Ètvrtek 10. prosince 1936
Hohes Haus! Im Hause liegt eine Regierungsvorlage auf, die die
Änderung der Verwaltungskompetens der Militärformationen
beinhaltet und die die Schaffung von Korpskommanden vorsieht.
Der Zweck der Regierungsvorlage ist die Verbesserung der Organisation
und damit die Erhöhung der Schlagkraft der Armee. Es scheint
mir, daß Sie bei der Betrachtung dieser Dinge einen grundsätzlichen
Punkt übersehen, nämlich jenen Punkt, der beinhaltet,
daß die èechoslovakische Armee eine wahre Volksarmee
ist, daß sie nicht zu vergleichen ist mit einer toten Maschinerie
und ebenso wenig zu vergleichen ist mit einem Söldnerheer
früherer Zeiten. Es ist daher das Volk, das heißt:
es sind die Völker des Staates die Grundlage der Armee. Die
Völker müssen im Staat den gerechten Sachwalter ihrer
Interessen sehen und müssen das Empfinden haben, daß
die Grundsätze des Rechtes und der Billigkeit in diesem Staate
Geltung haben. In diesem Sinne werden daher auch die Grundlagen
der Wehrkraft berührt, wenn Fragen des Rechtes und der Gerechtigkeit
unbeachtet bleiben.
Ich habe in der Vorwoche von einer Angelegenheit gesprochen, die
das Sudetendeutschtum als eine Frage des Rechtes und der Gerechtigkeit
betrachtet, dies umsomehr, als Ministerworte dem Sudetendeutschtum
für eine gerechte Lösung zum Pfand gegeben wurden. Mit
meiner Rede vom 3. Dezember d. J. habe ich die Öffentlichkeit
in Kenntnis gesetzt von einem Plan, der bisher streng diskret
im Schoße der Regierung ausgetragen wurde und ich habe mit
meiner Rede die Decke zerbrochen, die mit Hilfe einer vorzüglich
arbeitenden Zensurpraxis über die gesamte Angelegenheit der
Sanierung der deutschen Zentralbank ausgebreitet wurde. Die Entlarvung
des Planes, der nicht allein von uns als neuer Schlag gegen die
sudetendeutsche Wirtschaft und die sudetendeutschen Einleger empfunden
wurde, hat den Herrn Finanzminister bewogen, die Veröffentlichung
des Planes des Finanzministeriums vorzunehmen. Vor allen Dingen
versuchte aber der Herr Finanzminister die von uns geübte
Kritik des Planes als unrichtig hinzustellen und mit der Veröffentlichung
seines Planes den Anschein zu erwecken, als ob unsere Kritik ins
Leere stoße, da der von uns gerügte Plan nicht identisch
wäre mit dem Regierungsvorschlag, der gegenwärtig einen
Punkt der Beratungen in der Regierung bildet.
Dieser Taktik gegenüber wollen wir uns nur jenes Ausspruches
bedienen, den der Herr Finanzminister Dr. Kalfus selbst
im Budgetausschuß vor wenigen Tagen getan hat: "dieser
Versuch ist von vornherein vergeblich". Denn ein Vergleich
zwischen dem Plan, den der Finanzminister in den letzten Tagen
veröffentlichte, mit der Regierungsvorlage, gegen die wir
vor wenigen Tagen hier im Hause Stellung genommen haben, ergibt
die fast vollkommene Übereinstimmung dieser Pläne, d.
h. eine vollkommene Gleichheit. Wenn wir die einzelnen wichtigen
Punkte betrachten, können wir Folgendes feststellen: Erstens
soll die Abfertigung der Gläubiger mit Papieren und keineswegs
mit Bargeld erfolgen. Zweitens ist ein Zinsenverlust dadurch gegeben,
daß während des Moratoriums keinerlei Zinsen gezahlt
werden. Drittens handelt es sich, wie wir auch angeführt
haben, um 3% ige Obligationen, die einen angeblichen Kurswert
von 70% haben sollen, deren tatsächlicher Kurswert aber wesentlich
geringer sesein wird, da infolge des bereits erwähnten Zinsenverlustes
und infolge der Gebühren für die Übernahme der
Papiere, und infolge der Gebühren für den Verkauf der
Papiere, kaum mit einem Kurswert von 50% zu rechnen sein wird.
Viertens ist der Beginn der Amortisation, wie wir gesagt haben,
erst nach 10 Jahren, fünftens ist das Ende der Amortisation
in 50 Jahren vorgesehen, sodaß die Laufzeit der Papiere
tatsächlich 50 Jahre betragen wird. Sechstens können
wir als Gleichpunkt die Inkamerierung der sogenannten C-Depot-Papiere
der deutschen Sparkassen feststellen, denn die vom Finanzminister
hier erwähnte Ertragsverbesserung ist nur scheinbar, die
Papiere wurden seinerzeit nicht zum damaligen Kurswert mit 127
Millionen bilanziert, sondern zum Ankaufswerte, und dieser betrug
ungefähr 180 Millionen, sodaß die Auslösung der
Depots, wie sie angeblich vorgesehen sein soll, eine Auslösung
in Bargeld in der Höhe von etwa 127 Millionen bei einem Nominalwert
von 180 Millionen, faktisch keine Besserung bedeutet, ohne Rücksicht
darauf, daß die deutschen Sparkassen kaum in der Lage sein
dürften, die Auslösung der C-Depots durch Bargeld vorzunehmen,
also die Summe von 127 Millionen Bargeld aufzubringen. Was den
angeblichen Kursgewinn von 9 Millionen anlangt, der durch Kurssteigerung
der Papiere entstanden ist, muß unsererseits festgestellt
werden, daß dieser Kursgewinn selbstverständlich den
Eigentümern der Papiere und das sind die deutschen Geldanstalten
zufällt, die diese Papiere über Veranlassung des Finanzministeriums
seinerzeit unter Eigentumsvorbehalt der Zentralbank der deutschen
Sparkassen zur Verfügung gestellt haben. Als siebenter Punkt
der Vorlage gleich mit dem von Finanzminister veröffentlichten
Plan ist die Auflassung der bestehenden deutschen Geldzentrale
und die Schaffung einer gemeinsamen Geldzentrale, die mit 5% Zwangszuwendungen
aus den Spareingängen dotiert werden soll. Der achte Punkt
ist die Auflassung der einzigen deutschen Emissionsstelle und
der neunte Punkt beinhaltet, daß der Staat tatsächlich
keine direkten Leistungen an die Einleger der Zentralbank zu machen
hat, denn der zur Sanierung notwendige Betrag von 1.1 Milliarden
wird teils aufgebracht aus den 300 Millionen Aktiven aus der Masse
der Zentralbank und die restlichen 800 Millionen aus den Gewinnen
der neuerrichteten Girozentrale, also unter Mithilfe aller Sparkassen
und keineswegs des Staates. Der Staat übernimmt lediglich
die Garantie für die Verzinsung und Amortisation der 70%
igen Papiere. Weiterhin garantieren für die Einlagen die
neuen Anstalten. Der Staat gewährt ferner lediglich Zuschüsse
in Form von Bargeld, die allerdings wieder von der neuerrichteten
Geldzentrale zurückgezahlt werden müssen.
Demgegenüber verweise ich noch auf die seinerzeit vorgenommene
Sanierung verschiedener Großbanken und èechischen
Anstalten, für die damals 3 1/2 Milliarden zur Verfügung
gestellt wurden. Wir wollen von dieser Stelle zu diesem Punkte
nicht näher eingehen auf die Behauptungen des Herrn Finanzministers
bezüglich der Aufwendungen für die Sanierung des deutschen
Geldwesens, die er mit angeblich einer Milliarde bezifferte. Wir
möchten den Herrn Finanzminister nur ersuchen, bei der angekündigten
Rede über diesen Punkt eine Detaillierung dieser angeblichen
Milliarde Kè vorzulegen. Wir wollen auch bei dieser Gelegenheit
nicht von jener Milliarde sprechen, die angeblich durch Übernahme
von Kriegsanleihe dem Staat an Verschuldung aufgelastet wurde.
Wir wollen nur darauf hinweisen, daß die sudetendeutsche
notleidende Bevölkerung mit dem Kopf geschüttelt hat,
als sie erfuhr, daß der Staat eine so wesentliche Belastung
durch die seinerzeitige Übernahme der Kriegsanleihe auf sich
genommen hat. Ich möchte darauf hinweisen, daß auf
dem Gebiete der Èechoslovakischen Republik ungefähr
8 Milliarden österreichische Kronen Kriegsanleihe gezeichnet
wurden, von denen 6 bis 7 Milliarden sich im deutschen Besitz
befunden haben. Wenn also von diesem Besitz nur eine Milliarde
Èechokronen übernommen wurde, kann wohl nicht davon
gesprochen werden, daß sich der Staat in diesem Punkte in
allzu große Unkosten gestürzt hätte.
Nur in zwei Punkten können wir eine Differierung unseres
Standpunktes von dem vom Herrn Finanzminister verkündeten
Plan feststellen: Erstens: die Papiere sollen rentensteuerfrei
sein. Ich muß allerdings erwähnen, daß in dem
Entwurf, zu dem wir Stellung genommen haben, dieser Punkt nicht
enth alten ist. Zweitens: über die geplante Regelung der
Zentralbank ist im Ministerrat noch kein Beschluß gefaßt
worden. Der erste Punkt bedeutet eine Besserstellung der Einleger
und Interessenten der Zentralbank, die nur zu begrüßen
wäre, wir müssen aber darauf hinweisen, daß man
bei früheren Entwürfen von 4 und 3%igen Titres gesprochen
hat, und das die neuerliche Regelung also wieder eine Verschlechterung
der seinerzeit angekündigten Sanierung darstellt. Zum zweiten
Punkt ist festzustellen, daß noch eine Änderungsmöglichkeit
besteht. Daher möchten wir unter neuerlichem Hinweis auf
die Verantwortlichkeit gerade der drei deutschen Regierungsparteien
eine Erklärung der Öffentlichkeit zur Kenntnis bringen,
die der Sonderausschuß des Verbandes der Deutschen Sparkassen
und des Verbandes der deutschen Selbstverwaltungskörper in
der letzten Zeit der Öffentlichkeit übergeben wollte,
allerdings nur wollte, weil die Zensurpraxis auch diese Erklärung
der Öffentlichkeit vorenthielt. Wir müssen bei dieser
Gelegenheit feststellen, daß die politische Stellung des
Sonderausschusses eindeutig gegeben erscheint. Wir können
ohne Zweifel feststellen, daß dieser Sonderausschuß
mit uns in keinerlei Verbindung steht und daher die Erklärung
des Sonderausschusses den Anspruch auf Objektivität erheben
kann. Ich möchte daher der Öffentlichkeit diese Stellungnahme
des Sonderausschusses wie folgt zur Kenntnis bringen (ète):
"Der Sonderausschuß, der 1933 vom Verband der deutschen
Sparkassen und dem Verbande der deutschen Selbstverwaltungskörper
gebildet worden ist, um die Verhandlungen mit der Regierung und
den poolitischen Parteien über die Regelung der Zentralbank
zu führen, hat seit 1933 den maßgebenden Stellen eine
Reihe von Vorschlägen für die Lösung dieser Frage
unterbreitet und ebenso zu den ihm bekanntgewordenen Plänen
Stellung genommen. Zu den nun veröffentlichten Gesetzentwürfen
ist dem Sonderausschuß keine Gelegenheit gegeben worden,
Stellung zu nehmen. Mit großem Bedauern muß der Ausschuß
feststellen, daß die wichtigsten Wünsche keine Berücksichtigung
finden.
Insbesondere ist darin eine eigene Geldzentrale der deutschen
Sparkassen und Gemeinden nicht vorgesehen. Das widerspricht der
Zusage in der Regierungserklärung vom 8. Feber 1934, wonach
die Zentralbank als "Emissionsanstalt und als Zentralstelle
der deutschen Sparkassen und Gemeinden in einer diesen beschränkten
Aufgaben entsprechenden Form erhalten werden soll". In einer
Kundmachung vom 27. Juni war von den deutschen Regierungsparteien
erklärt worden, daß sie nach wie vor auf der Schaffung
einer eigenen deutschen Geldzentrale und der Erhaltung der einzigen
deutschen Emissionsanstalt beharren.
Die Lebensfähigkeit einer solchen deutschen Anstalt steht
außer Zweifel. Die Emissionsabteilung der Bank, die einzige
deutsche Emissionsanstalt, hat ihre Lebensfähigkeit geradezu
dadurch bewiesen, daß sie trotz des Moratoriums der Bank
und trotz des ihr dadurch fehlenden finanziellen Rückhaltes
den Zinsen und Tilgungsdienst der Schuldverschreibungen und Pfandbriefe
uneingeschränkt hat aufrechterhalten können. Die eigene
deutsche Geldzentrale ist von dem Sonderausschuß auch aus
dem Grunde vor allem immer angestrebt worden, weil die Selbstverwaltung,
insbesondere auf dem Gebiete des Geldwesens, eine der wichtigsten
Voraussetzungen des Vertrauens bildet. Wenn auch mit einer Rückzahlung
der Einlagen bei der Zentralbank mit Schuldverschreibungen immer
hat gerechnet werdcn müssen, so liegt doch tatsächlich
keinerlei Begründung dafür vor, daß der neueste
Entwurf die Bedingungen gegenüber den früheren Entwürfen
wesentlich verschlechtert.
Pøedseda (zvoní): Upozoròuji
pana øeèníka, že podle jednacího
øádu není dovoleno øeèi èíst.
Posl. inž. Richter (pokraèuje): Ich
bringe hier eine Erklärung zur Verlesung.
Pøedseda (zvoní): To jste mnì
však neoznámil. Celé èlánky není
dovoleno podle jedn. øádu èíst.
Posl. inž. Richter (pokraèuje): Ich
bringe hier dem Hause eine Erklärung zur Kenntnis, die ich
selbstverständlich nicht auswendig lernen kann, die aber
von so ungeheurer wirtschaftlicher Bedeutung ist, daß sie
dem Hause vorgelegt werden muß, umsomehr als sie durch die
Praxis der Prager Zensurbehörden der Öffentlichkeit
nicht mitgeteilt werden konnte. Ich komme auch bereits zum letzten
Absatz dieser Erkläreung, der da lautet (ète):
"Der Sonderausschuß sieht sich daher veranlaßt,
alle diese Wünsche, die in jeder Richtung begründet
sind und deren Erfüllung keine unüberwindlichen finanziellen
Schwierigkeiten entgegenstehen, nochmals in letzter Stunde vor
der gesamten Öffentlichkeit vorzubringen."
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben der Erklärung
dieses Sonderausschusses hinsichtlich der Sanierung der Zentralbank
der deutschen Sparkassen nichts hinzufügen. Die Sachlichkeit
dieser Erklärung ergänzt unsere Ausführungen, die
wir in der Vorwoche zu dem geplanten Entwurf gleichfalls sachlich
vorgebracht haben. Wir überlassen es den deutschen Parteien,
die in der Regierung vertreten sind, die Verantwortung gegenüber
der gesamten Öffentlichkeit im sudetendeutschen Gebiet zu
übernehmen, wenn der geplante Entwurf zur Tatsache werden
sollte. Wir müssen von dieser Stelle aus erklären, daß
dieser Entwurf einen schweren Schlag gegen die sudetendeutsche
Wirtschaft bedeutet und daß er vom Standpunkt des Sudetendeutschtums
niemals gutgeheißen werden kann. (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.)