Pondìlí 8. bøezna 1897

höhere Geldmittel ausbringen. Das ist eine Sache, deren Nothwendigkeit von uns allgemein anerkannt wird.

Wir sind, verehrte Herren, von unserem christlichen, von unserem katholischen Standpünkte aus nie und nimmer Feinde der Volksbildung, der Schulbildung, der Erhöhung der Schulbildung. Ich wirke circa ein Viertel Jahrhundert in der Oeffentlichkeit und Sie werden mir seinen Satz nachweisen können, den ich je in der Öffentlichkeit oder privatim gesprochen, keine Zeile, die ich geschrieben, keinen Artikel, den ich für eine Zeitung versaßt habe, worin ich aus eine Herabsetzung, aus eine Rückschraubung der Volksbildung hingearbeitet hätte.

Das habe ich nie gethan; im Gegentheil! Sie werden in unseren Reihen und in den Reihen des Clerus überall warme Schulfreundschaft finden. (Widerspruch. Oho! Stürmische Unterbrechungen von liberaler und jungèechischer Seite).

Ich bitte, lassen Sie mich doch sprechen und Belege anfuhren. Sie haben da zunächst eine große Masse von Schulstiftungen, die gerade von Geistlichen herstammen. Sie haben eine Reihe ausgezeichneter Schulmänner des geistlichen Standes in Böhmen und in Oesterreich.

Ich erinnere nur an Bischof Milde, an den Landesschulrath Maresch, (Jungèechische Rufe: Germanisator!) ich erinnere an den Bischof Kindermann von Schulenstein und andere Männer geistlichen Standes, die auf dem Schulgebiete in ihrer Zeit das Möglichste geleistet haben für die Fortbildung der Jugend. (Dr. Èelakovský: Germanisatior!) So? Das ist eine andere Frage, davon reden wir jetzt bei dieser Schuldebatte nicht.

Ich rufe ferner diejenigen Herren in diesem hohen Hause als Zeugen an, die in der Schulkommission des Landtages sitzen, ebenso jene Herren, die im Landesschulrathe Böhmens arbeiten, wo kompetente Vertreter der kirchlichen Behörden Sitz und Stimme haben, und ich frage Sie, ob diese Geistlichen je für die Rückschreitung, für die Herabdrückung des Bildungsniveaus der Jugend eingetreten sind ? Gewiss niemals! (Oho !) Ich spreche da einfach Thatsachen aus, die Niemand mir widerlegen kann. Etwas derartiges haben Sie niemals gehört. Im Gegentheile, Sie sehen dort diese kirchlichen Vertreter Schulter an Schulter mit Ihnen arbeiten, wo es gilt, das Volksschulwesen stets zu bessern und zu heben (Oho!), natürlich im Maße des praktischen Bedürfnisses und der geistigen Leistungsfähigkeit.

Es gibt ja für Alles ein Maß. Der Kopf des Kindes hat seine Fassungsgrenzen, der Kops des Jünglings ebenso, und der des erwachsenen Mannes gleichfalls.

So sehen Sie, meine Herren, dass von kirchlicher Seite eine Feindschaft gegen die Erhöhung des Volksunterrichtes thatsächlich nicht besteht. Und wenn das von dieser oder jener Seite behauptet wird, so sind es einfach Schlagworte oder Phrasen, die nicht bewiesen werden können.

Gewiss, es ist namentlich von bäuerlicher Seite hie und da, und zwar aus wirthschaftlichen Gründen, gewünscht worden, dass die Ausdehnung des Schulunterrichtes in Oesterreich verkürzt werde; das sind aber lediglich Gründe des wirthschastlichen und keineswegs Gründe des christlichen oder kirchlichen Interesses. (Zwischenruse: Abg. Dipauli. )

Gewiß, mancher katholische Abgeordnete, der bäuerliche Kreise vertritt, macht auch für das Schulwesen die bäuerlichen Forderungen geltend.

Wenn Sie aber meine Herren, z. B. den letzten Hirtenbrief der Bischöfe Oesterreichs lesen, so werden Sie dort ausdrücklich constatirt hören, dass Forderungen deser Art sich nicht auf den christlichen oder Schulstandpunkt beziehen, dass derselbe mit der längeren oder kürzeren Schulzeit, mit dem größeren oder geringerem Ausmaß des Unterrichtes gar nichts zu thun hat.

Was wir von unserem christlichen, von unserem kirchlichen Standpunkte aus, bezüglich des Schulwesens verlangen, das ist, meine Herren, nicht mehr und nicht weniger, als dass die Kinder in den Volksschulen christlich erzogen werden, dass die katholischen Kinder bei dem Schulunterrichte nicht ihrer Religion und Confession entfremdet werden. (Rufe: Das geschieht ja nicht!)

Wir verlangen, dass die Kinder in der Schule beim weltlichen Unterrichte nicht für jenen Materialismus, ob verdeckt oder offenbar bearbeitet werden, der die Menschen nach Darwin und Vogt nur für eine Abzweigung vom Thier ausgibt, der die Existenz der Seele, der Ewigkeit und der Verantwortung vor Gott leugnet.

Einen solchen Schulunterricht bekämpfen wir, weil mit diesem Materialismus, der ja praktisch in der Oeffentlichkeit heute viel propagiert wird, für die heranwachsende Jugend die Grundlagen der Sittlichkeit und des Christenthums zerstören würden.

Darum hat Papst Leo XIII. mit Recht gesagt: "Die Volksschule ist das Schlachtfeld, auf dem entfchieden werden wird, ob die künftige Gesellschaft christlich bleiben wird oder nicht. Darum ist die Schulfrage für die Kirche eine Kampffrage auf Tod und Leben. "

Wir wünschen bezüglich des Schulwesens ferner, dass die Katecheten mit den Lehrern beim Unterrichte Hand in Hand gehen, harmonieren und auf friedlichem Fuße stehen. (Rufe: Das wünschen wir auch!)

Nun, verehrte Herren, nachdem mir hier eingeworfen wird: "Das wünschen wir auch" will ich Jhnen doch etwas vorlesen aus dem gegenwärtigen offiziellen Organ der deutsch-österreichischen Lehrer, nämlich aus der "Deutsch-österreichischen Lehrerzeitung, " die in circa 11000 Exemplaren verbreitet ist, und die in Aöhmen wohl an 4-5000 deutsche Lehrer abgesetzt wird.

Dieses offizielle Standesorgan deutschen Lehrer in Oesterreich insurgirt seit einem Jahre förmlich die Lehrerschaft gegen Geistliche und Kirche. Dieses offizielle Lehrerblatt wird, wie ich nebenbei bemerke, redigiert von einem Protestanten und Ausländer, der in Wien an der Spitze einer konfessionellen protestantischen Schule steht, und der sich gleichzeitig mit der Redaction dieser Zeitung beschäftigt (Rufe: Er heißt Jessen!) - Jawohl, er heißt Jessen; -dieses offizielle Organ der deutschen Lehrerschaft schrieb im vorigen Jahre: "Für die Lehrerschaft gibt es mit den Clericalen seinen Frieden, sondern nur den Krieg. Es ist für Die Lehrer, die nicht zu Schafen herabsinken und das verächtlichste Dasein führen wollen, eine Lebensfrage, dass die Clericalen zerschmettert werden. " (Ruf: Sehr richtig!) "Sehr richtig!" bemerkt da ein Äbgeordneter. Das Blatt schreibt weiter: "Mit ihnen einen Frieden eingehen, das heißt, sich der Menschenwürde entäußern. Wie die Disteln keine Feigen, der Dornstrauch keine Trauben tragen, kann auch beiden Clericalen keine Liebe zur Bildung der Jugend und des Volkes gesunden werden, sie sind ein Gewächs, das man umhauen und ins Feuer werfen muss, damit es zur Asche verbrenne. "

Verehrte Herren! So spricht und hetzt das offizielle Organ der deutsch-öfterreichischen Lehrerschaft!

Ist das eine Arbeit für den Frieden zwischen den Geistlichen und Lehrern?

Ich frage weiter, wer sind denn die Klerikalen, gegen die hier zum Vernichtungskampfe ausgefordert wird?

Ich stelle diese Frage an Sie und bitte um Antwort.

Wenn es nicht die Geistlichen sind, wer sind denn dann die Klerikaler? Wo sind sie denn ? Sind es vielleicht Menschen im Monde ? Und wenn Sie mir die "Klerikalen" nicht naher nennen können, gegen welche Windmühlen kämpfen Sie dann mit dieser Phrase ? (Unruhe. ) Nun, bitte, so nennen Sie doch Beispiele! (Stimme: Hetzkapläne! Foltin!)

Es wird mir eingeworfen, dass dieser oder jener Geistliche auch seine politischen Rechte ausübe. Nun, meine Herren, ist denn die Ausübung politischer Staatsbürgerrechte in Oesterreich, ob bei den Wahlen oder sonstwie, nur ein Privilegium für eine bestimmte Partei? Politische Bethätigung ist keine kirchliche Sache, sondern ein Recht des Staatsbürgers, und steht auch jedem Christen und Katholiken zu. Wir zahlen dieselben Steuern an den Staat, wie die Herren der liberalen Partei; wir tragen die gleichen Lasten im Staate und Lande, wir entziehen uns keiner öffentlichen Verpflichtung; wir sordern deshalb auch das gleiche politische Recht und dessen freie Ausübung nach unseren Grundsätzen.

Oder soll die Bethätigung des politischen und des Wahlrechtes etwa nur den Materialisten den Confessionslosen, Israeliten, Protestanten, Socialdemokraten, Liberalen und Anderen gestattet sein, und nur den Katholiken, nur den Geistlichen nicht?

Dann aber, meine Herren, wenn dem Geistlichen das politische Wahlrecht zustehe, darf er es auch frei ausüben. Oder soll er es nur nach liberaler Vorschrift thun?

Ist er im Staate ein freier Mann oder nicht? (Rufe: "Nicht von der Kanzel!")

Von der Kanzelthätigkeit sprechen wir hier nicht. Es kann vorkommen, dass hie und da auch ein Mißbrauch geschieht. Aber wenn das geschieht, so tuenden Sie sich doch gegen den Betreffenden und machen Sie ihn allein verantwortlich. Gewiß kann es vorkommen, dass auch diesbezüglich Unrecht geschieht, aber in welcher Corporation, in welcher Confession kommen nicht Verstöße Einzelner vor?

Ich habe auseinandergesetzt, was wir vom christlichen, vom kirchlichen Standpunkte aus bezüglich der Schule beanspruchen. (Zwischenrufe. ) Es wird mir eingeworfen, dass von unserer Seite noch mehr begehrt werde.

Ich bitte mir das näher zu bezeichnen, was wir noch mehr begehren? (Rufe: "Herrschaft über die Schule!")

Nein, meine Herren! Wir beanspruchen keine Herrschaft über die Schule. (Unruhe. ) Es ist eine große Irrung von Ihrer Seite, Wenn Sie etwa glauben, dass die Kirche als solche das in Oesterreich so außerordentlich entwickelte Volksschulwesen, das sich im Bürger- und Fachschulwesen immer Weiter ausgestaltet, überhaupt übernehmen könnte. Sie hat dazu gar nicht die Kräfte; infolge des Priestermangels kann sie ja kaum die Religionslehrerstellen in den Schulen besetzen, kann sie kaum ihren Seelsorgepflichten genügen.

Bieten Sie das gesammte Schulwesen, nicht bloß das Volksschulwesen, sondern dessen Fortsetzung im Bürgerschulwesen, und Fachschulwesen und Mittelschulwesen oc., bieten Sie das der Kirche an, und sie wird es sofort aus obigen Gründen ablehnen müssen.

Wir verlangen durchaus nicht die Herrschaft der Geistlichkeit über das gesammte Schulwesen. Was wir verlangen, ist einfach das, dass die Kirche auch in den Schulen ihre von Gott gegebene Mission voll und genügend ausüben, dass sie an der Miterziehung der Jugend ungehindert im Geiste der Kirche mitarbeiten könnte, damit die heranwachsende katholische Jugend der Kirche treu bleibe. Davon kann die Kirche nicht abstehen, wenn sie nicht ihre göttliche Mission aufgeben, wenn sie nicht aus ihre eigene Zukunft verzichten will.

Und noch auf etwas Anderes will ich, meine Herren, Ihre Aufmerksamkeit lenken. Im Lande Böhmen wohnen nach der letzten Volkszählung 128. 000 Protestanten, Reformirte und Evangelische. Diese haben sich zur Erhaltung ihrer Religion 62 Confessionsschulen errichtet.

Die Israeliten dieses Landes aber, die nach der letzten Volkszählung circa 98. 000 Köpse zählen, haben 81 Confessionsschulen in Böhmen zu dem gleichen Zwecke errichtet. Und sie haben recht.

Soviel Gewicht legen also die Evangelischen und so viel Gewicht legen die Israeliten auf die Erhaltung confessioneller Schulen im Interesse ihrer Religion. Dagegen Wendet in diesem Hause Niemand etwas ein (Oho! links. ) So? Aus welchem Grunde haben Sie Einwände erhoben? Lesen Sie doch Ihre Erklärung im Bubgetbericht. Dort wenden Sie sich mir gegen die Landesunterstützung confessioneller Schulen, nicht gegen die evangelischen und israelitischen Confessionsschulen an sich, die in relativ so großer Zahl in Böhmen vorhanden sind. -

Wenn Sie nichts gegen den Bestand dieser konfessionellen Schulen haben, so gestatten Sie die Vertheidigung der Konfessionsschulen auch den Katholiken und seien Sie darin tolerant, wenn sie nach ihrer Ueberzeugung für solche Schulen eintreten.

Wir Katholiken vertreten darin, meine Herren, nur Parität, nur das gleiche Recht, und ist denn die konfessionelle Schule gar so schlecht ? Da weise ich Sie einfach aus das Ausland hin. Draußen in Sachsen, diesem hochentwickelten Lande, das geistig und industriell, das in Bildung und Cultur auch wohl nach Ihrer Auffassung voransteht, bestehen staatsgesetzlich konfessionelle Schulen für die Protestanten und Katholiken, es bestehen dort konfessionelle Lehrerbildungsanstalten für beide Religionsbekenntnisse.

Als es im Jahre 1854 in Zittau, einer größeren Stadt Sachsens, 16 katholische Schulkinder gab, da ordnete der protestantische Staat an, dass diesen eine konfessionelle Schule aus staatlichen Mitteln errichtet werde. In Sachsen haben also die circa 100. 000 Katholiken, die unter 3 Millionen Protestanten wohnen, ihr wohlorganisiertes konfessionelles Schulwesen und das wird ihnen beigestellt von Seite des protestantischen Staates.

In diesem Landtage aber billigen es die Vertreter der liberalen und jungèechischen Partei, die sich Katholiken nennen nicht, dass nach denselben Regeln staatliche Konfessionsschulen bei uns platzgreifen; die liberalen Parteien lassen das auf dem staatlichen Boden in Oesterreich nicht zu.

Dasselbe konfessionelle Schulwesen besteht in Baiern, dasselbe konfessionelle Schulwesen besteht in Oldenburg, dasselbe konfessionelle Schulwesen besteht - mit den geringen Ausnahmen bezüglich der sogenannten,, Simultanschulen" - auch in Preußen. Und diese Länder sind dadurch geistig wahrlich nicht zurückgeblieben.

Beachten Sie ferner den Zustand und die Leistungen der privaten konfessionellen Schulen in Böhmen. Wir Katholiken haben ihrer circa 70. Die Schulinspektionen bestätigen überall, dass diese konfessionellen Schulen und ebenso unsere konfessionellen Pädagogien in Bezug auf die humanistischen Leistungen in nichts zurück sind. Und so ist es überall. In Nordamerika wurden bei der letzten Centennar-Ausstellung namentlich die katholischen Privatschulen wegen ihrer hervorragenden Leistungen prämiirt. Ueberall, wo Sie hinsehen, finden Sie, dass die Wissenschaftlichen zeitgemäßen Anforderungen in unseren konfessionellen Schulen glänzend erfüllt Weiden.

Und trotzdem wird gerade in Oesterreich gegen das konfessionelle Schulwesen so heftig gekämpft. Ja aus welchen Gründen denn?

Jedenfalls nicht Wegen der Wissenschaft, sondern aus anderen Gründen, die Sie nicht gern offen sagen, die Sie aber frei aussprechen sollten. (Zwischenrufe. )

Es wirft mir soeben der Herr Abg. Werunsky vor, es sei ja an unserer interkonfessionellen Schule überall der Religionsunterricht eingefühlt.

Jawohl, nothdürftig 2 Stunden in der Woche sind diesem Unterrichte noch belassen. (Ruf: Und werden oft nicht eingehalten!)

Draußen in Deutschland und in anderen Ländern sind dafür 3 Stunden per Woche und in den höheren Klassen 4 und 5 Stunden gewidmet. Und weil die Geistlichkeit wegen ihrer anderen Pflichten in der Seelsorge dazu oft nicht ausreicht, so verpflichtet der Staat in Preußen und Sachsen und anderwärts die Lehrer zur Aushilfe. (Unruhe. )

Darum Wünschen wir, dass die Lehrer auch in Oesterreich zur Ertheilung des Religionsunterrichtes herangezogen werden, insoweit der Geistliche, der einen weiteren umfangreichen Beruf hat, dafür nicht ausreicht.

Da haben Sie, meine Herren, den Unterschied zwischen dem Schulwesen in Oesterreich und dem in Deutschland und anderwärts. Das wollte ich hier näher darlegen.

Es ist vor einigen Tagen von einem Redner der liberalen Partei in warmer Weise der neuen Schule volles Lob gesprochen worden wegen ihrer Fortschritte. Ich stimme dem gerne bei in Bezug auf den Umfang des Unterrichtes, in Bezug auf die Verbesserung der Methode, in Bezug auf die Vervollkommnung der Lehrmittel, in Bezug auf die Vermehrung der Classen und die Verschönerung der Schulgebäude sowie des gesammten Schulapparates. Wir zahlen dafür hohe Summen und wir zahlen sie gern. Ohne Geld, ohne große Opfer geht es eben dabei nicht ab. Aber das Wissen ist für das Schulwesen nicht das Einzige, das hier durchschlagend ist. Höher als das Wissen steht der Charakter, höher steht die Sittlichkeit des Lebens. (Bravorufe. )

Da bitte ich nun, meine Herren, ein kompetentes Urtheil anzuhören, das die liberale "Oesterreichische Lehrerzeitung" im Jahre 1895 diesbezüglich über die Leistungen der neuen Schule nach 25jährigen Erfahrungen abgegeben hat. Ich habe außerdem noch mehrere andere solche Urtheile und zwar aus Ihren liberalen Parteiblättern, so aus der "Reichenberger Zeitung", aus der "Rumburger Zeitung", aus der "Neuen freien Presse" etc. über die Neuschule hier vorliegen, die ich, wenn die weitere Debatte es erfordern sollte, vorhalten kann. Ich werde jetzt mit Erlaubnis des hohen Präsidiums nur das Urtheil über die Neuschule aus der liberalen "Oesterreichischen Lehrerzeitung" Nr. 26 vom Jahre 1895 hier lesen. Da heißt es:

"Die Volksschule hat nun über 25 Jahre gearbeitet, sagt man; die ganze jüngere Generation hat einen ziemlich regelmäßigen Unterricht genossen; nun sollen sich doch der Volksschule Früchte zeigen! Aber, ist jetzt die große Menge, und insbesonders unsere Jugend intelligenter, sittlicher, religiöser, als früher? "Nein", antwortet man in Mißmuth und Verzweiflung. Die Volksschule scheint die Hoffnungen, welche man auf sie gebaut, zu täuschen; sie scheint unvermögend zu sein die Wechsel, die man ans sie ausgestellt, einzulösen. Es kann nicht geleugnet werden, dass die Jugend unserer Zeit in Manchem, in Vielem einen betrübenden Eindruck macht, dass sie dem aufmerksamen Beobachter Anlass zu nicht gerade angenehmen Reflexionen bietet und ihm wohl dann und wann einen Seufzer des Schmerzes und der Verzweiflung verursacht. Dem mehr oberflächlichen Beobachter bietet sich reichlich Gelegenheit zu allem Anderen, nur zu keinem optimistischen Gedanken über den Einfluß der Schule, wenn er sieht, wie jugendliche Schaaren, die erst vor Kurzem die Schule verlassen, Freude und Erholung in Genüssen rohester und niedrigster Art suchen; wie sie das, was die Schule in moralischer und religiöser Hinsicht eingepflanzt, nicht nur außer Acht lassen, sondern augenscheinlich verspotten und verhöhnen. Wenige Schulmänner dürfte es ge ben, die nicht mit Beunruhigung und Kummer die Beobachtung machen, wie die Jugend, die sie erzogen, gar entfernt davon ist, die gehegten Erwartungen zu erfüllen. "

Ein ganz ähnliches Urtheil liegt mir vor ans der "Reichenberger Zeitung" vom Jahre 1893, einem Organe der deutsch-fortschrittlichen Partei. Ein ganz ähnliches Ur theil liegt mir vor aus der deutschnationalen "Deutschen Volkszeitung" in Reichenberg, und ähnlich könnte ich Urtheile der "Neuen freien Presse" über die Leistungen der Neuschule citieren, die gleichartig lauten. Wenn es beliebt und wenn ich dieserhalb in der weiteren Verhandlung angegriffen werde, kann ich damit dienen.

Ein geradezu vernichtendes Urtheil gab dieserhalb vor einigen Jahren die ". Rumburger Zeitung" ab, deren Herausgeber hier im Hause aus deutsch-fortschrittlicher Seite sitzt. Ich glaube wohl, diese Blätter und ihre Hintermänner erscheinen nicht parteiisch gegenüber der liberalen Neuschule und deren Früchten, denn sie werden ja nicht gegen ihre eigene Sache und Parteirichtung sprechen. Was bezüglich des Schulwesens im vorigen Jahre in Wien geschah, ist bekannt. In allen Schulbezirken Wiens wurden Berathungen darüber gehalten, ob man gegen die wachsende Verwilderung und sittliche Verwahrlosung der Jugend - die steigende Bedenken in den berufensten Kreisen erregt nicht Strasschulen, Correctionsschulen einführen sollte Die Frage stand in Wien wochenlang öffentlich auf der Tagesordnung. Man hat sie nur vorläufig fallen lassen, um weitere Vorstudien zu machen. Und wenn jetzt die Herren Abgeordneten dieses Landtages vielleicht als Candidaten für ein Reichsrathsmandat da oder dort in Wählerveiseimmlungen hinaustreten, wenn Sie in socialistische Versammlungen kommen, sind es denn nicht, meine Herren, unter der socialdemokratischen Gesellschaft immer gerade die Jüngsten und Unreifsten, die kaum noch der Schule entwachsen sind, welche dann voranstehen und in einer oft beispiellofen Roheit Männer anderer Gesinnung, Redner anderer Grundsätze herunterhöhnen.

Ich habe solche Erfahrungen wiederholt gemacht (Ruf: In Deutschland ist es nicht besser!) Da wird mir eingeworfen, dass es in Deutschland ebenso sei. Aber, meine Herren, wo ist denn die Social-Demokratie in Deutschland zu Hause und fast eingebürgert ? Bebel und Liebknecht haben es selbst konstatiert, dass die Socialdemokratie in den katholischen Provinzen nicht aufkommt. (Bravorufe. Rufe: In Belgien, in Köln, Elber feld !) Lassen Sie mich doch weiter sprechen. Ich kann nicht auf jeden Einwurf antworten. Was ich gesagt habe, ist eine Thatsache.

Dass große Städte davon eine Ausnahme machen, ist erklärlich. Große Städte sind infolge der starken Volks und Wanderbewegung vollkommen anders zu beurtheilen, wie das flache Land mit der ruhig seßhaften Bevölkerung. Und haben Sie nicht dieselbe Erscheinung in Oesterreich? In den Alpenländern, wo der Katholicismus sich nicht bloß im äußeren Bekenntnis, sondern auch in der Bethätigung bekündet, tritt letzt bei den Wahlen dieselbe Erscheinung zu Tage In Oberösterreich, in Tirol, in Vorarlberg, in Salzburg sind die Wahlmannerwahlen in der V. Curie für die Socialdemokratie vollständig bedeutungslos (Ruse: Es fehlt dort die Industrie! ) Es wird mir da eingeworfen, es fehle dort die Industrie. (Unruhe. ) Ich bitte mich doch sprechen zu lassen. Also dort ist gar keine Industrie?

Gehen Sie doch nach Vorarlberg, ob dort keine Industrie ist. Und ist keine Industrie in Oberösterreich, z. B. in Linz und dessen Nachbarschaft? Auch dort, wo in Oberosterreich Industrie besteht, dringen die Socialdemokraten nicht durch. Dagegen haben dieselben auf unserem deutschböhmischen Boden, dort, wo der Liberalismus erbgesessen ist, wo er Jahrzehnte lang im Sinne des Materialismus das Volk bearbeitet und der Religion entfremdet hat, massenhafte Eroberungen bei den Wahlen gemacht. Und es ist nur eine Frage der Zeit, dass die Socialdemokratie, dieses natürliche Kind des Liberalismus, jene Socialdemokratie, die im Wesen nichts anderes ist als der Liberalismus der untersten entchristlichten Volksschichten, die Oberherrschaft erringt. (Unruhe. )

Damit habe ich, meine Heuen, meine Auffassungen über die Schulfrage dargelegt. Ich bin allerdings durch die vielen Zwischenrufe, die Sie von beiden Seiten erhoben haben, etwas breiter geworden und vom Hauptthema hie und da abgekommen.

Da die Zeit bereits vorgerückt ist, muss ich mir versagen, noch einige andere Angelegenheiten in dieser Frage zu behandeln, wie ich mir vorgenommen habe. Vielleicht gibt die weitere Debatte noch Anlass dazu. Nur eines mochte ich zum Schlüsse noch kurz erwähnen. Es ist von einem Redner der deutsch-fortschrittlichen Seite (Dr. Fournier) am vorigen Samstag an den (Großgrundbesitz das Ansinnen gestellt worden, nachdem ihm frozzelnd bemerkt worden war, dass er sich bezüglich seines Wahlaufrufes im Einvernehmen mit den hochwürdigen Herren Bischöfen befinde, er möge sich doch wenigstens zum Theil liberalisieren und dann mit der deutschfortschrittlichen Partei Hand in Hand gehen.

Nun, ich habe nicht, meine Herren, die Ausgabe, für den Großgrundbesitz zu sprechen (Stimme. Das wissen wir!) Es wird doch jedenfalls ein Herr von dieser Seite noch sprechen und die Stellung des Großgrundbesitzes noch kennzeichnen. Ich möchte aber wünchen, dass diese konservative Partei dabei ihre Stellung, ihr Bekenntnis und ihre Ueberzeugung auch in der Schulfrage äußere.

Es ist mir bisher noch nicht gegönnt gewesen, über die christlichsociale Partei, die ich vertrete, und deren Programm hier zu sprechen. Ich will das auch heute nicht thun. (Dr. Funke: Wir kennen es!) Wenn Sie dieses Programm wirklich kennen, Herr Dr. Funke, desto besser! Das Eine aber will ich hier konstatieren, dass mir christlich-sociale Deutsche in Böhmen treu zu unserem deutschen Volke halten und immer dort entschieden an seiner Seite stehen werden, wo es gilt, die nationalen ExistenzRechte unseres Volkes, den überkommenen und vererbten Besitzstand der Deutschen in diesem Lande zu vertheidigen. Wir kennen diesbezüglich unsere Pflicht gegen unser Volk. Wir werden ferner bei jeder Gelegenheit eintreten für Alles, was die materielle Wohlfahrt und den wirthschaftlichen Wohlstand unseres Volkes, sowie des Landes Böhmen und Gesammtösterreich hebt und bessert. (Abg. Siegmund macht Zwischenrufe in Bezug auf die religiöse Frage und den Papst. )

Ja wohl, Herr Abg. Siegmund, mir meiden auch nie vergessen, dass wir Katholiken sind und werden deshalb auch dem Oberhaupte unserer Kirche geben, was wir ihm schuldig sind. (Zwischenruf des Abg. Siegmund. ) Wenn sie diesfalls kluger sind, als Geistliche, nun gut! Es ist kein Ruhm, keine Ehre, wenn Kinder gegen ihre Eltern nicht wohlmeinend gesinnt sind, wenn sie deren Ehre nicht vertheidigen. Es ist kein Ruhm für einen Soldaten, der die Fahne seines Kaisers und den Patriotismus nicht hochhält, wenn und wo sie angegriffen werden. Ebenso bleibt es für Katholiken eine Schande, wenn sie nicht auch der kirchlichen Obrigkeit geben, was dieser gebührt. (Bravo! beim Großgrundbesitz. )

Wer anders denkt, dem steht der freie Weg ossen. Niemand zwingt uns, Katholik zu bleiben. (Bravo ! Jeder kann wählen; es gibt ja eine so große Auswahl verschiedener Confessionen. Aber wenn wir einer Confession angehören, wenn wir Katholiken sind, sollen mir uns nicht bloß dazu zählen, sondern auch die bezüglichen Pflichten als Katholiken erfüllen Da freut mich immer der Abgeordnete Scharf, der bei jeder Gelegenheit, wo ein Interesse der Israeliten auf die Tagesordnung kommt - ohne dass er sich wohl zu den Orthodoxen rechnet - mit Eifer dafür eintritt. Das ehrt ihn; er hält zu seiner Confession, er vertheidigt sie stets. Ebenso werden wir Chrisisichsociale von unserem Standpunkte ans die Pflichten erfüllen, die wir gegen unsere Religion haben. Wir werden den Pflichten gerecht werden, die wir gegen unser Volk, die wir gegen Oesterreich, gegen unsern Kaiser haben; aber wir werden auch Gott geben, was Gottes ist. (Lebhafter Beifall, Händeklatschen und Bravorufe. )

Nejvyšší maršálek zemský (zvoní): Dovoluji sobì ohlásiti, že se dali ještì zapsati pro návrhy komise p. poslanec Dr. Setunský a proti návrhu komise pp. poslanci Dr. Pippich, König a Werunský.

Es hat sich Seine Excellenz der Herr Statthalter das Wort erbeten.

Ich ertheile ihm dasselbe.

J. E. místodržitel hrabì Coudenhove: Slavný snìme! Budiž mi dovoleno uèiniti nìkolik poznámek k pøedmìtu, o který jde.

Ze zprávy zemského výboru o stavu národního školství nabyl zajisté sl. snìm pøesvìdèeni, že také v pøedposledním roce obecné školství, jež zemi ukládá tak znaèná bøemena, svùj úkol uspokojujícím zpùsobem splnilo.


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