Hohes Haus! Das was wir Dienstag hier im Hause erlebt haben, war
der erste demonstrative Schritt zur Verwirklichung jenes Komplottes
der faszistischen Irredenta ohne Unterschied der Nationalität,
[ ], um die Republik für den offenen Angriff des Faszismus
sturmreif zu machen. Diese Provokation der Agenten Berlins, Warschaus
und Budapests ist auf parlamentarischem Boden entschieden und
eindrucksvoll zurückgewiesen worden. Aber nun ist es notwendig,
mit der gleichen, nein mit noch viel größerer Entschiedenheit,
Energie und Einheitlichkeit den faszistischen Umtrieben unten
im Lande ein Ende zu machen.
Seit der gewaltsamen Okupation Österreichs durch das Dritte
Reich sind in den deutschen Gebieten der Republik von den Führern
der SdP Zustände herbeigeführt worden, die fast an Anarchie
grenzen und sowohl das Leben des sudetendeutschen Volkes wie auch
die Interessen der vom Faszismus bedrohten Republik auf das ernsteste
gefährden. Alle Register der Flüsterpropaganda werden
gezogen, alle faszistischen Erpressungsmethoden, von der Verbreitung
erfundener Alarmnachrichten bis zum offenen Terror, werden angewandt,
um die deutsche Bevölkerung in einen Zustand fieberhafter
Erregung, ständiger Spannung und fantastischer Erwartungen
zu versetzen, um sie zu verwirren, aufzuputschen und einzuschüchtern,
um auf die eine oder andere Weise ihre Gleichschaltung zu erpressen.
In der Flüsterpropaganda gibt es keine Hemmungen mehr. Von
dem angeblich unmittelbar bevorstehenden Eintritt Henleins in
die Regierung und der ebenso unmit telbar bevorstehenden Proklamierung
der Autonomie [ ] wird von den Henleinleuten systematisch alles
unter der Bevölkerung herumgetragen und herumgeflüstert,
was nur irgendwie geeignet erscheint, Verwirrung, Aufregung und
Panik hervorzurufen.
So wurde in den Grenzgemeinden des Deutsch-Gabler Bezirkes, wo
ich vergangenen Sonntag war, das Gerücht verbreitet, bei
allen Verteidigungsanlagen sei die Arbeit eingestellt worden,
da über Verlangen Hitlers sämtliche Grenzbefestigungen
geschleift werden und in kurzer Zeit eine Volksabstimmung im deutschen
Gebiete durchgeführt werden soll.
Die sogenannte Werbeaktion der SdP wird als eine ausgesprochene
Terroraktion durchgeführt. Von der Hauptleitung wurde bekanntlich
für die Aufnahme neuer Mitglieder ein fixer Termin, der 31.
Mai, festgesetzt, nach welchem die allgemeine Mitgliedersperre
beginnt. Schon damit wird ein st arker Druck ausgeübt, der
bei der individuellen schriftlichen und mündlichen Werbung
durch solche Losungen, "wie 5 Minuten vor zwölf",
"kommet zu uns, ehe es zu spät ist" und durch direkte
Drohungen mit der schwarzen Liste verstärkt wird, auf die
alle jene geschrieben werden sollen, die sich nicht bis zum 31.
Mai in die SdP-Organisationen pressen lassen. Ungeheuerliche Formen
hat der Betriebsterror angenommen. Immer wieder werden uns Fälle
gemeldet, daß die Arbeiter entweder durch die Unternehmer
selbst oder durch Meister und Beamte vor die Alternative gestellt
werden: Entweder Beitritt zur SdP oder Entlassung aus dem Betriebe.
Hier einige Beispiele für viele: In Bärringen im Erzgebirge
gingen am letzten Samstag der Chef der Firma Bartel und sein Sohn
bei der Lohnauszahlung von Mann zu Mann und forderten die Arbeiter
zum Eintritt in die SdP auf. Den Arbeitern, die sich weigerten,
die Beitrittserklär. ung zu unterschreiben, wurde angedroht,
daß das sehr ernste Folgen für sie haben werde. Von
der Firma August Ehrlich in Voigtsbach bei Reichenberg wurde ein
Arbeiter unter dem Vorwande des Arbeitsmangels deswegen entlassen.
weil er seine Arbeitskollegen aufgefordert hatte, sich nicht in
die SdP pressen zu lassen. In dem Großbetrieb der Firma
Liebig, deren Chef übrigens die Kampagne der Reichenberger
Industriellen gegen den demokratischen Bürgermeister Senator
Kostka leitet, begannen vor einigen Tagen ebenfalls verschiedene
Beamte mit der Zwangswerbung ür die SdP, wogegen sich allerdings
die Arbeiter sofort erfolgreich zur Wehr setzten. Ein unerhörter
Fall von Betriebsterror ereignete sich im Reichenberger Betriebe
der. Firma Z. Neumann, die sich ûbrigens auch dadurch charakterisiert
hat. daß sie für ihren Zittauer Betrieb einen Gasschutzkeller
anlegte, es aber kategorisch ablehnt, dasselbe zum Schutze ihrer
Reichenberger Arbeiter zu tun. In diesem Betriebe wurden deutsche
und èechische Arbeiter von den SdP-Funktionären durch
Drohungen gezwungen, bei der Firma dagegen zu protestieren, daß
von den Funktionären der sozialistischen Gewerkschaften der
Beschluß gefaßt worden ist, an die Regierung ein Schreiben
mit dem Ausdruck der Bereitschaft zur Verteidigung der Republik
zu senden. Die Betriebsleitung griff sofort ein und zwang durch
Drohungen die Aufhebung dieses Beschlusses. Um die Mitglieder
der antifaszistischen Parteien zu verwirren, zu zermürben
und dadurch für die Zwangswerbung reif zu machen, werden
systematisch erfundene Nachrichten über den angeblichen Übertritt
führender Funktionäre dieser Parteien zur SdP verbreitet.
Zur Charakterisierung der Schändlichkeit dieser Methode will
ich hier nur den krassesten Fall anführen: In Leitmeritz
wurde vor einigen Tagen das Gerücht verbreitet, der kommunistische
Abgeordnete Schenk sei zur SdP übergetreten. (Smích
komunistických poslancù.) Ich kann allerdings
mit Stolz und Freude feststellen, daß alle Versuche der
SdP, Mitglieder und Anhänger der kommunist ischen Partei
zum Übertritt zu überreden oder zu zwingen, restlos
gescheitert sind und auch in Zukunft scheitern werden. (Potlesk
poslancù komunistické strany.)
In den letzten Tagen häufen sich die Fälle, daß
gegen Kommunisten, Sozialdemokraten, aber auch gegen bürgerliche
Demokraten gewalttätig vorgegangen wird, von den zahllosen
Morddrohungen gar nicht zu sprechen. So wurde in Johannisberg
im Gablonzer Bezirk vor einigen Tagen der im Do rf bekannte Kommunist
Emil Bohn er von einer Gruppe von 5 Henleinleuten, darunter drei
Ortsfremden, ohne jeden Anlaß überfallen und schwer
mißhandelt. In Grünwald bei Leitmeritz wurde einer
Gruppe von Jugendbündlern, die per Rad durch den Ort fuhren,
von Henleinleuten zugerufen: "Ihr werdet nicht mehr lange
herumfahren, Ihr demokratischen Hunde!" Fieberhaft wird am
Ausbau und an der Schulung der sogenannten Ordner-Abteilungen
der SdP gearbeitet. Für die dabei angewendeten Methoden ist
der folgende Vorfall außerordentlich bezeichnend: Vorige
Woche mobilisierte die SdP von Böhm. Leipa unter dem Vorwande,
eine kommunistische Versammlung verhindern zu wollen, ganz öffentlich
ihre Ordner aus dem ganzen Bezirk. Die öffentliche Ankündigung
der Versammlungsstörung sollte jedoch die Polizei nur von
der wirklichen Absicht der SdP-Leuteablenken. Tatsächlich
wurden nämlich die in Böhm. Leipa zusammengezogenen
SdP-Ordner nicht in die kommunistische Versammlung geschickt,
sondern eswurde mit ihnen eine militärische Nachtübung
abgehalten. Übrigens treten die Ordnerabteilungen der SdP
auch schon ganz öffentlich auf, auch wenn keine Versammlungens
tattfinden. So marschierte dieser Tage in Friedrichswald bei Reichenberg
eine Ordnerabteilung der SdP in Uniform und mit Dolchmessern an
der Seite bei hellichtem Tage durch den Ort, ohne daß die
Wachorgane eingeschritten wären. Immer öfter wird auch
von Seiten der Henleinleute in provokatorischer Absicht der Hitlergruß
ganz öffentlich angewendet, vor allem in den Ga sthäusern,
wie ich dies am Sonntag selbst in Zwickau festgestellt habe und
auch von Sd P-Beamten beim Betreten der Betriebe. Durch alle diese
Methoden. für die noch zahlreiche Beispiele angeführt
werden könnten, soll die deutsche Bevölkerung eingeschüchtert
und unter den Eindruck gestellt werden, als ob das deutsche Gebiet
in Wirklichkeit schon zum dritten Reiche gehörte und als
ob das Schicksal des sudetendeutschen Volkes bereits entschieden
sei. Das legale Auftreten der SdP, hemmungslose Hetzreden auf
den Versammlungen, Aufmärsche beim Geläute der Kirchenglocken,
Hissen von SdP-Fahnen auf Gemeindehäusern u. s. w., vor allem
aber die Reichsdeutsche Rundfunkpropaganda, sind darauf eingerichtet,
diesen Eindruck planmäßig zu verstärken.
Was die Rundfunkhetze anbetrifft, so sollte man sich endlich vollkommen
klar darüber sein, welche verherende Wirkung sie Tag für
Tag auf Hunderttausende von der SdP verhetzter sudetendeutscher
Werktätiger ausübt. Für diese aufgeputschten, fanatisierten
Menschen sind nicht die verlogenen Erklärungen der SdP-Führer
über die territoriale Integrität der èechoslovakischen
Republik oder ähnlichen Beteuerungen maßgebend, sondern
sie halten für die wirkliche SdP-Politik, für die wirkliche
Absicht ihrer Führer das, was ihnen viermal am Tage der Nazi-Rundfunk
einhämmert. Ihre Meinung ist: Was die SdP-Führer noch
nicht offen sagen dürfen, das spricht der reichsdeutsche
Rundfunk aus. Besonders großes Aufseh en erregten z. B.
die Sendungen des reichsdeutschen Rundfunks am 29. März,
u. zw. sowohl die Morgen wie auch die Abendsendung. In der Abendsendung
wurde nämlich über die Notwendigkeit einer Volksabstimmung
im deutschen Gebiete gesprochen, wobei für die Stimmzettel
folgende Evenatualfragen fixiert wurden: Erstens: "Status
quo", zweitens: "Anschluß an Deutschland"
und drittens: "Autonomie". Was unter Autonomie zu verstehen
ist, geht aus der Morgensendung des reichsdeutschen Rundfunks
vom gleichen Tage hervor, wonach bei Einrichtung einer solchen
Autonomie alle diejenigen, die mit dem Nationalsozialismus nicht
einverstanden sind, also Marxisten, Juden und Èechen, aus
dem deutschen Gebiet evakuiert und im Inneren der Èechoslovakei
angesiedelt werden sollen. Diese Ausführungen der Morgensendung
wurden allerdings einem englischen Lord, dessen Namen man vorsichtshalber
verschwiegen hat, in den Mund gelegt. Aber wie dem auch sei, es
ist jedenfalls eine unwiderlegbare und außerordentlich bezeichnende
Tatsache, daß an demselben Tage, da Herr Kundt im
Parlamente die Forderung nach Neuwahlen erhob, ohne von der Autonomie
zu sprechen, der reichsdeutsche Rundfunk zweimal die Forderung
nach Durchführung einer Volksabstimmung und nach Einführung
der Autonomie vertrat. So wird immer der faktische Inhalt der
Losungen und Forderungen der SdP, wie immer sie auch aus Legalitätsgründen
formuliert sein mögen, von Berlin aus bestimmt. Die Verlängerung
des Nazi-Rundfunks aber ist die Flüsterpropaganda, deren
[ ] Ausmaße und Methoden von Tag zu Tag gefährlicher
werden.
Die von der SdP bewußt herbeigeführte Anarchie und
politische Hochspannung, die jeden Augenblick durch eine faszistische
Provokation zur Entladung gebracht werden kann, darf nicht länger
geduldet werden, wenn nicht das sudetendeutsche Volk in ein fürchterliches
Unglück, in ein eschreckliche Katastrophe getrieben werden
soll. Kein Antifaszist und Demokrat darf dem Druck und Terror
des faszistischen Agenten weichen, sondern muß fest und
standhaft bleiben. Alle Antifaszisten, alle deutschen Werktätigen
überhaupt, denen das Schicksal ihres Volkes am Herzen liegt,
müssen sich gemeinsam der wahnwitzigen Abenteurerpoli tik
der SdP-Führer entgegenstellen. Zur Abwehr des faszistischen
Terrors müssen demokratische Selbstschutzorganisattionen
errichtet werden. Aber auch Regierung und Behörden haben
die Pflicht, energisch einzugreifen und Maßnahmen zum Schutz
der Bevölkerung der Randgebiete u. zw. der deutsch en und
der èechischen, gegen den faszistischen Terror der SdP
zu ergreifen. Ministerpräsident Hodža hat diesen
Schutz in seiner Rundfunkrede in Aussicht gestellt. Wir begrüßen
diese Ankündigung, aber wir, die wir die gefährlich
gespannte Lage im deutschen Gebie aus eigener Anschauung und Erfahrung
kennen, erheben mit aller Eindringlichkeit die Forderung, sie
unverzüglich mit der größten Energie in die Tat
umzusetzen und insbesondere nicht die sozialistische, antifaszistische
demokratische Bevôlkerung des deutschen Gebietes im Stiche
zu lassen, die als äußerster Vorposten der Demokratie
heute unter ungeheueren Opfern und Leiden die Republik gegen den
Faszismus verteidigt. (Potlesk poslancù komunistické
strany.)
Leider müssen wir feststellen, daß das gegenwärtige
Verhalten vieler Behörden im deutschen Gebiet zur Erklärung
des Herrn Ministerpräsidenten im schroffsten Widerspruch
steht. Ich will selbstverständlich keineswegs die vielen
demokratisch gesinnten und republiktreuen Be amten beschuldigen.
[ ]. Ungehindert unter dem Schutze einer Legalität, die sie
ständig gegen die Republik mißbraucht, kann die SdP
Massenkundgebungen ausgesprochen volksfeindlichen und irredentistischen
Charakters abhalten. Die Regierungsvertreter wagen kaum noch eine
Ermahnung auszusprechen und lassen die unverschämtesten Hetzreden
zu. Der Abg. Rosche konnte sich letzten Sonntag erlauben,
den in seiner Versammlung anwesenden Regierungsvertreter unter
dem Gaudium der anwesenden Versammlungsteilnehmer wie einen Schulbuben
abzukanzeln. Den Dr. Neuwirth ließ man in einem Orte
bei Leitmer itz eine widerliche Versammlungskomödie aufführen,
die von den Teilnehmern, wie auch von der reichsdeutschen Presse
als eine Verhöhnung der Republik und ihrer Organe aufgefaßt
wurde. Von irgend einem Eingreifen der amtlichen Organe gegen
die Flüsterpropaganda, die Verbreitung unwahrer Alarmnachrichten,
gegen die Bedrohung der Antifaszisten und offene Terrorakte der
SdP war bisher nichts zu bemerken, Uniformierte und bewaffnete
Ordner können auftreten, ohne daß die Polizei gegen
sie einschreitet. Daß sich ein derartiges passives Verhalten
der Behörden gegenüber den Umtrieben der SdP in der
verhängnisvollsten Weise auswirken muß, liegt auf der
Hand. Vor allem ruft es bei der Bevölkerung die Meinung hervor,
als ob die Behörden der Republik im deutschen Gebiet nichts
mehr zu sagen wagten und die Kommandogewalt bereits an die SdP
abgegeben hätten. Es ermutigt die faszistischen Provokateure
und Terroristen und deprimiert die demokratische deutsche und
èechische Bevölkerung.
Aber die Weisungen des Innenministeriums zwingen nicht nur die
Behörden, die Polizei und Gendarmerie zur Passivität
[ ], sondern sie sind geradezu auf eine Behinderung, Schwächung
und Verwirrung der antifaszistischen Kräfte gerichtet. Ein
konkretes Beispiel hiefür: Gelegentlich einer Vorsprache
der kommunistischen Partei beim Polizeikommissariat in Joachimsthal
wurde diesen Arbeitern gesagt, man wisse sehr gut, daß auch
die deutschen Kommunisten Nationalisten seien. Das beweise ein
vom Innenministerium gesandter Auszug aus einer Parlamentsrede
des Abgeordneten Beuer, die gegen den Präsidenten
der Republik und gegen das èechische Volk gerichtet gewesen
sei. Ich habe es wahrlich nicht notwendig, mich gegen eine solche
dumme Beschuldigung zu verteidigen, aber ich muß doch fragen:
Wie kommt das Innenministerium, dem doch die sten ographischen
Protokolle der Kammersitzungen zur Verfügung stehen, dazu,
derartige unerhörte, unwahre verwirrende Informationen an
die Polizeiämter zu versenden? Ich habe das Recht zu fordern,
daß dieser Fall untersucht und restlos aufgeklärt wird.
Da die Praxis des Innenministeriums und das von ihm angeordnete
Vorgehen der Behörden der Erklärung des Herrn Ministerpräsidenten
in so krasser Weise widersprechen, muß angenommen werden,
daß sich in dem agrarischen Innenministerium eine Nebenregierung
aufgemacht hat, die auf eigene Faust Politik macht, oder besser
gesagt, die die Kapitulationspolitik der Beran-Leute in
der Verwaltung zur Geltung bringt und dadurch mithilft, das deutsche
Gebiet unter die faszistische Fuchtel [ ] Henleins zu bringen.
Das ist Hochverrat an der Republik. Durch eine solche Kapitulationspraxis
wird die deutsche und auch die èechische Bevölkerung
der Randgebiete buchstäblich dem Terror der SdP ausgeliefert,
fällt man den tapferen deutschen Antifaszisten in den Rücken,
die heute unter Lebensgefahr die Demokratie und die Republik gegen
den Faszismus verteidigen. Mit dieser Nebenregierung der agrarischen
Reaktionäre muß Schluß gemacht werden, wenn die
Versicherungen des Ministerpräsidenten nicht auf dem Papier
bleiben sollen. Die demokratisch gesinnte deutsche und èechische
Bevölkerung der Randgebiete ordert entschiedene Schutzmaßnahmen
gegen den SdP-Terror, fordert ein energisches Einschreiten der
Behörden gegen die faszistischen Hetzer, Unruhestifter und
Terroristen. Die faszistischen Volksfeinde und Hochverräter
an der Spitze der SdP hinter Schloß und Riegel, aber den
deutschen Volksmassen Arbeit, Brot und nationale Gleichberechtigung,
das ist der Weg, der zu einer Befriedung des deutschen Gebietes
führen wird. (Potlesk komunistických poslancù.)
Der Abg. Kundt hat vorgestern unter Hinweis auf die Gleichschaltung
der Führer des Bundes der Landwirte und der Christlichsozialen
Partei hier im Hause zu erklären gewagt, daß die Frage
der Legitimation der SdP für das gesamte Sudetendeutschtum
zu sprechen, heute für das gesamte In- und Ausland endgültig
klar gew orden sei. Wir bestreiten den Führern der SdP diese
Legitimation. Die Agenten Berlins, die eben dabei sind, das ganze
deutsche Gebiet in Brand zu stecken und das sudetendeutsche Volk
in eine furchtbare Katastrophe zu treiben, sind glücklicherw
eise nicht das deutsche Volk. Hunderttausende sind nur durch gewissenslose
Irreführung, bewußte Täuschung und offenen Betrug
von ihnen ins Lager der SdP gelockt worden. Hunderttausende wurden
gegen ihre bessere Überzeugung durch materiellen. politischen
und moralischen Druck in die SdP gepreßt. Aber es ist auch
unleugbare Tatsache, daß mindestens eine halbe Million sudetendeutscher
Kommunisten, Sozialdemokraten und bürgerliche Demokraten
dem Gleichschaltungsverbrechen der SdP tapfer standgehalten haben
und für alle Zukunft standhalten werden. (Souhlas a potlesk
poslancù komunistické strany.)
Auch das jämmerliche Überlaufen der Führer des
bürgerlichen aktivistischen Lagers gibt der SdP absolut kein
Recht, sich mit dem sudetendeutschen Volke zu identifizieren.
Man soll sich doch durch den Mandatszuwachs der SdP nicht einschüchtern
lassen. Was ist denn geschehen? Ein paar deutschbürgerliche
Parteiführer sind in heller Panik, hoffnungsloser Verwirrung.
jämmerlicher Angst ins Lager des Faszismus übergelaufen,
haben in kläglicher Weise kapituliert. Binnen weniger Stunden
haben sie alles über Bord geworfen, was ihnen einmal heilig
gewesen ist, wofür sie gekämpft und in den letzten Jahren
auch manches gelitten haben. Wenige Stunden des Druckes der faszistischen
Volksverderber genügten, um sie zu einem Gesinnungswechsel
zu zwingen, der sie für alle Zeiten aus den Reihen derjenigen
entfernt, die auch vom Gegner die Achtung ihrer politischen Überzeugung
beanspruchen können.
Diese Kapitulation ist gleich schimpflich für die aktivistischen
Überläufer wie für die faszistischen Er resser.
Man erinnere sich nur, wie die jetzigen Kameraden noch vor wenigen
Tagen und Wochen gesprochen und geschrieben haben. "Der 18.
Feber 1937 hat allen Anfeindungen zum Trotze seine große
nationalpolitische Bedeutung für unser sudetendeutsches Volk
. . . Wir deutschen Christlichsozialen stehen zum 18. Feber."
So sprach noch am 10. März d. J. der jetzige Kamerad Luschka
hier im Hause. Daß der 18. Feber nicht gar so schlecht ist,
dafür spricht der Umstand, daß gelegentlich auch Politiker
der SdP glauben, durch ihre Opposition, durch Auslandspropaganda
das Verdfenst für sein Zustandekommen in Anspruch nehmen
zu können." So sprach Reichsparteiobmann Stolberg in
einer Rede am 26. Feber 1938. "Es bleibt unumstößliche
Wahrheit daß es ohne das 18. Feber-Abkommen für uns
Deutsche gar keine praktische Handhabe zur endlichen Erfüllung
der allseits gefordert en politischen Gleichberechtigung gäbe."
So schrieb Abg. Luschka in der "Deutschen Presse"
am 18. Feber 1938.