Støeda 9. èervna 1926

Wir treten für den Schutzzoll der Landwirtschaft auch als Klein- und Mittelbauern ein. Und zwar aus guten Gründen. Es hat keiner der Herren Redner, auch im Ansschuß, nicht irgendein Argument in folgender Richtung vorgebracht: Den Herrn muß ganz unbekannt sein, daß 80% des Roggens und des Hafers, der auf den Markt kommt, von Klein- und Mittelbauern geliefert wird, weil der Großgrundbesitz im Innern des Landes doch in erster Linie die dankbarere Handelsfrucht baut, die Zuckerrübe und eventuell den Weizen und gute Gerste, während Roggen und Hafer speziell für die Vorlagen der Gebirge und für das Gebirge selbst in Frage kommen, eventuell noch Flachs- und Kartoffelbau. Wenn wir 80% des Korn- und Hafermarktes besorgen, dann meine Herren, haben wir schon ein Interesse daran, daß diese Getreidegattungen mitgeschützt werden. Auf den Narrenstandpunkt des Herrn Reichsritters von Pantz, sowie des Herrn Hochschulprofessors Hofmeister im alten Österreich werden wir uns nicht stellen. Denn nichts ist schlechter als Eigenbrödelei und Eigensinn, und diese beiden Herren aus der grünen Steiermark haben geglaubt, sie könnten einseitig als Hörndelbauern wirtschaften, während die Körndelbauern dabei das Zusehen haben. Nein, wir sagen Schutz der landwirtschaftlichen Produktion in einem mäßigen Rahmen auf allen Betrieben der Landwirtschaft, aber nicht einseitig. Infolgedessen fallen die Argumente, die im Budgetausschuß diesbezüglich vorgebracht wurden, ins Wasser. Einseitige Wirtschaft ist gar keine Wirtschaft und sie hat uns auch nicht geholfen. Daß wir außerdem am Futterbau selbst und an den Absatzmöglichkeiten unserer milchwirtschaftlichen Produktion sowie an unserer Viehhaltung stark interessiert sind, ist klar. Heute fehlt der Schutz. Wir haben in Nordböhmen einen beträchtlichen Futterbau. Die Ställe sind voll Rinder, aber wir bringen sie nicht an, weil in den grossen Industriestädten es kein Fleischer mehr nötig hat, auf das Dorf zum Bauern zu gehen und sich ein Stück Rind zu kaufen. Es sind da die großen Schlachtviehhöfe mit Geleiseanschlüssen, da kommt der fremde Händler, wirft das fremde Vieh herein, Schutzzoll ist keiner, und jede Beschränkung fehlt. Der Fleischer läßt das Vieh gleich schlachten, hat keine Müh und Arbeit und wir sitzen mit unserem Vieh da. Selbst die Ausweise vom Prager Schlachtviehmarkt zeigen, daß zwei Drittel fremdes Vieh und nur ein Drittel heimisches Vieh aufgetrieben wird. Wir könnten viel mehr Vieh erzeugen, wenn wir es wegbrächten. Wir haben voriges Jahr aus unserem Gebiete über 100 Waggons Heu ausgeführt nach Deutschland, weil wir das Heu nicht verwerten konnten, weil wir das Vieh nicht anbringen konnten. Irgendetwas muß man doch verkaufen. Zwei Jahre lang ist uns der Hafer verfault infolge der schlechten Witterung, wir mußten daher das Futter verkaufen, weil wir es nicht ins Vieh hineinstecken konnten, weil wir es nicht anders nutzbar machen konnten. Durch diese Absatzkrise war ja eigentlich die schlechte Lage der landwirtschaftlichen Gebirgsgegenden bedingt. Der Bauer im mittleren Mähren und im mittleren Böhmen, der Zuckerrübe baut, ist verhältnismäßig immer noch besser dran, obwohl auch hier die Krise eintritt. Das beweist ja auch der große Rückgang der Anbaufläche, der sich auf mehr als 30.000 ha beläuft. Es hat also auch schon im Zuckerrübengebiet die krisenhafte Erscheinung eingesetzt, weil der Überfluß auf dem Weltzuckermarkt bereits ebenso gegeben erscheint und infolgedessen auch der erzeugte Zucker sich nicht mehr so ohne weiteres absetzen läßt wie ehedem.

In letzter Zeit haben wir mit einer gewissen Genugtuung bemerkt, daß die Konsumentenkreise und die Konsumentenparteien das Bestehen der landwirtschaftlichen Krise zugestehen. Wir schätzen es hoch ein, daß wenigstens einmal ein solches Eingeständnis da ist, daß sich die kleine und mittelbäuerliche Landwirtschaft tatsächlich in einer Krise befindet. Doch sind sie nicht dafür zu haben, uns einen Zollschutz angedeihen zu lassen, sondern man empfiehlt uns zur Behebung der Krise in der Landwirtschaft: 1. Selbsthilfe durch Produktionssteigerung, 2 Umstellung der Produktion, 3. bessere Ausbildung der Landwirte und 4. Beschaffung moderner Hilfsmittel.

Mit diesen vier Punkten werde ich mich jetzt einmal ein bißchen befassen, weil ich sehe, daß das blutige Theorie ist und daß hier Leute mitsprechen, die keine Ahnung von der Praxis haben, die nicht mitarbeiten müssen und die Verhältnisse nicht so einschätzen, wie der, welcher selbst drinsteckt.

Punkt 1. Selbsthilfe durch Produktionssteigerung: Da fehlt in erster Linie das Betriebskapital und es ist ein altes Sprichwort: Aus nichts wird nichts. Gerade in der Landwirtschaft muß ein verhältnismäßig großes Betriebskapital da sein, ein ganz anderes, als beim Schuhmachermeister, das sich aber beim Schuhmachermeister viel besser verzinst, als in der Landwirtschaft, wo die Verzinsung höchstens 2% beträgt, wenn es gut geht und nichts dazwischen kommt. Sie sehen, daß wegen des Fehlens des Betriebskapitals es unmöglich ist, eine Produktionssteigerung herbeizuführen, wenn gleichzeitig noch die Unrentabilität des Betriebes hinzutritt. Daß das Betriebskapital fehlt, nun, das ist sehr leicht zu erklären. Wir haben fünf Jahre Krieg hinter uns. Durch die Nachschaffung von Betriebsmaterial, das zwangsweise aus den einzelnen Landwirtschaften herausgeholt worden war während des Krieges, durch Viehnachschaffungen und dergl., durch Gebäudeherrichtungen, durch die Vermögensabgabe, durch die Einbußen an der Kriegsanleihe, durch die elffache Steuerbelastung usw., durch soziale Einrichtungen auf unsere Kosten, durch die Verringerung der Arbeitszeit, Zuzahlung zur Erwerbslosenfürsorge u. dgl., durch all das ging das bißchen Betriebskapital, das hier gewesen ist, verloren und heute stehen wir vor der Tatsache, daß die Landwirtschaft mit 5 Milliarden grundbücherlich verschuldet ist. Bei einer solchen Schuldenlast, die grundbücherlich eingetragen ist, läßt sich schwer noch Betriebskapital aufbringen, um eine Produktionssteigerung vorzunehmen, ohne daß man von vornherein auch eine Rentabilität gesichert hätte. Die Selbsthilfe, die wir in der Beziehung leisten, beruht größtenteils darauf, daß die Familie des Landwirtes samt den Kindern noch viel mehr Arbeit leisten muß, als in früheren Jahren, wobei heute noch der riesige Mangel an Arbeitskräften auf dem flachen Lande hinzukommt. Wir zahlen wohl für Zehntausende von Erwerbslosen die Erwerbslosenfürsorge, aber meine Frau ist nicht imstande, ein Dienstmädchen zu kriegen, das melken kann. Sie muß eben früh und abends die erste und letzte im Stalle sein und das Vieh selbst betreuen und innen in der Stadt kann man an jeder Straßenecke die Leute mit dem Fuß umstoßen, weil die neuen Einrichtungen es speziell den Damen wunderschön geschaffen haben. Entweder macht man gar nichts und läßt sich von den Eltern durchschleppen oder man geht bis 5 Uhr in die Fabrik und dann geht man auf den Strich. Das ist eine Tatsache, die besteht. Wir haben leider Gottes durch unsere Gesetzgebung in den verflossenen 6 Jahren, durch die Aufhebung der Reglementierung der Prostituiertentes glücklicherweise soweit gebracht, daß das Bordell schon im Straßengraben draußen anfängt, weil alles diesem Erwerbszweig nachlaufen kann, er ist billig und leicht ist das Geld zu verdienen.

Zu Punkt 2. Umstellung der Produktion, möchte ich bemerken. Die Artikelschreiber in der städtischen Presse müssen wohl gar keine Ahnung haben, wie man im Gebirge den Acker herrichtet. Sie müßten sonst wissen, daß man auf Lettenboden, wo höchstens 10 bis 12 cm fruchtbare Ackererde drauf ist, wo man alle zwei bis drei Schritte mit dem Pflug an Steine anfährt, daß man dort mit der Produktionsumstellung nicht viel anfangen kann. Was will ich umstellen? Da kann man nur Korn säen und vielleicht gelingt es auch, dann noch Hafer und in den höheren Lagen Flachs, weil der Flachs die kürzeste Vegetationsperiode benötigt. Sie sehen, das Umstellen der Produktion ist sehr leicht gesagt. Es ist zum großen Teil trotzdem gemacht worden, aber wie sind die Erfolge davon? Es ist aus dem Ackerboden Wiesenboden gemacht worden, weil er weniger Regie erfordert. Durch die Unrentabilität wurde aber dieser Wiesenboden auch nicht entsprechend gedüngt, so daß er zum großen Teil einschnittig ist, also wenig Ertrag gibt. Wir haben selbst in Flachsbaugebiete gesehen, daß der Flachsbau als nicht mehr rentabel ausgeschaltet wurde und es wurde der Getreidebau eingeführt, der sich natürlich mit dem mageren Erträgnis von 6 bis 10 q pro ha, erst recht nicht rentieren kann. So sehen Sie, wo diese frommen Wünsche aus den Konsumentenkreisen zur Hebung der Landwirtschaft ohne Schutzzölle hinführen, weil diese Wünsche eben zum großen Teil überhaupt nicht durchführbar sind.

Punkt 3. Bessere Ausbildung der Landwirte: Das ist auch ein Kapitel für sich. Das sagt der Großstädter. Wir haben nur ein- bis zweiklassige Schulen und er, der alle möglichen Schulgelegenheiten hat, der empfiehlt mir die bessere Ausbildung meines Sohnes. Es ist ein reiner Hohn. Wo sind denn die Sprengel-Bürgerschulen, die uns schon im alten Österreich einmal versprochen wurden? Wir haben sie bis heute nicht. Unsere Kinder müssen mit einklassigen, höchstens dreiklassigen Volksschulen zufrieden sein. Bei dem heutigen Arbeitermangel wird es auch sehr schwer fallen, daß der einzelne Landwirt, wenn er überhaupt mit Kindern gesegnet ist, seine Söhne in die landwirtschaftliche Fachschule schicken kann, weil er erstens nicht die Mittel aufbringt und dann hauptsächlich, weil ihm das Kind bei der Bewältigung der Arbeit fehlt. Das ist sehr traurig, sage ich selbst, das ist das traurigste, was mir auch am meisten nahegeht, aber ich sehe, daß sich dem nicht abhelfen läßt, weil der Arbeitermangel in der Landwirtschaft nicht zu beheben ist, es mag niemand auf das Land hinausgehen, es ist deklassierte Arbeit, das sind minderwertige Menschen, als solche werden wir immer behandelt und werden in gewisser Beziehung auch bei Besprechung dieser Zollschutzangelegenheit für die Landwirtschaft so behandelt.

Punkt 4. Anschaffung moderner Hilfsmittel: Das ist überhaupt eine moderne Frozzelei. Man soll sich den gegenwärtig bestehenden Zolltarif an schauen! Wenn ich meiner Frau eine moderne Zentrifuge kaufen will, habe ich den 45fachen Zollsatz zu zahlen gegen früher, wogegen meine Produkte ungeschützt sind. Wo bleibt die Parität? (Posl. Wünsch: Da dürfet Ihr das System nicht stützen!) Aber hättet Ihr doch längst schon angefangen, die Intelligenz der Städter hat sich bis jetzt nicht gerührt, an diese Frage heranzutreten. Jetzt auf einmal wirft man uns vor, wir hätten dieses Zollsystem stürzen sollen. Wir sind dazu bereit, es zu stürzen, wir werden sehen, wie weit Ihre Mithilfe gehen wird. Wir werden die Parität herbeiführen und dann werden wir sehen, wo Ihre Liebe bleiben wird. Bitte, ich werde Sie daran erinnern. Wenn man heute für solche Sachen so ungemessene Wucherzölle verlangt, die es uns einfach nicht möglich machen, etwas anzuschaffen, dann werden auch moderne Hilfsmittel nichts nützen und wir werden primitiv und extensiv weiter wirtschaften.

Alle diese Vorschläge, mögen sie gut gemeint sein - das will ich zugeben, daß sie gut gemeint sind - lassen sich nicht durchführen und speziell für die Gebirgswirtschaft, für die Klein- und Mittelbauern nicht. Auf dem Großgrundbesitz läßt sich eher etwas machen, weil durch die Ausnützung der Maschinen und der technischen Hilfsmittel, durch Ersparung von Arbeitskraft das wettgemacht werden kann. Auf unseren Bergen sind diese Hilfsmittel mehr, oder weniger überflüssig, weil man mit ihnen einfach nicht hantieren kann. Es wird gesagt, daß auch andere Länder diese Umstellung und dergleichen vorgenommen hätten. Es wird auf Dänemark verwiesen. Das ist tausend und eine Nacht. Wenn man heute Dänemark uns als Muster hinstellt und uns das anpreisen will und sagt, ich müsse dasselbe machen, so ist das ein Wahnsinn! Dänemark mit seinem ausgesprochenen ozeanischen Klima, mit seiner flachen Lage, seiner Bauernbevölkerung, mit seiner geringen Industrie, konnte das durchführen, vom Getreideland zum Wiesenland überzugehen, weil dort Wiesenland infolge des ozeanischen Klimas noch ertragreicher ist als Getreideland. Das ist das eine wirtschaftliche Moment, und das zweite Moment ist, daß die Regierung in Händen von Leuten war, die für die Ausbildung der Bauern gesorgt haben. Es waren infolgedessen auch die Mittel vorhanden, um die Ausbildung der Landwirtschaft energisch und durchgreifend zu betreiben. Die Konsumentenkreise haben leider Gottes immer noch die fixe Idee vom reichen Bauern, der das Geld in Säcken mißt. Das ist ein Stumpfsinn der Intelligenz, sage ich. Wenn das tatsächlich wahr wäre, müßte ja geradezu eine Stadtflucht eintreten, die Leute müßten sich ja darum reißen, aufs Land zu kommen, um gleichfalls das Geld in Säcken messen zu können. Wir sehen aber das gerade Gegenteil, daß die Landflucht in bevölkerungspolitisch erschreckender Weise auftritt und die Landbevölkerung in die Städte geht. Die Sache muß also hier einen Haken haben und diese stumpfsinnige Idee muß wirklich nur noch im Gehirn einzelner Menschen leben, die sie immer wieder einmal gewissermaßen breitschlagen.

Die Belastung durch den Agrarzollschutz, die auf die konsumierende Bevölkerung entfällt, müßte sich eigentlich nicht voll auswirken. Ich gebe zu, daß sie sich teilweise auswirken wird, bin aber der Meinung, daß auch ein anderes Wort von Karl Marx Berechtigung hat: "Wenn kein Zollschutz ist und die Landwirtschaft ruiniert wird, bekomme ich letzten Endes auch nichts mehr". Beim Industriezoll hat das gewissen Leuten noch nicht geschadet, da ist es noch nicht ein einziges Mal aufgefallen, wie hier die Arbeiter hergenommen werden, die Beamten und der Mittelstand, genau so wie wir. Denn auch meine Frau und meine Kinder brauchen beispielsweise Baumwollstrümpfe, und die haben in der Vorkriegszeit einen Zollsatz von 285 Kronen gehabt, gegenwärtig einen solchen von 8550. Also um soviel kaufe ich die Strümpfe für meine Familie teurer, wie auch der Arbeiter sie teurer kaufen muß. Da hat sich sonderbarer Weise noch niemand gerührt. Wenn aber der dreifache Koeffizient auf Weizen kommt, rühren sich alle. Das ist das Sonderbare. Beim dreißigfachen Koeffizienten rührt sich nichts, obwohl die Valorisation der Krone nur das Siebenfache beträgt. Wenn damals in der Vorkriegszeit bei dem alten Zollsatz niemand verhungert ist, wo auf Getreide dieser und dieser Zollsatz war, und wenn damals die Industrie mit diesem geringen Zollsatze leben konnte, warum können wir nicht auch die Valorisation der Krone beanspruchen, warum wird nur der Industrie die 30fache Bewertung der Krone zugebilligt und der Landwirtschaft nichts? Wo bleibt hier die Parität, wo bleibt die Gleichberechtigung? Es soll jeder Stand geschützt werden. Nach Beendigung des Krieges, als gewisse Kreise sich mit allen Mitteln gegen die Aufhebung der Zwangswirtschaft gestellt haben, sagten sie, sie könnten nicht mehr weiterleben, wenn die Zwangswirtschaft aufgehoben sein wird, und siehe da, was trat ein? Es war dreiviertel Jahre später und die Sachen waren billiger als vorher und sie waren da in ausreichender Menge. Die Befürchtungen, die heute von einzelnen Kreisen wegen der Verteuerung der Lebensmittel geäußert werden, können gerechtfertigt sein, sie brauchen es aber nicht zu sein.

Wenn Sie anfangen werden, die unangemessen vielen Bedarfsartikelzölle abzubauen, werden wir sehr dankbar sein und werden tüchtig mithelfen, damit hier eine Gleichkeit der Bewertung herauskomme. Für uns bedeutet der Schutzzoll nicht gerade ausgerechnet eine Verteuerung der Preise. Für uns kommt hauptsächlich nebst dem rein ethischen Moment der Gleichberechtigung in Betracht, das Moment einer gewissen Stabilisierung des Absatzes. Ich habe bereits vorhin erwähnt, daß wir unter einer Absatzkrise leiden, daß wir zwar Vieh und Getreide haben, daß es aber nicht wegzubekommen ist. Den Beweis kann ich jederzeit erbringen und als vollwertigen Zeugen dafür führe ich auch den Herrn Direktor der landwirtschaftlichen Schule in Böhm. Leipa an, mit den zusammen ich dieses Experiment durchführen mußte. Weil wir das Korn nicht verkaufen konnten, haben wir es mahlen müssen, um wenigstens Kleie für unser Vieh zu haben. (Výkøiky: Warum haben Sie es nicht verkaufen können?) Weil es nicht weggegangen ist. (Výkøiky: Nein, weil die Konsumenten kein Geld haben!) Hören Sie doch damit auf, ich werde es Ihnen gleich erzählen, wie ich meine Arbeiter vor dem Kriege bezahlt habe und wie meine Arbeiter jetzt gestellt sind. In der Vorkriegszeit habe ich meinen landwirtschaftlichen Kutscher, einen selbständigen Arbeiter mit 20-24 Kronen bezahlt, gegenwärtig mit 240-300 Kronen, also das Zehnfache. Ich vergönne es ihm, er verdient es sich. Auch meinem landwirtschaftlichen Mädel, der Melkerin habe ich früher 16-20 Kronen pro Monat gezahlt, dazu natürlich auch die Verpflegung, heute 180-220 Kronen, also ebenfalls das Zehnfache. Ich vergönne es ihnen. (Výkøiky: Ist das wöchentlich?) Nein, monatlich! (Výkøiky: Dafür kann er sich viel kaufen!) Reden Sie mir doch nicht nur so etwas vor, ich selbst bin 20 Jahre lang landwirtschaftlicher Arbeiter gewesen. Sie werden mir nichts erzählen, zuerst müssen Sie etwas selbst mitgemacht haben, dann können Sie erst dreinreden! Da will mir jemand etwas dreinreden, der keine Ahnung von diesem Arbeiten hat.

Wir zahlen auch Bauarbeiter. Ich habe im Jahre 1913 vor dem Kriege etwas bauen müssen und habe damals dem Bauarbeiter pro Stunde 36 Heller gezahlt. Ich habe heuer einen Schupfen bauen müssen und habe pro Stunde 5.20 Kronen gezahlt, d. i. also das 14 1/2fache. Die Valorisation der Arbeitslöhne, die wir Bauern zahlen, ist nicht so schlecht. Was die Knöpfelfabrikanten zahlen, das geht mich nichts an, das muß sich die Arbeiterschaft mit den Fabrikanten selber ausmachen, dafür kann man mich als Bauern nicht verantwortlich machen. Wir zahlen anständig. Der beste Beweis, für die ganz hinfällige Argumentation ist auch, daß der staatliche Lebensmittelindex selbst ergibt, daß sich die Lebensmittelerhöhung zwischen 800 und 900% bewegt. Das gebe ich ruhig zu. Ich sage Ihnen nur, ich als Bauer habe blos 600 bis 800% davon, weil die übrigen Prozente wieder den Zwischenhändlern in die Hände fallen. Ich bin also nicht persönlich verantwortlich für die eventuelle Erhöhung des Lebenstandards. Man könnte an einem kleinen Beispiele das treffend herausrechnen, ob ich so viel besser davonkomme als früher, ob es mir so glänzend geht. Mir wäre es viel lieber, ich hätte die Vorkriegszeit in wirtschaftlicher Beziehung. Wenn ich damals ein Kalb für 60 Kronen verkauft habe, habe ich mir davon einen Anzung, ein paar Stiefel, ein Hemd, Unterhosen und einen Hut kaufen können und wenn ich heute das Kalb für 450 Kronen verkaufe, dann kriege ich kaum einen Anzug, und der ist noch schlechter als vor dem Kriege. Wo kommt die Besserung her für uns? Ich weiß, was ich früher für mein Geld bekommen habe und was ich jetzt dafür bekomme. Ich habe bereits gesagt, daß daraus zu ersehen ist, daß auch der kleine und mittlere Bauer ein Interesse an der landwirtschaftlichen Schutzzollbewegung hat, nicht allein um des erzielbaren höheren Preises willen, d. i. eines teilweise höheren Preises, sondern hauptsächlich um eine Stabilisierung des Absatzes zu ermöglichen, der heute durch die wilde Einfuhr vollkommen unterbunden ist. Wir Klein- und Mittellandwirte kommen uns vor, als würden wir in einem Sack stecken, in den alles hineingegossen wird, damit wir drin ersaufen, obwohl genügend Lebensmittel in dem Sack wären, um uns selbst zu ernähren. Unsere heutige Produktion könnte ausreichen, wenn wir sie nicht verfüttern müßten, weil die Kleie genau so teuer ist wie das Korn, teilweise noch teurer. Das Lagerhaus bot uns 120 Kè für das Korn, wenn wir es nicht bringen, ist es dem Lagerhaus lieber, weil es das Getreide nicht anbringt. (Rùzné výkøiky na levici.) Ich rede von Nordböhmen, dort sind die Preise etwas höher als anderswo, dafür sage ich auch keine falschen Ziffern.

Ich habe 100 kg Korn zur Mühle gebracht und es ausmahlen lassen. Wir bekamen 50% Brotmehl, 48 kg a 2.20 Kè, zusammen 105.60 Kè, 10 kg Futtermehl a 1.40 Kè, zusammen 14 Kè, 39 kg Kleie a 1.10 Kè, zusammen 42.90 Kè, so daß ich im ganzen 162.50 Kè löste, wovon ich 15 Kè Mahllohn zahlte, so daß mir für den q Korn immer noch 147.50 Kè verblieben. Die Fracht in die Mühle mußte ich tragen, aber auch zum Händler muß man das Getreide bringen. Die Differenz von 27.20 Kè fließt dem Börsen- und Kettenhandel zu, sie macht beinahe 24% des Kornpreises aus. Dort liegt der Hebel, dort wäre er anzusetzen. Nicht an der Teuerung des Korns liegt es, sondern am Zwischenhandel, am unlauteren Zwischenhandel, viel zu viele Hände mengen sich ein, oft 5 Hände und wenn jede nur 5% wegschleppt, ohne etwas zu produzieren, ist das Getreide teuer. Der Bäcker kommt nur glatt heraus, aus den 48 kg Mehl macht er höchstens 66 bis 67 kg Brot a 2.56 Kè, so daß ihm nur etwas über 70 Kè verbleibt. Die Hauptsache wird also sein, beim Börsen- und Kettenhandel den Hebel anzusetzen, der das einzelne Produkt verteuert. Nicht der Bauer und nicht der Schutzzoll belasten uns so, wie diese Zwischenstellen.

Die èechischen Sozialisten sind gegen eine Verteuerung der Lebensmittel. Ich will dazu ein paar Worte sagen. Diese Partei hatte bis jetzt das Eisenbahnministerium in der Hand, hat aber nie Maßnahmen getroffen, um ebenfalls etwas zur Verbilligung der Lebensmittel beizutragen, obwohl der Eisenbahnminister doch der berufene Faktor ist, der ein gewichtiges Wort bei der Erstellung der Frachtentarife dreinzurefen hat. Es ist horrend, wenn wir hören, daß ein Meterzentner Getreide von Triest nach Prag 15.70 Kè Fracht kostet und ein Meterzentner Getreide von Kaschau nach Prag 29.10 Kè! Das ist ja die Auspowerung des eigenen Staates. Wo sind denn die Parteien der Konsumenten, die Herren, die immer vorgeben, daß Wohl der Konsumenten zu hüten? Der Transport für ein Stück Rind kostet von Triest nach Prag 56.59 Kè und von Kaschau nach Prag 258 Kè. Erlauben Sie mir, es wird immer auf die Landwirtschaft geschimpft, aber es sind noch viele andere Faktoren da, die ebenfalls an der Verteuerung mitwirken, und zwar in ziemlich ausreichendem Maße.

Wie gesagt, schaffen Sie uns Rentabilität, dann wird es möglich sein, eine Produktionssteigerung herbeizuführen, uns vom Auslande unabhängig zu machen. Dann wird auch der Vorwurf des Koll. Krebs in sich selbst zusammenfallen, der heute schon befürchtet, daß der Staat viel zu viel durch die Zolleinnahmen in die Hand bekommt. Ist die Rentabilität gegeben, dann kommt die Produktionssteigerung von selbst, dann werden wir jederzeit genügend Korn haben und werden den Weizenimport auf ein Minimum herabdrücken können. Im Vergleich zur Vorkriegszeit ist die Weizen- und Roggenanbaufläche um 317.394 ha gesunken. Bei einem Minimalertrag von 10 q Weizen per ha wären also dem Lande 3 Mill. q Weizen mehr zur Verfügung gestanden. Warum besteht diese Getreideanbaufläche nicht mehr? Weil sie unrentabel geworden ist, andere Kulturgattungen werden auf dem Boden gepflegt. Zugenommen hat die Kleefläche um mehr als 100.000 ha, die Wiesenfläche um 61.000 ha, die Waldungen um 74.000 ha, die Teiche um über 18.000 ha und verbaut und unproduktiv liegen über 90.000 ha. Leider stehen die genauen Daten aus Karpathorußland nicht zur Verfügung, sodaß angenommen werden muß, das die letzten 21.000 ha in jenem Gebiete ebenfalls Weide geworden sind oder unfruchtbar liegen. Wenn wir Weizen und Roggen im Vorkriegsausmaße anbauen würden, könnten wir uns jährlich 700 Mill. Kè ersparen, welche ins Ausland hinausgehen, unsere Handelsbilanz belasten und selbstverständlich nicht zum Wohlergehen des Staates beitragen. Daß die Möglichkeit vorhanden ist, sah man an Deutschland vor und während des Krieges. Weil Deutschland durch seine Zollschutzgesetzgebung die Landwirtschaft auf jene Höhe gebracht hat, die eigentlich normal sein sollte in den übervölkerten Ländern Mitteleuropas, darum erntet man dort mindestens 20 q per ha und nicht 12 oder 13 q per ha, wie bei uns. Dann werden wir mehr erzeugen und unabhängig werden vom Ausland, auch die Arbeiterschaft wird nicht mehr fürchten müssen, daß ihr durch das eingeführte Getreide die Semmel verteuert wird.

Der Kollege vor mir hat ein Diagramm angeführt, welches in der heurigen landw. Ausstellung in Prag zu sehen war, aber nicht die Nutzanwendung daraus gezogen. Wenn im Feber 1925 der Weizen 275 Kè kostete und im Feber 1926 nur 184 Kè, ist er um 43% gesunken. Die Semmel aber hat denselben Preis behalten. Man schimpft trotzdem nur auf die Landwirtschaft. Wenn ich die 30 Kè Weizenzoll dazuschlage, resultiert ein Preis von 214 Kè und noch lange keine 275 Kè. Warum muß die Semmel teurer werden? Erkläret mir, Graf Örindur, diesen Zwiespalt der Natur! Wenn die Semmeln bei einem Getreidepreis von 275 Kè einen bestimmten Preis haben, so können sie doch denselben Preis auch bei einem Getreidepreis von 214 Kè halten. Wer mir das wegleugnet, ist ein Demagog. Beim Korn ist die Sache natürlich viel ärger. Denn das hat im Feber des Jahres 1925 234 Kronen und im Feber des Jahres 1926 nur 121 Kronen gekostet. Das ist ein Preisrückgang von 48%, wogegen bei einem Kilogramm Brot bloß ein Rückgang von 3% eingetreten ist. Auch hier wirkt sich das nicht in dem Maße aus, als sich der Preisrückgang beim Getreide auswirkt, resp. wie er die Notlage der Landwirtschaft verschärft. Im Jahre 1925 haben wir für 1 kg Rindfleisch Lebendgewicht 8.50 Kè erhalten, während wir im Feber des Jahres 1926 6.20 Kè erhielten, ein Preisrückgang von 30%. Der Rückgang beim Fleischer beträgt ebenfalls bloß 4%. Sie sehen daraus, daß nicht die Schuld am Bauern liegt, sondern daß sie zum Teil wo anders liegt und daß man es nicht nur uns allein überlassen kann, diesen Übelstand zu beseitigen. Wenn die Konsumentenkreise der Städte, die an und für sich manchmal auf ihre Intelligenz so pochen, wenn die hier das Heft in die Hand nehmen, wir mit unserer Kraft werden schon schieben helfen und die Sache auf ein anderes Geleise bringen. Aber der gute Wille muß auf Seite der Konsumentenkreise da sein, um den Börsen- und Kettenhandel etwas zu reinigen.

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