Pátek 16. èervna 1922

Gehen wir zu den Bürgerschulen. Wieder die Statistik des amtlichen èechischen Statistikers Dr. Auerhan: Böhmen, Mähren und Schlesien haben am Beginn des Schuljahres 1920/21 3321 èechische, 1350 deutsche Bürgerschulklassen. Also 70% auf die èechische, 29 % auf die deutsche Bevölkerung. Wo ist die Ungerechtigkeit? Rechnen wir nun einmal nach den Schuldrosselungen, die doch erst bei Beginn des Schuljahres 1920/21 in vollem Maße eingesetzt haben. Es stellen sich die Ziffern folgendermaßen: Wir haben mit Ende des Schuljahres 1920/21, wie zugegeben worden ist, 1288 gedrosselte Klassen. Dazu kommen nach den neuesten Mitteilungen heute für Böhmen 185, für Mähren 180 bis 200, für Schlesien 30 neue Klassen, die gesperrt werden sollen, in Summa 1703 Schulklassen. Wahrscheinlich sind es mehr. Wir haben also nach der Drosselung 29.684 Klassen, davon deutsche 7882, èechische 21.369, also deutsche 26·5%, èechische 73·5 %. (Hört! Hört!) Hier ist die Ungerechtigkeit deutlich zu bemerken, allerdings nicht auf Seite der èechischen, sondern auf Seite der deutschen Ansprüche. (Výkøiky.) Ich kann diese Statistik fortsetzen und kann nachweisen, daß nach den Drosselungen eine Schulklasse auf 297 Èechen und auf 429 Deutsche entfällt. Ich bitte, die Ziffer nachzurechnen. Ich kann weiter nachweisen, daß nach demselben Dr. Auerhan auf 1 Klasse heute nach der Schuldrosselung auf 47·4 Kinder bei den Èechen und auf 57 bei den Deutschem entfällt. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda inž. Botto.)

Verstehen Sie jetzt, warum wir protestieren und schreien? Wir verstehen es, warum man sich hier wie ein Wolf in den Schafspelz der Statistik hüllt und unrichtige Ausführungen vorgeben möchte. Das deutsche Volk will hier endlich Einkehr und Taten sehen. Wir verlangen die sofortige Einstellung der deutschen Schulsperrungen, die Abänderung des Gesetzes vom 3. April 1919, insbesondere des § 9, welcher die Deutschen zu Sklaven in kultureller Beziehung herabsetzt, und die Vorbereitung eines Gesetzentwurfes über unsere Schulautonomie. (Souhlas a potlesk na levici.)

6. Øeè posl. Pittingera (viz str. 965 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Es war den Abgeordneten des deutschen Parlamentarischen Verbandes. . . . . (Hluk. Rùzné nìmecké výkøiky.)

Místopøedseda inž. Botto (zvoní): Pán posl. Pittinger má slovo. (Hluk. - Nìmecké výkøiky.)

Posl. Pittinger (pokraèuje): Es war . . . (Trvalý hluk.)

Místopøedseda inž. Botto (zvoní): Prosím pána reèníka, aby pokraèoval.

Posl. Pittinger (pokraèuje): Herr Präsident, ich kann in diesem Lärm nicht sprechen.

Místopøedseda inž. Botto (zvoní): Prosím, ráète pokraèova. Prosím o ticho.

Posl. Pittinger (pokraèuje): Es war den Abgeordneten des Deutschen Parlamentarischen Verbandes . . . (Opìtovný hluk. - Výkøiky nìmeckých poslancù.)

Místopøedseda inž. Botto: Nemôžem vola nikoho k poriadku, keï nemám stenografického protokolu. Prosím pána reèníka, aby pokraèoval.

Posl. Pittinger (pokraèuje): Es war uns deutschen Abgeordneten, die wir im Parlamentarischen Verbande vereinigt sind, nach Eintritt in dieses Haus vollkommen ernst, als wir unter die sieben Kardinalforderungen der Minderheiten die nach Autonomie unseres Schulwesens aufnahmen. Wir wußten, daß wir mit der Forderung nicht sofort die Erfüllung erlangen würden. Es war gewiß auch vielen von uns bei dem System, das hier herrscht, bewußt, daß man uns nicht gleich Antwort geben werde, aber wir hofften doch, daß, wenn die Wellen sich gelegt hätten, man doch einmal in irgendeiner Weise sich gegenseitig aussprechen werde, die eine Seite ihre Forderungen bekannt geben, die andere Seite sagen werde, wie sie sich dazu stelle. Bei allen möglichen Gelegenheiten haben wir diese unsere Forderungen wiederholt und Ihre Antwort urgiert. Aber niemals haben Sie sich dazu herbeigelassen und es für notwendig befunden, auch nur ein Wort mit uns über diese Sache zu sprechen. Darum waren wir natürlich umsomehr überrascht, als die dringliche Interpellation, die wir letzter Tage einbrachten, auf einmal die Zustimmung der Mehrheit des Hauses fand. Mir wenigstens schien es so, als ob sie doch schon einigermaßen gewillt wäre, einmal über dieses Thema mit uns zu sprechen, Material gegen Material zu stellen und vielleicht doch eine Mittelstraße in irgendeiner Richtung zu finden, um dieses Hindernis, das zwischen uns gestellt ist - ich nenne es das Haupthindernis - irgendwie zu ebnen oder abzubauen.

Die Art und Weise der Durchführung der Debatte aber, die Art und Weise des Benehmens führender Persönlichkeiten aus der Mehrheit gegen unsere Argumente, die Sie ja auch nicht von vornherein anzweifeln (Výkøiky.) und abweisen können, dieses Benehmen zeigt und beweist uns, daß es Ihnen noch lange nicht ernst ist und daß Sie nooch lange nicht die Zeit für gekommen erachten, mit uns einmal ein ernstes, sachliches Wort in der Frage zu sprechen. Für uns ist genau so, wie für Sie, die Schule der Grundstein unserer völkischen Existenz für die Zukunft. Genau so, wie Sie für sich das Recht in Anspruch nehmen, Ihre Schule auszubauen, soweit und so hoch als es nur möglich ist, um Ihrer Kultur eine entsprechende Grundlage zu schaffen, genau denselben Anspruch auf dieses Recht müssen Sie uns einräumen (Potlesk na levici.), wenn wir auch ein Minderheitsvolk in diesem Staate sind. Wir sind ja nicht mit unserem Willen hieher gekommen, Sie haben uns hereingenommen und hereingezwungen (Sehr richtig!), und wenn Sie über Ihren Staat das Aushängeschild einer freien, demokratischen Republik gehängt haben und das in die ganze Welt hinausposaunen, dann wäre doch auch zu erwarten, daß Sie allen Völkern, die in diesen Staat durch Sie hineingezwungen worden sind, ihr Recht schaffen, daß Sie sie gleich behandeln und daß Sie ihnen nicht nur Pflichten aufhalsen, sondern auch Rechte zugestehen, und zwar Grundrechte, und das ist vor allem das Recht auf die ungestörte Fortentwicklung ihrer Kultur und ihres völkischen Seins.

Sie haben ganz gut herausgefunden, wo Sie anfangen müssen, wenn Sie die Zukunft Ihres Volkes aufbauen wollen. Sie wissen ganz genau, daß die Jugend die Zukunft eines Volkes ist und daß man bei der Jugendbildung und Jugenderziehung anfangen muß, wenn man ein Volk auf eine gewisse kulturelle Stufe führen will, damit es von dort aus den Existenzkampf und den Konkurrenzkampf mit anderen Völkern erfolgreich bestehe. Sie haben dabei allerdings übersehen, daß Kultur nicht allein dann vorhanden ist und daß man Anspruch darauf machen darf, ein Kulturvolk genannt zu werden, wenn man nur auf sich bedacht ist, sondern wenn man auch Kultur und das. Recht auf Kultur bei anderen Völkern entsprechend achtet. Was Sie gegen alle anderen Nationen in diesem Staate bisher in der Richtung getan haben, zeugt nicht von Kultur, sondern das ist Halbkultur, das ist Unkultur. (Výkøiky.) Wenn Sie vielleicht jetzt momentan durch glückliche Zufälle die Möglichkeit haben, Ihr Volk emporzuheben und sich eine Kultur zu schaffen für die Zukunft, so ist es selbstverständlich, daß Sie über die anderen Völker nicht brutal hinwegsschreiten dürfen. Schaffen Sie sich diese Kultur und zeigen Sie diese Ihre Kultur und die Leistungsfähigkeit dieser Kultur gerade dadurch, daß Sie diese Ihre Kultur nicht auf Kosten der anderen Vö ker aufbauen. Im Wettkampf, im ehrlichen und biederen Wettkampf sollen Sie bestehen und Sie sollen nicht allein darauf bedacht sein, nur vor der Pìtka und als "Pìtka" zu bestehen, sondern vielmehr darauf bedacht sein, als Staatsvolk einstmals vor der Menschheit und vor der Geschichte zu bestehen.

Ich will auf das Zahlenmaterial und auf die vielen Ziffern, welche in dieser Debatte in sachlicher Beziehung von hüben und drüben genannt wurden, nicht des Näheren eingehen. Ich will nur ganz kurz den Kampf schildern, den Sie als herrschende Nation gewissermaßen gegen uns, gegen unsere Schulen, gegen unsere Kultur führen. Gleich nach dem Umsturz, der Ihnen diesen Staat in die Hände gespielt hat, haben Sie gerade auf diese unsere Schule, unsere kulturelle Grundfeste, die fessellose aufgehetzte Volksmenge losgelassen. Unsere Schulen, die wirkten auf die Legionäre und auf das verhetzte Volk wie das rote Tuch auf den Stier. Die Fenster wurden eingeschlagen, die Einrichtung hinausgeworfen, die Schulen wurden besetzt und all dies ohne Rücksicht darauf, ob Kinder gerade Unterricht genossen oder nicht. (Rùzné výkøiky.) Ich gestehe zu, daß Sie in den Tagen des Umsturzes vielleicht nicht die Möglichkeit gehabt haben, alles zu leiten und zu lenken und daß Sie nicht für jeden Übergriff der untersten Organe oder betrunkener Soldatenhorden, die sich in den Dörfern herumgetrieben haben, verantwortlich gemacht werden konnten. Aber Sie haben dann im April 1919 die Autorität des Gesetzes aufgestellt und durch die Autorität des Gesetzes haben Sie all das gut geheißen, was bis zu dieser Zeit geschehen war. Durch das Gesetz vom 3. April 1919 haben Sie alles sanktioniert, was vordem in ganz ungesetzlicher Weise geschehen war. Sie haben nichts von dem, was uns da angetan worden war, wieder gut gemacht oder auch nur teilweise gut zu machen versucht. Im Gegenteil, dieses Gesetz verkörpert so recht das System und den Vernichtungswillen, den Sie gegen unser Schulwesen betätigen. Das Gesetz enthält Bestimmungen, die niemals den Anspruch auf Objektivität machen dürfen und von denen Sie niemals verlangen dürfen, daß wir sie anerkennen. Wenn wir für unser Schulwesen kämpfen, dann kämpfen wir nicht vielleicht für die Erhaltung dieser oder jener Schule, sondern wenn wir dafür kämpfen, so ist das ein prinzipieller Kampf, ein Kampf um die Zukunft unseres Volkes und unserer Kultur. Was Sie hier an unserem Schulwesen verbrochen haben, finden Sie am deutlichsten ausgesprochen in den Zahlen, die von unserer Seite hier genannt wurden. Ein weites Leichenfeld ist es, über 1700 Schulklassen sind aufgelassen oder weggenommen, Volksschulklassen, viele Mittelschulen und Fachschulen, unser Hochschulwesen ist gedrosselt und eingeengt. Wir haben heute keine deutsche Hochschule für Bergbau, keine Tierarzneischule, wir haben sie nicht. Wir hoffen, daß wir uns diese Schulen, solange Sie vielleicht brauchen, um Vernunft zu bekommen, aus Privatmitteln erhalten. Allerdings sind wir da wieder auf Ihren guten Willen angewiesen. Wenn Sie uns immer den Vorwurf machen und dieser Ihre Kampfmethode gegen uns damit begründen, daß es Ihnen auch im alten Österreich so gegangen sei, meine Herren, so möchte ich Sie fragen: wo bleibt bei Ihnen die Entösterreicherung, wo bleibt sie denn? Die Prinzipien, die Sie damals gehaßt und bekämpft haben, die sie abgelehnt haben und die Sie niedertreten wollten, eben dieselben Prinzipien heben Sie jetzt empor und verteidigen sie. Der Schulkampf tobte zunächst in den Städten, wo die Èechisierungspolitik gleich nach dem Umsturz mit aller Wucht einsetzte. Tausende von Familien wurden ausgewiesen oder mußten abwandern, viele wurden auf die Straße gesetzt, mußten ihre Arbeitsplätze verlassen, Sie übten Gewalt und Beeinflussung auf alle diejenigen, die in abhängiger Staatsstellung standen, auf die Lehrerschaft, auf die Pensionisten, auf die Witwen und Waisen; mit Versprechungen zuerst, dann mit Drohungen und zuletzt mit Strafen schüchterten Sie die Leute ein und zwangen sie dieselben, sich von ihrem Volke loszusagen und die Kinder in die èechische Schule zu schicken. Ich habe Beweise, daß man in vielen Fällen, z. B. deutschen Witwen und Waisen, die auf Witwen- und Waisenrenten Anspruch haben, eine Erhöhung dieser Renten versprach und ausbezahlte, wenn sie ihre Kinder in die èechische Schule schickten. Wenn sie sich nicht beugten, hielt man ihnen diese Gebühr zurück. Und nicht nur in den Städten häuften sich die Schuldrosselungen, die Auflassung der Schulklassen und die Sperrung der Schulen. Ebenso arg brannte dieser Kampf und brennt er noch an der ganzen Sprach grenzlinie, denn unser ganzes deutsches Siedlungsgebiet liegt an der Sprachgrenze. Besonders die breiten Massen, das breite Land leidet unter diesen Schuldrosselungen, nicht vielleicht deshalb, weil die eine oder andere Schule aufgelöst wird, sondern weil den breiten Massen des Landvolkes die einzige Bildungsmöglichkeit, die Dorfschule, genommen wird. Und, meine Herren, die Kultur eines Volkes baut sich nicht allein auf den Spitzen auf, sie baut sich auf auf der Kultur der breiten Massen des Volkes, und da sollten Sie, gerade wenn Sie Kultur zeigen wollen, ein Interesse daran haben, die breiten Massen kulturell zu heben und gerade die Schule zu schonen und auszubauen, die für die breiten Massen in Betracht kommt, und das ist vor allem unsere Volksschule. Wenn der Abgeordnete Hillebrand in seiner Rede vorgestern gesagt hat, daß für die deutschen Sozialdemokraten der Kampf für die deutsche Schule nicht ein nationaler Kampf, sondern gewissermaßen ein Klassenkampf ist, dann können wir von unserem Standpunkt ebenfalls beipflichten, indem wir sagen, unser Kampf ist wohl ein völkischer Kampf, in erster Linie, aber er ist auch ein Klassenkampf insoferne, als er die breiten Massen unseres Landvolkes trifft. Speziell für das Landvolk und für die ländlichen Schulen ist es unheilvoll, wenn Sie für die Reduzierung die ungenügende Kinderzahl ins Treffen schicken. Ich meine, hier müßte wohl abgesehen werden von der Kinderzahl, hier müßten höhere pädagogische und menschliche Grundsätze maßgebend sein für die Belassung oder Auflassung von Schulen. Ich finde es ganz merkwürdig, wenn der Herr Unterrichtsminister in seiner Rede die Auflassung der Schulen mit einer Schlüsselzahl der schulbesuchenden Kinder, mit statistischen Ziffern und damit, daß ganz einfach des Staatshaushalt nicht mehr Gelder dafür aufbringen kann, begründet, und daß ihm diese Begründung genügt. Von seinem Standpunkt als Unterichtsminister sollte er gerade dagegen auftreten, daß der Staatshaushalt für das Schulwesen nicht mehr herzugeben weiß, und sollte fordern, daß nach obigem Gesichtspunkte oft eine Mindestanzahl von Kindern genüge, die oder die Schule oder Klasse zu belassen, er sollte mit uns energisch fordern, daß man nicht bei der Schule anfange zu sparen, sondern ganz wo anders, dort, wo das Sparen dafür steht und wo man etwas ersparen kann. Und da ist ja schon wiederholt darauf hingewiesen worden, daß ganz dankbare Arbeitsfelder für dieses Sparen wären: der Abbau des Militarismus, die Zurückstellung der ungeheuren Kosten der Auslandspropaganda, der Auslandsvertretungen, des Spitzelwesens u. dgl. mehr. Bis heute waren wir diesem Vorgehen und diesem ihrem Kampfe gegen unser Schulwesen gegenüber vollständig ohnmächtig. Rechtsmittel, die uns zwar zustanden, hatten niemals aufschiebende Wirkung und Sie hatten alles zerstört, bevor wir unser Recht suchen konnten. Es bleibt und blieb uns in vielen Fällen nichts übrig, als durch Selbsthilfe die größten Schäden auszumerzen und zu ersetzen. Das war ein Grund, daß auch in unserem Volke die Selbsthilfe und der Opferwille wach wurde, und er wurde vielfach wach deshalb, weil wir gerade auf Ihren Opferwillen als Beispiel hingewiesen haben, den Sie früher betätigt haben; wir gingen daran, uns Privatschulen zu schaffen, weil Sie gerade die Drosselung damit begründeten, daß Sie sparen müssen, hätten Sie ja keinen Grund, unsere Ansuchen um Bewilligung von Privatschulen, die wir uns aus eigenen Mitteln erhalten wollen, abzuweisen oder zu erschweren. Aber es handelt sich Ihnen nicht um das Sparen, absolut nicht, es handelt sich Ihnen nur darum, die Privatschulen in solchen Dörfern zu verhindern, wo eine èechische Minderheitsschule hineingesetzt wurde. Es handelt sich Ihnen darum, diese deutschen Kinder, die sonst privat unterrichtet werden könnten, in die èechische Schule hineinzuzwingen. Es handelt sich Ihnen nicht darum, wirklich zu sparen oder einen Ausgleich herzustellen zwischen dem Schulwesen der Deutschen und der Èechen mit Rücksicht auf das Verhältnis der Bevölkerungsziffer, sondern es liegt in Ihrem Vorgehen der brutale Vernichtungswillen gegen unsere Kultur. Ich könnte aus Südmähren eine Unsumme von Orten nennen, wo Sie in solcher Weise gewü tet haben. Von Zlabings bis hinunter nach Lundenburg haben Sie an der Sprachgrenze ein Leichenfeld von deutschen Schulen geschaffen, das uns erbeben läßt und das uns um unsere deutsche Zukunft bangen läßt, wenn wir den Mut verlören. Zlabings, Iglau, Znaim, Land und Stadt sind Zeugen, selbst die Kroatendörfer im Nikolsburger Bezirk haben Sie nicht ausgelassen. Auch dort haben Sie gewütet und die Schulen genommen. Eine ganz besondere Taktik in Ihrem Schulkampf und eine ganz besondere Methode sind die Kinderreklamationen. Damit verbinden Sie die Schulfrage mit der Volkszählung. Sie stützen sich auf, ich weiß nicht, welche Bestimmung des Volkszählungsgesetzes und nehmen das Recht für sich in Anspruch, unter gewissen Vorbedingungen die Nationalität eines Staatsbürgers zu diktieren. Ich möchte nur fragen, welcher Paragraph des Volkszählungsgesetzes Ihnen dazu das Recht gibt. Es besteht bis heute kein Gesetz, keine gesetzliche Bestimmung, die den Staatsbürger verpflichtet, unter diesen oder jenen Vorbedingungen sich als Deutscher, Èeche, Pole, Magyare oder sonst zu einer Nationalität gehörig zu bekennen. Das Bekenntnis zur Nation ist ein freier Willensakt und solange Sie nicht das Selbstbestimmungsrecht des Menschen aufh eben, können Sie ihn auch nicht zwingen, sich so oder so zu bekennen. Sie lassen aber Erlässe von Ihren Behörden an Privatleute hinausgehen, in welchen steht: "Auf Grund amtlicher Erhebungen wurde festgestellt, daß sie èechischer Nationalität sind, infolgedessen gehören Ihre Kinder der èechischen Nation an und werden Sie verpflichtet, Ihre Kinder in die èechische Schule zu schicken." Ja, Sie machen sogar die èechische Minderheitsschule in den Dörfern zur Pflichtschule für deutsche Kinder, obwohl kein Gesetz besteht, das eine Pflichtschule vorsieht. Wir haben keine Pflichtschule, es ist ein vollständig freies Recht der Eltern, ihre Kinder unterrichten zu lassen, wie und wo sie wollen. Allerdings sagt das Gesetz, daß sie verpflichtet sind, ihre Kinder vom 6. bis 14. Lebensjahre unterrichten zu lassen. Es besteht somit der Unterrichtszwang, niemals aber ein Schulzwang. Und wenn sie die Eltern durch Strafen und durch alle möglichen Maßnahmen treffen, die jeder Gerechtigkeit Hohn sprechen, wenn Sie durch Amtsmißbrauch der untersten Behörden es soweit bringen, daß Sie weiche Eltern, oder solche, die von Ihnen abhängig sind, in die èechische Schule hineintreiben, dann brauchen Sie nicht stolz sein und vertrauen Sie nicht zu fest auf die Zukunft; denn was mit Gewalt aufgebaut ist, wird einmal über Nacht zerfallen. Bilden Sie sich nicht ein, daß, wenn Sie mit derartigen Mitteln vorgehen, Sie aus unseren deutschen Kindern auf einmal waschechte Èechen machen können! Sie müssen das aus Ihrer Vergangenheit am besten wissen. Die Geschichte ist nicht ständig und "mit des Geschickes Mächten ist kein ewiger Bund zu flechten". Sie haben uns immer das alte Österreich zum Vorwurf gemacht und leiten daraus Ihre Taktik ab. Ich frage Sie, fürchten Sie nicht, daß man Ihnen auch einmal mit demselben Maß vergelten könnte? Ich glaube, Sie sollten auch einmal daran denken! Die Privatschulen, die wir uns aus eigenem erhalten wollen, geben Sie uns nicht, und wenn Sie sie uns geben, so erst nach ungeheueren Schwierigkeiten. Ja, Sie verhindern es, Sie geben Erlässe heraus, daß, wenn privat unterrichtet wird und nicht ein Gebäude hier ist, das als Privatschule von Ihnen nach 15 Kommissionen anerkannt ist, daß nur höchstens 3 Kinder zusammen unterrichtet werden dürfen und nicht mehr. Sie erschweren uns auch den Unterricht von Haus zu Haus, alle möglichen Mittel machen Sie ausfindig, um uns den Unterricht zu erschweren und unmöglich zu machen. Andererseits aber errichten Sie in unseren deutschen Dörfern - und das behaupten nicht nur wir, sondern auch unsere èechischen Nachbarn, mit denen wir vor dem Kriege in friedlicher Eintracht gelebt haben - am Lande draußen sind ja nicht die Chauvinisten so zu Hause - èechische Minderheitsschulen, fast in jedem Dorf, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, daß die Bestimmung eingehalten wird, wonach nur in einem Umkreis von 4 Kilometern eine solche errichtet werden soll. In jedem Dorf machen Sie es so, obwohl die Dörfer zwei oder auch nur einen Kilometer von einander entfernt sind. Und diese Schulen werden von einer fast durchwegs ganz geringen Anzahl von Schülern besucht. Und trotzdem besteht die Schule und wenn man kommt und Ihnen als Gegenbeweis vorhält, daß Sie unsere Schulen mit größerer Kinderzahl schließ en und Ihre mit geringerer Zahl gründen, dann behaupten Sie: "Das Schülerverzeichnis der betreffenden Minderheitsschule weist 30 Kinder auf, die deutsche Schule nur 12 oder 9 Kinder". Und wenn man in dieses Verzeichnis hineinschaut, findet man, daß Sie in dieses Verzeichnis alle Kinder aus gemischten Ehen von vornherein aufnehmen und im deutschen Schülerverzeichnis streichen. Das ist auch ein springender Punkt, über den man ernst sprechen sollte und den Sie durch ein Gesetz kraft Ihrer vìtsina aufklären und festlegen sollten. Genau so, wie Sie für sich das Recht ableiten, alle Kinder aus gemischten Ehen für Ihr Volk mit Beschlag zu belegen, genau dasselbe Recht hätten auch wir, weil unserem Volke auch ein Elternteil angehört, aber einmal gilt der Vater für Sie als maßgebend, ein zweitesmal die Mutter, wie Sie es eben brauchen. Schaffen Sie sich das Gesetz, Sie haben die vìtsina, Sie können ohne weiters ein Gesetz schaffen, das das Selbstbestimmungsrecht der Eltern rundweg aufhebt, das Bestimmungsrecht des Staates über die Kinder und die Erziehung derselben festsetzt. Wenn Sie den Eltern einmal dieses Recht nehmen, dann stempeln Sie die Eltern als Erzeuger der Kinder zum Tier, aber Sie können dieses Gesetz nicht schaffen, Sie können es aus dem Grunde nicht, weil Sie vor der Kulturwelt, vor der Manschheit so etwas nicht wagen dürfen. Aber Sie handeln darnach und mißbrauchen Ihre Macht. Schaffen Sie sich weiter ein Gesetz, das den Schulzwang einführt, und dann können Sie verlangen, daß das Kind unbedingt in die oder jene bestimmte Schule geht. Bevor Sie diese Gesetze jedoch nicht haben, ist alles, was Sie in der Richtung unternehmen, Gewalt und gegen diese Gewalt werden wir uns wehren, solange sie dauert. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Buøíval.)

Neben den Drosselungen der Schulklassen nehmen Sie ganze Schulgebäude weg, Schulgebäude in rein deutschen Dörfern, die nicht mit einem einzigen èechischen Kreuzer erbaut sind. Sie beschlagnahmen für Neubauten Grundstücke, Gärten etc. ohne die Besitzer, ohne die Gemeinde zu fragen, obwohl die Gemeinden anderen Boden, der geeignet und aus wirtschaftlichen Gründen entbehrlich wäre, anbieten. Sie fragen nicht, mit brutalem Diktat von Kommissionen nehmen sie, was Ihnen beliebt und was ihnen gefällt. Gewalts ame Delogierungen für die Einquartierung von èechischen Lehrern und dergleichen kommen da vor. Rechtsmittel, die wir dagegen ergreifen, bleiben erfolglos, weil sie eben keine aufschiebende Wirkung haben und nach Jahr und Tag erledigt werden. Und was das Empörendste ist, sind die ungezählten Übergriffe der untergeordneten Organe, die bei diesen Amtshandlungen vorkommen. Statthaltereikonzipisten, die gewöhnlich Führer solcher Kommissionen sind, benehmen sich den Staatsbürgern gegegenüber in einer Art und Weise, wie es nicht eben akademisch gebildeten Menschen, wie es Beamten sind, zukommt, sondern wie es die Art und Weise eines Hausknechts ist. Man hat ganz einfach nichts zu reden, und nur das antworten, was dem Fragesteller genehm ist. Nicht nur auf die Bevölkerung üben Sie ihren Druck aus, besonders auf die Eltern, die vom Staat abhängig sind, sondern auch auf die Lehrer. Sie zwingen sie vielfach zur Ausschulung von Kindern gegen den Willen der Eltern und ohne Wissen der Ortsschulausschüsse. Durch Androhung von Disziplinierungen zwingen Sie die Lehrer, die Ausschulung vorzunehmen und die Kider in die Schule nicht mehr hineinlassen. Das sind im allgemeinen die Methoden ihres direkten Schulkampfes zur Vernichtung unseres Schulwesens oder zur Schädigung unserer Kultur. Indirekt schädigen Sie unser Schulwesen auch dadurch, daß Sie die Dezembergesetze geschaffen und die Parität der Lehrer durchbrochen haben. Denn Sie wissen ganz genau, daß zum Lehrerberuf, zum Beruf des Kindererziehers, ein gewisser Idealismus, Lust und Liebe zum Berufe gehört, daß es nicht allein damit abgetan ist, daß der Lehrer so und so viele Stunden mit den Kindern beisammen ist, sondern daß er sich in die Seele des Kindes einleben muß. Und wenn Sie da der Lehrerschaft diesen Prügel vor die Füße geworfen haben, dann haben Sie gewiß die Lust und Liebe der Lehrerschaft zu ihrem Berufe nicht gehoben.

Wenn ich von der Iandwirtschaftlichen Schule spreche, muß ich auch hier einige Opfer nennen, die Sie gefordert haben. Sie haben uns die landwirtschaftliche Schule in Feldsberg genommen und in Böhmen die landwirtschaftliche Schule in Gradlitz. Es ist bekannt, und Sie müssen selbst zugeben, daß das èechische landwirtschaftliche Schulwesen auch vor dem Kriege bedeutend besser ausgebaut war als das deutsche landwirtschaftliche Schulwesen, und es ist sachlich begründet, weil die Deutschen hauptsächlich zum größten Teil in den Industriegebieten gewohnt und die Èechen mehr Ackerbau betrieben haben. Wenn Sie aber heute den Maßstab an das landwirtschaftliche Schulwesen ebenso legen, wie an das übrige Schulwesen, dann schädigen Sie dadurch gewiß die Landwirtschaft und damit einen Hauptfaktor ihrer Volkswirtschaft, Sie schädigen gerade den, der der Hauptsteuerzahler ist; und Steuern haben wir gewiß nicht wenig in ihrem Staate zu bezahlen. Ich betone nochmals, der Kampf, den wir gegen das Vorgehen gegen unser Schulwesen führen, ist nicht ein Kampf für den oder jenen Fall, er ist ein ganz prinzipieller Kampf und ich habe gehofft, und hätte gerne gewünscht, daß die Debatte über diese Frage, die doch schon fast 3 Jahre ausständig ist, mit vollem Ernst und gegenseitiger Sachlichkeit geführt werde, daß man zu irgend einem Resultat gekommen wäre. Vielleicht wäre es Ihneen gelungen, durch objektives Zahlenmaterial, bei dessen Zusammenstellung aber auch wir hätten mitwirken müssen, uns davon zu überzeugen, daß viel von dem, was Sie behaupten, wahr ist. Aber Sie haben sich eben ohne uns Gesetze geschaffen und Sie bringen sie gegen uns in Anwendung. Wir kämpfen unbedingt gegen das Gesetz vom 3. April 1919, wir kämpfen dagegen, daß Sie eine einzelne Person, den Vorsitzenden des Landesschulrates, zum Alleinherrscher auf dem Gebiete des Schulwesens machen, einen èechischen Vorsitzenden zum Alleinherrscher über das deutsche Schulwesen. Wir fordern, daß Sie die Landesschulräte sektioniert lassen und daß jede Sektion ihren eigenen Vorsitzenden hat. Wenn der Herr Schulminister uns mit Material gekommen ist und vielleicht geglaubt hat, uns dadurch auf den Boden zu zwingen, uns den Mund zu sperren, unsere Klagen zurückzustoßen, dann sage ich, daß wir mit vollem Recht dieses Material anzweifeln können, aus dem einfachen Grunde, weil wir nicht mitgewirkt haben, es aufzustellen, und wir werden diese Zahlen und Ihren Standpunkt solange anzweifeln, als nicht deutsche Schulreferenten im Schulministerium sitzen und nicht deutsche Vorsitzende der Landesschulräte über unser deutsches Schulwesen zu bestimmen haben. Wir verlangen letzten Endes genau so wie Sie, daß uns das Recht gegeben wird, unsere Schule selbst zu betreuen. Wir wollen die Selbstverwaltung unseres Schulwesens. Geben Sie sie uns, wir kommen für die Kosten auf, es soll Sie nicht einen Heller kosten. Und wenn Sie imstande sind, in kulturellen Belangen mit uns gleichen Schritt zu halten, oder gar uns zu überflügeln, dann werden wir Ihnen die Ehre zusprechen, daß Sie ein höheres Kulturvolk sind, als wir. Aber nicht nur dadurch schädigen und untergraben Sie unsere Kultur, daß Sie auf unsere organisierten Schulen losgehen, sondern auch dadurch, daß Sie versteckt und offen uns unser ganzes Volksbildungs- und Ertüchtigungswesen hemmen, daß Sie die Jugendertüchtigungsbestrebungen fesseln und knebeln, daß Sie unsere Jugendertüchtigung nach allen Richtungen hemmen. Voriges Jahr haben Sie Sokolfeste veranstaltet in Dejwitz und die Regierung hat viele Millionen hergegeben zum Zwecke des Aufbaues ungeheuerer Tribünen u. s. w. Und was machen Sie, wenn unsere deutschen Turner derartige Veranstaltungen machen wollen? Sie verbieten uns die Abhaltung der Feste mit der Begründung, daß sie staatsgefährlich ist. Hier, auf der einen Seite, geben Sie Millionen Subventionen zur Unterstützung ihres Volksbildungs- und Ertüchtigungswesens und dergleichen, und wenn wir Deutschen in irgendeinem Bezirke Volksbildungskurse errichten und Subventionen verlangen, geben Sie uns 400 Kronen als Anschaffungsbeitrag für Kanzleimittel. Aber Sie haben ein Volksbildungsgesetz geschaffen, das nach außen hin die Republik als weit vorgeschrittenste, soziale Republik hinstellt, als den Hort von weiß Gott welcher Kultur, aber Sie üben und nützen alle diese Gesetze nur zu Ihren besonderen Zwecken. Es wird ja die Schuldebatte, die ganz eigentümlich aussieht und die speziell von ihrer Seite aus bekannten Gründen ziemlich boykottiert wird; vielleicht ist sie auch so zwischen Feiertage und Sonntage gesetzt, damit der Eindruck zerfließt und vor dem Ausland nicht so kraß zum Ausdruck kommt, vielleicht wollen Sie dadurch das Ergebnis der Tagung der Völkerbundliga abschwächen, ihren Auszug von dort beschönigen, wo es Ihnen unangenehm war, die Wahrheit anzuhören. Es ist möglich, daß das beabsichtigt ist, es liegt in Ihrer Macht als Mehrheit. Für uns ist mit dieser Debatte, damit, daß wir erzielt haben, in dieser Frage einmal zu sprechen, eine Pflicht erfüllt, die wir unserem Volke schuldig waren und die wir auch gerne erfüllen. Wenn Sie noch nicht soweit zu haben sind und bei Ihnen die Vernunft nicht soweit wiedergekehrt ist, daß man sich über diese heilige Frage einmal offen, ernst und sachlich ausspricht, dann können wir Ihr Vorgehen, wie wir es während der Schuldebatte hier gesehen haben, nur bedauern, Ihr Haß, Ihr tiefer Haß und Vergeltungswillen gegen alles Deutsche kann uns nicht abhalten, auch in Zukunft für unsere deutsche Jugend einzutreten und unerschrocken weiterzukämpfen für die Grundlagen unserer Kultur. Wenn Sie es als Ihre Pflicht ansehen, Ihre Kultur zu heben, dann ist es ebenso Ehrenpflicht für uns, dafür zu sorgen, daß unsere alte deutsche Kultur von Ihnen nicht zerstört wird. (Souhlas a potlesk na levici.)


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