Ètvrtek 14. února 1929

Es gibt auch noch andere Sachen, die der Herr Ministerpräsident in seiner Erklärung hätte berühren können; vor allem wissen wir ganz genau, daß die Regierung eine rein agrarische ist und daß sie es sehr gerne unternehmen würde, wenn sie es wirklich könnte - und sie unternimmt es auch, soweit sie es kann diesen agrarischen Kurs geradezu bis ins Extrem zu verfolgen. Dabei muß sie selbstverständlich auf die entgegenstehenden Interessen der Industrie und der Arbeiterschaft stoßen, zumal agrarische Interessen und soziales Empfinden meist miteinander nicht allzuviel zu tun haben; und daraus ergeben sich schon die Differenzen und Spannungen, wenngleich ich anerkenne, daß in diesem Staate auch die eine Anomalie vorhanden ist, daß gerade die deutschen und èechischen Industriellen bisher in gleicher Weise bei den èechischen Großagrariern den Schutz ihrer Interessen gesucht haben. Ob sie ihn gefunden haben, ist natürlich eine zweite Frage. Aber es ist doch heute schon ganz klar, daß sich Gesetze wie die Steuergesetze vom Jahre 1927 und die berüchtigte Verwaltungsreform auf die Dauer nicht aufrecht erhalten lassen. Das sehen wir heute schon. Daß eine Novellierung möglich wäre, davon hat der Herr Ministerpräsident in seiner Erklärung nichts gesagt. Sollte vielleicht mit diesen unglückseligen Gesetzen weitergewirtschaftet werden? Dann gibt es noch andere Sachen. Gerade in dem ureigensten Ressort des Ministerpräsidenten, im Militärressort, ist eine ganz unglaubliche Wirtschaft. Wenn wir uns den Staatsrechnungsabschluß vom heurigen Jahre ansehen, so finden wir, daß gerade sein Ressort den Voranschlag um ein Bedeutendes überschritten hat, wobei die Überschreitungen durchaus nicht gerechtfertigt sind. Ja, wenn das nur in einem Jahre so gewesen wäre! Aber das Militärressort überschreitet alljährlich regelmäßig seinen Voranschlag. Da kann man doch um Gotteswillen nicht davon sprechen, daß alles in Ordnung ist, und der Herr Ministerpräsident hat uns nichts davon verraten, daß hier Ordnung gemacht werden soll. Ganz ähnlich verhält es sich bei der Eisenbahn. Es ist doch himmelschreiend, wie viel Millionen hier nur durch die verunglückte Elektrifizierung der Prager Bahnhöfe verwirtschaftet wurden. Auch darüber wäre einmal im Parlament zu sprechen. Für alle möglichen Dinge ist in diesem Staate kein Geld da. In dem Augenblicke, wo es heißt, kulturell oder sozial zu wirken, wird immer gesagt: es fehlt die Bedeckung. Aber wenn hier Millionen verwirtschaftet werden - die Angaben schwanken zwischen 70 und 140 Millionen - da ist niemand da, der diesen Dingen steuert. Auch das wäre eine dankbare Aufgabe des Herrn Ministerpräsidenten, da ein wenig hineinzuleuchten. Dann haben wir die Frage des Mieterschutzes. Ich will dieses Problem heute nicht anschneiden, aber es ist unmöglich nur mit Provisorien zu lösen, es ist unmöglich, daß das Mieterschutzgesetz, das am letzten März abläuft, vielleicht nur auf drei Monate verlängert wird. Es ist dringend notwendig, hier eine Gesetzesvorlage zu machen, welche sowohl dem Hausbesitzer, als auch dem Mieter beiläufig ein Bild von der Entwicklung der künftigen Jahre gibt. Denn das ist nicht nur eine Frage der Besitzenden, sondern auch eine Frage der Mieter, eine soziale Frage erster Ordnung, die den Arbeiter in gleicher Weise berührt, wie den Angestellten. Es muß dabei Vorsorge getroffen werden, daß auch die Angestellten diese Zeit der erhöhten Miete unter Umständen überdauern können. Aber ich bezweifle sowohl den guten Willen des Herrn Ministerpräsidenten, alle diese Dinge wirklich in die Hand zu nehmen und einer gedeihlichen Lösung zuzuführen, als auch seine Kraft. Denn die Alterserscheinungen sind deutlich bemerkbar. Wenn gewisse Parteien, die heute schon sozusagen bereit sind, in die Regierung einzutreten, diese Bereitwilligkeit gleich erklären würden, würde die Regierung ganz anders ausschauen, als sie heute ist. Nur gerade davon, daß der Druck dieser Parteien heute noch nicht stark genug ist, lebt die heutige Regierung. Sie machen es ihr möglich, überhaupt vor das Parlament zu treten. In dem Augenblicke, wo dieser Druck größer wird, muß die Regierung eine Umbildung erfahren. Sie ist infolgedessen nur ein Provisorium und noch dazu ein schlechtes Provisorium, denn sie setzt an Stelle des alten wirklich nicht Guten gar nichts Neues, sondern sie will geradezu das alte Schlechte weiter fortführen. Das kann uns nicht bestimmen, der Regierung mit besonderem Vertrauen entgegenzusehen, im Gegenteil, das Mißtrauen, das wir bis jetzt jeder èechischen Regierung entgegenbrachten und solange entgegenbringen müssen, als sie nicht an eine gerechte Lösung des hiesigen Völkerproblems schreitet, dieses Mißtrauen hegen wir auch gegen die jetzige Regierung und infolgedessen können wir weder von unserer oppositionellen Haltung abgehen, noch auch irgendwie für die Regierungserklärung stimmen. (Potlesk poslancù nìm. strany národní.)


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