Ètvrtek 10. bøezna 1938

3. Øeè posl. Beuera (viz str 14 tìsnopisecké zprávy)

Hohes Haus! Auch ein bedeutender Teil des sudetendeutschen Volkes stimmt im vollen Bewußtsein des Ernstes der gegenwärtigen Situation jenen Stellen der Erklärung des Herrn Ministerpräsidenten zu, worin er die Entschlossenheit zur Verteidigung der Republik gegen jeden Angriff des ausländischen Faszismus und zum Festhalten an den Friedensbündnissen mit der Sowjetunion und mit Frankreich zum Ausdruck gebracht hat. Diese Zustimmung entspringt der Überzeugung, daß die letzten faszistischen Vorstöße und die offene Drohung mit der faszistischen bewaffneten Intervention in voller Schärfe auch gegen die Lebensinteressen des sudetendeutschen Volkes gerichtet sind und daß daher in dem großen geschichtlichen Ringen zwischen den Kräften der Demokratie und den Kräften der faszistischen [ ] das Schicksal des sudetendeutschen Volkes mit dem der anderen Völker dieses Landes auf Gedeih und Verderb verknüpft ist. Wenn sich das sudetendeutsche Volk jenes Recht einer allgemeinen, menschlichen, politischen und weltanschaulichen Freiheit, von dem der deutsche Reichskanzler am 20. Feber gesprochen hat, wirklich sichern, und wenn es, was notwendig ist, dieses Recht noch erweitern will, dann muß es Schulter an Schulter mit den anderen Völkern unseres Landes die Demokratie und die Republik gegen den Faszismus verteidigen und muß sich mit allen seinen Kräften dagegen zur Wehr setzen, das ihm das Schicksal des großen deutschen Volkes drüben im Reiche bereitet wird, dem diese primitivsten Menschenrechte bis zu den letzten Spuren der Humanität genommen worden und dessen Angehörige wegen sozialistischer, demokratischer, christlicher und konservativer Gesinnung mit den Methoden einer despotischen Gewalt rücksichtlos verfolgt werden.

Ich bin stolz, hier erklären zu können: Hunderttausende sudetendeutscher Antifaszisten, Kommunisten, Sozialdemokraten, christliche Werktätige und demokratische Bauern stehen bereit, wenn es sein muß, auch mit dem Einsatz ihres Lebens die Republik gegen den Faszismus zu verteidigen. Nach dem herrlichen Beispiele jener edlen Seelen des sudetendeutschen Volkes, die nach Spanien geeilt sind, um dort gegen denselben blutigen Faszismus zu kämpfen, der auch uns bedroht, und die in der sudetendeutschen Kompanie des èechoslovakischen Bataillons, das den Namen T. G. Masaryks trägt, und in der Liebknecht-, Gottwald- und Majkov-Batterie sowie in den anderen Formationen der ruhmreichen internationalen Brigaden der tapferen spanischen Volksarmee zusammen mit ihren èechischen, slovakischen und magyarischen Waffenbrüdern jeden Tag von neuem beweisen, daß der Faszismus auf eine eiserne Mauer der antifaszistischen Volksverteidigung stoßen würde, wenn er versuchen sollte, aus der Èechoslovakei ein zweites Spanien zu machen.

Meine slovakischen, magyarischen, ukrainischen und polnischen Klubgenossen haben mich ermächtigt, in ihrem Namen hier zu erklären, daß die werktätigen Massen ihrer Völker zu den letzten außenpolitischen Ereignissen, zur Erklärung des Herrn Ministerpräsidenten und zur Frage der Verteidigung der Demokratie und der Republik gegen den Faszismus vorbehaltlos den gleichen Standpunkt einnehmen, wie er eben hier und vorher bereits in der Rede des Gen. Kopecký ausgesprochen wurde.

Wo steht in diesen ernsten Stunden die größte deutsche Partei der Èechoslovakei, bzw. wo stehen die Führer der Sudetendeutschen Partei? Wo, auf welcher Seite würden sie stehen, wenn die Interventionsdrohungen vom 20. Feber und vom 1. März in die Tat umgesetzt würden? Werden sie die Republik verteidigen, wenn sie vom deutschen Faszismus überfallen wird? Das sind die Fragen, welche die Führer der SdP. klar, unmißverständlich und ohne Umschweife zu beantworten haben. Wie sieht ihre bisherige Antwort aus?

Die Presse der Sudetendeutschen Partei hat zu den letzten politischen Ereignissen in einer Weise Stellung genommen, die eine 100 % ige begeisterte Zustimmung zu der Berliner Außenpolitik ausdrückt. Und besonders nach den eindeutigen Ausführungen des Abg. Kundt hier im Hause muß es selbst jenen, die bisher noch daran zweifelten, klar geworden sein: Die Führer der Sudetendeutschen Partei stehen vorbehaltlos und mit allen Konsequenzen, die sich daraus ergeben, hinter Hitler und Göring. Die Rede des Abg. Kundt war vom ersten bis zum letzten Wort eine provokatorisch scharfe und zynische Ablehnung der gesamten èechoslovakischen Außenpolitik, soweit sie auf den Prinzipien des Völkerbundes und der kollektiven Sicherheit sowie auf jenen Friedensbündnissen aufgebaut ist, ohne welche die Republik vom Faszismus verschlungen würde. Sie war eine ungeheuerliche Beleidigung und Beschimpfung der großen Verbündeten der Èechoslovakei und insbesondere der Sowjetunion, ohne deren Hilfe im Ernstfalle unser Land verloren wäre. Und sie war gleichzeitig eine ausdrückliche Billigung und Unterstüzung jener die Unabhängigkeit der Republik und ihrer Völker bedrohenden Katastrophen und Abenteuererpolitik, die in den letzten außenpolitischen Ereignissen zum Ausdruck gekommen ist und auf deren Linie Herr Kundt ganz offen die Eingliederung der Èechoslovakei in den antibolschewistischen Kriegsblock und die Auflösung ihrer Bündnisse mit der Sowjetunion und mit Frankreich forderte. Die sudetendeutschen Volksmassen mögen sich dessen bewußt werden, was das vom Standpunkt der Verteidigung ihrer Lebens und Volksrechte und der von ihnen ersehnten Rettung des Friedens bedeutet.

Der Abg. Kundt hat auf die Frage, wie er zur Göringrede stehe, die Antwort gegeben, daß vor Göring ja General Krejèí mit dem Säbel gerasselt habe. Wir halten zunächst fest, daß es in den Augen des Herrn Kundt ein den Frieden bedrohendes Säbelrasseln ist, wenn der Generalstabschef des Landes, in dem Kundt und seine Freunde als Parlamentmitglieder wirken, in einem Augenblick, da diesem Lande mit der Intervention gedroht wird, die Bereitschaft der Armee zur Verteidigung der Republik im Falle eines gegnerischen Angriffes verkündet. Herr Göring hat am 1. März mit einem solchen Angriff gedroht. Er hat klipp und klar ausgesprochen, daß der von Hitler am 20. Feber proklamierte angebliche Schutz der zehn Millionen Österreicher und Sudetendeutschen mit Bomben und Granaten, also mit der bewaffneten Intervention in die Tat umgesetzt werden soll. Hier der Wortlaut dieser Stelle der Rede Görings (ète): "Wenn der Führer in seiner Reichstagsrede jenes stolze Wort gebrauchte, daß wir nicht mehr länger dulden würden, daß zehn Millionen deutscher Volksgenossen jenseits der Grenze vergewaltigt werden, dann wißt ihr, Mitglieder der Luftwaffe, daß, wenn es sein muß, ihr für dieses Wort des Führers einstehen müßt bis zum Letzten."

Diese Rede hat Herr Kundt vorgestern hier leidenschaftlich verteidigt. Er hat damit bewiesen, daß auch die Führer der Henleinpartei für den Schutz der Sudetendeutschen mit Fliegerbomben sind. Er hat damit offen zugegeben, daß Henlein und sein ganzer Stab von Hitleragenten bereit sind, das sudetendeutsche Gebiet im Interesse des deutschen Imperialismus der Krupp und Thyssen zum Schauplatz eines blutigen Krieges zu machen, wenn es nicht gelingen sollte, die Èechoslovakei von innen heraus, sozusagen auf trockenem Wege, zur Kapitulation vor dem deutschen Faszismus zu zwingen. Und dazu käme es, wenn die Drohworte vom ersten März in die Tat umgesetzt würden. Gerade deutsche Städte und Dörfer würden von Görings Fliegern zuerst in Brand geschossen, gerade Reichenberg, Aussig und Karlsbad würden zuerst von dem fürchterlichen Schicksal Guernicas ereilt. Gerade deutsche Siedlungen würden zuerst von den Truppen des deutschen Faszismus verwüstet und ausgeplündert werden.

Etwas ähnliches hat es in der Geschichte des sudetendeutschen Volkes schon einmal gegeben. Ich will der vorgestern bekundeten Vorliebe des Herrn Kundt für historische Reminiszenzen Rechnung tragen. Als Bismarck der von den Henleinleuten und Nazis als reinste Inkarnation des Germanentums und als Schöpfer der deutschen Einheit gefeierte Vorgänger Hitlers, im Interesse des Preußen, der Hohenzollern, seinen brudermörderischen Krieg gegen Österreich führte, der zum Ergebnis hatte, daß die Deutschen Österreichs von der Einheit des deutschen Volkes ausgeschlossen wurden, da hatten vor allem die deutschen Randgebiete am schwersten unter den Kriegsfolgen zu leiden. Nur so nebenbei sei erwähnt, daß sich Bismarck von seinem germanischen Nationalstolz nicht hindern ließ, in einer feierlichen Proklamation um die Bundesgenossenschaft des èechischen Volkes zu werben. Es ist klar: Wenn es zum Losschlagen des deutschen Faszismus käme, so hätten die deutschen Gebiete unter noch hundertmal schlimmeren Kriegswirkungen zu leiden als 1866. Diese geschichtliche Analogie regt zur Fortsetzung an. ln den Tagen nach Berchtesgaden wurde Frankreich daran erinnert, daß auf Sadowa-Sedan, auf 1866-1870 folgte. Dem muß hinzugefügt werden, daß auf Sedan schließlich die katastrophale Niederlage von 1918 folgte. Wenn es dem deutschen Faszismus gelänge, seine Kriegsdrohungen in die Tat umzusetzen, dann würde es weder ein Sadowa, noch ein Sedan, sondern nur eine entsetzliche Katastrophe des Deutschtums geben. Und gerade weil wir nicht wollen, daß das große deutsche Volk und mit ihm das sudetendeutsche, in eine solche Kriegskatastrophe gestürzt wird, wenden wir uns mit aller Schärfe gegen die wahnwitzige Kriegs und Abenteuerpolitik, als deren Wortführer hier bei uns die faszistische Führerclique der SdP auftritt. Wir sind überzeugt, daß die gewaltige Mehrheit des sudetendeutschen Volkes ebenso wie wir den Schutz mit Fliegerbomben, d. h. die bewaffnete Intervention und übehaupt jede Einmischung von außen ablehnt, weil es keine fremde Hilfe braucht, weil es für sein Recht selbst zu kämpfen versteht und weil es mit dem èechischen Volk friedlich zusammenleben will, freilich auf dem Boden einer vollen nationalen Gleichberechtigung, ausgestattet mit allen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Freiheiten, die es zum Leben und zu seiner Entwicklung braucht und die es sich erkämpfen muß und erkämpfen wird trotz der faszistischen Hasardeure an der Spitze der SdP.

Herr Kundt hat die Rede des Generalstabschef Krejèí apostrophiert. Dieser Rede zufolge, die gerade zur rechten Zeit gehalten wurde, wird die èechoslovakische Armee imstande sein, sich solange zu halten, bis die Armeen der Verbündeten kommen. Und die Armeen der Verbündeten werden rechtzeitig kommen - das mögen sich die Herren Henlein und Kundt samt ihren Berliner Auftraggebern hinter die Ohren schreiben. Mehr als das: die èechoslovakische Armee, die herrliche Rote Armee der Sowjetunion und die französiche Armee sind zusammen stark genug, um nach den Worten des Marschalls Woroschilow den Feind auf dem Boden zu schlagen, von dem er kommt.

Das sind nicht Redensarten, sondern Tatsachen, und diese Tatsachen, zu denen noch viele hundert andere kommen, die alle bew eisen, wie gewaltig die wirtschaftlichen, politischen und militärischen Kräfte der Demokratie denen der faszistischen Kriegstreiber überlegen sind, mögen sich jene Sudetendeutschen zum Bewußtsein bringen, die sich an den Hymnen auf die Stärke der deutschen Kriegsmacht berauschen und sich den Unsinn einreden lassen, daß eine bewaffnete Intervention in der Èechoslovakei ein harmloser militärischer Spaziergang nach Prag wäre. Diese Tatsachen mögen aber auch jene beherzigen, die sich von den militärischen Prahlereien der Fascisten einschüchtern ließen und an der Möglichkeit eines siegreichen Widerstandes gegen einen fascistischen Angriff zweifeln.

Der Abgeordnete Kundt hat vorgestern in seiner Rede erklärt, daß eine Besserung der Beziehungen der Èechoslovakei zu Deutschland eine Änderung der Verhältnisse des sudetendeutschen Volkes zur Voraussetzung hat. Allerdings erfordern die Interessen des deutschen werktätigen Volkes eine rasche Änderung und Besserung seiner jetzigen Lage, vor allem durch die beschleunigte Durchführung der Richtlinien vom 18. Feber und deren Erweiterung zu einem vollen nationalen Ausgleich, großzügige wirtschaftliche Hilfe, Arbeit, Brot und Rechte. Aber gerade darum geht es weder Hitler und Göring, noch Henlein und Kundt. Dafür ist das Schicksal der Deutschen in Polen und Südtirol der beste Beweis. Herr Kundt hat auf die vorgestern mehrmals an ihn gerichtete Frage, warum Berlin mit dem faszistischen Italien und mit dem faszistischen Polen ein Freundschaftsbündnis unterhält, obwohl die Deutschen dieser Länder national unterdrückt und geknechtet werden, keine Antwort gegeben. Er muß dazu schweigen, weil er sonst seine These von den Voraussetzungen bes serer Beziehungen zu Deutschland sofort selber zerschlagen würde.

Nun, wie geht es denn den Deutschen in Polen? Ich erinnere an das berüchtigte deutsch-polnische Minderheitenabkommen, das seinerzeit von der Presse der SdP so begeistert begrüßt wurde. Es gewährt den Deutschen in Polen kaum ein Zehntel jenes Rechtes der allgemeinen, menschlichen, politischen und weltanschaulichen Freiheit, das die Sudetendeutschen trotz aller Beschränkungen, Ungerechtigkeiten, Benachteiligungen und Bedrückung in der ÈSR. genießen. Die Deutschen Polens dürfen keine politischen Parteien bilden, müssen sich ihre Schulen und alle anderen kulturellen Einrichtungen selbst bezahlen und erhalten für ihre wirtschaftlichen Ansprüche und Rechte nicht den geringsten tatsächlichen Schutz. Vor einigen Wochen legten Vertreter der deutschen Minderheit Polens anläßlich des polnischen Minderheitskongresses in Berlin der Berliner Regierung eine Petition mit der Schilderung ihrer nationalen Leiden und nationalen Wünsche vor und baten inständig um Hilfe. Dennoch figuriert die deutsche Minderheit in Polen nicht unter den 10 Millionen vom 20. Feber. Warum? Weil ihre, durch den Berlin Warschauer Vertrag besiegelte furchtbare nationale Unterdrückung der Preis für die Aufrechterhaltung des deutsch-polnischen Bündnisse ist. Die deutsche Minderheit in Polen wurde geopfert, verkauft, verschachert, weil die imperialistischen Interessen des deutschen Finanzkapitals ein Kriegsbündnis mit Polen erfordern. Es ist eine tragische Ironie der Geschichte, daß Göring, als er am 1. März die Propeller seiner Bombenflugzeuge zum angeblichen Schutze der 10 Millionen Deutschen surren ließ, eben aus Polen zurückgekehrt war, wo er als Jagdgast allerhöchster Kreise geweilt hatte.

Und was ist mit den Deutschen Südtirols? Sie sind die unglücklichste aller nationalen Minderheiten, am furchtbarsten unterdrückt, bis zur vollständigen Vernichtung ihrer nationalen Existenz geknechtet. Aber die beklagenswerten südtiroler Deutschen figuriren nicht unter den 10 Millionen vom 20. Feber. - Warum? Weil sie der Achse Berlin-Rom zuliebe verschachert und geopfert worden sind. Im Mai wird Hitler nach Italien fahren und zusammen mit Mussolini das deutschitalienische Bün dnis feiern. Aber er wird sich bestimmt nicht nach dem Schicksale seiner Südtiroler Volksgenossen erkundigen. Die durchsichtige Proklamation vom Schutz der 10 Millionen Deutschen und die damit gleichgeschalteten Ausführungen des Abgeordneten Kundt werden durch das entsetzliche Schicksal der Deutschen in Polen und der Südtiroler Deutschen restlos entlarvt.

Hier treten mehr als eine Million deutscher Volksgenossen als Ankläger und Kronzeugen dafür auf, daß es dem deutschen Fascismus und seinen Agenten ala Henlein und Kundt nicht um den Schutz der Deutschen im Auslande und deren nationalen Rechte geht, sondern daß sie in ihnen nur Objekte des imperialistischen Schachers erblicken und sie als Vorwand für jene Politik der außenpolitischen Abenteuer und Kriegstreibereien mißbrauchen, zu der der deutsche Faszismus durch seine wachsenden inneren Schwierigkeiten getrieben wird.

Dem sudetendeutschen Volke droht von Seiten seiner angeblichen Beschützer jenseits und diesseits der Grenze das gleiche Schicksal. Alle Mittel des Druckes, der Erpressung und der Einschüchterung werden in Bewegung gesetzt, um auf dem Wege eines Bündnisses der èechischen Reaktion mit den Führern der SdP die Èechoslovakei von innen heraus zur Kapitulation und zur Angliederung an die Achse Berlin-Rom zu zwingen, bevor sich der deutsche Faszismus entschließt, das Risiko eines bewaffneten Eingreifens auf sich zu nehmen. Darum verhandelt der Prager deutsche Gesandte mit Beran, darum treibt die Führerclique der SdP zu einem Bündnisse mit dem rechten Flügel der èechischen Agrarier, mit Hlinka und Esterházy. Käme es dazu, so wäre in erster Linie das sudetendeutsche Volk das Opfer. Ich sagte schon, daß die Führer der SdP seinerzeit dem deutsch polnischen Minderheitenabkommen Beifall geklatscht haben, sie wären jeden Augenblick bereit, mit einem Berlin-Prager-Abkommen des gleichen Typs das sudetendeutsche Volk der gleichen nationalen Knechtschaft auszuliefern, wenn damit die Kapitulation der Èechoslovakei vor Hitler erkauft werden könnte.

Der Abgeordnete Kundt hat vorgestern feierlich erklärt, daß das III. Reich keinerlei territoriale Ansprüche stellt, und er hat sich gleichzeitig über den Ton der hiesigen Presse gegenüber Berlin beschwert.

Ich will as Antwort darauf einen reichsdeutschen Zeitungsartikel zitieren, der zugleich eine aufschlußreiche Ergänzung bzw. Erklärung zu den Reden Hitlers und Görings ist.

Am 10. Feber, also 10 Tage vor Hitlers heftigen Anklagen gegen die Auslandspresse, hat in Bärenstein, einem Orte, der mit unserem Weipert unmittelbar zusammenhängt, eine öffentliche Versammlung stattgefunden, die von der Ortsgruppe des Bundes "deutscher Osten" im Verein mit der Ortsgruppe der NSDAP einberufen worden war. Über diese Versammlung brachte das Lokalblatt für Bärenstein folgenden Bericht, (ète):

"PG Rößler sprach in außerordentlich spannender und temperamentvoller Weise knapp eine Stunde über das Thema "Èechoslovakei - Vorposten des Weltbolschewismus." Sachsen werde, so meinte der Redner einleitend, irrtümlicherweise immer noch als Mitteldeutschland bezeichnet, obwohl es das wichtigste und gefährlichst begrenzte Land des Deutschen Reiches ist. Hierauf entwarf er einen Rückblick auf die Entstehung des unnatürilchen Staatengebildes der Èechoslovakischen Republik, die in ihrer Grundlage auf die èechischen Überläufer des Weltkrieges nach Rußland, speziell während des Kampfes der Weißrussen gegen die roten bolschewistischen Armeen, zurückzuführen sei. [ ]. Der damalige Verbrüderungsgeist der èechischen Legionäre mit den russischen Bolschewiki hat sich auf das sogenannte Staatengebilde Èechoslovkei übertragen. [ ]. Dies sei vielsagend genug; des weiteren die Tatsache, daß es 1917 in der heutigen Èechoslovakei 17.000 Juden gab, während es heute deren über 500.000 sind. Ferner leben 31/2 Millionen Deutsche im Sudetenland, die Anschluß an ein großes deutsches Reich anstreben und erhoffen, wobei sie bekanntlich den unerhörtesten Bedrückungen ausgesetzt sind. [ ]. Die sudetendeutsche Partei Konrad Henleins hat zwar große Erfolge zu verzeichnen und verfügt allein über 44 Sitze im Prager Parlament, aber die drei angeblichen deutschen Minister sind einmal èechenfreundlich und zum andern bedingungslos in die Regierung aufgenommen worden. Sie müssen demzufolge die kulturellen, wirtschaftlichen und Aushungerungsmaßnahmen gegenüber den Sudetendeutschen gutheißen oder verlieren ihre Ministerposten. [ ]. Den Geist der Sudetendeutschen vermag man aber trotz aller Schikanen und Aushungerungen nicht zu töten. Die derart gemarterten Männer und Frauen beweisen in ihrem Kampfe für das freie Deutschtum einen erstaunlichen Heroismus und Opfermut, den wir zu dem unserigen machen und den deutschen Brüdern und Schwestern jenseits der Grenze zeigen müssen, daß sie nicht auf verlorenem Posten stehen. Tun wir dies, dann wird und kann die Zeit nicht mehr allzu ferne sein, wo wieder die Fahne des freien Großdeutschland über dem Sudetenlande weht."

Ein Nachsatz besagt dann: "Der Ortsgruppenleiter des BDO Pg. Grund dankte dem Redner für seinen Vortrag, den er als Erlebnis bezeichnete."

Ein Komentar unsererseits dazu erübrigt sich, aber ein Komentar von Seite der Herren der Sudetendeutschen Partei wäre außerordentlich wünschenswert. Auf jeden Fall ist dieser Bericht auch eine äußerst charakteristische Illustration jenes Pressefriedens, wie man sich in Berlin vorstellt und über den der Reichspressechef Dr. Dietrich am 7. März u. a. Folgendes erklärte: (ète) "Wir sind durch die Disziplin, zu der unsere Presse erzogen worden ist und die sie immer zu wahren weiß, - wie z. B. in dem eben zitierten Fall - in die Lage versetzt, ein internationales Presseabkommen zu treffen und auch zu halten." (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Sivák.)

Wir haben vorgestern den Abg. Kundt einigemale gefragt, ob die SdP die Republik verteidigen werde, wenn sie vom deutschen Faszismus angegriffen würde. Er hat diese Frage ignoriert, aber sein Kollege Frank, der traurige Held von Teplitz und Stellvertreter des Führers, sprang für ihn ein und sagte wörtlich: "Wir werden die Republik nur gegen Moskau verteidigen." Nur gegen Moskau! Das ist eine messerscharf, nicht mißzuverstehende Proklamation für den Berliner Antibolschewismus, auf dessen Grundlage sich vorgestern der èechische Agrarier und Deutschenfeind Žilka und der Klubobmann der SdP mehrmals verbrüderten und es wird dann auch vollkommen klar gesagt: "Die Führer der SdP lehnen eine Verteidigung der Republik gegen einen Angriff des deutschen Faszismus ab und sie werden im Ernstfalle gegen die Verbündeten der Republik und damit gegen die Republik selbst marschieren." Das alles zusammen ist Hochverrat an der Republik, Hochverrat am sudetendeutschen Volk.

Noch klarer als hier im Parlament zeigt sich das in der Politik, die die SdP-Führer im deutschen Gebiet treiben. Die Flüsterpropaganda feiert wieder einmal wahre Orgien. Aussprüche wie: "Jetzt gehts bald los", "jetzt kommt bald Hitler", "nun wird Hitler mit der Kommune und den Èechen abrechnen", solche und ähnliche Aussprüche von SdP-Leuten gehen von Mund zu Mund. Die Anwendung von Terrormethoden geht in der gleichen Richtung. Ich habe ein von der SdP-Ortsgruppe Neustadt an der Tafelfichte versandtes Werbeschreiben gelesen, das den folgenden Satz enthält: "Kommet zu uns, ehe es zu spät ist." Was heißt das? Zu spät wird es sein, wenn Hitler kommt und dann sollen alle diejenigen bestraft werden, die sich nicht rechtzeitig von der SdP gleichschalten ließen. So wird durch Flüsterpropaganda, Pressehetze, Versammlungsdemagogie und Terror versucht, die deutsche Bevölkerung einerseits einzuschüchtern, andererseits chauvinistisch aufzuputschen.


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