2397/V. (překlad).

Interpelace

poslance dra Sterna a soudruhů

ministru národní obrany

o leteckých manévrech dne 16. června 1929.

Pod názvem "Leteckého dne" konaly se dne 16. června 1929 na kbelském letišti vojenské letecké manévry, k nimž se dostavilo asi 30.000 diváků. Cvičení, závody atd., které provedlo mnoho vojenských letadel, měly vyslovený ráz vojenských cvičení, jejichž účelem zřejmě bylo nejen vyzkoušeti a na venek ukázati nynější stupeň válečné pohotovosti československé letecké techniky, nýbrž hodily se především k tomu, aby ve velkém počtu diváků vzbudily vlasteneckou válečnou náladu. Mimo to doba leteckých manévrů byla zvlášť vybrána. Není náhodou, že demonstrace válečné zdatnosti československého letectva koná se v době, kdy mimořádně stoupají mezinárodní imperialistické válečné přípravy proti Sovětskému Svazu, kdy se zostřují styky mezi Československem, vlastně Malou Dohodou a Maďarskem, ale i v době Faloutovy aféry, od níž odvrátiti pozornost jest vůbec v zájmu vládnoucích tříd a vojenské kliky.

Formou a způsoby navazuje vlastenecká letecká propaganda na nejhorší tradice z poslední světové války. Právě jako tehdy povstávají "hrdinové vzduchu", organisuje se válečné uctívání hrdinů, jež má poskytnouti populární objekty válečného nadšení, neboť buržoasie spekuluje s tím, že se nadšení pro Malkovského, leteckého kapitána, jmenovaného "králem vzduchu" a pro ostatní "hrdiny vzduchu" pomalu promění v nadšení pro leteckou válku a konečně pro válku vůbec.

Buržoasii a reformistům jest zapotřebí takové nálady především proto, poněvadž podle vzoru zákona Pavla Boncoura o válečných úkonech připravují opatření k všeobecné militarisací výroby obyvatelstva, svých organisací atd., tedy opatření k úplné reorganisaci válečných úkonů, která v nynější situaci nemohou býti ničím jiným než soustředěnými válečnými přípravami československé buržoasie.

Tážeme se pana ministra národní obrany:

Domnívá se pan ministr a vláda vůbec, že komunistická strana neodhalí širokým vrstvám těchto válečných příprav a že revoluční proletariát nezahájí protiútoku, nepovalí panování buržoasie a neodstraní tím všech válek?

V Praze dne 21. června 1929.

Dr. Stern,

Matej, Harus, Peter, Kopasz, Kršiak, Sedorjak, Chlouba, Wünsch, Kolláriková, Major, Vrtaník, Haiblick, Vobecká, Schmerda, Haken, Landová-Štychová, Štětka, dr. Gáti, Mondok, Śliwka.

Původní znění ad 2397/I.

Interpellation

des Abgeordneten Ing. Othmar Kallina und Genossen

an den Herrn Minister des Innern

in Angelegenheit des aller Demokratie hohnsprechenden Verhaltens der Graslitzer Zensurorgane.

Die Freiheit des Wortes ist das höchste Gut der Demokratie. Die Unterdrückung des freien Wortes ist in einer Republik der Tyrannei des Absolutismus gleichzustellen. Eine "demokratische" Regierung, die das freie Wort ihrer Untertanen fürchtet, kann ihre Herrschaft nicht mehr ableiten von dem Willen der Regierten, kann sie nicht mehr ausüben im Namen der Freiheit, sondern ihre Macht steht bereits auf tönernen Füssen, wenn sie auch nach aussenhin auf die Macht der Spitzen der Bajonette gestellt ist, und sich auf die Macht eines bedingungslos ergebenen, zentralistisch organisierten Beamtenapparates und einer den Winken von oben allzeit gehorchenden Zensur stützt. Sie wird im Kleinen zur Karrikatur, wenn wie in Graslitz der die Konfiskation durchführende Kanzleioffiziant der Politischen Behörde mit frecher Siegermiene seines demokratischen Amtes waltet.

Im "Graslitzer Volksblatt" vom 19. Feber 1929 verfiel ein Artikel, welcher Wortgetreu den "Lidové Noviny" entnommen war, dem Rotstift des blindwütigen Zensors, dessen Bestreben scheinbar nur ist, der deutschvölkischen Presse Schwierigkeiten und Kosten zu verursachen. Der Artikel hat folgenden Wortlaut:

Grob aber wahr.

Ein englisches Urteil über die Tschechoslowakei.

Die englische konservative Zeitschrift "Spectator" brachte kürzlich einen sehr bemerkenswerten Aufsatz über "Die Aufgabe der Tschechen". Die "Lidové Noviny" drucken (von der Zensur unbeanständet!) diesen Aufsatz nach, welchem wir folgende Stellen entnehmen:

"Die Tschechoslowakei, eine so schwerfällige und irrationelle Schöpfung wie ihr Name, mit einem Gemenge von Stämmen ohne eine sie miteinander vorsöhnende Idee, mit einer strategisch unmöglichen Grenze... hat sich bis jetzt am Leben erhalten...

Aber die Tschechoslowakei kann nicht stillestehen: die kleinste Stagnation, das geringste Nachlassen der dämonischen Energie... würde den spröden Bau ihres Mosaiks zerstören.

Ein Krieg würde sie vollständig zerrütten (!) Sie konnte den zerlumpten Anhängern Bela Kuns nicht Widerstand leisten, sie konnte gegen den gewesenen Kaiser Karl nicht mobilisieren, als er nach Ungarn zurückzukehren versuchte. In ihrer vielsprachigen Bevölkerung ziehen alte Loyalitäten und neue Aspirationen nach allen Richtungen... Die Tschechoslowakei kann nicht vom Nationalismus leben; das ist unmöglich in einem Lande so vieler Völker. Wenn sie dies versucht, so wird sie nicht nur sich selbst erschlagen, sondern wird auch den europäischen Frieden mit unter ihre Trümmer reissen... Sie ist ein Land von 16 Millionen, das von 6 Millionen Tschechen beherrscht wird - - -

Nur in Osteuropa ist die Tschechoslowakei ein moderner Staat, der durch ein dummes System von Allianzen an eine sehr schlechte Gesellschaft gefesselt ist.

Die Tschechoslowakei wird wahrscheinlich wie ein neues und besseres Oesterreich enden. Mit der Zeit werden die Teile; aus denen sich das alte Reich zusammensetzte, gezwungen sein, miteinander zusammenzukommen...

Die Sicherheit trieb die junge Republik in die Allians - - - und Westeuropa ist geneigt, sie nach ihren Freunden zu beurteilen. Die Angst nötigte sie, eine schwerfällige Armee zu erhalten, welche die französischen Militaristen als Werkzeug ín ihrem Kriegsspiel gegen Deutschland betrachten... Der Weg der Tschechoslowakei ist wie auf einem gespannten Seil. Aber sie kann eine Lösung herbeiführenden, welche den europäischen Frieden dadurch sichert, dass sie sein grösstes Hindernis beseitigt..."

Die Unterzeichneten fragen daher:

1. Ist der Herr Minister bereit, seinen untergeordneten Organen endlich entsprechende Weisungen zukommen zu lassen, die solche masslose Uebergriffe in der Zukunft unmöglich machen?

2. Ist der Herr Minister bereit, dafür Sorge zu tragen, dass dem in Graslitz die Konfiskation durchführenden Kanzleioffizianten von Amtswegen klar gemacht wird, dass er sich im Verkehr mit der Bevölkerung mindestens eines anständigen Benehmens zu befleissigen hat, und zwar auch dann, wenn er sich in Ausübung seines Amtes als Beauftragter und Vertrauensmann der "Národní Jednota" fühlt?

Prag, am 25. Feber 1929.

Ing. Kallina,

Matzner, Dr. Lehnert, Horpynka, Knirsch, Geyer, Szentiványi, Koczor, Dr. Korláth, Nitsch, Siegel, Dr. Wollschack, Dr. Koberg, Schneider, Dr. Keibl, Dr. Schollich, Weber, Ing. Jung, Wenzel, Simm, Füssy, Dr. Holota.

Původní znění ad 2397/II.

Inrerpellation

des Abgeordneten Dr. E. Schollich und Genossen

an den Justizminister

betreffend die Beschlagnahme der "Deutschen Volkswacht" in Reichenberg, Nr. 9 und 10 des Jahres 1929.

Die Nr. 9. der in Reichenberg erscheinenden deutschen Wochenschrift "Deutsche Volkswacht" vom 2. März 1929 verfiel wegen folgender Stellen der Beschlagnahme:

Blutzeugen deutscher Freiheit.

Am 4. Lenzmonds tritt der Völkerbund wieder zu einer Tagung zusammen, die eine der bemerkenswertesten und lebhaftesten zu werden verspricht, soll bei ihr doch, wie der deutsche Reichsaussenminister Dr. Stresemann bei der Tagung in Lugano im Julmond 1928 gegenüber der aufreizenden Rede des polnischen Aussenministers Zaleski ankündigte, die Frage der Minderheiten angeschnitten und erörtert werden. Ein Zufall der Geschichte bringt es mit sich, dass diese so wichtige Tagung des Völkerbundes gerade an dem Tage ihren Anfang nimmt, an dem sich zum zehnten Male jener Trauer- und Schmerzenstag nicht nur der Sudetendeutschen, sondern des ganzen deutschen Volkes jährt, - - -

Als am 21. Weinmonds 1918 die damaligen deutschen Abgeordneten die Bildung der Republik Deutschösterreich aussprachen, hatten sich hiefür auch sämtliche Vertreter der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien aus freiem Selbstbestimmungsrechte heraus entschieden, niemand in Sudetendeutschland wollte von einem "tschechoslowakischen Staate" etwas wissen, alle hielten fest die Treue zu Deutschland, wenn es auch damals seines Glanzes beraubt und niedergebrochen war. Wohl wurde am 28. Weinmonds 1918 in Prag von den Tschechen die "Tschechoslowakische Republik" ausgerufen, doch die deutschen Siedlungsgebiete in den Sudetenländern blieben rechtlich ein Teil der Republik Deutschösterreich, die sich am 12. Nebelmonds 1918 als ein Teil des Deutschen Reiches erklärt hatte, bis durch den Zwangsvertrag von St. Germain am 10. Herbstmonds 1919 die staatliche Zugehörigkeit dieser Gebiete gegen den Willen der Bevölkerung in dem Sinne der Zugehörigkeit zum Tschechenstaat entschieden wurde. Die Tschechen freilich haben diese rechtliche Stellung der sudetendeutschen Gebiete nicht beachtet, sie liessen die Sudetendeutschen an den Wahlen vom 16. Hornungs 1919 zur provisorischen deutschösterreichischen Nationalversammlung nicht teilnemen und, als am Tage des Zusammentrittes dieser Körperschaften am 4. Lenzmonds 1919, allüberall in den sudetendeutschen Städten die friedlichen, eindrucksvollen Kundgebungen bei völliger Arbteitsruhe stattfanden und die Sudetendeutschen, nicht geschieden in Parteien und Stände, sondern Arbeiter, Bürger und Bauern als eine geschlossene Einheit für das Recht ihrer deutschen Heimat eintraten, feuerten in einer Reihe von Städten Gewehre und Maschinengewehre - - -

Das Sterben dieser sudetendeutschen Märzgefallenen war aber kein Ende, wie es sonst der Tod ist, sondern es war nur, wie der sudetendeutsche Dichter Robert Hohlbaum ausführt, "ein Anfang, war nur der grauenvolle Auftakt eines dürsteren Liedes, das den Sudetendeutschen all die Jahre her erklang und sie heute noch immer umgellt"; auch heute noch, obgleich mehr als zwei Jahre schon deutsche Parteien an der Prager Regierung beteiligt sind; denn nach dem offenen Geständnis ihrer Führer haben diese trotz aller Bemühungen nichts erreicht. Heute freilich mordet man keine Menschen mehr, man mordet Seelen; man sperrt deutsche Kinder in tschechischen Schulen, man tüncht das Antlitz deutscher Städte mit slawischen Farben, man entzieht dem deutsche Volke langsam und allmählich die geistige Nahrung, man sperrt deutsche Theater, o man macht das nicht mehr brutal, so viel hat man schon gelernt. Immer setzt man dabei die lächelnde Maske auf, die Herr Dr. Benesch bei allen diplomatischen Verhandlungen trägt, immer ist man Verfechter des Menschheitsgedankens, wie dies bei einem Unternehmen, das den Namen Masaryk als Präsident des Verwaltungsrates in seinem Firmenschilde führt, nicht anders sein kann. - - -

Der Leidensweg der Sudetendeutschen geht durch all diese Jahre weiter, der überspannte tschechische Nationalismus tobt sich weiter aus und bestehen bleibt für die Tschechen ihr Endziel, mit allen Mitteln der staatlichen Gewalt ihren von Gnade der Entente aufgebauten Staat, in dem sie kaum 50 v. H. der Gesamtbevölkerung ausmachen, zu einem Nationalstaat des tschechischen Volkes zu machen. Selbst der geringe Schutz, den die vom Völkerbund, den Tschechen auferlegten Minderheitenschutzverträge den Sudetendeutschen gewähren, wurden durch die tschechische Gesetzgebung zunichte gemacht. Die Sudetendeutschen die keine Minderheit sind, sondern ein fester Bestandteil des gesamtdeutschen Volkes, mit dem sie durch ihre Siedlung, durch ihre kulturelle und geschichtliche Entwicklung durch Jahrtausende innigst verbunden sind, werden nach wie vor in der Tschechoslowakei als Staatsbürger zweiter und dritter Ordnung behandelt und der Völkerbund, der sich die Ueberwachung der Erfüllung der Verträge vorbehalten hat, hat bis heute nichts getan, um den unhaltbaren Zuständen im tschechischen Staate ein Ende zu bereiten. Will er aber endlich einmal mehr sein als eine Versicherungsgesellschaft und ein "Debattierklub" der vermeintlichen Sieger, so muss er mit vollem Ernste an die Ueberprüfung der durch die Zwangsverträge geschaffenen Verhältnisse herangehen, er muss sich kümmern um das Los all derjenigen Volksteile, die zu Minderheiten geworden sind, er muss dafür sorgen, dass die Grenzlanddeutschen, die heute, wie die Sudetendeutschen, gegen ihren Willen unter fremder Herrschaft leben, die Möglichkeit haben, von dem so oft verheissenen Recht auf Selbstbestimmung Gebrauch machen zu können. Ein wahrer Friede kann in Mitteleuropa nur eintreten, wenn diese so brennenden Fragen, die einer dauernden Befriedung Europas hemmend im Wege stehen; endlich einmal gelöst werden. Dass die diesmalige Tagung des - Völkerbundes gerade am 4. Lenzmonds, diesem Allerseelentage der Sudetendeutschen ihren Anfang nimmt, sollte auf die Vertreter der in Genf versammelten Staaten Eindruck machen und sie bestimmten; das Unrecht gut zu machen, das durch die Zwangsverträge geschaffen wurde: Die Sudetendeutschen sind trotz ihrer verschiedenen parteipolitischen Einstellung einig - - -, in der Heimat und ferne derselben. werden sie am 4. Lenzmonds der vor zehn Jahren gefallenen Blutopfer gedenken und auch das gesamte deutsch Volk darf jener Märtyrer niemals vergessen; denn in Treubekenntnis zu Heimat und Volk liessen sie ihr Leben und sie müssen die Wegbereiter sein für eine bessere deutsche Zukunft, - - -

Dr. Wilh. Maschke.

Sie starben im Glauben an ihr Volk!

Unvergesslich bleibt in unserer engeren deutschen Heimat der 4. März des Jahres 1919.

Damals zog das sudetendeutsche Volk einig und geschlossen zu Tausenden auf die Strasse, um den Willen nach dem Selbstbestimmungsrechte vor aller Welt kundzutun, Recht und Freiheit zu forderen.

- - -

Unvergessen wird dieser Tag in der Geschichte unseres Volkes weiterleben, unvergessen werden diese Märtyrer für unsere heilige Sache bleiben.

Die Opfer des 4. März sind die Blutzeugen für Freiheit und Recht unseres Volkes und haben deshalb an diesem Tage alle rauschenden Festlichkeiten zu unterbleiben.

Trotz Knechtung, Unterdrückung und Entrechtung muss das deutsche Volk sich seiner kraft bewusst sein, da einstens die Stunde kommen muss, wo es seine Freiheit wieder erreichen wird.

Volksgenossen! Sudetendeutsche! Gedenket daher in Ehrfurcht der 56 armen Opfer, sie starben im Glauben an ihr Volk.

Ebenso wurde aus der Nummer 10 vom 9. März beschlagnahmt:

Aus dem Artikel "Deutsches Leid im deutschen Heldentume" die Stellen:

... bangten die Grenzlandvölker um ihr weiteres Geschick. Noch waren die "Friedens" Sprüche nicht gefällt, noch glaubte man an die Selbstbestimmungsrechte der Völker und ertrug alles Leid mit Geduld und "Vertrauen auf die Gerechtigkeit der Welt", aber das Leid nahm seinen Fortgang, des Volkes Stimme blieb ungehört, ihrem freimütigen Bekenntnis wurde der Siegel der Gewalt durch Pulver und Blei aufgedrückt und der Feinde Machtspruch gab einfach unserem Lande die Grenzen. Die nachfolgenden Ereignisse machten tausende Volksgenossen bettelarm; heimatlos, ohne Arbeit und Verdienst tragen sie das grosse deutsche Leid mit sich.

Aus dem Berichte "Parteitag der Alldeutschen Partei in Eger die Sätze:

Demgegenüber gibt es für das Sudetendeutschtum nur einen einzigen Weg; der Selbstbehauptung, - zu dem sich die Alldeutsche Volkspartei seit jeher führend bekannt und welches Bekenntnis sie gerade am heutigen Tage, der der Vortag jenes vor zehn Jahren stattgefundenen Ereignisses ist, das dem sudetendeutschen Volke in seinen für die Freiheit der Heimat gefallenen Märzopfer die Blutzeugen seines Kampfes schuf, mit unerschütterlicher Festigkeit erneuert - das Bekenntnis zum Selbstbestimmungsrecht unserer Heimat, auf dessen Erreichung Ziel und Weg der Alldeutschen Volkspartei eingestellt sind und eingestellt bleiben.

... und nach wie vor die Vertreterin des sudetendeutschen völkischen Selbstbestimmungsrechtes sein und bleiben. Diesem Bestreben unterstellt sie Programm und Taktik und bekennt sich erneut zu der Erkenntnis, dass unsere Zukunft nur durch das Selbstbestimmungsrecht gesichert werden kann und dazu soll uns die von der Partei vertretene alldeutsche Taktik führen, die nicht in Staats-, sondern in Volksgrenzen denkt und darin die wirklichen Tatsachen der politischen Gestaltung und Geschichte sieht. Sie ruft daher das Volk in ihre Reihen mit dem Kampfruf: "Für alldeutsche Taktik, für alldeutsche Zielfestigkeit, für völkische, wirtschaftliche soziale Bestimmung und Selbstbehauptung.

Aus dem Artikel "Ein Schildbürgerstreich" der Satz:

Wir leben eben in der glorreichen Tschechoslowakischen Republik, wo derartiger Stumpfsinn auf der Tagesordnung steht.

Aus dem Berichte "Maffersdorf (Märzgefallenenfeier)" die Sätze:

Die Hoffnung aller Deutschen, nach dem Ausgang des Weltkrieges zu einer Einheit zu gelangen, ist nicht erfüllt, das Selbstbestimmungsrecht, wurde unserem Volke vorenthalten. Die Opfer unseres Volkes werden nicht umsonst gebracht sein, wenn alle Sudetendeutsche ihre Pflicht erfüllen, im steten Gedenken an unsere teueren Toten. Ein grosser Teil unseres Volkes weiss, welchen Weg es zu gehen hat, der in die freie deutsche Zukunft führt, die unserem Volke gehört. Wenn alle Sudetendeutschen gemeinsam dem Ziele zustreben, dann wird das unschuldig vergossene Blut unserer Opfer als Saat aufgehen und sie werden dann erst Ruhe und Frieden in der deutschen Heimaterde finden. Diese Trauerfeier war eine wirkliche Weihestunde und des Gedenkens, sie wird alle, die daran teilgenommen haben, erheben über die Sorgen des grauen Alltags und ihre Herzen heisser schlagen lassen für ihr deutsches Volk. Das, was Volksgen. Wolf ausführte, wird fortklingen in unseren Herzen und uns die Kraft geben, alles das zu tragen, was uns bestimmt ist, bis die Stunde schlägt, wo alle Entrechtung ein Ende hat.

Aus dem Berichte "Trautenau" (Märzgefallenengedenkfeier) die Sätze:

- - - Die Blutopfer vor zehn Jahren sollen uns aber stets an unsere Knechtschaft erinnern, um das Verlangen nach deutscher Freiheit zu mehren, um die Zukunft vorzubereiten.

Wenn man die beschlagnahmten Stellen einer ruhigen und objektiven Ueberprüfung unterzieht, wird man gewiss zugeben müssen, dass darin nichts enthalten ist, was das erlaubte Maass sachlicher Kritik überschreitet, wobei noch festgestellt werden muss, dass einzelne Berichte in anderen Zeitungen vollkommen unbeanständet erscheinen konnten. Daraus geht wohl zur Genüge hervor, dass es sich im vorliegenden Falle um einen reinen Willkürakt der Reichenberger Staatsanwaltschaft gegen diese oppositionelle Zeitungen handelt. Der Vorwurf ist nicht von der Hand zu weisen, dass man die Zeitung wirtschaftlich untergraben will, um diese unbequeme Kritik zu beseitigen, andererseits auch, um der Bevölkerung nicht die entsprechenden Wahrheiten zur Kenntnis zu bringen.

Ich habe gegen diees rückschrittliche Vorgehen der Reichenberger Staatsanwaltschaft dieser Zeitung gegenüber schon mehrmals Beschwerde erhoben, allerdings bisher ganz ohne Erfolg, da nichts verfügt wurde. Dadurch hat die Willkür der Staatsanwaltschaft nur noch in erhöhtem Masse zugenommen; so dass fast jede 2. Nummer dieser Zeitung der Beschlagnahme verfällt.

Ein solches Vorgehen ist einer freien, demokratischen Republik unwürdig. Die Gefertigten fragen daher den Herrn Justizminister ob er geneigt ist, endlich dem Reichenberger Staatsanwalt die entsprechenden Weisungen zum Schutze einer öffentlichen und freien Kritik zu geben und eine liberalere Auffassung von seinem Amte beizubringen?

Prag, am 16. März 1929.

Dr. Schollich,

Matzner, Ing. Kallina, Dr. Keibl, Ing. Jung, Simm, Szentiványi, Nitsch, Dr. Wollschack, Horpynka, Füssy, Wenzel, Siegel, Schneider, Dr. Lehnert, Weber, Dr. Koberg, Geyer, Knirsch, Dr. Holota, Koczor, Dr. Korláth.

Původní znění ad 2397/III.

Interpellation

des Abgeordneten Ing. R. Jung und Genossen

an den Justizminister

wegen neuerlicher Beschlagnahme des Troppauer Tagblattes "Deutsche Post" Nr. 82 vom 6. April 1929.

In der Nr. 82 des Troppauer Tagblattes "Deutsche Post" vom 6. April ds. J. wurde der Artikel "Der Pfiff aus dem Generalstab" zum Teile Bechlagnahmt. Der Artikel übt eine Kritik an den Zuständen im Eisenbahnwesen der Republik, wie sie durch die Vorkommnisse im letzten Winter in besonders krasser Weise in Erscheinung getreten sind. Nachfolgend ein Teil dieses Artikels aus dem die spationierten Teile der Beschlagnahme verfielen.

Der Pfiff aus dem Generalstab.

Die Staatsbahnen sind ein rechtes Schmerzenskind dieser Republik. Es ist bei einer Bahn sehr schlimm, wenn es mit ihr immer weiter bergab geht. Da hat man die "Č. S. D." erst nationalisiert. Keine deutsche Aufschrift beleidigt mehr das Auge der waschechten Patrioten. Die Reinigung von den deutschen Taferln war - potz Blitz! - diejenige Massnahme, die für den hiesigen Eisenbahnverkehr offenbar am allernotwendigsten war. Wir sind überzeugt, es wäre einfach nicht weiter gegangen im Jahre 1919, wenn mit dem "Nichtraucher", der "Notbremse" und dem "Kalt" und "Warm" auf den Heizungen nicht restlos aufgeräumt worden wäre. Welche revolutionäre tschechoslowakische Lokomotive hätte wohl noch so einen reaktionären Zug mit doppelsprachigen Aufschriften gezogen? Nach der Nationalisierung kam die Rationalisierung. Jawohl, die Eisenbahn wurde zu einem "wirtschaftlichen Unternehmen" erklärt, das nach rationellen, zu deutsch vernünftigen Grandsätzen geführt werden sollte! Daher kamen nach den verkehrsstörenden deutschen Aufschriften jetzt die verkehrshindernden deutschen Eisenbahner an die Reihe. 22.000 Mann wurden vom Besen der Republik auf das Pflaster gekehrt. Die Bahnen wurden also entösterreichert, dass man 22.000 wohlgeschulte, pflichtbewusste, im besten Arbeitsalter stehende deutsche Eisenbahner in den Ruhestand drängte. Dafür stellte man dann 22.000 tschechische Grünlinge, Anfänger, Republikaner ein, die sich bisher bloss im Denkmalstürzen und in Kulturstümerei hervorgetan hatten. Man schuf also 22.000 arbeitsfähige Pensionierte und 22.000 arbeitsunfähige Aktivisten. Weisst Du nun, lieber Staatsbürger, was "Rationalisierung" ist? Jedes Industrieunternehmen würde es doch nach einer schweren Krise - und der Krieg war für die österreichischen Bahnen eine schwere Zeit - genau so machen, dass es zuerst einen Taferlsturm veranstaltet und dann alle eingearbeiteten Fachleute mit einer Pension entlässt und dafür Fleischer-, Schuster- und sonstige Gesellen anstellt. - - -"

Ausserdem wurden aus dem restlichen Teil des Artikels noch die Satzteile "der Verkehrsbolschevismus des letzten Winters" und "Sonst würde der tschechische Schlendrian" durch die Zensur eliminiert.

Der Artikel ist gleichzeitig in einer Reihe von anderen Zeitungen unbeanständet erschienen. Es ist nicht leicht verständlich, warum gerade der Troppauer Zensor jedes offene Wort einer berechtigten Kritik - denn um eine solche handelt es sich in diesem Falle - der Oeffentlichkeit vorenthält. Ja selbst allbekannte Sprichwörter wie jenes, dass der Fisch vom Kopfe gut riechen muss, verfielen dem Zensurstift. Die unglaublichen Zustände auf unseren Eisenbahnen haben im Inn- und Ausland berechtigte Missbilligung erregt. Eine scharfe Kritik wurde an diesen Zuständen in der Presse des In- und Auslandes allgemein geübt. Eine, man könnte sagen kleinliche und gerade zu lächerliche Unterbindung einer solchen Kritik durch die Zensur erhöht das Ansehen der Republik und ihrer Behörden keinesfalls. Man kann sie daher nur als eine unnütze Schikane der Presse auffassen, besonders wenn sie noch einseitig gegen einzelne Blätter in verschärften Masse geübt wird.

Die Unterzeichneten fragen daher den Herrn Minister an:

Billigt er diese Art der Zensur und ist er bereit, den Staatsanwälten entsprechenden Weisungen zu geben, dass künftighin eine derartige Unterbindung der Kritik und Schikanierung einzelner deutscher Blätter unterbleibe?

Prag, am 25. April 1929.

Ing. Jung,

Simm, Szentiványi, Nitsch, Füssy, Dr. Korláth, Dr. Holota, Dr. Keibl, Dr. Koberg, Dr. Schollich, Koczor, Horpynka, Siegel, Schneider, Matzner, Weber, Ing. Kallina, Dr. Lehnert, Dr. Wollschack, Wenzel, Knirsch, Krebs, Geyer.


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