Pátek 12. února 1937
Meine Damen und Herren! Bevor ich mich mit der Frage der Exportförderung
beschäftige, möchte ich doch Einiges zu den letzten
Ausführungen des Herrn Koll. Špaèek sagen.
Ich will nicht mit ihm polemisieren, sondern mich mit Feststellungen
begnügen. Er ist gegen die Proportionalität, soweit
seiner Meinung nach diese Forderung bei der Anstellung von Staatsbeamten
in Betracht kommt, und sagt: "Wenn die Deutschen diese Forderung
stellen, dann ist es unsere Aufgabe, dafür einzutreten, daß
diese Proportionalität auch in jenen deutschen Gemeinden
gewahrt wird, wo èechische Angestellte nicht aufgenommen
werden." Wenn alles, was Herr Koll. Špaèek
gesagt hat, wahr und seine Auffassung richtig wäre, dann
könnte man ruhig sagen, daß in diesem Staat wohl von
einer Unterdrückung der Èechen durch die Deutschen
die Rede sein könnte. Es geht doch nicht an, die Dinge einfach
auf den Kopf zu stellen. Ich habe mit niemandem über den
weiteren Sinn der Ausführungen des Koll. Špaèek
reden können, aber wir wären sehr gerne bereit, der
Proportionalität zuzustimmen. Wie sieht es mit dieser Proportion
in èechischen oder in gemischtsprachigen Gemeinden aus,
wo die Deutschen eine Minderheit darstellen? Es geht nach meiner
Meinung nicht an, in die gegenwärtige Atmosphäre solche
Forderungen hineinzuschleudern und damit nur dazu beizutragen,
daß die Bestrebungen, die auf einen vernünftigen Ausgleich
hinauslaufen, torpediert werden. Das wollte ich nur ganz kurz
feststellen, soweit die letzten Ausführungen des Herrn Koll.
Špaèek in Betracht kommen, von denen ich übrigens
sagen muß, daß sie nicht zu dem in Verhandlung stehenden
Thema passen.
Nun die Exportförderung. Die Vorlage ist in mehr als einer
Hinsicht begrüßenswert. Die Novelle zu dem Gesetz,
das bereits seit dem Jahr 1931 besteht, wird es auch unserer deutschen
Industrie ermöglichen, verlorengegangene Exportmöglichkeiten
und Verbindungen neu aufzunehmen. Es ist keine Kleinigkeit, wenn
der Staat zu der Garantie, die er schon bisher in großem
Ausmaß geleistet hat, einen weiteren Betrag von 1500 Millionen
zur Verfügung stellt. Unsere Industrie ich kenne das aus
persönlicher Erfahrung ist in den letzten Jahren nur mit
großen Hemmungen an die Tätigung von Exportgeschäften
herangegangen. Hier greift der Staat ein. Der Staat übernimmt
gewissermaßen das Risiko, das mit dem Abschluß derartiger
Exportgeschäfte verbunden ist. Bevor wir weiter darüber
reden, möchte ich darauf hinweisen, daß sich die Vorlage
an jene Maßnahmen anreiht, die seit Jahr und Tag vom Hause
zu dem Zwecke beschlossen wurden, zwar Schritt für Schritt,
aber doch sicher, eine Besserung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse
herbeizuführen.
Ich verweise darauf, daß schließlich dieser Tendenz
das Baugesetz gedient hat. Leider ist von unseren deutschen Gemeinden
die Möglichkeit, die Begünstigungen dieses Gesetzes
auszunützen, nicht so ausgenützt worden, wie es notwendig,
gut und zweckmäßig gewesen wäre. Beschlossen wurde
ferner die Herabsetzung des Zinsfusses, eine Maßnahme, die
gerade unserer Industrie und insbesondere unserer verschuldeten
Industrie zustatten gekommen ist. Es ist schließlich die
Wehranleihe beschlossen worden, und man kann nicht sagen - da
versuche ich, objektiv festzustellen, was notwendig ist - daß
die Deutschen, soweit es sich um die Inanspruchnahme der Beträge
aus der Wehranleihe handelt, nicht in die Lage versetzt worden
wären, an dem Verbrauch dieses Geldes teilzunehmen. Ferner
ist im Herbst gegen die Stimmen so mancher Pessimisten in diesem
Hause die Devalvation beschlossen worden. Schon nach wenigen Monaten
können wir feststellen, daß es sich hier um eine Maßnahme
gehandelt hat, die gut war und besonders im Interesse der deutschen
Bevölkerung dieses Staates. Und schließlich und endlich,
das gehört, glaube ich, auch dazu, hat die Lockerung unserer
Devisenwirtschaft, die auf dem Verordnungswege erfolgte, auch
herbeigeführt, daß unserer Industrie bei der Tätigung
von Rohstoffeinkäufen im Auslande ganz wesentliche Erleichterungen
verschafft wurden. Und jetzt kommt diese Novelle schließt
diesen Reigen ab - die Vorlage über die Garantie bei den
Exportgeschäften, die, wie ich schon gesagt habe, vorsieht,
daß weitere 1.500 Millionen vom Staate für diese Garantie
zur Verfügung gestellt werden.
Ich glaube, daß diese Maßnahme notwendig war, auch
aus Gründen der Entwicklung unseres Wirtschaftslebens. Der
Außenhandel, der 1935 - und hier muß ich doch einige
Ziffern nennen - Einnahmen von 5375 Millionen zu verzeichnen hatte,
ist 1936 auf 5835 Millionen gestiegen. Wir haben also eine sehr
wesentliche Belebung festzustellen, und was noch wichtiger ist,
es wird die Tendenz fortgesetzt, die wir bereits 1935 feststellen
konnten. Interessant ist folgende Betrachtung: Der Umsatz im Außenhandel
ist 1936 um 12ÿ5% gestiegen. Die Rohstoffeinfuhr ist um 20.3%
gestiegen, die Rohstoffeinuhr ist dem Werte nach weit mehr gestiegen
als der Absatz unserer Ware. Der Verkauf von fabrikationsmäßigen
Erzeugnissen ist um 8ÿ5% gestiegen. Ich glaube, daß
wir alle zu der Annahme berechtigt sind, daß die Tatsache,
daß in den letzten Monaten des vergangenen Jahres infolge
der verschiedenen Maßnahmen: Devalvation, Lockerung der
Devisenwirtschaft usw., daß diese vermehrte Rohstoffeinfuhr
im Jahre 1936 sich logischerweise 1937 in einer vermehrten Ausfuhr
auswirken muß. Wenn aber angenommen wird, daß das
Auslandsgeschäft einen größeren Umfang annehmen
und bei der privaten Industrie die Befürchtung vorhanden
sein sollte, daß diese Geschäfte mit einem Risiko,
vielleicht mit einem Verlust verbunden sind, dann ist es, glaube
ich, die Aufgabe des Staates, hier helfend einzugreifen, und der
Industrie diese Sorge abzunehmen.
Der Staat hat schon in den letzten Jahren diese Garantie immer
übernommen. Aus dem Berichte geht nicht hervor, wenigstens
nicht genau, in welchem Umfange von unserer Industrie die Möglichkeit
der Garantie auch konsumiert wurde. Wir wissen aber, daß
rund 1.800 Millionen in Anspruch genommen worden sind. Es ist
interessant, daß, obwohl der Staat in so hohem Maße
sich zum Garanten dieser Geschäfte aufgeworfen hat, der Staat
nie in die unangenehme Lage versetzt wurde, die Garantie auch
zu erfüllen. Man hat allen Grund anzunehmen, daß es
auch in der Zukunft so sein wird. Das kann aber nicht bedeuten,
daß man die Summe an und für sich verkleinern muß,
das ist vielmehr nur ein Beweis dafür, daß, wenn so
eine Staatsgarantie gegeben ist und wenn sich der Staat auch mit
darum kümmert, daß die ausländischen Gläubiger
bezahlen, daß sich dann bessere Erfolge zeigen, als wenn
der Private auf eigene Faust handeln muß. Bei diesen Garantien
hat sich, möchte ich beinahe sagen, das umgekehrte dessen
ereignet, was wir sehen, wenn wir darüber verhandeln, daß
unseren Privatindustrien Staatsgarantien nach dem Finanzgesetz
gegeben werden. Der Finanzminister oder die entscheidenden Beamten,
mit denen man bei solchen Verhandlungen zusammenkommt, pflegen
darauf hinzuweisen, daß bei derartigen Garantien der Sinn
darin besteht, daß der Staat zum Handkusse kommt, daß
bei solchen Garantien, die unserer Industrie gegeben werden, der
Staat ein großes Risiko übernimmt. Das ist darauf zurückzuführen,
daß mit solchen Maßnahmen, soweit es sich um solche
Garantien handelt, der Sinn darin besteht, daß diese Industrien
wenigstens zum Teile saniert werden, daß deshalb, wenn solche
Dinge gemacht werden, der Staat ein größeres Risiko
übernimmt als wenn es sich darum handelt, Exportgarantien
zu leisten. Wenn nun die Tatsachen der letzten Jahre, soweit es
sich um die Gewährung der Garantien handelt, auch dafür
sprechen, daß der Staat ein großes Risiko nicht eingeht,
so muß noch einmal unterstrichen und gesagt werden, daß
das absolut nicht bedeuten kann, den Wert der Vorlage herabzusetzen.
Wir alle wissen es, eine solche Garantie ist nicht das Um und
Auf, soweit es sich darum handelt, Maßnahmen zur Förderung
unserer Industrie zu treffen, um wieder normale Verhältnisse
herbeizuführen. Aber diese Novelle ist ein Teil jener Maßnahmen,
die darauf abzielen, langsam, aber sicher wieder zu normalen Zuständen
zu kommen, und weil wir der Auffassung und Überzeugung sind,
daß wir der deutschen Arbeiterschaft des Staates dienen
und daß die deutsche Industrie die Möglichkeit bekommt,
diese Exportgarantien in Anspruch zu nehmen, um Exportgeschäfte
zu tätigen, weil wir der Überzeugung sind, daß
an dieser Angelegenheit auch die deutschen Arbeiter partizipieren
werden, werden wir gerne für das Gesetz stimmen. (Potlesk.)