Trotzdem wir im verfassungsrechtlichen Ausschuß gewarnt
haben, wiederum jene Bestimmungen aufzunehmen, die wirtschaftliche
und soziale Institutionen treffen, die man durch entsprechende
Maßnahmen durchaus klarstellen kann, haben Sie diese Bestimmungen
aufrecht erhalten. Wozu haben Sie denn die Kontrolle durch das
Ministerium für soziale Fürsorge und durch das Innenministerium
über wirtschaftliche und soziale Organisationen, wenn sie
es für notwendig finden, dann außerdem noch irgendwie
im Zusammenhang mit einer politischen Partei Auflösungsbestimmungen
für diese Organisationen aufzunehmen? Sie machen es genau
so, wie man es im Völkerbund betreibt. Ein Sanktionsmittel
nach dem andern häuft man auf, man glaubt immer noch mit
dem einen Pakt den Frieden ni cht gesichert zu haben und schafft
immer neue Pakte. Sie schaffen ununterbrochen, Jahr für Jahr,
neue Gesetze mit entsprechender Vollmacht der Organe und Sie haben
offenbar zu sich selbst nicht einmal das Vertrauen, daß
derartige Vollmachten genügen und entsprechend wirks am werden.
können. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.) Genau so wie hierzulande in Bezug auf die außenpolitische
Entwicklung eine Stimmung ist, die Politik nicht vom Gesichtspunkt
der sachlichen Notwendigkeit, sondern der Angst macht, genau so
machen Sie in Bezug auf innerpolitische Vorsichtsmaßregeln
nicht Politik vom Standpunkt der sachlichen Zweckmäßigkeit
und Notwendigkeit, sondern von der Angst angetrieben, insbesondere
von der Angst gewisser kleiner Parteien, die dadurch wieder die
Möglichkeit neuen Aufstieges erhoffen. (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.) Sie erreichen aber
damit nicht, daß ein Arbeiter oder Bauer, der von diesen
Parteien aus Idealismus weggegangen ist, trotz einer Parteiauflösung
wieder dorthin zurückkehren wird, woher er gekommen ist,
sei es zur sozialdemokratischen oder christlichsozialen Partei
oder zum Bund der Landwirte.
Hier ist die Rechnung falsch gemacht. Der Rechenfehler besteht
darin: Wenn in irgend einer Weise besonders gegen die sudetendeutsche
Partei vorgegangen wird, sei es durch irgendwelche Schikanen dieser
Art oder Verängstigungen, so ist es falsch gerechnet, daß
etwa die beiden deutschen Minister, die heute nur so ein Aushängeschild
für den Staat ohne Hinterhalt sind, wieder das Sudetendeutschtum
hinter sich bekommen würden. Nein, das ist ein großer
Irrtum, denn diese Arbeitermassen denken instinktiv, die denken
nicht nach Berechnungen und werden niemals dorthin zurückkehren,
wo Sie, meine Herren, glauben, die Entwicklung der inneren Politik
in der Geschichte wieder zurückzuschrauben zu können,
auf den Stand vom Jahre 1926, wo Sie, meine èechischen
Herren, die Möglichkeit hatten, den damaligen Verständigungswillen
dieser deutschen Parteien auch wirklich zu honorieren, aber diese
Chance einer innerstaatlichen Verständigung mit den alten
politischen Parteien ein für allemal nicht nur verpaßt,
sondern sie selbst mit zugrunde gerichtet haben. Jetzt wundern
Sie sich darüber, daß diese Massen nicht mehr dem Minister
Spina oder Czech glauben. Sie können ihnen
nicht glauben, denn Sie haben den beiden Ministern, die mit ihrer
Anhängerschaft alles für den Staat getan haben, was
Sie wollten, nicht das geringste gegeben. Wenn Sie glauben, bei
uns ähnliche Leute zu finden, dann irren Sie sich, denn ohne
daß wir die Rechte für die arbeitenden Massen sowie
die international gewährleisteten nationalen Rechte für
das Sudetendeutschtum erlangen, werden Sie nie erwarten können,
daß wir eine solche Jasager-Politik mitmachen, wie diese
Herren, die das größte Vertrauen, das sie im sudetendeutschen
Volke besaßen, verloren haben. (Rùzné výkøiky.)
Místopøedseda Langr (zvoní):
Prosím o klid.
Posl. Kundt (pokraèuje): Damit bin ich eigentlich
gewissermaßen in die innerpolitische Lage hereingekommen.
Ich habe den Eindru ck, daß die derzeitigen maßgebenden
großen èechischen Parteien eigentlich selbst nicht
recht wissen, wie sich die Entwicklung in der nächsten Zeit
gestalten soll. Sie wissen nur, daß sie irgend etwas vorkehren
sollen, aber wie der Weg gehen soll, wissen sie anscheinend nicht,
denn dann würde es nicht geschehen können, daß
der einzige Gegenstand, mit dem sich die Presse nahezu aller èechischen
Parteien seit Wochen als wichtigster Frage der Innenpolitik zu
beschäftigen weiß, die Frage der Auflösung der
sudetendeutschen Partei ist. Es ehrt uns, daß Ihre Presse
in Bezug auf die Notwendigkeit der inneren Gestaltung des Staates
keine andere Idee und Wichtigkeit sieht, als die sudetendeutsche
Partei. Im Grunde genommen ist das aber gerade für die verantwortlichen
Männer des Staates ein geistiges Schwächezeichen, daß
sie in ihrer großen Presse über keine wichtigere Frage
zu diskutieren haben, als über diese Frage, die ich angedeutet
habe. Das eine sage ich, meine Herren: wir brauchen kein Parteienauflösungsgesetz,
welches ja nur innerpolitische Bedeutung hat und haben kann, wenn
Sie sich fähig und mutig genug fühlen, eine solche Innenpolitik
zu machen, daß es im Staate keine unzufriedenen Massen gibt.
Vom Gesichtspunkt der Demokratie, die Sie uns immer abstreiten,
die Sie gepachtet haben wollen, sage ich: in der Demokratie gibt
es nur eine Auflösung von politischen Parteien, nämlich
durch die Stimme des Volkes und ni emals durch einen Verwaltungsakt.
(Potlesk poslancù sudetskonìmecké strany.)
Der 19. Mai hat bereits einige sudetendeutsche Parteien beinahe
aufgelöst und wenn sich heute Herr Rašín
vor mir so groß gemacht hat, in einer Tonart, die durchaus
nicht dem Niveau des Hauses entspricht, dann sage ich ihm, auch
seine Partei wäre am 19. Mai beinahe aufgelöst worden,
wenn sie sich nicht Herrn Støíbrný
zu Hilfe geholt hätte.
Nun zu Herrn Rašín. Ich sehe in dem, was Herr
Rašín hier gesprochen hat, das Prototyp des
durchschnittlichen èechischen Innenpolitikers. Der Mann
hat nichts anderes zu sagen gewußt, als neuerlich in der
Tonart der ganzen èechischen Presse in diesen ernsten Zeiten
zu hetzen, ohne Beweise und ohne Argumente. Er hat wahrscheinlich
eine Rede gehalten, damit er bei den nächsten Wahlen wiederum
von den Hranièáøi mehr Stimmen bekommt, als
andere Parteien. Denn es ist eine Unerhörtheit, hier zu behaupten,
das ganze Sudetendeutschtum sei Irredenta. Das ist der Geist,
in dem Sie seit 1918 Politik gemacht haben, seit 1918, wo Ihnen
eine deutsche Partei und ein deutscher Politiker nach dem anderen
die höchsten Loyalitätsbeweise gab, wo sich die deutschen
Parteien bemühten mitzuarbeiten. Und damals haben diese Parteien
keine andere Antwort bekommen, als: das Sudetendeutschtum ist
von vornherein Irredenta. Damit werden Sie niemals den Staat konsolidieren,
den seinerzeit Männer mit großer politischer Seriosität
geschaffen haben, mit größerer Seriosität als
heute geistige Politik gemacht wird. (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.)
Außerdem scheint nur Herrn Rašín und
der èechischen Presse vorbehalten zu sein, das Privileg
zu haben, das an sich längst verbotene, von den Sudetendeutschen
fast nie gebrauchte Wort "Sudetendeutschland" zu verwenden.
Nun zu einem konkreten Fragenpunkt. Herr Rašín
hat erstens hier ein ganz merkwürdiges Salto mortale
gemacht. Er hat die Notwendigkeit der Auflösung der Sudetendeutschen
Partei und der kommunistischen Partei, also die Notwendigkeit
eines Parteiauflösungs-gesetzes, zu begründen versucht.
Denn ich nehme nicht an, daß er auf irgendeinem brutalen,
ungesetzlichen Weg die Parteien auflösen will. Dann ist es
aber ein merkwürdiger Geistessprung, gegen ein Gesetz zu
stimmen, wie er erklärt hat, dessen Durchführungsnotwendigkeit
er selbst betont hat. Das kennzeichnet aber die Logik, mit der
Politik gemacht wird.
Aber noch kennzeichnender sind die Quellen, auf die sich Dr. Rašín
berufen hat, kennzeichnend in zweierlei Hinsicht. Erstens einmal
nimmt er das Gestammel der "Prager Presse", das sonst
von dieser Richtung nicht genug heruntergefetzt werden kann, als
seine Argumente auf. Und zweitens behauptet er, daß auf
Grund der Relationen der Bezirksbehörden und auf Grund sonstiger
Information, die nur Staatsbeamte haben können, die Notwendigkeit
der Auflösung unserer Partei gegeben sei. Dann ist Folgendes
möglich: entweder hat sich Dr. Rašín diese
Behauptungen aus den Fingern gesogen, oder es gibt Bezirkshauptleute
und sonstige Staatsbeamte, die den Eid des Amtsgeheimnisses gebrochen
haben und Dr. Rašín die Relationen haben lesen
lassen. Eine andere Möglichkeit besteht nicht.
Und nun zu den Relationen. Wie werden sie gemacht? Ich bin selbst
häufig draußen und da sitzt oft in der Versammlung
neben mir ein Regierungskommissär. (Posl. May: Der nicht
stenographieren kann!) Dieser kann meistens nicht stenographieren,
ja er kann selten überhaupt deutsch. Und dann hört er
irgendetwas und schreibt irgendeinen Satz auf, auf ein kritisches
Wort baut er, wie ich feststellte, seinen Bericht auf, er kann
aber nicht den ganzen Gedankengang und den Sinn der Rede erfassen.
Wenn nach diesen Relationen sich das Innenministerium richtet
- ich empfehle vielleicht dem Vertreter des Herrn Innenministers,
sich die Relationen über meine Reden vorlegen zu lassen -
wird es sicherlich keine Ahnung von den Dingen haben, wie sie
draußen in unseren Versammlungen und überhaupt draußen
vorgehen. Nach dieser Ahnungslosigkeit urteilt man über die
ganze innerpolitische Maschinerie in der Richtung des sogenannten
Staatsschutzes. Sie sind überhaupt in keiner Weise informiert
über das Volk, das in Ihren Staat mit einbezogen ist, über
die Sudetendeutschen, Sie sind bestenfalls nur informiert von
Verhetzten, von Leuten, die Karriere machen wollen, von Leuten,
die nicht deutsch sprechen können und die im deutschen Gebiet
Dienst tun.
Nun kam Dr. Rašín mit der demokratisch-republikanischen
Staatsverfassung. Er hat uns mangelhafte Demokratie vorgeworfen
und behauptet, wir seien für die Totalität. Ich möchte
Dr. Rašín bitten, hier das demokratisch - verfassungsrechtliche
Programm seiner politischen Gruppe nach der Art, wie es auch in
den Støíbrný-Blättern enthalten ist,
vorzutragen, und ich werde mir hinterher gestatten zu beweisen,
daß darin kein einziger Funke vom Geist wahrer Demokratie,
noch weniger wissenschaftlicher Terminologie von Demokratie vorhanden
ist - bis auf das Wort Demokratie. Und da komme ich auf einen
wesentlichen Punkt. Es ist in der innerstaatlichen Entwicklung,
sowohl in der Praxis der Gesetzesformulierungen, wie überhaupt
in der innerstaatlichen Diskussion hier und in der Presse absolut
nicht die geringste Klarheit darüber, was Sie unter einander,
nämlich die Èechen untereinander, unter demokratisch-republikanischer
Verfassung und unter Demokratie verstehen. Wir haben so viele
Formulierungen gehört! Nicht nur jeder Parteiführer
von Ihnen, sondern bei manchen Parteien sogar jeder politische
Redner hat bereits eine ganz andere und unterschiedliche Auffassung
von Demokratie. (Výkøiky.) Damit wird außerordentlich
viel Schindluder getrieben. Denn Sie fußen bei der Anwendung
von Gesetzen auf der allgemeinen Bezeichnung "demokratischrepublikanische
Verfassung", Sie machen aber gleichzeitig eine Reihe von
Gesetzen ununterbrochen, die nichts anderes als, gelinde gesagt,
die Vorstufe zum autoritären Staate sind. Der Höhepunkt
dieser Entwicklung ist das nächste Woche zu diskutierende
Gesetz, in welchem alle Möglichkeiten der Einrichtung einer
Diktatur gegeben sind, und zwar in Friedenszeiten, nicht in Kriegszeiten.
Da ist etwas sehr interessant. Sie scheinen selbst Sorge zu tragen,
wie die jeweilige machthabende Parteigruppe das Wort "demokratisch"
auffassen würde. Sie haben nämlich sehr lange gezögert,
das Parteienauflösungsgesetz überhaupt wiederum in Kraft
treten zu lassen. Ich habe aus dem Munde eines sonst ganz seriösen
èechischen Herrn gehört, daß man in gewissen
Parteikreisen Angst hatte, es könnte eine andere Richtung
der Politik die Oberhand gewinnen und vielleicht einmal das Gesetz
auch gegen èechische Parteien anwenden. Darum sage ich:
Die Bestimmungen eines Gesetzes müssen eine andere Klarheit
haben, als zu schaffen Sie sich bisher die Mühe genommen
haben, Gesetze und besonders Begriffe in Gesetzen zu formulieren.
Der Begriff "demokratisch-republikanisch" ist bereits
ein Begriff, von dem niemand mehr weiß, was er in Bezug
auf die normale Verwaltungspraxis beinhaltet. Denn Sie haben die
Demokratie bei den Ernennungen gebrochen, Sie haben die Demokratie
bei den verschiedensten Gleichheitsgrundsätzen der Staatsbürger
verschiedener Nationen des Staates in praxi schon seit 10 Jahren
gebrochen und Sie haben in mancher Beziehung den Weg beschritten,
noch viel schärfere Möglichkeiten zum Bruch der Demokratie
den jeweiligen politischen machthabenden Gruppen im Staate in
die Hand zu geben. Und immer geschieht das unter dem Titel des
Schutzes der Demokratie, des Schutzes des Staates.
Ich habe den Eindruck, als ob man sich in diesem Staate und im
èechischen Volke trotz allen gegenteiligen Äußerungen
auf der ganz gleichen Linie der geistigen Entwicklung befände,
wie in allen Staaten um diesen Staat herum. Trotzdem überheben
Sie sich, sich als wahre Insel der Demokratie auszugeben, die
praktisch längst nicht mehr vorhanden ist.
Und noch eines: Die ganze Entwicklung zeigt, daß Sie mit
den Gesetzen zum Schutze von so oder so etwas nicht auskommen.
Denn Sie haben sich z. B. zum Schutze gegen die Korruption auch
schon eine große Menge von Gesetzen, aber gewöhnlich
büßen die kleinen Sparer, nicht aber die Großen,
die eigentlich getroffen werden sollen. Was aber fehlt, das ist
der Geist in diesem Staate, aus dem heraus eine innere Konsolidiertheit
und Verständigung aller Staatsbürger geschaffen werden
sollte. (Souhlas poslancù sudetskonìmecké
strany.) Wenn Sie mit dem Geiste, den heute die èechische
Presse fast aller Lager - ich sage aller Lager, im gleichen Geiste,
wie es hier Dr. Rašín getan hat vertritt, den
Staat konsolidieren wollen, dann garantiere ich Ihnen, daß
Sie keinen für Ihre Gegner schöneren Weg beschreiten
können, um den eigenen Staat zugrundezurichten. Sie haben
sich zu sehr von gewissen Giftmischergruppen, die von Moskau und
anderswo gespeist werden, in eine Angstpsychose führen lassen,
welche politistische Führer, wenn sie den Ernst der Lage
sehen, nie haben dürfen. Wenn Sie Politik aus Angst schon
vor dem Kriege gemacht hätten, hätten Sie diesen Staat
Ihrer Nation nie erobert. Jetzt, wo Sie die Machtmittel in der
Hand haben, machen Sie Politik aus Angst gegen die kleinen Staatsbürger;
das wird Sie dahin führen, daß Sie den eroberten Staat
von selbst innerlich durch Mißtrauen - und Mißtrauen
ist das schärfste Zersetzungsmittel des Staates - selbst
zugrunde richten werden. Wenn Sie jedem, der den Mut hat, um Ihnen
zu zeigen, wie die Dinge wirklich liegen, und wer noch den Mut
hat zu sagen "Wir sind bereit zur Verständigung!"
nichts anderes erwidern können, als uns immer wieder vorzuwerfen:
"Ihr seid Irredentisten, Staatsfeinde, wir glauben Euch nicht!
"dann werden Sie es, meine Herren, niemals fertig bringen,
diesen Staat innerstaatlich zu konsolidieren. Und wenn Sie ihn
nicht konsolidieren, das heißt 3 1/2 Millionen Sudetendeutsche
einbeziehen, dann werden Sie eben diese 3 1/2 Millionen Sudetendeutsche
und auch viele Millionen anderer Nationen in diesem Staate außerhalb
dieser Konsolidiertheit lassen, dann ist eben dieser Staat nicht
konsolidiert, wie er bisher seit 1918 von Ihnen noch nicht konsolidiert
wurde. Die große Aufgabe, die Sie haben, werden Sie nicht
mit der Mentalität eines "Èeské slovo",
mit der Mentalität von Hranièáøi-Blättern
oder eines "Právo lidu" oder anderer Blätter
lösen können. Die werden Sie nicht mit der Mentalität
eines Rašín, der der Sohn eines großen
Vaters ist, lösen können, sondern nur dadurch, daß
Sie sich wirklich überlegen, wie es möglich ist, nicht
mit irgendwelchen abgebrauchten Politikern, sondern mit den Vertrauensträgern
der Masse der Völker in diesem Staate und bei uns mit der
Masse des Sudetendeutschtums eine wahre Verständigung über
alle Lebensgrundlagen im Staate und damit auch über das entsprechende
Vertrauensverhältnis dieser Bevölkerung zum Staate schaffen.
Zwei Jahre treten wir auf, zwei Jahre sagen wir und predigen von
Verständigung, zwei Jahre bieten wir Ihnen die Hand an und
zwei Jahre beruhigen wir die hungernde und schon in Verzweiflung
befindliche sudetendeutsche Bevölkerung und zwei Jahre lang
schlagen Sie uns ins Gesicht, indem Sie uns tagtäglich sagen:
Wir wollen uns nicht verständigen. Die einen sagen es mit
Ausreden und nur einige haben den Mut, es wenigstens direkt zu
sagen. Und tagtäglich stützen Sie sich bei dieser Ihrer
Politik auf die Relationen irgendwelcher untergeordneter Organe,
die ein Interesse daran haben, Karriere zu machen, stützen
Sie sich auf Insinuationen gewisser Restgruppen sudetendeutscher
Politiker, die nur ein Interesse daran haben, überhaupt noch
existent zu sein mit Hilfe Ihrer Bajonette und Sie stützen
sich auf die èechische Presse, die selbst gar keine Ahnung
besitzt, in ihren Prager Redaktionsstuben, wie es draußen
in den breiten Kreisen des Sudetendeutschtums, in den breiten
deutschen Siedlungsgebieten dieses Staates tatsächlich aussieht.
Und der Generalstäbler, der eine Politik macht vom Gesichtspunkte
irgendwelcher theoretischer oder falscher Informationen, eine
Politik macht vom Geiste einer notorischen chauvinistischen Verblendung,
der muß in der Politik letzten Endes verlieren. Er kann
nicht gewinnen, außer er hat die Absicht, ganz brutal letzten
Endes ohne Rücksicht, ob Menschen hungern oder nicht, auf
Basis der Bajonette die sogenannte Demokratie in Form einer eklatanten
Polizeistaatsdiktatur aufrecht zu erhalten.
Auf diesem Wege befinden Sie sich auch, meine Herren, augenblicklich.
Wenn Sie den Staat mit Hilfe aller Machtmittel auch innerlich
zu konsolidieren wünschen, so wissen Sie aus der eigenen
Geschichte: noch niemals ist ein Staat durch Bajonette innerlich
konsolidiert worden, sondern immer nur durch eine weise Staatsführung,
zu der es auch weise Berater in der Staatsführung geben soll
und diese scheinen mir zu fehlen. Denn wenn Sie Ihre èechische
Presse lesen, so ist diese die schlechteste Beraterin. (Výkøiky:
Zu spät!) Herr Kollege, derjenige Politiker, der auf
dem Standpunkt steht, daß er zu spät kommt, sollte
alle Politik sein lassen, denn für einen Politiker, der guten
Willen hat, darf es ni emals ein Zuspät geben.
Von diesem Gesichtspunkt der ganzen innerstaatlichen Lage und
der ganzen ernsten Lage im Staat und um den ganzen Staat herum,
sage ich Ihnen, daß irgendwelche Gesetze allein und auch
irgendwelche Maßnahmen in Bezug auf die Verstärkung
der Staatspolizei und ähnliche Dinge nicht das letzte Wort
in Bezug auf die innerstaatliche Konsolidierung sein können
und nicht sein dürfen. Und ich sage Ihnen, daß ich
vor diesem Parteienauflösungsgesetz gar keine Angst habe,
denn ein innerlich im Gemeinschaftswillen geschlossenes Volk kann
man nicht auflösen (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.) - und die Sudetendeutsche Partei ist ja keine Partei
mehr.
Aus diesen Besorgnissen heraus, daß dies wirtschaftliche,
soziale Sanktionen gegen Menschen sind, die die politische Führung
niemals verantworten können und verantwortet haben, und aus
dem Gedanken heraus, daß das eben keine Lösung der
innerstaatlichen Fragen ist (Pøedsednictví pøevzal
místopøedseda Taub.), müssen wir dieses
Gesetz ablehnen, weil Sie selbst jedes vernünftige Wort zu
einer Verbesserung des formalen Verfahrens unsererseits abgeschlagen
haben. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.)