Unwandelbar und unverrückbar stehen die völkischen Grundrechte des deutschen Volkes fest, daß das gesamte deutsche Schulwesen ein unanfechtbarer und unveräußerlicher Besitz des deutschen Volkes ist und daß jedes Volk und damit auch das deutsche das Recht auf volle körperliche und geistige Ausbildung seiner Jugend, auf sorgfältige Erziehung und gewissenhafte Schulbildung hat.
An diesen Grundgesetzen werden wir niemals rütteln lassen und deswegen wird der Kampf zwischen den beiden Nationen niemals zum Stillstand kommen, insolange Sie uns nicht unsere nationale Schulautonomie restlos geben.
Im Sinne unserer Forderung nach nationaler Schulautonomie, die wir in Form einiger Resolutionsanträge angebracht haben, verlangen wir die eheste vollständige Umwandlung der jetzigen Schulverwaltung nach folgenden Gesichtspunkten.
1. Jedes Volk hat ein natürliches Recht auf seine Schule, auf kulturelle Entwicklung, daher das Recht, seine Schule selbständig einzurichten und zu verwalten. Anerkennung des Nationalitätenrechtes, daher Aufrechterhaltung der nationalen Sektionierung der Schulbehörden. Wir verwerfen demnach das Schulaufsichtsgesetz vom 9. April 1920, weil es diesen Grundsätzen zuwiderläuft.
2. Jeder Staatsbürger hat das Recht auf Unterricht in seinerSprache. Das Elternrecht als oberstes Recht muß anerkannt werden.
3. Jedes Volk trägt seinen Schulaufwand selbst, daher wird ihm Steuergleichheit gegeben.
Unsere Forderungen nach nationaler Schulautonomie ist im Wesen jedes Volkstumes begründet, ganz natürlich und ist allein geeignet, die Schule aus dem politischen Kampfe auszuschalten und im edelsten Wetteifer der Völker fortzuentwickeln.
Oder halten Sie es für einen gesunden Zustand, wenn in einer Sitzung der deutschen Sektion des böhmischen Landesschulrates der Vorsitzende Dr. Metelka entgegen den geltenden gesetzlichen Bestimmungen eine èechische Ansprache hält, wie es am 30. September 1920 geschehen ist? Glauben Sie, daß bei einer solchen Auffassung seiner Pflichten an ein ersprießliches Arbeiten noch gedacht werden kann, weiters daß die Deutschen ruhig zusehen werden, wie von einem solchen Manne das deutsche Schulwesen verwaltet bezw. langsam ganz erwürgt wird, hat sich Dr. Metelka doch bereits geäußert, daß vom 1. Jänner an bei allen deutschen Bezirkschulräten die èechische Amtsprache eingeführt wird. Das ist gewiß eine Ungeheuerlichkeit, wen man diese deutsche Behörden zur èechischen Korrespondenz verpflichten will, die wir nicht stillschweigend hinnehmen werden. Und wie Dr. Metelka der Erwürger des deutschen Schulwesens in Böhmen geworden ist, so hat Mähren seinen Czerný gehabt, Schlesien seinen Lukeš und die Slovakei den Stefanek, lauter Namen, die es zu einer traurigen Berühmtheit gebracht haben und hier zum ewigen Andenken fest gehalten werden sollen.
Hüten Sie sich aber, den Bogen zu straff zu spannen und alte Erfahrungsgrundsätze über Bord zu werfen. In einem demokratischen Staatswesen ist es selbstverständlich, daß dem selbstbewußten, sich selbst regierenden Volke ein weitgehender Einfluß in allen Verwaltungsfragen und Verwaltungskörpern zugestanden werden muß und deshalb müssen wir als Demokraten und als Volk von Kultur die Selbständigkeit der Schulverwaltung vom Kindergarten bis zur Hochschule und die vollständige völkische Selbstverwaltung, das ungeschmälerte Verfügungsrecht unseres Volkes über die von ihm aufgebrachten Mittel für die Volkserziehung fordern.
"Es versteht sich von selbst,
daß die Schule in Wahrheit eine nationale sein muß", hat
Präsident Masaryk am 1. Juli 1920 beim Lehrerkongreß im Prager
Gemeindehaus gesagt. Das gilt nicht bloß für die èechische Schule,
glaube ich, sondern ebenso für die deutsche Schule. Und in dem
Kampfe um dieses heiligste Gut, die deutsche Schule, im Kampfe
um die Muttersprache und deutsche Kulturgemeinschaft, um die deutschen
Erziehungsstätten und Bildungsmöglichkeiten werden Sie unser deutsches
Volk einig finden. Noch einige Monate Tätigkeit solcher politischer
Fanatiker vom Schlage des Dr. Metelka, noch weitere Drosselungen
deutscher Schulen als Ausgeburten wahnwitzigen Deutschenhasses
und unstillbarer Rachgier und Sie werden in der gesamten deutschen
Bevölkerung einen Sturm erleben, der das Gebälk dieses ohnehin
nicht festen Staates schwer erschüttern wird. Unsere Geduld ist
nach der harten Probe, auf die wir seit zwei Jahren gestellt waren,
zu Ende. Geben Sie uns die nationale Autonomie des Schulwesens,
ehe es zu spät ist und wir genötigt sind, andere Wege zur Erreichung
unseres Zieles zu gehen. (Hluèný souhlas a potlesk na
levici.)
Geehrte Versammlung! Es ist sehr schwer, um diese Stunde zu so ernsten Dingen zu sprechen wie wir sie hier zu behandeln haben. Ich möchte zuerst eine Bemerkung des Herrn Vorredners richtig stellen. Er hat behauptet, daß bei den Schuldrosselungen in Reichenberg die Stimmung der gesamten Arbeiterschaft identisch war mit der Meinung des geehrten Herrn Bezirksobmanns von Reichenberg, der unser Kollege hier ist. Ich muß hier feststellen, daß diese Ansicht des geehrten Herrn Vorredners den Tatsachen vollständig widerspricht. Der geehrte Herr Bezirksobmann wird mir das zweifellos auch bestätigen. Anläßlich der Schuldrosselungen in Reichenberg fand eine von sozialdemokratischer Seite einberufene Protestversammlung statt, an welcher auch der Kollege vom linken Flügel der Sozialdemokratie Dr. Hahn teilnahm, ferner auch mehrere Vertreter der dortigen Sozialdemokratie. Es wurde in dieser Versammlung, an welcher ich ebenfalls teilgenommen habe, einstimmig beschlossen, gegen die Schuldrosselungen in Reichenberg zu protestieren, und es wurde weiters einstimmig beschlossen, daß die gesamte Bevölkerung die Lasten auf sich nehme, wenn der Staat auf seiner Meinung beharre. Sie sehen, daß die Informationen des geehrten Herrn Vorredners den Tatsachen nicht vollständig entsprechen und es kann sehr leicht möglich sein, daß auch das Ziffernmaterial, das ich im Augenblick nicht vollständig kontrollieren kann, den Tatsachen ebenfalls nicht vollkommen entspricht.
Ich möchte Sie, meine sehr geehrten Herren, darauf aufmerksam machen, daß es in den Abendstunden jetzt eigentlich viel zweckmäßiger wäre, sich manchmal in Erinnerungen zu ergeben und die Protokolle des alten österreichischen Abgeordnetenhauses durchzublättern. Man findet dort in den Budgetdebatten sehr belehrende Worte. Als ich mir da vor kurzem die Blätter aus dem Jahre 1910 aufschlug, da fand ich wunderbare Worte unseres verehrten Herrn Vorsitzenden Tomášek, der im österreichischen Parlamente, als es sich in der Budgetdebatte um die Schule handelte, folgende Worte sagte: "Ich weiß nicht, ob es im Interesse der gesunden Entwickelung - er meinte der Stadt Wien - gelegen ist, wenn durch eine so schroffe Behandlung die beträchtliche Minorität geradezu zur Feindseligkeit gegenüber der Maiorität des Staates erzogen wird." Ich habe diese Worte mit stiller Wehmut gelesen, denn ich habe gesehen, daß unser verehrter Herr Präsident sich im gegenwärtigen Augenblick vollständig in unsere Seele hineinversetzen muß. Er weiß, was wir im gegenwärtigen Augenblick empfinden. Es sind zweifellos Übergriffe im alten Österreich vorgekommen, die wir zugeben. Aber wir wollen doch um Gotteswillen dieses Blutmeer nicht durchwatet haben, um aus dem zweiköpfigen Adler lediglich einen zweischwänzigen Löwen gemacht zu haben (Veselost na levici.) und alles übrige soll bei altem geblieben sein. Dazu haben wir eine Republik gegründet oder vielmehr haben die Èechen eine Republik gegründet? Ich will zugeben, daß es Ihr Werk war. - Dazu sind diese ganz furchtbaren Ereignisse über uns gegangen, daß wir jetzt wiederum die Worte des Herrn Abg. Tomášek als Deutsche an Sie Èechen in diesem Hause richten müssen? Ich glaube, es ist viel mehr notwendig, daß wir hier einen neuen Standpunkt suchen, daß wir in diesem neuen Staate neue Betrachtungsweisen, neues Fühlen, neues Denken einführen müssen, und das führt uns dazu, daß wir das Schulwesen aus dem politischen Zank, aus dem poli tischen Hader herausnehmen und dorthin geben, wo es hingehört: Zum Volke, zur Mutter.
Und ich zitiere wieder einen èechischen Politiker, Zahradník, der bei derselben Budgetdebatte im österreichischen Abgeordnetenhaus gesagt hat: "Bange Sorge und aufrichtiger Schmerz beschleichen mich um den Staat und um die Völker dieses Staates, wenn ich zum Voranschlage das Wort ergreife. Nach diesem Voranschlag, so sagte er, nach den Dispositionen ist es klar, daß es in diesem Staate Völker gibt, welche nicht den Anspruch auf die gleiche Liebe der gerechten Mutter haben; daß dadurch im Herzen dieser Völker keine Liebe entstehen kann, ist begreiflich."
Lassen Sie mich mit diesen Zitaten schließen und zur Wirklichkeit übergehen. So finde ich vor allem in unserem Budget die furchtbare Verarmung zum Ausdruck kommen, die nach dem Kriege unser gesamtes Kultur- und Schulleben erfaßt hat. Denn wenn wir annehmen, daß von den Gesamteinnahmen des Staates nur 4 % für Schul- und Kulturbedürfnisse zur Verfügung gestellt werden, so heißt das, daß wir eigentlich geistige Bettler geworden sind. Soll es wirklich so sein oder ist es nicht vielmehr eine Verfälschung dieses ganzen Budgets, wenn wir uns hier geistige Bettler nennen? Hat uns nicht vielmehr die Staatsgewalt, das Regierungssystem zu diesen geistigen Bettlern gemacht? Ich glaube ja, denn wenn man daneben die 17 % für Militärlasten hält, sieht man, daß heute das gesamte Leben der Bürger unter diesem Druck steht, daß wir unter diesem Drucke als Private uns keine Bücher mehr kaufen können und daß wir als Bürger ei nes Staates unser Schulleben, unser Kulturleben vernachlässigen müssen. Damit muß zweifellos gebrochen werden, denn es ist gewiß, daß wir zum geistigen Hungertod verurteilt sind, wenn in diesem Sinn fortgefahren würde. Die Herren Vorredner haben im gegenteiligen sinne darauf hingewiesen, daß die Ziffern herüber und hinüber, für das deutsche Schulwesen, gegen das deutsche Schulwesen schwanken. Ich glaube, es wird sich hier nicht um einen Ziffernkampf handeln dürfen. Die Deutschen werden gewiß die Ziffern auf das Genaueste kontrollieren. Aber Sie müssen von dem Grundsatz ausgehen, daß Kultur und Wissen der Staatsbürger und damit auch der Wohlstand unbedingt gegründet sind auf einem gutausgebauten Schulwesen.
Nun fragen wir uns einmal, ob es nicht eine ganze Reihe von Ziffern in diesem Budget gibt, die tatsächlich die Entrechtung des deutschen Volkes inbezug auf das Schulwesen sehr klar und deutlich zum Ausdruck bringen. Ich erwähne hier nur folgendes: Die Gesamtziffer der Investitionen für das Schulwesen beträgt im Budget 89.5 Millionen. Soviel mir ersichtlich, sind die deutschen Anstalten in diesen Investitionen mit 5.1 Millionen enthalten, also mit 5.6 %. Es ist zweifellos, daß diese Ziffer nicht für die Gerechtigkeit der Staatslenker und Machthaber spricht, welche dieses Budget aufgestellt haben. Wenn wir weiter hören, daß die èechische Universität in Prag mit 7.8 Millionen in den Investitionen figuriert, die deutsche aber mit 500.000 Kronen bedacht ist, wenn wir hören, daß die deutsche Technik in Prag 2ÿ2, die èechische 8.4 Millionen erhält, wenn wir weiters sehen, daß der Masaryk-Universität in Brünn, der Komenský-Universität in Preß burg, nur die deutsche Technik in Brünn mit 1.9 Millionen gegenübersteht, während für die ersteren Anstalten 20 Millionen Investitionen vorgesehen sind, so zeigt es sich vor allem, daß die armseligen 10 % des Gesamtaufwandes für die Hochschulen weder der Bevölkerungsziffer der Deutschen, noch ihrer Steuerleistung, noch ihrem Kulturstand entsprechen, gegen welche Investitionsziffern wir naturgemäß schärfsten Widerspruch erheben müssen, denn diese Ziffern zeigen, daß von Gerechtigkeit hier zwar viel die Rede sein mag, daß sie aber in den Ziffern dieses Budgets heute noch nicht zum Ausdruck kommt.
Wir sehen dasselbe Mißverhältnis bei anderen Anstalten, welche Kulturbedürfnisse befriedigen, zum Beispiel bei der deutschen Akademie für Musik und darstellende Kunst, welche einmal ja auch mit in diesen Räumen hier gearbeitet hat. Sie ist mit 250.000 Kronen bedacht, das èechische Konservatorium mit 2 1/4 Millionen. Die Gewerbemuseen sind auf èechischer Seite mit 155.000 K bedacht, auf deutscher Seite, soviel ich übersehen kann, mit 24.000 K. Es scheint wirklich, daß sich noch kein Herr von der geehrten Gegenseite die Mühe genommen hat, das Gewerbemuseum in Reichenberg zu besichtigen, dann hätte er gesehen, daß wir dort ein Kulturwerk haben, das tatsächlich die Bewunderung der ganzen Welt erregt, und zum Beispiel von einigen Sammlungen in Prag nicht erreicht wird. Es ist gestiftet durch den Großindustriellen Liebig, es besitzt eine äußerst wertvolleGemäldegalerie und hat in praktischer Arbeit für das Kunstgewerbe äußerst viel geleistet, solange es Geld hatte. In den letzten Jahren allerdings konnte es kaum die Gehälter der Angestellten bezahlen.
Für das ganze deutsche Schriftwesen sind 30.000 Kronen ausgesetzt, für das èechische 669.000 Kronen. Ich hoffe, daß in diesem Schriftwesen nicht auch die Druckerei für das Parlament inbegriffen ist, denn dann würde der Betrag von 669.000 K auch nicht langen.
Nun kommen wir zu den Fachschulen und Gewerbeschulen, die ich hier hauptsächlich zu besprechen habe und über die ich auch die meisten Erfahrungen habe. Früher haben sich die èechischen Abgeordneten darüber beschwert, daß sie in dem Fachschulwesen benachteiligt seien. Die Ziffern, die mir aus der Statistik des Jahres 1913 zur Verfügung stehen, sind allerdings kein Beweis dafür. Es ergibt sich daraus, daß in Böhmen, Mähren und Schlesien 24 deutsche Handelsschulen und 43 èechische existierten. Ob Sie es nun nach dem Bevölkerungsschlüssel oder nach dem Durchschnitte der Schülerzahl beurteilen, es kommt immer ein Plus gegenüber der eigentlich erforderlichen Ziffer heraus. Ebenso ist es bei den gewerblichen Fachschulen, worin auch die Mädchenfachschulen eingerechnet sind. In Böhmen, Mähren und Schlesien haben wir 98 deutsche und 138 èechische. Wenn Sie die Bevölkerungsziffer mit 61 % zu 34 % annehmen, so ist der Prozentsatz hier 56 : 44, in diesem Falle ist also gegenüber der Bevölkerungsziffer ein ganz geringer Unterschied zu Gunsten der Deutschen, der sich aber von selbst erklärlich macht, denn wenn Sie Nordböhmen durchgehen, werden Sie dort aus den Häusern nicht herauskommen, nicht aus dem Gewerbe, nicht aus der Handel herauskommen, während Sie in Mittelböhmen oder in Mittelmähren bekanntlich stundenlang fahren müssen, bevor Sie eine Fabrik, einen Kaufmann, einen Gewerbetreibenden finden. Das werden Sie zwar nicht verstehen wollen, aber Sie werden vielleicht folgendes verstehen: Sie werden es genau wissen oder können es aus den Akten des alten österreichischen Parlaments und Unterrichtsministeriums herauslesen, daß diese Schulen nicht so einfach zustande gekommen sind, sondern daß die Opferwilligkeit des gesamten deutschen Volkes sehr häufig dazu beigetragen hat, um den Grundstock für eine Schule zu schaffen. Ich erinnere an unsere weltbedeutende Textilschule in Reichenberg, Industrie, Handel, Gewerbe und die ganze Bevölkerung sind zusammengetreten und haben die Millionen zuerst selbst aufgebracht, die für diese Schule notwendig waren, und deshalb ist auch heute noch die Handels- und Gewerbekammer in Reichenberg die Besitzerin des Gebäudes. Natürlich hat der Staat in späterer Zeit gerechterweise die Verwaltung derartiger Schulen übernommenln ähnlicher Weise erging es bei Handelsschulen, bei Dutzenden Fachschulen. Sie sind nach den Bedürfnissen von Handel und Industrie begründet worden und den ersten Schritt hiezu hat die Opferwilligkeit der Bürgerschaft, des Gewerbestandes, des Handelsstandes selbst gemacht, sie erhalten in vielen Fällen ihre Schulen heute noch, solche Schulen werden von Gremien erhalten, von Städten, und das wird wahrscheinlich im èechischen Gebiet sehr selten vorkommen, daß derartige Schulen aus eigener Kraft erhalten werden.
Schauen wir uns einmal nach dem Voranschlag den derzeitigen Aufwand an, so finden wir, daß die Deutschen im Verhältnis nicht entsprechend berücksichtigt sind. Denn Sie haben z. B. bei den Hochschulen einen Gesamtaufwand von 6.1 Millionen Kronen. Davon entfällt auf die deutschen Hochschulen 1.3 Millionen Kronen, also 22 Prozent und allein die Bevölkerungsziffer ergibt schon für das deutsche Gebiet 28.8 Prozent. Also Sie sehen, es ist mit diesen Ziffern, wie sie hier der Herr Vorredner gebracht hat, nicht so absolut mit Sicherheit zu hantieren und Beweise zu führen, es müssen auch die Gegenargumente gehört werden. Ich meine aber, mit diesen Ziffern ließe sich überhaupt lustig streiten und wenn wir unser Schulwesen auf den Streit der Ziffern, auf den Streit des Parlamentes über derartige Fragen aufbauen, so werden wir es in Grund und Boden ruinieren. Wir werden unsere Kultur, unser ganzes Schulwesen von dem Stand, auf den wir heute so stolz sind, herunterbringen.
Darum lassen Sie mich diesen Streitpunkt aus meiner weiteren Rede hier ausschalten und ich möchte zu den Forderungen übergehen, die von den einzelnen fachlichen und gewerblichen Schulanstalten zum Budget gestellt werden müssen. Es ist vor allem von Seite der Fachanstalten schon wiederholt, auch den Behörden gegenüber, darauf hingewiesen worden, daß man zur Tilgung der Schuldenwirtschaft in den Schulen schreiten müsse. Es ist unmöglich, die Schulen in der Art und Weise wirtschaften zu lassen, daß sie aus den Schulgeldern ihre täglichen Einnahmen bestreiten. Denn dazu sind sie heute schon gezwungen. Sie haben Erhöhungen bei Kohle, Licht, Gas, Elektrizität, bei sämtlichen Lehrbehelfen und sie können mit den Dotationen auch in erhöhtem Maße, als wie sie bisher gewährt worden sind, das Auslangen nicht finden. Es ist deshalb unbedingt notwendig, daß man die Dotationen für die fachlichen Gewerbeschulen weiter erhöht und daß man Beträge bis zu 50 Prozent und darüber den einzelnen Schulen über besonderes Ansuchen bewilligt. Es ist notwendig, daß hier in der entgegenkommendsten Weise von den Schulbehörden vorgegangen wird. Denn es wird geradezu der Schulbetrieb überhaupt unterbunden, wenn es nicht bewilligt würde. Stellen Sie sich vor, es solle eine Textilschule arbeiten, wenn sie nicht einmal imstande ist, sich Rohmaterialien zu kaufen. Es sollen Glasschulen erhalten werden, die ja für unsere Haidaer Industrie, für die Steinschönauer, für die Gablonzer Industrie ungeheuer wichtig sind und die auch praktische Zwecke erfüllen, was vielleicht den geehrten Herren des Ministeriums nicht immer genau bekannt sein mag. Denn es sind gerade die Fachschulen für kunstgewerbliche Industrie, wie die von Haida, gewesen, die die Glasindustrie auch über die schwere Zeit des Krieges durch Schaffung neuer Muster, durch die fortwährenden Anregungen über Wasser gehalten hat. Wir müssen diese Schulen arbeiten lassen und ihre weitere Tätigkeit nach jeder Richtung hin unterstützen. Der Vorredner hat auf eines hingewiesen, oder vielmehr es vergessen, bezüglich der sozialen Mängel, welche heute insbesondere im Budget für das Schul- und Fachschulwesen zu finden sind.
Wir haben heute Stipendien für unsere Schulen, sie belaufen sich auf 200 bis 400 K jährlich. Es ist eine Unmöglichkeit, daß ein Schüler mit diesem Betrag auch nur zwei Monate leben kann. Er bekommt ihn aber für das ganze Jahr. Es ist dadurch naturgemäß, daß in die Schulen immer mehr nur diejenigen Kinder gehen können, für welche die Eltern das Schulgeld und das Erhaltungsgeld bezahlen können, der Minderbemittelte aber - und dazu gehören jetzt schon weite Kreise des Volkes - welcher über diese Mittel nicht verfügt, vom Fachschulunterricht ganz und gar aussgeschlossen ist. Wir müssen unbedingt Stipendien in ausreichendem Maße schaffen für begabte, für besonders begabte Schüler und zwar wird man hier gewiß mit Beträgen unter 1000 K bei dem einzelnen Schüler im Jahre nicht rechnen können. Man wird höher hinaufgehen müssen; es können Stipendienbeträge von 3000 K für die einzelne Schule nicht mehr hinreichen, um begabten Schülern den Besuch auch nur gewisser Bezirksschulen zu ermöglichen. Wir haben weiter die Notwendigkeit, bei einzelnen Anstalten unbedingt auch die Ausgestaltung derselben vorzunehmen. Es wird in Sonderanträgen zu dem Budget auf eine Reihe dieser Anstalten hier noch hingewiesen werden. Ich möchte insbesondere auf die Textilfachschule in Reichenberg verweisen, welche heute insoferne ein Torso ist, als die Appretur- und Färbereiabteilung noch nicht entsprechend ausgebaut ist. Sie ist heute eine Musterschule, welche auch von Deutschland und von Rußlaud seinerzeit sehr viel besucht wurde, insbesondere von Polen sehr stark frequentiert wurde, und diese Textilfachschule wird jedenfalls den Ausbau unbedingt brauchen. Wir haben weiter den wichtigen Plan einer Handelshochschule im deutschen Gebiet. Es ist überall in ganz Nordböhmen und jedenfalls auch in den Kreisen der Regierung bekannt geworden, daß die Notwendigkeit der Begründung einer derartigen Hochschule besteht. Es hat auch die Stadt Aussig für dieses Projekt bereits sehr schätzenswerte Vorarbeiten geleistet und es wird jedenfalls die Regierung, nachdem sie ja die èechische Handelshochschule in Prag bereits in das Budget aufgenommen hat, die Gründung dieses für den deutschen Handel und die deutsche Industrie jedenfalls wichtigen Institutes nicht verweigern dürfen.
Es ist weiter wichtig, die Frage der montanistischen Hochschule und den Ausbau der montanistischen Hochschule an der Prager Technik zu würdigen. Es ist dies bereits ausführlich in Eingaben auch dem Ministerium dargelegt worden. Es ist kein besonderes Entgegenkommen, welches dieser altberühmten Schule heute von Seiten der Regierung gewährt wurde. Die Pøíbramer Schule, welche im Jahre 1849 gegründet wurde, hat zuerst als rein deutsche Schule gewiß weniger èechischen Interessen als deutschen gedient, sie ist nach dem Umsturz umgewandelt worden, aber es ist unterlassen worden, den weiteren Ausbau der montanistischen Hochschule an der Technik in Prag durchzuführen. Mit dem vorigen Jahre sind die letzten zwei Jahrgänge abgeschlossen worden und der dritte Jahrgang ist bis zum heutigen Tag, so viel mir bekannt ist, noch nicht eröffnet. Es ist durch den Präsidenten der Republik den Professoren zugesagt worden, daß auch hier die Einrichtung erfolgt. Es ist zweifellos notwendig, daß auch für ungefähr 274 deutsche Hörer von der montanistischen Hochschule, welche aus Böhmen stammen und die zum Teile, wie das früher üblich war nachdem Pøíbram nicht immer beliebt war - nach Leoben gegangen sind, daß man für diese ein deutsches Institut schafft. Die Einzelheiten muß ich mir mit Rücksicht auf die vorgerückte Zeit selbstverständlich erlassen.
Ich möchte auch darauf hinweisen, daß es selbstverständlich notwendig ist, den Fortbildungsschulen, um wiederum zum Anfangstyp zurückzukehren und auch den Volkshochschulen ein besonderes Augenmerk zuzuwenden. Denn Sie wissen ja, daß wir heute zweifellos eine ungeheuere Kluft haben zwischen dem Unterricht für diejenigen, welche es sich leisten können, also für die bemittelten Klassen und für diejenigen, welche sofort in die praktische Arbeit übergehen müssen, sei es in der Landwirtschaft, sei es im Gewerbe. Hier fehlen entsprechende Fortbildungsschulen und es genügt durchaus nicht, an den Ausbau der jetzigen veralteten Fortbildungsschulen für Gewerbe und Handel zu denken. Wir müssen hier an eine Reform denken, das dänische Vorbild hernehmen und auch die deutschen Ansätze, die sich bereits in den letzten Jahren in mehreren Städten praktisch und erfolgreich bewährt und entwickelt haben. Die Volkshochschulen werden zweifellos einmal dazu berufen sein, den Fortbildungsunterricht in wirklich praktischer und idealer Weise zugleich denjenigen zu ermöglichen, die bereits in der Praxis sind als Landwirte oder als Gewerbetreibende, selbst auch als Lehrer. Sie werden weiter sicherlich dazu beitragen, daß verschiedene Schichten der Bevölkerung sich an den Lehrstätten zusammenfinden, um dort wieder in Wissenschaft und Belehrung Einigkeit zu suchen.
Die Forderungen der Hochschulen von Prag werden selbstverständlich durch besondere Anträge zum Budget dargelegt werden. Wir haben so viele Forderungen zu stellen, haben bezüglich der medizinischen Klinik, bezüglich der gynäkologischen Klinik, für die Kinderklinik, für eine zahnärztliche Klinik, für die Serumserzeugung und dergleichen mehr eine ganze Reihe äußerst dringender wichtiger Forderungen für das Budget aufzustellen und ich möchte die Unterrichtsverwaltung und das hohe Haus bitten, gerade diesen Forderungen eine erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Aber glauben Sie mir, wir sind heute alle davon überzeugt, daß das Studium nicht bloß mehr ein Schöpfen von Buchweisheit ist, der Lehrer sucht heute und findet seine schönste Tätigkeit darin, daß er seine Schüler - ich war selber Lehrer und kann es beurteilen - mit dem Leben in Verbindung bringt, daß er also die Schülern mit dem eigenen Volke, mit dem Leben in Verbindung bringen kann und Sie müssen uns Deutschen wohl glauben, daß das Hochgefühl des jungen Mannes, des Studenten, der studiert, nicht bedrückt und eingezwängt werden darf durch Dinge und Menschen, die ihm fremd und feindlich gegenüberstehen oder zu stehen schei nen. Die Ereignisse der letzten Tage und Wochen in Prag, die ich als eine böse Verirrung des nationalen Chauvinismus betrachten möchte, haben allerdings in den Herzen der deutschen Jugend eine böse Erinnerung an das Zusammenleben der Völker in diesem Staate gelegt. Wir werden von unserem Standpunkte als Deutsche auch in Zukunft immer jede chauvinistische Haltung auch der Jugend gegen die andere Nation verdammen, aber es muß dem jungen Menschen, es muß dem jungen Manne freistehen, offen und ehrlich und auch auf der Straße mit unserem Dichter Schiller zu sagen: "Ich bin ein deutscher Jüngling". Ich möchte die hochverehrte Gegenseite darauf aufmerksam machen, daß dieses Zitat eigentlich ein umständlicheres Zitat ist und nicht nur in diesem Sinne lautet. Wenn Sie bei Schiller selbst nachlesen, werden Sie finden, daß dieses Zitat auch in anderem Sinne gebraucht werden kann und ich möchte sehr wohl vermeiden und möchte es insbesondere für die Zukunft vermeiden, daß unsere deutsche Jugend dieses Zitat einmal in diesem Sinne gebraucht.
Aber dazu gehört eines! Wir müssen
hier und immer wieder und immer erneut die Forderung aufstellen,
daß die deutschen Hochschulen zum deutschen Volke gehören, in
die Mitte des deutsches Volkes, denn nur dort werden sie sich
wirklich weiter entwickeln können in diesem Staate und werden
nur so auch unseren Bedürfnissen vollständig entsprechen können.
Die geehrten Herren von der èechischen Seite mögen staatsmännisch
klug sein und politisch weise und mögen zum Nutzen ihrer eigenen
Nation diese Forderung der Deutschen möglichst bald und ausgiebig
erfüllen, denn wir gehen von dem Standpunkte aus: Lassen wir unser
Schulwesen, ob Volksschule, Mittelschule, Gewerbeoder Hochschule,
fern von jedem nationalen Streit, scheiden wir sie aus dem nationalen
Streit, aber wir müssen es auch entfernen von den Plätzen des
nationalen Streites und darum begrüßen wir die Wünsche nach nationaler
Autonomie und Selbstverwaltung unseres Schulwesens. Seien Sie
politisch klug, erfüllen Sie bald diese Wünsche und das Wort unseres
Fichte möge auch in diesem Staate wahr und fruchtbar werden; er
sagte: Und das Volk sorge selbst für die Bildungsanstalten der
Nation und ein jeder wird sich dadurch den größten Ruhm erwerben.
(Potlesk nìmeckých poslancù.)