Pátek 15. listopadu 1935
Hohes Haus! Ich habe mich nur zum Worte gemeldet, um zu zeigen,
daß der Abgeordnete der Sudetendeutschen Partei Franz HoIlube
außer dem, was ihm hier bereits vorgeworfen wurde, auch
noch ein Verleumder und Ehrabschneider ist. Während des Wahlkampfes
hat Hollube in Wählerversammlungen seiner Partei gegen
mich und den zweiten Kläger Beschuldigungen erhoben, die
vom ersten bis zum letzten Wort frei erfunden und erlogen sind.
Ich beschränkte mich darauf, hier nur die wichtigsten Tatsachen
anzuführen, die die Anschuldigungen des Herrn Hollube
als eine Verleumdung charakterisieren. Ich habe sofort nach der
Versammlung, in der diese Äußerungen fielen, also anfangs
April, gegen Hollube die Ehrenbeleidigungsklage eingebracht.
Was tat Herr Hollube? Statt, so wie ich das getan habe,
bestrebt zu sein, die ganze Angelegenheit einer raschen gerichtlichen
Austragung zuzuführen, hat sich Hollube wochenlang
der Zustellung der gerichtlichen Ladung entzogen, um die Anberaumung
der Verhandlung hinauszuziehen. Aber er hat gleichzeitig in Wählerversammlungen
seiner Partei erzählt, er sei nicht geklagt worden, woraus
hervorgehe, daß seine Beschuldigungen zu Recht bestünden.
Als es dann schließlich am 6. Mai zu einer Verhandlung kam,
erwirkte Hollube die Vertagung dieser Verhandlung, nicht
etwa dadurch, daß er den Wahrheitsbeweis angeboten hätte,
sondern daß er Zeugen über den Wortlaut seiner Anschuldigungen
führte. Tatsächlich wurde die Verhandlung vertagt. Eine
weitere Verhandlung fand am 22. Mai statt, also drei Tage nach
den Wahlen. Was tat Herr Hollube? Er ließ durch seinen
Verteidiger erklären, daß er mittlerweile durch seine
Wahl zum Abgeordneten die Immunität erlangt habe. Daraufhin
wurde auch diese Verhandlung vertagt. Einige Wochen später
ließ ich Herrn Hollube durch meinen Verteidiger einen
Brief schreiben, worin er aufgefordert wurde, selber seine baldige
Auslieferung zu betreiben, damit die Angelegenheit gerichtlich
erledigt werden könne. Herr Hollube hat natürlich
diesen Brief ignoriert.
Ich erkläre hier: Das ist das Verhalten eines ertappten Verle
umders, der alle möglichen Kniffe anwendet, um sich der gerichtlichen
Bestrafung zu entziehen. Herr Hollube ist heute ausnahmsweise
hier im Saale, er möge hieher kommen und zu dieser Frage
Stellung nehmen. Wenn er seine unerhörten Beschuldigungen
aufrecht erhält, dann soll er hier erklären, worauf
er sie stützt. Wenn er sie nicht aufrecht erhalten kann,
was den Tatsachen entspricht, so soll er zugeben und bekennen,
daß diese Beschuldigungen eine Verleumdung und Ehrabschneidung
sind.
Ich ersuche das hohe Haus, die Auslieferung des Abgeordneten Hollube
zu beschließen, damit ein unerhörter Fall politischer
Brunnenvergiftung und Verleumdung der gerichtlichen Verurteilung
und öffentlichen Brandmarkung zugeführt werden kann.
Hohes Haus! Ich protestiere in diesem Hause gegen den Mißbrauch
des Parlaments, daß hier ein Ankläger von Verleumdung
spricht und dem Gerichtsverfahren vorgreift. Ich habe den Wahlkampf
ritterlich durchgemacht. Es hat sich in den vergangenen Tagen
erwiesen, daß das Parlament das Forum dazu abgibt, Parteigegner
gegen Parteigegner auszuspielen, die den Mut nicht hatten, in
der offenen Wahlschlacht Aug' im Auge gegenüberzutreten.
Sie versuchen es nun auf dem Wege der Verleumdung im Hause. Auf
alle Fälle hat ein Jahr vorher, ehe ich dem Beuer
den Vorwurf machte, auf Grund dessen ich jetzt ausgeliefert werden
soll, eine öffentliche Versammlung stattgefunden. Ich habe
noch die Einladung zu dieser Versammlung hier und noch stehen
Zeugen vor Gericht, daß der damalige Vorwufr nicht geklagt
wurde, somit für mich die Annahme zurecht besteht, den damaligen
Vorwurf zu wiederholen. Daß deswegen nun geklagt wurde,
ist bezeichnend.
Man wurde auch jetzt eben wiederum an Diebstahl erinnert. Nun
gut, ich habe es bis jetzt nicht für notwendig erachtet,
auf alle Verleumdungen von Parteigegnern zu reagieren, die meinen
Wahlkreis als besiegt verlassen haben und in einem anderen kandidieren
mußten. Ich bedauere aufrichtig, daß das Parlament
das Forum für einen derartigen Kampf abgibt, in einem des
Parlamentes ganz unwürdigen Ton. Der Umstand der Ehrabschneiderei,
die eigentlich gegen meine Person betrieben wurde, ist umso bezeichnender
für den hiesigen Parlamentarismus, da diejenigen, welche
die Beschuldigungen aussprachen, sich hinter die formalen Bestimmungen
eines Gesetzes verkriechen mußten, weil sie es in offener
Versammlungsschlacht nicht gewagt haben, so etwas auszusprechen.
Es ist bezeichnend, daß die Koalitionspresse und auch die
Blätter vom Schlage der "Deutschen Presse" sich
dazu hergeben, entgegen allen Regeln des journalistischen Anstandes
geflissentlich diese Beschuldigungen weiter zu leiten und abzudrucken.
Es ist nur allzu bekannt, daß sich die alle von dem Grundsatz
leiten ließen: ob es wahr ist oder nicht, etwas wird schon
hängen bleiben. Herr Beuer und Herr Köhler
können auf diese Ruhmestaten stolz sein, die wahrhaftig keiner
großen Portion von Mut, Entschlossenheit und Kampfeswillen
bedurften. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda
dr Markoviè.)
Wenn ich hier des Diebstahls beschuldigt wurde, so will ich dem
Hause einmal klar aufzeigen, was das für ein Diebstahl denn
schon gewesen ist. Allerdings, ich mache aufmerksam, daß
die Verleumder, also die Menschen, die mir den Vorwurf machten,
noch niemals im Leben in eine derartige Situation gekommen sind,
noch niemals für ihre Idee Opfer gebracht haben, die ich
damals als Marxist meinem marxistischen Programm brachte.
Es war im Jahre 1919/20 in Deutschland eine politisch sehr bewegte
Zeit. Ich war damals als junger, 18jähriger Bursch bereits
Mitglied des Spartacusbundes, aus welchem die kommunistische Partei
Deutschlands hervorging. Nur wer die Straßenkämpfe
des Kapp-Putsches und des mitteldeuschen Aufstandes erlebt hat,
der weiß den Ruf "Noske kommt!" zu schätzen
und zu werten. Niemals weiß das ein Mann, der seine Tätigkeit
nur auf die Redaktionsstube beschränkte. Das weiß nur
ein Mensch, der sich als Barrikadenkämpfer für die Idee
Marxens und Lenins in die Schanze schlug und seine gesunden Knochen
zerschießen ließ. Es war seinerzeit eine kritische
Situation, in der nicht nur ich, sondern hunderte und hunderte
andere brave Arbeiter gestanden sind. Es war der Tag, an dem es
hieß: Antreten zum Gefecht! Wenn es hieß "Noske
kommt!", dann blieb nichts anderes übrig, als sich zu
verteidigen. Da ergriff man, was zu ergreifen war und in meinem
Falle war dies eine Bauplanke an einem Neubau samt den dahinterliegenden
Ziegelsteinen, Heizkörpern und Baumaterialien. Die Untauglichkeit
dieses Materials ließ uns die Barrikade vorzeitig verlassen.
Daß man einem Noske-Richter, der den damaligen Noske-Scharfmachern
alle Ehre machte, keinen Beweis über den Verbleib des Barrikadenmaterials
erbringen kann, ist klar. Es ist nur nicht klar für Menschen,
die noch nie gekämpft haben, die nur Gehalt, Diäten
und Pfründen eingestrichen haben. (Výkøiky.)
Wenn ich nach alter deutscher Gründlichkeit zwei Jahre
später von der Behörde gefaßt wurde, als dieser
Neubau einmal fertig wurde und die Heizkörper fehlten, so
muß ich es als ein Glück betrachten, nur wegen Diebstahls
mit 4 Monaten abgestraft worden zu sein, weil die Strafe wegen
schweren Landfriedensbruches auf 4 Jahre hätte lauten können.
Damals aber war ich der Gefeierte, der bewährte Kämpfer
um die Idee Lenins, damals hat sich niemand daran gestoßen,
als ich 1923 in die Heimat zurückkam, in der kommunistischen
Partei als Gemeinderat erfolgreich tätig war, Mitglied aller
großen proletarischen Massenorganisationen, leitender Funktionär
war. Damals war der Hollube der gefeierte Mann, der Mann,
der in die ersten Reihen gehörte. (Výkøiky,
hluk.) Heute, wo sich der Mann aber aufwirft, um (obrácen
ke komunistickým poslancùm) Euere Sünden
aufzuzeigen, da ist er der furchtbarste Verbrecher. (Posl.
Beuer: Warum hab en Sie uns nie etwas von Ihren Heldentaten erzählt?)
Ich bin leider kein Mensch, der von seiner Arbeit redet, ich
bin kein Demagoge, der nur in der Presse als Journalist oder als
Redakteur schaukelt, sondern ich bin ein Mann der Arbeit von je
gewesen. Und Herr Beuer, ich glaube, es wäre Ihre
Pflicht gewesen, am Kampfe aktiv teilzunehmen, Lhr Leben für
Ihre Ide einzusetzen, nicht aber zu verlangen, daß ein Kämpfer
es Ihnen erzählt. (Potlesk a výkøiky.) Ich
glaube, est ist bezeichnend, daß schließlich gerade
Sie es sind, der heute die großen Ideale Ihrer Parteiprinzipien
verrät. Gerade Sie sind es, der sich heute zum bürgerlichen
Richter über ehemals proletarische, bolschewistische Kämpfer
aufschwingt. (Potlesk a výkøiky. - Hluk.)
Místopøedseda dr Markoviè (zvoní):
Prosím o k¾ud. (Posl. Beuer: Erklären
Sie uns den Diebstahl lieber!)
Posl. Hollube (pokraèuje): Ich habe das bereits
erklärt, wenn Sie keine Ohren haben, tut mir das leid.
Ich habe aus heiligster Überzeugung für das Programm
der kommunistischen Internationale unter Einsatz des Lebens gekämpft.
Herr Beuer, können Sie mir aber nachweisen, daß
Sie sich auch nur ein einzigesmal in derartiger Weise für
Ihre Idee einsetzen, daß Sie ein einzigesmal Ihr Leben für
Ihre Idee in die Schanze schlugen? (Hluk. - Místopøedseda
dr Markoviè zvoní.) Wenn man Ihre Worte mit
Ihren Taten vergleichen möchte... (Hluk.) Hier kommt
die Einheitsfront zur Geltung, da halten die Sozialdemokraten
mit den Kommunisten zusammen, wenn es gegen die SDP-Abgeordneten
geht! (Výkøiky.) Aber Herr Beuer,
ich muß Sie schon erinnern, Ihre Taten mit Ihren Worten
zu vergleichen. Sie werden doch nicht etwa jene Tage meinen, da
Sie für die proletarische Revolution gekämpft haben,
als Sie noch als kaiserlicher und königlicher Oberleutnant
Soldatenschinderdienste leisteten. (Potlesk, veselost, hluk.)
Damals, als Sie für die österreichische Dynastie des
Habsburger-Hauses Ihre Heldentaten geleistet haben. (Hluk.)
Herr Beuer, warum bleiben Sie nicht hier, warum laufen
sie davon? (Výkøiky poslancù sudetskonèmecké
a komunistické strany.)
Místopøedseda dr Markoviè (zvoní):
Prosím pána posl. Sandnera o k¾ud.
(Výkøiky posl. dr Köllnera a Katze.)
Volám pána posl. dr Köllnera k poriadku.
(Výkøiky posl. Katze.)
Pána posl. Katza prosím, aby zachoval k¾ud.
(Výkøiky posl. Katze.) Prosím pána
posl. Katza znovu o k¾ud.
Posl. Hollube (pokraèuje): Schon vor zehn
Jahren ist Ihr Ruhm aus Ihrer Tätigkeit im Gebiete von Reichenberg
öffentlich gebrandmarkt worden. Herr Beuer, ich stelle
fest, daß Sie damals nicht der Mann waren, der als Kämpfer
einem gegenübertreten konnte, Sie haben die Rednertribüne
nicht mit einer geschwollenen Heldenbrust verlassen, sondern Sie
sind von der Rednertribüne abgetreten, wie ein abgewrackter
Kasten, um diesen seemännischen Ausdruck zu gebrauchen. (Hluk.
Výkøiky.)
Místopøedseda dr Markoviè (zvoní):
Prosím o k¾ud. (Výkøiky posl.
Katze a dr Peterse.) Pána posl. Katza prosím
po tretie, aby zachoval k¾ud. (Výkøiky.)
Prosím pána reèníka, aby pokraèoval.
Posl. Hollube (pokraèuje): Wenn sich Herr
Beuer so emsig bemüht, meine Straftaten vom Jahre
1922, die rein im politischen Dienste geschahen, auszugraben und
sie der Presse bekannt zu geben, frage ich Sie (obrácen
k posl. Beuerovi), warum sprechen Sie nicht von den Urteilen,
die ich in der Tasche habe, vom Urteil auf vier Wochen Gefängnis,
die ich 1932 erhielt. (Hluk.) Warum verheimlichen Sie diese
Strafe, oder glauben Sie, daß es möglich ist, auch
diese Strafe in eine kriminelle umzuändern? (Hluk.) Sie
können Beschuldigungen aussprechen, aber Sie sind zu feige,
den Gegner anzuhören. Das ist das Niederträchtigste
Euerer Demagogie. (Výkøiky. Hluk.)
Místopøedseda dr Markoviè (zvoní):
Prosím o k¾ud. (Výkøiky.).
Posl. Hollube (pokraèuje): Sie können
Beschuldigungen erheben, aber Sie sind nicht die Männer,
die auch Entgegnungen entgegennehmen. (Vykøiky: Das
verhindern Sie durch derartige Kravalle cesse! - Výkøiky
posl. Sandnera, dr Peterse,. Katze, Beuera.)
Místopøedseda dr Markoviè (zvoní):
Prosím o k¾ud. (Výkøiky posl
dr. Köllnera.)
Volám pána posl. dr Köllnera po druhé
k poriadku.
Posl. Hollube (pokraèuje): Es scheint, als
ob der Abg. Beuer ein ausgesprochenes Interesse für
Altertümer hätte. Dafür haben Sie ein Interesse,
aber von Sachen neueren Datums wissen Sie nichts. (Hluk. Výkøiky.)
Místopøedseda dr Markoviè (zvoní):
Prosím o k¾ud. Prosím pána posl.
Katza, aby zachoval k¾ud.
Posl. Hollube (pokraèuje): Ich möchte
gerne den Herrn Beuer an den Herbst, an die Oktober- und
Novembertage 1932 erinnern, als der Bund der Sowjetfreunde aufgelöst
wurde, als ich damals als Proletarier im Dienst um die kommunistische
Partei verurteilt wurde. (Hluk.) Da sind Sie zu feige,
das aufzuzählen, oder- haben Sie -Kummer, wenn ich über
diese Sachen spreche? Warum haben Sie das verscchwiegen?. Wer
den Mut hat, Menschen zu verleumden,-der muß a. uch die
Ehre aufbringen, die- Wahrheit zu gestehen. Dazu aber haben Sie
nie Lust gehabt.
Místopøedseda dr Markoviè (zvoní):Prosím
pána reèníka, aby skonèil. Jeho reènícka
lehota už uplynula.
Posl. Hollube (pokraèuje): Sie haben mit
aller Absicht von dieser Strafe keine Erwähnung getan, weil
Sie sich schämen,. auch in diesem Falle einmal dem Parlamente
klar zu machen, welch ungeheuere Verleumdung Sie sich mir gegenüber
zuschulden kommen ließen. (Hluk.)
Místopøedseda dr Markoviè (zvoní):
Prosím o k¾ud.
Posl. Hollube (pokraèuje): Aber Euch, Èechen,
Slovaken und Magyaren, sage ich: Zerschmettert den Bolschewismus
und rettet Euér Volk. (Potlesk. - Výkøiky.
Hluk.)
Hohes Haus! Der Abg. Hollube hat seine Ausführungen
damit eingeleitet, daß er gegen die Szenen hier in diesem.
Hause protestiert hat, die unmittelbar mit seinem Namen verbunden
sind. Es wäre niemals zu diesen Szenen gekommen, wenn nicht
die Sudetendeutsche Partei, deren Führer erst vor wenigen
Tagen wieder über die "Sauberkeit und Reinlichkeit in
der Politik" gesprochen hat, es wagen würde, Leute in
führende Funktionen zu bringen, die bereits nicht nur gerichtlich,
sondern auch moralisch und politisch vor der ganzen Öffentlichkeit
abgeurteilt worden sind. (Výkøiky: Durch Sie!)
Ich stelle hier fest: der Abg. Hollube hat weder den
Fall seines Diebstahls hier aufgeklärt (Hluk.), noch
hat er wirklich Stellung genommen zu dem zweiten Fall Hollube,
der jetzt zur Diskussion steht. Er hat diese Tribüne verlassen
als ein vorbestrafter Dieb und ein Verleumder, der demnächst
bestraft werden wi.rd,
Místopøedseda dr Markoviè (zvoní):
Volám pána reèníka pre tento výraz
k poriadku.
Posl. Beuer (pokraèuje): Herr Hollube
hat hier auf eine Versammlung verwiesen, die angeblich bereits
vor einem Jahre stattgefunden hat. Ich erkläre hier: Ich
weiß nichts von dieser Versammlung, ich habe niemals auch
nur ein einziges Wort von dieser Versammlung gehört. Hätte
ich davon erfahren, so hätte ich schon damals die Ehrenbeleidigungsklage
gegen Hollube eingebracht. Hollube hat hier aaf
seine sozusagen revolutionäre Vergangenheit verwiesen und
er hat den schwarzen Fleck auf seiner Strafkarte dadurch aufzuhellen
versucht, daß er aus diesem Diebstahl eine revolutionäre
Heldentat zu machen versucht hat. (Výkøiky.)
Wäre Hollube damals wegen einer revolutionären
Handlung vor Gericnt gestanden, so wäre er nicht wegen Diebstahls,
sondern wegen Landfriedensbruches, wegen Aufruhr, wegen Anschlägen
gegen die deutsche Republik verurteilt worden. Hätte es sich
um ein politisches Delikt gehandelt, so wäre Hollube
bereits vor vielen Jahren amnestiert worden.
In dem Rechtsgutachten, das wir von einem Berliner Rechtsanwalt
eingeholt haben, wurde ausdrücklich mit rein juristischen
Argumenten nachgewiesen, daß dem Delikt des Herrn Hollube
keine politischen, sondern unehrenhafte Motive zugrundeliegen.
Außerdem ist es eine bekannte Tatsache, daß im Jahre
1922, als Herr Hollube in Dortmund wegen Diebstahls verurteilt
wurde, keinerlei Prozesse aus dem Kapp-Putsche mehr durchgeführt
worden sind. (Výkøiky.) Übrigens haben
wir die Listen aller derjenigen, die damals wegen der Teilnahme
an den revolutionären Kämpfen verurteilt worden sind,
genau durchgesehen, aber wir haben den Namen Hollube nicht
darunter gefunden. Eines ist sicher: wäre der Abg. Hollube
tatsächlich der "Spartakist" und "Barrikadenkämpfer"
gewesen, als den er sich hier ausgibt, er hätte es nicht
verabsäumt, in unserer Partei, deren Mitglied er vorübergehend
war, davon zu sprechen und sich dieser revolutionären Heldentat
zu rühmen. Während der ganzen Dauer seiner Mitgliedschaft
in unserer Partei, aus der Hollube nicht freiwillig gegangen
ist, sondern hinausgeworfen worden ist... (Posl. Hollube: Das
ist eine Lüge!)
Místopøedseda dr Markoviè (zvoní):
Volám pána posl. Hollube pre tento výrok
k poriadku.
Posl. Beuer (pokraèuje):... während
dieser ganzen Zeit hat Hollube nicht ein einziges Mal an
seine "revolutionäre Vergangenheit" erinnert und
er hätte das ganz bestimmt getan, weil er alles mögliche
versucht hat, in unserer Partei eine politische Rolle zu spielen.
Schließlich hat Herr Hollube, um von seiner eigenen
Angelegenheit abzulenken, an meine sogenannte "militärische
Vergangenheit" erinnert, wobei er mich taxfrei auch zum Oberleutnant
befördert hat, der ich gar nicht gewesen bin. (Posl. Hollube:
Aber Sie waren Obmann einer Couleurstudentenverbindung!) Jawohl,
als 17jähriger!
Ich kann mich darauf berufen, daß diese Angelegenheit bereits
im Jahre 1923 gelegentlich eines von mir selber angestrengten
Ehrenbeleidigungsprozesses vor aller Öffentlichkeit verhandelt
worden ist. Keiner der Zeugen, die von Ihrer Vorgängerin,
der Deutschen Nationalpartei, im Zuge eines infamen Kesseltreibens
gegen mich geführt worden sind, konnte gegen mich den Vorwurf
einer tatsächlichen Soldatenmißhandlung erheben, und
diese Tatsache wurde auch in dem Gerichtsurteil ausdrücklich
festgestellt. Aber gerade die Sudetendeutsche Partei hat das allergeringste
Recht, an meine sogenannte "militärische Vergangenheit"
zu erinnern. Ich habe noch Ende 1918 aus den schrecklichen Erlebnissen
des Weltkrieges die einzig mögliche, die einzig richtige
Schlußfolgerung gezogen, indem ich mich der sozialistischen
Arbeiterbewegung angeschlossen habe und seither gegen den Krieg,
gegen eine Wiederholung dieses Kriegsverbrechens, und für
den Frieden kämpfte. Aber wie steht es denn mit Ihnen, Ihr
Herren von der Sudetendeutschen Partei? Welche Schlußfolgerungen
haben denn Sie aus dem sogenannten "Völkerstahlbad"
gezogen, zu dem Ihre politischen Väter und Großväter,
die Herren Wolf, Heine, Teufel und Konsorten damals so begeistert
aufgerufen haben? Ihre Partei ist es doch, die heute bei jeder
Gelegenheit den Schützengrabengeist aus dem letzten Weltkrieg
zitiert. Ihre Partei ist es doch, in deren Reihen die Kriegshetzer
stehen. Ihre Partei ist es doch, die sich der Mitgliedschaft der
deutschen Reserveoffiziere rühmt. In Ihren Reihen stehen
doch nicht nur die deutschen Reserveoffiziere, sondern auch hunderte
von ehemaligen aktiven Offizieren der k. und k. Armee, ja Sie
haben sogar in Ihrer Hauptleitung und in Ihrem Senatsklub ehemalige
Majore und Hauptleute sitzen. Wenn schon an die "militärische
Vergangenheit" erinnert wird, dann wenden Sie sich gefälligst
in die eigenen Reihen, dort sitzen die Kriegshetzer, dort sitzen
die wirklichen Soldatenschinder. die ehemaligen, aber auch die
zukünftigen Soldatenschinder, die ungeduldig darauf warten,
bis ihnen der Ausbruch des Krieges die Gelegenheit gibt, ihr blutiges
Handwerk auszuüben. (Hluk. - Výkøiky.)
Místopøedseda dr Markoviè (zvoní):
Ráète zachova k¾ud.
Posl. Beuer (pokraèuje): Die Sudetendeutsche
Partei hat nicht das Recht, als Richterin über politische
Sitten hier in diesem Hause aufzutreten. (Výkøiky
posl. Schenka.)
Místopøedseda dr Markoviè (zvoní):
Prosím pána posl. Schenka, aby zachoval
k¾ud.
Posl. Beuer (pokraèuje): Ihr trägt die
Schuld daran, daß es zu solchen Szenen kommt. Die Sudetendeutsche
Partei ist aus diesen Auseinandersetzungen als politisch und moralisch
gerichtet hervorgegangen. (Potlesk komunistických poslancù.)