Úterý 29. záøí 1925

Hohes Haus! Wir können hier im Hause nicht all’ das erörtern, was dem deutschen Schulwesen im Laufe der letzten Jahre dieser Republik schon widerfahren ist. Wir müßten alle Gesetze aufzählen, die das Schulwesen betrafen, wir müßten all’ die Taten der Schuldiktatoren von Metelka angefangen bis heute erwähnen, wir müßten von neuem in eine Kritik des kleinen Schulgesetzes eingehen und müßten schließlich den Herrn Minister Markoviè auffordern, daß er seine eigenen Ziffern, die er uns hier angegeben hat, einer Revision unterziehe. Es sind Ziffern, nichts als Ziffern und vor allem ist darin für das Schulwesen keine Liebe, nicht einmal das notwendige Verständnis zu finden. Wir können uns das hier ersparen, denn es hört niemand zu, aber wir werden uns erlauben, dieses Bild, (ukazuje diagram), das ich hier entrolle und das besser spricht als Ziffern, dieses Bild der Drosselung des deutschen Schulwesens, in den Zeitungen des In- und Auslandes zu veröffentlichen. Hier sehen Sie ganz deutlich und klar, daß auch die Worte des vorhergehenden Redners uns durchaus nicht davon überzeugen können, daß es sich hier nicht um Drosselungen handelt. Was auf diesem Bilde blau bezeichnet ist, (ukazuje na diagramu), sind die Drosselungen im Schulwesen, und zwar in sämtlichen deutschen Schulbezirken Böhmens, und wir werden uns erlauben, auch dem Minister ein Exemplar dieser statistisch-graphischen Darstellung zu geben, denn bekanntlich machen Worte keinen Eindruck; wir werden aber im In- und Ausland darauf hinwirken, daß man das Bild sieht. Wenn Sie hier diese blauen Einzeichnungen ansehen - sie sind genau nach den letzten Drosselungen durchgeführt - so sehen Sie die ganz furchtbaren Verwüstungen des deutschen Schulwesens - es handelt sich hier immer um die deutschen Schulbezirke, die ich hier graphisch dargestellt habe - die furchtbaren Verwüstungen, die bereits durchgeführt sind und daß einzelne Bezirke 49, 50, 60, 80, 27, 20% ihrer Schulklassen verloren haben. Sie werden es verstehen, daß das gesamte deutsche Volk auf derartige Vorgänge mit einem leidenschaftlichen Protest überall antworten und daß das gesamte deutsche Volk natürlich alle Mittel in Bewegung setzen muß, um dieses Unrecht wieder gutzumachen. Die Ziffern des Herrn Ministers beweisen uns, daß er selbst nicht richtig informiert ist; der Herr Minister hat uns hier angegeben, daß im Jahre 1918 21.823 Klassen in Böhmen verzeichnet wurden. Es ist nun sehr merkwürdig, daß wir eine offizielle Statistik vom Jahre 1921 haben, in der 23.227 Klassen ausgewiesen sind. Wo sind diese 1400 Klassen von 1918 bis 1921 mnehr errichtet worden? Den Deutschen sind sie nicht gegeben worden. Es ist zweifellos, daß es sich hier um eine Ziffer handelt, die der Herr Minister in seinen Ausführungen überhaupt verschwiegen hat. Es handelt sich um die Minderheitsschulen, und um diese Minderheitsschulen ist in der Zwischenzeit die Ziffer der Schulklassen hinaufgesetzt worden. Es läßt sich nachweisen, daß wir im Jahre 1921 bereits einen bedeutend erhöhten Stand von Schulklassen hatten. Diese Ziffern, welche ich hier anführe, sind einer amtlichen Statistik entnommen, sie sind vom statistischen Staatsamt veröffentlicht worden. Es zeigt sich also, daß die Ziffer, welche der Herr Minister angeführt hat, durchaus nicht den Tatsachen entsprechen, sondern daß dabei ein großer Teil der Schulklassen überhaupt unter den Tisch gefallen ist und daß wir daraus natürlich nicht ein Bild über das Schulwesen bekommen können, wie es sich im Kopfe des Herrn Ministers heute darstellt. Ich kann Ihnen selbstverständlich auch für einzelne Bezirke derartige deutliche Ziffern vorführen, und es zeigt sich daraus ganz deutlich, insbesondere, wenn ich hier die Statistik für Reichenberg-Landbezirzeizeige (ukazuje diagram), daß wir im Reichenberger Landbezirk in den einzelnen Gemeinden heute durchaus keine Gerechtigkeit und Gleichheit im Schulwesen haben, sondern eine vollständige Ungleichheit selbstverständlich zu ungunsten der Deutschen. Ich will Ihnen diese Ziffern anführen. Sie sind bezeichnend und charakteristisch für den ganzen Vorgang in unserem Schulwesen. Wir haben z. B. in Liebenau - Sie finden es in der kleinen Tabelle hier ganz deutlich vermerkt (ukazuje na diagram) - bei einer Bevölkerungsziffer von 922 Èechen und 1627 Deutschen 9 èechische und 3 deutsche Klassen. Es sind 8 deutsche Klassen gelassen worden. (Hört! Hört!) Wie da ein Deutscher, auch wenn er der gutwilligste Mensch wäre, noch von Gleichberechtigung sprechen kann, wie der Herr Vorrededner noch sagen konnte, die Drosselung der Schule sei nur im alten Österreich für die Èechen dagewesen, von den Deutschen könne heute nicht geklagt werden, das ist wohl durch diese Ziffern am besten widerlegt. Oberrosenthal bei Reichenberg hat 2900 èechische Einwohner, 2700 deutsche. Die èechischen Klassen betragen 12, die deutschen 3; 7 deutsche Klassen sind aufgelöst worden. Wieder ein sprechendes Beispiel für die Gleichberechtigung. Für die Gleichberechtigung ist schließlich, um nur einzelne Beispiele anzuführen - alle Bezirke anzuführen, dazu reicht die Redezeit nicht aus - auch der Gablonzer Bezirk charakteristisch. Es ist vom Herrn Minister im Budgetausschuß zugegeben worden, daß nicht nur die Zahl, sondern auch die Organisation des Schulwesens im Gablonzer Bezirk bedeutend verschlechtert wurde. Man kann aber auch sagen, daß die Zahl, was das Verhältnis der deutschen Einwohner zu den Èechen anbelangt, im Gablonzer Schulbezirk heute dieselbe Ungerechtigkeit beweist, wie in einer ganzen Reihe anderer Städte, Orte und Gemeinden. Es ist geradezu ein Schulbeispiel: der Gablonzer Schulbezirk besitzt nach der Drosselung noch 144 deutsche Klassen - 49% der Klassen sind zugesperrt worden - und 43 èechische Schulklassen. Die Bevölkerung in diesem Bezirk zählt 70.600 Deutsche und 13.600 Èechen. Also das richtige Verhältnis zur Bevölkerung wäre: 27 èechische Klassen und 231 deutsche Klassen. Es sind also zumindest 87 deutsche Klassen in dies em Bezirk zuviel zugesperrt worden. Wenn Sie das graphische Tableau interessiert, kann ich es auch vorführen. Wir haben bereits in der letzten Sitzung ein solches Bild vorgelegt, der Herr Präsident hat es aber leider nicht zugegeben, daß wir graphisch arbeiten, nachdem Reden nichts nutzt. Wir müssen also in die Öffentlichkeit gehen und Sie werden auch diese Tabellen in den nächsten Tagen in den Zeitungen finden. Es wird jeder sehen, daß wir in diesem Staate heute einer unendlichen Vergewaltigung gegenüberstehen, die man nur als Drosselung des ganzen Schulwesens bezeichnen kann. Von einer Gerechtigkeit ist keine Spur vorhanden.

Ich brauche hier, nachdem hier schon wiederholt davon gesprochen wurde, nicht mehr Ziffern vorzubringen. Es ist für unser deutsches Schulwesen an und für sich schon etwas Furchtbares, wenn wir sehen, daß nicht nur in den Minderheitsgebieten, worauf mein Herr Vorredner seine ganze Polemik hier aufgebaut hat, sondern auch in unseren Stammgebieten, also im geschlossenen deutschen Sprachgebiet, nicht im verdeutschten Gebiet, sondern in unserem Urgebiet, 30% unserer Schulklassen einfach verschwunden sind. Wir gönnen Ihnen diese Minderheitsschulen. Errichten Sie sich solche, wenn das alte Österreich ungerecht Ihnen gegenüber gehandelt hat, aber lassen Sie uns unseren Besitz, den Besitzstand der Deutschen, auf den sie stolz sind und immer stolz waren und den sie mit allen Mitteln verteidigen werden.

Die Ziffern sind hier wiederholt schon erörtert worden; nehmen wir wieder den Bezirk Gablonz heraus. Auch da, wenn Sie wünschen, kann ich Ihnen wiederum mit graphischen Darstellungen dienen (ukazuje diagram). Worte nutzen hier nichts. Ich bitte, daß das Präsidium die unterbreiteten Tabellen auch in den Protokollen des Hauses veröffentlichen läßt. Wir müssen darauf hinweisen, daß wir hier Worte gebraucht haben, die an den Wänden verhallt sind. Wir müssen also mit Zeichnungen reden. Dies wird hoffentlich in der Öffentlichkeit, wenn auch nicht in der èechischen, aber doch in der anderen, gewürdigt werden müssen. Sie haben im Gablonzer Bezirk 49% Schulklassen zuges perrt. Was ist der Gablonzer Bezirk? Worauf beruht seine Stärke, seine Steuerkraft? Doch nur darauf, daß dort die Schulbildung bis in die kleinste Hütte getragen werden konnte, daß dort die im Gebirge weit zerstreut lebenden Bewohner sich aus eigener Kraft Schulklassen errichtet haben, weil sie genau wußten, daß die Schulklassen die Tüchtigkeit der Bevölkerung darstellen, daß sie damit erst den Menschen fähig machten, auf dem Weltmarkt konkurrieren zu können. Aus diesen Menschen, die dort in ihre Volksschule gegangen sind, sind die Leute geworden, die zum Schlusse ihre Waren in die Welt exportiert haben, und gerade die èechoslovakische Republik nimmt zum großen Teile die Einkünfte von diesen Personen, welche in diese Schulen, gegangen sind, und Staat und Bevölkerung wird diese Einkünfte nicht mehr haben, wenn Sie daraus ein armseliges Balkanvolk machen.

Wir haben dasselbe in anderen Industriebezirken: in Reichenberg Stadt und Land betragen die Schulsperrungen 44 und 40%, in Rumburg, Teplitz, Saaz, Dux, lauter hochentwickelte industrielle Gebiete, überall haben Sie 43, 38% usw. zugesperrt. Nun hat der Herr Ministerpräsident gesagt, es sei sicherlich heute notwendig, daß an der Organisation des Schulwesens nichts mehr geändert werde. Ja, meine Herren, die Organisation des Schulwesens ist bereits zerstört. Hören Sie doch die Ziffern an, die wir Ihnen immer und immer wieder hier vorbringen, hören Sie doch die Ziffern über die Organisation an. Es sind die einklassigen Volksschulen um 60 Schulen vereehrt worden, dafür sind aber die zweiklassigen um 44 geringer geworden, also in der Organisation heruntergedrückt worden. Die vierklassigen Schulen sind um 35 weniger geworden, sind also auch heruntergedrückt worden. Die fünfklassigen sind sogar um 184 weniger geworden. In 300 Fällen ist bis zum Jare 1925 in Böhmen allein die Organisation verschlechtert, worden. Ja, es ist unendlich schwer zu sagen: Nun haltet die Organisation aufrecht. Sie ist ja bereits zerstört. Schauen Sie wiederum das Gablonzer Beispiel an! Wir haben in Gablonz im Jahre 1918 22 fünfklassige Volksschulen gehabt. Heute hat dieser ganze Schulbezirk eine fünfklassige Volksschule. Es ist nicht zu glauben, und der verehrte Herr Kollege aus Mähr. Ostrau, dem ich vor einigen Tagen dieses Beispiel erzählte, sagte mir: Das ist ganz unmöglich, das glaube ich Ihnen nicht. Ich bitte, er möge den Herrn Schulminister fragen, er möge die Herren fragen, die sich darum bemühen. Sie sagen jetzt: Ihr könnt die neue Organisation wieder aufbauen, Ihr müßt nur zusammenlegen. Es geht nicht so einfach und ich bitte zu vermerken, daß in unseren Schulbezirken wegen des Ausbaues der Organisation Forderungen gestellt worden sind, ich erwähne nur Budweis und Hruschau, die auch die Organisation in der letzten Zeit durch einen Rekurs wieder verbessern wollten. Darauf hat man ihnen gesagt, der Herr Kollege hat mir erst vorhin das Beispiel erzählt: Ja, Ihr deutschen Ortsschulräte seid nicht einmal legitimiert, das zu verlangen, ihr habt überhaupt kein Rekursrecht, ihr müßt Euch dort der Gewaltherrschaft einfach als ausgeliefert erklären. Um wieviel handelt es sich da? Es handelt sich da um eine Bürger schule, wo die erste Klasse zugesperrt worden ist, um mehr als 1000 Personen in dem eineinen Ort, die Deutsche sind, und im ganzen Bezirk um 2700 Deutsche. Also sicherlich haben sie die Berechtigung. Dasselbe Beispiel kann man aus einer großen Zahl anderer Bezirke angeben und es kommt einem sehr merkwürdig vor und klingt wie bitterer Hohn, wenn ein Mann, der das Schulwesen kennt, in seinem Revolutionsbuch sagt: Wir begründen "das Vermächtnis des Comenius". Ja, Comenius war ein Lehrer und Comenius hat sehr gute Schullehren aufgestellt. Aber das, was hier in diesem Staate geschieht, ist durchaus nicht das Vermächtnis des Comenius. Da muß ich den Comenius in Schutz nehmen, und wenn er heute hier in diesem Staate lebte, so stände er auf Seite der Deutschen und würde das Schulwesen verteidigen. Er stände vielleicht auch auf Seite der Èechen, die heute ebenso ihr Schulwesen zu verteidigen haben, denn sie ebenfalls leiden darunter, weil man heute keine Liebe zum Schulwesen hat, sondern nur Ziffern, Ziffern hört, aber nicht mehr das Bedürfnis der Bevölkerung. Wir haben darüber schon sehr viel gesprochen. Meine Vorredner haben angeführt, wieso wir denn eigentlich heute gar keinen Grund haben, von Ersparungen zu sprechen. Wir haben ja heute in unserem Budget auf der einen Seite einen Überschuß von 15 Millionen. Wenn Sie nicht wissen, was Sie mit diesen 15 Millionen anfangen sollen, gerade das Schulwesen wäre der Punkt, wo Sie nicht einmal 15 Millionen brauchen und wo Sie verbessern können und wo Sie wenigstens das erhalten können, was wir heute besitzen und so leidenschaftlich verteidigen. Es ist Leidenschaft überall, in der ganzen Bevölkerung, in diesem schweren Kampfe, denn wir wissen ganz genau, daß die friedlichste und beste Waffe in der Hand der Deutschen immer ihre Bildung, ihre Kultur war und daß sie sich diese Waffe von einem anderen nicht entringen lassen. Ich empfehle Ihnen, auch dem Herrn Minister, er möchte einmal auch wieder zurückgreifen auf den Deutschen Fichte, vielleicht könnte er gerade bei diesem Mann in dem Kapitel über das neue Erziehungswesen finden, was er unter Bildung, unter Schule und Heranbildung des Bürgers versteht. Sie verstehen es offenbar heute nicht mehehr. Denn Sie wissen nicht, daß die Lehrer heute nicht mehr unterrichten können, wenn sie derartige Verhältnisse in der Schule vorfinden. Wir haben vom Herrn Minister auch Ziffern über die neuen Sperrungen gehört, und zwar hat er angeführt, daß wir 1712 Schulklassen in Böhmen gesperrt haben, davon 1031 èechische und 681 deutsche Schulklassen. Ich bitte, auch hier einmal die Bevölkerungsziffern einander gegenüberzustellen, die der Deutschen und der Èechen, und festzustellen, für wieviel deutsche Kinder eine Schule gesperrt wurde und für wieviel èechische Kinder. Da finden Sie, daß man bei den Deutschen bei 26 bereits zu einer Sperrung gekommen ist, während man bei den Èechen erst bei einer Ziffer von 35 zur Sperrung gekommen ist, wenn man den Durchschnitt von 54.000 Kindern, die heuer die Schule angeblich weniger besuchen, als Grundlage nimmt. Die Deutschen sind auch hier um 166 Schulklassen übervorteilt worden. Der Minister hat von einklassigen Schulen gesprochen, denen er seine besondere Sorgfalt zuwendet. Ja, warum merkt man denn in der Praxis davon nichts? Wir haben Sperrungen von einklassigen Schulen in der letzten Zeit erfahren, im Reichenberger Bezirke in Jaberlich, Kunnersdorf, trotzdem dort schlechte Wegverhältnisse sind, mitten im Gebirge, so daß man den Kindern nicht zumuten kann, einen längeren Weg zur Schule zurückzulegen; trotzdem sind in Jaberlich und Kunnersdorf die einklassigen Schulen gesperrt worden. Dasselbe ist in Sibojet im Bezirk Königinhof bei 24 Kindern, Raudnik im Bezirk Aussig mit 22 Kindern, Neuland in Bezirk Leitmeritz mit 16 Kindern, Skoratitz im Bezirk Groß-Priesen mit 29 Kindern, Kamnitzleiten im Bezirk Tetschen mit 14 Kindern. Ähnlich ist es bezüglich der Exposituren. Wir haben zwar die ministeriellen Worte, aber wir sehen die Taten nicht. Es wird von einer Statistik soviel gesprochen, die der Herr Minister angeblich seinen jetzigen Verfügungen zugrunde gelegt hat. Ich sage ganz offen, daß ich diese Statistik für falsch halte, weil sie nicht das tatsächliche Bild gibt. Die Einschreibungen wurden zum Schlusse des Jahres durchgeführt. Ich habe allein in einer Nebengemeinde bei Reichenberg festgestellt, daß wir dort einen Unterschied von 11 Kindern gehabt haben, bei den Einschreibungen am Anfang und am Ende des Schuljahres. Es zeigte sich auch, daß eine große Anzahl von Kindern nicht berücksicht worden ist. Warum haben wir denn heute die gesetzliche Bestimmung, daß man die doch nicht 6 Jahre alten Kinder nicht mitzählen dürfe, trotzdem sie in diesem Jahre die Schule besuchen werden? Das sind vielleicht Fehler des kleinen Schulgesetzes, aber sie müßten in der Praxis repariert werden, besondern in einem Zeitpunkt, wo man nicht weiß, über wieviel Kinder man im nächsten Jahr verfügen wird. Denn diese graphischen Tabellen (ukazuje diagram) - auch diese Statistik habe ich zur Verfügung, der Herr Minister möge einmal nachsehen - beweisen deutlich, daß die Kindersterblichkeit und überhaupt die Sterblichkeit im allgemeinen, also der Geburtenüberschuß sich bereits im Jahre 1920 wieder bemerkbar macht und daß wir in einzelnen Bezirken heute um mehrere hundert Kinder mehr haben als im Vorjahre, und daß sich auch in anderen Bezirken deutlich diese Tendenz zeigt. Es ist eine Zunahme da, aber man nimmt natürlich eine ganze Reihe von Kindern, die noch nicht 6 Jahre alt sind, nicht dazu, um die Statistik dadurch zu fälschen. Es ist eine falsche Statistik und wir können dieser Statistik nicht glauben, auch deswegen nicht, weil sie von der Fiktion ausgeht, Nichtèechoslovaken, die diesen Staat hier vielleicht durch ihre geistigen Fähigkeiten sehr wohl befruchten können, dürfen für ihre Kinder in diesem Staat nichts tun. Die werden für die Schule nicht gezählt. Wer soll für die Kinder dieser Menschen sorgen?

Ist es nicht eine unkulturelle und rückschrittliche Maßnahme, wenn man sagt, man zähle nur die Personen mit, die èechoslovakische Staatsbürger sind? Wir sind doch nicht solange vom alten Österreich weg und es ist ganz klar, daß wir eine ganze Reihe von Personen überall und besonders in den industriellen Gebieten haben, die ihre Staatsangehörigkeit nicht gewechselt haben und wechseln konnten, und auch in Nordböhmen sehen wir immer, auch im alten Österreich, eine große Reihe von Personen, die unsere Industrie aus Deutschland her unterstützt haben und hier ansäßig sind. Sollen die vielleicht ihre Kinder nach Deutschland in die Schule schicken? Glauben Siei wirklich, daß andere Staaten - was heute auch schon hier erwähnt worden ist - daß Österreich - heute so vorgeht? Ich will die Ziffer von 16, die in Österreich gilt, nicht wiederholen, aber es sollte schon allgemein bekannt sein; wir dürfen nicht an den strengen Vorschriften, wie sie das kleine Schulgesetz gibt, festhalten und nur mit Ziffern rechnen, sondern müssen die tatsächlichen Bedürfnisse in Rücksicht ziehen. Den geübten Vorgang nenne ich rückschrittlich, und ich kann nicht ausrechnen, wieso wir besser daran sind als im alten Österreich. Wenn der Kollege Hnídek vom Unglück der Minderheitsschulen im alten Österreich gesprochen hat, hat er etwas Wahres gesagt; aber es ist kein Beweismittel gegen unseren Protest! Ich sage noch einmal: Errichten Sie Ihre Minderhentsschulen, aber lassen Sie daneben das deutsche Schulwesen unangetastet. Es ist unmöglich zu sagen, daß Sie gerecht vorgehen, wenn Sie auf der einen Seite - dort haben Sie die kleine Tavelle (ukazuje na diagram) - ein derartiges Anwachsen der Minderheitsschulen und auf der anderen Seite sehen, wie man brutal zugreift, um das deutsche Schulwesen zu zerstören. (Posl. Patzel: Ob denn im alten Österreich geschehen ist, daß ein Bürgermeister eine Schule abdecken ließ?)

Místopøedseda dr. inž. Botto (zvoní): Prosím o klid.

Posl. Kostka (pokraèuje): Wir können nicht das Beispiel des alten Österreich immerwährend herumschleppen, denn das Beispiel des alten Österreich - ich sage es ganz offen - bedeutet in solchen Fragen nicht Gerechtigkeit, es bedeutet nicht den Ausgleich, den wir anstreben müssen, sondern in vielen Fällen eine Suprematie, die den einen über den anderen erheben will. Das beweisen Sie hier. Aber Sie haben uns nichts damit bewiesen. Sie haben nichts zur Entschuldigung der Schuldrosselungen gesagt, nichts zur Entschuldigung der Tatsache, daß hier das gesamte deutsche Schulwesen einer Autorität untersteht, die kein Empfinden für das deutsche Schulwesen hat, die nicht deutsch denkt und fühlt. Unser heiligster Besitz muß geleitet werden von Menschen, die auch vollständig eindringen können in den Fichteschen Gedanken der Erziehung zum Bürger. Das verlangen wir, und darum unsere Forderung auf Begründung der Schulautonomie, auf Selbstverwaltung und Obhut des deutschen Volkes über sein eigenes Schulwesen. Wir wollen dieses deutsche Schulwesen selbst betreuen. Dann möge ein fröhlicher Konkurrenzkampf im Staate sich entwickeln, in den deutschen und èechischen Schulen!

Es hat - und darauf möchte ich noch zum Schlusse hinweisen - der Gesundheitsminister einen sehr wichtigen Punkt in seiner Erklärung berührt, die Kindersterblichkeit. Ich glaube, es wäre besser, wir würden diese Angelegenheit, wie sie uns heute berührt, aus dem Streite über das Schulwesen herausnehmen. Es ist ein Sinken der Bevölkerungsziffer durch eine bestimmte Anzahl von Jahren zu beobachten gewesen und wir wissen heute nicht, wie sich diese Bevölkerungsziffer in den nächsten Jahren entwickeln wird. Wir hoffen zwar auf Besserung, aber wir wissen, daß sehr große Kräfte, zum Teil auch unlautere Kräfte, dem entgegenarbeiten. Wir wissen heute sehr wohl - es wurde hier scherzhaft davon gesprochen - daß es sich um Dinge handelt, die durchaus nicht mehr scherzhaft besprochen werden können und die der Gesundheitsminister hier nur angedeutet hat. Daß die Bevölkerung den Storch nicht mehr gerne sieht - so hat es Koll. Dr. Spina genannt - ist eine derart furchtbare Erscheinung für eine ganze Bevölkerung, daß wir sehr ernsthaft Mittel suchen müssen, um hier die Bevölkerung moralisch und sozial aufzuklären. Es ist nicht leicht, es sind die Tendenzen so groß, die Beweggründe so tief, daß wir weder der sogenannten reichen noch der armen Bevölkerung bestimmte Wege vorschreiben können. Aber wir wissen eines genau. Es entsteht viel Unheil dadurch, daß eine Beaufsichtigung der Fruchtabtreibung heute nicht mehr besteht. Es sei ganz offen ausgespro chen; die Fruchtabtreibung ist zu einem Erwerb geworden, und dieser Erwerb müßte kontrolliert werden. Ich glaube, es ist sehr notwendig, daß sich der Herr Gesundheitsminister mit dieser Frage beschäftigt, auch wenn sie ihn nicht übermäßig interessiert.

Die moralischen Folgen des Krieges werden auch nicht so schnell überwunden werden können. Gerade deshalb müßte der Gesundheitsminister dem Schulminister sagen: Hüte Deine Schule, denn ich brauche die beste Schulbildung, ich muß heute unb edingt dafür sorgen, daß die Bevölkerung ein Höchstmaß an Ausbildung erwirbt, weil sie im Konkurrenzkampf sehr schwer wird standhalten können. Die Schulbildung ist unbedingt notwendig. (Posl. Stenzl: Die Deutschen sollen eben verdummen!) Es besteht hier das System, wie es der Zwischenruf bezeichnet hat. Man will systematisch vorgehen, damit man diese Bezirke in ihrer Bildung herunterdrückt; das übrige wird noch die gesundheitliche Schädigung tun, die Bevölkerung wird zurückgehen, und es wird ein Proletariat von ungebildeten nicht geschulten Menschen übrig bleiben, die sich im allgemeinen Konkurrenukampf nicht bewähren. Wir sehen auch heute, und das habe ich auch dem Ministerpräsidenten in unserer Vorsprache bereits gesagt, die Arbeitslosen sehr häufig sich aus zumeist nicht qualifizierten Arbeitern rekrutieren. Es werden sehr häufig qualifizierte Arbeiter gebraucht, aber die Fachschule verlangt die Bürgerschule und die Bürgerschule kann von dem Einzelnen nicht mehrl besucht werden. Er kommt unter die unqualifizierten Arbeiter hinein, wird von selbst arbeitslos. Das sind grobe Fehler unseres ganzen sozialen Lebens und sie müßten gerade vom Gesundheitsminister im Verein mit dem Schulminister erwogen werden.

Ich sage auch, daß die finanzielle Unterstützung von Seite des Staates für jene Institutionen, die wir heute als Deutsche besitzen, nicht genügend ist; ich will da mit einem erfreulichem Bilde schließen. Wir haben Institutionen, die sich um diese Sache kümmern. Hier sehen Sie ein Bild aus dem "Kleinkinderland" aus Reichenberg. Da werden kranke Kinder aus ganz Nordböhmen aufgenommen und nach 4 Monaten schauen diese kranken Kinder so aus. (Ukazuje dva obrazy.) Diese Institution hat aber heute keine staatliche Unterstützung oder fast keine. Denn sie kann nur 16 Betten aufstellen und nichts tun, um sich weiter auszubauen. Schauen Sie sich die Bilder an, die ich hier zeige, aber mit 20.000 Kronen kann man natürlich nichts machen. Diese 20.000 K sollen dazu dienen, alle kranken Kinder von Nordböhmen zu versorgen! Wir haben in Nordböhmen kein anderes Institut, welches ähnlich wie dieses "Kleinkinderland" in Reichenberg wirksam ist. Die Sterblichkeit der aufgenommenen Kinder ist auf 3% herabgedrückt, während sonst wahrscheinlich alle 100 Kinder zum Tode verurteilt gewesen wären. Es ist sehr wahrscheinlich, daß man 60 bis 70 dauernd retten kann. Soll uns wirklich nicht ein gerettetes Kind 1000 Kronen wert sein? Ich will weiters auf die Jugendämter hinweisen, auf die Vereinigung für Mutterschutz, ich will auf die ganze übrige Tätigkeit, die in dieser Richtung auf deutscher Seite entwickelt wird, aufmerksam machen und möchte den Herrn Schulminister und den Herrn Gesundheitsminister ersuchen, sie mögen Kleinkindererhaltung das Hauptaugenmerk zuzuwenden, nicht Schulen zu drosseln, sondern kleine Kinder gesund zu machen! Dann werden wir etwas besseres in diesem Staate tun, dann werden beide Teile zu einer friedlichen Arbeit kommen. (Souhlas a potlesk na levici.)

5. Øeè posl. Kuraka (viz str. 702 tìsnopisecké zprávy):

azbukou

6. Øeè posl. Hoffmanna (viz str. 704 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Über einen Monat wird der siebente Geburtstag der Èechoslovakischen Republik gefeiert werden, Ströme von Tinte werden vergossen, feierliche Reden gehalten, fulminante Zeitungsartikel werden losgelassen werden, um darzutun, wie sich die Èechoslovakische Republik konsolidiert und entwickelt hat. So verlockend es wäre, einen kurzen Rückblick auf diese siebenjährige Geschichte des jungen Staates zu werfen, ich will es mir versagen und nur eine einzige Zahl nennen, die der Herr Minister Dr. Markoviè ausgesprochen hat: 3512 aufgelassene Schulen und Klassen bezeichnen den Weg, dendie Koalition, den die "Pìtka" gegangen ist. Ich will es mir versagen, das Ziffernspiel zu wiederholen, ich will nicht auf Einzelnes eingehen, es ist zur Genüge und oft und oft auf jene Zahlen hingewiesen worden, die dartun, daß wir bedauerlicherweise einen Rückgang der Geburten zu verzeichnen haben, die Deutschen 362.000 Kinder innerhalb 7 Jahren, was eine Klassenauflassung von 1490 zur Folge hatte. Ich will auch nicht darauf hinweisen, daß bei den Èechen ebenfalls ein Geburtenrückgang von 192.000 Kindern zu verzeichnen war, daß hier aber ein Plus von 249 Klassen zu verzeichnen ist. Ich will lediglich hinweisen auf die Zahl von 3512 aufgelassener Klassen, die offizielle Zahl, wie sie der Leiter der Unterrichtsministeriums bekanntgegeben hat. Ich will ferner auf den Grund der Klassenauflassung hinweisen, daß nämlich die Population nachgelassen hat, daß die Ziffer der Schüler gesunken sei. Aber eine Frage ist doch erlaubt: Genügt den dieser Hinweis auf die sinkende Schülerzahl zur Rechtfertigung eines Vorgehens, das man tatsächlich als herostratische Tat bezeichnen muß?Esist ein Kulturmord geschehen, nicht nur am deutschen, sondern auch am èechischen Schulwesen, und wir deutschen Sozialdemokraten sprechen es aus, daß es eine Schande ist, überhaupt Drosselungen vorzunehmen und diese noch dadurch rechtfertigen zu wollen, daß man sagt, es sei eine "Anpassung an die Schülerziffer" geschehen und das Schulwesen sei "zum Vorteil der Nationen" verbesset worden. Dieses Wort, das der Herr Minister ausgesprochen hat, straft sich eigentlich selber Lügen, wenn man auf einige Zahlen Rückschau hält und auf Tatsachen verweist. So verlor der Schulbezirk Asch 29%, der Schulbezirk Deutsch-Gabel 27%, der Schulbezirk Eger 23%, Gablonz 49·4%, Reichenberg Stadt 44%, Reichenberg Land 40·2% usw. Und es wird doch niemand behaupten wollen, daß in diesem Rückgang - manmag ihn verteidigen wie man will - eine Verbesserung im Schulwesen der Nationen gelegen ist. Äh lich liegen die Verhältnisse in Mähren und auch in Schlesien.

Nun müssen wir weiter überlegen. Die Drosselung des Schulwesens ist eine Verheerung, eine Verwüstung des wichtigsten und elementarsten Kulturgutes, und es ist nicht gerecht, wenn man diese Drosselung als eine Anpassung an die Population bezeichnen will. Wie denn, könnte man versucht sein zu fragen, gelten diese sinkenden Ziffern der Population auch als Grundlage, um den Militarismus zu drosseln und abzubauen? Im Gegenteil. Wir erfahren, daß im neuen Staatsvoranschlag rund zwei Milliarden für den Militarismus ausgewiesen werden.

Es hat der Herr Minister darauf verwiesen, daß die ersten Klassen sehr schwach besucht sein werden. Das mag zutreffen. Aber das ist ja gerade eine Möglichkeit, die Arbeit in den Elementarklassen besser als sonst durchzuführen. Man muß als Schulmann in derersten Klasse einmal überhaupt unterrichtet haben, um zu wissen, daß die Arbeit, die in der Elementarklasse geleistet wird, ger dezu einne riesenhafte genannt werden muß. Die Kinder in der Elementarklasse leisten eine ungeheuere Arbeit, ohne Phrase gesprochen. Diese schwachen Kinder, deren Geist in der Entwicklung begriffen ist, müssen mehr als 300 neue Zeichen lernen. Da sollte man meinen, daß es begrüßt werden müßte, wenn durch die leidigen Verhältnisse die Schülerzahl gerade der ersten Klasse recht schwach und niedrig wäre, umso schöner und besser würde der Lehrerfolg auf der Oberstufe sein. Die schwache erste Klasse als Entschuldigungsgrund hinzustellen, ist eine recht fadenscheinige Entschuldigung. Dann wäre besonders zu berücksichtigen, daß der Körper unserer Arbeiterkinder - und da spreche ich als Vertreter eines Gebietes, der starke èechische Minoritäten aufweist, und wo die Verhältnisse durchaus gleichmäßig sind - ungemein schlecht organisiert ist, daß der Körper infolge des Wohnungselends, des herrschenden Elends, der Kurzarbeit der Eltern usw. physisch sehr schwer leidet. Dieser physische Zustand muß naturgemäß auch auf die seelische und geistige Entwicklung der Kinder zurückwirken. Darum müßten wir als besond ere Forderung verlangen, daß die erste Klasse überhaupt geschützt werde. Der Hinweis, es hätten 555 einklassige Schulen gesperrt werden können, wen man die Strenge des Gesetzes angewendet hätte, ist nur ein Beweis dafür, wie schlecht und rückständig unsere Schulgesetze sind. Wir können dem Herrn Minister dafür dankbar sein, daß er als Kronzeuge für unsere Forderung auftritt, die Reform des Schulwes ens sobald und so rasch als möglich durchzuführen. Der Herr Minister hat ausdrücklich festgestellt, daß die Drosselungen erforderlich waren nicht bloß mit Rücksicht auf die gesunkene Schülerzahl, sondern auch mit Rücksicht auf die Vorschriften der bestehenden Gesetze. Es will uns scheinen, daß der Herr Minister hier Wirkung und Ursache verwechselt. Denn die Koalition war es, die im Dezember des vorigen Jahres dieses Gesetz schuf, um abbauen zu können. Ich darf darauf verweisen, daß wir und als die einzige deutsche Partei, die an den Verhandlungen im sozialpolitischen und im Budgetausschusse teilgenommen hat, damals mit Entschiedenheit und mit aller Leidenschaft gegen die Gesetzwerdung gerade der Restriktionsgesetze gewehrt haben.


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