Pátek 5. èervna 1936
Hohes Haus! Klar ist, daß durch die Kunstfettsteuer die
armen Volksschichten belastet werden. Wenn es auch heißt,
daß der Erzeuger diese Steuer trägt, so geschieht dies
doch erstens auf Kosten der Qualität und zweitens versucht
er die Steuer auf die Angestellten und auf seine Reisenden abzuwälzen.
Außerdem werden wieder die Konsumenten diejenigen sein,
die diese Steuer zu tragen haben. Für uns erhebt sich die
Frage: Erträgt die sudetendeutsche werktätige Bevölkerung,
ertragen die Arbeitslosen noch eine solche Belastung, besonders
bei einem Volksnahrungsmittel wie es die Margarine und die Ku-nstfette
überhaupt sind? Wir antworten mit Nein. Die verantwortlichen
Faktoren der Regierung sollen sich einmal umsehen, wie es in den
sudettendeutschen Gebieten wirklich aussieht. Sie kommen am Sonntag
hin, halten dort ihre Festreden. Sie sollen einmal den Inhalt
ihrer Sonntagsreden in Einklang bringen mit den Handlungen, wie
sie mit dem armen Volk umspringen. Das ganze sudetendeutsche Gebiet
geht ja zugrunde, es hungern heute tausende Arbeiter, einstmals
kräftige Männer, es hunggern Kinder, es hungern Frauen,
es hungern Greise, es stürzen einzelne Leute, die zu Interventionen
auf die Bezirksbehörden gehen, in den Kanzleiräumen
um, arbeitslose Frauen gebären in Leichenkammern, in den
Strohschobern und in den Ställen haben sie noch ein Asyl,
wenn sie nicht an den Straßenrändern übernachten
müssen. Und hier trifft man heute Sozialisten, man trifft
Indifferente, man trifft sehr viele Anhänger, Wähler,
die gerade jene Parteien gewählt haben, die heute diese Aushungerungspolitik
vollziehen. Die Regierung vergrößert noch diese Not,
die Regierung raubt den Arbeitslosen bei jeder Zuteilungsperiode
die Karten, so daß die Leute außerstande sind, irgendwelche
Volksnahrungsmittel zu kaufen, daß sie heute auf Brot und
Margarine, ihre lebenswichtigsten Produkte, verzichten müssen.
Eine verantwortungslose Presse spricht von Faulenzern und Tagedieben,
die in das Stockhaus gehören. Ich kann den Nachweis erbringen,
wie man in den einzelnen Bezirken die Abstriche vollzieht, und
zwar hat man im Bezirk Komotau 103.000 Kè in der letzten
Zuteilungsperiode abgestrichen. (Hört! Hört!) Man
hat in 14 böhmischen Bezirken 716.900 Kè abgestrichen,
das sind 28%, die man den Arbeitslosen entzogen hat. Man hat Bezirke,
wie Marienbad... (Výkøiky: Hört! Hört!
Das ist ein Skandal! - Hluk.)
Pøedseda (zvoní): Prosím o
klid.
Posl. Schenk (pokraèuje): ... die 132.000
Kè brauchen, der aber nur 45.000 Kè erhalten hat.
Der Bezirk Plan benötigt 43.000 Kè, hat aber nur 14.000
Kè erhalten, der Bezirk Tepl benötigt 41.000 Kè,
hat aber nur 20.000 Kè erhalten, Tachau benötigt 138.000
Kè und hat nur 87.000 Kè erhalten, der Bezirk Mies
benötigt 211.000 Kè, und hat nur 137.000 Kè
erhalten. Bischofteinitz benötigt 153.000 Kè und hat
nur 82.000 Kè erhalten. Das bedeutet, daß man diese
Arbeitslosen, die um die Karten gebracht wurden, in den Hungertod
treibt. Sozialistische Zeitungen schreiben, daß gewissenlose
Elemente diese Situation gegen den Staat und gegen die demokratische
Verfassung ausnützen werden. Wer ist denn dieses gewissenlose
Element? Sind es nicht jene, die den armen Teufeln die Karten
wegnehmen (Sehr richtig!) und diese armen Teufel in das
Elend hineintreiben? Die Exekutoren schicken die arbeitslosen
Familien auf die Straße setzen, so daß die Mütter
mit den Kindern auf Bahnhöfen und in Waldungen kamampieren
müssen. Das sind jene gewissenlose Elemente, die in das Kriminal
gehörten, die man in der Sowjetunion anders behandeln würde
als hier. Manche Herren versuchen, diese Geschichten so zu drehen,
daß sie sagen: Nicht die Regierung ist verantwortlich, verantwortlich
sind die Bürokraten und die Behörden. Wir sagen: wer
hat denn eine größere Vollmacht, das Ministerratspräsidium,
die Herren Minister oder der Herr Bezirkshauptmann? Wer ist stärker?
Wenn der Bezirkshauptmann nicht das macht, was in den Intentionen
des Ministers liegt, warum wirft man ihn dann nicht hinaus? Wir
können aber das Gegenteil feststellen, wir können feststellen,
daß er zum Oberrat avancieren kann, wenn er es genügend
versteht, Arbeitslose um ihre Karten zu bringen. Wir sehen dieses
furchtbare Elend besonders in den armen Landgemeinden. Ich war
jetzt in den Bezirken Saaz, Podersam und Komotau. Ich habe mich
in den Gemeinden überzeugt, wie sich dies auswirkt, daß
man Zehntausende um die Karten gebracht hat. Eine kleine Gemeinde
im Saazer Bezirk hat 13 Arbeitslose, der Vorsteher zieht in seine
Gemeinde fremde Arbeiter und überläßt die Arbeitslosen
ruhig ihrem Schicksal. Wenn ein Arbeitsloser protestieren geht,
wird er ganz einfach polizeilich abgestraft und eingesperrt. (Posl.
B. Köhler: Wie heißt denn die Gemeinde?) Die Gemeinde
heißt Klièky im Bezirk Saaz. (Posl. B. Köhler:
Und wie heißt der Vorsteher?) Der Name des Vorstehers
ist mir nicht bekannt. (Posl. B. Köhler: Welcher
Partei gehört er an?) Dem Bund der Landwirte. Eine zweite
Gemeinde ist Rudig. Dort hat man zirka 30 Arbeitslose bei Forstarbeiten
beschäftigt, wo sie einige Stunden arbeiteten, um nebenbei
etwas an Lohn verdienen zu können. Dies hat den Behörden
genügt, daß man auf Grund von Denunziationen, die sogar
über die SdP gekommen sind, den Leuten 48 Stunden Arrest
gegeben und ihnen das Wahlrecht genommen hat. So behandelte man
die armen Teufel, weil sie es gewagt haben, 16 Stunden in der
Woche zu arbeiten und sich nebenbei seine Czech-Karten zu nehmen.
Ein weiterer Fall ist Kunersdorf im Erzgebirge, Bezirk Komotau.
Dort haben sich einige Arbeitslose vom Paschen durchgefrettet.
Es kommen am 3. Juni zwei Finanzer in Zivil und machen bei diesen
Paschern eine Hausdurchsuchung. Sie werden beschuldigt, daß
sie Margarine aus dem Dritten Reiche herüberholen. Was sich
dort ereignet hat, muß den Protest auch dieses Hauses hervorrufen.
Man hat eine Hausdurchsuchung unter Gendarmerieassistenz vorgenommen,
wobei nichts anderes gefunden wurde als zwei leere Schachteln
und ein Stückchen Seife; man hat 14 Arbeiter unter verstärkter
Gendarmerieassistenz nach Brüx eingeliefert. Man hat nämlich
das Überfallskommando von Komotau bestellt und die Leute
in das Gebäude hineingetrieben und wahllos drauflos verhaftet.
Der dortige Gendarmeriepostenkommandant kann kein deutsches Wort
sprechen und versteht die Ortsbevölkerung nicht. Bei den
Verhaftungen hat er in einer Hand seinen entsicherten Revolver
und in der anderen seinen blanken Säbel gehabt (Výkøiky.)
und die friedliebenden Menschen in diesem Hungergebiet bedroht.
Was war der Grund? Der Werkarbeiter Ziegelschmied, beschäftigt
am Grohmann- Schacht, deutscher Sozialdemokrat, hat vier arbeitslose
Söhne im Alter von 25 bis 30 Jahren. Ihnen allen wurden die
Lebensmittelkarten entzogen und der alte Vater wurde verpflichtet,
für seine erwachsenen Söhne zu sorgen; bei diesen Söhnen
hat nun die Hausdurchsuchung stattgefunden und die Söhne
haben sich mit vollster Berechtigung dagegen verwahrt. Sie haben
verlangt, daß man ihnen Brot und Arbeit gibt, dann würden
sie es nicht notwendig haben, Ware zu paschen. Und als unser Bezirksvertreter
Kettner dasselbe erklärte und Arbeit und Brot für die
armen Leute verlangte, hat man ihn gleichfalls verhaftet und in
das Kreisgericht eingeliefert.
Ich will mich nun mit einer anderen Frage beschäftigen. Man
erklärt manchmal in den Dörfern, daß die Arbeitslosen
Diebe sind, daß sie den Bauern die Früchte von den
Feldern stehlen. Wenn Ihr den Arbeitslosen Brot und Arbeit, Fett,
Kartoffeln und Mehl geben würdet, dann würde kein einziger
Arbeitsloser auf die Felder gehen. Die Diebe sitzen ganz wo anders.
Hier dreht es sich darum, daß hungernde Menschen, die aus
Selbsterhaltungstrieb nicht zugrundegehen wollen, hinausgehen
und sich von den Feldern etwas zum Essen holen.
Ich habe von dieser Stelle aus an die Öffentlichkeit und
auch an das Parlament folgende Forderungen gestellt: Erstens verlangen
wir, daß sämtliche aus der Aktion gestrichenen Arbeitslosen
wieder in die Ernährungsaktion aufzunehmen sind. Wir verlangen
ferner Mehl und Brot, Fett und Zucker für die Hungergebiete,
für jene Gebiete, wo tausende Menschen vor Hunger auf der
Straße zusammenbrechen. Wir verlangen die Errichtung von
Speisestätten nicht nur für die Kinder sondern auch
für die erwachsene Bevölkerung, für die Mittelschichten,
für die Gewerbetreibenden, die genau so elend gestellt sind
wie die übrigen Arbeiter. Wir verlangen von dieser Stelle
aus ein Verbot von Delogierungen, sonst könnte der Fall eintreten,
daß kein Arbeitsloser mehr eine Wohnung haben wird. Wir
haben schon hunderte delogierter Arbeitsloser in den sudetendeutschen
Städten. Wir verlangen, daß die Zuteilung von Medikamenten
und ärztliche Behandlung jedem Arbeitslosen garantiert wird.
Wir verlangen weiters auch, daß genügend Milchkarten
für die Kinder und für die Mütter hungernder Kinder
beigestellt werden und daß endlich Schluß gemacht
wird mit der Protektionswirtschaft. Wir verlangen auch, daß
in die Sozialkommissionen solche Leute hineinkommen, die das Vertrauen
des armen Volkes tragen. Hinaus mit den Grundbesitzern, den Fabrikanten
und den Hungerdiktatoren aus den örtlichen und Bezirks-Sozialkommissionen!
Schließlich muß ich noch die Forderung erheben, daß
das brutale Eingreifen der Gendarmerie in Kunnersdorf geahndet
wird. Wir haben eine Interpellation an den Innenminister eingebracht.
Ich will hier die Forderungen verlesen, die in der Interpellation
enthalten sind: Erstens verlangen wir, daß in rein deutschen
Ortschaften nur Gendarmeriekommandanten Dienst machen sollen,
die der deutschen Sprache mächtig sind. Ist dies nicht der
Fall, müssen sie aus solchen Orten entfernt werden. Sie dürfen
weiter gegen eine ruhige Bevölkerung nicht beim geringsten
Anlaß mit der Waffe vorgehen. (Výkøiky
posl. Appelta.) Zweitens fragen wir den Herrn Innenminister,
ob er bereit ist, auf dringendem Wege eine Untersuchung einzuleiten,
um die eheste Freilassung der Verhafteten in die Wege zu leiten.
Drittens fragen wir: "Ist dler Herr Minister bereit, zu veranlassen,
daß bei Exekutionen, bei Hausdurchsuchungen oder bei anderen
Anlässen die amtshandelnden Organe anständig mit der
Bevölkerung umgehen, damit sich solche Vorfälle nicht
mehr wiederholen?" Viertens verlangen wir die Bestrafung
des Postenkommandanten und Entlassung aus dem Staatsdienst. Das
sind unsere Forderungen.
Wir sagen von dieser Stelle aus noch einmal: Wir sind bereit,
mit den einzelnen Faktoren der anderen politischen Parteien uns
über diese Dinge zu beraten. Wir lehnen es nicht ab, in den
Ortschaften und Bezirken Maßnahmen zu ergreifen, damit dem
armen Volk geholfen wird. Wir verlangen auch, daß die von
der kommunistischen Partei eingebrachten Anträge, um die
Not im sudetendeutschen Gebiet zu lindern, auch verwirklicht werden.
Ich will diese Anträge hier nicht behandeln, denn sie sind
diesem Hause zur Genüge bekannt. Doch das eine müssen
wir sagen: Wenn Sie in Zukunft keine andere Politik gegenüber
dem armen ausgehungerten Volk draußen im deutschen Gebiet
machen werden, dann können Sie sich nicht darauf verlassen,
daß das ausgehungerte Proletariat, aber auch die Mittelschichten,
Vertrauen zu Ihrer Gesetzgebung und zu Ihren Handlungen haben
können, wenn sie sehen, daß sie von Monat zu Monat
immer tiefer in Not und Elend hinein geraten. Das sudetendeutsche
werktätige Volk weiß jetzt schon zur Genüge, daß
alle seine Hoffnungen, die es einmal auf die Sudetendeutsche Partei
gesetzt hat, sich als trügerisch erwiesen haben. Heute kapituliert
diese Partei, heute stimmt sie für arbeiterfeindliche Gesetze,
heute läßt sie das Volk in den Städten und Dörfern
zugrundegehen. Deshalb sagen wir, das sudetendeutsche werktätige
Volk wird au ch an diesen Dingen lernen, es wird lernen, welche
Wege es gehen muß, um jedes System zu zerbrechen, das keine
Arbeit, kein Brot und keine Freiheit für das werktätige
Volk hat.
Wir wünschen jenen Weg zu gehen, der aus der Knechtschaft
zur Freiheit führt, dann werden wir auch unüberwindlich
in allen anderen Dingen sein. (Potlesk komunistických
poslancù.)
Hohes Haus! Wenn ich zum vorliegenden Gesetzentwurf Stellung nehme,
so will ich den grundsätzlichen Standpunkt des Bundes der
Landwirte zur Margarineerzeugung nochmals festlegen. Schon bei
Behandlung der Regierungsverordnung Nr. 51 vom 12. März 1934
über einige Maßnahmen betreffend die Erzeugung und
den Handel mit Kunstspeisefetten habe ich erklärt, daß
die Margarineverordnung die Hoffnungen der Landwirtschaft nicht
erfüllen wird. Schon damals habe ich auf den § 1 verwiesen,
der dem Handelsministerium die Ermächtigung zur Errichtung
neuer Betriebstätten gibt. Die Folgen und Auswirkungen dieser
Bestimmungen sind nicht ausgeblieben. Während im Jahre 1929
12 Margarinefabriken bestanden, sind es gegenwärtig 47 Fabriken,
die Kunstfett erzeugen. Die Aufteilung des Margarinekontingents
ergab deshalb große Schwierigkeiten, und die vielen bestehenden
Fabriken sind auch mit die Ursache des Drängens nach Erhöhung
der Erzeugung. In der Verordnung Nr. 51 vom 12. März 1934
wurde auch die Verwendung von einheimischer Milch nicht vorgesehen,
was vor allem zum Nachteil der heimischen Landwirtschaft ist.
Die alte Forderung - Beimischungszwang für Sezamöl und
Färbungsverbot - ist in der Verordnung ebenfalls nicht vorgesehen.
Wir sind gewöhnt, zu jeder politischen und wirtschaftlichen
Frage eindeutig und klar Stellung zu nehmen und jede zwiespältige
Haltung ist uns fremd. Dies gilt auch für die Stellungnahme
zu dem in Verhandlung stehenden Gesetzentwurfe und für die
Frage der Margarineerzeugung im allgemeinen. Für die Margarinesteuer
sind in erster Linie finanzpolitische Gründe maßgebend,
weiter aber auch die Tatsache, daß auf den natürlichen
Fetten ein Drittel des Verkaufspreises an Verbrauchssteuern lastet.
Es ist deshalb vollständig unrichtig, wenn von Seite der
Margarineerzeuger behauptet wird, daß die Forderung einer
Klasse der Bevölkerung den anderen Klassen der Bevölkerung
die Existenz erschwert. Mit anderen Worten, daß dem schwerarbeitenden
mittleren und kleinen Gebirgsbauern zuliebe die Margarinesteuer
eingeführt worden wäre. Wenn dem so wäre, dann
müßten wir ein Margarinegesetz haben, wie es in Norwegen,
Holland, Deutschland und der Schweiz der Fall ist. Dort ist eine
hohe Margarinesteuer eingeführt worden und ein Abbau der
Margarineerzeugung mit 30 bis 40% festgesetzt worden.
Nach wie vor - das möchte ich von dieser Stelle aus besonders
betonen - sprechen wir uns gegen die Erhöhung des ursprünglichen
Margarinekontingents von 5.280 auf 6.500 Waggons aus. Eine Herabsetzung
der Margarineerzeugung von 7.500 Waggons auf 6.000 Waggons, das
sind 13.4%, hat sich auf den Absatz und die Preisbildung der Molkereiprodukte
keineswegs günstig ausgewirkt und auch nicht auswirken können.
Bei dieser Gelegenheit verweisen wir darauf, daß durch die
Erhöhung des Margarinekontingents der kleine und mittlere
Gebirgslandwirt mehr als 100.000 Kühe weniger halten kann.
Das sind Zahlen, die beweisen, wie einschneidend derartige Gesetze
und Verordnungen in das wirtschaftliche Leben des Gebirgsbauern
einwirken können. Wenn von der Margarineindustrie immer wieder
auf die Arbeiterentlassungen infolge Herabsetzung des Margarinegontingents
verwiesen wird, so sei einmal ausgesprochen, daß die Arbeiteranzahl
in der Lebensmittelindustrie eigentlich sehr beschränkt ist.
Die mährischen Molkereien z. B. erzeugen jährlich 223
Waggons Teebutter, 278 Waggons Industrietopfen, sechzzig Waggons
Speisetopfen, 7 1/2 Waggons Käse und liefern 18 Millionen
Liter Frischmilch. An dieser Butterproduktion sind 13.500 mittlere
und kleine Landwirte samt ihren Familien beteiligt. Zu der Erzeugung
der gleichen Menge Margarine werden in den aufs höchste rationalisierten
Margarinefabriken nur 78 Arbeiter benötigt. Es liegt also
auch im allgemeinen volkswirtschaftlichen Interesse, die Margarineerzeugung
zu beschränkken. (Pøedsednictví pøevzal
místopøedseda Taub.)
Es geht nicht an, daß unsere Milch- und Buttererzeugung
zu Gunsten der Margarinefabriken eingeschränkt wird. Die
Margarineverordnung vom 12. März 1934, Nr. 51, hat die Erwartungen
unserer Milchwirtschaft nicht erfüllt, weil es nicht bei
dem vorgesehenen Margarinekontingent geblieben ist, sondern Nachtragskontingente
bewilligt wurden. Wir wenden uns nach wie vor auch gegen die ungesunde,
täuschende Reklamame. Es ist keineswegs richtig, daß
z. B. im Kino auf der Leinwand vor Beginn der Vorstellung zu lesen
ist: "Kauft Vitello, anstatt der teueren Bauernbutter".
Es geht nicht an, daß in allen Städten und Dörfern
Plakate mit der Aufschrift angeschlagen werden: "Milch-Margarine,
fein wie Butter, halb so teuer". Es geht auch nicht an, daß
die Umschläge der Margarine-Packete Almhütten inmitten
grüner Wiesen zeigen. Es fehlte uns noch, daß auch
noch schwarzbunte Kühe inmitten dieser grünen Wiesen
weiden würden.
Ganz entschieden müssen wir den Vorwurf der Margarineerzeuger
zurückweisen, daß die Margarinesteuer nur zu dem Zwecke
eingeführt wurde, um die Bevölkerung von dem Genuß
eines billigen nahrhaften Nahrungsmittels abzubringen und zu veranlassen,
dafür ein teueres Nahrungsmittel zu genießen. Damit
ist natürlich die Naturbutter gemeint. Gemessen an dem biologischen
Werte namentlich für die Entwicklung des Kindes und der Qualität
ist die Naturbutter keinesswegs ein teueres Nahrungsmittel, sondern
weit billiger als die Kunstfette. Der Milch- und Butterpreis -
und darauf sei besonders hingewiesen - hat in den Jahren 1934/1935
infolge der Verteuerung der Abfälle bei der Kunstfetterzeugung
wie Kokoskuchen, Ölkuchen usw. um 50%, die Erzeugungskosten
nicht mehr gedeckt. Es mutet deshalb sonderbar an, wenn gerade
von der Seite, die aus der Not der Landwirtschaft, hervorgerufen
durch Katastrophen, Nutzen gezogen hat, die Butterals teueres
Nahrungsmittel bezeichnet. Die geringfügige Margarinesteuer
als einen unsozialen Akt hinzustellen geht wohl viel zu weit,
wenn man bei 16 bis 18stündiger Arbeitszeit im Sommer und
Herbst und 12 bis 14stündiger Arbeitszeit im Winter und Frühjahr
den Verdienst der Landwirtschaft, der auf Null gesunken ist, in
Betracht zieht. Wir wissen, daß ein Großteil der Konsumenten
keine hohen Preise bezahlen kann. Die Margarineerzeugung von 5.000
Waggons würde jedoch genügen, wenn Familien mit über
30.000 Kè jährlichen Einkommen nur Naturbutter verwenden
und so das bodenständige Bauerntum, die Stütze jedes
Volkes, unterstützen würden. Für die minderbemittelte
Bevölkerung und die Arbeitslosen bliebe noch genügend
Margarine vorhanden. Der Hinweis auf die Einfuhr natürlicher
Fette kann damit beantwortet werden, daß durch die Abn ahme
von Kohle im Kompensationswege tausende Arbeiter Beschäftigung
finden. Andererseits werden die Rohstoffe für die Margarineerzeugung
von überseeischen Staaten bezogen, mit denen die Èechoslovakei
keine Handelsbeziehungen hat, und von denen auch keine Besserung
am Arbeitsmarkt erwartet werden kann. Wir wollen keine übermäßigen
Preise, wir wollen nur als Landwirtschaft leben. Wo bleibt die
Angleichung der Preise der landwirtschaftlichen Bedarfsartikel
an die Preise der landwirtschaftlichen Erzeugnisse? Ich habe vor
einigen Tagen meinem Kutscher 50 Kè zum Ankauf von 2 Sensen
gegeben. Der Betrag langte nicht aus, er mußte für
die beiden Sensen 56 Kronen bezahlen. Das sind Preise aus dem
Jahre 1934. Wir wollen also nicht den Kampf gegen die arbeitenden
Menschen des Landvolkes, sondern den Kampf gegen die Kartellindustrie.
Der Hinweis auf die Margarineerzeugung und die Margarinegesetzgebung
in den anderen Staaten, hi nkt. Norwegen, Amerika, Holland, die
Schweiz, Deutschland und viele andere Staaten haben das Problem
der Margarineerzeugung für die Landwirtschaft viel günstiger
gelöst. Wenn die Verpflichtung, 5 % ei nheimisches Schweinefett
beizumischen, als Last empfunden wird, dann verweisen wir auf
jene Staaten, die mindestens 10% selbst erzeugtes Schweinefett
den Margarinefabriken zur Verwendung vorgeschrieben haben. Unter
Berücksichtigung der großen Gewinne vergangener Jahre
ist eine Arbeiterentlassung ni cht notwendig. In einer Notzeit
haben die Menschen die Pflicht, die Lasten gleichmäßig
zu tragen, und aus der Not darf kein Geschäft gemacht werden.
Die Landwirtschaft kann sich nur durch äußerste Einschränkung
halten und viele Betriebe leben seit Jahren schon von der Substanz,
woraus sich die Verschuldung ergeben hat. Der schwerarbeitende
mittlere und kleine Bauer und der Arbeiter haben genügend
Opfer gebracht. Wenn auch während der Wahlbewegung der Aufruf
zur Vermehrung des Anbaues der ölhaltigen Früchte von
Unkundigen glossiert wurde, so muß doch der Rapsanbau noch
eine große Steigerung erfahren, ebenso der Anbau von Sojabohnen
in der Slovakei, wie es auch die mährischen Genossenschaften
befürworten.
Die Rohstoffversorgung der heimischen Margarineindustrie muß
in landwirtschaftliche Hände übergehen und die Abnahmeverpflichtung
für die Margarineindustrie gesetzlich festgelegt werden.
Dadurch wird der Getreidebau entlastet und kann bestehende Schwierigkeiten
beheben. Tausende landwirtschaftliche Arbeiter mußten infolge
der niedrigen Preise für Molkereiprodukte entlassen werden.
Tausende landwirtschaftliche Existenzen stehen auf dem Spiele.
Es ist deshalb eine eindeutige Stellungnahme der bäuerlichen
Vertreter aller politischen Parteien zur Höhe des Margarinekontingentes
notwendig. Es geht nicht an, der Landwirtschaft Hilfe zu versprechen,
und im entscheidenden Momente aber das gegebene Wort nicht zu
halten. Die Ärmsten der Landwirtschaft, die Gebirgsbauern,
fordern eine eindeutige Antwort, sie wollen nicht bloß Worte
hören, sondern sie wollen Taten sehen.
Die Interessengegensätze innerhalb großer Parteien
stoßen auch in dieser Frage auf einander und es ist sehr
bedauerlich, daß im Ernährungsausschuß dieses
Hauses der Vertreter der sudetendeutschen Partei für die
Erhöhung der Margarineerzeugung eingetreten ist, und auf
der Tagung des Landesverbandes der deutschen Bäcker am 21.
September 1935 in Bodenbach hat sich der Vertreter der sudetendeutschen
Partei gerühmt, eine Vorsprache beim Handelsminister wegen
der Erhöhung des Margarinekontingentes ermöglicht zu
haben. Wenn im Budgetausschuß von einem Vertreter der größten
deutschen Partei behauptet wurde, daß die Landwirtschaft
an guten Butter- und Milchpreisen kein Interesse habe, so widerspricht
das den Tatsachen und es ist das durch die fehlende Verbindung
des Betreffenden mit dem Bauerntume geschehen. Hier kommt deutlich
zum Ausdruck, daß nur der die schwere Arbeit des bodenständigen
Menschen zu schätzen weiß, dessen Arme den Pflug geführt
haben oder dessen Wiege mitten im Bauernhofe stand. Es genügt
nicht, in der Zeitung über das Elend der Gebirgsbauern zu
schreiben, sondern man muß offen und mutvoll für sie
eintreten, wenn es auch andere nicht gerne hören. Es geht
um Sein und Nichtsein unseres Bauerntums im deutschen Randgebiet,
dessen Existenzkampf ohnehin schwer ist, und hier heißt
es Farbe bekennen.
Diejenigen Kreise, die von teurer Naturbutter sprechen, mögen
zur Kenntnis nehmen, daß vor wenigen Jahren die Milch- und
Buttererzeuger von den Molkereien 1.30 Kè für den
Liter Milch und 25 Kè für das Kilogramm Butter erhielten.
Heute beträgt der Preis für Milch 82 him Durchschnitt
und 16 Kè für das Kilogramm Butter. Diese Preise der
Landwirtschaft zu mißgönnen und von teurer Naturbutter
zu sprechen, ist wahrhaft keine soziale Tat. Das Problem der Margarineerzeugung
und seiner Auswirkungen auf die Preise der Molkereiprodukte ist
viel zu ernst, um es agitatorisch auszunützen.
Die Fettversorgung der Bevölkerung durch inländische
tierische Fette zu steigern, die Einfuhr von Margarinerohstoffen
aus dem Auslande zu ve rmindern, um dadurch der Landwirtschaft
zu helfen, muß der Grundgedanke der Margarinegesetzgebung
sein. Wir verlangen eine gerechte Kontingentierung nach der Erzeugung
des dreijährigen Durchschnitts und den Entzug der Margarineerzeugung
dort, wo keine Berechtigung besteht. Unter Berücksichtigung
der ungünstigen Preisentwicklung der Molkereiprodukte im
Jahre 1936 und der zu erwartenden guten Futtermittelernte ist
die Einschränkung der Butter-, Schweineund Fetteinfuhr dringend
geboten. Wir haben in den ersten vier Monaten 1935 40.787 Stück
Schweine eingeführt, in den ersten vier Monaten 1936 83.474
Stück. In den ersten vier Monaten 1935 haben wir 8848, in
den ersten vier Monaten 1936 44.910 Meterzentner Fett eingeführt.
Als Folge der Erhöhung des Margarinekontingentes und der
vermehrten Einfuhr ist das Fallen der Schweinepreise und der Preise
für Molkereiprodukte trotz Futtermittelnot um 15% in den
letzten drei Monaten zu verzeichnen. Die Lieferung von Schweinen
erfolgt in erster Linie aus Jugoslavien und Rumänien. Die
Landwirtschaft anerkennt vom ges amtstaatlichen Standpunkte die
Notwendigkeit des gegenseitigen Güteraustausches, jedoch
darf dieser nicht ausschließlich auf Kosten der Landwirtschaft
gehen. Aufgabe unserer Handels- und Außenpolitik ist es,
den Ausbau unserer Handelsbeziehungen mit allen Staaten zu betreiben.
Zusammenfassend möchte ich anläßlich der heutigen
Aussprachenamens des Bundes der Landwirte im Interesse der Molkereien
und nicht organisierten Milch- und Buttererzeuger Folgendes erklären:
Wir sind gegen jede Erhöhung der Margarineerzeugung über
5.000 Waggons. Wir verlangen die Einschränkung der Schweine-,
Fett- und Molkereiprodukteneinfuhr und die endliche Regelung des
Viehpreises und der Preise für Molkereiprodukte. Nur dann,
wenn diese von mir angeführten berechtigten Forderungen der
deutschen und der èechischen Landwirtschaft in Erfüllung
gehen werden, wird es wiederum möglich sein, ihr Grundlagen
für die Fortführung der Lebensexistenz der Landwirtschaft
zu schaffen. (Potlesk.)