Úterý 29. záøí 1925

Meine Damen und Herren, ist es nicht eine unerträgliche Vorstellung, daß man einem Volke von 3 1/2 Millionen das Recht verweigert, über seine Schulen selbständig zu bestimmen und daß in jedem Lande ein einziger Mensch das Recht eingeräumt bekommt, über das Schicksal von Millionen von Kindern anz willkürlich nach seinem Ermessen zu bestimmen und zu verfügen? Es ist dies ein unerträglicher Zustand. Wir verlangen die Souveränität auf dem ganzen Gebiete unseres Bildungswesens, wir verlangen - wir haben es schon öfters getan und predigen immer tauben Ohren - daß uns das Recht der Steuerhoheit werde, so daß wir in der Lage sind, auf eigene Kosten, nach eigenen Entschlüssen, nach eigenem Ermessen und nach eigener Abschätzung der Dinge unsere Schulen selbst zu bauen und zu erhalten. Und wir sagen Ihnen und haben es immer wieder gesagt: Dasselbe, was wir für uns selbst fordern, wir gestehen es Ihnen natürlich bedingungslos zu. Anstatt den Gegensatz zu verschärfen, ihn unendlich zu steigern, anstatt immer von neuem Erbitterung zu pflanzen, willigen Sie doch endlich ein in den Weg der Vernunft, daß wir, jede Nation ihre eigenen Schulen haben und in friedlichem Wettstreit trachten, die Schule auf eine Höhe zu bringen, welche die der anderen Nation womöglich noch überflügelt. Wir werden es Ihnen nicht neiden, wenn Sie gute Schulen haben, aber seien Sie nicht so engherzig und nicht so von Unvernunft geleitet, daß Sie unsere Schulen drosseln und knebeln, obwohl wir von Ihnen nichts wollen, obwohl wir keine Begünstigung verlangen, denn wir wollen nichts als unser selbstverständliches und angeborenes Recht. Heute üben Sie Gewalt, heute sperren Sie unsere Schulen, heute hindern Sie uns an der Erhaltung der Schulen durch die Gemeinden. Es ist dies ein Zustand, der tiefbeschämend ist für die, die verantwortlich sind für diese Vorgänge, ein Zustand, der notwendigerweise Empörung auslösen muß unter denen, die durch Ihre Maßnahmen getroffen sind. Wir wollen eine rasche Entwicklung des Schulwesens bei Ihnen und bei uns, wir wollen zum Vor eil aller, daß die Schulautonomie endlich komme. Sie aber schlagen der Völkerversöhnung die tiefsten Wunden, indem Sie mit rücksichtsloser Gewalt gegen die Garantie der Zukunft, die in der Schule liegt, wüten. Wir wollen keine Gunst, kein Opfer, wir wollen unser Recht, wir wollen die Möglichkeit haben, mehr Schulen zu besitzen, und darum geben Sie den Weg frei für die freie Entfaltung unseres Schulwesens! Hindern Sie uns nicht, lassen Sie uns selbst bestimmen, wie unser Schulwesen beschaffen sei, und wenn es so wird, dann wird in diesem Staate vielleicht so manches erträglicher sein. Wenn wir den Kampf führen, wie wir es hier tun, so führen wir ihn - wir sind dessen felsenfest überzeugt und die Argumente des Herrn Ministers haben diese Überzeug nicht erschüttern können - für die gute Sache, für unser unveräußerliches Recht, und ich sage Ihnen: Was immer Sie tun mögen, Sie werden uns nicht zurückschrecken; wir werden den Kampf fortführen, bis endlich auch die letzten Fesseln fallen. (Souhlas a potlesk na levici.)

2. Øeè posl. dr. W. Feierfeila (viz str. 666 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Der Herr Minister für Schulwesen war vor einigen Tagen, als er diese bekannte Rede zu den deutschen Schuldrosselungen gehalten hat, sicher nicht in einer beneidenswerten Lage. Er war in der Lage eines solchen, welcher eine objektiv verlorene Sache verteidigen soll. Diese nicht beneidenswerte Lage, man muß sagen, erstreckt sich auf ihn als Minister und als Parteimann. Als Minister - man sollte meinen, der Chef jedes Verwaltungszweiges im staatlichen Leben ist der berufene Hüter, Pfleger und Ausbilder dieses Verwaltungszweiges - in diesem Falle also der berufene Pfleger, Hüter und Ausbildes Schulwesens. Statt dessen ist seine Tätigkeit gezeichnet durch die unwiderlegliche Tatsache - da mögen Ziffern so oder so angeführt werden -, daß jede dritte Volksschulklasse kassiert ist. Es ist einmal so, was die Vorsprache der deutschen parlamentarischen Abgeordneten bei ihm zum Ausdruck gebracht hat: er als Chef der Unterrichtsverwaltung trägt in letzter Hinsicht die Verantwortung für diese Sachen vor der Gegenwart, or der Zukunft, vor dem Ausland, und vor der Geschichte. Nun als Parteimann: Wir wissen, seit Bestand der Republik ist die Unterrichtsverwaltung eine Domäne der èechischen Sozialdemokratie. Es ist selbstverständlich, daß auch diese Partei das Wort "Schulfreundlichkeit" u. s. w. wer weiß wie groß immer aufmacht, und doch läßt es diese Partei zu, daß einer ihrer Leute an oberster Stelle diese Geschehnisse am deutschen Schulwesen sanktioniert. Das wird man sich merken müßen, um es eventuell an gegebener Stelle zu gebrauchen. Ich sage: Der Minister war in keiner beneidenswerten Lage. Schon ei ige Tage früher ist in den deutschg schriebenen Regierungsorganen unter dem Eindruck, den diese Schuldrosselungen im deutschen Volk hervorgerufen haben, eine Antwort gestanden; da sind alle die Zahlen schon angeführt worden, welche der Herr Minister dann auch in seinen Ausführungen gebracht hat. Auf Grund dieser Ausführungen, dieser auffrisierten Zahlen leistete man sich sogar das, daß eines dieser deutschgeschriebenen Regierungsorgane zu dem Schluß kam: Trotzdem die Deutschen ein Drittel ihrer Schulen verloren haben, kann man, wenn man den Stand des gegenwärtigen deutschen Schulwesens vergleicht mit dem Stand desselben Schulwesens im alten Österreich, sagen, daß jetzt die Deutschen noch um mehr als 3.000 Klassen zu viel haben; es würden ihnen nicht, wie sie tatsächlich haben, 8.561 Klassen gebühren, sondern nur 5.209 Klassen. Das trotz all dieser ungeheueren Drosselungen, denen ein Drittel unseres Schulwesens zum Opfer fiel! Da sagt die Regierungspresse noch: Wenn wir den österreichischen Zustand berücksichtigen wollten, so müßten wir noch 3.000 Schulklassen verlieren! Vielleicht ist das auch die Ankündigung von dem, was noch kommen soll. Wir haben ein Drittel unseres Schulwesens verloren, warum kann es nicht soweit kommen, daß wir die Hälfte des Schulwesens verlieren? Vielleicht soll das damit angedroht sein. Aber ich lasse das gehen, ich wollte das nur anführen als Beweis, was man mit auffrisierten Zahlen vormachen kann. An diesen Redaktionsstuben - und leider scheinbar auch am Herrn Minister selber - ist spurlos die Erscheinung vorübergegangen, an der nicht zu rütteln ist, daß wir ein Drittel unseres Schulwesens verloren haben. Es ist spurlos die Erscheinung vorübergegangen, daß wir jetzt nicht einmal mehr eine fünfklasige Volksschule haben, alle sind herunter organisiert auf vierklassige oder dreiklassige Schulen. Wenn es noch hie und da die eine oder andere gibt, so kann man sie sich an den Fingern einer Hand abzählen. Es ist spurlos vorübergegangen die Erscheinung, daß hunderte unserer einklassigen Schulen aufgelöst worden sind, ich komme auf den Punknkt noch zu reden. Da ist spurlos vorübergegangen die traurige soziale Erscheinung, daß wir unter der Auswirkung unserer Schuldrosselungen tausende und tausende von Lehrern haben, welche ohne Anstellung und fast brotlos sind, darunter auch Lehrer mit Familien, ferner hunderte und hunderte von absolvierten Lehramtszöglingen, welche jahrelang auf Verwendung warten müssen. Da scheint auch spurlos vorübergegangen zu sein die Erscheinung, daß man den Gemeinden sogar verboten hat, wenn die Schule oder Klasse der Auflösung verfallen ist, sie aus eigenen Mitteln zu erhalten. Spurlos ist auch vorübergegangen die Erscheinung, daß die èechischen Minderheitsschulen im geschlossenen deutschen Siedlungsgebiet bei einer oft lächerlich geringen Schüleranzahl wie Pilze aus der Erde gewachsen sind.

Zu diesen Punkten vielleicht nur das eine oder andere ganz kurz: Ich habe gesagt, es ist vorübergegangen die Erscheinung, daß wir so und so viele einklassige deutsche Volksschulen verloren haben. Aus Anlas der letzten Drosselungen Ende August und Anfang September sagte die Regierungspresse, es wären bloß eine oder zwei einklassige Schulen aufgelöst worden. Nun, hier ist ein Verzeichnis, soweit wir das verfolgen konnten: Der Auflösung ist verfallen Ende August und Anfang September: Die einklassige Schule von Nahlau im Bezirk Leipa, von nicht weniger als 33 Schülern besucht, die einklassige Schule von Proschwitz, ebenfalls Bezirk Leipa, von 27 Schülern besucht, die einklassige Schule Priesen, Bezirk Saaz, von 33 Schülern besucht, die einklassige Schule von Drahomischl im Beizrk Saaz, von 21 Schülern besucht, die einklassige Schule von Fürwitz im Bezirk Podersam, von 23 Kindern besucht, von Überbergen im Bezirk Podersam mit 21 Kindern, die einklassige Schule von Treskonitz im Bezirk Saaz, von 20 Kindern besucht, die einklassige Schule von Neuland im Bezirk Auscha, von 21 Kindern besucht, die einklassige Schule von Webrowa im Bezirk Bischofteinitz, von 37 Kindern besucht, die einklassige Schule von Untergroschum im Bezirk Prachatitz, von 22 Kindern besucht, die einklassige Schule von Trautmanns im Bezirk Kaplitz, von 21 Kindern besucht, die ein klassige Schule von Raudnig im Bezirk Aussig, von 22 Kindern besucht, die einklassige Schule von Siebojed im Bezirk Königinhof, von 26 Kindern besucht, die einklassige Schule von Pattersdorf im Bezirk Deutsch-Brod, von 20 Kindern besucht. Das sind nur diejenigen Schulen, die wir bei den Drosselungen im August und im September erfaßt haben. Was früher geschehen ist, ist nicht berücksichtigt.

Dalohnt sichs hiebei doch noch etwas stehen zu bleiben. Das sind durchwegs Gemeinden, welche sich seinerzeit viel Mühe gegeben haben, eine einklassige Schule zu erreichen. Sie haben es erreicht. Jetzt ist ihnen die Schule genommen worden und damit sind 6- und 7jährige Kinder gezwungen, oft einen Weg von einer Stunde hin und her zurückzugehen, um zum Schulorte zu kommen. Wir wissen, wie die Wege sind, wie ärmlich die Bekleidung ist, wir wissen, daß in den seltensten Fällen für ein Mittagessen vorgesorgt ist. Und das im sogenannten Zeitalter des Kindes! Ich denke, das spricht für sich allein. So viel nur über die Auflösung der einklassigen Schulen.

Ich sagte vorhin, spurlos scheint mir vorübergegangen zu sein die Auswirkung der ungeheueren Zahl der errichteten èechischen Minderheitsschulen. Leider haben wir bisher eine verlässliche statistische Zusammenstellung bis auf das Genaueste nicht erreichen können. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir sagen, daß diese èechischen Minderheitsschulen mindestens die Zahl von 1.100 erreicht haben und vielleicht die Klassenzahl von 1.500 aufweisen. Und oft für welche Zahl von Schülern! Ich habe vorhin die Namen der Orte genannt, die ihre einklassige deutsche Schule verloren haben. Unter anderen habe ich Proschwitz genannt, wo für 27 deutsche Kinder die deutsche Schulklasse aufgelassen, aber für 3 èechische Kinder eine èechische Minderheitsschule errichtet worden ist. Im Bezirk Saaz hat die Gemeinde Drahomischl für 21 deutsche Kinder die Schulklasse verloren, für 9 èechische wurde eine èechische errichtet. In Fürwitz, im Podersamer Bezirk wurde für 23 deutsche Schulkinder eine deutsche Schulklasse aufgehoben, für 14 èechische, unter denen selbst wieder einige deutsche sind - wir wissen, wie es geschieht - wurde eine èechische Minderheitsschule errichtet. So könnte man viele Beispiele anführen. Diese Zahlen sind nicht auffrisiert, sie sprechen für sich. Sie sind Zeugen der Wirklichkeit, selbst wenn man den Umstand nicht berücksichtigt, daß mit der Aufhebung einer deutschen einklassigen Schule zugleich eine èechische Minderheitsschule in den Ort kommt, wo die Auflösung einer deutschen Schule oder Schulklasse erfolgt ist, und zwar oft für eine lächerlich geringe Anzahl von Schülern! In dieser Hinsicht bietet der Schulbezirk Bischofteinitz ein klassisches Beispiel. Man muß die Verhältnisse dort kennen: Ronsperk hat heute eine èechische Minderheitsschule; in deutschen Ortschaften wie Metzling, Sirb, haben wir heute èechische Minderheitsschulen, und noch in vielen, vielen anderen Orten dieses Grenzbezirkes. Und dabei wurde nicht eine einzige deutsche Minderheitsschule errichtet, seitdem die Republik besteht. Es ist von mehreren deutschen Gemeinden eine diesbezügliche Eingabe an das Ministerium gemacht werden. Ich möchte ein klassisches Beispiel anführen, Braunbusch im Bezirk Taus. Das deutsche Schulgebäude wurde dort sofort nach dem Umsturz von den Èechen für die èechische Schule besetzt. Die Deutschen wurden verdrängt. Eine Eingabe um Bewilligung einer Minderheitsschule wurde an das Ministerium gemacht. Seit 5 Jahren liegt diese Eingabe dort und hat bisher keine Erledigung gefunden. Die 5 Jahre haben nicht ausgereicht zu prüfen, ob die Kinder, die für die deutsche Minderheitsschule in Betracht kommen, wirklich Deutsche sind. Bedenkt man aber, daß èechische Minderheitsschulen zu 50%, vielleicht leider Gottes oft zu 70% von Deutschen besucht werden - und da findet keine Prüfung auf die Nationalität statt - so wirft dies ein ganz eigenartiges Licht auf die Gerechtigkeit, wie sie von der obersten Unterrichtsverwaltung gegenüber dem deutschen Schulwesen anden Tag gelegt wird.

Ich möchte auch noch auf eine andere Sache zu sprechen kommen, nämlich auf die Ausführungen des Ministers, es sei den Gemeinden, die sich hiezu bereit erklärt haben, verboten, Schulklassen, die der Auflösung verfallen könnten, aus eigenen Mitteln zu erh lten. Der Herr Minister hat in seinen Ausführungen sich eine juristische Exkursion gegönnt und deren Inhalt ist, es finde sich in den Gesetzen keine Bestimmung dafür, daß das erlaubt sei; also sei es verboten. Es ist hervorzuheben, daß mit der Erhaltung dieser gefährdeten Schulklassen nicht im mindesten Auslagen für den Staat verbunden geween wären. Es fällt in diesem Falle das Moment der Ersparungsrücksichten weg - darauf komme ich noch zu sprechen - und trotzdem ist es nicht gestattet worden. Es zeigt gerade dieser Umstand, wie sehr man bestrebt ist, das deutsche Schulwesen einzuengen, daß man auch den einzigen Notausgang, den die deutschen Gemeinden gefunden haben oder gefunden zu haben glaubten, ihnen ihre Schulen zu erhalten, verrammelt hat. Auch das spricht Bände dafür, was für eine freundschaftliche Gesinnung die oberste Schulverwaltung dem deutschen Schulwesen entgegenbringt.

Ich kann mir nicht unterlassen, auch einige Beispiele dafür anzuführen, daß deutsche Schulen gedrosselt worden sind, die eine solche Schülerzahl aufweisen, daß, wenn seitens der Unterichtsverwaltung auch nur ein Anfang von einem gewissen Wohlwollen vorhanden gewesen wäre, diese Drosselung nicht hätte stattfinden können. Ich führe nur an, soweit ich die Zahlen aus den Zeitungen verfolgt habe: in Groß-Schönau, Bezirk Schluckenau, ist eine Knaben- und eine Mädchenbürgerschule zusammengelegt worden, trotzdem jede über 90 Schüler hatte. In Teplitz ist durch Zusammenlegung ein Zustand erzeugt worden, daß es heute Schulklassen mit bis 64 Schülen gibt. Allerdings werden nach der bekannten eigentümlichen Zählungnur 59 amtlich gezählt. Da wäre schließlich und endlich nur ein einziger Schüler weniger, als die Maximalzahl beträgt. Zwei Volksschulen in Teplitz-Schönau erfüllen die Bedingung, daß die bestehende Parallelklasse in eine definitive umgewandelt werden könne. Das ist nicht nur nicht geschehen, sondern es ist sogar die provisorische Parallelklasse kassiert worden. Wieder zwei Volksschulklassen daselbst zeigen die Erscheinung, daß die Volksschulen 4klassig sind, die vierte Klasse ist eine Parallelklasse. Man wählt also nicht die vollständig ausgebaute 5klassige Volksschule. Das wirft auch ein grelles Schlaglicht auf die Freundlichkeit der obersten Schulverwaltung.

In Tepl ist durch Zusammenlegung der dreiklassigen Bürgerschulen für Knaben und Mädchen eine einzige Schule geschaffen worden durch Zusammenlegung von Schulen mit 104, resp. 115 Schülern und Schülerinnen. In Winterberg ist eine Zusammenlegung der Bürgerschulen erfolgt, obzwar jede dieser Schulen über 90 Schüler hatte. In Schwaden ist eine Volksschule mit 195 Schüllern auf 4 Klassen reduziert worden. In Albrechtsdorf bei Gablonz hat eine Zusammenlegung der Klassen stattgefunden, so daß schließlich eine einzige Klasse mit 56 Schülern da ist. Und in demselben Ort besteht eine èechische Minderheitsschule für 8 Kinder, wobei eine Viertelstunde davon entfernt, in Brand, wieder eine èechische Minderheitsschule mit 38 Schülern besteht, aber mit 2 Klassen. In Niedereinsiedel, Bezirk Schluckenau, ist die 5klassige Volksschule, die 162 Kinder zählte, auf eine 4klassige reduziert worden. Es ist dort eine 4klassige Volksschule und eine 4klassige Bürgerschule für 341 Kinder, eine èechische Minderheitsschule dortselbst besitzt 6 Klassen mit nur 94 Kindern. Das ist ein ganz auffallendes Beispiel. 42 Kinder für die deutschen Schulklassen, der Durchschnitt der èechischen beträgt bloß 15 Kinder.

Man sagt uns, und der Herr Minister unterstrich es, für diese Erscheinungen seien auch ein bischen maßgebend Ersparungsrücksichten. Darüber hat schon jeder Redner der Opposition gesprochen, ich möchte nur einige Schlagworte anführen. Wir haben im heurigen Jahre wiederum ein Heereserfordernis von nahezu 2 Milliarden. In den 7 Jahren des Bestandes der Republik sind für Heereserfordernisse vielleicht 20 Milliarden ausgegeben worden. Und das in einer Zeit, wo man ewig von Abrüstung spricht. Man muß sich nur die Èechoslovakei vorstellen, rings umgeben von Staaten, welche abgerüstet haben, ausgenommen Polen, aber mit Polen wird doch die Èechoslovakei keinen Krieg führen! Man fragt sich wirklich: Wozu diese 20 Milliarden Ausgaben in 7 Jahren? Weiters haben wir die Ausgaben für die Auslandsvertretungen und für die Auslandspropaganda dieses Staates, die einen solchen Umfang angenommen haben, daß daneben mancher Großstaat verschwindet. Ich will das nicht weiter ausführen, aber ich möchte auf etwas hinweisen, was vor einigen Wochen in der Presse berichtet worden ist: Der Staat verschenkt Herrschaften. Ich weiß nicht, ob es wahr ist, aber die èechische Presse hat berichtet, daß die Herrschaft Ploškowitz splendider Weise verschenkt werden soll. Sie hat einen Wert von Millionen und Millionen. Ich möchte ferner hinweisen auf die Paläste für die Minderheitsschulen, die doch in diesem Ausmaß ganz bestimmt nicht notwendig wären. Wenn solche Erscheinungen in der Staatsverwaltung an der Tagesordnung sind, kann man wahrlich das Moment der Ersparungsrücksichten im Schulwesen nicht anführen. Ich will auch das unterstreichen und betonen, daß gerade für gute Schulen das Moment der Ersparung ganz eigenartig beurteilt werden muß.

Der Herr Minister hat auch darauf hingewiesen, daß es sich schließlich auch darum handle, die deutsche Überbegünstigung im Schulwesen einmal wettzumachen. Es ist ja schon festgestellt worden, daß der deutsche wie der èechische Teil der Bevölkerung im Lande unter dem Geburtenrückgang der letzten Jahre ganz ungeheuerlich leidet. Die èechische Bevölkerung hat, wenn wir 1924 mit 1918 vergleichen, nicht weniger als 194.000 Schulkinder verloren. In dieser Zeit sind freilich auch jene Kinder eingerechnet, die mit irgendwelchen Mitteln aus dem deutschen Sprachgebiet in èechische Schulen hinübergeführt worden sind. Die deutsche Bevölkerung hat in der gleichen Zeit in Böhmen 152.000 Schulkinder verloren. Dadurch nun, daß der Schülerstand der Èechen in Böhmen von 1918 bis 1924 um 194.000 Schüler herabgesunken ist, hat die èechische Schüleranzahl im Jahre 1924 ungefähr jenen Stand erreicht, den die deutsche Schülerzahl im Jahre 1918 hatte. Und nun vergleichen Sie: Damals standen für die deutschen Schulen 8573 Schulklassen zur Verfügung; im Jahre 1924 stehen für dieselbe èechische Schüleranzahl 13.226 Klassen zur Verfügung. Meine Herren, an dieser Tatsache ist absolut nichts zu ändern. Es ist zumindest gesagt ein ungeheurer Irrtum, wenn man noch immer damit hantiert, daß es sich darum handle, den deutschen Übervorteil im Schulwesen wettzumachen.

Und bei alldem - das ist bisher noch nicht berührt worden - ist das, was unser anderes Schulwesen erfahren hat und erfährt, nicht einmal in Rücksicht genommen worden. In derselben Zeit, in der unser Volksund Bürgerschulwesen in dieser Weise gedrosselt worden ist, haben wir vielleicht an 40 deutschen Mittelschulen verloren, in derselben Zeit sind unsere Lehrerbildungsanstalten gedrosselt worden, sind unsere Fachschulen um ein Drittel kassiert worden. Selbst so unschuldige Kurse, wie die Spitzenklöppelkurse im Erzgebirge, haben hie und da daran glauben müssen und immer wieder tauchen Nachrichten auf, daß auch die oder jene unserer deutschen Hochschulen nicht so gesichert sei. Einmal ist es Tetschen-Liebwerd, einmal eine der beiden deutschen Techniken. Das muß hier gesagt werden, damit ein volles Bild gegeben werde über das, was gegen unser Schulwesen geschieht.

Meine Herren, es ist begreiflich, wenn schließlich der Unwille der deutschen Bevölkerung elementar sich äußert, ohne Rücksicht auf die Parteien. Ich möchte noch einen Punkt besonders hervorheben, und wenn das Tatsache sein sollte, dann wird dieser Unwille noch eine weitere Steigerung erfahren. Es wird gesagt - und ich wäre froh, wenn der Herr Minister erklären würde, daß dem nicht so sei - es wird gesagt, daß bei der nächsten - Ausgabe unserer Lehrbücher die èechoslovakische Orthographie zur Anwendung kommen soll, und zwar soll in den neuen Lehrbüchern für Geschichte und Geographie die Schreibweise so erfolgen, daß sie ein Ausfluß der Sprachbestimmungen sei. Der Herr Minister Franke hat ja gesagt, das Sprachengesetz werde bis zur letzen Konsequenz durchgeführt werden. Vielleicht zielt man auch dahin ab. Dann wird es also so sein, daß wir in unseren deutschgeschriebenen Lehrbüchern nicht mehr lesen werden: die Hauptstadt von Böhmen ist Prag, sondern "Praha", die Hauptstadt von Mähren ist Brünn, sondern heißt "Brno" oder vielleicht daß ein Badeort in Nordböhmen, "Teplice-Šanov" heißt, dann vielleicht in Klammern - weil es doch im deutschen Gebiete liegt - Teplitz-Schönau. Wenn das Tatsache wäre, könnte ich es nicht anders bezeichnen, als ein Attentat auf die deutsche Seele unserer Kinder und damit auch auf die deutsche Seele unseres Volkes. Ich wäre sehr befriedigt, wenn der Herr Minister sagen könnte, daß die Unterrichtsverwaltung damit nicht umgeht. So sind die Erscheinungen im Schulleben.

Da fällt uns das Dokument ein, das seinerzeit viel Aufsehen erregt hat, das aber in der Fülle der Ereignisse etwas zu bald in den Hintergrund getreten ist - das Memoir III. In diesem heißt es wörtlich: "Die Deutschen werden ihre eigene Gerichtsbarkeit haben, die deutsche Sprache wird bei allen Ämtern ebenso wie die erste Staatssprache, die èechische, gleich anwendungsfähig sein." Und über das Schulwesen heißt es buchstäblich: "Keiner èechoslovakischen Regierung wird es einfallen, sich am deutschen Schulwesen zu vergreifen." Das, was ich angeführt habe und was die anderen Oppositionsredner angeführt haben - und der Herr Minister hat die Zahlen nicht widerlegt - sind jedenfalls Illustrierungen zu dem dort feierlich abgegebenen Versprechen: Keiner èechoslovakischen Regierung wird es einfallen, sich am deutschen Schulwesen zu vergreifen. Was nun? Ich bin sicher nicht befugt, im Namen aller deutschen Parteien zu reden, aber ich möchte sagen, daß vorbehaltlich der grundsätzlichen Einstellung und der Forderungen jeder einzelnen Partei, die deutsche Politik in Bezug auf ihr Schulwesen als erste Forderung aufstellen und immer wieder betonen muß die deutsche Selbstverwaltung. Aber nicht bloß dies. Wir haben schon zu viel verloren. Das muß weiters gefordert werden die Aufhebung der Drosselung und Knebelung des deutschen Schulwesens, wie sie in den August- und Septembertagen erfolgte. Weiters muß gefordert werden, daß auch die früher aufgelösten Klassen wieder errichtet werden, sobald die betreffende Gemeinde Anspruch darauf erhebt. Weiters muß gefordert werden, daß die gesetzlichen Bestimmungen über das Recht, Klassen aufzulösen, derart geändert werden, daß eine Auflassung von Klassen und Wiedereinführung derselben nicht ohne Zustimmung der Gemeinden erfolgen kann. Dann müßten auch Bestimmungen getroffen werden, daß jene Leute, die sozusagen als Emissäre für den Besuch èechischer Minderheitsschulen im deutschen Gebiet wirken, dafür zur Verantwortung gezogen werden.

Aber es würde die Sache nicht vollständig beleuchten, wenn wir das Schulwesen oder Erscheinungen im Schulwesen für sich allein betrachten würden. Es ist das eine Teilerscheinung einer großen ganzen Erscheinung, und diese große Erscheinung geht dahin, den Staat als einheitlichen èechischen Nationalstaat auszubauen. In dieser Hinsicht gehört die Drosselung des deutschen Schulwesens in dasselbe Gebiet, wie die Bodenreform, wie die Beamtenpolitik, die Verstaatlichungspolitik und alle anderen Sachen, unter denen wir leiden, wie dies namentlich bei der Vergewaltigung von Marienbad der Fall war, die in derselben Zeit erfolgte, wo auch die letzten Schuldrosselungen stattgefunden haben. Recht und Gerechtigkeit! Wir wissen, um den Fall Marienbad zu streifen, wie der Oberste Gerichtshof entschieden hat - und schließlich und endlich sollten in einem Rechtstaate die Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes authentische Gesetzauslegungen sein und doch hat sich das sich das Bodenamt gefunden, um das Gegenteil von dem zu tun, was der Oberste Gerichtshof bestimmt hat. Die Begründungen, die das Bodenamt in Bezug auf Marienbad gegeben hat, sind Schein und leerer Schall und es hat fast den Eindruck, als ob auch das Bodenamt sich dessen bewußt wäre. Die Hebung des Kurwesens, die Fürsorge in sozialer Hinsicht, die Gefahr der Verschleppung von Kurbetriebsmitteln sollen maßgebend gewesen sein. Die Hebung des Kurwesens: Marienbad ist unter der Verwaltung, unter welcher es seit seinem Anfang bis in die letzte Gegenwart stand, zu einem Weltkurort ersten Ranges geworden. Das hätte sicher nicht der Fall sein können, wenn die Verwaltung des Kurbetriebes irgendwie zu wünschen übrig gelassen hätte. In Bezug auf das soziale Moment, glaube ich, hat die Èechoslovakei und auch das Bodenamt kein Recht darüber zu sprechen. Es ist erwiesen, und das sagen nicht bloß wir, sondern der Verband der Kurorte, und der ist zum großen Teil selbst èechisch, daß dort, wo der Staat den Kurbetrieb besorgt, das soziale Element am wenigsten ausgebildet ist. Und in dieser Hinsicht hat Marienbad bestimmt seine Pflicht erfüllt.

Místopøedseda Buøíval (zvoní): Upozoròuji pana øeèníka, že jeho øeènická lhùta uplynula.

Posl. dr. W. Feierfeil (pokraèuje): Und bezüglich der Gefahr, die Betriebsmittel zu verschleppen, protestiere ich im Namen dec Stiftes Tepl, daß ein derartiger Verdacht ausgesprochen wird. Ich will sagen, auf dasselbe Gebiet wie die Vergewaltigung Marienbads gehört auch die Vergewaltigung unseres Schulwesens.

Meine verehrten Anwesenden! Es sei hier konstatiert, nicht einen Fingerbreit von Recht und Besitz eines anderen wollen wir. Aber gerade deshalb muß man auch einsehen, daß auch wir das Recht haben zu fordern: Was unser ist, muß unser bleiben. Mit dem System, das gegen uns besteht und das sich so auswirkt, wie ich angeführt hhabe, mit diesem System werden wir uns nie versöhnen, dagegen werden wir kämpfen als Deutsche, und ich glaube, alle Parteien - und ich kann sagen, alle Minderheiten dieses Staates - werden gegen dieses System kämpfen, bis es gebrochen ist. (Souhlas a potlesk na levici.)

3. Øeè posl Simma (viz str. 670 tìsnopisecké zprávy):

Meine Damen und Herren! Es hat kaum noch eine dramatischere Handlung im Leben des èechischen Parlamentarismus gegeben als die, welche durch die jetzige Schulde batte dargestellt wird. Selbst die Schuldebatte vom Jahre 1922, die ähnlich durch die Annahme einer dringlichen Schulinterpellation der deutschen Parteien veranlaßt war, kommt nicht dem gleich, was sich an Stärke der Erregung diesmal aufzeigt. Das Innenleben des jungen Staates, als der die Èechoslovakische Republik seit 1918 lebt, ist deutlicher als sonst in den Saal getragen und charakterisiert sich wie nie zuvor in dem Rededuell, in dem wir Deutsche anklagen, die Schulverwaltung und damit die Regierung aber die Verteidigung führt. Das auch für den Staat schmerzhafte Ringen der Völker insbesondere unseres Volkes mit dem èechischen schreit aus dem Reden hinaus ins Land und in die Welt.

Wenn wir als Deutsche den Beweis der Berechtigung unserer besonderen Klagen zunächst einmal außer Acht lassen, wenn wir annehmen wollten, daß das, was wir Schulnot nennen, in der Tat gleichmäßig sich den Völkern des Staates mitteilte und alle Nationen unterschiedslos beträfe, die im Chore gegen die aus den verschiedenen Motiven herausgepflogenen gewiß nicht vorwärts treibenden Methoden der Schulverwaltung Stellung nehmen, schon dann wäre es kein Ehrenmal für den Staat und seine Führung, das zu Gehör käme. Es gibt unserer Meinung nach für eine Verminderung eines in einer Zeit freier Gesinnung geschaffenen Schulwesens eben keine sittliche Begründung, ganz und gar nicht im èechischen Staate, der in dem Programme seiner Entstehung und seines Lebens nach der Verfassungsurkunde "die ruhige Entwicklung der Heimat zu sichern, das allgemeine Wohl aller Bürger dieses Staates zu fördern und die Segnungen der Freiheit den künftigen Geschlechtern sicherzustellen" die Verfassung annahm und dessen Staatsoberhaupt einmal das - das schon vom Kollegen Spina zitierte - hohe Wort sprach: "Es ist das erste Erfordernis der Menschlichkeit, die erste Norm der Soziologie, daß ein jeder die Möglichkeit habe, sich zu bilden. Wer dem Einzelnen oder einem Volke dem Streben nach Bildung in den Weg tritt, begeht eine Todsünde, das Recht sich zu bilden, hat jeder Mensch genau so wie das Recht zum Leben."

Wir fragen, steht das, was die Schulverwaltung tut oder besser gesagt, was die Präsidien der Landesschulräte unter der Patronanz der obersten Verantwortung der Schulverwaltung besonders seit den Tagen der Gesetzwerdung der Gesetze vom 3. April 1919 und 9. April 1920 und der weiteren Schulverordnungen an Vernichtung des Schulwesens üben, in Relation zu den Worten des greisen Philosophen auf dem Hradschin, kann eine Beziehung geschaffen werden zwischen dieser Tätigkeit und dem Programme der Verfassung, die für einen Staat das Geheiligteste sein soll? Oder ist das, was geschehen konnte und noch weiter geschehen soll, nicht eine Verleugnung alles guten Geistes und der Tradition, die am Beginne ihres selbstständigen staatlichen Lebens dagestanden? Niemand wird eine Relation finden zwischen der Praxis und der durch die Verfassung verlauteten Theorie der Staatsführung, niemand, der auch nur das furchtbare Detail der Schulpolitik hierzulande begriff.


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