Pátek 29. øíjna 1937
Hohes Haus! Im Namen des parlamentarischen Klubs der Abgeordneten
der Sudetendeutschen und karpathendeutschen Partei, Vorsitzender
Konrad Henlein, habe ich zu den Vorfällen im Weltkurorte
Teplitz-Schönau am Sonntag den 17. Oktober 1937 und zu deren
Begleiterscheinungen folgende Erklärung abzugeben (ète):
Am Sonntag, den 17. Oktober 1937, haben sich in Teplitz-Schönau
Vorfälle ereignet, die wir in einer dringlichen Interpellation
dargestellt haben.
Es ist unleugbar und unwiderlegbar, daß an diesem Tage am
Marktplatz in Teplitz-Schönau von Polizeiorganen die Abgeordneten
Frank, Dr. Köllner, Kundt, Ing. Richter
und Sandner in gröblichster Weise unprovoziert
mißhandelt und ihre verfassungsrechtliche Stellung mißachtet
wurde.
Es ist unleugbar und unwiderlegbar, daß die vom Präsidium
der gesetzgebenden Körperschaft ausgestellte Legitimation
über die Mitgliedschaft in der Èechoslovakischen Nationalvers
ammlung von Polizeiorganen bewußt mißachtet und verhöhnt
wurde.
Der parlamentarische Klub der Abgeordneten der Sudetendeutschen
und karpathendeutschen Partei erhebt gegen die erfolgte Mißhandlung,
Nichtachtung und Beleidigung von Mitgliedern der gesetzgebenden
Körperschaft des Staates durch Polizeiorgane schärfsten
Protest und fordert Genugtuung. Er fordert Genugtuung nicht allein
für seine betroffenen Mitglieder, sondern für das ganze
Haus, dessen Stellung und Würde gröblichst verletzt
worden ist.
Er protestiert gegen die amtliche Verbreitung unwahrer Nachrichten
und erhebt schärfsten Einspruch gegen eine Pressezensur,
die jede Darstellung der Teplitz-Schönauer Vorfälle
durch die beteiligten Parlamentarier unmöglich macht.
Er fordert die beschleunigte Fortsetzung der Untersuchung der
Teplitz-Schönauer Vorfälle, die Einvernahme aller beteiligten
Mitglieder der Nationalversammlung und die Bestrafung der Schuldigen.
Er besteht auf der Forderung um so mehr, als an dem Verhalten
der Teplitz-Schönauer Staatspolizei die Auswirkung eines
Systems sichtbar wurde, das unerträglich ist für die
deutsche Bevölkerung, für das Zusammenleben der Nationen
im Staate und für die durch die Verfassung festgelegte demokratische
Ordnung des Staates. (Výkøiky komunistických
poslancù. - Hluk.)
Pøedseda (zvoní): Prosím o
klid.
Posl. Birke (pokraèuje): Der parlamentarische
Klub der Abgeordneten der Sudetendeutschen und karpathendeutschen
Partei fordert daher die sofortige Aufhebung der ergangenen Zensurweisungen
und des allgemeinen Versammlungsverbotes, da es den Grundsätzen
der Verfassung widerspricht, politischen Parteien auf unbestimmte
Zeit ein Rede- und Schreibverbot aufzuerlegen.
Er fordert die sofortige Ausschreibung der allgemeinen Gemeindewahlen,
da er die Verschiebung der bereits ausgeschriebenen Wahlen als
Gesetzverletzung ansieht und in der Begründung ihrer erfolgten
Verschiebung mit den Teplitz-Schönauer Vorfällen nur
einen Vorwand erblicken kann.
Er erklärt schließlich nachdrücklichst, daß
weder entstellte amtliche Nachrichten oder lancierte Pressemeldungen
noch irgendwelche Erwägungen persönlicher Natur den
einmal begonnenen Rechtskampf und die Haltung der Partei zu beeinflußen
imstande sind.
Die Abgeordneten der Sudetendeutschen und karpathendeutschen Partei
verlassen zum Zeichen des Protestes für die Dauer der heutigen
Sitzung das Haus. (Hluk. - Výkøiky komunistických
poslancù. - Poslanci sudetskonìmecké
strany opouštìjí zasedací síò.)
Im Namen des Abgeordnetenkhubs der kommunistischen Partei will
ich hier eine sachliche Bemerkung zu dem Kapitel: "Die SdP-Führer
als politische Abenteurer und Provokateure" machen:
Ist stelle hier fest: Henlein hat sich erfrecht, in seinem Briefe
an den Staatspräsidenten sich selbst zu dem ominösen
Sprecher zu ernennen, den er fordert. Ich stelle fest: eine Institution
des Sprechers gibt es in der Èechoslovakischen Republik
nicht, und Henlein hat kein Recht, als Sprecher aufzutreten. So
ein Auftreten Henleins ist eine politische Hochstapelei.
Henlein hat sich erfrecht, in seinem Brief an den Staatspräsidenten
im Namen des Sudetendeutschtums zu sprechen. Das ist eine zweite
politische Hochstapelei. Die Sudetendeutschen haben Henlein nicht
beauftragt, der Republik mit der Gefährdung des Friedens
und der ruhigen Entwicklung zu drohen. Henlein hat kein Recht,
im Namen der vielen Hundertausende deutscher Antifaszisten der
Republik zu sprechen. Henlein hat kein Recht, im Namen von Hunderttausenden
Wählern der SdP zu sprechen, denen er viel versprochen, aber
nichts gehalten hat. Es ist eine Frechheit der SdP-Führung,
zu behaupten, daß es bei den Teplitzer Zusammenstößen
um die Sache des Sudetendeutschtums gegangen sei. Henlein und
seine Abgeordneten haben in Teplitz nicht für Brot und Arbeit,
bessere Löhnung und nationale Rechte demonstriert. Sie haben
nichts anderes getan als eine vorbereitete Provokation ausgeführt.
Provokationen sind nicht Sache des sudetendeutschen Volkes, und
um die wirkliche Sache des sudetendeutschen Volkes hat sich die
SdP. in Teplitz nicht gekümmert. In Teplitz handelte es sich
um nichts anderes als um eine großangelegte Provokation
der SdP. [ ] Henlein hat seinen Karl Hermann Frank als
Provokateur gefunden. Aus den Teplitzer Zwischenfällen sollte
ein sudetendeutscher Reichstagsbrand gemacht werden, um die Gemeindewahlen
zu terorisieren, [ ]. Durch eine großzügige Provokation
sollte ein großer Konflikt gegen die Èechoslovakische
Republik angezettelt werden, um in Mitteleuropa ein neues Spanien
zu schaffen.
Ich fordere den Herrn Minister des Innern auf, hier im Parlamente
über die Vorfälle in Teplitz und die Tätigkeit
der SdP Bericht zu erstatten. Ich erkläre, daß die
èechische Reaktion dafür verantwortlich ist, daß
die SdP einen Zustand in der Republik herbeiführen konnte,
der das freie Wahlrecht und die Versammlungsfreiheit bedroht.
Es ist höchst sonderbar, daß bei der Angelegenheit
des Abg. Frank die bisherige parlamentarische Praxis geändert
werden und der Immunitätsausschuß untersuchen soll,
ob die Immunität des Abg. Frank verletzt worden ist.
Der Abg. Frank hat sich als Werkzeug der Görining
und Göbbels in Teplitz erwiesen. Er diente ihnen als Provokateur
und soll als solcher behandelt werden. Teplitz zeigt neuerlich
die Abenteurer- und Katastrophenpolitik der SdP. Wir warnen die
Sudetendeutschen vor der SdP-Führung. Die Sudetendeutschen
dürfen sich von der SdP-Führung nicht in die Katastrophe
treiben lassen. Die Sudetendeutschen müssen sich hüten
vor politischen Abenteurern a la Henlein, vor Provokateuren a
la Karl Frank, vor unehrenhaft handelnden a la Brand und
vor Päderasten a la Rutha. Durch solche Leute, die sich anmaßen,
Führer des Volkes zu sein, wird das Sudetendeutschtum mit
Schmach und Schande bedeckt. Das sudetendeutsche Volk muß
die Abenteurer und Provokateure zurückweisen, für seine
wirkliche Volkssache kämpfen, für Brot und Arbeit, für
nationale Rechte und für die Erhaltung der demokratischen
Freiheiten. Dafür kämpfen wir Kommunisten. In diesem
Kampfe wird das Volk siegen, wenn es sich zu einer mächtigen
Volksfront vereinigt. (Potlesk komunistických
poslancù.)