Senát Národního shromáždìní R. È. r. 1920.

1. volební období.

2. zasedání.

Pùvodní znìní.

Tisk 339.

Interpellation

der Senatoren Hartl, Dr. Herzig und Genossen

an den Herrn Minister für nationale Verteidigung

betreffend die Mitteilung der Wiener Zeitschrift "Deutsche Arbeiterpresse"

Die Wiener "Deutsche Arbeiterpresse" bringt folgende Mitteilung:

"Vor einigen Tagen erschien in unserer Kanzlei in vollständig verhungertem Zustand ein armer Volksgenosse aus der Tschecho-Slowakei, der uns folgende unerhörte Mitteilung machte; wir übergeben dieselbe der Öffentlichkeit, ohne auch nur ein Wort seinen Aussagen hinzuzufügen:

"Anfangs Juli 1920 kam ich, Ernst Neumann, aus englischer Gefangenschaft nach Schaffa, politischer Bezirk Znaim, nach Hause. Nach kaum zwei Wochen bekam ich vom Ergänzungsbezirkskommando 99 die Aufforderung, mich dortselbst stellig zu machen. Als ich zur angegebenen Zeit erschien, erwartete mich ein tschecho-slowakischer Regimentsarzt, ein Major und ein Oberleutnant, welche darauf hindeuteten, dass ich mich einer Nachmusterung zu unterziehen habe. Als dies geschehen, wurde mir der Befehl erteilt, binnen 24 Stunden einzurücken, worauf ich erwiderte: "Ich bin geneigt, einem Staate zu dienen, der die deutschen Interessen eines freien Staates fördert, aber nicht hindert." Nun wurde ich als Aufwiegler verhaftet und dem Spielberg bei Brünn eingeliefert. Dreimal täglich kam ein Gefangenaufseher mich fragen; ob ich bereit sei, einzurücken oder nicht. Von einem ehemaligen Regimentsarzt der öster.-ungar. Armee Dr. Haberer, jetzt im Dienste der tschechoslowakischen Armee, bekam ich folgende Aufklärung: "Du als deutscher Offizierstellvertreter und längerdienender Unteroffizier wirst doch wissen, was du deinem deutschen Lande und deiner Nation schuldig bist", worauf ich den nächsten Tag einrückte. Ich kam am selben Tage ins Garnisonsspital 5, nach Obrowitz - Brünn, wo ich Gelegenheit hatte, folgende tschechische Schandtat mit anzusehen.

Drei junge Deutsche waren in der gesperrten Abteilung des Herrn Generalstabsarztes Dr. Koch (deutscher Abstammung) eingesperrt und als irrsinnig erklärt. - Grund hiefür war Verweigerung der Einrückung. Diese drei Leute wendeten sich nächsten Tag an den diensthabenden Sanitätsinspektionsfeldwebel Semenovic mit der Bitte, sie dem Rapport im Stadtkommando vorzuführen, was ihnen kurzweg abgeschlagen wurde. Auf das hinauf erbosten die jungen Leute und schlugen Krawall, um so zu ihrem Rechte zu gelangen. Man holte sie aus der Abteilung heraus und am nächsten Tage, den 19. August 1920, wurden sie im Hofe um 4 Uhr justifiziert. Diese Aussagen will ich jederzeit und vor jedem Gerichte unter Eid bekräftigen.

Ich selbst konnte das Urteil nicht verhindern, weil ich in meiner Obliegenheit nicht die massgebende Person war. Nach dem Urteil wurde ich, um diese Greuel nicht der Öffentlichkeit preisgeben zu können, in die Slowakei nach Poprad - Felka geschickt. Dort unterstand ich einem tschechischen Major, welcher das Feldspital 8 daselbst und in Maklerhaza in der Tatra leitete. Dort war ich Augenzeuge eines ebenfalls greulichen Schauspieles:

Es war gegen 6 Uhr abends, als der Herr Major angeheitert vom "Slovenski Dum" mit zwei Kokotten in seine Villa, welche er mit diesen gemeinsam bewohnte, zurückkehrte, und wie er angab, von einem vorübergehenden deutschen Zugsführer, namens Kainer Adolf nicht gegrüsst wurde. Aus Wut hierüber, sagte er zu Kainer: "Sie deutscher Hund, Sie Schwein, wenn ich an Sie als Kommandant vorübergebe, so will ich auch demgemäss gegrüsst werden". Er liess ihn Front machen und gab ihm zwei Ohrfeigen. Zugsführer Adolf Kainer setzte sich zur Wehr, worauf der Major sowie Oberleutnant Wacina gegen ihn je zwei Schüsse abgaben. Es waren folgende Leute anwesend: Eine deutsche Schwester, Fräulein Rosa Schlesinger (Znaim, Oberer Platz 62), Korporal Schweiger und ich. Die zwei Dämchen des Herrn Major stiessen; nachdem der verwundete Zugsführer Kainer bereits röchelnd auf der Erde lag, demselben in den Bauch und in das Gesicht. Ich und Korporal Schwaiger, darüber wütend, nahmen Stellung gegen den Major und den Oberleutnant und schossen auch in diese Bestien hinein, worauf wir beide, um der Verhaftung zu entgehen, geflohen sind. Ich bitte hiermit, meinen Kameraden Josef Schwaiger, welcher in Eggenburg bei seiner Tante jetzt ansässig ist, hierüber einzuvernehmen.

Ernst Neumann,

ehemaliger Stabsunteroffizier."

Die Unterzeichneten stellen an den Herrn Minister für nationale Verteidigung folgende Anfragen:

1. Ist der Herr Minister bereit, durch eine gründliche Untersuchung einwandfrei feststellen zu lassen, ob die vorstehenden Anklagen den Tatsachen entsprechen?

2. Wenn dies der Fall ist, - ist der Herr Minister bereit, gegen die Schuldigen mit aller Strenge vorzugehen und sie der verdienten Strafe zuzuführen?

Prag, 21. Dezember 1920.

Hartl, Dr. E. M. Herzig,

Dr. Naegle, Jelinek, Meissner, Knesch, Dr. Sgiegel, Dr. Schmidt, K. Friedrich, A. Lippert, Fritsch, Spies, Luksch, Dr. Mayr-Harting.

 

Senát Národního shromáždìní R. È. r. 1920.

1. volební období.

2. zasedání.

Pøeklad.

Tisk 339.

Interpelace

senátorù Hartla, dr. Herzigové a soudruhù

k panu ministru národní obrany

stran sdìlení vídeòského èasopisu "Deutsche Arbeiterpresse"

Vídeòská "Deutsche Arbeiterpresse" pøináší toto sdìlení:

"Vor einigen Tagen erschien in unserer Kanzlei in vollständig verhungertem Zustand ein armer Volksgenosse aus der Tschecho-Slowakei, der uns folgende unerhörte Mitteilung machte; wir übergeben dieselbe der Öffentlichkeit, ohne auch nur ein Wort seinen Aussagen hinzuzufügen:

"Anfangs Juli 1920 kam ich, Ernst Neumann, aus englischer Gefangenschaft nach Schaffa, politischer Bezirk Znaim, nach Hause. Nach kaum zwei Wochen bekam ich vom Ergänzungsbezirkskommando 99 die Aufforderung, mich dortselbst stellig zu machen. Als ich zur angegebenen Zeit erschien, erwartete mich ein tschecho-slowakischer Regimentsarzt, ein Major und ein Oberleutnant, welche darauf hindeuteten, dass ich mich einer Nachmusterung zu unterziehen habe. Als dies geschehen, wurde mir der Befehl erteilt, binnen 24 Stunden einzurücken, worauf ich erwiderte: "Ich bin geneigt, einem Staate zu dienen, der die deutschen Interessen eines freien Staates fördert, aber nicht hindert." Nun wurde ich als Aufwiegler verhaftet und dem Spielberg bei Brünn eingeliefert. Dreimal täglich kam ein Gefangenaufseher mich fragen; ob ich bereit sei, einzurücken oder nicht. Von einem ehemaligen Regimentsarzt der öster.-ungar. Armee Dr. Haberer, jetzt im Dienste der tschechoslowakischen Armee, bekam ich folgende Aufklärung: "Du als deutscher Offizierstellvertreter und längerdienender Unteroffizier wirst doch wissen, was du deinem deutschen Lande und deiner Nation schuldig bist", worauf ich den nächsten Tag einrückte. Ich kam am selben Tage ins Garnisonsspital 5, nach Obrowitz - Brünn, wo ich Gelegenheit hatte, folgende tschechische Schandtat mit anzusehen.

Drei junge Deutsche waren in der gesperrten Abteilung des Herrn Generalstabsarztes Dr. Koch (deutscher Abstammung) eingesperrt und als irrsinnig erklärt. - Grund hiefür war Verweigerung der Einrückung. Diese drei Leute wendeten sich nächsten Tag an den diensthabenden Sanitätsinspektionsfeldwebel Semenovic mit der Bitte, sie dem Rapport im Stadtkommando vorzuführen, was ihnen kurzweg abgeschlagen wurde. Auf das hinauf erbosten die jungen Leute und schlugen Krawall, um so zu ihrem Rechte zu gelangen. Man holte sie aus der Abteilung heraus und am nächsten Tage, den 19. August 1920, wurden sie im Hofe um 4 Uhr justifiziert. Diese Aussagen will ich jederzeit und vor jedem Gerichte unter Eid bekräftigen.

Ich selbst konnte das Urteil nicht verhindern, weil ich in meiner Obliegenheit nicht die massgebende Person war. Nach dem Urteil wurde ich, um diese Greuel nicht der Öffentlichkeit preisgeben zu können, in die Slowakei nach Poprad - Felka geschickt. Dort unterstand ich einem tschechischen Major, welcher das Feldspital 8 daselbst und in Maklerhaza in der Tatra leitete. Dort war ich Augenzeuge eines ebenfalls greulichen Schauspieles:

Es war gegen 6 Uhr abends, als der Herr Major angeheitert vom "Slovenski Dum" mit zwei Kokotten in seine Villa, welche er mit diesen gemeinsam bewohnte, zurückkehrte, und wie er angab, von einem vorübergehenden deutschen Zugsführer, namens Kainer Adolf nicht gegrüsst wurde. Aus Wut hierüber, sagte er zu Kainer: "Sie deutscher Hund, Sie Schwein, wenn ich an Sie als Kommandant vorübergebe, so will ich auch demgemäss gegrüsst werden". Er liess ihn Front machen und gab ihm zwei Ohrfeigen. Zugsführer Adolf Kainer setzte sich zur Wehr, worauf der Major sowie Oberleutnant Wacina gegen ihn je zwei Schüsse abgaben. Es waren folgende Leute anwesend: Eine deutsche Schwester, Fräulein Rosa Schlesinger (Znaim, Oberer Platz 62), Korporal Schweiger und ich. Die zwei Dämchen des Herrn Major stiessen; nachdem der verwundete Zugsführer Kainer bereits röchelnd auf der Erde lag, demselben in den Bauch und in das Gesicht. Ich und Korporal Schwaiger, darüber wütend, nahmen Stellung gegen den Major und den Oberleutnant und schossen auch in diese Bestien hinein, worauf wir beide, um der Verhaftung zu entgehen, geflohen sind. Ich bitte hiermit, meinen Kameraden Josef Schwaiger, welcher in Eggenburg bei seiner Tante jetzt ansässig ist, hierüber einzuvernehmen.

Ernst Neumann,

ehemaliger Stabsunteroffizier."

Podepsaní táží se pana ministra národní obrany:

1. Jest pan ministr ochoten dùkladným vyšetøováním dáti bezvadnì zjistiti, zda v pøedu uvedené stížnosti odpovídají skuteènosti?

2. Je-li tomu tak, jest pan ministr ochoten zakroèiti se vší pøísností proti viníkùm a dodati je zaslouženému trestu?

V Praze 21. prosince 1920.

Hartl, Dr. E. M. Herzig,

Dr. Naegle, Jelinek, Meissner, Knesch, Dr. Sgiegel, Dr. Schmidt, K. Friedrich, A. Lippert, Fritsch, Spies, Luksch, Dr. Mayr-Harting.


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