Støeda 11. øíjna 1848

Officielle stenographische Berichte über die Verhandlungen des österr. Reichstages.

Zweiundfünfzigste Sitzung des constituirenden Reichstages

am 11. October 1848

(Permanenz.)

Vorsitzender: Vice-Präs. Smolka.

Anwesender Minister: Krauß.

Anfang um 12 Uhr Mittags.

Vice-Präs. In weiterer Fortsetzung der gestern unterbrochenen Sitzung ersuche ich den Herrn Schriftf. Gleispach vor allem Anderen das Protokoll der gestrigen Sitzung vorzulesen. (Geschieht, und dasselbe wird angenommen.)

In Bezug auf den Todesfall des Kriegsministers Latour erlaube ich mir der hohen Kammer eine Vorlage zu machen. Ich ersuche den Herrn Schriftf. Gleispach diese Vorlage zu verlesen. (Geschieht.)

"Hohe Reichsversammlung!

Aus der von mir in der Sitzung am 6. l. M. gemachten Mittheilung ist es einer hohen Kammer bekannt, daß ich auf die Nachricht hin, wie nach erfolgter Erstürmung des Kriegsgebäudes das Leben der Herren Ministers bedroht sei, mich angeboten habe, der Deputation von Reichstagsmitgliedern mich beizugesellen, die in das Kriegsgebäude eilte, um das Leben der Minister zu schützen.

Im Kriegsgebäude angelangt, gelang es uns nur auf kurze Zeit die erbitterten Gemüther des Volkes zu beschwichtigen, — stets härter und bedrohlicher gedrängt, glaubte ich das Leben des Kriegsministers Grafen Latour auf die Art retten zu können, daß ich denselben dringend ersuchte, seine Demission als Kriegsminister schriftlich aufzuzeichnen, mit der ich das Volk beruhigen zu können glaubte.

Der Herr Kriegsminister erklärte hierauf dem Volkswillen nicht entgegen sein zu wollen, und übergab mir die hier angeschlossene schriftliche Erklärung seines Zurücktrittes, mit welcher ich das Volk, leider! wieder nur auf kurze Zeit beschwichtigte, indem die neu andringenden Massen unerbittlich das Leben des Kriegsministers forderten, so zwar, daß auch der Umstand, daß es mir gelang, mehrere Garden, Akademiker und das nächste umstehende

Volk zum Schutze des Kriegsministers durch Verpfändung des Ehrenwortes zu gewinnen — welches dieselben treulich erfüllend, nur der Uebermacht wichen — nichts mehr fruchtete. — Indem man mich von der Seite des Herrn Kriegsministers zu bringen trachtete, war ich selbst vielfältig der Gefahr des Todes ausgesetzt, und nachdem man mich zuletzt mit einer Gewalt von demselben trennte, der zu widerstehen meine physischen Kräfte nicht mehr ausreichten — erlag der Kriegsminister der Volkswuth. —

Von dieser Schreckensscene in die hohe Kammer zurückgeeilt, vergaß ich in der ersten Aufregung dieses letzte Schreiben des verschiedenen Kriegsministers vorzulegen, — und da ich vielerseits angegangen wurde, diese Vorlegung nicht zu unterlassen, damit ersichtlich werde, wienach der ehemalige Herr Kriegsminister Graf Latour keineswegs gegen den Willen des Volkes sich in seiner Stellung als Kriegsminister zu erhalten bestrebte, — so ersehe ich es als meine Pflicht, die gedachte Urkunde auf den Tisch des Hauses niederzulegen.

Wien den 11. October 1848.

Franz Smolka m. p.

erster Vice-Präsident des constituirenden Reichstages."

"Mit Genehmigung Seiner Majestät bin ich bereit, meine Stelle als Kriegsminister niederzulegen.

Wien den 6. October 1848.

Graf Latour m. p.

Feldzeugmeister."

Ich werde mir erlauben, diese Vorlage auf den Tisch des Hauses niederzulegen, damit, wenn allenfalls die hohe Kammer der Ansicht sein würde, daß diese Urkunde der Familie des verschiedenen Kriegsministers über Forderung derselben zugestellt werden könne, kein Anstand obwalten möchte, dieselbe auszufolgen.

Abg. Gleispach. Ich glaube diese Urkunde, da sie ohnehin nicht mehr eingeschaltet werden kann, wo sie ursprünglich hingehört hätte, nämlich als Beilage zu dem Protokolle, wo die dießfällige Mittheilung geschehen ist, und da sie ohnehin jetzt zu keinem ämtlichen Berichte mehr dienen könne, so glaube ich, würde es den Hinterbliebenen zum Troste und zur Freude gereichen, diese letzten Schriftzüge ihres Vaters zu bekommen. Ich erlaube mir daher den Antrag zu stellen, wenn es die hohe Kammer genehmigt, diese kurzen Zeilen der Familie desselben zusenden zu wollen.

Abg. Pillersdorff. Ich würde zugleich den Antrag stellen, daß diese Mittheilung des Herrn Präsidenten in Druck gelegt werde.

Abg. Borrosch. Ich erlaube mir eine Anfrage an den verehrten Herrn Präsidenten, nämlich ob mein gestern vom Lager geschriebener Zettel noch vorliege? —

Vice-Präs. Er wird sich im Ausschusse befinden. (Es wird darnach gesendet.)

Abg. Borrosch. Ich habe gestern den herbesten Schmerz erfahren, der nur einem Manne hienieden zu Theil werden kann, der durch ein langes Leben bewiesen hat, daß sein Wollen ein sittlich reines, auch im begeistertsten Kampfe für die heilige Freiheit ist. Ich wurde keineswegs auf ungeziemende Weise behandelt, wohl aber mußte ich Aeußerungen fallen hören, denen gegenüber ich öffentlich auftreten werde. Im Reichstagsblatte steht nun: "Borrrosch und die übrige Deputation schrieb so eben vom Belvedere, sie werde von den Officieren auf eine höchst ungeziemende Weise behandelt." Was ich geschrieben habe, wird sogleich veröffentlicht werden; ich begreife aber nicht, wie derlei Dinge in ein Blatt kommen, das schon durch seinen Titel "Reichstagsblatt" bei vielen Tausenden in und außerhalb Wien die irrige Meinung hetvorgerufen hat, es sei ein vom Reichstage selber ausgehendes Organ. An und für sich hätte das im gewöhnlichen Geleise wenig zu sagen; ich glaube aber es führt jedenfalls neuerdings zu bedauerlichen Mißverständnissen, und dieses um so mehr, da es der Wahrheit gänzlich entgegen ist, daher den Anschein einer Verdächtigung hat, als wolle man das ohnehin unselige Mißverständniß, diesen Zwiespalt irgend durch Berichte vermehren Mich selber betreffend, weiß wohl Jeder, der an jenem verhängnißvollen Tage in diesem Hause war, daß ich der erste gewesen bin, welcher die Besorgniß äußerte, ob das Leben der Minister etwa bedroht sei, daß ich den Antrag stellte, alles Mögliche auszubieten, — was übrigens nur die einfache Pflicht nicht nur eines Menschenfreundes, sondern eines Volksvertreters ist. Tausende sind Zeugen, daß ich nicht ohne alle eigene Gefahr that, was ein Sterblicher nur zu thun vermag, und alle Anwesenden sahen mich tief ergriffen von dem erst hier vernommenen Tode; denn ich hatte die selige Empfindung im Herzen, daß es mir gelungen sei, im Interesse der Volksfreiheit und der Menschlichkeit einer heiligen Pflicht Genüge geleistet zu haben. Die Worte, die ich gestern vernahm, die sprachen nun jedenfalls Zweifel an meiner reinen Gesinnung aus; übrigens war es keine ungeziemende Behandlung, besonders da ich mich bald darauf entfernte. (Borrosch liest nun den ihm überbrachten Zettel:)

"An den permanenten Reichstagsausschuß.

Um Besorgnissen und nachtheiligen Gerüchten über unser langes Verweilen vorzubeugen, erklären wir, daß Seine Excellenz, Herr Graf Auersperg, als Commandirender, den Kriegsrath der hohen Generalität zusammenberufen hat, und nur diesr Umstand, weil viele Generäle erst geholt werden mußten, unseren längeren Aufenthalt verursacht.

Wien den 10. October 1848.

Dr. Stifft jun. m. p.

Alois Borrosch m. p.

E. Hütter m. p.

Pillersdorff m. p.

Stobnicki m. p."

Und im Reichstagsblatte heißt es: "Borrosch schreibt so eben vom Belvedere, daß die Deputation von den Officieren auf höchst ungeziemende Weise behandelt wurde." Die Deputation ist mit aller ihr gebührenden Achtung behandelt worden, und was gegen mich geäußert wurde, ist rein persönlich.

Abg. Pillersdorff. Es kann nicht gleichgiltig seyn, das eine so unrichtige Darstellung unbeantwortet bleibe. Ich erlaube mir daher den Antrag zu stellen, daß das Reichstagsblatt aufgefordert werde, die Berichtigung in dem Sinne, wie Herr Borrosch eben vorgetragen hat, aufzunehmen. Ich erlaube mir noch etwas beizufügen, was der Herr Borrosch übergangen hat. Es ist zu unterscheiden zwischen der Unterredung der Deputation mit dem Commandirenden und den ihn umgebenden Generälen und der darauffolgenden mit mehreren Personen seiner Umgebung. Der Abg. Borrosch hat von der bittergereizten Gemüthstimmung einiger Personen gesprochen, welche in Aeußerungen gegen ihn sich Luft machte. Ich glaube, der Abg. Borrosch hatte nicht die Absicht, zu erwähnen, daß dieses bei unserer officiösen Besprechung mit dem Commandirenden vorgekommen, sondern nur die Folge eines Privatgespräches sei, welches in der Zwischenzeit, wo der Commandirende mit den Generälen verhandelte, mit seiner Umgebung gehalten wurde.

Ich glaube, der Herr Abg. Borrosch haben es nur auf diese Unterredung bezogen — (wird unterbrochen)

Abg. Borrosch. Ja wohl, es war unten, es war in der Zwischenzeit, was ich veröffentlichen werde; es betrifft nur mich, wie gesagt. ..... (Setzt sich nieder.)

Schriftf. Wiser. Ich will nur das mittheilen, daß weder von diesem Hause, noch von dem Bureau diese Unrichtigkeit veranlaßt worden ist, weil dieser Brief nicht zum Vortrage gekommen ist, und auch meines Wissens in der Versammlung hier speciell keine Rede davon war. Woher die Redaction diese Notiz erhalten hat, weiß ich nicht, und das Bureau kann darüber keine Auskunft geben.

Vice-Pras. In Bezug auf den von mir angeregten Gegenstand liegen zwei Anträge vor: der des Abg. Gleispach, daß die vorgelegte Erklärung des Kriegsministers der Familie desselben ausgefolgt werde, und der des Abg. Pillersdorff, daß diese ganze Darsterlung durch den Druck zu veröffentlichen sei.

Werden diese Anträge unterstützt? (Unterstützt.)

Diejenigen Herren, welche damit einverstanden sind, daß diese Urkunde, vom Grafen Latour am 6. October 1848 aufgestellt, der Familie des Grafen Latour ausgefolgt werde, wollen dieß durch Aufstehen kund geben. (Majorität.)

Diejenigen Herren, welche sich dafür aussprechen, daß die Darstellung dieser Sache durch den Druck zu veröffentlichen sei, mögen aufstehen. (Majorität.)

Der permanente Ausschuß wird über seine Thätigkeit vom gestrigen Tage, Abends angefangen, Bericht erstatten, und ich ersuche den Herrn Berichterstatter Schuselka zum Vortrage zuschreiten.

Abg. Schuselka. In dieser Nacht hatte die Stadt Wien die große Freude, etwa 500 Mann Brünner Nationalgarden mit voller Bewaffnung ankommen zu sehen und zu begrüßen. (Bravo! Bravo!)

Um in ähnlicher Weise auf alle Fälle gestärkt und gerüstet zu sein, haben wir nach Steiermark telegraphirt, daß bei ununterbrochener Anstrengung der hiesigen Nationalgarde es höchst wünschenswerth wäre, daß auch aus Steiermark Aushilfe von Nationalgarden hier ankommen möchte. Es ist uns auch die Kunde geworden, daß aus Olmütz eine starke Abtheilung Nationalgarde bereit sei, zu Hilfe zu kommen (Bravo, Bravo!)

Mit dem frühesten Morgen bekamen wir die telegraphische Depesche vom Abg. Löhner aus Brünn, mit der Anzeige, daß Seine Majestät der Kaiser zu dieser Stunde — es war fünf Uhr Morgens — noch nicht in Brünn angekommen sei, mit der Anzeige, daß der Abg. Löhner sich sofort auf den Weg machen werde, um Seine Majestät irgend wo zu finden.

Bald darauf langte ein Schreiben des Herrn Ministers Hornbostel ein, welches ich hier seinem vollen Inhalte nach vorzulesen von der Commission beauftragt bin.

Der Herr Minister Hornbostel schreibt:

"Anklangt im Hoflager Seiner Majestät bemühte ich mich meiner Pflicht getreu, Höchstdenselben die getreueste Schilderung der Lage Wiens, sowie des ganzen Landes zu geben, und die meiner Ansicht nach geeigneten Maßregeln dringend zu empfehlen, um die gefahrdrohende Aufgeregtheit der Bevölkerung zu versöhnen und zu beruhigen. Zu meinem tiefsten Schmerze mußte ich bemerken, daß Seine Majestät mir Ihr Zutrauen nicht in dem Maßez uzuwenden geruhten, als daß es mir möglich wäre, in so schwierigem Momente die Verantwortlichkeit der schon eingeleiteten oder noch zu treffenden Maßregeln tragen zu können, und hielt ich es für Pflicht gegen Seine Majestät, gegen meine Mitbürger, wie gegen mich selbst, Seine Majestät um gnädige Enthebung von der Stelle eines verantwortlichen Ministers zu bitten. Ich überreichte unter heutigem Datum meine Demission und halte es gleichzeitig für Pflicht, einer hohen Reichsversammlung hievon Nachricht zu geben.

Hadersdorf am Kamp 10. Oktober 1848.

Hornbostel m. p."

Der Herr Minister war so gütig und bewies sich als sehr aufrichtiger Freund der Oeffentlichkeit, daß er uns auch eine Abschrift seines Demissions-Gesuches mittheilte, welches ich ebenfalls vorzulegen die Ehre haben werde. Es lautet:

"Euere Majestät!

"Auf Euerer Majestät Befehl an das Hoflager berufen, um die Gegenzeichnung der zu erlassenden Verfügungen zu besorgen, traf der alleruntenhänigst Gefertigte gestern pflichtschuldigst hier ein, und es wurde ihm die Gnade, Euerer Majestät eine getreue Schilderung des Zustandes der Stadt Wien, so wie der Stimmung und des Verhaltens der Bevölkerung geben zu dürfen. Gleichzeitig unterbreitete er eine Adresse des constituirenden Reichstages, welche den Ausdruck der treuesten Gesinnung gegen Euere Majestät mit dem Wunsche baldigster Rückkehr in die Residenz aussprach. Der allerunterthänigst Gefertigte erlaubte sich als verantwortlicher Rathgeber der Krone, verantwortlich gegenüber dem versammelten Reichstage, versöhnende Maßregeln gegenüber den aufgeregten beängstigten Gemüthern der Residenz und der Umgebung dringend anzuempfehlen. Desgleichen übergab derselbe, dringend bevorwortend, eine Depesche von dem vom Reichstage gebildeten Ausschusse für Sicherheit und Ordnung, die die Bitte enthielt, den FML. Baron von Jellaèiè bei seinem geschehenen Eintritte über die österreichischungarische Gränze dem k. k. österreichischen Ministerium zu unterordnen.

"Der allerunterthänigst Gefertigte fürchtet aus den ihm gewordenen Entgegnungen zu seiner tiefsten Betrübniß zu entnehmen, daß Euere Majestät seine Anträge nicht als dem Wohle des Staates ersprießlich erkennen, daß Euere Majestät demselben allerhöchst Ihr Zutrauen nicht in solchem Maße zuzuwenden geruhen, als daß es ihm möglich wäre, in so schwierigem Momente die Verantwortlichkeit für die getroffenen oder zu treffenden Maßregeln, gegenüber dem Reichstage und dem Volke, dem er angehört, tragen zu können (Bravo). Geruhen deßhalb Euere Majestät den allerunterchänigst Gefertigten von der ihm anvertrauten Stelle als verantwortlicher Minister zu entheben, und ihm zu gestatten, sich in das Privatleben zurückzuziehen.

"Geruhen Euere Majestät die Ueberzeugung zu fassen, daß wenn der Gefertigte auch in den Mitteln geirrt haben sollte, er doch sein Lebenlang es redlich mit den Rechten des Thrones und des Volkes meinte. (Bravo.)

Hadersdorf am Kamp den 10. October 1848."

Hornbostel m. p."

Zugleich theilte der Herr Minister ein Schreiben an den Herrn Minister Krauß mit, daß bis zu diesem Augenblicke, wo dieses Schreiben abging, Seine Majestät das Entlassungsgesuch noch nicht genehmigt haben.

Der Ausschuß fand sich durch diese Mittheilung natürlich schwer und traurig getroffen, und es war seine nächste Sorge dahin gerichtet, irgend noch einen Weg zu finden, um das zu erreichen, was dem Minister Hornbostel bei Seiner Majestät nicht gelungen ist, nämlich Seiner Majestät eine getreue Darstellung der Verhältnisse dieser Residenz und der ganzen Monarchie, eine getreue Darstellung derjenigen Folgen, die Jedermann, der die Verhältnisse sieht und prüft, besorgen muß, dringend ans Herz zu legen. Ihr Ausschuß hat demgemäß beschlossen, dem hohen Hause einen Antrag hinzustellen: die hohe Reichsversammlung möge eine Deputation des Reichstages selbst, bestehend aus je einem Mitgliede aus jeder Provinz sofort an Seine Majestät abordnen, mit der Instruction, die ich eben bezeichnete, und die sich jedem Vaterlandsfreunde, jedem Freunde des constitutionellen Thrones, und jedem Freunde der Dynastie von selbst dictirte: nämlich aufrichtig und ehrlich zu sagen, wie die Sachen stehen. Wir haben uns, um die Verhandlungen abzukürzen, zugleich erlaubt, für jedes Gouvernement einen Abgeordneten in Vorschlag zu bringen.

Die Commission beantragt für Galizien Borkowski, für Böhmen Skoda, für Mähren Weiß, für Niederösterreich Purtscher, für Oberösterreich Peitler, für Tyrol Clementi, für Istrien Madonizza, für Illyrien Kautschitsch, für Dalmatien Radmilli.

Ich bitte die hohe Reichsversammlung diesen Antrag sofort in Berathung und Beachtung zu ziehen, damit dieser Schritt vielleicht noch beitragen könnte, daß Seine Majestät die beiden die Stadt in einer drohenden Stellung in Angst setzenden kaiserlichen Officiere zu einer Versöhnung vermögen.

Abg. Potocki. Ich mache den Antrag, daß jede Provinz gleich nach der Sitzung ihre eigene Wahl treffe.

Abg. Ziemialkowski. Meine Herren! Die Zeit drängt, es ist keine Zeit zu verlieren; ich glaube, daß, wenn irgend Einer von den gewählten Herren seinen Landsleuten nicht gefällt, jeder den Muth haben sollte, zu sagen: der gefällt mir nicht, und warum er ihm nicht gefällt; erst zu wählen schickt sich nicht.

Abg. Potocki. Wenn ich den Antrag gestellt habe, so habe ich ihn nur deßwegen gestellt, damit man weiß, daß die Wahl aus dem Reichstage selbst und nicht von der Commission geschah; ich habe den Antrag gestellt, nicht deßwegen, weil ich gegen den Einen oder den Anderen etwas hätte, sondern deßwegen, daß diese Deputation wirklich den Reichstag repräsentire.

Abg. Pillersdorff. Ich glaube den Antrag stellen zu können, daß die Wahl durch eine kurze Unterbrechung der Sitzung sogleich geschehe.

Abg. Umlauft. Ich unterstütze den Antrag, erlaube mir aber wegen der Dringlichkeit des Gegenstandes an die hohe Kammer die Bitte zu stellen, auch noch vor der Vertagung der Sitzung eine kurze Adresse an Se. Majestät zu genehmigen, was auch vom Ausschusse vorgeschlagen wurde.

Vice-Präs. Das könnte dann vorgenommen werden.

Ein Abg. Ich erlaube mir den Antrag zu stellen, daß die Wahl der Abgeordneten zuerst stattfinde.

Vice-Präs. Wird der Antrag der Commission wegen Absendung einer Deputation an Seine Majestät unterstützt? (Unterstützt.)

Abg. Ziemialkowski. In Betreff der Wahlen erlaube ich mir den Antrag zu stellen, daß der Herr Präsident die Namen verlese und dann das Haus befrage. (Nein nein!)

Vice-Präs. Dielenigen Herren, welche mit der Absendung einer Adresse an Seine Majestät einverstanden sind, wollen aufstehen. (Einstimmig angenommen.) Jetzt kommt die Unterstützungsfrage in Bezug auf den Antrag des Abg. Potocki zur Abstimmung, weil er ein Zusatzantrag ist. (Wird unterstützt und angenommen.) Sonach entfällt der Antrag des Abg. Ziemialkowski. Nun sind noch einige Mittheilungen zu machen bevor wir zur Wahl schreiten, damit dieser Gegenstand nicht unterbrochen werde; es wird gleich beendet sein.

Abg. Schuselka. Um die Vertheidigungsanstalten, die unter den immer schwieriger und dringender werdenden Verhältnissen immer nothwendiger sind, größtmögliche Einheit und Kraft zu geben, hat sich Ihre Commission heute Morgens veranlaßt gefunden, dem provisorischen Obercommandanten der Nationalgarde den Auftrag zu ertheilen, sich sofort einen kriegskundigen Generalstab zuzugesellen und die Personen desselben öffentlich bekannt zu geben. Zu gleicher Zeit sind uns vielfache Klagen über die Stellung und zum Theil auch über das Treiben der Soldaten, die in der Stadt sich befinden, zugekommen, und es wurde die Besorgniß geäußert, daß, wenn sie unorganisirt sich selbst überlassen bleiben, dieß zu traurigen Conflicten und Excessen Veranlassung geben könnte. Dieß hat uns bestimmt, den Befehl zu erlassen, daß die in der Stadt befindlichen Truppen in eine Caserne einquartirt, organisirt, unter regelmäßiges Commando gestellt, und zur Aushilfe der Nationalgarde in dem beschwerlichen Wachdienste verwendet werden sollen.

Zum Schluß muß ich in Betreff der vor meinen Berichten zuletzt erwähnten Angelegenheit einige Worte sagen. Es handelt sich darum, auf welche Weise die Nachricht von dem Schreiben der an den Commandanten Auersperg gesandten Commissäre in den Zeitungen bekannt geworden sein mag. Da dieß Schreiben in voller Versammlung nicht mitgetheilt wurde, wie vom Abg. Wiser eröffnet wurde, sondern nur im Ausschüsse vorgetragen worden war, könnte dadurch vielleicht der Verdacht entstehen, daß irgend ein Mitglied der Commission diese Nachricht mitgetheilt habe. Ich muß, um den Verdacht zu entkräften, erwähnen, daß ein Zettel von einem Manne gebracht wurde, der uns das, was die Nachricht in den Zeitungen aussprach, mündlich mittheilte, daß gegen den Abg. Borrosch sich eine große Erbitterung kund gebe, ja sogar mit der Uebertreibung, daß Gefahr drohe. Höchst wahrscheinlich rührt dieß von diesem Manne her, der diese Nachricht überbrachte, und zum Stillschweigen in dieser Angelegenheit sich nicht verpflichtet fühlen mochte, und so mag es in die Zeitungen gekommen sein. Ich sehe mich weiter verpflichtet, in dieser Angelegenheit zu erklären, wenn auch die Behandlung im Lager des Commandirenden Auersperg, die der Herr College Borrosch erfahren hat, nicht der Art war, daß ernstliche Besorgnisse für die Persönlichkeit des Abg. Borrosch vorhanden waren, dennoch muß ich, um vor der Oeffentlichteit die Unverletzlichkeit eines unserer tüchtigsten und verehrtesten Mitglieder meines Theiles zu schützen, einige Worte über die Vorfälle im Kriegsgebäude, wo ich selbst Augenzeuge war, zur Rechtfertigung des Abg. Borrosch aussprechen. Ich sage es öffentlich, vor Allen: ich war Augenzeuge, daß der Abg. Borrosch im Kriegsgebäude auf der Treppe, im Hofe, wo wir äußerst umdrängt waren, von einer außerordentlich erbitterten und aufgereizten Masse, die uns fort und fort nichts Anderes zuschrie, als: todt muß er sein! gehängt muß er werden! — daß bei derselben Masse der Abg. Borrosch Alles anwendete, was ein Mann von Ehre und Herz anwenden kann, um ein Menschenleben zu retten. (Beifall) Ich muß ferner anführen, daß der Abg. Borrosch dieser aufgereizten Masse sein graues Haupt gezeigt hat, und sagte: Seht mein graues Haar, mordet mich, hänget mich, nehmet mich hin, nur befleckt unsere Freiheit nicht mit einer solchen Schandthat, einen Wehrlosen hinzuschlachten! (Beifall.)

Abg. Borrosch. Es war mir ernst.

Abg. Schuselka. Wir haben das Möglichste gethan, zum Volke zu sprechen, wir haben gesagt: Der Kriegsminister muß in Anklagestand versetzt werden! — Wer garantirt uns dafür? schrieen sie. Wir sagten: Wir, wir bürgen Euch mit unserem Leben, wir nennen unsere Namen, Ihr könnt uns suchen. Daß das Alles nichts gefruchtet hat, das ist nicht unsere Schuld; und wir müssen dieses öffentlich aussprechen, damit nicht ein Ehrenmann in dieser verhängnißvollen Zeit ganz unschuldig einer ähnlichen Rachgierde ausgesetzt sein könnte, wie die, die wir beklagen.

(Mehrere Herren bitten ums Wort.)

Abg. Borrosch. Ich bitte mir einen Moment noch Nachsicht zu schenken. Ich schäme mich beinahe in einer persönlichen Angelegenheit die Aufmerksamkeit der hohen Kammer in Anspruch zu nehmen.

Vice-Präs. Erlauben der Herr Abg. Borrosch, daß auch ich meinerseits vollkommen die Worte des Abg. Schuselka bestätige, da ich Augenzeuge aller dieser Thatsachen war. (Wird häusig bestätiget.)

Abg. Zöpfl. Ich habe mein Möglichstes gethan, um die Massen zu beschwichtigen, und habe sie darauf aufmerksam gemacht, daß, wenn sie sich einmal einer solchen Rachgierde überlassen, diese auch einen ganz ehrlichen und unschuldigen Mann treffen kann.

Abg. Borrosch. Es gibt Zweifel an der Ehrlichkeit des Charakters, wo man sich schämt, sich zu vertheidigen, wenn man ihn bewährt hat 30 Jahre hindurch. Ich will aber doch die Reden, die von mehreren Herren geäußert worden sind, erwähnen, damit nicht mehr oder weniger gedacht werde, als sie eben lauteten. Es wurden sehr zornige Blicke nach mir gerichtet, und die Aeußerung siel, daß ein Reichstags-Abgeordneter sich den Anschein gegeben habe, das Leben zu retten, und dann heuchlerisch einen Triumphzug zu Pferde durch die Stadt gehalten. — Die dort waren, wissen, daß ich dringend aufgefordert wurde, da mich die Männer nicht mehr auf ihren Achseln halten konnten, das Pferd zu besteigen, hinauszueilen, wie ich damals aus der Rednerbühne schon erzählte, theils um das Volk auf dem Stephansplatze auch versöhnlich anzusprechen, theils um die weiten Räume des Gebäudes dadurch zu leeren, was auch bis auf kaum 30 vollkommen gelang. Als ich hieher kam, wähnte ich das Leben des Kriegsministers, der unter dem Schutze des Reichstages stand, für gerettet. Niemand kann für jene Zufälligkeiten, welche uns als Zufälligkeiten eigentlich nur erscheinen, aber in ihrer Zusammenwebung endlich ein Verhängniß sind. Ich beklage es tief, ich müßte es aber noch mehr beklagen, wenn daraus Männern der Volksfreiheit, wenn daraus der Volksfreiheit selber auch nur der mindeste Nachtheil erwüchse; es wäre eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Ich will übergehen eine Person, und sie nicht zu einem Gegenstande weiterer Zerwürfnisse gemacht sehen, und darum glaubte ich dieses mittheilen zu müssen. Es versammelten sich auch viele gemeine Soldaten auf den Streit, also ich stehe in einem Lichte da, das einen Ehrenmann tief kränken muß.

Abg. Potocki. Ich mache den Antrag: Die hohe Versammlung wolle das edle Benehmen des Abg. Borrosch in dieser That öffentlich erkennen, und zugleich auch das eben so edle Benehmen der anderen Deputirten, die damals zugegen waren und die auch nach ihren Kräften dieser schändlichen That Einhalt thun wollten. Diese Abgeordneten sind: unser Vice-Präsident Smolka, Fischhof, Sierakowski, Wienkowski, Rigler und Schuselka.

Abg. Zöpfl. Meine Wenigkeit war auch dabei.

Vice-Präs. Wollen der Herr Abgeordnete vielleicht einen näheren Antrag stellen? Ich glaube, daß die Anerkennung vielleicht durch einen Ausspruch der Kammer geschehen könnte.

Abg. Hagenauer. Wir sind ohnedem Alle einverstanden.

(Die ganze Versammlung erhebt sich.)

Vice-Präs. Dieß wird ohnedem in das Prokoll kommen. Die Sache halte ich für erledigt, daher bitte ich die Herren zur Wahl zu schreiten.

Abg. Pillersdorff. Ich glaube der hohen Versammlung eine Aufklärung schuldig zu sein, nämlich in Rücksicht auf die Bemerkung, welche der Abg. Borrosch so eben gemacht hat, um jeden Zweifel darüber zu beheben. Ich muß bemerken, daß ich diese Aeußerung des Herrn Abg. Borrosch, die von ihm eben der hohen Kammer dargestellt wurde, heute zum erstenmale von ihm vernommen habe. Ich mußte nicht zugegen gewesen sein, als sie, wie der Herr Abgeordnete selbst gesagt hat, von einem einzelnen Officier ihm gegenüber gemacht wurde. Ich kann nur noch beifügen, wenn ich zugegen gewesen wäre, hätte ich gewiß mit dem Gefühle der größten Entrüstung, wie gewiß jedes Mitglied sie haben wird, dieselbe zurückgewiesen. (Beifall.)

Vice-Präs. Ich bitte die Wahlen so schnell als möglich vorzunehmen, denn es liegen noch wichtige Gegenstände zu verhandeln vor.

(Unterbrechung um 1 Uhr.)

Vice-Präs. Beiden vorgenommenen Wahlen wurden folgende Herren gewählt: Für Galizien Abg. Borkowski, für Böhmen Skoda, für Mähren Feifalik, für Nieder-Oesterreich Schmitt, für Ober-Oesterreich Peitler, für Steiermark Thinnfeld, für Tirol Clementi, für das Küstenland Madonizza, für Illirien Kautschitsch, und im Falle er abwesend sein sollte, Abg. Dollschein. Der Abg. Kautschitsch hat nämlich vorgestern sich als unpäßlich gemeldet. Für Dalmatien Radmilli.

Ich erlaube mir der hohen Kammer eine Eingabe des Abg. Staudenheim vorzulesen, die eben eingegangen ist:

"Nachdem ich auf Anrathen meines Arztes eine ununterbrochene Cur meines Armes, um die Grundursache derselben, der Gicht, gebrauchen muß, die Arbeiten des Reichstages aber meiner Ueberzeugung nach ungehindert gepflogen werden müssen, überdieß meine Geschäfte nach hergestellter Gesundheit meine Thätigkeit in Anspruch nehmen werden, was ich mit meinen Pflichten als Abgeordneter nicht vereinbar halte: so zeige ich meinen Austritt dem hohen Reichstagspräsidium an, und bitte unter Einem, die nöthigen Schritte zur Wahl eines anderen Deputirten veranlassen zu wollen."

Das Krankheitszeugniß ist beigelegt. Der Vorstand wird unverzüglich eine Note an das Ministerium richten, wegen Ausschreibung einer neuen Wahl für Neunkirchen.

Abg. Bilinski wünscht in Hinsicht auf das Protokoll etwas vorzutragen.

Abg. Gleispach. Herr Bilinski war früher hier und hat eine Abänderung im Protokolle bezüglich dessen gewünscht, was er hier in der Kammer vorzutragen die Ehre hatte. Es ist nämlich ein kleiner Satz ausgeblieben, der aber zur logischen Verbindung erheblich zu sein scheint. Es ist nämlich die Rede von der Antwort des Banus Jellaèiè, welche ungefähr so lautet: daß er nicht gegen den Fortschritt, sondern schon früher als freisinnig bekannt gewesen sei, aber es für seine Pflicht halte, die Ordnung und die Integrität der österreichischen Monarchie zu wahren. — Hier ist ein kleiner Zwischensatz ausgeblieben, den Bilinski eingeschaltet wissen will, nämlich: "daß er, um diese zu wahren, das Aeußerste wagen werde;" — dadurch ist die logische Verbindung hergestellt, wo es heißt, daß Berichterstatter ihm entgegnet habe: wenn er das Aeußerste wagen sollte, daß auch von unserer Seite das Aeußerste gewagt werden wird. — Es ist dieses die Erwiederung obiger Aeußerung. In der Schnelligkeit konnte ich es nicht gleich aufnehmen, da ich die stenographischen Protokolle nicht dem Drucke entziehen wollte. Es ist dieß der getreue Ausdruck dessen, was Bilinski vorgebracht hat. (Kein Anstand dagegen.)

Vice-Präs. Vielleicht wollen sich die Herren über die Zeit der Abreise dieser Deputation aussprechen. So eben war Herr Peitler bei mir und sagte, daß der nächste Eisenbahnzug um halb 8 Uhr abgeht, und er wünscht, daß die Deputation damit abgehe.

Abg. Ziemialkowski. Ich glaube, daß der Deputation an seine Majestät in dieser Hinsicht wenigstens etwas Schriftliches mitgegeben werden soll, denn der Berichterstatter hat den Antrag gestellt, hat aber gar nichts erwähnt, was diese Deputation dort zu thun haben wird.

Ich glaube, daß es zwar nicht nothwendig sein dürfte, schriftlich diese Instruction zu geben, glaube aber, daß es jedenfalls nothwendig sein dürfte, die Commission aufzufordern, wenigstens die Absicht der Commission der hohen Kammer mitzutheilen.

Vice-Präs. Ich werde mir erlauben, den Antrag der hohen Kammer vorzulegen. Es ist darin sowohl der Zweck als auch die Instruction ausgedrückt. Er lautet:

"Die hohe Kammer sendet eine Deputation, bestehend aus je einem Mitgliede aus jedem Gouvernements-Bezirke, an Seine Majestät, um die Lage der Stadt zu schildern, und die zur Beruhigung geeigneten Befehle an die beiden Commandanten zu erwirken."

Hier ist sowohl der Zweck als die Instruction enthalten, es würde nur noch übrig bleiben, eine Beglaubigungsurkunde der Deputation mitzugeben; diese würde das Vorstands-Bureau ausfertigen.

Abg. Borrosch. Ich würde mir erlauben, wegen der Eile einen Extrazug zu beantragen. (Wird unterstützt und angenommen.)

Abg. Peitler. Ich glaube, es dürfte nicht unzweckmäßig sein, daß diese Commission Seiner Majestät den Wunsch ausdrücke, sobald wie möglich in seine Residenz zurückzukehren. Den Wunsch können wir immer ausdrücken. Das dürfte das Allernothwendigste sein, um die Gemüther zu beruhigen und den Bürgerkrieg zu vermeiden.

Abg. Borrosch. Ich erlaube mir jedenfalls den Antrag, daß die Instruction hier vorgetragen werde, und dadurch als Gesinnung der hohen Kammer, als der Gesammtausdruck des Willens des Reichstages erscheine, und nicht bloß die Instruction der permanenten Commission sei; es wird sich damit das früher Gesagte erledigen, und ich zweifle nicht, daß die Deputirten, sie mögen was immer für einer politischen oder nationellen Partei angehören, eingedenk sein werden, wie es sich hier um das Gesammtvaterland, um die Volksfrelheit, um alle heiligen Interessen handelt, und sie daher nur ein gemeinsames Ziel mit dem hingebensten Eifer zu erfüllen verpflichtet sein werden. (Beifall.)

Vice-Präs. Ich werde mir demnach erlauben dieser früher gelesenen Instruction beizufügen: "Seine Majestät zu bitten, in die Residenzstadt baldigst zurückkehren zu wollen." (Liest die Instruction:)

"Der hohe Reichstag sendet eine Deputation aus je einem Mitgliede aus jedem Gouvernement an Seine Majestät den Kaiser, um ihm die Lage der Stadt zu schildern, und zu deren Beruhigung geeignete Befehle an beide k. k. Commandanten zu erwirken, endlich um Seine Majestät zu bitten, baldmöglichst in die Residenzstadt zurückkehren zu wollen."

Abg. Smreker. Ich glaube, es dürfte nicht genügen, wenn bloß die Lage der Residenzstadt geschildert wird, man muß auch die Lage der Provinzen, die wahre Sachlage der demokratischen Elemente gegenüber den aristokratischen schildern, und um was es sich eigentlich bei dem Kampfe handle. Es ist sehr wichtig, Seiner Majestät getreu die Lage zu schildern, in welcher sich die Provinzen befinden, denn die Provinzen sind in einer fürchterlichen Aufregung durch die Ungewißheit um das Schicksal des Reichstages und um das Schicksal von Wien. Es ist also sehr dringend, daß dieser Umstand in die Instruction aufgenommen werde.

Abg. Borrosch. Ich habe mich eher nicht genug ausgedrückt, als ich sagte: Instruction. Ich verstand aber damit natürlich zugleich die Adresse, daß sie dem hohen Hause vorgelegt werde. Es ist doch eine Adresse mitzunehmen.

Abg. Nadler. In Beziehung auf die Worte der Abg. Borrosch und Smreker, und in Beziehung auf den frühern Usus, den das Haus beobachtet hat, bei der Wahl solcher Deputationen, wo wir nie eine Instruction gegeben haben; mit Beziehung darauf, daß das Haus solche Männer erwählt hat, auf deren Tüchtigkeit es sich verlassen kann, und die wissen werden, was sie zu Seiner Majestät zu sprechen haben, und wie sie die Lage, nicht nur der Stadt Wien, sondern der Gesammtheit aller Völker, oder vielmehr nur des Volkes, zu schildern haben: glaube ich, daß in dieser kurzen Instruction nicht Alles enthalten ist, und überhaupt in einer Instruction enthalten sein kann, was unsere Deputation Seiner Majestät vorstellen soll. Wie wir damals unsere Gesandtschaft oder Deputation nach Innsbruck geschickt haben, haben wir auch keine Instruction gegeben, weil wir geglaubt haben, es sei unmöglich, und die Männer, die wir gewählt haben, werden wissen, was sie Seiner Majestät vorzutragen haben. Ich beantrage, uns zu verlassen auf die Gesinnung und die Tüchtigkeit unserer Deputation an Seine Majestät.

Abg. Borrosch. Ich bin damit vollkommen einverstanden, was die Instruction betrifft, die ohnehin nur in wenigen einfachen Sätzen bestehen kann; muß aber nochmals bemerken, daß ich eigentlich meinte, die dem Monarchen zu überreichende Adresse sei der hohen Kammer vorzulegen, gerade so, wie es ebenfalls auch mit der damals nach Innsbruck abgegangenen Adresse der Fall war. Wir können das keineswegs bloß dem mündlichen Vortrage der Deputation überlassen. Die Adresse selbst aber all ein Gesinnungsausdruck, als eine Willenserklärung der hohen Kammer, gehört jedenfalls der Geschichte Oesterreichs an, und sie muß in dieser Art, glaube ich, hier vorgetragen, hier genehmiget, hier beschlossen werden.

Abg. Nadler. Damit bin auch ich einverstanden.

Abg. Demel. Ich trage darauf an, daß der Abg. Borrosch sich mit der Abfassung der Adresse beschäftigen möge.

Abg. Peitler. Ich wollte dasselbe sagen, weil der Herr Abg. Borrosch nicht nur ein tüchtiger Redner, sondern auch ein tüchtiger Stylist ist.

Vice-Präs. Wollen der Herr Abgeordnete diese Arbeit übernehmen? (Borrosch übernimmt sie. Beifall.)

(Die Sitzung wird um halb 2 Uhr unterbrochen.)


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