Meine Damen und Herren! Im Zuge der außenpolitischen Debatten,
welche die meisten europäischen Parlamente bereits absolviert
haben, hat nun in der vergangenen Woche auch unsere Regierung
ihren Standpunkt zu der internationalen Situation der Nationalversammlung
bekanntgegeben. Es ist heikel und verantwortungsvoll, in diesem
Zeitpunkt politischer Hochspannungen sich über die außenpolitische
Situation grundlegend zu äußern. Andererseits war es
eine Aufgabe, der sich, wie ich betonen muß, unsere Regierung
mit außerordentlichem Ernst und Verantwortungsbewußtsein
unterzogen hat. Ein Vorzug der Regierungserklärung scheint
mir auch zu sein, daß sie sich möglichster Kürze
befleißigt hat. Mir scheint es richtig, als Sprecher der
deutschen christlichsozialen Volkspartei, einer nationalen deutschen
Partei, die Parallele mit der Methode des Exposés des Herrn
Ministerpräsidenten zu halten. Ich will auch nur das Wesentlichste
des Exposés als Gegenstand meiner Erörterungen herausgreifen.
Meiner Ansicht nach ist der Schwerpunkt des Exposés in
dem kurzen aber inhaltsreichen Satz gelegen: "Wir suchen
den Frieden." Das ist die Achse, um die sich alle seine Ausführungen
drehen, insbesondere auch in dem bedeutsamsten und wichtigsten
Teil des Exposés, nämlich bei der Klarstellung des
Verhältnisses der Èechoslovakei zum Deutschen
Reiche. Ich gestehe, ich glaube an den ehrlichen Willen unserer
Regierung, mit dem Deutschen Reiche den Frieden zu suchen. Es
wäre auch unverständlich und unverantwortlich, eine
andere Haltung einzunehmen und damit das Gefahrenmoment zu vergrößern,
dessen Anfang wohl, aber niemals dessen Ende abgesehen werden
kann. Ich glaube, die Weltkriegsgeneration der ganzen zivilisierten
Welt steht noch, wie es gestern Koll. de Witte in diesem
Hause geäußert hat, unter dem Eindrucke der Schrecknisse
des Weltkrieges und seiner Verwüstungen in moralischer und
materieller Hinsicht, die bis zum heutigen Tage in Europa noch
kenntlich sind. Es ist sicher auch berechtigt, anzunehmen, daß
ein neuer Krieg eine noch größere Katastrophe für
die Menschheit werden würde, deren auch der vermeintliche
militärische Sieger nicht froh werden könnte. Der Brand
in Spanien, welcher bereits seit nahezu 2 Jahren wütet, sowie
auch der neueste schwere Konflikt im fernen Osten, geben hinreichend
Beweis und Begründung für diese Annahme und Ahnung davon,
was Europa blüh en würde, wenn ein neuer Krieg hereinbrechen
würde.
Andererseits hat das Eposé des Herrn Ministerpräsidenten
eine Linie eingehalten, welche für jeden Staat selbstverständlich
ist, an die sich jede Staatsregierung halten muß: Die Entschlossenheit,
für die Integrität der Staatsgrenzen einzustehen. Diese
Entschlossenheit hat der Herr Ministerpräsident in Worte
zu kleiden verstanden, welche es anerkennenswerter Weise vermieden
haben, das Nationalgefühl der anderen Nationen innerhalb
und außerhalb des Staates zu verletzen. Dank dieses politischen
Taktes ist es auch in jedem Falle möglich und es hat sich
in dieser Debatte gezeigt, das Problem des Friedens ganz sachlich
zu besprechen. Wir suchen den Frieden, sagte der Herr Ministerpräsident,
wir suchen den Frieden, sagen alle verantwortungsbewußten
Parteien. Aber mit dem Worte ist es allein nicht getan, es ist
notwendig, den Worten die Taten folgen zu lassen und den Frieden
nicht nur zu suchen, sondern ihn auch mitbauen zu helfen. Daß
das nicht so einfach ist, als es sich die Siegermächte des
Jahres 1918 vorgestellt haben, ist wohl jedem schon klar. Es ist
eine Tatsache, daß nach Zertrümmerung der österreichischungarischen
Monarchie das Deutsche Reich als erste Großmacht im mitteleuropäischen
Raume geblieben ist und das dessen bedeutsamer Aufstieg unter
den europäischen Großmächten vielen ein Dorn im
Auge geblieben ist, insbesondere auch jenen, welche ansonsten
fanatische Anhänger Versailles vom Jahre 1918 sind. Daraus
erhöhen sich wohl die psychologischen Barrieren zwischen
der Èechoslovakei und dem Deutschen Reiche, wie der Herr
Ministerpräsident hervorgehoben hat, welche das Haupthindernis
freundnachbarlicher Annäherung sind, welches Hindernis abzubauen
aber trotzdem eine unabweisliche Pflicht für alle beteiligten
Regierungen ist. Es unterliegt keinem Zweifel, daß das eine
allgemeine und im besonderen auch unsere Verpflichtung ist, umsomehr,
als wir nach der geographischen Lage und ethnischen Zusammensetzung
die Schlüsselstellung in Mitteleuropa haben. Voraussetzung
für den vom Herrn Ministerpräsidenten gewünschten
Ausgleich der psychologischen Differenzen ist wohl unumstößlich
an erster Stelle die Sicherung der materiellen und kulturellen
Existenz der sudetendeutschen Volksgruppe in der Èechoslovakischen
Republik. Von diesem Standpunkte aus sehen wir der vom Herrn Ministerpräsidenten
angekündigten Darlegung des Arbeitsprogrammes der Regierung
im Bereiche der Innenpolitik, das ist also dem weiteren Programme
der Minderheitenpolitik, mit größtem Interesse entgegen,
von der Überzeugung durchdrungen, daß darauf der innerstaatliche
Friede beruht, aber darüber hinaus auch der Ausgleich mit
den nationalen Nachbarstaaten auf völkerrechtlichem Gebiete.
Wir stimmen der Ansicht des Herrn Ministerpräsidenten zu,
daß ein Ausgleich, wie immer, auch in diesem Falle, für
alle Beteiligten unverhältnismäßig mehr Vorteile
bringt als Krisen und Konflikte. Es müssen demnach eben die
Streitpunkte, welche den Anlaß dazu geben oder geben könnten,
aus der Welt geschafft werden. Das ist schließlich aller
staatsmännischen Weisheit Schluß, mögen auch parteipolitische
Gefühle und Ansichten daran oft Anstoß nehmen.
Wir deutschen Christlichsozialen, die wir uns der staatsbürgerlichen
Zugehörigkeit zur Èechoslovakischen Republik ebenso
bewußt sind wie unserer nationalen und kulturellen Zugehörigkeit
zum deutschen Volke, sind deshalb auch seit 18 Jahren in diesem
Hause bemüht, durch unsere innerstaatliche Verständigungspolitik
Wegbereiter einer psychologischen Umstellung des deutschen und
èechischen Volkes zueinander zu sein und dadurch bewußt
jene, welche beitragen wollen, das Verhältnis der Èechoslovakischen
Republik zu den beiden deutschen Nachbarstaaten auf eine neue
Grundlage freundschaftlicher Zusammenarbeit zu stellen. Wir erkennen
immer mehr die Notwendigkeit im ureigensten Interesse der Republik,
ebenso wie auch im Interesse unseres sudetendeutschen Volkes,
eine Notwendigkeit, die durch keine wie immer geartete Ideologie,
überhaupt durch nichts gestört werden darf. Uns hat
zu dieser politischen Linie die Liebe zu unserer Heimat, zu unserem
Heimatvolk geführt, und in den Augenblicken, die wir jetzt
durchleben, zeigt sich erst recht, daß das nicht nur seine
nationale deutsche, sondern auch seine eminente zwischenstaatliche
Bedeutung und Richtigkeit hat. Das ist auch schließlich
der tiefste Sinn des deutschen Aktivismus, dessen Forderungen
und insbesondere die Forderung nach vollständiger Gleichberechtigung
der sudetendeutschen Volksangehörigen in der Èechoslovakischen
Republik auf der Verfassung und auf dem Minderheitenschutzvertrag
beruhen. Das sind die juristischen und moralischen Quellen unseres
umwandelbaren Standpunktes und unbeugsamen Willens, in der Republik
leben und uns entwickeln zu können. Wir müssen der Welt
nicht nur das Bild, sondern den Beweis einer kulturell und wirtschaftlich
gesicherten sudetendeutschen Volksgruppe schaffen. Je eher und
schneller unsere Regierung diesen Bestrebungen Rechnung trägt
und in der Administrative und Gesetzgebung die Grundlagen dafür
schafft, umso eher wird es auch zu einer politischen Entspannung
im Lande kommen, und um so stärker wird die internationale
Position der Èechoslovakischen Republik werden.
Es geht einmal, in aller Offenheit gesagt, in der Auseinandersetzung
um den Bestand unserer sudetendeutschen Heimat. Ich begrüße
die Auffassung des Herrn Ministerpräsidenten, daß es
Aufgabe des èechoslovakischen Staates vom ersten Tage seiner
Erneuerung an ist, sein Verhältnis zur erbangesessenen deutschen
Bevölkerung so zu regeln, daß diese Bevölkerung
fühlt und erlebt, daß ihre Heimat in der Èechoslovakischen
Republik ist. Heute ist diese Aufgabe noch nicht gelöst,
aber wir gehen dieser Lösung seit dem 18. Feber 1937 hoffentlich
in beschleunigtem Tempo entgegen. Der 18. Feber 1937 hat allen
Anfeindungen zum Trotz seine große nationalpolitische Bedeutung
für unser sudetendeutsches Volk. Würde er scheitern
oder unter dem Druck der hypernationalen Hetzer auf beiden Seiten
gestopt werden, so wäre das ein uneinbringlicher Verlust
für unser Volk, aber auch für den èechoslovakischen
Staat. (Potlesk.) Wer kann das wollen, oder auch nur verantworten?
Ich bin überzeugt: Niemand, der verantwortungsbewußt
und konstruktiv an dem Bau unserer Heimat und an dem Bau unseres
Volkes arbeiten will. Wir deutschen Christlichsozialen stehen
zum 18. Feber 1937, beharren auf dessen restloser Durchführung
und fordern den Ausbau des begonnenen Verständigungswerkes
nach den Lebensnotwendigkeiten aller Völker in diesem Staate.
Die Notwendigkeit hiezu wird allgemein eingesehen. Es gilt nun
Hand ans Werk zu legen und sich durch nichts von dem beschrittenen
Weg abhalten zu lassen. Wir sind entschlossen, diesen Weg weiter
zu gehen und zu diesem Zwecke mit den èechischen Mehrheitsparteien
weiter loyal an dem großen Werk der innerstaatlichen nationalen
Versöhnungspolitik mitzuarbeiten, beizutragen zu dem, was
der Herr Ministerpräsident auch in seinen Ausführungen
hervorgehoben hat, zu dem Schutz unserer Heimat. Wer unsere Heimat
schützt, baut auch den wahren Frieden innerhalb und außerhalb
unseres Staates. Die Lösung der sudetendeutschen Frage in
der Èechoslovakischen Republik ist sicherlich in erster
Linie ein innerstaatliches Problem, ist ein Lebensbedürfnis
der sudetendeutschen Staatsbürger im Staate, aber auch eine
Frage allgemeiner Gerechtigkeit und sittlicher Notwendigkeit,
dadurch im weiteren ein hervorragendes Staatsinteresse, das dem
europäischen Frieden dient. Der Herr Ministerpräsident
hat seine Entschlossenheit kundgetan, diesen Bau unserer Heimat
in Angriff zu nehmen. Wir werten diese Äußerung als
eine bedeutsame Kundgebung des Verständnisses der Regierung
für unsere Lebensinteressen. Es ist aber auch eine bedeutsame
Kundgebung nach der Richtung, daß sie das staatliche Selbstbewußtsein
harmonisch mit dem Ausgleichswillen zu dem Ziele vereinigt, den
Frieden zu erhalten, hiezu mit eigenen Kräften nach Möglichkeit
beizutragen und für die Erhaltung der christlichen Kultur
im Abendlande einzustehen.
Der Schutz der christlichen Kultur nach dem Erbe der böhmischen
Könige und die Berufung auf diese historische, würdige
Tradition erfüllt uns, die wir fest auf dem Boden der christlichen
Weltanschauung stehen, mit aufrichtiger Freude und begründet
nunmehr auch die weitere Hoffnung, die wir an die künftige
Arbeit dieser Regierung knüpfen, daß die Verwirklichung
dieses Gedankens des Schutzes der christlichen Kultur auch in
der praktischen Kulturpolitik des Staates bei jeder kommenden
Gelegenheit und Notwendigkeit zum sichtbaren Ausdrucke kommen
wird. Nach unserer innersten Überzeugung ist ja ein ehrenvoller
dauernder Friede überhaupt nur auf der Grundlage der Gerechtigkeit,
nach christlicher Weltanschauung möglich.
Der Herr Ministerpräsident hat in seinem Exposé kurz
und bündig, klar und entschieden den Weg aufgezeigt, den
die Regierung in der innerstaatlichen Politik und in der Politik
des Verhältnisses zu den anderen und insbesondere zu den
Nachbarstaaten gehen will. Der versöhnliche Zug, der Verständigungswille,
der darin zum Ausdruck kommt, gibt uns die Gewähr, daß
diese Politik Aussicht auf einen allgemein befriedigenden Erfolg
haben kann und muß, wenn sie entschlossen und entschieden
durchgeführt wird. Auf diesem Wege kann der Herr Ministerpräsident
und die Regierung auf die loyale und verläßliche Mitarbeit
der deutschen Christlichsozialen rechnen. (Potlesk.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! In ernster geschichtlicher
Zeit hat die Regierung durch den Herrn Ministerpräsidenten
Dr. Hodža das Wort ergriffen und zur außenpolitischen
Lage Stellung genommen. Der parlamentarische Klub des Bundes der
Landwirte hat mich beauftragt, zu dieser außenpolitischen
Regierungserklärung zu sprechen. Ich möchte mich dabei
an die Aufforderung halten, die der Herr Ministerpräsident
Dr. Hodža in folgende Worte gekleidet hat, die sich
übrigens in der Regierungserklärung mehrfach wiederholen
(ète): "Wir sind uns heute alle gegenseitig
Klarheit schuldig. Eine klare Sprache bedeutet guten Willen, Loyalität
und Frieden. Eine doppelsinnige Sprache würde Unsicherheit,
Mißtrauen und überflüssige Konflikte bedeuten,
die nicht nur uns und die Nachbarn, sondern auch ganz Europa in
Erregung versetzen würde."
Um jeden Zweifel an unserer Politik zu zerstreuen, möchte
ich folgende grundlegende Feststellungen machen: Das sudetendeutsche
Landvolk steht auf dem Boden des Staates, der seine Heimat einschließt,
mit der es in Gut und Böse, auf Gedeih und Verderb verbunden
ist. Aus dieser Tatsache ergibt sich seine positive Einstellung
zum Staat, die der Bund der Landwirte in den letzten zwölf
Jahren reichlich und ehrlich bewiesen hat. Wir sehen in der demokratischen
Staatsform eine Einrichtung, die besonders für unseren Staat
die notwendigen Voraussetzungen für die Achtung der Lebensrechte
jeder Nation und daher auch für unser Volk ermöglicht.
Das sudetendeutsche Landvolk betreut den heimatlichen Boden und
ist mit seinem ganzen Wesen, seiner Liebe, Sorge und Arbeit im
Heimatboden verwurzelt. Der Boden ist ihm nicht nur Erwerbsquelle
und Spender von Brot, sondern seine Lebensgrundlage. Der Lebensraum
des Volkes, der vom Urahn geschaffen und dem Urenkel erhalten
werden muß, Leid und Freud vieler Geschlechterfolgen, Väterglaube,
Sitte und Brauchtum sind damit verbunden. Der Schutz und die Sicherung
dieser Heimat für unser Volkstum ist uns heiligstes Gebot.
Heimatgefühl ist bei uns unlöslich verbunden mit Staatsgefühl.
Jede Stärkung des Heimatgefühls ist auch eine Stärkung
des Staatsggefühls. In diesem Sinne begrüßen wir
die Ausführungen des Herrn Ministerpräsidenten Dr. Hodža,
wenn er sagt, daß der erneuerte Staat als wahre Heimat für
alle seine ethnischen Bestandteile ausgebaut werden soll. Das
sudetendeutsche Landvolk wünscht aufrichtig den Frieden sowohl
nach außen als auch im Volke und Staat selbst. Dieser Wunsch
beinhaltet in der heutigen Zeit eine klare, eindeutige Ausrichtung
in den Angelegenheiten des eigenen Volkstums zur Sicherung unserer
Volksrechte im Staat und damit zur Sicherung unserer Heimat im
Wege einer ehrlichen, gerechten Verständigung zwischen den
Völkern im Staat, d. h. die Schaffung einer Völkerordnung,
die zur inneren Befriedung im Staate führt.
Eine tausendjährige wechselvolle Geschichte verbindet Deutsche
und Èechen im gemeinsamen Lebensraum der historischen Sudetenländer.
Die beiden Völker haben Zeiten der Zusammenarbeit, sich gegenseitig
geistig, kulturell und wirtschaftlich befruchtend, gesehen, aber
auch Zeiten miterlebt, wo sie im Kampf gegeneinander standen.
Immer wieder kam die ewige Wahrheit hervor, daß beide Völker
in diesem Raume schicksalhaft miteinander verbunden sind und kein
Volk auf die Dauer die Vorherrschaft gegenüber dem anderen
ausüben konnte. Die Zusammenarbeit war die Zeit der Blüte
und fruchtbaren Schaffens, der gegenseitige Kampf die Quelle unendlichen
Leids.
Wenn das èechische Volk im Geiste der Entstehung des Staates,
der Verfassung und des Vermächtnisses seiner großen
Gründer Masaryk, Beneš und Švehla
die Verheißung "Gleiche unter Gleichen" in
allen Lebensbereichen in die Tat umsetzt und der sudetendeutschen
Volksgruppe als solcher die Stellung eines gleichberechtigten
Staatsvolkes mit allen Rechten und Pflichten und nationaler Selbstverwaltung,
besonders auf kulturellem Gebiet, zur Sicherung der Heimat und
der unbehinderten Entwicklung in unserer volklichen Eigenart einräumt,
so würde das wohl nicht nur zur Beruhigung beitragen, sondern
eine große staatsmännische Tat sein, die eine neue
große Geschichte für den èechoslovakischen Staat
einleiten und ganz Europa befrieden müßte.
Die Erklärung des Herrn Ministerpräsidenten Dr. Hodža
"wir geben ihnen nicht nur die Hoffnung auf Befriedung
der kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse,
sondern verbürgen ihnen das volle Maß aller menschlichen
und bürgerlichen Freiheiten, die seinen Bürgern nur
ein wirklich moderner Staat geben kann", nehmen wir in dieser
Hinsicht gerne zur Kenntnis. Eine solche Hoffnung, ein solches
Befriedungswerk würde nicht nur staatspolitisch die Freiheit
des Staates stärken, sondern zweifellos auch jenes Werk sein,
von dem der Herr Ministerpräsident Dr. Hodža sagt:
"Dieses Werk erwartet von uns der Geist der neuen Zeit."
Der Bund der Landwirte ist seit 1926 den Weg zur inneren Befriedung,
den Weg der Zusammenarbeit gegangen. Wir brauchen nicht erst zu
sagen, wie schwer dieser Weg war, und wie schwer uns dieser Weg
oft gemacht worden ist. 12 Jahre verantwortlicher Regierungsarbeit
haben den Boden des Staates in nationalpolitischem Sinne saat
und erntefähig gemacht. Der gute Wille allein, wie er in
den verschiedenen Reden der Staatsmänner und im Regierungsbeschluß
vom 18. Feber 1937 bisher nur für einen Teilbereich zum Ausdruck
gebracht worden ist, kann unserer sudetendeutschen Bevölkerung
nicht genügen. Wir müssen verlangen, daß man auf
èechischer Seite begreife, daß die Verwirklichung
dieses guten Willens nicht nur eine Aufgabe der sudetendeutschen
Politik, sondern eine Staatsaufgabe ist. Ein Staat, der seinen
inneren Frieden verwirklicht, hat damit die beste und wirksamste
Garantie für seinen äußeren Frieden geschaffen,
und weil wir den äußeren Frieden des Staates wollen,
kämpfen wir für seinen inneren Frieden.
Wir leben heute in einer Entwicklung, in der die nationalen Bedürfnisse
und Notwendigkeiten der Völker und ihre Sicherung im Vordergrund
stehen. Der Ausgang des Weltkrieges hat im Zuge dieser großen
Entwicklung allen Völkern die nationale Freiheit und völkische
Eigenstaatlichkeit gebracht. Als völkische Partei gönnen
wir dem èechischen und slovakischen Volk die errungene
Freiheit und Selbständigkeit, wir müssen aber fordern,
daß für die sogenannten Minderheitsvölker im Rahmen
des Staates alles getan werden muß, um sie nicht nur äußerlich,
sondern auch innerlich seelisch für den Staat zu gewinnen.
In dieser Richtung ist wirklich in der letzten Zeit vieles versäumt
worden. Der Herr Ministerpräsident Dr. Hodža hat
sehr richtig diese Erscheinung erfaßt, wenn er von dem Abbau
der psychologischen Schranken gesprochen hat, und wir nehmen gerne
zur Kenntnis, daß die Èechoslovakei vor großen
Anregungen ni emals zurückschreckt, weil ein solcher Ausgleich
für alle unverhältnismäßig mehr Vorteile
bringt als Krisen und Konflikte.
Außenpolitisch wünschen wir, daß alles getan
wird, um den Frieden zu sichern. In Europa und der ganzen Welt
geht heute der Kampf zwischen den Staaten und Völkern, die
den Hort der Ordnung, der Erhaltung ihrer tausendjährigen
gemeinsamen Kultur und Zivilisation, des christlichen Glaubens
auf der einen Seite bedeuten, gegen die Mächte der Zerstörung,
der Vernichtung, des Chaos und der Gottlosigkeit andererseits.
In dieser großen geschichtlichen Auseinandersetzung, bei
der es wahrlich nicht um innere Staatsformen geht, die sich jedes
Volk und jeder Staat seinen Bedürfnissen und Anschauungen
entsprechend ohne Einmischung von außen zu geben berechtigt
sind, muß auch von uns eine klare Stellung bezogen werden.
In dieser Frage ist die Stellung meiner Partei klar und eindeutig
gegen den Bolschewismus in jeder Gestalt und jeder Form gerichtet,
weil wir ihn als den größten Feind menschlicher und
völkischer Kultur betrachten, der auch die gottgewollten
Ordnungen der Völker und Staaten zerstören will.
Daß wir für ein freundnachbarli ches Verhältnis
zu allen angrenzenden Staaten und insbesondere zu den beiden
deutschen Staaten Deutschland und Österreich wünschen,
ist wohl selbstverständlich. Was an uns liegt, so soll alles
geschehen, um dieses freundnachbarliche Verhältnis der Beruhigung
und Befriedung und der Zusammenarbeit herbeizuführen, weil
wir als Grenzlanddeutsche dies als unsere geschichtliche Sendung
betrachten und die Brücke bilden wollen, die unseren Staat
mit den deutschen Nachbarstaaten zum großen Völkerfrieden
als Gleiche unter Gleichen führen soll.
Wahrheit und Gerechtigkeit im Innern des Staates und nach außen,
Anerkennung unseres Volkes als gleichberechtigtes Staatsvolk,
Sicherung unserer Heimat und die Möglichkeit, in kultureller
Verbundenheit mit unserem Volkstum, unserer nationalen Eigenart
gemäß zu leben und unser Volkstum entfalten zu können,
das ist unseres Erachtens der Weg, der zum Ausgleich und damit
zur Beruhigung und zur Befestigung des Staates und zum wahren
Frieden führt. Wird dieser Weg mutig und entschlossen beschritten,
so sind wir überzeugt, daß unser Volk den Glauben und
die Hoffnung auf eine bessere Zukunft in der eigenen Heimat nicht
verlieren wird, was wir im Interesse der Erhaltung des Friedens
von ganzem Herzen wünschen.
Da die Ausführungen des Herrn Ministerpräsidenten Dr.
Hodža geeignet sind, diesen Weg der Verständigung
und des Friedens zu verheißen, wird der Bund der Landwirte
für die Regierungserklärung stimmen. (Potlesk.)