Damen und Herren! Meine Kameraden! Zum Staatsrechnungsabschluß
ist von den Kameraden Dr. Rosche, Dr. Peters und
Ing. Richter eingehend Stellung genommen worden. Ich habe
nur festzustellen, daß wir selbstverständlich gegen
den Staatsrechnungsabschluß stimmen werden, solange nicht
eine grundsätzliche Änderung in der Wirtschafts- und
Finanzpolitik von der èechoslovakischen Regierung durchgeführt
und erreicht ist.
Die Darlegungen der Kameraden Dr. Rosche, Dr. Peters
und Ing. Richter über den Staatsrechnungsabschluß
im Budgetausschuß haben beträchtliches Aufsehen in
der Öffentlichkeit erregt, da es zu dem bekannten Exodus
der Koalitionsparteien bei der Rede des Abg. Dr. Rosche gekommen
ist und die Darlegungen der drei Sprecher geeignet waren, das
größte Interesse hervorzurufen. Bei den Beratungen
über den Staatsvoranschlag, die in ganz kurzer Zeit erledigt
werden mußten, hat das Hauspräsidium erklärt,
es werde bei den Beratungen über den Staatsrechnungsabschluß
im Plenum Gelegenheit sein, zu den allgemeinen Fragen der Wirtschaft,
der Innen- und Außenpolitik, und über alle Gebiete
des staatlichen Lebens zu sprechen. Wir von der sudetendeutschen
Partei ergreifen diese Gelegenheit und werden durch eine Reihe
von Sprechern zu wichtigen Fragen des öffentlichen Lebens
im èechoslovakischen Staate Stellung nehmen.
Ich möchte hier an diesem Tage Ihnen vor allen Dingen noch
einmal sagen, daß wir erstaunt sind darüber, daß
bis zum heutigen Tage ein großer Teil von Ihnen immer noch
nicht begreift und begreifen will, welches die Triebkräfte
sind, die zur Sammlung des Sudetendeutschtums geführt haben,
zur Sammlung des Sudetendeutschtums, das des Parteihaders müde
war und ist. Sie wollen noch immer nicht begreifen, daß
diese Sammlung das Ergebnis und die Erkenntnis leidvoller Jahre
darstellt. Sie ist die Antwort an jene Politik und an jene Politiker,
die aus der Politik eine Farce, einen Kuhhandel und eine Täuschung
machen, und zwar keineswegs nur zwischen den Parteien, die innerhalb
und außerhalb der Regierung stehen, sondern zu einem Kuhhandel,
zu einer Farce und zu einer Täuschung zwischen den Parteien,
die in der ganzen Zeit die Koalitionen gebildet haben. []. Die
Ausgangspunkte für die von Ihnen heute noch mißverstandene
Sammlung des Sudetendeutschtums sind nämlich nicht irgendwelche
Stimmungen oder Hoffnungen, sondern waren und sind die Arbeitsnot,
der Verlust von Boden und Arbeitsplatz, die Verdrängung aus
dem öffentlichen Dienste, die Wirtschaftskrise in der besonderen
sudetendeutschen Erscheinung, mit einem Wort die Lebensbedrägnis
und die Not.
Die Sudetendeutschen lebten nach der Gründung des èechoslovakischen
Staates lange Zeit wie vor dem Kopf geschlagen und nur ganz langsam
nahmen sie die neuen Zustände im èechoslovakischen
Staate zur kenntnis. Erst der Ruf Konrad Henleins zum Vorwärtsstreben
fegte die so verheerende Einstellung auf einen immer weiter schreitenden
Schwundzustand im Sudetendeutschtum hinweg, und zwar endgiltig
hinweg. Ein neuer Lebenswille und ein neuer Lebensmut wuchs unter
den Sudetendeutschen durch die neuen Ziele der Volksbewegung und
die sich daraus ergebenden Möglichkeiten und Aussichten.
Der Wahlsieg vom 19. Mai 1935 brachte schließlich die Offenbarung
über die Größe und über die Wucht dieser
Zusammenfassung der Volkskräfte im Sudetendeutschtum. Trotzdem
das Begehren nach Mitbestimmung von Ihnen brüsk abgelehnt
wurde, haben wir seitdem in unserer verantwortlichen Arbeit uns
durch nichts, aber auch durch gar nichts abbringen lassen, wir
haben in dieser ganzen Zeit nicht nur harte und schonungslose
Kritik an allen Mißständen und allen Unzulänglichkeiten
des öffentlichen Lebens im èechoslovakischen Staate
geübt, sondern als sudetendeutsche Vertreter stets verantwortlich
nach den Empfindungen und nach dem Willen des Volkes gehandelt.
Wir haben nicht nur in unseren Reden neue grundlegende Gedanken
vertreten, Gedanken für eine ehrliche Verständigung
und Zusammenarbeit, sondern auch in Anträgen, Interpellationen
und Anfragen und insbesondere in klaren Gesetzesanträgen
finden Sie die Beweise einer konstruktiven, aufbauenden, verantwortlichen
Arbeit der letzten drei Jahre niedergelegt.
Ein Teil von Ihnen hat es für richtig gehalten, diesen konstruktiven
Willen ganz einfach zu negieren und zu übergehen. Unsere
Anträge wurden hier in diesem Hause einmal zum anderen niedergestimmt,
unsere ungezählten Interpellationen wurden oft und oft oberflächlich,
ja meistens nur ausweichend beantwortet, die Gesetzesanträge,
die wir eingebracht haben, haben Sie bis heute in den Schubfächern
liegen gelassen, wir haben oft erlebt, daß die Unvernunft,
die pure Unvernunft uns entgegentrat, Unvernunft, schlechter Wille
und [], die oft erschreckend zum Ausdruck kamen. Uns trifft dabei
keine Schuld. Uns können Sie für diese Tatsache, daß
das Niveau des Hauses keineswegs als befriedigend zu bezeichnen
ist, keine Schuld geben. Jene, die dafür verantwortlich sind,
mögen das mit ihrem eigenen Gewissen ausmachen und werden
es vor ihrem eigenen Volke einmal zu verantworten haben. Wir aber
werden uns durch Dummheit und bösen Willen in unserem Streben,
Gerechtigkeit und Sicherung unserer Lebensbedingungen zu erhalten,
nicht aufhalten lassen. Die politische Entwicklung in den letzten
Jahren hat endgültig gezeigt, daß die natürlichen
Lebensrechte der Völker sich immer mehr und mehr durchsetzen.
Es wächst die Erkenntnis, daß die Lebensrechte der
Völker wichtiger und stärker sind, als staatliche Gebilde,
die den Lebensansprüchen der Völker nicht gerecht werden
wollen. Wenn Sie die Konsequenzen aus dieser unerbittlichen Entwicklung
der letzten Jahre nicht erkennen, oder wenn Sie die Konsequenzen
aus dieser Entwicklung nicht ziehen wollen und ein Teil von Ihnen
eine Politik weiter betreibt, die nicht auf Realitäten und
Gegebenheiten, sondern auf Wünschen, Hoffnungen und Spekulationen
aufgebaut ist, eine Politik, die mit den Bedürfnisse der
Bevölkerung nichts zu tun hat, ja diesen Bedürfnissen
geradezu oft und oft entgegensteht, so rufe ich Ihnen namens des
völkischen Sudetendeutschtums, das wir hier in diesem Hause
vertreten, in dieser Stunde nur zu: Kehrt endlich um, macht eine
Politik der Gegebenheiten dieses Landes und macht endlich eine
Politik der Gegebenheiten dieses Raumes, in dem wir leben! (Potlesk
poslancù sudetskonìmecké strany.)
Das Sudetendeutschtum hat genug gelitten unter einer Fehlpolitik
der bisherigen Koalitionen und der èechoslovakischen Regierungen.
Das Sudetendeutschtum ist politisch reif geworden und weiß,
daß jede Politik, die nicht der Lebenssicherung der Völker
dient, eine Fehlpolitik ist und mit allen Mitteln, die im Rechtsbewußtsein
eines Volkes vorhanden sind, bekämpt werden muß. Der
einfache Mann aus dem Volke wünscht Ordnung und Gerechtigkeit
und vor allem eine sichere Arbeit. Sie haben diesen Wünschen
und Forderungen der einfachen schaffenden Menschen bis zum heutigen
Tage sehr wenig Rechnung getragen, denn der Arbeiter, der schaffende
Mensch überhaupt, gleichgiltig, ob Èeche, Deutscher,
Slovake, Ungar oder Pole; der Deutsche, Slovake, Ungar oder Pole,
der läßt sich heute kein X für ein U mehr vormachen
und auch durch einen Hokus pokus, durch Versprechungen und was
weiß ich für welche Zaubersprüche in seinem unbestechlichen
Urteil nicht mehr irremachen. Was wurde bisher zur Herstellung
einer wirklichen Ordnung im Èechoslovakischen Staate getan?
Was wurde zur Herbeiführung einer wahren Gerechtigkeit und
für die Schaffung sicherer Arbeit getan? Jeder Arbeiter,
Handwerker und Bauer kann Ihnen darüber ein klares Urteil
abgeben, das allerdings für ihre Tätigkeit keineswegs
sehr schmeichelhaft ausfallen wird. Verschiedene Persönlichkeiten
haben da und dort auf die bisherige ruhige Entwicklung in der
ÈSR hingewiesen und das als den Erfolg der Regierungskunst
hingestellt. Nichts ist falscher, als wenn man das glaubt. Wenn
es in der letzten Zeit zu keinen größeren äußeren
Erschütterungen gekommen ist trotz der unvorstellbaren Unzufriedenh
eit, die bei den Staatsbürgern vorhanden ist, so ist es der
Haltung der Bürger zu danken. Jeder, und vor allem Sie, die
eine Ahnung von der wahren Stimmung in der Bevölkerung draußen
haben, wissen, daß keineswegs Polizeimethoden diese Ruhe
herbeigeführt haben, sondern daß diese ruhige Entwicklung
auf den anständigen, ordnungsliebenden, fleißigen,
verträglichen Menschen begründet ist, die hier in diesem
Staate wohnen. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.) Man muß geradezu sagen: wenn es zu keinen äußeren
größeren Erschütterungen gekommen ist, ist dies
trotz der Polizei geschehen. Dafür haben wir Beweise genug
und in diesem Hause sind auch Beweise genug dafür geliefert
worden, daß keineswegs Gummiknüppel und Bajonette die
richtigen Instrumente sind, um die ruhige Entwicklung zu sichern.
Wir haben hier schon eine ganze Reihe von konkreten Vorfällen
vorgebracht.
Ich möchte nur bei dieser Gelegenheit wieder darauf hinweisen,
daß die berüchtigten Vorfälle bei der Saalschlacht
in Niedergrund bis zum heutigen Tage noch nicht vor den ordentlichen
Gerichten ausgetragen sind, trotzdem 63 SdP-Leute, die von den
Rote-Wehrleuten niedergeknüppelt wurden, drei bis vier Wochen
in Haft gesessen sind und dann freigelassen werden mußten.
Der schuldige Herr Polizeikommissär Ruth, der sich damals
feige hinter den Kulissen versteckt hat, statt seine Pflicht zu
erfüllen, sitzt heute noch in seinem Amt und treibt sein
Unwesen. Ich brauche auf diese Dinge nicht einzugehen, sie sind
in Erinnerung. Ich verweise auf die Vorfälle in Aussig und
Teplitz; bis zum heutigen Tage ist der ganz unerhörte Vorfall
noch nicht ausgetragen worden. Ich möchte darauf hinweisen,
welch ungeheuere Disziplin unsere Menschen aufbringen, wenn Vorfälle
geschehen, wie jetzt vor beinahe 14 Tagen, wo in Haida bei einer
Amtswaltertagung der Sudetendeutschen Partei ganz einfach die
"Ehrung der 52 Toten des Bezirkes" verboten wurde und
nicht einmal die Aufzählung der Toten zugelassen wurde. Als
ich in dieser Versammlung am Schlusse erklärte, ich werde
mich an der zuständigen Stelle erkundigen nach den Gründen
dieses Verbotes und feststellen, daß es sich nur um ein
Mißverständnis handeln kann - denn wäre es nicht
so, so müßte man als eine der unerhörtesten Beleidigungen
empfinden, daß wir nicht einmal eine Ehrung der eigenen
Toten hier vornehmen dürfen - hat es der Regierungsvertreter
für richtig gehalten, die Versammlung aufzulösen. Es
ist nur der anständigen Genda rmerie zu danken, daß
das Hinaustreiben aus dem Saal human erfolgte. Dieser Regierungsvetreter
war Herr Chrt, der irgendwoher als Kolonialoffizier zu den Sudetendeutschen
gekommen ist. Über diese vielen Dinge der Unordnung, die
wir feststellen können, will ich weiter im einzelnen nicht
sprechen.
Ich möchte nur darauf hinweisen, daß die Unordnung
am treffendsten dadurch gekennzeichnet wird, daß wir in
unserem sudetendeutschen Gebiet stetig Streitereien zwischen den
Ämtern erleben, Kompetenzstreitigkeiten zwischen der Gendarmerie
und Staatspolizei, zwischen Bezirksbehörde, Gendarmerie und
Staatspolizei, daß wir ständig verschiedene Weisungen
von fast denselben Ämtern hören; die einen bewilligen,
die andern lösen auf, das dritte verbietet, das kennzeichnet
die Lage. Ich möchte darauf hinweisen, daß es gerade
den sudetendeutschen Staatsbürgern öfters passiert,
daß Akten auf einmal nicht mehr auffindbar sind, verschwunden
bleiben und nicht mehr gefunden werden können, und daß
man dadurch die einzelnen Staatsbürger um wichtige Rechte
bringt. Ich möchte sagen, daß gegenüber dem gottseligen
Österreich-Ungarn die "lange Bank" in der Èechoslovakischen
Republik noch sehr verlängert wurde, daß Erledigungen
Jahre lang auf sich warten lassen, besonders, wenn es sich "nur"
um Sudetendeutsche handelt. Ich brauche auf diese ganzen Dinge
nicht besonders einzugehen, das ist hier öfter behandelt
worden, und die Unsumme von Interpellationen liefert das Beweismaterial.
Wenn Sie es nur lesen würden, würden Ihnen die Haare
zu Berge stehen über die maßlose Unordnung, die heute
auf allen Gebieten unseres öffentlichen Lebens herrscht.
Wir können nur sagen: wenn Sie so viel zusammenreden und
versprechen, so könnten Sie bei der Herstellung einer wirklichen
Ordnung, die dem einfachen Staatsbürger wesentlich ist, wirklich
etwas leisten und Sie würden zur Konsolidierung, die Sie
immer im Munde führen, etwas beitragen.
Nun Gerechtigkeit! Die zweite große Forderung, die jeder
einfache Mensch an jede verantwortliche Regierung und an den Staat
stellt.
Es wird gerade in den letzten Tagen soviel darüber gesprochen,
daß es in der Èechoslovakei gelungen ist, eine wahre
Gerechtigkeit auf der Grundlage der Gleichberechtigung der Einzelnen
und der einzelnen Völker herzustellen und daß man gerade
auf dieser Grundlage erfolgreich weiterzuarbeiten sich bemühen
wird und damit ein gutes Beispiel geben will. Wie sieht es wirklich
aus? Man braucht in keine tiefen Probleme hineinzusteigen, um
die ungeheuren Demütigungen nachzuempfinden, die schon bei
der Zuteilung der Brotkarte beginnen und bei Besetzung der Beamtenstellen
aufhören, vom Ausschluß aus den Offiziersschulen bis
zur Verhinderung notwendiger Investitionen im sudetendeutschen
Gebiete, von der Verweigerung des deutschen Unterrichts bis zur
Benachteiligung der deutschen Hochschulen, ihrer Einrichtungen
und Institute. Ich möchte hier bei der Gelegenheit Ihnen
nur ein Stichwort zurufen: die Zustände in den Krankenhäusern
in Prag, vor allem in den Universitätskrankenhäusern,
sind ein himmelschreiendes Unrecht, das schon jahrelang besteht.
Bis heute haben Sie für eine Besserung keinen Finger gerührt,
trotzdem Sie dauernd sagen, Sie wollen Investitionen durchführen.
Wenn Sie so einen Skandal in Prag, mitten im Herzen des Staates
bestehen lassen, dann können Sie sich die Zustände draußen
in den Krankenhäusern vorstellen! Gehen Sie nach Schönlinde
oder in andere Krankenhäuser, Sie haben selbst festgestellt,
daß die Diphtherie im sudetendeutschen Randgebiete im letzten
Jahre um 30% zugeno mmen hat, daß dort draußen Typhus
wütet, und Sie können feststellen, daß heute in
den Infektionspavillons oft 3 bis 4 Kinder in einem Bett liegen
müssen. Kommen Sie heraus und schauen Sie sich die Dinge
an. (Výkøiky.)
Dann geht es weiter von den sinnlosen Beschlagnahmen (Hluk.)
bis zur zügellosen Hetze, die Sie ständig dulden,
ja geradezu stillschweigend fördern. Nun, was ist bei der
dritten Forderung. bei der Sicherstellung von Arbeit, geschehen?
Jawohl, es ist viel investiert worden. Aber wo? Das ist schon
oft festgestellt worden. Da hat besonders Kol. Richter
Zahlen, die Sie bis heute nicht zu widerlegen vermochten, aufgezeigt,
wo Sie investiert haben und Sie zu investieren hätten, wenn
Sie wirklich Arbeit für die Menschen schaffen wollten, die
Sie am dringendsten brauchen würden. Sie haben nicht nur
tausende Produktionsstätten zugrunde gehen lassen, Sie haben
sie geradezu absichtlich zugrunde gerichtet, und das Schicksal
von zehntausenden Arbeitswilligen läßt Sie bis zum
heutigen Tage ungerührt. Unsummen wurden für Investitionen
ausgegeben, früher zur Schaffung einer Konkurenz für
die deutsche Industrie und für das deutsche Handwerk, und
jetzt Unsummen für unproduktive Arbeit. Allerdings haben
Sie damit gerade das sudetendeutsche Gebiet außerordentlich
bedacht. Gerade zu dieser Zeit, wo Sie soviel Geld für unproduktive
Arbeiten ausgeben, lassen Sie im sudetendeutschen Gebiete die
Bahnen verlottern. Schauen Sie sich einmal die Bahnhöfe in
Aussig, Bodenbach, Kreibitz-Teichstadt, in Rumburg an, also gerade
an den Grenzen, an den Eingangstoren der Republik. Schauen Sie
sich dort die Verhältnisse an und beurteilen Sie selbst,
ob Sie dort das getan haben, was zu tun gewesen wäre und
was Sie eigentlich tun müßten, wenn Sie den èechoslovakischen
Staat wirklich so repräsentieren wollten, wie Sie es immer
wünschen. Abgesehen von einzelnen wichtigen Straßen
sind die Straßen im sudetendeutschen Gebiete in einem geradezu
mittelalterlichen Zustande und Sie belassen diese Straßen
nicht nur in diesem Zustande, Sie lassen sie weiter verlottern,
sodaß man nur sagen kann, ein Fuhrweg auf einem Bauerngehöft
ist oft besser als die Bezirksstraße oder die Landstraße
im èechoslovakischen Staate.
Vom Wohnungselend und von der mangelnden Fürsorge für
entsprechende Wohnungen will ich hier gar nicht sprechen. Sie
wissen es selbst, daß Sie nicht einmal in Prag das Notwendige
veranlaßt haben, geschweige denn daß Sie sich draußen
im sudetendeutschen Gebiete um diese schuldlos in Not gekommenen
Menschen gekümmert hätten und kümmern würden.
Die Arbeitsbeschaffung durch die unproduktiven Ausgaben für
die Befestigungen hat im sudetendeutschen Gebiete nicht nur Behinderungen
jeglicher Art gebracht, sodaß die Ärmsten der Armen
in den Wäldern nicht einmal mehr Holz klauben und Beeren
sammeln können, sie hat Empfindungen bei den Menschen hervorgerufen,
die Sie sich selbst vorstellen könnten, wenn Sie sich in
deren Lage versetzen würden. Handwerker und Arbeiter, die
durch eine verfehlte Wirtschaftspolitik ruiniert wurden, müssen
mit den Händen im Schoße in ihrer Hütte brüten,
während andere von weit her gebrachte Menschen die Arbeiten
ausführen, die aus sudetendeutschen Steuergeldern gut bezahlt
werden, und soweit deutsche Arbeiter bei den Befestigungsbauten
verwendet werden, müssen sie sich die größten
Demütigungen gefallen, die größten Beleidigungen
sagen lassen, nur damit sie nach 3 und 4 Jahren Arbeitslosigkeit
wieder ein paar Kronen verdienen können. [ ]
Das sind Feststellungen, die wir über die wahre Lage machen
müssen, ich wiederholte nur Dinge, die schon x-mal hier festgestellt
worden sind. Es ist erstaunlich, daß Sie nicht sehen wollen,
daß der Lebenswille und die Lebenskraft der Sudetendeutschen
trotz Ihrer verfehlten Politik immer größer und größer
geworden ist. Es ist empörend, daß ein Teil von Ihnen
immer wieder die Bürokratie und die Polizei aufstachelt und
antreibt, um in unseren Gebieten die durch die freiwilligen über
die Lasten für den Staat hinausgehenden Leistungen geschaffenen
Einrichtungen zu verhindern oder zu stören. Während
die Menschen in unseren Gebieten neben der irrsinnigen Politik
eines Teiles von Ihnen sich bemühen, Ansätze von gemeinschaftlicher
Betätigung, Ertüchtigung und Gesundung zu schaffen,
betätigen Sie sich geradezu sadistisch, diese Ansatzpunkte
zu zertrampeln. Ich möchte darauf hinweisen, wiviele von
Ihnen sich bemüht haben, der sudetendeutschen Volkshilfe
Schwierigkeiten zu machen. Auch in diesem Jahre haben wir eine
Unzahl von Beweisen dafür, daß Sie dieses freiwillige
Hilfswerk für die Ärmsten, um die Sie sich nicht kümmern,
gehindert haben. Ich möchte darauf hinweisen, wieviele Behinderungen
Sie verursacht haben bei der Durchführung von Arbeitslagern
im vergangenen Jahre, daß sie die Leute weggetrieben haben,
die sich zus ammengefunden hatten, um aus einer trostlosen Situation
herauszukommen und wieder eine produktive Arbeit zu leisten -
ein Skandal der Ihnen bitter und bitter angerechnet werden wird
von jedem, der über diese irrsinnige Politik vor allen Dingen
in wirtschaftlicher Hinsicht hinwegzukommen versucht. Ich brauche
nur auf die Störungen bei den Kinderhilfswerken im vergangenen
Jahr hinzuweisen, die vom Bund der Deutschen und anderen Institutionen
durchgeführt wurden. Ich möchte noch einmal auf den
einmaligen Fall hinweisen des Verbotes der Ausreise von 6.000
Kindern notleidender, geschwächter Kinder - zur Erholung
und Kräftigung ins Ausland, nach Deutschland. Ich verweise
auf Verbote des Privatunterrichtes, der eingerichtet wurde, um
ausgemergelten und ausgehungerten Kindern stundenlange Schulwege
zu ersparen. lch möchte hier auch vor aller Öffentlichkeit
auf eine Tatsache hinweisen, die himmelschreiend sich vor Wochen
abgespielt hat. Sie verlangten, daß für die Geschenke
aus dem Ausland, für hungernde Kinder, noch Zölle bezahlt
werden mußten und daß auf einzelnen Zollämtern
Geschenke aus dem Ausland an Lebensmitteln, für hungernde
Kinder verbrannt und vernichtet werden mußten. (Výkøiky.)
Hierher in dieses Unrecht, das Sie von Tag zu Tag, wenigstens
ein Teil von Ihnen, an uns versuchen, gehören auch die Verfälschungen
der Wahlergebnisse in die Bezirksvertretungen, sodaß der
Trott in vielen Bezirken weitergeht und jede Aufbauarbeit geradezu
verhindert wird. (Pøedsednictví pøevzal
místopøedseda Vávra.) Die Ernennung von
Regierungskommissären. Das Bestehen von Verwaltungskommissionen
über die gesetzliche Dauer hinaus. Die Verhinderung der längst
fälligen Gemeindewahlen. Es ist erstaunlich, wie falsch heute
noch bei Ihnen die Einstellung zum Sudetendeutschtum ist. Es ist
erstaunlich, wie Sie absichtlich immer wieder Mißverständnisse
heraufbeschwören und es ist erstaunlich, daß Sie mit
böswilligen Denuntiationen ständig und ständig
das ganze ruhige Leben in diesem Staate zu stören versuchen.
Ich möchte nun noch einmal zusammenfassend sagen: der einfache
Mensch draußen will Ordnung, will Gerechtigkeit und will
Arbeit haben. Schaffen Sie Ordnung, schaffen Sie Gerechtigkeit
und geben Sie endlich auch Sudetendeutschen Arbeit, auf die sie
sich das Recht erworben haben als Bürger, die ihre Pflicht
dem Staate gegenüber bisher vorbildlich erfüllt haben.
(Potlesk.)