Støeda 9. èervna 1926

Wir bedauern diese Entwicklung umso weniger, als wir doch annehmen und hoffen können, daß das bisherige Regierungssystem der Pìtka schwer ramponiert ist und daß der Zollkampf eine Entwicklung befördert, die auf der Linie der natürlichen Entwicklung der Interessenvertretung der verschiedenen Klassen liegt. Wir bedauern diese Entwicklung aber auch deshalb nicht, weil nun einmal für immer festgestellt ist, daß den deutschen Zollparteien der materille Vorteil des Augenblicks über alles geht (Sehr richtig!), wobei ich noch besonders unterstreiche, daß wir überhaupt an dem materiellen Vorteil des Augenblicks zweifeln. Ich möchte hier daran erinnern, daß es die hervorragendste der deutschen Zollparteien, der Bund der Landwirte ist, die noch bei der letzten Wahl den Ruf nach der Einheitsfront aller Deutschen bis zur Einheitsliste gegen das Gewaltsystem des èechoslovakischen Staates und seiner Regierung unter das Volk geworfen hat. (Výkøiky: Das war doch Komödie!) Freilich war es eine Komödie. Die deutschen Sozialdemokraten haben es auch als solche erkannt und die Einladung von damals so behandelt. Aber uns scheint doch, daß die Zeit einigermaßen kurz ist zu diesen Verheißungen, dieser Führerrolle bei der Sammlung aller Deutschen zum Angriffe gegen den èechoslovakischen Staat bis zu jenem Zeitpunkt, wo diese deutschen Parteien eine Resolution niedergestimmt haben, die sich gegen den èechischen Faszismus richtet. Wenn man eine gewisse Entwicklung selbst im Eilzugstempo voraussehen konnte, so hätte es doch niemand für möglich gehalten, daß die Entwicklung so rasch vor sich geht. Wir wußten es vordem und haben nun die Bestätigung dafür, daß die sogenannte Parole dieser deutschen Zollparteien nichts anderes war, als ein politisches Manöver, als ein Mittel zum Zweck, ein Mittel, um Wähler einzufangen. Auch das ist für uns keine Überraschung. Aber daß die deutschen Parteien der Regierung des èechoslovakischen Staates jene Ermächtigungen geben, die in den Artikeln 2 und 3 und besonders 4 und 8 des Gesetzes liegen, ohne zu wissen, ob sie in der Regierung sitzen werden und ohne zu wissen, wer in der Regierung sitzen wird, die das Gesetz handhabt, mit einer solchen Leichtfertigkeit über die Interessen großer weiter Volsksschichten hinwegzugehen, konnte man doch nicht annehmen. Die deutschen Parteien der Zollmehrheit haben ein sehr gefährliches Präjudiz geschaffen. Sie haben gewissermaßen die Bestimmungen der Geschäftsordnung, die das Hemmnis und Hindernis jedes demokratischen parlamentarischen Lebens in diesem Staate ist, sanktionieit. Sie haben sie sanktioniert ohne Rücksicht auf die Wirkungen, deren sich doch eine politische Partei bewußt sein muß. Welche Entwicklung können die Dinge denn nehmen? Es kann zweierlei eintreten: Aus der augenblicklichen Zollmehrheit kann sich eine Regierungsmehrheit entwickeln. Von den beiden Seiten, von den beiden Zollfreunden hüben und drüben wird das bestritten und abgelehnt. Es kann möglich sein, daß die Zollmehrheit nach Verabschiedung der Zölle den Fußtritt bekommt als der Mohr, der seine Schuldigkeit getan hat. In dem ersteren Falle würden unsere èechischen sozialistischen Parteien die Hemmnisse und Hindernisse, die die undemokratischen Methoden des Regierens und der Staatsverwaltung und die parlamentarischen Verhältnisse in den letzten Jahren für uns ausgelöst haben, noch ärger erfahren, als jetzt bei den Zöllen, in dem anderen Falle haben die Zollfreunde von heute ohne triftigen Grund alle Gewalthaber von Morgen in diesem Staate, mögen sich diese Gewalthaber gegen die Arbeiter als Klasse oder gegen irgendeine Minorität wenden, von vornherein pardoniert und das wichtigste Instrument der Verteidigung preisgegeben und schwer kompromittiert. Ich habe gesagt: ohne triftigen Grund. Ich glaube, daß die Zölle an sich kein triftiger Grund zu einer solchen Preisgabe von Prinzipien sind, umsomehr, als wir auf dem Standpunkte stehen, daß Zölle überhaupt nicht zu schaffen sind, daß die bestehenden Zölle abgebaut werden. Zölle sind volkswirtschaftlich zu verwerfen, von welchem Gesichtspunkt aus sie auch beurteilt werden mögen. Alle Kenner und Lehrer der Volkswirtschaft sind in der Mehrzahl grundsätzliche Gegner von Zöllen. Wir haben weniger vielleicht eine theoretische Frage als eine praktische Frage vor uns, aus der die Notwendigkeit der Zölle in diesem Augenblicke und in diesem Staate begründet wird. Eines der wichtigsten Argumente.- wir wissen schon, daß es nicht das richtige ist, aber eines der Argumente - mit denen die Zollfreunde ihre Zölle begründen, ist, daß die Landwirtschaft ohne die Zölle nicht mehr existieren kann, daß sie ohne sie nicht mehr investieren kann, daß sie die Produktivität der Landwirtschaft nicht heben kann. Wenn dem wirklich so wäre, müßte die Frage der Zölle auf landwirtschaftliche Produkte von uns sehr ernst geprüft werden, weil nach unserer Auffassung die Grundlage einer gesunden Volkswirtschaft eine Landwirtschaft ist, die imstande ist, die Bewohner des Landes zu ernähren. Wer von diesem natürlichen, gesunden Standpunkte ausgeht, kann daher das Argument, daß die Zölle zur Hebung der Produktion dienen, nicht ganz beiseite lassen, sondern muß sich mit ihm beschäftigen. Ist es aber richtig, ist es wahr? Das ist die entscheidende Frage. Nun, wir haben Zölle auf landwirtschaftliche Artikel seit dem Jahre 1853. Die Entwicklung, die die Hebung der Produktivität unter der Zollära genommen hat, ist durchaus nicht erfreulich, spricht durchaus nicht für die Argumentation jener agrarischen Kreise. Im Jahre 1888 hatten wir in Böhmen, Mähren und Schlesien einen Weizenertrag von nahezu 14 Meterzentnern per Hektar, per Einwohner mejr als 60 kg. Im Jahre 1925 hatten wir einen Hektarertrag von 16.6, auf den Einwohner von 56 kg. Bei Weizen geht das noch, aber beim Roggen wird das Mißverhältnis noch deutlicher. Im Jahre 1888 betrug der Hektarertrag 11 Meterzentner, auf den Einwohner kamen 114 kg, im Jahre 1925 war der Ertrag 13.7 Meterzentner und pro Kopf 98.7 kg. Ähnlich wie bei den Brotfrüchten verhält es sich auch bei den übrigen durch Zoll gedeckten Artikeln. Im Jahre 1888 entfielen auf 100 Einwohner 11.50 Rinder, im Jahre 1910 nurmehr 1.8 und wir haben die Periode im Jahre 1905, wo der Zolltarif, der die Einfuhr auf Vieh bedeutend erhöht hat, einer jener Gründe und Ursachen wurde, die mitbestimmend für den Ausbruch des Krieges gewesen sind. Wir sehen aus dieser Statistik, die auf 7 Jahrzehnte zurückgeht, daß die Zollpolitik im alten Österreich - und auch die Zollpolitik im èechischen Staate wird keinen andern Weg gehen - den Zweck, die Hebung der Produktion, absolut nicht erreicht hat. Das Gegenteil ist eingetreten. Die Erträgnisse pro Kopf der Bevölkerung sind trotz des Zollschutzes bedeutend gesunken. Das Gegenteil ist in anderen Beziehungen eingetreten. Die Verschuldung, die heute bei den Behauptungen der Zollfreunde ein so großes Argument ist, wurde durch den Zollschutz nicht aufgehalten. Eines ist allerdings mit jedem Zollschutz eingetreten und wird auch die Folge bei diesem Zollschutze sein, nämlich die Erhöhung der Grundrente. Da stelle ich die Frage: Ist die Erhöhung der Grundrente ein Agrarproblem, ist sie ein Problem für Volksparteien, ist sie ein volkswirtschaftliches Problem? Nein! Die Erhöhung der Grundrente ist für alle jene Grundbesitzer nebensächlich und wertlos, die nicht die Absicht oder Möglichkeit haben mit Grund Schacher zu treiben, ihn zu kaufen oder zu verkaufen. Weil die Zölle nur diese eine Wirkung haben - und merkwürdigerweise wird diese Feststellung auf der ganzen Welt gemacht - muß man zum Schlusse kommen, daß die Zölle nur den Grundspekulanten genützt haben und daß dadurch nur das arbeitslose Einkommen erhöht wurde.

Ich habe erklärt, daß meine Partei eine grundsätzliche Gegnerin der Zölle ist. Die Argumentation der Zollparteien, daß die Industriezölle die Agrarzölle gebieterisch herausfordern, trifft nicht zu und kann nicht ernst gemeint sein, sonst hätten die Zollparteien andere Wege suchen müssen, den Weg, die Industriezölle abzubauen. Vielleicht hätten sie Helfer auf anderer Seite des Hauses gefunden. Aber sie haben den andern Weg gewählt, das Bündnis mit den Industriellen, und bewilligen sich gegenseitig die Zölle. Die lieben Agrarier bewilligen die Zölle den Industriellen.... (Posl. de Witte: Die Deutsche Gewerbepartei hat auf ihrem Reichenberger Parteitage ausdrücklich festgestellt: Wir sind für Agrarzölle und für Industriezölle!) Diese Parteien bewilligen sich also gegenseitig ihre Zölle, und es beginnt die Fortsetzung jener Verhältnisse in der Zollfrage, die in der Ära des Reichsritters von Hohenblum Österreich solange beherrscht und die österreichische Volkswirtschaft in höchstem Maße ungünstig beeinflußt haben.

Soviel von den allgemeinen volkswirtschaftlichen Wirkungen der Zölle. Ich habe hauptsächlich im Auge die Wirkungen der Zölle von jenem Gesichtspunkte aus zu behandeln, der für uns in diesem Augenblicke wohl der entscheidende ist, die sich auf die Konsumenten auswirken. Wir haben während der Debatte mehrfach gehört, daß die Zölle auf keinen Fall eine Erhöhung der Preise mit sich bringen müssen. Die andere Seite ist schon vorsichtig und sagt, es ist nicht unbedingt notwendig, daß die Zölle eine Erhöhung der Preise zur Folge haben. Der landwirtschaftliche Ausschuß und der Budgetausschuß legen uns zwei Resolutionen vor, die Resolutionen 4 und 5, in denen die Regierung aufgefordert wird, alles zu tun, daß durch die Zölle die Lebensmittelpreise nicht erhöht werden. Ich möchte von dieser Stelle aus an die vielen Dutzende von Versprechungen der èechoslovakischen Regierungen bei den verschiedenen Teuerungsdebatten erinnern, wo die Regierung förmliche Proklamationen abgegeben hat, was sie alles, terminiert aufgezählt, unternehmen wird, um die Teuerung zu bekämpfen. Ich erinnere an das Ergebnis all dieser Versprechungen: das Ergebnis war immer Null. Die Regierung hat sich entweder als ohnmächtig oder als unfähig erwiesen, gegen die Teuerung etwas zu unternehmen, es hat ihr an der Macht, vielmehr aber an der Absicht gefehlt, und dieselbe Wirkung, wie alle die Regierungserklärungen, müssen die beiden Resolutionen haben, die die Zollparteien vorschlagen. Wir können also diesen Resolutionen nicht den mindesten Glauben beimessen, wir wissen im vorhinein, daß die Resolutionen eine Augenauswischerei der Zollparteien sind, eine Sache, an die sie selbst nicht glauben. (Výkøiky na levici.)

Es wird, wie gesagt, in letzter Zeit schon abgeschwenkt und erklärt, es muß nicht unbedingt sein, daß die Zölle eine Preiserhöhung zur Folge haben, aber wenn sie sie haben sollten - so argumentieren diese Parteien - sind es nicht wir Agrarier, so sind es nicht die Zölle, sondern ist der Zwischenhandel daran schuld. Nur merkwürdigerweise, daß die geeichten Vertreter des Zwischenhandels an demselben Strange ziehen, dieselben Anträge unterschreiben und dieselben Argumentationen von einander ausborgen. Es mag sein, daß die Zollhöhe sich im Augenblicke nicht voll im Preise auswirkt. Das ist gut denkbar. Aber bei Beurteilung dieser Frage ist es ganz nebensächlich, ob die Zölle sich im Augenblick oder in einem späterem Zeitpunkt zur Gänze im Preise auswirken werden. Tatsache ist, daß sie sich auswirken werden. Und wenn Sie diese Absicht nicht hätten, wozu haben sie die Anträge eingebracht, wozu haben sie der Regierung gemäß Artikel 4 die Ermächtigung gegeben, zu diesen Zöllen noch besondere Zuschläge einzuheben, wenn es die Umstände erfordern? Dieser Artikel 4 ist geradezu das Barometer, das Sie der Regierung in die Hand geben, damit die Zölle vollständig auf die Preise umgelegt werden können. Wir wissen aus Erfahrung, wie die sonstigen Bestimmungen des neuen Zollgesetzes angewendet werden. Neben dieser ganz bedeutenden Ermächtigung, die die Regierung bekommt, bleibt noch die alte Ermächtigung bestehen, daß die Einfuhr an Einfuhrscheine gebunden ist, und bei der Ausgabe von Einfuhrscheinen hat die Regierung wieder die große Möglichkeit, die Einfuhr so zu regeln, daß die festgesetzten Zölle sich jederzeit voll im Preis auswirken müssen. Und das ist sicher auch der Zweck. Wenn wir uns diese Frage vorlegen, so kann sie niemand anders beantworten als so, daß durch die Einführung der beantragten festen Zölle, diese Zölle in verhältnismäßig ganz kurzer Zeit sich voll im Warenpreise auswirken müssen.

Dann entsteht die große Frage, wer diese Preiserhöhung bezahlen soll. Ich muß sagen, ich bewundere die Zollparteien, daß sie sich einen Moment zu ihren Plänen ausgesucht haben, in dem der Staat volkswirtschaftlich so schlecht dasteht, einen Moment, wo durch Lohnabbau, Massenentlassungen und Kurzarbeit der Lebensstandard Hunderttausender Menschen tief unter das Vorkriegsausmaß herabgedrückt ist, von derselben Seite, die uns heute die Zölle vorschreibt, von jenen Parteien, die damals, vor 2 Jahren, die Devise ausgegeben haben: "Der Weizenpreis ist um das Siebenfache gestiegen, die Kohle, der Eisenpreis müssen ebenfalls auf das Siebenfache gebracht werden, und damit diese Preise auf das Siebenfache gebracht werden können, müssen die Löhne auf das siebenfache herabgedrückt werden." Wir kennen die Entstehungsgeschichte, die auf den Bänken der èechischen Agrarier ihren Ausgang genommen hat, wir kennen diese ominöse Sieben, aber wir wollen die Herren daran erinnern, daß heute der Weizenpreis von 230 Kronen 11 1/2mal so hoch wie im Frieden steht, daß wir aber bei Löhnen halten, die kaum das 6fache der Friedenshöhe darstellen. Wir leben also ohne Zölle in einer Situation, wo Hunderttausende Menschen mit 6-fachen Lohnertrag 11 1/2fache Weizenpreise bezahlen sollen. Ich lade die Herren Zollfreunde ein, alle meine Ziffern zu überprüfen und zu widerlegen. In dieser Zeit, wo sich so viel Not und Elend ansammelt, wo die Wirtschaftskrise sich von Tag zu Tag und von Stunde zu Stunde verschärft, wo Tausende von Arbeitern entlassen werden, wo es in der Republik fast keinen Industriearbeiter mehr gibt, der 6 Tage in der Woche arbeitet, in der die Jahrelange Kohlenkrise - wir zählen 35.000 Abgebaute - sich verschärft, in der die Lage der Textilindustrie neuerdings eine kolosale Verschärfung erfahren hat mit der Wirkung, daß eine Woche der eine Teil der Arbeiterschaft, die andere Woche der zweite Teil arbeitet, daß Tausende und Tausende entlassen werden, in einer Zeit, da wir Krisenwirkungen schwerster Art in der Eisenindustrie sehen, in einer Zeit, und das ist absolut keine Übertreibung, wo Familienväter mit einem Arbeitslohn von wöchentlich 30, 40, 50 und 60 Kè nachhause kommen, in dieser Zeit kommen Sie und verlangen, daß der Arbeiter, der Familienvater ist, mindestens 10, 12 oder 14 Kronen wochentlich mehr bezahlen soll, für Ihre Profitinteressen. Ist dies denkbar, daß in dieser Zeit Parteien, die sich staatserhaltend nennen und uns 7 Jahre lang vorgeworfen haben, wir seien Staatsfeinde und sie staatserhaltend, ist es denkbar, daß eine Partei, die auf ihre Fahne den Namen "Republikanische Partei" geschrieben hat, in einem solchen Moment mit einer solchen Vorlage kommt, sich nicht um den Staat und seine Einwohner schert, der alles nebensächlich wird, wenn nur eines erfüllt wird: ihr Profit und ihre Habgier?

Ich kann Ihnen ziffermäßig aus der letzten Woche den Lebenshaushalt eines Bergarbeiters vorführen. Das durchschnittliche Wocheneinkommen, beeinflußt durch Lohnabbau und Kurzarbeit, beträgt 162 Kronen. Das fängt bei 40 Kronen an und hört bei 240 Kè auf. Das Verhältnis zwischen Lohnhöhe und Preisen entspricht einem Lebensstandard von 60% der Vorkriegszeit. Um 40% schlechter muß also der Bergarbeiter leben, als in der Vorkriegszeit, um 40% weniger kann er seiner Familie zu essen geben. Und schauen Sie die Berichte der genossenschaftlichen Organisationen an, sie werden es ganz merkwürdig finden, wie die Kurve des Brotabsatzes sinkt mit der Zunahme der Krise und wie an deren Stellen die Kurve des Kartoffelabsatzes steigt. Wir haben heute viele Menschen, die sich nicht mehr das Brot in genügender Menge kaufen können. (Výkøiky na levici.)

Ich habe von dieser Stelle am 12. Feber 1925 anläßlich der Teuerungsdebatte die Frage an das Haus und an die Regierung gerichtet, man möge aufklären, wie ein Mensch mit 7 1/2fachem Lohn 13fache Weizenpreise zahlen kann. Ich habe keine Antwort bekommen. Aus den 7 1/2fachen Löhnen sind inzwischen kaum 6 1/2fache geworden und aus den 13fachen Weizenpreisen wurden momentan 11 1/2fache. Aber in zwei Monaten werden wir wieder 13- und 14fache Weizenpreise haben, denn seit von den Zöllen die Rede ist, steigen die Produktenpreise an der Börse ununterbrochen. Und wenn es der Regierung ernst ist mit den Absichten, so mochten wir die Frage an sie richten: was tut denn die hohe Regierung, uni den zur Zeit unbegründeten Preisaufstieg zu verhindern? Sie schweigt sich über das wichtigste Problem des Staates aus. Die Regierung ist nicht vorhanden, die Regierung braucht keine Stellung zu nehmen, die Regierung, in der doch Volkswirtschaftler von Ruf sitzen, und die deutschen Parteien, der Bund der Landwirte, die deutsche Gewerbepartei und die deutsche christlich-soziale Volkspartei, stimmen wiederholt dafür, daß die Regierung nicht die Pflicht habe, hier zu erscheinen und Stellung zu nehmen zur Zollfrage. Es ist wohl richtig: die Regierung Èerný ist eine Regierung, die nach ihrem Programm nur den Platz zu halten hat für eine nachkommende. Aber, hohes Haus, ist es nicht eine tiefe Diskreditierung der Würde des Parlamentes, daß auch diese platzhaltende Regierung es nicht einmal der Mühe wert findet, zu diesen eminent volkswirtschaftlichen Fragen zu erscheinen, ihre Meinung zu sagen, ihren Standpunkt zu präzisieren? Alle Versuche der Zollgegner, die Regierung dazu zu veranlassen, sind am Widerstand der Zollparteien gescheitert. Die Zustände haben sich gegenüber 1925 bedeutend verschlechtert, wie ich nachgewiesen habe. Es ist durchaus keine Seltenheit und keine Übertreibung: Während Bergarbeiter in die Grube fahren und ihr Leben aufs Spiel setzen, gehen ihre Kinder betteln, damit sie nicht verhungern. (Výkøiky na levici.) Und da muß deutlich von dieser Stelle aus gesprochen werden: All das, was man der Arbeiterschaft zumutet, insbesondere durch die Zölle zumutet, ist nicht mehr zu ertragen. Ich stelle die Frage: Welche Möglichkeit hat die Arbeiterschaft, diesen Wirkungen zu begegnen? Denn eines scheint festzustehen: Die Zollparteien sind so fest verankert, so fest zu einer Majorität verbunden, daß sie mit allen Mitteln noch im Laufe dieser Woche das Zollgesetz durchdrücken, ihm zur Annahme verhelfen werden. Was könnte die Wirkung dieser Zölle sein? Daß die Arbeiterschaft ruhig und geduldig neben dem bisherigen Schicksal die neue Bürde auf sich nimmt? Das ist undenkbar und die Parteien und die Regierung, die hier nicht erscheint und nicht Stellung nimmt, müssen darauf aufmerksam gemacht werden, als logische Konsequenz: daß eine Zeit der bittersten Lohnkämpfe uns bevorsteht, die bis zur Verzweiflung geführt werden müssen. Und unsere Industriellen, die so leichtfertig für die Agrarzölle zu haben sind? Wir wissen schon, aus welchen Gründen unsere Industrie dafür ist. Sie ist nämlich selbst auf dem Mistbeet des Zollschutzes groß geworden. Diese Industrie muß sich auf Lohnforderungen und Lohnerhöhungen einrichten. Unsere Industriellen sind immer einig mit allen reaktionären Elementen in der Forderung nach dem Abbau der Löhne. Das Stichwort vom siebenfachen Lohn haben sie sofort aufgegriffen und dank der Zerrissenheit der Arbeiterbewegung in diesem Staate haben sie es nahezu und ziemlich leicht verwirklichen können. Unsere Industrie steht auf dem entgegengesetzten Standpunkt: Den Bauern die Zölle und die Bauern geben ihr dafür die Industriezölle. Wir sehen, daß bei der eingeschränkten Arbeitsweise die Profite der Unternehmer nicht sinken, teilweise sogar steigen, ein Beweis, daß unsere Industrie sich mit der Krise abgefunden, sich auf sie eingerichtet hat und daß der Arbeiter der einzige Lastträger, der einzige Faktor ist, der alle Wirkungen der Krise aushalten muß. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda inž. Dostálek.)

Noch ein Wort zu den Zöllen von allgemeiner volkswirtschaftlicher Bedeutung. In anderen Ländern ist man über solche Maßnahmen, die die Lebenshaltung breiter Schichten des Volkes schwer beeinflussen, anderer Ansicht und es wird durchaus nicht so leichtfertig und oberflächlich zur Tagesordnung übergegangen, auch wenn die Leute nicht berufsmäßiges oder klassenmäßiges Interesse der Arbeiter oder Angestellten zu schützen hätten. Man prüft die Frage auch von einem anderen Gesichtspunkte, etwa von dem: Wird der allgemeine volkswirtschaftliche Zustand in einem Staatswesen oder in einem Lande besser, wenn die Kaufkraft den breiten Massen des Volkes herabgesetzt oder wenn sie erhöht wird? Bei dieser Frage müssen wir konstatieren, daß sich alle wirtschaftlichen reaktionären Elemente in diesem Staate finden, vom Vertreter des kleinsten Schneider- und Schustermeisters bis hinauf zum Großbauern- und Industriemagnaten, in einem Bestreben sind sie einig: Die Kaufkraft und Lebenshaltung der Arbeiter herabzudrücken. Der soziale Fortschritt ist angeblich zu groß, ihre Arbeitszeit zu kurz, ihr Lohn ist vor allem zu hoch. Das ist das Um und Auf der volkswirtschaftlichen Grundbegriffe unserer Industrie, unserer berufenen Faktoren und scheinbar auch unserer Regierung, denn sonst müßte sie hier sein und uns vom Gegenteil überzeugen. Ist es nicht absurd, daß hier breite Schichten der arbeitenden Bevölkerung durch Personen und Parteien vertreten werden, die sich als Anwälte des Zollschutzes erheben und mitarbeiten und unablässig mitwirken, daß die Lebensbedarfsartikel im Preise steigen, damit der Brotkorb, der ohnedies so hoch hängt, noch höher zu hängen kommt, damit in den ärmsten Familien die kranken Proletarierkinder den Viertelliter Milch, den sie heute haben und der hinreicht, um sie vor dem Sterben zu bewahren, auch nicht mehr bekommen könnten? Ja, es ist möglich, es ist denkbar, und Sie haben es soeben in der Kontroverse erfahren, daß unsere christlich-soziale Partei bereit ist, sich mit den Arbeitern über dieses Problem auseinanderzusetzen. Meine Herren! Ich kann auf diese Frage nur sagen: Wir sind jederzeit zu dieser Auseinandersetzung bereit und wir werden diese Auseinandersetzung suchen, um den Leuten aufzuzeigen, daß diese angeblich christliche und soziale Partei ihren christlichen Sozialismus ungefähr nach der Linie betätigt: Für den Reichen, für den Satten und Wohlhabenden die Zölle, und die Kongrua für ihre Geistlichen und für das übrige Volk die ewige Seligkeit, das bessere Jenseits. (Výkøiky na levici.) Wir sehen dieser Entscheidung mit Ruhe entgegen. Die Gewerbeparteiler stimmen für die Zölle und wir haben ihre Begründung gehört. "Unsere heimische Landwirtschaft muß durch Zölle geschützt werden, sowie auch unsere Erzeugnisse durch Zölle geschützt werden müssen." Ich kenne nicht viele Artikel, die handwerksmäßig erzeugt werden und eines besonderen Zollschutzes bedürfen. An eines muß dabei erinnert werden. Es waren die Gewerbetreibenden, die in den Jahren 1919, 1920 und 1921, die sich nicht genug tun konnten, an den hohen Löhnen der Arbeiter herumzunörgeln, es waren dies die besten Jahre für die Gewerbetreibenden, sie sehnen sich heute alle danach. Der Bauer, der seine Produktion absetzen will, der Bauer, der seine Produktion heben will, um mehr auf den Markt zu bringen, der Kleingewerbetreibende, der einen Kunden für seine Waren, die er erzeugt, sucht, kann diesen Kunden nur in den breiten Massen des Volkes finden. Wer daher die Kaufkraft der breiten Massen herabsetzt, schädigt auch die Interessen dieser Schichten, ganz abgesehen davon, daß die Zölle sowohl auf Vieh, Fleisch und Fett und besonders die Zölle auf Brotfrucht den breiten Schichten unserer agrarischen Landwirtschaft absolut nichts nützen, manche gleichgültig lassen, manche direkt schädigen. Mit diesem Kapitel werden sich die nachfolgenden Redner meines Klubs noch im Besonderen zu beschäftigen haben, aber es steht unbestritten fest, daß alle, die Löhne und Gehälter empfangen, daß sie es sind, die die Kosten dieser Politik zu bezahlen haben. Wir kommen zur Feststellung, daß unsere Landwirtschaft die Möglichkeit einer Erhöhung der Produktion längst gehabt hätte. Unsere Landwirtschaft ist geographisch günstig gelegen, sie kann die Produktion erhöhen und müßte sie erhöhen, wenigstens auf jenes Maß des Auslandes, etwa Preussens oder anderer europäischer Länder. Als sozial-demokratische Partei würden wir alle Forderungen unterstützen, die dem Zwecke dienen, die Landwirtschaft produktiver und ergiebiger zu machen. Meine Parteigenossen haben schon früher, vor Beratung dieses Gesetzes eine Reihe solcher Vorschläge in Form praktischer Anträge eingebracht. Diese Anträge haben nicht die Berücksichtigung der Zollanhänger gefunden. Damit ist für uns der Beweis gegeben, daß es den Herrschaften bei den Zöllen nicht um die Hebung der Landwirtschaft geht, sondern daß sie Gewinne haben wollen auf Kosten einer halb in Elend verkommenden Bevölkerung. Unter diesem Gesichtspunkte sind die Zölle ein frivoler Anschlag auf die Lebenshaltung, auf die Existenz aller arbeitenden Menschen. Daß dieser Anschlag jetzt kommen kann, erfüllt uns mit Empörung und Entrüstung. So angenehm uns die politische Änderung der Situation ist, so tief innerlich aufgewühlt sind wir über die Dreistigkeit und Unerhörtheit des Anschlages, der hier auf die breiten Massen vorgebracht wird. Darüber ist nicht das letzte Wort gesprochen, darüber werden wir uns auch mit unseren bürgerlichen Parteien nicht hier, sondern vor ihren Wählern auseinandersetzen, denn gegen diesen organisierten Raubzug auf die Taschen des arbeitenden Volkes werden wir uns mit allen Mitteln, die uns zu Gebote stehen, zur Wehre setzen. Möglich und wahrscheinlich ist, daß mit den Mitteln der Geschäftsordnung unser Kampf keinen Erfolg hat, daß die Gegner des Volkes so stark sind, um ihre volksfeindlichen Pläne hier zu verwirklichen. In diesem Falle ist für unsere Partei der Kampf gegen die Zölle nicht aus. Es wird und muß weitergeführt werden, bis wir ihn siegreich beendet haben. Wir werden den Kampf führen, mit jenen Parteien zunächst, die bei den Wahlen den Wählern, besonders den arbeitenden Wählern, versprochen haben, daß sie ihnen Brot und Arbeit bringen, und ihnen jetzt die Zölle gebracht haben, die die Arbeit zunichte und das Brot vom Tische des Hauses verschwinden machen. Wir dürfen hoffen, daß wir in diesem Kampf siegreich unter dem Banner des Sozialismus sein werden. Wir werden gegen die volksfeindlichen, volksschädlichen und die Interessen des arbeitenden Volkes bedrohenden Zölle in schärfster Form Stellung nehmen. (Potlesk na levici.)

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