Úterý 2. srpna 1921

Ihn forderte der Gendarmeriewachtmeister auf, sich zu entfernen, er aber sagte: Ich bin bereit, sofort wegzugehen, wenn die Aufforderung auch an die Èechen ergeht. Auf das hin wurde er sofort im Namen des Gesetzes verhaftet. Sein Genosse und Sangesbruder Lex richtete an den Gendarmeriewachtmeister eine Frage, der Gendarmeriewachtmeister sagte: "Im Namen des Gesetzes erkläre ich Sie für verhaftet," und beide wurden wie Schwerverbrecher ins Gefängnis abgeführt und dort schmachteten sie noch bis zu meiner Abreise.

Nicht genug daran. Am selben Abend ging auf dem Marktplatze in Postelberg ein gewisser Georgi mit einem Mädchen spazieren. Ich will noch vorausschicken, daß das Deutsche Haus nicht auf dem Marktplatz liegt, und alle Vorfälle vor dem Deutschen Haus sich abspielten. Der Marktplatz war von keiner Menschenansa mmlung erfüllt, sondern, wie es in der Hitze der Fall war, von einzeln gehenden Leuten besetzt. Ein Gendarm kam zu Georgi und sagte ihm: "Gehen Sie auseinander." Er ging nicht auseinander. Er wurde dafür in den Kotter gesteckt; das war der dritte Mann, der eingesteckt wurde. Nun, die deutsche Landjugend ließ sich doch nicht abhalten, trotz der Vorfälle, und ging in den Saal hinauf, huldigte dem Tanz und glaubte, es sei nun alles Trübe schon beendigt.

Nun kam um 11 Uhr der Gendarmeriewachtmeister mit einem andern Gendarm in den Saal hinauf und rief den Führer des Festes zu sich. Er sagte ihm, es wäre angezeigt, daß das Kränzchen, der Festball, abgebrochen würde, denn von Laun sei eine große Menge von Leuten in Anzug, die irgend etwas im Schilde haben. Tatsächlich war während dieser Zeit die Ankunft von zwei Lastautos avisiert worden, die durch Postelberg bis zur Ceská beseda durchfuhren und von Legionären und Zivilisten besetzt waren, bis zu den Zähnen bewaffnet mit Gewehren, mit eisernen Knütteln, Brechstangen, Schaufeln und anderen dergleichen Waffen mehr. Als diese Nachricht im Festsaal bekannt wurde, so war es Sache der Führer, durch ihre Besonnenheit wieder etwas zu verhüten, was schließlich nicht zum Festprogramm gehörte. Sie richteten an die Anwesenden die Aufforderung, den Saal zu verlassen, ohne Überhastung, in aller Ruhe sich nach Hause in die Dörfer zu begeben. Es waren nämlich mehr Frauen und Mädchen als Männer anwesend. Mit Rücksicht auf diese Frauen sahen sich die Führer veranlaßt, diesen Befehl zu geben, nachdem der Gendarmeriewachtmeister erklärte, er könne für die persönliche Sicherheit nicht mehr garantieren. Dem Auftrage der Führer entsprach auch das Publikum und entfernte sich in aller Ruhe, ohne Hast, und begab sich teilweise nach Hause, teilweise ins Dorf und zur Bahn.

Als der Gendarmeriewachtmeister diesen Auftrag gegeben hatte, daß der Saal geräumt werden soll, begab er sich zur Beseda, wo beide Autos vorgefahren waren, und dort richtete er an die Erschienenen die ausdrückliche Aufforderung, sie möchten doch nach Hause gehen, es sei gar kein Anlaß, daß sie hieher gekommen wären und hier vielleicht Krawall oder Lärm schlagen; er forderte sie auf zu sagen, was sie überhaupt berechtige, in derartiger Weise in Postelberg einzudringen. Da geschah folgendes: Die Èechen, die gekommen waren, erklärten dem Oberwachtmeister, die Launer seien von Postelberg aus verständigt worden, daß die Deutschen in Postelberg die èechische Minderheit überfallen haben, sie morden und ihre Wohnungen plündern, daß die Kaserne und die èechische Schule brenne und auch die èechische Beseda demoliert worden sei. Das sei in Laun auf dem Marktplatz vor etwa 2000 Leuten öffentlich mitgeteilt worden und die Launer Èechen kämen nun den Postelberger Èechen zur Hilfe. Sie seien entschlossen, Postelberg zu zerstören, der Führer der èechischen Strafexpedition aus Laun gebrauchte dafür den Ausdruck "vybíliti", d. h. weißigen, reinigen. Sie warten nur das Eintreffen der èechischen Verstärkung ab, die mit einem Sonderzug komme, um ans Werk zu gehen. Der Herr Oberwachtmeister stellte den Èechen eindringlich vor, daß die nach Laun gebrachte Nachricht falsch sei, wie sich die Èechen durch den Augenschein selbst überzeugen könnten. Es sei gar nichts vorgefallen, im Gegenteil die Deutschen hätten aus Furcht vor den Èechen sogar den Festball abgebrochen und wären nach Hause gegangen. Er führte eine Abordnung der Èechen ins Deutsche Haus, um sie von der Wahrheit seiner Aussage zu überzeugen.

Meine Herren, es kommt noch besser. In der Zwischenzeit um 1/2 12 Uhr langte von Laun ein Sonderzug an, besetzt von hunderten und hunderten von Menschen, wiederum bewaffnet mit Gewehren mit eisernen Knütteln, mit Brechstangen, eisernen Krampen und sonstigen Sachen, wie man sie auf Bahnhöfen in den Werkstätten antrifft. Die Legionäre trugen noch dazu Uniform.

Místopøedseda dr. Hruban (zvoní): Volám pana poslance, aby mluvil k vìci. (Hluk a výkøiky nìmeckých poslancù.) Prosím o klid.

Posl. Böllmann (pokraèuje): Ich bitte, das ist zur Sache. (Hluk. Rùzné výkøiky.) Lassen Sie mich reden, ich werde das gründlich besorgen, ich werde mir auch das Wort nicht entziehen lassen. Ich zeige, wie man in diesem Staat die Steuern verwendet, dazu muß man sprechen, wenn der Staat eine ordentliche Wirtschaft hätte, brauchte er diese Umsatzsteuer nicht. Weil er nicht wirtschaftet, muß er uns so drangsalieren. Wir müssen auch erklären, wie das Geld verwendet wird.

Die Horden, die diesem Zug entstiegen sind, sammelten sich in hellen Scharen und zogen in Fünferreihen zur Beseda. Die ersten Fünferreihen waren alle mit Gewehren bewaffnet. Zeugen, die da sind, werden es bestätigen. Nun, diese Leute zogen hinaus zur Beseda und rüsteten sich, das Zerstörungswerk zu beginnen. Sonst hätten sie diese Brechstangen und Einbruchswerkzeuge und sonstiges nicht gebraucht. Die Absicht lag klar zutage. Wie kam nun diese Meldung von Postelberg nach Laun? Es ist bezeichnend; ein Eisendreher aus der Werkstätte von Laun, der in Postelberg wohnt, gab ein Phonogramm nach Laun, daß die èechische Minderheit bedroht sei, die Launer möchten zur Hilfe kommen. Sonst nichts. Die Lügen wurden erst auf den Meeting dazugegeben. Doch noch anders. Ein gewisser Mates wurde von den Postelberger Èechen per Rad nach Laun geschickt und sollte Sukkurs bringen. Ich will da eine Episode erwähnen. Die beiden Lastautos von Laun erreichten auf der Straße von Laun nach Postelberg einen Radfahrer. Ich bitte genau aufzupassen. Der Radfahrer fuhr vor ihnen; von den Lastautos wurde die größte Mühe angewendet, den Radfahrer einzuholen. Es glückte ihnen, sie engten den Radfahrer ein, er kam zu Falle, das Lastauto fuhr über das Rad hinweg. Als der Radfahrer sich aufrichtete, wurde ihm von dem Lastauto zugerufen, ob er nach Postelberg eilen wolle, um dort Meldung zu erstatten, daß die Automobile heranrücken. Man hielt den Radfahrer für einen Sendboten, der Postelberg avisieren wollte von dem Überfall, der auf Postelberg geplant war. Weil sie diese Meinung hatten, brachten sie ihn zu Falle und sagten ihm, hätten sie ihn nicht eingeholt, so hätten sie ihn erschossen. Meine Herren, dieser Mann war ein Èeche. Wenn der Mann dort von den Èechen mit dem Automobil überfahren oder erschossen worden wäre, so hätte es geheißen, der Mann wurde von den Deutschen erschossen und niedergeschlagen, und die Launer hätten ein Recht gehabt, gegen uns vorzugehen. Den Namen des Mannes weiß ich nicht, aber sein überfahrenes Rad gab er in die Fahrradwerkstätte Kostka in Postelberg zur Wiederherstellung und dort muß sein Namen erfahren werden.

So wird in diesem Staate vorgegangen. Vor dem Deutschen Hause, als der Radau begann, als diese Leute verhaftet wurden, war auch ein èechischer junger Mann, der dem Wachtmeister mit einem Stocke vor dem Gesichte herumfuchtelte. Und dieser Mann wurde nicht verhaftet. Die Deutschen aber wurden verhaftet. Der Mann rühmte sich dem Gendarmen gegenüber, daß er einen Dolch in der Tasche habe und mit diesem Dolche gegen die Deutschen vorzugehen bereit sei. Ein anwesender ehrbarer Bürger machte den Gendarmeriewachtmeister aufmerksam, daß dieser Mann zu verhaften sei. Der Wachtmeister wies diese Aufforderung schroff zurück und sagte, er solle ruhig sein, sonst werde er ihn verhaften. Immer sind also wir es, die wir bluten, blechen, zahlen und kuschen müssen. Wir kuschen aber nicht mehr, es ist zu Ende mit unserer Geduld, es ist besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Ich will zurückkommen zu den nächtlichen Szenen, als diese Leute mit dem Sonderzug gekommen waren. Dem Gendarmeriewachtmeister muß es doch gelungen sein, die Leute davon zu überzeugen, daß sie einer Lügenmeldung aufgesessen seien. Nichtsdestoweniger zogen alle in großen Trupps in die Stadt hinein, sangen dort nationale Lieder, Hetzlieder, johlend, brü!lend durchzogen sie die mitternächtige Stadt. Das ist gar nichts? Wehe dem Deutschen, der diesen Leuten in die Hände gefallen wäre. Er wäre erschlagen worden, das wäre das geringste gewesen, was ihm passiert wäre.

Nun, die Leute, die den Tanzsaal verlassen hatten und nicht aus Postelberg waren und die Bahn benützen wollten, begaben sich auf den Bahnhof, um dort die Züge zu benützen. Was für ein Bild bot sich dort den Leuten? Der Bahnhof war von den Èechen besetzt, die in zwei Gliedern aufgestellt waren mit den schon von mir erwähnten Waffen in den Händen, und diese ließen keinen Menschen einsteigen oder aussteigen. Alle mußten sich heimlich flüchten und mußten auf heimlichen Wegen ihr Heim aufsuchen oder in Postelberg bei Bekannten oder Unbekannten Gastfreundschaft in Anspruch nehmen. Nette Zustände sind das in diesem Staate, wenn man bei einer harmlosen Tanzunterhaltung nicht des Lebens sicher ist und nicht weiß, ob man mit gesunden Gliedern nach Hause kommt. Um 1 Uhr nachts war endlich der èechische "Tábor" der eingebrochenen Husitenhorden zu Ende. Die Legionäre wurden wieder auf die Autos geladen, Sokoln und Zivilisten, die mitgekommen waren, bestiegen wieder den Sonderzug, und die siegreichen Sokoln samt den Legionären und Zivilisten kehrten nach gewonnener Schlacht zurück. Es ist wahrlich höchste Zeit, daß sich der Staat darauf besinnt, daß er uns nicht nur erworben hat, um uns zu seinen Steuerzahlern und Steuerträgern zu machen, sondern daß er uns auch geben muß, was uns gebührt. Auch wir sind Menschen, auch wir haben Anspruch darauf, voll und ganz wie die anderen Bürger unsere Rechte zu genießen, aber hier sind wir vogelfrei. Jeder, der Èeche ist, glaubt, er könne sich an uns vergreifen und mit uns Schindluder treiben. Ich habe schon einmal meine Existenz aufs Spiel gesetzt, es liegt mir nichts daran, es hier offen zu sagen: In diesem Staate gibt es keine Gerechtigkeit und wird es keine geben, bis Sie bessere Mores gelernt haben. Die wird man Ihnen aber schon noch beibringen. Denn so etwas schreit zum Himmel; was Sie hier machen, das ist furchtbar, und alle Menschen draußen, die beten, nicht nur die Deutschen, sondern alle unterdrückten Völker, mögen es Slovaken oder Polen oder Magyaren oder Ruthenen oder sonst was sein, die beten zu gleicher Zeit zum Himmel: Erlöse uns bald von diesem Übel!

Es ist traurig, daß man uns am Lande schon ein so harmloses Vergnügen auf diese Weise zuschanden macht. Das Landvolk kann sich plagen, schinden und rackern. Wir sind es aber gewöhnt nach unserem Altmeister Goethe, nach saueren Wochen auch einmal frohe Feste zu feiern. Es wird die Zeit kommen, wo wir diese frohen Feste nicht mehr anders werden abhalten können, als unter Bewachung. Wir werden sie aber doch abhalten. Was Sie uns bieten, das ist kein Brot, sondern das sind gesalzene Häringe, und Sie versalzen uns das Leben und bringen Erbitterung hervor. Die Erbitterung draußen aber ist groß und kann nicht mehr niedergehalten werden. So weit ist es gekommen, denn was liegt daran an dem Leben, wenn man so ein Leben führen soll in einem solchen Staate. Da ist es besser, man schlägt das Leben in die Schanze. (Potlesk nìmeckých poslancù.) Mit uns müssen aber auch andere mit in die Grube sinken, dann wird endlich einmal ein Ende werden, aber zugleich auch das Ende dieses Staates. (Sehr richtig! - Potlesk némeckých poslancù.) Wir haben den Staat nicht geschaffen, wir sind kein staatserhaltendes Volk, wir leugnen es gar nicht. Sie aber, die berufenen Männer, die diesen Staat geschenkt erhalten haben, denen er als reife Frucht in den Schoß gefallen ist, Sie konnten sie in Ruhe genießen, aber was haben Sie aus diesem Staate gemacht? Er ist ausgetrocknet, verdorrt, versiegt in seiner Steuerergiebigkeit, so wie unsere Felder und Wiesen, die durch die Ungunst des Wetters nichts mehr hervorbringen. Auf allem lastet der Fluch, daß der Staat aus Verrat entstanden ist. (Hluèný potlesk nìmeckých poslancù.) Solange Sie nicht einhalten in dieser Art, solange Sie uns nicht als Gleichberechtigte betrachten, nicht nur im Steuerzahlen, sondern auch in den Ansprüchen auf die Rechte, die Sie genießen, solange werden Sie nie und nimmer beanspruchen können, daß in unserem Innersten ein Funken von Zuneigung für diesen Staat erglühen kann. Traurig ist das Los, das uns beschieden ist. Wir haben es nicht verdient. Aber wir geloben hier und geloben es draußen unter unserem Volke: Wir wollen uns der Aufgabe, die uns beschieden ist, gewachsen und würdig zeigen. Es ist viel, was Sie uns auferlegt haben, wir hoffen aber die Prüfung zu bestehen. Ob Sie aber als Staatsvolk diese Prüfung bestehen werden, das möchte ich stark bezweifeln. Nach dem, was Sie bis jetzt geleistet haben, haben Sie bewiesen, daß Sie wohl einen Staat gründen können, aber nicht, daß Sie ihn erhalten können. (Hluèný potlesk nìmeckých poslancù.)

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