Und wie er letztlich gesehen, dass ich mich durchaus in das Recht mit E. Kais. Mt. nit habe einlassen wollen, sondern E. Kais. Mt. durch mein deniüthiges Supplicieren gehorsamst gebeten, Sie sollten keinen rechtlichen Process wider mich als Deroselben untertänigsten Diener vornehmen, und er wohlgemerket und verstanden, dass E. Kais. Mt. er mit seinem Rathgeben verführet und zu weit gegangen ist: so hat er E. Kais. Mt. rathen dürfen und dahin persuadieret, Sie sollten darzu bewilligen mit der Condition, dass E. Kais. Mt. ich mich auf Gnad und Ungnad ergeben sollte; und wie ich dasselbe zum Höchsten difficultieret und solches zu thun kein Ursach gehabt noch finden können, so hat der Herr Christopf von Sebusin, damals böhmischer Vicekanzler, den Herrn Hans Wenzl Popeln, E. Kais. Mt. Rath und Hauptmann der Alten Stadt Prag, zu mir in meine Behausung geschicket und vermelden lassen, er sei gleich dieselbe Stunde bei E. Kais. Mt. gewesen, und unter andern Sachen, die er mit E. Kais. Mt. getractieret, meiner Person auch gedacht sei worden als nämlich, dass E. Kais. Mt. haben sollen sagen, es war E. Kais. Mt. leid, dass ich derselben nicht vertrauen und E. Kais. Mt. mich auf Gnad und Ungnad nit ergeben wolle; und wann E. Kais. Mt. ich nur vertrauete, so würde es alles gut werden. Dann E. Kais. Mt. hätten Ihre Hand auf Ihre kaiserliche Brust geleget und sagen sollen: "Sehet Želinský auf mich. Wann sich der Georg Popel mir vertrauet, so soll ihm nichts Böses, sondern alle Gnad von mir widerfahren" (wie sich dessen allen der obgemeldte Herr Hans Wenzel Popel, sein Bruder Herr Adam Gali und meine Tochter weitläuftiger werden zu erinnern haben). Derohalben so ermahne er mich treulich, ich soll mir selber nit im Wege stehen, sondern das thun, was E. Kais. Mt. haben wollen. Es sei ja billiger, dass E. Kais. Mt. ich nachgebe, dann dass Sie mir nachgeben sollten. Derhalben sollte ich zwo gleiche Supplicationes stellen, beide an E. Kais. Mt. lautende; die eine sollte ich ihm und die andere den Herren obristen Landofficierern, Beisitzern und Räthen zuschicken; so werde es alles gut werden. Darzu ich mich letztlich persuadieren lassen und nicht allein eine demüthige Supplication, sondern zu heissen gar wie ein Gebet habe stellen lassen, darum ich mich, dieweil ich nichts sonders finden und wissen habe können, allein dass E. Kais. Mt. ich erzörnet und zu einem rechtmässigen Zorn wider mich beweget hätte, auf Gnad und Ungnad ergeben in Hoffnung, es solle mir der Herrn Vicekanzlers Vertröstung nach mehr Gnad denn Ungnad widerfahren."
"Wie man aber nach demselben mit mir umgangen und noch auf diese Stunde umgehet, das habe ich leider, Gott erbarme es, die zehen Jahr hero wohl erfahren und mit Gottes gnädiger Hilf und Beistand ausgestanden. Ist derohalben an E. Kais. Mt. mein untertänigstes, ganz demüthigstes Bitten, dieweil E. Kais. Mt. allergnädigst selbest wohl wissen, und männiglichen wohl kundig ist, dass auf mich nit das Wenigste erwiesen hat können werden, und noch auf diese Stunde kein lebendiger Mensch etwas Ungebührliches erweisen kann: E. Kais. Mt. wollten mich, ihren armen und, ob Gott will, jederzeit treuen Diener und Unterthan, dieser meiner langwährigen und nunmehr in das zehende Jahr währenden armseligen Gefängnis allergnädigst entledigen und sich darbei dessen allergnädigst erinnern, dass E. Kais. Mt. ich zu jener Zeit viel angenehme und zu sonderer E. Kais. Mt. Satisfaction wohlgefällige Dienste gethan und erwiesen habe. Da aber solches alles in Vergessen kommen war, wie ich danti nicht hoffe, als bitte E. Kais. Mt. ich zum Gehorsamsten, Sie wollen aufs Wenigste das beherzigen, dass ich ans rechter, treuer Lieb, die zu E. Kais. Mt. ich jederzeit gehabt, lieber an Leib, Ehr und Gut Verletzung die Zeit hero habe leiden wollen und noch auf diese Stunde leide, dann dass ich mit meinen grossen Ehren und dieser Krön Böhmen sonderer Satisfaction mich wider E. Kais. Mt. vor zehen Jahren her, -wie gemeldet, angestelltem Recht in Ked und Antwort einlegen und einlassen habe wollen und solche Sachen zu grosser E. Kais. Mt. königlichen Person Verkleinerung, Schaden und Nachtheil zu meiner Verantwortung fürbringen hätte müssen, die ich nimmermehr wieder gut hätte machen können."
"Und ob ich gleich dazumal grosse Ursach darzu gehabt und dadurch meine Feinde und Missgönner bei E. Kais. Mt. dahin hätte bringen können, dass E. Kais. Mt. sie auch künftiglich nicht gern ansehen hätten mögen, so habe ichs doch ihnen allein in Ansehung und zu Verschonung E. Kais. Mt. eigner Person condonieren und lieber nachsehen wollen, dann mich mit E. Kais. Mt. merklichen Schaden und Nachtheil über sie rächen, welches ich bereit bin allezeit E. Kais. Mt., wann Sie es allergnädigst schaffen und begehren, nicht allein zu erkennen zu geben, sondern auch gar greifend zu machen, dass ich auch noch bis auf diese Stunde bei mir behalten, keinem Menschen vertrauet und noch nicht für gut ansehe, dass viel Leute und in Gemein dasselbige wissen und verstehen sollten. Und sollte ich nit anders von E. Kais. Mt. um meine grosse Treu und Lieb, die ich wie vor dem, also auch dazumal, ja bis auf die heutige Stunde gegen E. Kais. Mt getragen und erwiesen habe, belohnet werden, dann mit Schand und Spott, langwieriger oder ewiger, armseeliger Gefängnis, Verlust meiner Hab und Güter (da mir mein Leben lang nie in Sinn kommen, etwas Ungebührliches wider E. Kais. Mt. zu tlum, mich auch nit förchte, dass ein Mensch in der Welt lebe, der etwas dergleichen mit Grund und in der Wahrheit reden und viel weniger darthuu könnte), gebe E. Kais. Mt. ich unterthänigst als einem höchst verständigsten, christlichsten Kaiser zu erwägen, ob es den gütigsten und gerechtigsten Gott im Himmel und die Leute hie auf Eiden, wenn sie es erfahren sollten, nit müsste erbarmen, dass ich einen solchen Dank und Belohnung darvon bringen, mir und meinem ehrlichen und jederzeit gegen dem hochlöblichsten Hause Österreich wohl verhaltenen Geschlechte zu Schand und Spott, mit solchen Unebren und unauslöschlichen Schandflecken mein Leben beschliessen und enden müsste. Dessen von E. Kais. Mt. ich mich durchaus als von meinem aliergnädigsten Herrn und christlichsten Kaiser nit versehen kann noch will, sondern ich bin zu E. Kais. Mt. der ganzen ungezweifelten Hoffnung, Sie werden dessen mit allen kaiserlichen Gnaden gemessen lassen, zu kaiserliche Gemüthe fassen und allergnädigst beherzigen, mich mein grosses und hocherlebtes Alter mit kaiserlichen, gnadenreichen Augen ansehen und mich nunmehr auf freien Fuss kommen und in dieser meiner Ehrengefahr nit länger bleiben lassen, damit ich die übrige Zeit, die mir Gott der allmächtige zu leben vergönnen wird, nicht in der Gefängnis, sondern in der Freiheit mit Ehren zubringen könnte."
"Und letzlich bitte ich E. Kais. Mt. zum Demüthigsten um Christi Jesu, unsers Heilands und Seeligmachers, um sein unschuldiges, rosenfarbes Blut, ja um das jüngste Gericht willen, Sie wollen allergnädigst nicht mich, sondern Sich selbst, nicht das Gegenwärtige, sondern das Zukünftige allergnädigst und christlichst bedenken, was vor eine schwere Verantwortung gegen Gott den allmächtigen von meinetwegen auf Sich und Ihr Gewissen laden. Dann ob ich gleich der grösste Sünder gegen Gott, meinen Herrn, bin und diese Trübsal und Heimsuchung von seiner göttlichen Majestät zu grossem Danke annehme und viel grössere Strafen, ja gar die Verdammnis meiner armen Seelen von der grossen Sünden willen, die ich wider seine göttliche Gnad begangen habe, verdient hätte, so leide ich doch diese Strafe und Gefängnis von E. Kais. Mt. unverdienter und unschuldiger Weise. Darum um E. Kais. Mt. mir auch als meinen allergnädigsten Herrn desto leider ist, dass E. Kais. Mt. ich Ursach an einer so grossen Verantwortung gegen Gott dem allmächtigen, wie zuvor gemeldet, sein sollte. Dann ich E. Kais. Mt., wie Sie selbst wohl wissen, und Sich allergnädigst zu erinnern haben, so lieb gehabt und allezeit gehorsamst observieret, dass ich auch gar mein Leben für E. Kais. Mt. aus rechter, treuer Lieb gern darsetzen hätte wollen. Und kann ich nur in dem Fall mit meinem Leib und Blut und allem meinen Hab und Gut Euer Kais. Mt. von den unsterblichen und stets nagenden Gewissenwurm helfen, so will von E. Kais. Mt. wegen ich auch das Ausserst thun. Dann, wann ich mich der grossen Treu und Liebe, so gegen E. Kais. Mt. ich jederzeit gehabt und getragen, und entgegen der grossen Ehren, die Euer Kais. Mt. mir sammt dem allergnädigsten Willen, so Sie mir zu jener Zeit bewiesen haben, erinnern thue, so kann ich nit unterlassen, E. Kais. Mt. gehorsamst zu lieben und zu observieren, welches E. Kais. Mt. ich bitte von mir in Gnaden vermerken und annehmen wollen. Mich hiemit E. Kais. Mt. zu kaiserlichen und königlichen Gnaden ganz de-müthigst und gehorsamst befehlend, allergnädigster Erledigung dieser meiner so armseligen Gefängnis erwartend."
Sobald der Herr Graf von Pomsdorf diese Supplication empfangen, hat er sie dem Herrn Barvitio gegeben, dass er sie E. Kais. Mt. überreichen wollte. Derselbe alsbald nach iiberlesener Supplication diese Antwort den Herrn Grafen wissen lassen, es dünke ihn nicht rathsam, solche Supplication E. Kais. Mt. zu übergeben, dann Sie dadurch geoffendieret werden möchten. Welches der Herr Graf also meinem Herrn Vätern zugeschrieben hat. Darauf ihm mein Herr Vater zur Antwort geschrieben, dass er dieselbe Supplication wiederum vom Herrn Barvitio abfordern sollte, weil er sie E. Kais. Mt. nicht überreichen wolle und vermeine, Sie würden geoffendiret werden, so man Ihr von Gott und seiner allerheiligsten Gerechtigkeit sagen oder schreiben sollte. Aber der Herr Barvi-tius, wie der Herr Graf die Supplication abfordern lassen, hat ihm diese Antwort geben: die Supplication war ihm doch nichts nütze, er könnte sie wohl hinter ihm lassen, er wolle sie bei sich behalten. Welches ihm der Herr Graf vergönnet und solches meinem Herrn Vätern zu wissen gethan hat.
Derwegen mein Herr Vater, nachdem er gesehen, dass all sein Supplicieren und demüthiges Schreiben umsonst und vergebens war, an seiner künftigen Freiheit und Wohlfahrt angefangen zu verzagen. Welches mir dann nit weniger weder ihm schmerzlich zu Herzen gegangen und mich so weit beweget hat, dass ich Mittel und Wege suchen sollte, dadurch ich ihn einmal seiner schweren Gefängnis und grossen Elends erlösen möchte. Dieweil ich aber gesehen, dass in dem Königreich Böhmen, unserm Vaterlande, weder unsere Blutsverwandte noch E. Kais. Mt. Diener, noch kein einiger anderer Mensch sich unserer Noth annehmen und die schwere Injurien, die wir so viel Jahr mit höchster Geduld gelitten, E. Kais. Mt. fürtragen wollen, als hab ich mich besten Kaths bedacht, an irgend einen fremden König, Fürsten oder Herrn zu supplicieren, dass er für unser Unschuld bei E. Kais. Mt. intercediere.
Derohalben ich dann diese Apologià in lateinischer Sprach beschreiben lassen, damit ich dadurch demselben Könige, Fürsten oder Herrn unsere Unschuld declarieren möchte und ihn folgender darauf allerdemüthigst bitte, dass er sich derselben bei E. Kais. Mt. gnädigst annehmen wollte. Aber wie mein Herr Vater dieselbe Apologia gelesen, hat ers auch in seiner letzten Verzweiflung und Verzagung nit für gut angesehen, damit ich also nach meinem Rath fortfahren sollte, sondern hat mich immerdar vermahnet, ich sollte E. Kais. Mt. Würden und hochlöblichen Namen verschonen, welche wahrlich sehr geschwächt würden, wann sie [sie] um der Gerechtigkeit willen bei fremden Nationen Schutz und Schirm suchen sollte. Darum so sollte ich noch Geduld haben und andere Mittel suchen, dadurch ich ihm helfen könnte.
Unterdess aber ist er in eine gewisse Erfahrung kommen, dass Sich E. Kais. Mt. seiner Gefängnis halben entschuldigten und deren Ursach auf die damai gewesene Landofflcierer würfen. Derowegen er mich ernstlich vermahnet, dass ich von derselben meinen lateinischen Apologià ablassen und noch wiederum etwas bei E. Kais, ansuchen sollte. Demselben ich denn gehorsamlich nachkommen bin und weil ich festiglich geglaubt, dass E. Kais. Mt. noch damals alle die Sachen, wie meines Herrn Vätern Conspiratores nit allein mit ihm, sondern mit E. Kais. Mt. selbst hinterlistiger und betrüglicher Weise umgangen wären, unbewusst wär[en], als habe ich einen deutschen Auszug aus der lateinischen Apologià nehmen lassen und denselben dem Herrn Barvitio im Monate Majo des 1604 Jahres gen Prag zugeschicket, dass er daraus E. Kais. Mt. aller Ungerechtigkeit, welche die Conspiratores wider meinen Herrn Vätern geübet hätten, berichten sollte. Danebenst habe ich auch dies Schreiben an ihn geschrieben:
"Edler, gestrenger, insonders lieber Herr und Freund. Nachdem ich in gewisse Erfahrung kommen, die Kais. Mt., unser allergnädigster Herr, haben sich allergnädigst hören und verlauten lassen, Sie wären an meines Herrn Vätern betrübtem Zustand und gefänglicher Verhaftung nit schuldig, denn die Landofficierer, die dazumal gewesen, der Kais. Mt. zu dem allen wider ihn fürzunehmen gerathen, deme wir vollkömmlichen Glauben geben und in unseren Sinn nit bringen können, dass die Kais. Mt. vor sich selbst als ein allergnädigster, sanftmüthigster Kaiser solches thun hätten sollen: derohalben ich verursacht bin worden, diesen beigelegten, kurzen Auszug aus der weitläufigen, ausführlichen Beschreibung auszuziehen lassen und dem Herrn hiemit sammt der Kopei eines Reverses, den man zu jener Zeit von meinem Herrn Vätern begehret, ad melius informandum imperatorem zuzuschicken, daraus der Herr weitläufiger und gründlicher vernehmen wird, mit was vor schönen, arglistigen und unchristlichen Practiken meines Herrn Vätern Conspiratores und Missgünstigen unrechtmässig der Kais. Mt. wider ihn aus pur lauter Hass und Neid gerathen haben. Welches alles der höchstbemelten Kais. Mt. der Herr fürbringen und um Gottes und seiner allerhöchsten Gerechtigkeit willen in unserm Namen ganz unterthänigst und aufs allerdemüthigst bitten wolle, die Kais. Mt. geruhen solches, als ein christlicher, gerechtigster Kaiser nach angebornen, kaiserlichen, mildreichen Gnaden allergnädigst zu beherzigen und uns, bedrängte und betrübte Vater und Tochter, wie Sie wohl allergnädigst wissen und thun können, zu restituieren. Darumen wir der Kais. Mt. keine Ordnung und Mass praescribieren, sintemal Ihr Kais. Mt. vermöge aller Recht und Billigkeit, ius et iustitiam ex aequo wie Armen und Reichen, also auch allen Bedrängten wie mein Herr Vater sammt mir, armen, verlassenen Fräulein, ist, auch wider Sich selbst zu administriren schuldig und verobligiert sein. Und thun uns hiemit der Kais. Mt. als unsorm allergnädigsten Kaiser, Könige und Herrn zu kaiserlichen und königlichen Gnaden ganz unterthäniüst und demüthigst befehlen, allergnädigster Antwort erwartend. Datum Glatz den 13ten Maii Anno 16.."
Auf dies mein Schreiben und Uberschickung des bemelten Auszugs ist mir keine andere Antwort vom Herrn Barvitio worden, als dass er dem Boten gesagt hat, er werde die Sachen schon wissen zu thun; damit ich damals also zufrieden müssen sein.
Über vierzehn Tage darnach, wie der Bote in andern Geschäften wiederum gen Prag gekommen, hat der zu seinem Hinwegscheiden den Herrn Barvitium um einen Bescheid auf mein Schreiben wiederum angetreten, da hat er ihm mir anzuzeigen befohlen, ich sollte mich nicht verlangen lassen, es werde bald besser werden, und mein Herr Vater werde in Kurzem seiner Gefängnis ledig sein. Dieweil aber darauf nichts erfolget, bin ich abermal verursachet worden, meinen Diener mit diesem nachfolgenden Schreiben gen Präge zum Herrn Barvitio zu schicken:
"Edler, gestrenger, insonders lieber Herr und Freund. Demselben wünsche ich von Gott dem allmächtigen alle glückliche Wohlfahrt. Und nachdem mir der Bot auf mein Schreiben keine schriftliche Antwort oder Kundschaft von dem Herrn gebracht, sondern nur so viel vermeldet, der Herr hätte ihm selbst mündlich angezeiget, er werde schon wissen den Sachen wie zu thun, so habe ich Zeiger dieses, meinen Diener, zufleis zu dem Herrn schicken wollen, auf dass er bei dem Herrn um eine Antwort fleissig anhalten und sollicitieren sollte. Bitte den Herrn ganz freundlich, er wolle demselben Diener nicht allein nit vor Übel haben und in Argem aufnehmen, sondern viel mehr, was er so von meinetwegen dem Herrn werde fürbringen, vollkommen Glauben geben und wie mich also auch meinen geliebten Herrn Vätern der Kais. Mt. als unserm allergnädigsten Kaiser, König und Herrn aufs allerdemüthigst zu kaiserlichen Gnaden befehlen und dieses darum gehorsamst vermelden und zum Unterthänigsten beten, Sie wollten in dem wenigsten an meines Herrn Vätern treuem und ehrlichem Gemüthe nicht dubitieren und keine Vorsorg tragen, dass er sich künftiglich je gedächte um das, was sich mit ihm verlaufen, in einigerlei Weise zu resentieren, sondern solches alles auf ewige Zeit vergessen und dessen nimmer mehr zu gedenken. Denn er Gott dem allmächtigen die erlittene Schmach, Schand und Spott für seine grosse Sünde, die er wider seine göttliche Mt. begangen, geopfert, die erlittene, armselige und nothleidige Gefängnis, die wolle er der Kais. Mt. offerieren als seinem allergnädigsten Kaiser, Könige und Herrn zu einer gehorsamsten Satisfaction alles dessen, so er die Zeit seines Lebens etwan mehr aus Unverstände denn fiusetzlich wider die Kais. Mt. begangen, oder begehen hätte können. In dem Übrigen lassen wir es bei dem vorigen unsern gehorsamsten Erbieten verbleiben, dann wir mehr der Kais. Mt. Ehr, Hoheit und Reputation bedenken, denn uns selber, das können wir wohl mit Gott (der nit betrogen kann werden) bezeugen. Wie es dann der Herr uns bei dem allein vernünftiglich und im Werk selbst erkennen kann, dass wir bis auf die itzige Stunde keinem Menschen von allen den Sachen so viel, als des Herrn einzige Person, melden haben wollen und noch demüthigst erbietig sein uns mit aller Demut gegen der Kais. Mt. nach unserm äusserstem Vermögen unterthänigst bereitwilligst zu erzeigen."
Auf dieses Schreiben hat mir der Herr Barvitius durch meinen Diener anzeigen lassen, ich sollte E. Kais. Mt. mit eigener Hand und zu Deroselben eigenen Händen ein gar demüthiges und wohlbewegliches Schreiben thun, welches E. Kais. Mt. allergnädigst annehmen und selbst lesen würden; so wolle er auch nit unterlassen das Seinige uns zum Besten darzu zu reden. Er hoffe, wann das Schreiben also gestellt würde, so sollte es bald besser werden, doch dass man ihn das Schreiben vorhin lesen liesse. Diesem allen bin ich also nachkommen und ein solch Schreiben durch meinen Diener ihm zugeschickt, wie es hienach folget:.
"Allerdurchleuchtigister, grossmächtigister und unüberwindlichster Römischer Kaiser und zu Hungern und Böheimb König etc. Allergnädigister Herr. E. Kais. Mt. sein meine in tiefester Demut gegen Gott den allmächtigen unwürdigste Gebete und gehorsamste Dienste höchstes Fleisses jederzeit zuvor. Und ob ich wohl sammt meinem Herrn Vätern über unsere vielfältige an E. Kais. Mt. gethane Schreiben, Flehen, Suchen und Bitten noch bis auf diese Stunde keine Antwort von E. Kais. Mt. bekommen und dasselbige wohl für eine Antwort annehmen können, so haben wir es doch von wegen der grossen und steten Hoffnung, die wir zu E. Kais. Mt. haben, nicht also aufnehmen und dahin verstehen wollen, sondern uns fort in derselben ungezweifelten Hoffnung, die wir nach Gott dem allmächtigsten allein zu E. Kais. Mt. haben, einen Weg wie den andern unterstanden bei E. Kais. Mt. unterthänigst, demüthigst anzukloppen, gehorsamst bittend, Sie geruhen mit Ihren allergnädigsten kaiserlichen Ohren uns zuzuhören, auch mit den Augen ihrer gewöhnlichen mildenreichen Gnaden allergnädigst ansehen und die schwere Indignation und Ungnad, die Sie über meinen armen Herrn Vätern geworfen und ihn in derselben so lange Zeit und viel Jahr mit unsern grossen Schmerzen und höchst betrübten Gemüthe bleiben und leben haben lassen (deren ich armes verlassenes Fräulein nit weniger als mein Herr Vater vielfältig theilhaftig worden und hoch empfunden) allergnädigst fallen lassen und wie den Vater also auch die Tochter wiederum zu kaiserlichen und königlichen Gnaden annehmen und nach Deroselben allergnädigstem, wohlgefäligem Willen (wie Sie ihn denn wohl zu thun werden wissen und besser, denn wir darauf gedenken können) zu restituieren und unser allergnädigster Kaiser, König und Herr sein und bleiben, auch uns darneben die grosse kaiserliche Gnad erzeigen, dass wirs mögen mit unsern gehorsamsten, bereitwilligsten Diensten nach unserm höchsten und äussersten Vermögen (sonderlich aber mein Herr Vater vor seinem Ende und tödtlichen Abgange) in etwan um E. Kais. Mt. gehorsamst zu verdienen. Zu Dero kaiserlichen und königlichen Füssen wir uns legend unterthänigst, demüthigst, ganz und gar befehlen thun, allergnädigster Antwort, kaiserlichen und königlichen Gnaden als von unserm allergnädigsten Kaiser, König und Herrn erwartend."
Dies Schreiben hat ihm der Herr Barvitius, nachdem ers gelesen, Wohlgefallen lassen und vollkommen zu sein gerühmet, es auch dem Herrn Slawata, obristem Kammeramtsverwalter, zu geben befohlen, dass ers E. Kais. Mt. überreichen sollte. Solches hat mein Diener gethan, und in die acht Tage auf einen Bescheid zu Präge gewartet, auch unterdess oftmals den Herrn Barvitium drumb angeredt. Aber er hat ihn immerfort von einem Tage zum andern verwiesen und bald dies bald jenes vorgewendet, bis er ihm endlichen gesagt, es wäre nit vonnöthen, dass er länger warten sollte; E. Kais. Mt. hätten das Schreiben bei Sich, aber Sie hätten noch keine Meldung davon gethan; werde E. Kais. Mt. etwas davon melden, so wolle ers mir zu wissen thun. Damit ist mein Diener also wiederum gen Glatz kommen und es mir angezeigt; derowegen ich eine Zeit lang des Bescheides erwart.
Dieweil ich aber gesehen, dass durchaus nichts erfolgen wollte, so habe ich den Herrn Barvitium abermal durch andere Schreiben vermahnet, dass er eine gnädigste Antwort von E. Kais. Mt. bitten sollte. Aber er hat die Sachen vom Tage zu Tage aufgeschoben und mir immerdar eine gute Hoffnung eingebildet; hernacher hat er schon etwas hinlässiger, alsbald auch gar nichts gehandelt, die Sach von sich weggeschoben und sich unser (nachdem er uns ganze zwei Jahr lang aufgehalten) durchaus nicht mehr wollen annehmen, auch andere Leute angestellt, die sich für gute Freunde gesimuliert, und mich mit grossen, doch vergebenen Worten gestärket und also von meinem Vornehmen vermeinet abzuhalten, darinnen doch der Herr Barvitius wider E. Kais. Mt. zuforderst und nacher auch wider mich und meinen Herrn Vätern unbillig und unrecht gehandelt hat: wider E. Kais. Mt. zwar, dass er sich Dero Hoheit und Existimation nicht wollen annehmen; wider uns aber dass er vermeinet, wir sollen um seiner Unbarmherzigkeit oder vielmehr (welches ich ehe glauben wollte) um seiner Furchtsamkeit willen immer und ewig armseelige, geplagte, bedrängte, verlassene, verlorne und verdorbene Leut bleiben.
Aber es sei ihm gleich, dass er und andere E. Kais. Mt. Diener, Kammer- und geheime Räthe, an die mein emsiges Bitten oftmals gelanget, solches aus Furcht oder Unbarmherzigeit nicht haben thun wollen, oder auch andere, die noch heutiges Tages meines Herrn Vätern Feinde sind und sich an dem grossen Elend, so er die eilf Jahr hero von ihrer Bosheit willen ausgestanden, nicht sich [sie] darmit sättigen und genügen haben wollen lassen, sie davon abgeredt und abgehalten: so hat michs doch unbillig gedeucht zu sein, dass unsere so grosse, unglaubliche Geduld länger versucht und da man sie genugsam versucht, immerdar veracht und eludiert sollte werden. Sonderlich aber, dieweil ich vermerket, dass man die Sache nur zu [sie] einer Zeit zur andern mit Fleiss aufziehe und man diese Intention fürhätte, dass mein Herr Vater unterdess sterben sollte, ich auch selbst gesehen, dass das End seines armeseeligen erlebten Alters nahend seine, und mir un-bewusst, wie lang ihm noch der allmächtige, gütige Gott das wenige seines numehr verbrachten Lebens vergönnen möchte: als habe ichs für rathsam und nothwendig angesehen, dass ich nit länger warten sollte, bis dieselben guten Freunde kämen und uns eine gegenwärtige und heilsame Errettung brächten. Die Gefahr selbst ermahnt mich, dass ich meines Herrn Vätern unversehenen Tod nit sollte lassen zuvorkommen, sondern dass ich bei seinem Leben Vorsorge thäte, damit ihm nach dem Tode sein Ehr und guter Name wohl befestigt und bewahrt bleiben möge. Dieweil ich aber kein ander Mittel, als das ich oben von der lateinischen Apologie vermeldet, dazu finden können, so habe ich denselben Rath nunmehr für sicher und zeitig geachtet und damit fortfahren wollen. Aber mein Herr Vater hat mir solches immerdar wie vorhin widerrathen und mich vermahnet, dass ich Mittel und Wege sollte suchen, dadurch nit weniger E. Kais. Mt. Hoheit und Existimition erhalten, als unser Ehr und Wohlfahrt befördert könnte werden.
Derohalben, nachdem ich mich lange hin und wieder auf mancherlei Mittel bedacht, bin ich endlich auf diesen Rath gekommen, dass ich diese deutsche Apologià aus der obbemelten lateinischen beschreiben wollen und durch dieselbe unserer Conspiratoren schändliche Untreu und meines Herrn Vätern höchste Unschuld E. Kais. Mt. zu erkennen geben. Bitte derowegen itzund allerunterthänigst und demüthigst, E. Kais. Mt. wollen solches von mir in keinen Ungnaden aufnehmen, sinteainalen es aus treuherziger Wohlmeinung und grosser Affection, die ich sammt meinem Herrn Vätern zu E. Kais. Mt. als unsers allergnädigsten Kaisers, Königes und Herrn Hoheit, Existimation und guten Namen nicht minder als zu unser eigen Wohlfahrt jederzeit getragen haben und noch auf die itzige Stunde standhaftig tragen, und bitte allergehorsamst, nachdem E. Kais. Mt. meines Herrn Vätern Sach und Unschuld aus dieser Apologià genugsam vernommen haben, sie geruhen pro augusta ma-iestate imperatoria diese grosse Ungerechtigkeit unserer Conspiratoren, die sie nit so viel uns (ob sie uns wohl nit grösser widerfahren können) als E. Kais. Mt. selbst in Ansehung der kaiserl. und königl. Personen erzeiget, inniglich erwägen und die grosse Noth und unaussprechliches Elend, so wir so viel Jahr ganz unschuldigerweise haben erleiden müssen, allergnädigst beherzigen und uns von der schweren, nunmehr unerträglichen Last, die uns so lange Zeit ungerechterweise gedrucket und geängstiget hat, erlösen. E. Kais. Mt. die wollen als ein christlicher, gerechtigster und alier-gnädigster Kaiser, König und Herr einmal der grossen Injurien und höchsten Unbilligkeit durch Ihre kaiserliche, königliche, mildenreichste Gerechtigkeit ein Ende machen und das klare, helle Licht der allerheiligsten Billigkeit wiederum nach der trübseligen und angsthaftigen Ungestümigkeit der allergrausamsten Unbilligkeit herfürleuchten lassen. Sie geruhen uns unsere vorige Libertät, Ehr, guten Namen und zeitliche Wohlfahrt, deren allen wir bishero durch unserer Missgönner und Feinde Bosheit beraubet sind, allergnädigst zu restituieren und wollen die Schuld unserer Injurien, die wir allein auf unsere Conspiratores legen, nicht auf Sich selbst ziehen. E. Kais. Mt. die wollen bekennen, dass Sie durch der dazumal gewesenen Landofficierer unserer Conspiratoren treulosnnd hinterlistige Pratiquen betrogen und verführt worden und dass Sie itzt, nachdem Sie die Sach recht erkennen haben, gern und billig von der Wahrheit und Gerechtigkeit Sich überweisen wollen lassen.
E. Kais. Mt. können solches ohn allen Spott, Schande und Schmach salva maiestate et maximo christianoque principe digna laude thun, sintemalen es keine Schand wird sein, dass wieder zu geben, was Sie so lange Jahre wider alles göttlich und menschlich Recht, doch solches unwissentlich, gehalten haben. Darum so wollen Sich E. Kais. Mt. nit mehr und länger von unsern Missgönnern und E. Kais. Mt. selbest Feinden überreden und persuadieren lassen, einsweder, dass Sie unsere Güter mit Recht innehaben und meinen Herrn Vater gefänglich halten können, oder dass Dero eine Verkleinerung war, wann Sie das unrecht erworbene Gut dem gerechten possessori restituieren sollten. Darinnen doch dieselben unsere Missgönner und Widersacher viel lieber ihnen selbst, sowohl E. Kais. Mt. besser berathen sollten; ihnen selbest, dass sie darauf gedachtet, welchermassen der allmächtige, gerechtigste Gott ihre Mitgehilfen und praecessores so scheinbarlich in Kurzem nach dieser schändlichen Conspiration durch sonder wunderbarliche Zeichen und mancherlei seltsamen Tod gestrafet hat, derohalben sie sich hüten sollten, dass ihnen nicht ein Gleiches oder auch vielleicht ein Ärgers widerfahren möchte; E. Kais. Mt. aber, ihren allergnädigsten, gütigsten Kaiser, König und Herrn, sollten sie auch nit wenig nunmehr hinführo bedenken und ihn besser berathen und betrachten, in was Unglück und widerwärtigen Gottes Segen sie Dieselbe durch ihren schändlichen Machiavellischen politischen Rath bishero geführet haben. Sie sollten billig bedenken, die gottlose Leute, dass ein Gott im Himmel ist, der auf der Menschen Thun auf Erden schauet und einen jeden nach seinen Werken belohnet und keinen Schuldigen ungestraft hingehen lasset.
Wissen sie nicht die hochverständigen, überwitzigen Leute, dass unrecht Gut weder gedeien noch erben thut? Sehen sie dann nicht die armen, elenden, verblendeten Menschen, wie wenig E. Kais. Mt. meines Herrn Vätern ungerechte und so langwierige Gefängnis ersprossen hat, und wie wenig Nutz Dieselbe von unsern entzogenen Gütern gehabt, sonderlich aber von Libochowitz? Sehen sie nicht, wie wohl und mit Gott sie daran gerathen, dass E. Kais. Mt. mit demselben Theil unserer mit Unrecht und mit Gewalt abgedrungenen Güter den Fürsten aus Siebenbürgen compensieren und befriedigen sollten? Sehen sie nit, dass sie dadurch eine sonderbare Heimsuchung Gottes nicht allein über E. Kais. Mt. sondern (dass es Gott im Himmel erbarme) über die ganze weite Christenheit geführet haben? Wollen Sie dann immerdar so verstocket und verblendet bleiben, dass sie nicht verstehen wollen, was unserer treugerechter Gott ihnen so scheinbar und greiflich durch viel und mancherlei Zeichen zu erkennen giebt? O die armseligen, verführten Leute, dass sie doch Gott einmal erleuchten wolle, damit sie sich endlich zu ihm bekehren und seiner gerechten Strafe entgehen möchten! Wahrlich es ist gut der Ruthen zu entfliehen, die weil sie noch erst gebunden und ehe sie auf unsern Rücken geleget wird. Darum so sollten sie billig ihre grosse Sund beizeiten bereuen, zu Gnaden kriechen und der schweren Strafe Gottes sich entziehen.
Aber ich hoffe itzt allein nächst Gott zu E. Kais. Mt. als einem gerechtigsten, christlichsten und hochverständigsten Kaiser und Herrn, dass Sie die allerheiligste Gerechtigkeit Gottes inniglich betrachten werden, welche so gross und unbeweglich ist, dass er auch seines eingeboraen Sohnes nit verschonet hat, sondern denselben auf Erden gesandt, damit er für unsere Sünden, die wir nicht genugsamlich büssen konnten, seiner Gerechtigkeit vollkommlich genugthäte. Solche mildreiche, über-mässige und unaussprechliche Gnade Gottes, hoffe ich festiglich, werden E. Kais. Mt. nit so gar verwerfen, viel weniger aber zugeben, dass durch anderer gottlosen Leute schändliche Bosheit und unchristliche Begierd E. Kais. Mt. Deo juxta hominibusque invisus atque exosus gemacht werden, sondern E. Kais. Mt. werden als ein christlichster, gottesfürchtigster Kaiser Ihre höchste Seelenseligkeit, bedenken und dem schrecklichen, jüngsten Gericht Gottes entfliehen wollen und das Amt, das Ihr von Gott dem höchsten Herrn befohlen, an demselben jüngsten Gericht widerum in seine Hände allergnädigst, heiligst und unversehrt übergeben und die freudenreiche [Worte] annehmen, die der ewige Sohn Gottes Christus Jesus, unser Heiland und Erlöser, selbst auf dieser Erden gesprochen hat: "Ei, du frommer und getreuer Knecht, darum, dass du bist über weniger getreu gewesen, will ich dich setzen über viel; gehe ein in die Freude deines Herrn."
Darnach werden E. Kais. Mt. auch den grössten Ruhm und hochlöblichen Namen des alleredelsten Hauses von Österreich bewägen, welchen E. Kais. Mt. mit aller Welt, Hab und Gut nit erkaufen könnten; [den] werden Sie nit um unserer so gering- und kleinschätzigen Güter willen in die höchste Gefahr und letzten Untergang setzen wollen. Dann E. Kais. Mt. können selbst als ein hochverständigster Fürst und Herr leichtlich erachten, was vor ein Lob, Ruhm und guten Namen Sie nunmehr bei allen Völkern und Nationen erhalten würden, wenn ich diese meine vor meinen unschuldigen Herrn Vätern Apologià aller Welt sollte kund und lautbar machen. Was vermeinen E. Kais. Mt., dass Dero Rebellen und Feinde für eine Freud und Frohlocken daraus schöpfen und einen Schein einer gerechten Sachen für aller Welt nennen würden!
Derowegen so bitte ich allerunterthänigst und demüthigst um Gottes und seiner göttlichen, allerheiligsten Gerechtigkeit, um Jesu Christi, seines geliebten Sohnes, unschuldiges Blutes und um seines jüngsten Gerichts willen, dass ihn [sie] billig einen sterblichen Menschen erschrecken und von Bösen abhalten soll, Sie wollen mich zu diesem — zum grössten und ewigen, vielfältigen Nachtheil — nit mit Gewalt bringen und selbst eine willige Ursach Ihres Verderbens sein, sintemalen E. Kais. Mt. genugsam allerverständigst betrachten können, was uns ferners für ein ander Trost in der ganzen Welt zu gewarten sei, so wir von Dero, unserm höchsten nächst Gott auf dieser Erden Schutz und Schirm, in so grossen Injurien und Unbilligkeit verlassen werden. Was werden wir weiters für eine andere Hilf wissen zu finden allein, dass wir unsere Ehr und guten Namen durch die oftbemelte lateinische Apologià, bei allen Christenvölkern retten. Welches ich dann mit Gott, allen seinen Heiligen im Himmel und der ganzen Welt bezeugen will, dass es mir weder von E. Kais. Mt. selbst, noch von keinem andern gerechten Menschen auf Erden vor Übel aufgenommen oder zu einer Missethat ausgedeutet werden kann, sintemalen wir lange genug und schier mehr dann zu lange E. Kais. Mt., als unserer höchsten Obrigkeit, Kaisers, Königes und Herrns verschonet haben.
Wir haben lange genug alle die ärgste Widerwärtigkeit und äusserste Noth ausgestanden. Wir haben uns auch genugsam geduldet und auf allerlei Manier unsere Erlösung versuchet und nit das Geringste unterlassen, dadurch wir vermeinet haben, unsere Gerechtigkeit zu erlangen und zu unser vorigen Libertät, Ehren und Wohlfahrt zu kommen, aber es ist alles bishero vergebens und umsonst gewesen. Itzund aber, so wir bei E. Kais. Mt. auch selbst, Die uns allein nächst Gott auf Erden aus unserer Noth erretten kann, keine Gerechtigkeit können finden, wo wollen oder sollen wir uns weiter hinwenden? Was ist uns, allerelendesten und hochverlassenen Leuten, überblieben, das wir noch ferner zu hoffen haben, nämlich den allerschmählichsten Tod in der allerschändlichsten Gefängnis?
O hilf, du allergerechtigster, gütigster Gott, sollen wir dann uns so gar nichts gegen der Welt beklagen dörfen? Sollen wir nichts sagen? Sollen wir uns nicht entschuldigen und die Suspicion der grossen, erschrecklichen Missethaten, deren wir unschuldigerweise beklaget werden, von uns abführen? Sollen wir dann mit zugedrucktem und zugestopftem Munde den schändlichen und schmählichen Tod erwarten? Ach wer ist unter den gerechten Kindern Gottes, der uns solches rathen dürfte? Wer ist, wann er diese Wahl und Willkühr uns fürgestellet sehe, dass wir eines, weder eines schmählichen Tods erwarten, oder aber einen rühmlichen selbst fordern und holen möchten, der uns nit rathen würde, dass wir den rühmlichen erwählen sollen? Denn was hat doch mein armseliger Herr Vater mehr Übriges, das ihn in diesem Leben halten könnte, oder was ist doch nur, darum dieses sein betrübtes Leben ein Leben möge genennet werden, dieweil er aller seiner Freiheit, Ehren, Hab und Güter und aller zeitlichen Wohlfahrt beraubet, und in diesem seinen, allerelendesten und erbärmlichsten Zustande von aller Welt verlassen und verstossen ist? Was ist doch nur, dass er mehrers hoffen soll? Soll er ihm eine kurze Nützung dieses Lichtes, welches voller Angst und Trübsal ist, wünschen, darinnen er mit grössten Schmerzen und Herzenleid gehalten wird, und ein Leben, das schwerer ist weder der Tod selbst, führen muss? Derhalben, so ihm ein Gefahr des Tods fürgestellet wird, so ist er willig und bereit darzu.
Er hat lange genug hie auf Erden in diesem Jammerthal gelebet. Er weiss wohl, dass tapferer Männer Leben nicht nach der Zahl der Jahren, sondern nach dem ehrlichen Verhalten und unsterblichen Namen beschrieben wird. Derselben Ehr und guten Namens so er ewiglich sollte beraubet sein, so weiss er wohl, dass ihm dieser Schaden und Verlust grösser seie, als dass ihn jemand sehen könne. Dann dies ist allein in dieser Welt nächst unserer ewigen Seligkeit, dass uns kein lebendiger Mensch schenken und verehren kann, sondern wir müssen es selbst mit mühseligem Schweiss und harter Arbeit durch mannigfaltige, immerwährende Tugend verdienen und erwerben. Vor dieses hat gern ein jeder ehrliebender Mann alles dasjenige, was er nur in der Welt gehabt, dargesetzet. So jemandem das Glück oder irgends eines Menschen iniuria und Gewalt sein Geld und Gut entziehet, so kann doch, dieweil die Fama und guter Namen noch ganz unversehret verbleibet, leichtlich die Ehrlichkeit die Mühseligkeit und Nothdurft trösten. Darum so ist auch mein Herr Vater willig und bereit, wie es einem jeden ehrlichen Cavalier gebühret, für seinen ehrlichen, guten Namen nicht allein all sein Hab und Güter zu verlassen, sondern auch sein Haupt, Leib, Blut und letzten Geist darzubieten. Er will ganz gern sein zeitliches Leben verlassen und seinen Geist aufgeben, wann er nur von der grossen Schand und Schmach einer greulichen, abscheulichen und erschrecklichen Missethat mag erlediget werden.
Aber was ist es dann für eine Missethat gewest? O wollte Gott, dass dieselbe Missethat deren er von seinen Conspiratoren anstatt E. Kais. Mt beschuldiget worden, männiglich bekannt war! So könnte er desto leichter seine iniuria und Ungerechtigkeit tragen. Aber diese Missethat wird vor allen Leuten unterdrucket und verborgen und dargegenst eine andere viel schwerer und grausamer supponiert und aller Welt bekannt gemacht, nämlich, wie ich öfters oben vermeldet, dass er mit etlich Tausend Kriegesvolk E. Kais. Mt. gefangen nehmen und sich an Dero statt zu einem König in Böhmen machen wollen. Um dieser erdichteten Missethat willen sind wir dermassen bei allen Völkern verhasset und vermaledeiet, dass es nit zu glauben ist. Derowegen so werde ich diesen grossen Hass und hohe Schmach bei aller Welt von uns abführen müssen, wann mich E. Kais. Mt. darzu zwingen werden, dass ichs mit Dero Willen thun soll.
Aber es seie fern, dass wir das Wenigste dergleichen von E. Kais. Mt, unserem allergnädigsten, christlichsten und gerechtigsten Kaiser, Könige und Herrn uns einbilden sollten. Wir wollen viel ehe und mehr hoffen und hoffen es auch festiglich und ungezweifelt, dass E. Kais. Mt., nachdem Sie unsere gerechtigste Sach und grösste Unschuld erkennet haben, Sie dieselbe kaiserliche und königliche Gerechtigkeit, durch welche Sie sonderlichen ob allen Ihren hochlöblichen Vorfahren in aller Welt bei allen Völkern hochgerühmet und gepriesen worden, auch uns, armen und höchsten Injurien aufs heftigst bedrängten und von jederman verlassenen und verstossenen Leuten, Deroselben getreuen Unterthanen und zu jederzeit in jeden Zustande standhaftig liebhabenden Dienern, allergnädigst und milderichst leisten und erzeigen werden. Dadurch dann E. Kais. Mt. hohes Lob und berühmter Namen bei allen Nationen grösslich wird vermehret werden, und wir wollen auch für solche grosse Gnad und Wohlfahrt E. Kais. Mt. in alle Ewigkeit unsterblichen Dank sagen und kein ander Gemüth, Herz und Willen gegen Dieselbe tragen, weder Sie hievor von uns, Ihren getreuesten Unterthanen und standhaftigen Dienern, erkannt haben. Ja wir wollen alle Gedächtnis unsers grossen Schmerzens und Herzenangst ablegen und nit mehr der erlittenen Injurien und Schmach gedenken, sondern wir wollen durch diese allergnädigste Wohlthat E. Kais. Mt. verbunden, Deroselben ewige Dienste und bewahrte Treu und Gehorsam leisten. Darauf sollen E. Kais. Mt. Sich festiglich verlassen und sicherlich vertrauen. Desgleichen wollen wir auch Gott den allmächtigen, gütigen und gerechten, stets emsig bitten, dass er solches E. Kais. Mt. mit glückhaftem Sieg wider ihre Rebellen und Feinde reichlich belohnen wolle, sintemalen von ihm allein der Sieg herkommet, und er giebt ihn den Seinen; die Seinen aber sind, die seinen Willen thun; sein grösster Wille aber ist, dass die allerheiligste Gerechtigkeit gepfleget werde.
Darum ich auch jetzt endlich zum Beschluss seine göttliche, wertheste Gerechtigkeit anrufen will, dass er E. Kais. Mt. wie hievor zu jederzeit also auch itzt in dieser unser gerechtigsten Sachen durch seinen heiligsten Geist zur Gerechtigkeit erleuchten und erwecken wolle, um Jesu Christi, seines geliebten Sohnes, unsers einigen Mittlers und Erlösers, willen Amen.
Thue mich demnach mitsammt meinem Herrn Vätern E. Kais. Mt. zu kaiserlichen und königlichen Gnaden allernnterthänigst und demüthigst empfehlen, eine tröstliche heilsame Antwort mit fester, ungezweifelter Hoffnung erwartend.