußt haben.
Sie haben erzählt, daß der 6. März mit einem Krach enden wird und daß die Arbeiter nicht auf die Straße gehen werden. Aber dies war nur der Ausdruck Ihrer Angst, daß die Arbeiter trotz aller Ihrer Drohungen sich das Recht auf die Straße erkämpfen werden. Sie haben auf die elendste Weise gelogen, daß Moskau Blut und Leichen sehen will, um die Arbeiter davor zurückzuschrenken, am 6. März für ihre Rechte und gegen Ihre Ausbeuterherrschaft zu demonstrieren. Aber Sie haben sich auch nicht auf diese Mittel der ideologischen Beeinflussung verlassen, die Lüge allein schien Ihnen zu schwach, um die Arbeiterschaft zu fesseln. Deshalb haben Sie Ihren gesamten Machtapparat mobilisiert. Sie haben unsere Parteisekretariate in Pilsen und Mähr.-Ostrau, in Königgrätz und Komotau, in Brüx und Tabor, in Budweis und Báòská Bystrica mit bewaffneten Banden überfallen und alles von oben nach unten gekehrt. Denn wir haben es schon verstanden, mit Ihren Gewaltmethoden zu rechnen und dementsprechend zu arbeiten. Sie haben am 4. März das Zentralsekretariat der kommunistischen Partei und der kommunistischen Jugend und gleichzeitig die Zentrale der roten Gewerkschaften und die Zentrale der roten Hilfe besetzt, Sie haben ein Heer von uniformierten Polizisten und Spitzeln losgelassen, aber das Ergebnis war Null. Sie haben in der Nacht vom 3. zum 4. März 18 Arbeiter, die Sie für den Aktionsausschuß der Arbeitslosen in Prag hielten und in denen Sie den einzigen Organisator des 6. März gesehen haben, aus den Betten geholt und verhaftet. Sie haben in der nächsten Nacht in Prag neuerlich Arbeiterfunktionäre verhaftet. Sie haben in Komotau fast 100 Hausdurchsuchungen durchgeführt, Sie haben unseren dortigen Parteisekretär Genossen Schenk und einige andere Genossen verhaftet. Sie haben unseren Kreissekretär Gen. Bacílek in Báòská Bystrica und den Gen. Valenta verhaftet. - Sie haben gewütet und verhaftet in Kaaden, in Aussig, in Brüx und in vielen anderen Städten dieser Republik. Sie haben Arbeiterheime in Prag in der Nacht überfallen und von oben bis unten gekehrt, aber Sie haben dabei nichts erreicht. Ihr ganzer Polizei- und Gendarmerieapparat war in Bewegung. Es gab keine größere Stadt der Èechoslovakei, wohin Sie nicht eine drei- und viermal so große Besetzung gelegt hätten. Die Polizei genügte Ihnen nicht. Hunderte von Gendarmen wurden nach Prag und in alle andere Industriestädte, nach Gablonz und Mähr.-Schönberg, nach Neudek und anderswohin geworfen. Sie haben, wie z. B. in Reichenberg und Prag, die Polizei mit Gewehren ausgerüstet. Sie haben eben dort Ihre Spitzel in die Uniformen von Postlern und Eisenbahnern gesteckt. Sie haben in Kaschau Zivilisten mit Gummiknütteln bewaffnet, Sie haben heraustrompetet, daß Sie stark genug sind, die kleinsten Ansammlungen zu zerstreuen und alle Bürger aufgefordert, sich an den kommunistischen Kundgebungen nicht zu beteiligen, weil, wie Ihr offiziöses Organ, die "Èeskoslovenská Republika", geschrieben hat, dies nicht nur nicht am Platze, sondern diesmal sogar gefährlich sei. Sie haben in Ihren Blättern damit drohen lassen, daß Sie die Immunität des Abgeordnetenhauses brechen und den Klub der kommunistischen Abgeordneten mit Polizeischergen überfallen werden. Kurz und gut, Sie haben zwar nicht Himmel und Hölle, denn auf die, das wissen Sie - auch die Klerikalen unter Ihnen - als bürgerliche Politiker sehr gut, ist kein Verlaß, dafür aber Ihre Polizeikarabiner und Maschinengewehre, Ihre Gummiknüttel und Gendarmeriegewehre, Ihre Polizeiautos und Ihre Lügenpresse mobilisiert, um die revoltierende arbeitende Bevölkerung dieses Staates und die kommunistische Partei, die sich an ihre Spitze gestellt hat, niederzuhalten.
Aber alle Bemühungen waren vergebens. Die Zeit ist vorbei, wo sich die arbeitende Bevölkerung durch solche Mittel einschüchtern läßt. Ihr wütender Terror erzielt das Gegenteil von dem, was Sie wollen. Die arbeitende Bevölkerung und die kommunistische Partei hat damit zu rechnen gelernt und ist trotzdem in fast allen großen Städten dieser Republik auf die Straße gegangen. Daran ändern auch Ihre Lügenmeldungen nichts. Sie versuchen zwar noch immer, von einem Fiasko des 6. März zu reden, aber gleichzeitig waren Sie gezwungen, in Ihren eigenen Zeitungen über unzählige Orte zu berichten, in denen die Arbeitenden auf der Straße waren. Sie haben sich den Witz erlaubt, in Ihren Lügenblättern in den Titeln von einem Fiasko zu schreiben, um dann ganze Spalten hindurch zu berichten, in welchen Städten überall nichts war. Manchmal sind Ihnen doch Geständnisse entschlüpft, die sich blitzlichtartig selber Lügen strafen. Der "Expreß" z. B. wußte auf der letzten Seite versteckt zu berichten, daß sich an der Kundgebung in Karbitz, die einige Stunden dauerte, 1500 Arbeiter beteiligt haben. Die andere Presse wußte davon nichts. Der "Národ" wiederum wußte, daß unser Genosse Juran in Brünn zu 1000 Menschen sprach, während in den anderen Blättern 100 daraus wurden. Sie waren gezwungen, von Gablonz zu schreiben, weil dort einige ihrer übereifrigen Söldner nach Gebühr behandelt wurden. Sie haben also doch nicht ganz dicht halten können. Und wenn Sie auch in einer Kriegszensur versucht haben, dem "Rudé Právo" eine wahre Berichterstattung unmöglich zu machen, und wenn Sie auch unsere gesamte deutsche Presse, den "Vorwärts" in Reichenberg, die "Internationale" in Aussig und den "Kämpfer" in Karlsbad eingestellt haben, die Hunderttausende, die die Demonstrationen mitgemacht oder mitangesehen haben, die marschierenden Arbeiter lassen sich nicht wegleugnen. Und wir werden noch Mittel finden - seien Sie davon überzeugt - wir haben schon Mittel gefunden, um auch der übrigen Bevölkerung der Èechoslovakei und des Auslandes darüber Bericht zu erstatten, was wirklich am 6. März in der Èechoslovakei gewesen ist.
Weit über 100.000 ausgebeutete und unterdrückte Proletarier sind an diesem Tage in der Èechoslovakei unter dem Banner der kommunistischen Internationale, aufmarschiert für Arbeit und Brot, gegen die faszistische Diktatur, gegen den imperialistischen Krieg und für den Schutz der Sowjetunion. Sie haben alle Kundgebungen und Demonstrationen verboten. Aber die Arbeiterschaft ist marschiert. In Prag überschwemmten Tausende von Arbeitern den Wenzelsplatz, in Brünn demonstrierten Tausende nicht nur am 6., sondern auch am 7. März. Die Arbeiter des wichtigsten Kriegsbetriebes in der Èechoslovakei, der Škodawerke in Pilsen, sind in 3 Kundgebungen im Betriebe und zu Tausenden vor den Betrieben aufmarschiert. Der ganze Norden der Republik war eine einzige Demonstration. Weit über 1000 Demonstranten in Gablonz, 2000 in Reichenberg, 1000 in Zwickau, 1000 in Warnsdorf, 1000 in Bodenbach, 500 in Aussig, 1500 in Karbitz, weit über 1000 in Teplitz, 400 in Dux, über 500 in Brüx, 2000 in Komotau, 1000 in Podersam, 2000 in Neudek, einige Hundert in Graslitz, fast 3000 in Chodau, 1000 in Falkenau und weitere Tausende in verschiedenen kleineren Städten, sie haben davon gezeugt, daß die hungernde und unterdrückte Bevölkerung des größten Industriegebietes in Nordböhmen nicht länger gewillt ist, sich ruhig aushungern zu lassen und Ihrem faszistischen Terror zu weichen. Die hungernden Textilarbeiter Ostböhmens haben auf den Straßen von Pardubitz, Wildenschwert und Skuteè zu Hunderten gezeigt, daß sie mit den Proletariern Nordböhmens und Prags eins sind. 2000 Proletarier haben in Hoøic bei Paka demonstriert. Ganz Mähren stand im Zeichen des 6. März. Außer in Brünn, wo den ganzen Tag über Tausende von Arbeitern sich an den Demonstrationen beteiligten, legten die Arbeiter von Boskowitz alle Betriebe still und demonstrierten in einer Stärke von 2000 Mann. In Trebitsch demonstrierten 5000 Arbeiter, in Mähr.-Ostrau Tausende, in Mähr.-Schönberg und Römerstadt gleichfalls Tausende von streikenden Seidenarbeitern, gemeinsam mit den arbeitslosen und den noch im Betrieb stehenden Kollegen. In Prerau und Proßnitz, in Vsetin und Kojetein, in Olmütz und Göding, in Ung.-Hradisch und in Karlshütte eroberten sich Tausende von Arbeitern trotz Verbot und trotz des faszistischen Terrors seitens der Gendarmerie und der Polizei am 6. März die Straße. Und auch die Proletarier und armen Bauern der Slovakei und Karpathoukraine, die die Segensherrschaft Masaryks am deutlichsten zu fühlen bekommen, blieben nicht zurück. In Sered und Neutra, in Munkacs und Užhorod, überall waren sie auf der Straße. [Další vìta byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 11. bøezna 1930 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy.] Wir haben wieder nur allzuviel Zeugnisse davon, die wir ohne Ermüden immer wieder herausschreien werden, um Ihr verrottetes System anzuklagen, das sich nicht anders mehr zu helfen weiß als durch blutigen Terror. Die trockenen Tatsachen sprechen für sich. Mit ein, zwei Ausnahmen hat es am 6. März in der Èechoslovakei keine Demonstration gegeben, bei der es nicht zu Zusammenstößen mit der bewaffneten Macht gekommen wäre. Diejenigen unter der Polizei und Gendarmerie, die sich damit begnügt haben, zwar auf rohe Weise, aber ohne Anwendung von Waffengewalt die hungernden Proletarier zu zerstreuen, das sind noch Moralisten gewesen. Die Mehrzahl hat sich aber benommen, wie Noskes Bluthunde, oder wie französische Kolonialtruppen im dunkelsten Afrika. Besonders toll haben sie in den Gebieten der nationalen Minderheiten, in den deutschen Gebieten der Èechoslovakei, in der Slovakei und in der Karpathoukraine gewütet, wo zu der sozialen Unterdrückung noch die Fessel der nationalen Unterjochung kommt. Schon das, was in den èechischen Gebieten an Roheit und Brutalität vor sich gegangen ist, kann sich in eine Reihe stellen mit den Greueltaten der faszistischen Banden in Jugoslavien oder Italien. Die Demonstranten wurden mit Ko³benschlägen traktiert wie in Brüx. Die Gendarmerie ging mit aufgepflanzten Bajonetten gegen die Arbeiter von Karlshütte vor. In Göding stürzte ein Gendarmerieleutnant mit gezogenem Säbel auf die Demonstranten. In Pilsen und Brünn ritt die Polizei in die Menge. In Pardubitz schlug die Gendarmerie dermaßen mit den Gewehrkolben in die Menge, daß einige Arbeiter verletzt, einer sogar schwer verletzt wurde. Noch toller allerdings haben es diese Söldner mit den Demonstranten getrieben, die sie verhaftet hatten und die ihnen nicht mehr gefährlich waren. In Mähr.-Ostrau wurden auf der Polizei 3 Arbeiter so lange geschlagen, bis sie bewußtlos wurden. Unter diesen dreien befand sich ein einbeiniger Invalide, ein Nationalsozialist. Der zweite ist Genosse Falc, der, als er aus der Ohnmacht erwachte, dermaßen neuerlich auf Kopf und Hände geschlagen wurde, daß er dem Krankenhaus überstellt werden mußte. In Brünn wurden zwei verhaftete Genossen auf der Polizeidirektion so furchtbar geschlagen, daß sie ärztlicher Pflege übergeben werden mußten.
Die Brünner Polizei hat sich übrigens besonders ausgezeichnet. Die dortige berittene Polizei hat eine Methode wieder aufgenommen, die den Kosaken des zaristischen Rußlands zu eigen war. Sie verhaftet die Demonstranten, indem sie sie vom Pferde herab am Kragen packte und neben dem Pferde weiterschleifte. In Pilsen wurde eine Frau in Ketten gefesselt abgeführt. Unser Genosse Abg. Dvoøák wurde nach etwa 4minutiger Rede von 4 Polizisten überfallen. die ihn würgten, ihm den Mund stopften und mit den Fäusten auf den Hals schlugen, wobei ein Polizist ihm die Lippe zerriß.
All diese Schandtaten sind aber nur ein geringes gegen das, was sich [Další slova byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 11. bøezna 1930 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy.] in den deutschen und slovakischen Gebieten geleistet haben. Mit Hurra und blanken Bajonetten stürzte die Gendarmerie in Zwickau, Warnsdorf und Karbitz vor. In Kratzau schlug sie dermaßen mit den Gewehrkolben drein, daß nicht nur Frauen mit Gewehrkolben niedergestoßen, sondern auch ein alter Arbeiter von 6 Gendarmen niedergeschlagen wurde. In Grottau wurde ein jugendlicher Arbeiter mit dem Gewehrkolben niedergeschlagen. Zahllos sind die Städte im deutschen Sprachgebiet, wo diese Helden am 6. März im Zeichen der Vorbereitung der Masaryk-Feier einige Verletzte auf ihr Gewissen geladen haben. Es sind dies die Städte Neudek, Teplitz, Chodau, Komotau, Gablonz, Karbitz, Mähr.-Schönberg und Römerstadt, soweit wir bisher darüber eine Übersicht haben. In Neudek machte die Gendarmerie verschiedentlich von der blanken Waffe Gebrauch. Drei Demonstranten wurden verletzt. Eine Frau mußte schwerverletzt ins Spital geschafft werden. In Teplitz kam es zu einem schweren Zusammenstoß mit der Gendarmerie in der Langen Gasse, wobei eine Reihe von Arbeitern verletzt wurde. In Chodau ging die Gendarmerie gleichfalls mit der blanken Waffe vor, wobei einige Arbeiter verletzt wurden. In Komotau gab es gleichfalls einige Verletzte. In Gablonz genügten der Gendarmerie diese Methoden nicht. Sie hat ihrer ruhmreichen Vergangenheit vom 1. August in Gablonz Ehre gemacht und geschossen. Wenn auch zufälligerweise dadurch keine Verletzten zu verzeichnen sind, so hat die Arbeiterschaft gerade dort eine große Reihe von Verletzten aufzuweisen. In Karbitz stürmten 30 Mann Gendarmerie und etwa 40 Aussiger Staatspolizisten in Schwarmlinie mit Hurra gegen die Demonstranten und schlugen mit dem Gewehrkolben hinein. Das Ergebnis sind einige Verletzte. Über das Gebiet der streikenden Seidenarbeiter in Mähr.-Schönberg und Römerstadt ist es notwendig einen ausführlichen Überblick unserer dortigen Genossen zu zitieren.
Es heißt im Bericht über Mähr.-Schönberg: "Ein mächtiger Demonstrationszug von etwa 1500 Mann zog unter dem Gesang der Internationale und mit Sprechchören ins Innere der Stadt, wo es am Eichenbrennerplatz zu einem sehr schweren Zusammenstoß mit der bisher versteckt gehaltenen Polizei kam. Die Polizei gebärdete sich wie toll. Sie stürzte sich mit gezogenem Säbel und Gummiknütteln und einem furchtbaren Gebrüll auf den Demonstrationszug und hieb fürchterlich drein. In diesem Sturme brachen viele Demonstranten und Passanten unter den Hieben der Polizei zusammen. Kinder wurden niedergeschlagen, Frauen verprügelt. Eine große Zahl von Verhaftungen wurde vorgenommen. Bürgerliche und zwischen den Türen stehende Geschäftsleute wurden verprügelt und auf das schauerlichste mißhandelt." Nicht besser sah es in Römerstadt aus. Unser Bericht sagt darüber folgendes: "Am Dreifußplatz hielt Abgeordneter Genosse Babel zu den Massen eine kurze Ansprache und forderte zur Demonstration am Marktp³atz auf, wo sich bereits hunderte demonstrierende Arbeiter befanden. Sofort trat die gesamte Gendarmerie unter Führung eines Hauptmannes in Aktion. Die Massen standen dicht gedrängt und sangen die Internationale. Der ungeheuere Eindruck, den der tausendstimmige Gesang auslöste, brachte die Gendarmerie zur Raserei. Sie stürzte sich wütend ohne jeden Anlaß auf die Massen und schlug blindlings drein. Viele Arbeiter wurden verletzt. Abgeordneter Genosse Babel wurde derart geschlagen, daß er über eine halbe Stunde bewußtlos lag. Eine alte Arbeiterin wurde so furchtbar mißhandelt, daß sie ins Spital transportiert werden mußte und infolge innerer Verletzung schwer krank darniederliegt." In Poders am ging die Gendarmerie mit aufgepflanztem Bajonett in Schwarmlinie gegen die Demonstranten vor. In Reichenberg wurde ich bei meiner Verhaftung geschlagen. In Falkenau ging der Gendarmeriekommandant Král mit gezogenem Säbel gegen die Demonstranten vor. Das ist eine kurze Auslese der schönsten Heldentaten [Další slova byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 11. bøezna 1930 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy.] in den deutschen Gebieten der Èechoslovakei.
In Reichenberg hält man noch jetzt eine Arbeiterin verhaftet, die angeblich mit einer Nadel einen Polizisten in den Hintern gestochen hat. In Reichenberg sitzt diese Arbeiterin im Kriminal, man hat dort in der zweiten Nacht eine besoffene Landstreicherin zu ihr in die Zelle gesteckt, die die ganze Nacht gewütet und Spektatel gemacht hat, so daß dann sie mit Stricken gefesselt werden mußte. Mit dem erbärmlichsten Gesindel steckt man unsere kommunistischen Funktionäre zusammen, um sie dadurch mürbe zu machen.
Ihnen ebenbürtig sind die Brutalitäten, die am 6. März in der Slovakei an den Demonstranten begangen wurden. Hier einige Beispiele dafür. In Szered ging die Gendarmerie wiederholt in unerhörter Weise mit aufgepflanztem Bajonett gegen die tausendköpfige Menge vor, wobei einem Arbeiter die Hand durchbohrt wurde. In Kaschau wurden die bei der Demonstration verhafteten Genossen Spiegel und zwei Jugendgenossen dermaßen brutal geschlagen, daß man noch am andern Tage auf dem Hofe der Polizei Blut feststellen konnte. In Zvolen gingen 40 Gendarmen gegen 300 wehrlose Arbeiter mit der größten Brutalität vor. Sie hackten und schlugen Kinder, sie zerrissen einem Arbeitslosen seinen letzten Rock, sie warfen den Abgeordneten Rjevaj zu Boden und bearbeiteten ihn in unerhörter Weise mit Pendreks. Die Erregung der arbeitenden Bevölkerung von Zvolen über diese Brutalitäten war so groß, daß sie, obwohl am 6. März 23 Arbeiter verhaftet wurden, am 7. und 8. März neuerlich vor dem Bezirksgerichte demonstrierte, um die Freilassung der Gefangenen zu erreichen. Die Gefangenen selbst traten in den Hungerstreik und die meisten von ihnen mußten daraufhin entlassen werden.
Insgesamt wurden bei den Demonstrationen am 6. März nach unseren unvollständigen Berichten mindestens 250 hungernde Arbeiter und Arbeiterinnen verhaftet, außer den Abgeordneten, die nach ihrer Legitimierung meist wieder freigelassen wurden. Aber auch hier haben sich unerhörte Dinge ereignet. Der Abgeordnete Gen. Dvoøák, der am 6. März vor den Škodawerken verhaftet wurde, wurde erst am nächsten Mittag wiederum auf freien Fuß gesetzt. [Další vìta byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 11. bøezna 1930 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy.] Aber dieser unerhörte Terror gegen die hungernden Proletarier ist nur ein Zeichen ihrer außerordentlichen Schwäche, ist nur ein Zeichen dafür, daß sie es heute nicht einmal mehr dulden können, wenn die Arbeiterschaft für ihre Forderungen auf die Straße demonstrieren geht. Es ist ein Zeichen der Wut über ihre Niederlage, die Sie am 6. März in den Straßen aller großen Industriestädte und vieler kleiner erlitten haben. Es ist ein Zeichen der Ohnmacht ihrer Verbote gegenüber der anstürmenden Arbeiterklasse.
Ihnen freilich scheint dies noch viel zu wenig zu sein. Wie schreibt doch zum Beispiel die "Reforma" vom letzten Sonntag? "Hier und dort, insbesondere in Gablonz, kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Aber anderwärts, bis auf kleine Zusammenrottungen, geschah nichts." Auch dies ist übrigens nur ein Zeichen der Schwäche, daß Sie es nicht einmal wagen, sich offen zu Ihrem Terror zu bekennen.
Sie werden vielleicht jetzt wieder kommen, wie das von Ihnen ausgehaltene Lügenblatt "Èeskoslovenská Republika", und behaupten wollen, daß wir keine Kommunisten sind, weil wir diese Persekution, diesen Terror aufzeigen. Sie werden vielleicht wieder kommen und der arbeitenden Bevölkerung einreden wollen, daß wir uns aus diesem Terror eine Ausrede machen. Aber, meine Herren, dies haben wir trotz aller Ihrer Lügen über den Krach des 6. März nicht notwendig. Denn gerade trotz Ihres Terrors sind weit über 100.000 hungernde Proletarier am 6. März in der Èechoslovakei auf der Straße gewesen und haben gegen Ihre Schreckensherrschaft demonstriert.
Wir kommen auch nicht, um zu klagen. Wir kommen, um Ihre Brutalitäten anzuklagen. Wir wissen sehr wohl, daß in der jetzigen Periode der verschärften Krise des Kapitalismus dieser Terror und diese Gewaltmaßnahmen von Ihrer Seite unvermeidlich sind und wir rechnen damit. Wir stehen zur Frage des Terrors nicht anders als etwa zur Frage des imperialistischen Krieges. Wir wissen auch, daß imperialistische Kriege in der gegenwärtigen Entwicklungsstufe des Imperialismus unvermeidlich sind. Aber wir finden uns deshalb damit nicht ab. Wir finden sie nicht selbstverständlich. Im Gegenteil. Wir zeigen der gesamten arbeitenden Bevölkerung das unerhörte Elend und die Not des Krieges auf, wir rechnen mit ihm und wir organisieren den unerbittlichsten Kampf dagegen. Ebenso klagen wir Ihren Terror nicht nur an. Ebenso rufen wir Ihre Schandtaten bei allen Arbeiterdemonstrationen nicht nur in die ganze Welt hinaus, sondern wir organisieren als die Vorhut der gesamten arbeitenden Bevölkerung den unerbittlichen Kampf dagegen. Wir zeigen den Arbeitern die Mittel und Wege, wie sie sich dagegen zu wehren haben. Wir schulen sie im Kampfe dagegen. Wir machen sie im Kampfe gegen diesen faszistischen Terror fähig, um später im bewaffneten Aufstand Ihr elendes Regime zu stürzen.
Und auch die Arbeiterschaft der Èechoslovakei ist auf dem besten Wege, sich gegen Ihre faszistischen Brutalitäten zur Wehr zu setzen. Gerade die Demonstrationen am 6. März, die einen außerordentlich entschlossenen Kampfgeist gezeigt haben, haben bewiesen, daß auch die èechoslovakische Arbeiterschaft nicht mehr länger gewillt ist, sich kampflos Ihrem Terror zu beugen. An einigen Orten der Republik sind [Další slova byla usnesením pøedsednictvím posl. snìmovny ze dne 11. bøezna 1930 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy.] bei den Angriffen auf die Demonstranten entsprechend behandelt worden. In Gablonz antwortete die Arbeiterschaft auf die Angriffe der bewaffneten Macht mit einem Steinhagel. Dasselbe geschah in Chodau und Schumburg, wo Ihre Gendarmerie mit Steinen und Flaschen empfangen wurde. In Prag, Komotau und Ostrau wurden Polizisten und faszistische Provokateure von den Demonstranten verprügelt. In Szered in der Slovakei wurde ein Gendarm am Kopf verletzt. In Boskowitz versuchte die Arbeiterschaft sich der Waffen [Další slova byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 11. bøezna 1930 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy.] zu bemächtigen. Also auch auf Ihrer Seite gab es diesmal Opfer. Ihre Polizei- und Gendarmeriekosaken haben sehen müssen, daß die Arbeiterschaft dazu übergeht, Gleiches mit Gleichem zu beantworten. [Další vìty byly usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 11. bøezna 1930 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèeny z tìsnopisecké zprávy.] Wir erklären zwar, daß wir in diesem Augenblicke das Kräfteverhältnis zwischen Proletariat und Bourgeoisie noch nicht so einschätzen, daß wir zur Bildung von bewaffneten Abwehrorganisationen oder gar bewaffneten Aufstand auffordern, aber wir sagen laut und deutlich: Die Arbeiter werden und müssen sich zur Abwehr organisieren. Sie werden ihre Streiks verteidigen und die Überfälle der Streikbrecher und der bewaffneten Garden, die sich zu schützen versuchen, abzuwehren wissen. Sie werden es nicht mehr dulden, daß ihre Frauen und Kinder [Další slova byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 11. bøezna 1930 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z tìsnopisecké zprávy.] Kurz und gut! Die Arbeiter werden sich ihre Abwehrorganisation schaffen, die dem Proletariat die Straße und seine ganze politische Tätigkeit freimachen werden im Kampfe gegen Ihren Terror.
Den prächtigen und entschlossenen Kampfgeist der èechoslovakischen Arbeiterschaft haben aber nicht nur die eben geschilderten Abwehrmaßnahmen gezeigt. Die Tatsache, daß die Arbeiterschaft einer Reihe großer Betriebe, und zwar der Karlshütte bei Mähr. Ostrau, der Eisenwerke in Rokycan, sämtlicher Betriebe in Boskowitz, der Klingerfabrik in Preßburg, der Bauten in Pistyan und Užhorod geschlossen die Arbeit niedergelegt haben, um zu demonstrieren, ist ein Zeichen dafür. Die Tatsache, daß die Arbeiter der Škodawerke und vieler anderer Fabriken mitten in der Fabrik ihre Kundgebungen abgehalten haben, ist ein weiteres. In vielen Städten haben die Arbeiter stundenlang demonstriert und die Straßen beherrscht und sind Ihrem Terror nicht gewichen. In Prag demonstrierten die Arbeiter am Wenzelsplatz drei Stunden, in Brünn am 6. März gegen vier Stunden und am 7. März wieder einige Stunden. Die Arbeiter von Teplitz beherrschten drei Stunden, die von Kratzau und Grottau, die von Neudek und Graslitz je zwei Stunden, die von Karbitz und Schönberg je drei Stunden, die von Komotau sechs Stunden und die von Römerstadt sogar sieben Stunden trotz allen Angriffen der bewaffneten Macht die Straße. In Karbitz marschierte die Arbeitermasse ruhig und geschlossen gegen die Bajonette der Gendarmerie. Und als die Gendarmerie zum Angriff überging, da hielten die hungernden Bergarbeiterfrauen, die infolge der Stillegung fast aller dortiger Betriebe arbeitslos geworden waren und deren Männer nur drei Tage in der Woche arbeiten, ihre Kinder vor die Bajonette der Gendarmerie und riefen den Gendarmen zu, daß sie zuerst die Kinder und dann sie und dann erst ihre Männer niederstechen sollen, wenn sie es vermögen. Hart und fest und unter dem Gesang der Internationale standen die tausendköpfigen Massen in Römerstadt und Mähr. Schönberg, als Gendarmerie und Polizei zum Angriff übergingen. Angesichts solcher Tatsachen wagen Sie es, von einem Fiasko zu schreiben. Angesichts solcher Tatsachen wie der Beherrschung der Straßen durch die Arbeiter in Berlin, Köln und New York, wo es überall zu schweren Zusammenstößen und Schießereien kam, wagt es die "Národní Politika" zu schreiben, daß nirgends nicht einmal ein bolschewistischer Augenblickserfolg zu verzeichnen ist. Und sie schreibt weiter: "Gerade diese Fälle, wo die Massen gekommen sind, und sich doch zu einem ernsten Putsch nicht aufgeschwungen haben, sind richtunggebend für die Beurteilung der Schwäche der Kommunisten." All das ist keine Revolution wie erst eine Weltrevolution. Dies ist keine revolutionäre Aktion, dies sind ganz gewöhnliche Demonstrationen. So ruft angeblich erleichtert dieses Blatt aus. Aber wir können Ihnen nicht raten, auf diesen Demonstrationen auszuruhen. Wir geben auch offen zu, daß dies nicht die Revolution ist. Wir haben sie auch in diesem Augenblicke nicht gewollt, denn wir lassen uns den Zeitpunkt der Revolution nicht vom Klassengegner vorschreiben. Es waren auch keine Putsche, denn wir Kommunisten sind grundsätzliche Gegner des Putsches. Aber die Arbeiter haben diesmal am 6. März in unzähligen Städten der Welt stundenlang trotz faszistischen Terrors und trotz Verboten die Straße beherrscht. Sie haben, wenn auch nur auf Stunden, die Straßen erobert. Und auf solchem Wege haben auch die russischen Bolschewiki den Sieg errungen. Auch die russischen Arbeiter haben unter der Knute des Zaren erst nur minutenlang und dann stundenlang die Straße behauptet und später sind sie, gestählt durch diesen Kampf, zur Niederwerfung des gesamten Regimes übergegangen. Jawohl, der 6. März war nicht die Revolution, war nicht ein Putsch. Aber er war ein Glied im Prozesse der Weltrevolution, die nur auf einem Sechstel der Erde bereits gesiegt hat und in den anderen fünf Sechsteln der Erde viel schneller heranreift als es ihnen lieb ist und sie nach außenhin zugeben.