Hohes Haus! Auch ein bedeutender Teil des sudetendeutschen Volkes
stimmt im vollen Bewußtsein des Ernstes der gegenwärtigen
Situation jenen Stellen der Erklärung des Herrn Ministerpräsidenten
zu, worin er die Entschlossenheit zur Verteidigung der Republik
gegen jeden Angriff des ausländischen Faszismus und zum Festhalten
an den Friedensbündnissen mit der Sowjetunion und mit Frankreich
zum Ausdruck gebracht hat. Diese Zustimmung entspringt der Überzeugung,
daß die letzten faszistischen Vorstöße und die
offene Drohung mit der faszistischen bewaffneten Intervention
in voller Schärfe auch gegen die Lebensinteressen des sudetendeutschen
Volkes gerichtet sind und daß daher in dem großen
geschichtlichen Ringen zwischen den Kräften der Demokratie
und den Kräften der faszistischen [ ] das Schicksal des sudetendeutschen
Volkes mit dem der anderen Völker dieses Landes auf Gedeih
und Verderb verknüpft ist. Wenn sich das sudetendeutsche
Volk jenes Recht einer allgemeinen, menschlichen, politischen
und weltanschaulichen Freiheit, von dem der deutsche Reichskanzler
am 20. Feber gesprochen hat, wirklich sichern, und wenn es, was
notwendig ist, dieses Recht noch erweitern will, dann muß
es Schulter an Schulter mit den anderen Völkern unseres Landes
die Demokratie und die Republik gegen den Faszismus verteidigen
und muß sich mit allen seinen Kräften dagegen zur Wehr
setzen, das ihm das Schicksal des großen deutschen Volkes
drüben im Reiche bereitet wird, dem diese primitivsten Menschenrechte
bis zu den letzten Spuren der Humanität genommen worden und
dessen Angehörige wegen sozialistischer, demokratischer,
christlicher und konservativer Gesinnung mit den Methoden einer
despotischen Gewalt rücksichtlos verfolgt werden.
Ich bin stolz, hier erklären zu können: Hunderttausende
sudetendeutscher Antifaszisten, Kommunisten, Sozialdemokraten,
christliche Werktätige und demokratische Bauern stehen bereit,
wenn es sein muß, auch mit dem Einsatz ihres Lebens die
Republik gegen den Faszismus zu verteidigen. Nach dem herrlichen
Beispiele jener edlen Seelen des sudetendeutschen Volkes, die
nach Spanien geeilt sind, um dort gegen denselben blutigen Faszismus
zu kämpfen, der auch uns bedroht, und die in der sudetendeutschen
Kompanie des èechoslovakischen Bataillons, das den Namen
T. G. Masaryks trägt, und in der Liebknecht-, Gottwald-
und Majkov-Batterie sowie in den anderen Formationen der ruhmreichen
internationalen Brigaden der tapferen spanischen Volksarmee zusammen
mit ihren èechischen, slovakischen und magyarischen Waffenbrüdern
jeden Tag von neuem beweisen, daß der Faszismus auf eine
eiserne Mauer der antifaszistischen Volksverteidigung stoßen
würde, wenn er versuchen sollte, aus der Èechoslovakei
ein zweites Spanien zu machen.
Meine slovakischen, magyarischen, ukrainischen und polnischen
Klubgenossen haben mich ermächtigt, in ihrem Namen hier zu
erklären, daß die werktätigen Massen ihrer Völker
zu den letzten außenpolitischen Ereignissen, zur Erklärung
des Herrn Ministerpräsidenten und zur Frage der Verteidigung
der Demokratie und der Republik gegen den Faszismus vorbehaltlos
den gleichen Standpunkt einnehmen, wie er eben hier und vorher
bereits in der Rede des Gen. Kopecký ausgesprochen
wurde.
Wo steht in diesen ernsten Stunden die größte deutsche
Partei der Èechoslovakei, bzw. wo stehen die Führer
der Sudetendeutschen Partei? Wo, auf welcher Seite würden
sie stehen, wenn die Interventionsdrohungen vom 20. Feber und
vom 1. März in die Tat umgesetzt würden? Werden sie
die Republik verteidigen, wenn sie vom deutschen Faszismus überfallen
wird? Das sind die Fragen, welche die Führer der SdP. klar,
unmißverständlich und ohne Umschweife zu beantworten
haben. Wie sieht ihre bisherige Antwort aus?
Die Presse der Sudetendeutschen Partei hat zu den letzten politischen
Ereignissen in einer Weise Stellung genommen, die eine 100 % ige
begeisterte Zustimmung zu der Berliner Außenpolitik ausdrückt.
Und besonders nach den eindeutigen Ausführungen des Abg.
Kundt hier im Hause muß es selbst jenen, die bisher
noch daran zweifelten, klar geworden sein: Die Führer der
Sudetendeutschen Partei stehen vorbehaltlos und mit allen Konsequenzen,
die sich daraus ergeben, hinter Hitler und Göring. Die Rede
des Abg. Kundt war vom ersten bis zum letzten Wort eine
provokatorisch scharfe und zynische Ablehnung der gesamten èechoslovakischen
Außenpolitik, soweit sie auf den Prinzipien des Völkerbundes
und der kollektiven Sicherheit sowie auf jenen Friedensbündnissen
aufgebaut ist, ohne welche die Republik vom Faszismus verschlungen
würde. Sie war eine ungeheuerliche Beleidigung und Beschimpfung
der großen Verbündeten der Èechoslovakei und
insbesondere der Sowjetunion, ohne deren Hilfe im Ernstfalle unser
Land verloren wäre. Und sie war gleichzeitig eine ausdrückliche
Billigung und Unterstüzung jener die Unabhängigkeit
der Republik und ihrer Völker bedrohenden Katastrophen und
Abenteuererpolitik, die in den letzten außenpolitischen
Ereignissen zum Ausdruck gekommen ist und auf deren Linie Herr
Kundt ganz offen die Eingliederung der Èechoslovakei
in den antibolschewistischen Kriegsblock und die Auflösung
ihrer Bündnisse mit der Sowjetunion und mit Frankreich forderte.
Die sudetendeutschen Volksmassen mögen sich dessen bewußt
werden, was das vom Standpunkt der Verteidigung ihrer Lebens und
Volksrechte und der von ihnen ersehnten Rettung des Friedens bedeutet.
Der Abg. Kundt hat auf die Frage, wie er zur Göringrede
stehe, die Antwort gegeben, daß vor Göring ja General
Krejèí mit dem Säbel gerasselt habe. Wir halten
zunächst fest, daß es in den Augen des Herrn Kundt
ein den Frieden bedrohendes Säbelrasseln ist, wenn der
Generalstabschef des Landes, in dem Kundt und seine Freunde
als Parlamentmitglieder wirken, in einem Augenblick, da diesem
Lande mit der Intervention gedroht wird, die Bereitschaft der
Armee zur Verteidigung der Republik im Falle eines gegnerischen
Angriffes verkündet. Herr Göring hat am 1. März
mit einem solchen Angriff gedroht. Er hat klipp und klar ausgesprochen,
daß der von Hitler am 20. Feber proklamierte angebliche
Schutz der zehn Millionen Österreicher und Sudetendeutschen
mit Bomben und Granaten, also mit der bewaffneten Intervention
in die Tat umgesetzt werden soll. Hier der Wortlaut dieser Stelle
der Rede Görings (ète): "Wenn der Führer
in seiner Reichstagsrede jenes stolze Wort gebrauchte, daß
wir nicht mehr länger dulden würden, daß zehn
Millionen deutscher Volksgenossen jenseits der Grenze vergewaltigt
werden, dann wißt ihr, Mitglieder der Luftwaffe, daß,
wenn es sein muß, ihr für dieses Wort des Führers
einstehen müßt bis zum Letzten."
Diese Rede hat Herr Kundt vorgestern hier leidenschaftlich
verteidigt. Er hat damit bewiesen, daß auch die Führer
der Henleinpartei für den Schutz der Sudetendeutschen mit
Fliegerbomben sind. Er hat damit offen zugegeben, daß Henlein
und sein ganzer Stab von Hitleragenten bereit sind, das sudetendeutsche
Gebiet im Interesse des deutschen Imperialismus der Krupp und
Thyssen zum Schauplatz eines blutigen Krieges zu machen, wenn
es nicht gelingen sollte, die Èechoslovakei von innen heraus,
sozusagen auf trockenem Wege, zur Kapitulation vor dem deutschen
Faszismus zu zwingen. Und dazu käme es, wenn die Drohworte
vom ersten März in die Tat umgesetzt würden. Gerade
deutsche Städte und Dörfer würden von Görings
Fliegern zuerst in Brand geschossen, gerade Reichenberg, Aussig
und Karlsbad würden zuerst von dem fürchterlichen Schicksal
Guernicas ereilt. Gerade deutsche Siedlungen würden zuerst
von den Truppen des deutschen Faszismus verwüstet und ausgeplündert
werden.
Etwas ähnliches hat es in der Geschichte des sudetendeutschen
Volkes schon einmal gegeben. Ich will der vorgestern bekundeten
Vorliebe des Herrn Kundt für historische Reminiszenzen
Rechnung tragen. Als Bismarck der von den Henleinleuten und Nazis
als reinste Inkarnation des Germanentums und als Schöpfer
der deutschen Einheit gefeierte Vorgänger Hitlers, im Interesse
des Preußen, der Hohenzollern, seinen brudermörderischen
Krieg gegen Österreich führte, der zum Ergebnis hatte,
daß die Deutschen Österreichs von der Einheit des deutschen
Volkes ausgeschlossen wurden, da hatten vor allem die deutschen
Randgebiete am schwersten unter den Kriegsfolgen zu leiden. Nur
so nebenbei sei erwähnt, daß sich Bismarck von seinem
germanischen Nationalstolz nicht hindern ließ, in einer
feierlichen Proklamation um die Bundesgenossenschaft des èechischen
Volkes zu werben. Es ist klar: Wenn es zum Losschlagen des deutschen
Faszismus käme, so hätten die deutschen Gebiete unter
noch hundertmal schlimmeren Kriegswirkungen zu leiden als 1866.
Diese geschichtliche Analogie regt zur Fortsetzung an. ln den
Tagen nach Berchtesgaden wurde Frankreich daran erinnert, daß
auf Sadowa-Sedan, auf 1866-1870 folgte. Dem muß hinzugefügt
werden, daß auf Sedan schließlich die katastrophale
Niederlage von 1918 folgte. Wenn es dem deutschen Faszismus gelänge,
seine Kriegsdrohungen in die Tat umzusetzen, dann würde es
weder ein Sadowa, noch ein Sedan, sondern nur eine entsetzliche
Katastrophe des Deutschtums geben. Und gerade weil wir nicht wollen,
daß das große deutsche Volk und mit ihm das sudetendeutsche,
in eine solche Kriegskatastrophe gestürzt wird, wenden wir
uns mit aller Schärfe gegen die wahnwitzige Kriegs und Abenteuerpolitik,
als deren Wortführer hier bei uns die faszistische Führerclique
der SdP auftritt. Wir sind überzeugt, daß die gewaltige
Mehrheit des sudetendeutschen Volkes ebenso wie wir den Schutz
mit Fliegerbomben, d. h. die bewaffnete Intervention und übehaupt
jede Einmischung von außen ablehnt, weil es keine fremde
Hilfe braucht, weil es für sein Recht selbst zu kämpfen
versteht und weil es mit dem èechischen Volk friedlich
zusammenleben will, freilich auf dem Boden einer vollen nationalen
Gleichberechtigung, ausgestattet mit allen wirtschaftlichen, politischen
und kulturellen Freiheiten, die es zum Leben und zu seiner Entwicklung
braucht und die es sich erkämpfen muß und erkämpfen
wird trotz der faszistischen Hasardeure an der Spitze der SdP.
Herr Kundt hat die Rede des Generalstabschef Krejèí
apostrophiert. Dieser Rede zufolge, die gerade zur rechten Zeit
gehalten wurde, wird die èechoslovakische Armee imstande
sein, sich solange zu halten, bis die Armeen der Verbündeten
kommen. Und die Armeen der Verbündeten werden rechtzeitig
kommen - das mögen sich die Herren Henlein und Kundt samt
ihren Berliner Auftraggebern hinter die Ohren schreiben. Mehr
als das: die èechoslovakische Armee, die herrliche Rote
Armee der Sowjetunion und die französiche Armee sind zusammen
stark genug, um nach den Worten des Marschalls Woroschilow den
Feind auf dem Boden zu schlagen, von dem er kommt.
Das sind nicht Redensarten, sondern Tatsachen, und diese Tatsachen,
zu denen noch viele hundert andere kommen, die alle bew eisen,
wie gewaltig die wirtschaftlichen, politischen und militärischen
Kräfte der Demokratie denen der faszistischen Kriegstreiber
überlegen sind, mögen sich jene Sudetendeutschen zum
Bewußtsein bringen, die sich an den Hymnen auf die Stärke
der deutschen Kriegsmacht berauschen und sich den Unsinn einreden
lassen, daß eine bewaffnete Intervention in der Èechoslovakei
ein harmloser militärischer Spaziergang nach Prag wäre.
Diese Tatsachen mögen aber auch jene beherzigen, die sich
von den militärischen Prahlereien der Fascisten einschüchtern
ließen und an der Möglichkeit eines siegreichen Widerstandes
gegen einen fascistischen Angriff zweifeln.
Der Abgeordnete Kundt hat vorgestern in seiner Rede erklärt,
daß eine Besserung der Beziehungen der Èechoslovakei
zu Deutschland eine Änderung der Verhältnisse des sudetendeutschen
Volkes zur Voraussetzung hat. Allerdings erfordern die Interessen
des deutschen werktätigen Volkes eine rasche Änderung
und Besserung seiner jetzigen Lage, vor allem durch die beschleunigte
Durchführung der Richtlinien vom 18. Feber und deren Erweiterung
zu einem vollen nationalen Ausgleich, großzügige wirtschaftliche
Hilfe, Arbeit, Brot und Rechte. Aber gerade darum geht es weder
Hitler und Göring, noch Henlein und Kundt. Dafür
ist das Schicksal der Deutschen in Polen und Südtirol der
beste Beweis. Herr Kundt hat auf die vorgestern mehrmals
an ihn gerichtete Frage, warum Berlin mit dem faszistischen Italien
und mit dem faszistischen Polen ein Freundschaftsbündnis
unterhält, obwohl die Deutschen dieser Länder national
unterdrückt und geknechtet werden, keine Antwort gegeben.
Er muß dazu schweigen, weil er sonst seine These von den
Voraussetzungen bes serer Beziehungen zu Deutschland sofort selber
zerschlagen würde.
Nun, wie geht es denn den Deutschen in Polen? Ich erinnere an
das berüchtigte deutsch-polnische Minderheitenabkommen, das
seinerzeit von der Presse der SdP so begeistert begrüßt
wurde. Es gewährt den Deutschen in Polen kaum ein Zehntel
jenes Rechtes der allgemeinen, menschlichen, politischen und weltanschaulichen
Freiheit, das die Sudetendeutschen trotz aller Beschränkungen,
Ungerechtigkeiten, Benachteiligungen und Bedrückung in der
ÈSR. genießen. Die Deutschen Polens dürfen keine
politischen Parteien bilden, müssen sich ihre Schulen und
alle anderen kulturellen Einrichtungen selbst bezahlen und erhalten
für ihre wirtschaftlichen Ansprüche und Rechte nicht
den geringsten tatsächlichen Schutz. Vor einigen Wochen legten
Vertreter der deutschen Minderheit Polens anläßlich
des polnischen Minderheitskongresses in Berlin der Berliner Regierung
eine Petition mit der Schilderung ihrer nationalen Leiden und
nationalen Wünsche vor und baten inständig um Hilfe.
Dennoch figuriert die deutsche Minderheit in Polen nicht unter
den 10 Millionen vom 20. Feber. Warum? Weil ihre, durch den Berlin
Warschauer Vertrag besiegelte furchtbare nationale Unterdrückung
der Preis für die Aufrechterhaltung des deutsch-polnischen
Bündnisse ist. Die deutsche Minderheit in Polen wurde geopfert,
verkauft, verschachert, weil die imperialistischen Interessen
des deutschen Finanzkapitals ein Kriegsbündnis mit Polen
erfordern. Es ist eine tragische Ironie der Geschichte, daß
Göring, als er am 1. März die Propeller seiner Bombenflugzeuge
zum angeblichen Schutze der 10 Millionen Deutschen surren ließ,
eben aus Polen zurückgekehrt war, wo er als Jagdgast allerhöchster
Kreise geweilt hatte.
Und was ist mit den Deutschen Südtirols? Sie sind die unglücklichste
aller nationalen Minderheiten, am furchtbarsten unterdrückt,
bis zur vollständigen Vernichtung ihrer nationalen Existenz
geknechtet. Aber die beklagenswerten südtiroler Deutschen
figuriren nicht unter den 10 Millionen vom 20. Feber. - Warum?
Weil sie der Achse Berlin-Rom zuliebe verschachert und geopfert
worden sind. Im Mai wird Hitler nach Italien fahren und zusammen
mit Mussolini das deutschitalienische Bün dnis feiern. Aber
er wird sich bestimmt nicht nach dem Schicksale seiner Südtiroler
Volksgenossen erkundigen. Die durchsichtige Proklamation vom Schutz
der 10 Millionen Deutschen und die damit gleichgeschalteten Ausführungen
des Abgeordneten Kundt werden durch das entsetzliche Schicksal
der Deutschen in Polen und der Südtiroler Deutschen restlos
entlarvt.
Hier treten mehr als eine Million deutscher Volksgenossen als
Ankläger und Kronzeugen dafür auf, daß es dem
deutschen Fascismus und seinen Agenten ala Henlein und Kundt
nicht um den Schutz der Deutschen im Auslande und deren nationalen
Rechte geht, sondern daß sie in ihnen nur Objekte des imperialistischen
Schachers erblicken und sie als Vorwand für jene Politik
der außenpolitischen Abenteuer und Kriegstreibereien mißbrauchen,
zu der der deutsche Faszismus durch seine wachsenden inneren Schwierigkeiten
getrieben wird.
Dem sudetendeutschen Volke droht von Seiten seiner angeblichen
Beschützer jenseits und diesseits der Grenze das gleiche
Schicksal. Alle Mittel des Druckes, der Erpressung und der Einschüchterung
werden in Bewegung gesetzt, um auf dem Wege eines Bündnisses
der èechischen Reaktion mit den Führern der SdP die
Èechoslovakei von innen heraus zur Kapitulation und zur
Angliederung an die Achse Berlin-Rom zu zwingen, bevor sich der
deutsche Faszismus entschließt, das Risiko eines bewaffneten
Eingreifens auf sich zu nehmen. Darum verhandelt der Prager deutsche
Gesandte mit Beran, darum treibt die Führerclique
der SdP zu einem Bündnisse mit dem rechten Flügel der
èechischen Agrarier, mit Hlinka und Esterházy.
Käme es dazu, so wäre in erster Linie das sudetendeutsche
Volk das Opfer. Ich sagte schon, daß die Führer der
SdP seinerzeit dem deutsch polnischen Minderheitenabkommen Beifall
geklatscht haben, sie wären jeden Augenblick bereit, mit
einem Berlin-Prager-Abkommen des gleichen Typs das sudetendeutsche
Volk der gleichen nationalen Knechtschaft auszuliefern, wenn damit
die Kapitulation der Èechoslovakei vor Hitler erkauft werden
könnte.
Der Abgeordnete Kundt hat vorgestern feierlich erklärt,
daß das III. Reich keinerlei territoriale Ansprüche
stellt, und er hat sich gleichzeitig über den Ton der hiesigen
Presse gegenüber Berlin beschwert.
Ich will as Antwort darauf einen reichsdeutschen Zeitungsartikel
zitieren, der zugleich eine aufschlußreiche Ergänzung
bzw. Erklärung zu den Reden Hitlers und Görings ist.
Am 10. Feber, also 10 Tage vor Hitlers heftigen Anklagen gegen
die Auslandspresse, hat in Bärenstein, einem Orte, der mit
unserem Weipert unmittelbar zusammenhängt, eine öffentliche
Versammlung stattgefunden, die von der Ortsgruppe des Bundes "deutscher
Osten" im Verein mit der Ortsgruppe der NSDAP einberufen
worden war. Über diese Versammlung brachte das Lokalblatt
für Bärenstein folgenden Bericht, (ète):
"PG Rößler sprach in außerordentlich spannender
und temperamentvoller Weise knapp eine Stunde über das Thema
"Èechoslovakei - Vorposten des Weltbolschewismus."
Sachsen werde, so meinte der Redner einleitend, irrtümlicherweise
immer noch als Mitteldeutschland bezeichnet, obwohl es das wichtigste
und gefährlichst begrenzte Land des Deutschen Reiches ist.
Hierauf entwarf er einen Rückblick auf die Entstehung des
unnatürilchen Staatengebildes der Èechoslovakischen
Republik, die in ihrer Grundlage auf die èechischen Überläufer
des Weltkrieges nach Rußland, speziell während des
Kampfes der Weißrussen gegen die roten bolschewistischen
Armeen, zurückzuführen sei. [ ]. Der damalige Verbrüderungsgeist
der èechischen Legionäre mit den russischen Bolschewiki
hat sich auf das sogenannte Staatengebilde Èechoslovkei
übertragen. [ ]. Dies sei vielsagend genug; des weiteren
die Tatsache, daß es 1917 in der heutigen Èechoslovakei
17.000 Juden gab, während es heute deren über 500.000
sind. Ferner leben 31/2 Millionen Deutsche im Sudetenland, die
Anschluß an ein großes deutsches Reich anstreben und
erhoffen, wobei sie bekanntlich den unerhörtesten Bedrückungen
ausgesetzt sind. [ ]. Die sudetendeutsche Partei Konrad Henleins
hat zwar große Erfolge zu verzeichnen und verfügt allein
über 44 Sitze im Prager Parlament, aber die drei angeblichen
deutschen Minister sind einmal èechenfreundlich und zum
andern bedingungslos in die Regierung aufgenommen worden. Sie
müssen demzufolge die kulturellen, wirtschaftlichen und Aushungerungsmaßnahmen
gegenüber den Sudetendeutschen gutheißen oder verlieren
ihre Ministerposten. [ ]. Den Geist der Sudetendeutschen vermag
man aber trotz aller Schikanen und Aushungerungen nicht zu töten.
Die derart gemarterten Männer und Frauen beweisen in ihrem
Kampfe für das freie Deutschtum einen erstaunlichen Heroismus
und Opfermut, den wir zu dem unserigen machen und den deutschen
Brüdern und Schwestern jenseits der Grenze zeigen müssen,
daß sie nicht auf verlorenem Posten stehen. Tun wir dies,
dann wird und kann die Zeit nicht mehr allzu ferne sein, wo wieder
die Fahne des freien Großdeutschland über dem Sudetenlande
weht."
Ein Nachsatz besagt dann: "Der Ortsgruppenleiter des BDO
Pg. Grund dankte dem Redner für seinen Vortrag, den er als
Erlebnis bezeichnete."
Ein Komentar unsererseits dazu erübrigt sich, aber ein Komentar
von Seite der Herren der Sudetendeutschen Partei wäre außerordentlich
wünschenswert. Auf jeden Fall ist dieser Bericht auch eine
äußerst charakteristische Illustration jenes Pressefriedens,
wie man sich in Berlin vorstellt und über den der Reichspressechef
Dr. Dietrich am 7. März u. a. Folgendes erklärte: (ète)
"Wir sind durch die Disziplin, zu der unsere Presse erzogen
worden ist und die sie immer zu wahren weiß, - wie z. B.
in dem eben zitierten Fall - in die Lage versetzt, ein internationales
Presseabkommen zu treffen und auch zu halten." (Pøedsednictví
pøevzal místopøedseda Sivák.)
Wir haben vorgestern den Abg. Kundt einigemale gefragt,
ob die SdP die Republik verteidigen werde, wenn sie vom deutschen
Faszismus angegriffen würde. Er hat diese Frage ignoriert,
aber sein Kollege Frank, der traurige Held von Teplitz
und Stellvertreter des Führers, sprang für ihn ein und
sagte wörtlich: "Wir werden die Republik nur gegen Moskau
verteidigen." Nur gegen Moskau! Das ist eine messerscharf,
nicht mißzuverstehende Proklamation für den Berliner
Antibolschewismus, auf dessen Grundlage sich vorgestern der èechische
Agrarier und Deutschenfeind Žilka und der Klubobmann
der SdP mehrmals verbrüderten und es wird dann auch vollkommen
klar gesagt: "Die Führer der SdP lehnen eine Verteidigung
der Republik gegen einen Angriff des deutschen Faszismus ab und
sie werden im Ernstfalle gegen die Verbündeten der Republik
und damit gegen die Republik selbst marschieren." Das alles
zusammen ist Hochverrat an der Republik, Hochverrat am sudetendeutschen
Volk.
Noch klarer als hier im Parlament zeigt sich das in der Politik,
die die SdP-Führer im deutschen Gebiet treiben. Die Flüsterpropaganda
feiert wieder einmal wahre Orgien. Aussprüche wie: "Jetzt
gehts bald los", "jetzt kommt bald Hitler", "nun
wird Hitler mit der Kommune und den Èechen abrechnen",
solche und ähnliche Aussprüche von SdP-Leuten gehen
von Mund zu Mund. Die Anwendung von Terrormethoden geht in der
gleichen Richtung. Ich habe ein von der SdP-Ortsgruppe Neustadt
an der Tafelfichte versandtes Werbeschreiben gelesen, das den
folgenden Satz enthält: "Kommet zu uns, ehe es zu spät
ist." Was heißt das? Zu spät wird es sein, wenn
Hitler kommt und dann sollen alle diejenigen bestraft werden,
die sich nicht rechtzeitig von der SdP gleichschalten ließen.
So wird durch Flüsterpropaganda, Pressehetze, Versammlungsdemagogie
und Terror versucht, die deutsche Bevölkerung einerseits
einzuschüchtern, andererseits chauvinistisch aufzuputschen.