Pátek 9. října 1874

Stenographischer Bericht

über die

XIII. Sitzung der dritten Jahres-Session des

böhmischen Landtages vom Jahre 1872, am

9. Oktober 1874.

Stenografická zpráva

o

XIII. sezení třetího výročního zasedání sněmu českého od roku 1872, dne 9. října 1874.

Vorsitzender: Se, Durchlaucht der Oberstlandmarschall Karl Fürst Auersperg.

Gegenwärtige: Der OberstlandmarschallStellvertreter Eduard Claudi und die beschlußfähige Anzahl von Landtags-Abgeordneten.

Am Regierungstische: Se. Exc. der k. k. Statthalter Freih. von Weber und der k. k. Statthaltereirath Eugen Ritter von Adda.

Beginn der Sitzung: 12 Uhr Mittags.

Předseda: Jeho Jasnost nejvyšší maršálek zemský Karel kníže Auersperg.

Přítomní: Maršálkův náměstek Edvard Claudi a poslancové v počtu k platnému uzavírání dostatečném.

Co zástupce vlády: Jeho Exc. c. kr. místodržitel svob. pán Weber a c. kr. místodržitelský rada Eugen rytíř Adda.

Sezení počalo ve 12 hodin v poledne.

Oberstlandmarschall: Die Sitzung ist eröffnet.

Sezení jest zahájeno.

Ich habe dem h. Hause folgende Mittheilung zu machen:

Abgeordneter Herr von Unger ersuchte wegen eines in seiner Familie eingetretenen Todesfalles um Verlängerung feines Urlaubes, welchen ich ihm unter diesen Umstanden zu gewähren mich gezwungen sehe. Es wird daher, da Herr v. Unger aus der Curie des Großgrundbesitzes zum Verifikator gewählt worden ist, bei der jetzt gesteigerten Inanspruchnahme der Verifikatoren eine Ersatzwahl aus der Kurie des Großgrundbesitzes vorgenommen werden muffen.

Nám. nejv. marš. Poslanec p. zUngerů žádá za příčinou úmrtí v jeho rodině za prodloužení jeho dovolené, kterážto za okolností těchto se mu uděluje.

Jelikož pan z Ungerů jest verifikatorem, z kurie velkostatkářů zvoleným, nastane potřeba, aby se předsevzala volba nová v jmenované komisi.

Oberstlandmarschall: Freiherr v. Stark entschuldigt seine Abwesenheit von der heutigen und morgigen Sitzung durch einen Krankheitsfall in feiner Familie.

Nám. nejv. marš.: Svob. pán Stark omlouvá svou nepřítomnost při dvou sezeních za příčinou udalého se pádu onemocnění v jeho rodině.

Oberstlandmarschall: Die Commission betreffend die Subventionirung der Realschulen hat sich konstituirt und zu ihrem Obmann Herrn Grafen Quido Thun und zum Schriftführer den Herrn Dr. Schlesinger gewählt.

Nám. nejv. marš.: Komise o zprávě výboru zemského v příčině převzetí obecních středních škol ve správu zemskou se ustavila

a zvolila za předsedu p. hraběte Kvido Thuna a za zapisovatele p. Dra. Schlesingera.

Oberstlandmarschall: Ich bitte die verehrliche Kommission, zur Kenntniß zu nehmen, daß ihr als Sitzungslokale das Verifikatorenzimmer zur Verfügung steht.

Im Druck sind vertheilt:

Landtagssekretär Schmidt (liest):

Der Bericht Der Kommission für Gemeindeund Bezirksangelegenheiten, betreffend die Regelung der Pflastermauth in Prag.

Bericht derselben Kommission über die Petition der Stadt Falkenau um Ausscheidung ans dem Wahlkörper der Landgemeinden und Einreihung in die Wahlgruppe der Städte und Industrialorte.

Bericht der Budget-Kommission über die Errichtung und Erhaltung der Straffen in den vom Borkenkäfer befallenen Gegenden.

Bericht der Kommission für Bezirks- und Gemeindeangelegenheiten über das Gesuch der Stadtgemeinde Preßnitz um Bewilligung zur Einhebung einer Personalsteuer.

Bericht der Kommission für Gemeinde- und Bezirksangelegenheiten über das Gesuch der Stadtgemeinde Kladno um Bewilligung zur Einhebung der Pflastermauth.

Sekr. Schmidt: V tisku byly rozdány:

Zpráva komise pro okresní a obecní záležitosti v příčině upravení dlažebného mýta Pražského; zpráva téže komise o žádosti městské obce Falknova za vyloučení z voličského skupení venkovských okresů a přivtělení ke skupení měst a průmyslných míst.

Zpráva budžetní komise o zprávě zemského výboru č. 172 v příčině zřízení a vydržování silnic v krajinách kůrovcem poškozených.

Zpráva komise pro obecní a okresní záležitosti o žádosti městské obce Přísečnice za povolení k vybírání daně osobní a konečně

zpráva komise o žádosti městské obce Kladenské za povolení k vybírání dlažebného.

Oberstlandmarschall: Ich bitte den Einlauf von Petitionen nebst deren Zuweisung mitzutheilen.

Landtagssekretär (liest): Abg. Stefanides überreicht die Petition der Kontributionsfondstheilnehmer der Gemeinde Maria Stock um gemeindeweise Vertheilung dieses Fondes.

Oberstlandmarschall: Wurde der Commission für Vorschußkassen zugewiesen.

Landtagssekretär (liest): Derselbe Herr Abgeordnete überreicht eine Petition der Gemeinde Zoboles in gleicher Angelegenheit.

Oberstlandmarschall: An dieselbe Kommission.

Landtagssekretär (liest): Derselbe Herr Abgeordnete überreicht eine Petition der Gemeinde Gessing und Lintsch um ingleichen.

Oberstlandmarschall: An dieselbe Kommission.

Sekretär (liest): Abg. Claudi überreicht eine Petition der Budweiser Stadtvertretung um baldigen Ausbau der Eisenbahn Iglau, Počatek, Neuhaus etc. bis an die bairische Grenze.

Oberstlandmarschall: An die Petitionskommission.

Sněm. sekr. S c h m i d t: Poslanec p. Dr. Grégr podává petici okr. výb. v Sušici za brzkou stavbu železnice z Sillein přes TáborStrakonice atd. do Furthu.

N e j v. marš.: Petiční komisi.

Landtagssekretär (liest): Abg. Claudi überreichte eine Petition der Budweiser Handelsund Gewerbekammer um schleunigen Ausbau der Eisenbahn Iglau-Neuhaus-Budweis bis an die bairische Grenze.

Oberstlandmarschall: An die PetitionsKommission.

Sn. sekr. Schmidt: Posl. P. Husák. Rekurs panství Poděbradského proti vynesení výb. zemského v příčině rozvržení nákladu k stavbě obecní silnice Chlebské.

Nejv. maršálek: Petiční komisi.

Sn. sekr. Schmidt: Týž. Pet. okresniho zastupit. a zastupit. obecních téhož okresu za půjčku v příčině letošní neúrody.

Nejv. maršálek: Budžetní komisi.

Landtagssekretär (liest): Abg. Kardasch überreichte eine Petition der Gemeindevertretung in Höritz um Bau der Eisenbahn von Mähren durch Böhmen an die bairische Grenze und um Berührung des Marktes Höritz.

Oberstlandmarschall: An die PetitionsKommission.

Sn. sekr. Schmidt: Posl. Dr. Trojan. Pet. okr. zastup. v Sušici za subvenci k stavbám silnic z dotace roku 1874.

Nejv. maršálek: Budžetní komisi.

Landtagssekretär (liest): Dr. Ruß überreichte eine Petition der Volksschullehrer der Landeslehrervereins in Außig um Erhöhung der Lehrergehalte.

Oberstlandmarschall: An die SchulKommission.

Landtagssekretär (liest): Abg. Ziegler überreichte eine Petition der Gemeinde Schütten* hofen um Berücksichtigung derselben beim Bau der Eisenbahn Sillein - Brünn bis an die bairische Grenze.

Oberstlandmarschall: An die PetitionsKommission.

Sn. sekr. Schmidt: Posl. Pražák. Pet. obecního zastupitelství v Černé Vsi za zrušení školného.

Nejv. maršálek: Školní komisi.

Sn. sekr. Schmidt: Týž. Pet. obce Vetlé v té samé záležitosti.

Nejv. maršálek: Téže komisi.

Sn. sekr. Schmidt: Posl. Pražák. Petice obce Černoušek za zrušení školného, dále obce Jeňoveské, obce Horních Beřkovic, obce Lečické, a obce Rovné,

Nejv. maršálek: Školní komisi.

Landtagssekretär (liest): Abg. Heinrich überreichte eine Petition der Lehrer des Bezirkes der Stadt Gablonz um Gewährung von Personalzulagen den Lehrern ber Stadtschulbezirke.

Oberstlandmarschall: An die SchulKommission.

Der Obmann der Petitions-Kommission Abg. Fürst Schönburg hat das Wort.

Fürst Schönburg: Der Petitions-Kommission liegt eine Kollektiv-Eingabe aus Böhm. -Leipa, Budweis und mehreren andern Städten vor, welche die Uibernahme der Kommunal-Mittelschulen in die Landesverwaltung nachsuchen. Nachdem der h. Landtag eine spezielle Kommission gewählt hat, welche sich mit der Subventionirung mehrerer Mittelschulen zu befassen haben wird, so erlaube ich mir auf Grund eines Beschlußes der Petitions-Kommission den Antrag zu stellen, daß die erwähnten Petitionen an den gestern gewählten Ausschuß übergeben Werden.

Nejv. marš.: Žádá někdo za slovo?

Wünscht Jemand das Wort?

Kteři jsou pro ten navrh, nechť pozvednou ruku.

Diejenigen, welche dafür sind, wollen die Hand erheben.

(Geschieht. ) Angenommen.

Wir gehen zur Tagesordnung über und zwar zum Berichte der Budget-Kommission über die Rechnungsabschlüsse der Stiftungsfonde für das Jahr 1873. Berichterstatter ist Herr Dr. von Wiener. Ich ersuche ihn, den Bericht vorzutragen.

Nám. nejv. maršálka: Zpráva budžetní komise o závěrkách účetních fondů nadačních za rok 1873.

Berichterstatter Dr. Wiener: Bei Vorlage des getauften Berichtes werde ich mich auf das Wesentlichte beschränken. Bei dem gräfl. Strakaschen Stiftungsfonde hat sich das Vermögen des Fondes gegen den Stand des Vorjahres um circa 20000 fl. vermindert.

Obgleich bei der reellen Gebahrung nur ein Uiberschuß von 41797 fl. 61 kr. sich ergab, so wurde doch ein Betrag von 68166 fl. 78 kr. in den Reservefond eingelegt, was durch Verwendung des disponiblen anfänglichen Kassarestes ermöglicht wurde.

Dieser Vorgang kann als ein richtiger nicht anerkannt werden, weil in den Reservefond der Sache nach nur der wirkliche Uiberschuß aus der reellen Gebahrung übertragen werden soll; es wird jedoch diesfalls eine Bemänglung nicht in Antrag gestellt, weil der Ausgleich im Jahre 1874 stattfinden kann und derselbe dadurch angebahnt wurde, daß bereits 9754 fl. 50 kr. im Laufe dieses Jahres für den Stammfond fruktifizirt wurden.

Der Reservebaufond beträgt mit Schluß des Jahres 1873 232800 fl. Pfandbriefe der böhmischen Hypothekenbank und 33000 fl. baar.

Bei diesem Stande des Reservefondes dürfte die Frage in Erwägung gezogen werden, ob dieser Reservefond seinem Zwecke schon in der nächsten Zeit zugeführt werden kann, ob derselbe zum Ankaufe oder zur Erbauung eines im Sinne des stifterischen Willens eingerichteten Hauses ausreicht, oder ob es zweckmäßig sei, das dem Lande gehörige Reitschulgebäude zu veräußern und den erzielten Kaufschilling dem Straka'schen Fonde vorzustrecken.

Wird nämlich der Straka'sche Stiftungsfond ein eigenes Haus besitzen, in welchem die Exercitienanstalten unterbracht sind, dann bedarf das Land keines eigenen Reitschulgebäudes, sondern kann der Reitunterricht in dem Straka'schen Stiftungshause gegen Leistung eines Zuschußes ertheilt werden.

Von den übrigen Fonden bemerke ich lediglich, daß der Landeskulturfond eine Vermehrung erhielt von 32. 800 fl.

Diese Vermehrung beruht zumeist auf der am 10. Juni 1873 erfolgten Uibernahme des Vermögens der aufgelösten patriotisch-ökonomischen Gesellschaft, wobei hervorgehoben wird, daß sich unter dem übernommenen Vermögen 7960 fl. in Cheks der falliten Produktenhalle befinden und daß der Werth der übernommenen Realitäten und Inventar-Gegenstände noch nicht eingestellt ist.

Bei dem Normalschulfonde hebe ich hervor, daß sich eine Verminderung von 7307 fl. herausstellt.

Die Budget-Kommission stellt den Antrag:

1, Die Rechnungsabschlüsse des gräflich Straka'schen Stiftungsfondes, des Kaiser Leopold-Stiftungsfondes, des Fondes zur Unterstützung der im Kriege erwerbsunfähig gewordenen böhmischen Freiwilligen, des Gerstner'schen Stiftungsfondes, des Kaiser Franz Josef Stiftungsfondes, des Landes-

kulturfondes, des Propinalionsentschädigungsfondes und des Normalschulfondes werden für das Jahr 1873 als richtig anerkannt.

2.   Der Landesausschuß wird beauftragt, die Frage, ob und in welcher Weise der Straka'sche Reservebanfond seinem Ziele zugeführt werden könne, in Erwägung zu ziehen und hierüber dem Landtage Bericht zu erstatten.

3.   Der Landesausschuß wird beauftragt, wegen Flüssigmachung des Schulgelddrittels von den Klosterschulen der englischen Fräulein und der Ursulinerinen in Prag für die Jahre 1871, 1872, 1873, dann der Gebahrungsüberschüsse der Schulbücher-VerlagsVerwaltung für die Zeit vom 1. Jänner bis 30. September 1871 und der rückständigen AktivInteressen die nöthigen Schritte einzuleiten.

Sněm. sekr. Schmidt: Komise budžetní činí návrh:

1.   Za správné buďtež uznány za rok 1873 závěrky účetní hraběcího Strakovského fondu nadačního, fondu nadačního císaře Leopolda, fondu pro podporování českých dobrovolníků, kterýž by na vojně k výživě neschopnými se stali, nadačního fondu Gerstnerova, fondu nadačního císaře Františka Josefa, fondu pro zeměvzdělání, propinačního fondu náhradního a normálního fondu školského.

2.   Výboru zemskému budiž uloženo, aby uvážil, zdali a jakým způsobem Strakovský reservní fond stavební k účelům svým obrácen by býti mohl, a aby slavnému sněmu zprávy své podal.

3.   Výboru zemskému budiž uloženo potřebná učiniti opatření, aby k výplatě poukázány byly: třetina školného z klášterních škol u anglických panen a Voršilek v Praze za leta 1871, 1872 a 1873; pak přebytky hospodaření od správy skladu knih školních za dobu od 1. ledna až do 30. září 187], a zadržalé náležející úroky.

Nejv. marš. zemský: Žádá někdo o slovo ?

Wünscht Jemand das Wort? Diejenigen, welche für diese Anträge sind, wollen die Hand erheben.

Kteří jsou pro návrh, nechť pozdvihnou ruku. (Stane se. )

Angenommen.

Der nächste Gegenstand ist der Bericht derselben Kommission über den Landesausschußbericht, Landt. -Zahl 112, betreffend die fernere Besorgung des Unterrichtes an den Landesexercitienanstalten.

Berichterstatter ist der Hr. Abgeordnete Sobotka. Ich ersuche ihn, den Bericht vorzutragen.

Nám. nejv. marš.: Zpráva budžetní komise o zprávě zemského výboru č. 112 v příčině dalšího obstarávání vyučování na zemských ústavech cvičebních.

Berichterstatter Hr. Sobotka (liest): Hoher Landtag! Der Landesausschuß macht in seinem der

Budget-Kommission zugewiesenen Berichte vom 12. August l. J., Ldt. Z. 112, die Mittheilung, daß die Verlegung der Reitschule in ein anderes Gebäude im J. 1874 nicht thunlich gewesen sei, daher Restaurationsarbeiten mit einem Kostenaufwande von 4041 fl. unaufschiebbar wurden. Der Landesausschuß wünscht hiefür die nachträgliche Genehmigung.

Er berichtet ferner, daß für die Ertheilung des Tanz-, Fecht- und Turnunterrichtes in anderer als der bisherigen Weife vorzusorgen, momentan wegen bereits bestehender Pensionsfähigkeit des Turn- und des Tanzlehrers für das Landesvermögen nicht vortheilhaft, wohl aber diese Angelegenheit für die Zukunft im Auge zu behalten wäre.

Die Budgetkommission hat sich den Anschauungen des Landesausschußes angeschlossen, gibt sich der Erwartung hin, daß eine Verlegung der Reitschule in ein aus dem Reservebaufonde des gräfl. Straka'schen Stiftungsfondes selbst zu dotirendes Gebäude, in vielleicht nicht allzuferner Zukunft möglich sein werde und stellt den Antrag:

Der hohe Landtag wolle beschließen:

1.   Die im Jahre 1874 geschehene Verwendung von 4041 st. zu baulichen Herstellungen im Reitschulgebäude Nr. 911-II. wird genehmigend zur Kenntniß genommen.

2.   Die Fecht-, Turn- und Tanzschule sind ausrecht zu belassen und wird der Landesausschuß beauftragt, im Falle der Erledigung der Dienstposten der Turn- und Tanzlehrer dieselben nicht wieder zu besetzen und für den Unterricht der Stiftlinge in einer minderkostspieligen Weise bei Privatlehrern dieser Fächer vorzusorgen.

Slavný sněme račiž se usnésti takto:

1.    Vydání částkou 4041 zl. na stavební opravy v jízdárně č. 911-II. roku 1874 učiněné schvaluje se.

2.   Vyučování v šermu, tělocviku a v tanci budiž zachováno a výboru zemskému uloženo, kdyby některé místo učitele v tělocviku a v tanci se uprázdnilo, aby nebylo obsazeno a o vyučování nadanců, aby u soukromých učitelů takových oborů spůsobem méně nákladným postaráno bylo.

Nejvyšší marš. zemský: Žádá někdo za slovo?

Wünscht Jemand das Wort?

Kteří jsou pro ten návrh, nechť pozdvihnou ruku.

Diejenigen, die dafür sind, wollen die Hand erheben.

(Geschieht. ) Angenommen.

Der nächste Gegenstand ist der Bericht der Kommission für Gemeinde- und Bezirksangelegenheiten über das Ansuchen mehrerer Insassen der Ortschaft Niederlichtenwalde P. Z. 67 um Modifizirung des Landesgesetzes vom 22. März 1874. Berichterstatter ist Herr Abgeordneter Watzka. Ich ersuche ihn, den Bericht vorzutragen.

Nám nejv. marš.: Zpráva komise pro obecní a okresní záležitosti o žádosti osadníků Doleního Lichtenwaldu za změnu zákona ze dne 22. března 1874.

Berichterstatter Watzka (liest): Hoher Landtag ! Uiber Antrag des Landesausschußes und auf Grund vielfältiger Erhebungen hat der hohe Landtag in Folge Einschreitens der Insassen der Ortschaft Oberlichtenwalde in seiner XX. Sitzung vom 17. Jäner 1874 die begehrte Ausscheidung der Ortschaft Oberlichtenwalde aus dem bisherigen Verbande mit der Katastralgemeinde Niederlichtenwalde beschlossen, und diese Trennung an die Bestimmung geknüpft, daß der Waldkomplex der Domaine Krombach dieser neu zu konstituirenden Gemeinde zuzufallen hat.

Dieser Beschluß erhielt die allerhöchste Sanktion, und es enthält das X. Stück des Landesgesetzes von laufendem Jahre das Gesetz vom 22. März 1874, wodurch Per Ortschaft Oberlichtenwalde, Bezirk Zwickau, die Ausscheidung aus dem Gemeindeverbande mit Niederlichtenwalde und die Konstituirung als selbstständige Gemeinde ausdrücklich in der Weise normirt wird, daß in deren Gemeinde der gesammte zur Domaine Krombach gehörige Waldkomplex zu fallen hat.

Am 30. September nun haben mehrere Insassen der Ortschaft Niederlichtenwalde an den hohen Landtag die Bitte gestellt, die Behebung des die Ausscheidung von Oberlichtenwalde und des ganzen Waldkomplexes der Domaine Krombach aus der Gemeinde Niederlichtenwalde bestimmenden Gesetzes, beziehungsweise dessen Modifizirung dahin, daß der Grundkomplex der Domaine Krombach beiden neu zu konstituirenden Gemeinden verhältnißmäßig zugewiesen werde, zu erwirken.

Die Petenten führen zur Begründung ihres Begehrens an, daß durch die mehrerwähnte Bestimmung des zitirten Landesgesetzes der Gemeinde Niederlichtenwalde unerschwingliche Lasten aufgelegt weiden, welche die Verschuldung der einzelnen Steuerträger und den Ruin der Gemeinde zur nothwendigen Folge haben müßten.

Nach den weiteren Ausführungen liegt in dem Gebiete der bisher vereinigten Gemeinden ein Antheil von 1865 Joch 1211 Quad. Klft. der Domaine Krombach, wovon im Vorjahre 2190 fl. 82 kr. an direkter Gemeindesteuer zu entrichten gewesen sei.

Das Armenperzent ans dem Erlöse freiwilliger Feilbietungen von Holzbeständen sei seit jeher an die vereinigte Gemeinde abgeführt worden. Diese Einkünfte seien als gemeinschaftliches Vermögen anzusehen.

Aus den ans diese Trennungsangelegenheit Bezug nehmenden Vorakten geht hervor, daß die Insassen von Niederlichtenwalde schon im Jahre l867 die von dem Besitzer der Domaine Krombach gewährten Emolumente als ein, beiden Ortschaften gemeinschaftliches

Vermögen bezeichneten und sich außer Stande erklärten, ohne Theilnahme an demselben ein selbstständiges Gemeindeleben zu führen; daß die Trennung beider Ortschaften als unabweisbare Nothwendigkeit sich darstellte, und als solche allseitig Sowohl von den Verwaltungsbehörden als auch vom Landesausschuße anerkannt wurde; daß keine der beiden Ortschaften Gemeindegrundstücke oder ein Sonstiges nenneuswerthes ertragfähiges Vermögen besitzt, daß die Bezirksvertretung die Trennung dieser Ortschaften ohne Firirung irgend einer Bedingung befürwortete, die k. k. Bezirkshauptmannschaft aber eine Theilung des Waldkomplexes nach Verhältniß der direkten Steuern beider Ortschaften vorschlug; endlich, daß die Auslagen des selbstständigen und übertragenen Wirkungskreises bei Niederlichtenwalde bei einer Steuerleistung von 1101 fl. sich, ungünstig genug, approximativ mit 375 fl. beziffern läßt, dagegen ist ans den Vorakten weder eine Erhebung über die Grundhältigkeit der oben angeführten Gemeinschaftlichkeit des Vermögens, noch auch über die Berechtigung der Güterdirektion zu der wirklich erfolgten Einsprache gegen die Theilung des Waldkomplexes ersichtlich.

Bei dieser Sachlage konnte die Kommission um so weniger in eine Erörterung dieser Rechtsfrage eingehen, als von den Petenten weder ein Situationsplan noch Sonstige Behelfe beigebracht wurden.

Da aber die Wichtigkeit der in der Petition enthaltenen thatsächlichen Anführungen mit Rücksicht auf die bewiesene und anerkannte Nothwendigkeit der Trennung, welche ein Wiedervereinigen auszuschließen Scheint, in die Augen fällt, übrigens auch die hohe Statthalterei die Realisirbarkeit der Trennung des Waldkomplexes nicht absolut verneint, und der Vereinigung der Ortschaft Niederlichtenwalde mit irgend einer anderen Gemeinde dieses Vertretungsbezirkes wegen der territorialen Verhältnisse dieser Gebirgsgegend Hindernisse ungewöhnlicher Art entgegenstehen durften, glaubt die Kommission für Gemeinde- und Bezirksangelegenheiten auch nicht auf Abweisung dieser Petition einrathen zu sollen und erlanbt sich daher den Antrag:

Der hohe Landtag wolle beschließen:

Die Petition mehrerer Infassen der Ortschaft Niederlichtenwalde um Behebung oder Modifizirung des Landesgesetzes vom 22. März 1874 werde dem Landesausschuße mit dem Auftrage zugefertigt, die in dieser Petition enthaltenen thatsächlichen Umstände zu erheben und dem hohen Landtage sodann in der nächsten Session geneigte Anträge vorzulegen.

Sn. akt. Lederer: Slavný sněme račiž usnésti se na tom: Žádost německých osadníků místa Dolního Lichtenwaldu, za zrušení nebo změnění zákona zemského ze dne 22. května 1874 budiž odevzdána výboru zemskému s tím doložením, aby skutečné okolnosti v žádosti té

obsažené prozkoumal a v nejblíže příštím sezení vhodné návrhy učinil.

Oberstlandmarscha1: Wünscht Jemand das Wort?

Žádá někdo za slovo?

Diejenigen, die für den Antrag sind, wollen die Hand erheben.                              

Kteří jsou pro ten návrh, nechť zdvihnou ruku.

(Geschieht. ) Angenommen.

Der nächste Gegenstand der Tagesordnung ist der Landesausschußbericht über die Petitionen um Errichtung neuer Bezirksgerichte in Eipel, Rothkosteletz und Böhmisch-Skalitz. Berichterstatter ist der Herr Landesausschußbeisitzer Dr. Schmeykal. Ich ersuche, den Bericht vorzutragen.

Nám. nejv. marš.: Zpráva výboru zemského o žádosti zařízení nových okresů soudních v Úpici, Červeném Kostelci a České Skalici.

Berichterstatter Dr. Schmeykal (liest): In der 13. und 19. Sitzung des h. Landtages vom 9. und 16. Jänner 1874 sind dem Landesausschuße Petitionen der Stadtgemeinden Eipel und Böhm. Skalitz mit dem Auftrage zugewiesen worden, diese Petitionen weiteren Erhebungen zu unterziehen u. zw. bemerke ich, daß diese Petitionen dahin gingen, es mögen in Eipel und Böhm. -Skalitz Bezirksgerichte errichtet werden.

Gleichzeitig find dem Landesausschuß auch von Seite des Justizministeriums Petitionen derselben Stadt und der Stadt Roth-Kosteletz gleichfalls um Errichtung von Bezirksgerichten überwiesen worden, um die weitere Behandlung im Sinne des Gesetzes vom 11. Juni 1868 durch Begutachtung der Landesvertretung zu erfahren.

Das Resultat der über diese vorliegenden Petitionen eingeleiteten Erhebungen ist dahin zu präcisiren, daß allerdings gewichtige Gründe dafür sprechen, sowol in Eipel als auch in Böhm. -Skalitz Bezirksgerichte zu errichten, daß dagegen ausreichende Verhältnisse nicht dafür sprechen, einen gleichen Vorgang bezüglich Roth-Kosteletz zu beobachten.

Es wird auf Grundlage des gepflogenen Erhebungsresultats und auf Grundlage der von den berufenen landesfürstlichen und autonomen Organen abgegebenen Erklärungen von Seite des Landesausschußes nun beantragt, den Petitionen der Stadt Eipel und Böhm. -Skalitz Statt zu geben, also Bezirksgerichte in diesen Städten zu errichten, dagegen ein ablehnendes Gutachten rücksichtlich Roth-Kosteletz zu erstatten. Weiter wird von Seite des Landesausschußes ein Gesetzentwurf betreffs Aenderungen in den Bezirksvertretungssprengeln vorgelegt und das Ganze mit dem Antrage begleitet, es möge vorliegender Bericht der für Bezirks- und Gemeindeangelegenheiten bestehenden Kommission zur meritorischen Behandlung zugewiesen werden.

Sekr. Schmidt: Pan zpravodaj činí návrh, aby věc byla přikázána komisi pro okresní a obecní záležitosti.

Nejv. marš. zemský: Žádá někdo za slovo ?

Wünscht Jemand das Wort?

Kteří jsou pro návrh, nechť zvednou ruku.

Diejenigen, welche für den Antrag sind, mögen die Hand erheben

(Geschieht. ) Angenommen.

Nächster Gegenstand der Tagesordnung ist der Landesausschußbericht über die Veränßerung der den Landesgütern in der Gemeinde Troja zustehenden Flußbenützungsrechte und der Grundparzelle Nr. 108 in Holeschowitz. Berichterstatter ist der Herr Landesausschußbeisitzer Theumer.

Nám. nejv. marš.: Zpráva výboru zemského o prodání práva k užívání řeky na statcích zemských v obci trojské a části pozemků čís. 108 v Holešovicích.

Berichterstatter Herr T h e u m e r (liest):

Hoher Landtag!

Beim Landesausschuße wurden im Laufe des heurigen Jahres von 5 verschiedenen Kauflustigen Offerte auf die in der Katastralgemeinde Holeschowitz sub. P. N. 108 einkatastrirten Weidenruthenplätze mit dem den Landesgütern in Troja zustehenden Flußbenützungsrechten eingebracht. Dieselben bewegen sich in der Ziffer von 650 bis 2000 fl. ö. W.

So angezeigt dem Landesausschuße auch der Verkauf beider Objekte erscheinen mochte, so war er doch nicht in der Lage auf eine definitive Erledigung der genannten Offerte einzugehen, weil er, wiewohl durch Beschluß des h. Landtages vom 10. September 1868 zum Verkaufe der genannten Weidenruthenparzellen definitiv ermächtigt, die gleiche Ermächtigung bezüglich der Flußbenützungsrechte in der Gemeinde Troja nicht besaß. Da ein Verkauf dieser Parzellen, so wie der dermalen noch bis zum 31. Dezember 1876 verpachteten Flußbenützungsrechte in Troja im Interesse der Landesgüterrenten gelegen erscheint, der Verkauf der letztern aber mit Rücksicht auf die vorliegenden Offerte und in Hinblick auf die Lage der Grundparzellen unmittelbar an dem Flußgebiete, wo diese Rechte vom Lande ausgeübt werden, am besten gleichzeitig mit der genannten Grundparzelle durchzuführen sein dürfte, hat der Landesausschuß beschlossen, hiefür die Genehmigung des hohen Landtages einzuholen. Der Landesausschuß erlaubt sich zur Begründung seines Antrages darauf hinzuweisen, daß die genannte Parzelle dermalen um 12 fl. 60 kr., die Flußbenützungsrechte hingegen um 11 fl. 38 kr., beide Objekte daher um 23 fl. 95 kr. verpachtet sind, eine Rente, die gegenüber der aus dem offerirten höchsten Kaufschillinge pr. 2000 fl. zu erzielenden Verzinsung weit zurücksteht, daher unter den obwaltenden Umständen der Verkauf wegen dieser Ertragssteigerung unbedingt angezeigt erscheint.

Er ist es aber auch weiter im Hinblicke auf die Vereinfachung der Regie, so wie durch die hiebet erzielte Gleichmäßigkeit dieser erhöhten Rente im Vergleiche zu dem durch die Fluktuationen jeweiliger Pachtlust influenzirten Pachtzinse.

In Erwägung dieses Sachverhaltes erlaubt sich der Landesausschuß daher unter gleichzeitiger Vorlage der betreffenden Eingaben den Antrag zu stellen, der hohe Landtag geruhe ihn definitiv zu ermächtigen, die genannten dem Lande in der Gemeinde Troja zustehenden Flußbenützungsrechte entweder für sich allein, oder mit der in der Gemeinde Holeschowitz einkatastrirten Grundparzelle Nr. 108 im Lizitations- oder Offertwege an den Meistbietenden zu veräußern.

In formaler Beziehung erlaube ich mir den Antrag zu stellen, den Bericht der Budgetkommission zur Vorberathung und Antragstellung zuzuweisen.

Sekr. Schmidt: Co se týče formální stránky, navrhuje pan zpravodaj, aby věc byla dána k poradě budžetní komisi.

Nejvyšší maršálek: Žádá někdo za slovo ?

Wünscht Jemand das Wort ? Diejenigen Herren, welche für den Antrag sind, wollen die Hand erheben.

Kteří jsou pro návrh, nechť pozvednou ruku.

(Geschieht. ) Er ist angenommen.

Nächster Gegenstand ist der Bericht der Petitionskommission über die P. Z. 52 der Städte Böhmisch-Leipa, Reichstadt, Niemes, Wartenberg und Oschütz, Z. 82 der Gemeindevertretung von Böhmisch - Aicha und der Bezirksvertretung von Böhm. -Aicha betreffend den Bau der Eisenbahn von Liebenau nach Kuschwarda.

Berichterstatter ist der Herr Abg. Jahnl. Ich ersuche ihn, den Bericht vorzutragen.

Nám. nejv. marš.: Zpráva petiční komise o žádosti čís. 52 obce Českolipské, Zákupské, Mimoňské, Vartenberské a Osečenské a čís. 82 a 83 okresního a obecního zastupitelstva českodubského za příčinou stavby železnice z Hodkovic do Kunžvartu.

Abg. J a h n l (liest): Dem h. Landtage liegen 3 Petitionen vor, welche alle einen und denselben Gegenstand, nämlich den baldigen Ausbau der Eisenbahn von Liebenau nach Kuschwarda oder wenigstens der Theilstrecke von Liebenau nach Böhm. Leipa betreffen. - Eine dieser Petitionen ist eingebracht von der Stadtvertretung Böhm. -Leipa und von den im Niemeser Bezirke gelegenen Städten: Böhm. Leipa, Niemes, Wartenberg, Reichstadt und Oschitz, die 2. von der Bezirksvertretung Böhm. Aicha, die 3. von der Stadtvertretung eben daselbst.

Der wesentliche Inhalt ist folgender: Während in Gegenden, die neben Wasserstraßen bereits Eisenbahnen besitzen - so sagt die erstgenannte dieser Petitionen - neue Linien mit großem Kostenaufwande gebaut werden, entbehren die Bezirke Leipa

und Niemes noch immer jener Bahn, welche ihnen allein billige Kohlen auf direktem Wege aus den reichhaltigen Kohlenlagern des westlichen Böhmens zuzuführen geeignet ist und doch liegt es auf der Hand, daß, so gewiß billiges Brennmaterial den Aufschwung der Industrie in diesen beiden Bezirken sichert, von einer Konkurrenzfähigkeit derselben mit andern, wohlfeile Kohle bereits besitzenden Bezirken keine Rede sein konnte, wenn ihnen die direkte Verbindung mit den genannten Kohlenrevieren auf längere Zeit vorbehalten würde. Aber auch aus einem zweiten Grunde sei die Schleunige Inangriffnahme des fraglichen Eisenbahnbaues bringend nothwendig. Die größtentheils an die Handarbeit gewiesene dichte Bevölkerung der Bezirke Böhm. - Leipa und Niemes sei schon längere Zeit in Folge der allgemeinen Geschäftsstockung arbeitslos und sehe bei dem Mißrathen der heurigen Getreideernte und namentlich des Hauptnahrungsmittels derselben, der Kartoffel, einem langen bangen Winter entgegen; eine baldige Beschäftigung thue somit dringend Roth und diese könne nur der schleunige Bau der neuen Bahn gewähren.

Inhaltlich der Petizionen der Bezirks- und Stadtvertretung Böhm. Aicha ist die Erzielung einer Eisenbahnverbindung der dortigen Gegend mit den Kohlenrevieren des nordwestlichen Böhmens schon seit Jahren das Bestreben aller hervorragenden Industriellen und der ganzen Bevölkerung eines großen Theiles des Reichenberger Kammerbezirkes. Wiederholte Petitionen der Bezirks- und Stadtvertretung Böhm. Aicha feien deshalb deshalb der h. Regierung unterbreitet worden, um nachzuweisen, daß für die dortige industriereiche Gegend eine Eisenbahn von Liebenau in der Richtung nach Postelberg von der größten Wichtigkeit sei. Hiezu komme noch, daß die heurige ungünstige Ernte, verbunden mit der Geschäftsstockung, den Ausbruch eines Nothstandes befürchten lasse, weshalb der Bevölkerung Erwerb und Verdienst verschafft werben müsse, um die gegenwärtige äußerst ungünstige Zeitperiode zu überstehen und einer besseren Zukunft entgegenzugehen.

In Erwägung dieser mißlichen Verhältnisse nehmen sämmtliche vorliegende Petitionen die Hilfe des h. Landtages in Anspruch und bitten dringend, die schleunige Inangriffnahme und Durchführung des Baues der in Rede stehenden Eisenbahn oder wenigstens des Fragmentes Liebenau-Böhm. Leipa h. Orts wärmstens befürworten zu wollen.

Zwei Motive sind es daher, aus welchen die Hilfe die h. Landtages erbeten wird:

1.   Die Rücksicht auf die Industrien in den betreffenden Gegenden und

2.    der eingetretene Nothstand unter der dortigen Arbeiterbevölkerung.

Was den ersten dieser beiden Beweggründe anbelangt, so kann dessen Richtigkeit keinem Zweifel unterliegen; es muß im Gegentheil anerkannt werden, daß die großen Vortheile der geraden Verbin-

dung des Nordens und Nord-Ostens von Böhmen mit dem südlichen und südwestlichen Theile unseres Landes bedeutend weiteren, als den in den Petitionen vertreteneu Kreisen zu Gute kommen. Es genüge in dieser Beziehung hervorzuheben, daß wie seiner Zeit die öffentlichen Blätter berichteten, eine ganze Reihe von industriellen Vereinen, Gemeinde- und Bezirksvertretungen, von Reichenberg bis Leitmeritz, inkl. der Reichenberger Handels-und Gewerbekammer in wiederholten, an Se. Exc. den Hrn. Handelsminister gerichteten Petitionen Sich um das Zustandekommen dieser Bahn bemüht haben. ES genüge zu konstatiren, daß, wie die Petition der Reichenberger Handelskammer vom 29. November 1871 hervorhob, die Steuerbezirke Reichenberg, Böhm. Aicha, Niemes, Böhm. Leipa, Auscha, Leitmeritz und Lobositz nach dem 1869er Kataster mehr als 10000 selbstständige Gewerbsunternehmungen aufzuweisen haben, daß die großartigsten Etablissements des Kontinentes sich zum großen Theile im Norden und im Nordosten vom Böhmen befinden, während der ehemalige Leitmeritzer und Saazer Kreis im Westen und Südwesten als die Kornkammer der dichtbevölkerten Industriebezirke zu betrachten und demnach dazu berufen sind, den Letzteren billige Lebensmittel zu verschaffen; es genüge endlich die Bemerkung, daß, obwohl der Reichenberger Kammerbezirk das größte Kohlenlager des Kontinentes besitzt, der Zentner böhm. Braunkohle in Berlin billiger ist, als in Reichenberg.

Leiber muß aber auch der zweite Petitionsgrund, der eingetretene Nothstand als richtig anerkannt werden. Nebst der Ehrenhaftigkeit der petitionirenden Bezirks- und Stadtvertretungen bürgt hiefür die Notorietät, indem es allgemein bekannt ist, daß an der beklagenswerthen Stockung der Geschäfte vorzugsweise die in den nördlichen und nordöstlichen Bezirken vertretenen Industriezweige theilnehmen.

Die Petitionskommission hält daher die Bitte der Petenten für vollkommen berücksichtigungswerth, um so mehr, als schon das Reichsgesetz vom 8. Oktober 1872, mit welchem die Konzession zum Baue und Betriebe der Bahn Liebenau-Kuschwarda dem Josef Adolf Fürsten und Erbprinzen zu Schwarzenberg und Genossen ertheilt wurde, "die Gem e i n n ü tz i g k e i t d e s Unternehmens" anerkannt und demgemäß bestimmt hatte, daß der Bau binnen sechs Monaten begonnen und binnen 41/2 Jahren vollendet werden müsse.

Zum großen Bedauern der betheiligten Gegenden kam es jedoch nicht zum Vollzuge dieser Bestimmung, denn mit dem Reichsgesetze vom 16. Mai 1874 wurde die Konzession vom 8 Oktober 1872 für erloschen erklärt und den bisherigen Konzessionären auf weitere 2 Jahre das Vorrecht zur Sicherstellung der Bahn vor anderen Bewerbern in dem Falle eingeräumt, wenn sie dieselben Bedingungen, wie diese eingehen und sich hiezu binnen längstens 2 Monaten nach erhaltener Ver-

ständigung rechtsverbindlich erklären; unter Einem wurde mit dem genannten Reichsgesetze die Regierung ermächtigt, die Theilstrecke Rakonitz-PribramProtiwin auf Staatskosten herzustellen.

Bei so bewandten Umständen haben die Bezirke, um welche es sich handelt, angesichts der geschilderten Lage derselben, ein unverkennbar hohes Interesse daran, daß sich recht bald andere Bewerber finden, oder daß auch die übrigen Theilstrecken auf Kosten des Staates hergestellt werden. Der Petitionsausschuß stellt daher den Antrag, der h. Landtag wolle beschließen:

Die Petitionen der Städte Böhm. Leipa, Reichstadt, Niemes, Wartenberg und Oschitz, Z. 52, der Bezirksvertretung Böhm. Aicha, Z. 83 und der Stadtvertretung eben daselbst, Z. 82, seien der h. Regierung mit dem dringenden Ersuchen zu übermitteln, dieselbe wolle dasjenige, was den baldigsten Ausbau der Eisenbahnlinie Liebenau-Kuschwarda, soweit sie nicht schon auf Staatskosten hergestellt wirb ober wenigstens der Theilstrecke LiebenauBöhm. Leipa sicherzustellen geeignet ist, in möglichst Schleunige Erwägung ziehen und die bezügliche Vorlage in der nächsten Reichsrathssession zur verfassungsmäßigen Behandlung bringen.

Sněm. akt. Lederer: Komise činí návrh: Slavný sněme račiž se usnésti takto: Petice měst Česká Lípa, Zákupy, Mimoň, Vartenberk a Osečná, čís. 52, okresního zastupitelstva v Českém Dubě čís. 83 a městského zastupitelstva tamtéž, čís. 82, buďtež podány slavné vládě se snažnou žádostí, aby potřebná učinila opatření, kteráž by stavbu železnice z Hodkovic do Kunžvartu, na kolik ještě na útraty státní se nestaví, anebo aspoň čásť trati železničné z Hodkovic do České Lípy v nejbližším čase pojistila a dotyčnou předlohu o tom v příštím zasedání říšské rady k ústavnímu pojednání předložila

O b e r st l a n d m a r s ch a 11: Abgeordneter Herr Aßmann hat das Wort.

Abg. A ß m a n n: Als Überreicher der in Berhandlung stehenden Petitionen und als Abgeordneter des größten Theils jener Bezirke, aus welchen diese Petitionen stammen, erachte ich es für meine Pflicht, den Antrag der Petitionskommission mit Folgendem zu unterstüßen:

Die hohe Staatsverwaltung hat bereits durch die in Angriffnahme der Theilstrecke Protiwin-Rakonitz der projektirten Kuschwarda-Liebenauer Eisenbahn die hohe Wichtigkeit dieser Eisenbahnlinie anerkannt und es ist wohl au dem endlichen Ausbaue der ganzen Strecke nicht zu zweifeln.

Bei ber Fortsetzung dieses Baues dürfte es jedoch angezeigt sein, daß hiemit zunächst in jenen Bezirken begonnen werde, welche sich in Bedrängniß befinden und als solcher glaube ich die Bertungsbezirke Böhmisch - Leipa, Niemes, BöhmischAicha mit vollem Rechte bezeichnen zu können.

Ein großer Theil der ländlichen Bevölkerung tiefer Bezirke leidet an den Folgen der heurigen Dürre, Handel und Industrie stocken, eine bedeutende Anzahl von Händen ist theils beschäftigungslos, theils nicht hinlänglich beschäftigt. Nicht von der Erfolgung von Vorschüssen aus Staatsmitteln, nicht von Abschreibungen von Steuern oder Steuerzufristungen erhofft die ländliche Bevölkerung Verbesserung ihrer Lage. Ihr Streben ist auf die Inangriffnahme des Eisenbahnbaues von Böhmisch-Leipa nach Liebenau, welcher Arbeit und Beschäftigung in mannigfacher Richtung bieten wird, gerichtet.

Zudem erhofft man von dem Ausbaue dieser Strecke die Wiederbelebung der Groß-Industrie in der Stadt Böhmisch-Leipa, es ist hiedurch bedingt die Rentabilität, ich möchte sagen das Fortbestehen der Zuckerfabrik in Reichsstadt, welche für die ganze weitere Umgebung sehr wohlthätig wirkt und namhafte Beiträge zu den Einnahmen des Landes und Reiches liefert, es ist hievon bedingt die weitere Entwicklung der so bedeutenden Tuchindustrie in Niemes. Es ist davon bedingt das Aufblühen der Städte Wartenberg und Oschitz, welche alle Bedingungen zur Errichtung von Fabriks-Etablissements bieten.

Es ist endlich hievon bedingt die größere Prosperität der bedeutenden Fabriks-Etablissements in Böhmisch-Aicha. Es wird überhaupt diese Eisenbahn-Linie einem großen Theile des Reichenberger Handeskammergebietes zum großen Vortheile gereichen. Ich spreche daher nur als Dolmetsch einer zahlreichen opferwilligen, stets treu zu Kaiser und Reich stehenden Bevölkerung, wenn ich die Bitte ausspreche, der h. Landtag wolle den Antrag der Petitions-Kommission zum Beschluße erheben (Bravo!)


Související odkazy



Přihlásit/registrovat se do ISP