Wir leiden im Staate unter dem
Militarismus, wir leiden im Staate unter den hohen Ausgaben für
das Militär. Es ist daher nichts Anderes möglich, als in einem
solchen Falle wieder unsere alte Forderung zu erheben: Hinweg
mit dem Militarismus, der solche Auswüchse zeitigt und der das
Volk auch materiell und wirtschaftlich zum Verbluten bringt. (Souhlas
a potlesk nìmeckých poslancù.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die tieftraurigen Ereignisse von Iglau wurden hier kontra wie pro breitspurig besprochen. Wir trotz aller Wahlmacherei gewählten Völkervertreter aus der Slovakei, ergreifen hiemit die Gelegenheit, als unterdrückte Völker in diesem Staate unseren Brüdern in Iglau den Treueid der Bruderschaft von hier aus zuzurufen. (Potlesk na levici. Heil!)
Es besteht ein wenig Blutsverwandtschaft zwischen beiden, besonders zwischen Iglau und Preßburg. Im Jahre 1919 am 12. Feber hatte die sozialdemokratische Partei nach Preßburg eine große Volksversammlung einberufen, um gegen die Unterdrückung zu demonstrieren. Und was war der Schluß dieser Versammlung? Acht Tote blieben auf dem Markplatze von Preßburg liegen, es gab unzählige Witwen und Waisen. Und dann fragt man: Wer waren diese - ich will keinen starken Ausdruck gebrauchen (Hlasy: Bluthunde!) - Menschen, welche Witwen und Waisen fabrizierten? Es war dasselbe Regiment, welches in Iglau war, das 32. Inf. Reg., dasselbe Regiment, welches im blinden èechischen Chauvinismus Witwen fabrizierte. (Posl. dr. Baeran: Dieselben Bluthunde!)
Wir in der Slovakei fühlen die Faust des Terorrs schon lange. Zuerst war es der jetzt hier nicht anwesende große slovakische Führer Hlinka, welchen man nur deshalb, weil er vor den Götzen nicht auf dem Bauche lag, ganz einfach durch Monate hindurch in die Kerkerluft setzte. (Posl. dr. Blaho: Ale keï ho súdili, nebránili ste ho!) Ich verstehe nicht! Erst als er krank wurde, konnte er aus dem Kerker herauskommen. Und dann kam die ewige Kulturschande díeses Staates, es kam die Festung Illava, es kam Illava, wo einmal Konkurrenz geboten wurde dem Roza Sandor und den verschiedenen anderen Einbrechern und Mördern durch ehrliche Leute. Heute schmachten noch, meine Herren, unzählige unglückliche und unschuldige Elemente in Illava. Die Regierungsblätter, das subventionierte Blatt "P. Z. am Abend" in Preßburg und verschiedene andere Organe schreien in die Welt hinaus, daß in Illava niemand mehr sitzt. Dies ist eine Lüge. In Illava sitzen auch heute noch unschuldige Leute. Das ist die Außenpolitik unserer Regierung. Aber nicht nur Illava, meine Herren, auch Kaschau und Preßburg stecken voll von unglücklichen Leuten.
Um einen Fall hier vorzubringen, welcher klar beweist, wie weit es der èechische nationale Chauvi nismus treibt, möchte ich einen Fall vorbringen, der eben diese krassen Ungerechtigkeiten beweist. Es ist in Preßburg ein Schiffskapitän namens Garsuly, welcher unter dem Schutze der englischen Flagge steht. Aber die èechoslovakische Regierung und ihre Elemente haben diesen internationalen Schutz der englischen Regierung nicht in Betracht gezogen und diesen Mann auch in die Gefangenschaft nach Illava gebracht, wo er heute noch sitzt. (Hört! Hört!) Zweimal wurde bei diesem Mann eine Hausdurchsuchung durgeführt. Was wurde bei der zweiten Hausdurchsuchung gefunden? Nach großen Anstrengungen von 12 Legionären wurde ein Brief gefunden mit folgendem Inhalt: "Lieber Freund! Sei so gut und schicke mir bei Gelegenheit 5 kg Zucker. Horthy." Nun, meine Herren, können Sie sich die große Freude vorstellen, welche diese Soldaten gehabt haben. Mit den Händen in der Höhe zeigten sie dieses Blatt: "Hier ist der große Irredentist! " Wer aber steckt hinter diesem Namen Horthy? Ein Angestellter der englichen Schiffsgesellschaft. Sie werden mir glauben, daß der Reichsverweser der ungarischen Republik es nicht notwendig hat, um 5 kg Zucker an die èechoslovakische Republik zu schreiben.
Dann wurde hier vom Herrn Ministerpräsidenten auf meinen Zwischenruf von der Spitzelherrschaft eine Äußerung getan. Daß die Spitzelherrschaft in der sogenannten Slovakei eingeführt ist, beweist der Umstand, daß es in Preßburg nicht weniger als sechserlei verschiedene Detektivkorps gibt. Es gibt ein Detektivkorps der Regierung, des Herrn Vizestadthauptmanns des Herrn Stadthauptmanns, ferner der übrigen Kreise, kurz sechserlei, so daß es manchmal vorkommen kann, daß ein Mann, kaum daß er herauskommt, von einem anderen Detektiv verhaftet wird. Und was gibt man dann den Leuten, wenn sie aus dieser Verhaftungsgeschichte herauskommen? Eine Amnestie. Meine Herren, wir sagen es rund heraus, wir brauchen keine Amnestie! (Souhlas na levici.) Wir haben nichts verbrochen, wir fordern Gerechtigkeit, es soll Gerechtigkeit schalten und walten. Man soll uns verurteilen, wenn wir etwas verbrochen haben, aber unschuldigerweíse lassen wir uns fernerhin nicht mehr verhaften; wir brauchen daher keine Amnestie! (Souhlas na levici.)
Es wurde auch hier vorgebracht die "Wacht am Rhein" wirke provozierend. Bei uns zu Hause, in der sogenannten Slovakei haben wir durch das gottselige Absterben der Šrobar-Ära doch schon ein wenig einen anderen Geist. Wir singen heute schon unser "Isten áldd meg a magyart" ganz frei. Dieses Recht von 1 1/2 Millionen muß man respektieren. (Posl. dr. Blaho: Da sieht man, wohin Sie wollen!) Da sieht man gar nichts. Ich werde ja gleich sagen wohin wir wollen. (Výkøiky. - Místopøedseda Buøíval zvoní.)
Es steht die Iglauer Frage hier zur Debatte und es wird gewiß nicht uninteressant sein, hier ein in der letzten Zeit sich abspielendes Ereignis vorzubringen. In der Gemeinde Pelsöcz garnisonierte das èechoslovakische Legionärregiment Nro 5., dessen Kapitän oder besser gesagt Oberst Kautecký heißt. In einer schönen Nacht wurden durch Verfügung des Herrn Obersten 20 Bürger, Bauern oder Einwohner dieses Dorfes verhaftet. Der Herr Oberleutnant Novák hat ein neues Verfahren statuiert, ein Verfahren, welches man sonst nur im finsteren Mittelalter findet. Denn die Leute wurden nicht nur verhaftet und eingekerkert, sondern um aus Ihnen etwas herauszubringen, wurde ihnen z. B. ein Strick um den Hals gelegt, um so von ihnen die Wahrheit herauszubringen. (Výkøiky nìmeckých a maïarských poslancù. - Hluk. - Posl. dr. Blaho: Hát a magyar csendörök nem ilyen módon nyomoztak? Még sokkal rosszabbul. Posl. Dr. Labay: Csernován nem lövöldöztek?)
Hogy a magyar csendörök igy nyomoztak
. . . Wenn die ungarischen Gendarmen dies so motiviert haben,
so leben wir doch heute schon in einem fortgeschritteneren Zeitgeiste
und wenn etwas schlecht ist, so müssen wir es nicht nachmachen.
(Hlasy: Warum haben Sie damals nicht protestiert?) Wir
haben damals kein Wahlrecht gehabt, wir haben daher keine Möglichkeit
gehabt zu protestieren. Diese fortwährenden Vorwürfe der ungarischen
Gentryherrschaft können uns nicht beirren und heute ist das Volk
am Ruder und was die Gentry verbrochen hat, wird das Volk nicht
unterschreiben. (Souhlas na levici.) Und wenn Sie, meine
Herren, jene Gentrypolitik weiter führen, so werden Sie gerade
so auf den Hund kommen, wie die übrigen. (Souhlas na levici.)
Doch, meine Herren, dieser Barba rismus in dieser Gemeinde
Felsör wurde sogar von den Herren Offizieren mitge macht. Und
ein Offizier namens Horák, welcher auch Adjutant des Regimentes
ist - welch hohe Ehre - hat diese Ver hafteten selbst geschlagen.
Und hat sich im Offizierskassino damit gebrüstet, wie weh ihm
die Hand davon tut. Aber dieser Skandal war noch nicht das Letzte.
(Výkøiky nìmeckých a maïarských poslancù.)
Místopøedseda Buøíval (zvoní):
Pánové, prosím o klid.
Posl. Tobler (pokraèuje): Im Kampf um Wahrheit und Recht kann uns der Lärm nicht stören. Deshalb stehe ich ja da. Wenn wir in der èechoslovakischen Re publik nicht einmal das Recht haben sollten, daß wir schreien dürfen, dann zahlt es sich überhaupt nicht mehr aus, hier zu bleiben.
Aber, meine Herren, es gibt eben in diesen Offizierskreisen gottlob auch noch anständige Leute, und die übrigen Offiziere, welche vielleicht, sagen wir, Deutschböh men sind, haben sich über diese Äußerung und über diese brutale Tat aufgeregt und haben die Anzeige gemacht gegen diese Herren. Aber nicht jene werden bestraft, nicht gegen jene wird das Ver fahren eingeleitet, sondern gegen dieje nigen ehrlichen Offiziere, welche die Anzeige erstattet haben.
Ich will Ihre Geduld nicht lange in Anspruch nehmen, denn die Aufregung war ohnedies bei Anfang schon gro genug und ich will es den Herren aus der Slovakei ersparen, sich einiges Aspirin zu kaufen. (Veselost na lavici.) Aber wir können konstatieren und offen sagen, daß das keine einzelnen Ereignisse sind, welche sich in der Slovakei abspielen und welche sich im deutschen Gebiet des Landes abspielen, sondern da das ein System ist. (Sehr richtig!) Und, meine Herren von der anderen Seite, merken Sie sich, da wenn Sie dieses System weiterführen, Ihr Staat den Zusammenbruch sehr bald erleben wird.
Wenn wir von solchen Sachen, welche ich hier erwähnt habe, sprechen, dann glauben Sie nicht, daß wir dasjenige Element sind, welches Sie so gern mit dem Worte Irredentismus stempeln. Nein, in Ihren Bänken selbst sitzen jene Elemente, welche an dem von mir Erwähnten arbeiten. Wir vergönnen als wahre Demokraten einer jeden Nation ihre Freiheit. Ich sage es Ihnen: Wir freuen uns, daß die èechische Nation ihre Freiheit erlangt hat, wir freuen uns darüber, sie soll sich an der demokratischen Freiheitsonne wärmen. Aber wenn sie Ihre Freiheit erlangt haben, dann fordern Sie nicht von uns, daß wir mit einer Knechtschaft zufrieden sein sollen. (Výkøiky a potlesk nìmeckých a maïarských poslancù. - Posl. dr. Blaho: Wie viel Schulen haben Sie, wie viel die Deutschen?) Man spricht hier von Schulen. Ja, Sie weisen uns hundertfünfundsechzig Schulen aus, aber die Statistik zeigen Sie nicht, in wieviel Schulen uns die erste Klasse geraubt wird, dann die zweite Klasse, auf das Jahr die vierte und dann ist die ungarische und deutsche Intelligenz vollständig Ihnen ausgeliefert.
Es wurde von dem ersten Redner
Dr. Radda hier als Schlußakkord vor gebracht, daß die Deutschen
einen Frei heitskampf führen. Ich kann in Vertre tung von 1 1/2
Millionen Ungarn, von den Deutschen der Slovakei und von einem
guten Teil Slovaken hier offen sagen, daß wir in diesem Kampf
der unterdrückten Völker vollständig Hand in Hand mit den Deutschen
gehen werden. (Potlesk maïarských a nìmeckých poslancù. -
Rùzné výkøiky. Hluk.)
Meine Damen und Herren! Im Namen
des Deutschen parlamentarischen Verbandes habe ich folgende sachliche
Bemerkung zu machen: Der Deutsche parlamentarische Verband erklärt,
daß er mit den in der Regierungserklärung niedergelegten Anschauungen
übereinstimmt, daß er daher für diese Erklärung stimmen werde,
wobei er Wert darauf legt zu betonen, daß diese seine Stellungnahme
keinesfalls ein Vertrauen für die Regierung bedeuten soll, zumal
die der Erklärung vorausgegangenen Erörterungen des Herrn Ministerpräsidenten
ihn in seinem Mißtrauen bestärkt haben. (Potlesk nìmeckých
poslancù.)