Pod názvem "Leteckého dne" konaly se dne
16. června 1929 na kbelském letišti vojenské
letecké manévry, k nimž se dostavilo asi 30.000
diváků. Cvičení, závody atd.,
které provedlo mnoho vojenských letadel, měly
vyslovený ráz vojenských cvičení,
jejichž účelem zřejmě bylo nejen
vyzkoušeti a na venek ukázati nynější
stupeň válečné pohotovosti československé
letecké techniky, nýbrž hodily se především
k tomu, aby ve velkém počtu diváků
vzbudily vlasteneckou válečnou náladu. Mimo
to doba leteckých manévrů byla zvlášť
vybrána. Není náhodou, že demonstrace
válečné zdatnosti československého
letectva koná se v době, kdy mimořádně
stoupají mezinárodní imperialistické
válečné přípravy proti Sovětskému
Svazu, kdy se zostřují styky mezi Československem,
vlastně Malou Dohodou a Maďarskem, ale i v době
Faloutovy aféry, od níž odvrátiti pozornost
jest vůbec v zájmu vládnoucích tříd
a vojenské kliky.
Formou a způsoby navazuje vlastenecká letecká
propaganda na nejhorší tradice z poslední světové
války. Právě jako tehdy povstávají
"hrdinové vzduchu", organisuje se válečné
uctívání hrdinů, jež má
poskytnouti populární objekty válečného
nadšení, neboť buržoasie spekuluje s tím,
že se nadšení pro Malkovského, leteckého
kapitána, jmenovaného "králem vzduchu"
a pro ostatní "hrdiny vzduchu" pomalu promění
v nadšení pro leteckou válku a konečně
pro válku vůbec.
Buržoasii a reformistům jest zapotřebí
takové nálady především proto,
poněvadž podle vzoru zákona Pavla Boncoura
o válečných úkonech připravují
opatření k všeobecné militarisací
výroby obyvatelstva, svých organisací atd.,
tedy opatření k úplné reorganisaci
válečných úkonů, která
v nynější situaci nemohou býti ničím
jiným než soustředěnými válečnými
přípravami československé buržoasie.
Tážeme se pana ministra národní obrany:
Domnívá se pan ministr a vláda vůbec,
že komunistická strana neodhalí širokým
vrstvám těchto válečných příprav
a že revoluční proletariát nezahájí
protiútoku, nepovalí panování buržoasie
a neodstraní tím všech válek?
V Praze dne 21. června 1929.
Die Freiheit des Wortes ist das höchste
Gut der Demokratie. Die Unterdrückung des freien Wortes ist
in einer Republik der Tyrannei des Absolutismus gleichzustellen.
Eine "demokratische" Regierung, die das freie Wort ihrer
Untertanen fürchtet, kann ihre Herrschaft nicht mehr ableiten
von dem Willen der Regierten, kann sie nicht mehr ausüben
im Namen der Freiheit, sondern ihre Macht steht bereits auf tönernen
Füssen, wenn sie auch nach aussenhin auf die Macht der Spitzen
der Bajonette gestellt ist, und sich auf die Macht eines bedingungslos
ergebenen, zentralistisch organisierten Beamtenapparates und einer
den Winken von oben allzeit gehorchenden Zensur stützt. Sie
wird im Kleinen zur Karrikatur, wenn wie in Graslitz der die Konfiskation
durchführende Kanzleioffiziant der Politischen Behörde
mit frecher Siegermiene seines demokratischen Amtes waltet.
Im "Graslitzer Volksblatt" vom 19.
Feber 1929 verfiel ein Artikel, welcher Wortgetreu den "Lidové
Noviny" entnommen war, dem Rotstift des
blindwütigen Zensors, dessen Bestreben scheinbar nur ist,
der deutschvölkischen Presse Schwierigkeiten und Kosten zu
verursachen. Der Artikel hat folgenden Wortlaut:
Die englische konservative Zeitschrift "Spectator"
brachte kürzlich einen sehr bemerkenswerten Aufsatz über
"Die Aufgabe der Tschechen". Die "Lidové
Noviny" drucken (von der Zensur unbeanständet!)
diesen Aufsatz nach, welchem wir folgende Stellen entnehmen:
"Die Tschechoslowakei, eine so schwerfällige
und irrationelle Schöpfung wie ihr Name, mit einem Gemenge
von Stämmen ohne eine sie miteinander vorsöhnende Idee,
mit einer strategisch unmöglichen Grenze... hat sich bis
jetzt am Leben erhalten...
Aber die Tschechoslowakei kann nicht stillestehen:
die kleinste Stagnation, das geringste Nachlassen der dämonischen
Energie... würde den spröden Bau ihres Mosaiks zerstören.
Ein Krieg würde sie vollständig zerrütten
(!) Sie konnte den zerlumpten Anhängern Bela Kuns nicht Widerstand
leisten, sie konnte gegen den gewesenen Kaiser Karl nicht mobilisieren,
als er nach Ungarn zurückzukehren versuchte. In ihrer vielsprachigen
Bevölkerung ziehen alte Loyalitäten und neue Aspirationen
nach allen Richtungen... Die Tschechoslowakei kann nicht vom Nationalismus
leben; das ist unmöglich in einem Lande so vieler Völker.
Wenn sie dies versucht, so wird sie nicht nur sich selbst erschlagen,
sondern wird auch den europäischen Frieden mit unter ihre
Trümmer reissen... Sie ist ein Land von 16 Millionen, das
von 6 Millionen Tschechen beherrscht wird - - -
Nur in Osteuropa ist die Tschechoslowakei ein
moderner Staat, der durch ein dummes System von Allianzen an eine
sehr schlechte Gesellschaft gefesselt ist.
Die Tschechoslowakei wird wahrscheinlich wie
ein neues und besseres Oesterreich enden. Mit der Zeit werden
die Teile; aus denen sich das alte Reich zusammensetzte, gezwungen
sein, miteinander zusammenzukommen...
Die Sicherheit trieb die junge Republik in
die Allians - - - und Westeuropa ist geneigt, sie nach ihren Freunden
zu beurteilen. Die Angst nötigte sie, eine schwerfällige
Armee zu erhalten, welche die französischen Militaristen
als Werkzeug ín ihrem Kriegsspiel gegen Deutschland betrachten...
Der Weg der Tschechoslowakei ist wie auf einem gespannten Seil.
Aber sie kann eine Lösung herbeiführenden, welche den
europäischen Frieden dadurch sichert, dass sie sein grösstes
Hindernis beseitigt..."
Die Unterzeichneten fragen daher:
1. Ist der Herr Minister bereit, seinen untergeordneten
Organen endlich entsprechende Weisungen zukommen zu lassen, die
solche masslose Uebergriffe in der Zukunft unmöglich machen?
2. Ist der Herr Minister bereit, dafür
Sorge zu tragen, dass dem in Graslitz die Konfiskation durchführenden
Kanzleioffizianten von Amtswegen klar gemacht wird, dass er sich
im Verkehr mit der Bevölkerung mindestens eines anständigen
Benehmens zu befleissigen hat, und zwar auch dann, wenn er sich
in Ausübung seines Amtes als Beauftragter und Vertrauensmann
der "Národní Jednota"
fühlt?
Prag, am 25.
Feber 1929.
Die Nr. 9. der in Reichenberg erscheinenden
deutschen Wochenschrift "Deutsche Volkswacht" vom 2.
März 1929 verfiel wegen folgender Stellen der Beschlagnahme:
Am 4. Lenzmonds tritt der Völkerbund wieder
zu einer Tagung zusammen, die eine der bemerkenswertesten und
lebhaftesten zu werden verspricht, soll bei ihr doch, wie der
deutsche Reichsaussenminister Dr. Stresemann bei der Tagung in
Lugano im Julmond 1928 gegenüber der aufreizenden Rede des
polnischen Aussenministers Zaleski ankündigte, die Frage
der Minderheiten angeschnitten und erörtert werden. Ein Zufall
der Geschichte bringt es mit sich, dass diese so wichtige Tagung
des Völkerbundes gerade an dem Tage ihren Anfang nimmt, an
dem sich zum zehnten Male jener Trauer- und Schmerzenstag nicht
nur der Sudetendeutschen, sondern des ganzen deutschen Volkes
jährt, - - -
Als am 21. Weinmonds 1918 die damaligen deutschen
Abgeordneten die Bildung der Republik Deutschösterreich aussprachen,
hatten sich hiefür auch sämtliche Vertreter der Deutschen
in Böhmen, Mähren und Schlesien aus freiem Selbstbestimmungsrechte
heraus entschieden, niemand in Sudetendeutschland wollte von einem
"tschechoslowakischen Staate" etwas wissen, alle hielten
fest die Treue zu Deutschland, wenn es auch damals seines Glanzes
beraubt und niedergebrochen war. Wohl wurde am 28. Weinmonds 1918
in Prag von den Tschechen die "Tschechoslowakische Republik"
ausgerufen, doch die deutschen Siedlungsgebiete in den Sudetenländern
blieben rechtlich ein Teil der Republik Deutschösterreich,
die sich am 12. Nebelmonds 1918 als ein Teil des Deutschen Reiches
erklärt hatte, bis durch den Zwangsvertrag von St. Germain
am 10. Herbstmonds 1919 die staatliche Zugehörigkeit dieser
Gebiete gegen den Willen der Bevölkerung in dem Sinne der
Zugehörigkeit zum Tschechenstaat entschieden wurde. Die Tschechen
freilich haben diese rechtliche Stellung der sudetendeutschen
Gebiete nicht beachtet, sie liessen die Sudetendeutschen an den
Wahlen vom 16. Hornungs 1919 zur provisorischen deutschösterreichischen
Nationalversammlung nicht teilnemen und, als am Tage des Zusammentrittes
dieser Körperschaften am 4. Lenzmonds 1919, allüberall
in den sudetendeutschen Städten die friedlichen, eindrucksvollen
Kundgebungen bei völliger Arbteitsruhe stattfanden und die
Sudetendeutschen, nicht geschieden in Parteien und Stände,
sondern Arbeiter, Bürger und Bauern als eine geschlossene
Einheit für das Recht ihrer deutschen Heimat eintraten, feuerten
in einer Reihe von Städten Gewehre und Maschinengewehre -
- -
Das Sterben dieser sudetendeutschen Märzgefallenen
war aber kein Ende, wie es sonst der Tod ist, sondern es war nur,
wie der sudetendeutsche Dichter Robert Hohlbaum ausführt,
"ein Anfang, war nur der grauenvolle Auftakt eines dürsteren
Liedes, das den Sudetendeutschen all die Jahre her erklang und
sie heute noch immer umgellt"; auch heute noch, obgleich
mehr als zwei Jahre schon deutsche Parteien an der Prager Regierung
beteiligt sind; denn nach dem offenen Geständnis ihrer Führer
haben diese trotz aller Bemühungen nichts erreicht. Heute
freilich mordet man keine Menschen mehr, man mordet Seelen; man
sperrt deutsche Kinder in tschechischen Schulen, man tüncht
das Antlitz deutscher Städte mit slawischen Farben, man entzieht
dem deutsche Volke langsam und allmählich die geistige Nahrung,
man sperrt deutsche Theater, o man macht das nicht mehr brutal,
so viel hat man schon gelernt. Immer setzt man dabei die lächelnde
Maske auf, die Herr Dr. Benesch bei allen diplomatischen Verhandlungen
trägt, immer ist man Verfechter des Menschheitsgedankens,
wie dies bei einem Unternehmen, das den Namen Masaryk als Präsident
des Verwaltungsrates in seinem Firmenschilde führt, nicht
anders sein kann. - - -
Der Leidensweg der Sudetendeutschen geht durch
all diese Jahre weiter, der überspannte tschechische Nationalismus
tobt sich weiter aus und bestehen bleibt für die Tschechen
ihr Endziel, mit allen Mitteln der staatlichen Gewalt ihren von
Gnade der Entente aufgebauten Staat, in dem sie kaum 50 v. H.
der Gesamtbevölkerung ausmachen, zu einem Nationalstaat des
tschechischen Volkes zu machen. Selbst der geringe Schutz, den
die vom Völkerbund, den Tschechen auferlegten Minderheitenschutzverträge
den Sudetendeutschen gewähren, wurden durch die tschechische
Gesetzgebung zunichte gemacht. Die Sudetendeutschen die keine
Minderheit sind, sondern ein fester Bestandteil des gesamtdeutschen
Volkes, mit dem sie durch ihre Siedlung, durch ihre kulturelle
und geschichtliche Entwicklung durch Jahrtausende innigst verbunden
sind, werden nach wie vor in der Tschechoslowakei als Staatsbürger
zweiter und dritter Ordnung behandelt und der Völkerbund,
der sich die Ueberwachung der Erfüllung der Verträge
vorbehalten hat, hat bis heute nichts getan, um den unhaltbaren
Zuständen im tschechischen Staate ein Ende zu bereiten. Will
er aber endlich einmal mehr sein als eine Versicherungsgesellschaft
und ein "Debattierklub" der vermeintlichen Sieger, so
muss er mit vollem Ernste an die Ueberprüfung der durch die
Zwangsverträge geschaffenen Verhältnisse herangehen,
er muss sich kümmern um das Los all derjenigen Volksteile,
die zu Minderheiten geworden sind, er muss dafür sorgen,
dass die Grenzlanddeutschen, die heute, wie die Sudetendeutschen,
gegen ihren Willen unter fremder Herrschaft leben, die Möglichkeit
haben, von dem so oft verheissenen Recht auf Selbstbestimmung
Gebrauch machen zu können. Ein wahrer Friede kann in Mitteleuropa
nur eintreten, wenn diese so brennenden Fragen, die einer dauernden
Befriedung Europas hemmend im Wege stehen; endlich einmal gelöst
werden. Dass die diesmalige Tagung des - Völkerbundes gerade
am 4. Lenzmonds, diesem Allerseelentage der Sudetendeutschen ihren
Anfang nimmt, sollte auf die Vertreter der in Genf versammelten
Staaten Eindruck machen und sie bestimmten; das Unrecht gut zu
machen, das durch die Zwangsverträge geschaffen wurde: Die
Sudetendeutschen sind trotz ihrer verschiedenen parteipolitischen
Einstellung einig - - -, in der Heimat und ferne derselben. werden
sie am 4. Lenzmonds der vor zehn Jahren gefallenen Blutopfer gedenken
und auch das gesamte deutsch Volk darf jener Märtyrer niemals
vergessen; denn in Treubekenntnis zu Heimat und Volk liessen sie
ihr Leben und sie müssen die Wegbereiter sein für eine
bessere deutsche Zukunft, - - -
Dr. Wilh. Maschke. |
Sie starben im Glauben an ihr Volk!
Unvergesslich bleibt in unserer engeren deutschen
Heimat der 4. März des Jahres 1919.
Damals zog das sudetendeutsche Volk einig und
geschlossen zu Tausenden auf die Strasse, um den Willen nach dem
Selbstbestimmungsrechte vor aller Welt kundzutun, Recht und Freiheit
zu forderen.
- - -
Unvergessen wird dieser Tag in der Geschichte
unseres Volkes weiterleben, unvergessen werden diese Märtyrer
für unsere heilige Sache bleiben.
Die Opfer des 4. März sind die Blutzeugen
für Freiheit und Recht unseres Volkes und haben deshalb an
diesem Tage alle rauschenden Festlichkeiten zu unterbleiben.
Trotz Knechtung, Unterdrückung und Entrechtung
muss das deutsche Volk sich seiner kraft bewusst sein, da einstens
die Stunde kommen muss, wo es seine Freiheit wieder erreichen
wird.
Volksgenossen! Sudetendeutsche! Gedenket daher
in Ehrfurcht der 56 armen Opfer, sie starben im Glauben an ihr
Volk.
Ebenso wurde aus der Nummer 10 vom 9. März
beschlagnahmt:
Aus dem Artikel "Deutsches Leid im deutschen
Heldentume" die Stellen:
... bangten die Grenzlandvölker um ihr
weiteres Geschick. Noch waren die "Friedens" Sprüche
nicht gefällt, noch glaubte man an die Selbstbestimmungsrechte
der Völker und ertrug alles Leid mit Geduld und "Vertrauen
auf die Gerechtigkeit der Welt", aber das Leid nahm seinen
Fortgang, des Volkes Stimme blieb ungehört, ihrem freimütigen
Bekenntnis wurde der Siegel der Gewalt durch Pulver und Blei aufgedrückt
und der Feinde Machtspruch gab einfach unserem Lande die Grenzen.
Die nachfolgenden Ereignisse machten tausende Volksgenossen bettelarm;
heimatlos, ohne Arbeit und Verdienst tragen sie das grosse deutsche
Leid mit sich.
Aus dem Berichte "Parteitag der Alldeutschen
Partei in Eger die Sätze:
Demgegenüber gibt es für das Sudetendeutschtum
nur einen einzigen Weg; der Selbstbehauptung, - zu dem sich die
Alldeutsche Volkspartei seit jeher führend bekannt und welches
Bekenntnis sie gerade am heutigen Tage, der der Vortag jenes vor
zehn Jahren stattgefundenen Ereignisses ist, das dem sudetendeutschen
Volke in seinen für die Freiheit der Heimat gefallenen Märzopfer
die Blutzeugen seines Kampfes schuf, mit unerschütterlicher
Festigkeit erneuert - das Bekenntnis zum Selbstbestimmungsrecht
unserer Heimat, auf dessen Erreichung Ziel und Weg der Alldeutschen
Volkspartei eingestellt sind und eingestellt bleiben.
... und nach wie vor die Vertreterin des sudetendeutschen
völkischen Selbstbestimmungsrechtes sein und bleiben. Diesem
Bestreben unterstellt sie Programm und Taktik und bekennt sich
erneut zu der Erkenntnis, dass unsere Zukunft nur durch das Selbstbestimmungsrecht
gesichert werden kann und dazu soll uns die von der Partei vertretene
alldeutsche Taktik führen, die nicht in Staats-, sondern
in Volksgrenzen denkt und darin die wirklichen Tatsachen der politischen
Gestaltung und Geschichte sieht. Sie ruft daher das Volk in ihre
Reihen mit dem Kampfruf: "Für alldeutsche Taktik, für
alldeutsche Zielfestigkeit, für völkische, wirtschaftliche
soziale Bestimmung und Selbstbehauptung.
Aus dem Artikel "Ein Schildbürgerstreich"
der Satz:
Wir leben eben in der glorreichen Tschechoslowakischen
Republik, wo derartiger Stumpfsinn auf der Tagesordnung steht.
Aus dem Berichte "Maffersdorf (Märzgefallenenfeier)"
die Sätze:
Die Hoffnung aller Deutschen, nach dem Ausgang
des Weltkrieges zu einer Einheit zu gelangen, ist nicht erfüllt,
das Selbstbestimmungsrecht, wurde unserem Volke vorenthalten.
Die Opfer unseres Volkes werden nicht umsonst gebracht sein, wenn
alle Sudetendeutsche ihre Pflicht erfüllen, im steten Gedenken
an unsere teueren Toten. Ein grosser Teil unseres Volkes weiss,
welchen Weg es zu gehen hat, der in die freie deutsche Zukunft
führt, die unserem Volke gehört. Wenn alle Sudetendeutschen
gemeinsam dem Ziele zustreben, dann wird das unschuldig vergossene
Blut unserer Opfer als Saat aufgehen und sie werden dann erst
Ruhe und Frieden in der deutschen Heimaterde finden. Diese Trauerfeier
war eine wirkliche Weihestunde und des Gedenkens, sie wird alle,
die daran teilgenommen haben, erheben über die Sorgen des
grauen Alltags und ihre Herzen heisser schlagen lassen für
ihr deutsches Volk. Das, was Volksgen. Wolf ausführte, wird
fortklingen in unseren Herzen und uns die Kraft geben, alles das
zu tragen, was uns bestimmt ist, bis die Stunde schlägt,
wo alle Entrechtung ein Ende hat.
Aus dem Berichte "Trautenau" (Märzgefallenengedenkfeier)
die Sätze:
- - - Die Blutopfer vor zehn Jahren sollen
uns aber stets an unsere Knechtschaft erinnern, um das Verlangen
nach deutscher Freiheit zu mehren, um die Zukunft vorzubereiten.
Wenn man die beschlagnahmten Stellen einer
ruhigen und objektiven Ueberprüfung unterzieht, wird man
gewiss zugeben müssen, dass darin nichts enthalten ist, was
das erlaubte Maass sachlicher Kritik überschreitet, wobei
noch festgestellt werden muss, dass einzelne Berichte in anderen
Zeitungen vollkommen unbeanständet erscheinen konnten. Daraus
geht wohl zur Genüge hervor, dass es sich im vorliegenden
Falle um einen reinen Willkürakt der Reichenberger Staatsanwaltschaft
gegen diese oppositionelle Zeitungen handelt. Der Vorwurf ist
nicht von der Hand zu weisen, dass man die Zeitung wirtschaftlich
untergraben will, um diese unbequeme Kritik zu beseitigen, andererseits
auch, um der Bevölkerung nicht die entsprechenden Wahrheiten
zur Kenntnis zu bringen.
Ich habe gegen diees rückschrittliche
Vorgehen der Reichenberger Staatsanwaltschaft dieser Zeitung gegenüber
schon mehrmals Beschwerde erhoben, allerdings bisher ganz ohne
Erfolg, da nichts verfügt wurde. Dadurch hat die Willkür
der Staatsanwaltschaft nur noch in erhöhtem Masse zugenommen;
so dass fast jede 2. Nummer dieser Zeitung der Beschlagnahme verfällt.
Ein solches Vorgehen ist einer freien, demokratischen
Republik unwürdig. Die Gefertigten fragen daher den Herrn
Justizminister ob er geneigt ist, endlich dem Reichenberger Staatsanwalt
die entsprechenden Weisungen zum Schutze einer öffentlichen
und freien Kritik zu geben und eine liberalere Auffassung von
seinem Amte beizubringen?
Prag, am 16.
März 1929.
In der Nr. 82 des Troppauer Tagblattes "Deutsche
Post" vom 6. April ds. J. wurde der Artikel "Der Pfiff
aus dem Generalstab" zum Teile Bechlagnahmt. Der Artikel
übt eine Kritik an den Zuständen im Eisenbahnwesen der
Republik, wie sie durch die Vorkommnisse im letzten Winter in
besonders krasser Weise in Erscheinung getreten sind. Nachfolgend
ein Teil dieses Artikels aus dem die spationierten Teile der Beschlagnahme
verfielen.
Die Staatsbahnen sind ein rechtes Schmerzenskind
dieser Republik. Es ist bei einer Bahn sehr schlimm, wenn es mit
ihr immer weiter bergab geht. Da hat man die "Č.
S. D." erst nationalisiert. Keine deutsche Aufschrift beleidigt
mehr das Auge der waschechten Patrioten. Die Reinigung von den
deutschen Taferln war - potz Blitz! - diejenige Massnahme, die
für den hiesigen Eisenbahnverkehr offenbar
am allernotwendigsten war. Wir sind überzeugt, es wäre
einfach nicht weiter gegangen im Jahre 1919, wenn mit dem "Nichtraucher",
der "Notbremse" und dem "Kalt" und "Warm"
auf den Heizungen nicht restlos aufgeräumt worden wäre.
Welche revolutionäre tschechoslowakische Lokomotive hätte
wohl noch so einen reaktionären Zug mit doppelsprachigen
Aufschriften gezogen? Nach der Nationalisierung kam die Rationalisierung.
Jawohl, die Eisenbahn wurde zu einem "wirtschaftlichen Unternehmen"
erklärt, das nach rationellen, zu deutsch vernünftigen
Grandsätzen geführt werden sollte! Daher kamen nach
den verkehrsstörenden deutschen Aufschriften jetzt die
verkehrshindernden deutschen Eisenbahner an die Reihe. 22.000
Mann wurden vom Besen der Republik auf das Pflaster gekehrt. Die
Bahnen wurden also entösterreichert, dass man 22.000 wohlgeschulte,
pflichtbewusste, im besten Arbeitsalter stehende deutsche Eisenbahner
in den Ruhestand drängte. Dafür stellte man dann 22.000
tschechische Grünlinge, Anfänger, Republikaner ein,
die sich bisher bloss im Denkmalstürzen und in Kulturstümerei
hervorgetan hatten. Man schuf also 22.000 arbeitsfähige Pensionierte
und 22.000 arbeitsunfähige Aktivisten. Weisst Du nun,
lieber Staatsbürger, was "Rationalisierung" ist?
Jedes Industrieunternehmen würde es doch nach einer schweren
Krise - und der Krieg war für die österreichischen Bahnen
eine schwere Zeit - genau so machen, dass es zuerst einen Taferlsturm
veranstaltet und dann alle eingearbeiteten Fachleute mit einer
Pension entlässt und dafür Fleischer-, Schuster- und
sonstige Gesellen anstellt. - - -"
Ausserdem wurden aus dem restlichen Teil des
Artikels noch die Satzteile "der Verkehrsbolschevismus des
letzten Winters" und "Sonst würde der tschechische
Schlendrian" durch die Zensur eliminiert.
Der Artikel ist gleichzeitig in einer Reihe
von anderen Zeitungen unbeanständet erschienen. Es ist nicht
leicht verständlich, warum gerade der Troppauer Zensor jedes
offene Wort einer berechtigten Kritik - denn um eine solche handelt
es sich in diesem Falle - der Oeffentlichkeit vorenthält.
Ja selbst allbekannte Sprichwörter wie jenes, dass der Fisch
vom Kopfe gut riechen muss, verfielen dem Zensurstift. Die unglaublichen
Zustände auf unseren Eisenbahnen haben im Inn- und Ausland
berechtigte Missbilligung erregt. Eine scharfe Kritik wurde an
diesen Zuständen in der Presse des In- und Auslandes allgemein
geübt. Eine, man könnte sagen kleinliche und gerade
zu lächerliche Unterbindung einer solchen Kritik durch die
Zensur erhöht das Ansehen der Republik und ihrer Behörden
keinesfalls. Man kann sie daher nur als eine unnütze Schikane
der Presse auffassen, besonders wenn sie noch einseitig gegen
einzelne Blätter in verschärften Masse geübt wird.
Die Unterzeichneten fragen daher den Herrn
Minister an:
Billigt er diese Art der Zensur und ist er
bereit, den Staatsanwälten entsprechenden Weisungen zu geben,
dass künftighin eine derartige Unterbindung der Kritik und
Schikanierung einzelner deutscher Blätter unterbleibe?
Prag, am 25.
April 1929.