Meine Damen und Herren! Wenn ich mir heute das Haus hier betrachte,
so erinnere ich mich an zweierlei. Als ich vor mehr als einem
Jahrzehnt das Land einer erstarrten Kultur bereiste, die Mongolei,
da lernte ich einen Kultus kennen, bei dem man an Gebetsmaschinen
lange Dinge herunterleierte. Und wenn ich mir das Haus hier ansehe,
dann sehe ich, daß die Männer, die hier als gewählte
Volksvertreter sprechen sollen und sprechen, ganz einfach den
Stenographen ins Stenogramm diktieren könnten und daß
man an die Stelle des Redners ein Grammophon setzen könnte.
Gebetsmaschinen, an denen man heute noch den Kultus der Demokratie
herunterleiern könnte. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.) Ich erinnere mich ferner, daß vor nicht so
langer Zeit an dieser Stelle hier der Herr Ministerpräsident
stand und von einer neuen konstruktiven Demokratie sprach, welche
nun unter der von ihm neugebildeten Regierung hier platzgreifen
sollte; und da hat man uns Jungen, die hier in das Haus kamen
mit dem ehrlichen Willen, für das Volk zu arbeiten, belehrt,
was Demokratie sei. Wenn ich mir aber das Haus heute ansehe, könnten
wir Sie darüber belehren, was Demokratie ist (Sehr richtig!),
denn für alllle Fälle ist das, was Sie hier vorführen,
nicht Demokratie, denn wenn wir, die wir die meisten Mitglieder
dieses Hauses stellen, weggehen, dann haben Sie nicht genug, um
die Präsenz aufrecht erhalten zu können. So achten Sie
Ihre Demokratie, die Sie uns lehren wollen. (Potlesk.)
Der Staatsrechungsabschluß, die Verantwortung der Ministerien,
daß man die Gesetze und zwar das höchste Gesetz, den
Staatsvoranschlag beachtet hat, das ist heute Gegenstand der Verhandlung
und dieser Gegenstand ist so viel wert, daß kaum ein Klub
nicht einmal 50% - viel weniger - seiner Mitglieder daher schickt,
um das Volk zu vertreten und die Verantwortung entgegenzunehmen.
Wenn ich hingehört habe auf das, was hier gesagt worden ist,
so muß ich feststellen, daß alle Redner kritisch zu
den Dingen stehen, selbst die Redner der Regierungsparteien. Und
wenn man den heutigen Zustand des Staates und der Regierung betrachtet,
dann ist wohl alle Ursache vorhanden, kritisch zu den Dingen zu
stehen. Was ist denn geschehen? Nichts ist geschehen. Man verhandelt
hier, man glaubt, durch eine Erweiterung der Koalition, durch
eine größere Zahl, den mangelnden Mut und Geist ersetzen
zu können. Ein Irrtum! Die ganze Struktur der Regierung,
die ganze Art, wie ja seit Jahrzehnten mit demselben System regiert
wird, das ist schuld, nicht die Zahl, die zu klein oder zu groß
ist. Das Volk draußen - nicht nur das deutsche. das vorwiegend
notleidend ist, auch das èechische und slovakische - liest
in den Zeitungen nichts anderes als von Reisen und Reden, hört
nichts anderes als Abhandlungen und Verhandlungen über neue
Ministerposten, ob ein Stellvertreter oder ein Staatssekretär
geschaffen werden soll, es hört nichts von Gesetzen, die
die immer wieder aufkommende große Finanzpleite irgendwie
regeln, es hört nichts von den Gesetzen, die seit Jahren
versprochen, aber nicht durchgeführt werden, weil einfach
der Mut fehlt, Gesetze zu schaffen, die dringend notwendig sind,
um das Volk vor weiterer Not zu bewahren. Wenn das Volk
unzufrieden wird, dann glaubt man durch eine Vermehrung der Sicherheitsorgane
im Staate Abhilfe zu schaffen, dann glaubt man besonders nach
dem deutschen Gebiete hin Tüchtigkeit und Tapferkeit beweisen
zu können. Den Staat bauen Sie nicht darauf, daß Sie
die hungernden Mägen mit Gendarmerie umgeben, (Sehr gut!)
sie bauen die Sicherheit des Staates nicht darauf auf, daß
Sie nicht den Mut finden, tatsächlich die innere Sicherheit
und Zufriedenheit der Bevölkerung zu schaffen. (Výkøiky
na levici.) Da können Sie außer Rußland noch
China oder Japan, oder weiß Gott wen heranziehen. Am stärksten
ist der Mann, der sich selbst zu helfen weiß. Wenn Sie sich
aber im eigenen Staat nicht zu helfen wissen, andere werden Ihnen
nicht helfen und auch nicht helfen können.
Da haben Sie auch in der jüngsten Zeit geglaubt, da in der
linken Bankreihe, in der Moskauer Kommune, Assistenz gefunden
zu haben, Sie haben sich gefreut, weil diese Kommune scheinbar
ein bißchen anständig geworden ist und auf uns mitgeschimpft
und für das oder jenes Gesetz gestimmt hat. (Výkøiky.)
Und da kam auf einmal Herr Gottwald aus Moskau angefahren
und hat diesen Politikern, man kann auch sagen diesem Kindergarten,
die Leviten gelesen, daß Sie für Rüstungen im
Staate gestimmt haben, hat ihnen die Leviten gelesen, daß
Sie, so sagt Gottwald, sich mit dem reaktionären Bechynì
zus ammengesetzt haben. Kurzum, Gottwald hat die Maske
wieder heruntergerissen, an die Sie, meine Herren, vielfach geglaubt
haben. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.)
Da frage ich mich eines: ist es hierzulande gestattet, Beschlüsse
(Pøedsednictví se ujal pøedseda Malypetr.),
Programme und Agitationen einer internationalen Einrichtung
zu verbreiten, die ganz offen gegen die Verfassung des Staates
und gegen die Ruhe und Ordnung gerichtet sind, nämlich die
Aktion der "Komintern", deren Sitz in Moskau ist und
wo auch Stalin, ein Staatsmann dabei ist. (Posl. Beuer: Sie
denunzieren ja hier!) Hier in diesen Anweisungen (ukazuje
na knihu) steht, daß Sie uns zu denunzieren haben. Da
wurde vor einigen Tagen hier eine Gelöbnisfeier absolviert.
Wir. haben das Gelöbnis immer geehrt und werden dies auch
fürderhin, wir sind sogar aufgestanden, während die
Kommunisten das Gelöbnis leisteten, während Kollegen
von der Linken das nicht einmal für notwendig befunden haben.
Aber es ist merkwürdig, wie man auf die Verfassung des Staates
geloben kann, wenn man selbst für die Sowjetdiktatur, also
gegen die demokratische Verfassung des Staates schreibt und sogar
für die "Komintern" tätig ist. Was geschieht
jedoch, wenn ein Arbeitsloser über die Grenze nach Deutschland
geht und dort eine Beschäftigung sucht? Dann wird er zurückgeholt
und eingesperrt. Wenn hier Broschüren verbreitet werden:
"Es lebe unser Führer Stalin" - stellen Sie sich
ei nmal vor, es würden Broschüren verbreitet werden:
"Es lebe unser Führer Hitler". Sie sehen vor lauter
eingefleischter Angst vor Deutschland die Gefahren nicht, die
von jener Seite kommen. (Výkøiky posl. B.
Köhlera a Beuera.) Was nun die Demokratie betrifft,
da wurde Ihnen z. B. vom Herrn Gottwald geraten, Sie sollten
sich an die Massen erinnern und Sie hätten zuviel Politik
hier im Parlament mit den Parlamentariern gemacht. Sie konnten
sich an die Massen nicht erinnern, weil Sie keine haben und der
Herr Gottwald hat Ihnen sehr Unrecht getan; denn wenn Sie
in Weipert, wo der Bezirkshauptmann Ihnen die öffentliche
Versammlung erlaubt hat, - uns werden öffentliche Versammlungen
verboten, Sie werden von der politischen Behörde protegiert
- 60 Leute haben, so sind das die Massen, die Sie noch besitzen.
(Posl. Beuer: Wir wenden uns auch an die Massen, die Sie verführt
haben und zwar mit sehr großem Erfolg! - Smích
poslancù sudetskonìmecké strany.) Sie
wenden sich an die Massen der sozialistischen Regierungsparteien,
Herr Beuer, lesen Sie den Gottwald besser. (Rùzné
výkøiky.)
Pøedseda (zvoní): Prosím o
klid.
Posl. Kundt (pokraèuje): Das eine ist klar.
Ich nehme an, daß Sie von der Freundschaft und von der Ehre
dieser Freundschaft vielleicht jetzt doch endlich geheilt sind.
Sie haben in Ihrer Verblendung, in der Art, wie Ihnen über
uns allerhand weis gemacht worden ist, geglaubt, hier Schützenhilfe
zu finden. Die Schützenhilfe ist keine Ehre gewesen und sie
hat sich jetzt geoffenbart. Ich bin neugierig, wie lange ein Gottwald
zwischen Moskau und Prag, zwischen zwei Gelöbnissen, der
"Komintern" und einer demokratischen Verfassung, wird
hin und herreisen dürfen. (Posl. Beuer: Erzählen
Sie uns etwas über die Reise von Henlein nach München!)
Ich werde es Ihnen gleich sagen. Wenn man ein anständiger
Mensch ist, interessiert man sich auch für die Olympiade
und wenn man ein anständiger Mensch ist, wird man auch eingeladen.
(Posl. Beuer: Von der Reichsregierung!) Nun, das Gastland
war diesmal Deutschland, das nächstemal ist es ein anderes.
Daß es nicht gerade Moskau war, dafür müssen Sie
sich bei der von den Franzosen geführten Olympiade bedanken.
Bewerben Sie sich darum. Im Übrigen erinnern Sie sich an
Litvinov, der beim englischen König mit Neurath zus ammen
spazieren gegangen ist.
Die Zeit ist viel zu ernst, um sich mit solchen politischen Kindern
zu beschäftigen, die wie ein Puppentheater von Moskau dirigiert
werden. Sie ist deswegen ernst, weil das Elend draußen immer
größer wird und es auf die Dauer nicht angehen wird,
sich damit zu beruhigen, daß es Oberkommissäre wie
den JUC. Schauer oder Polizisten gibt, die statt Ruhe und Ordnung
sicherzustellen und die Brücke zwischen Bevölkerung
und Staat zu bilden, mit der Waffe auf hungernde Menschen hineinschlagen,
die nichts anderes tun wollten, als in einer Versammlung zusammen
zu kommen, eine Resolution zu fassen, mit den Forderungen der
Arbeitslosen, und eine Deputation zum Herrn Bezirkshauptmann zu
schicken. In allen Städten, wo der Bezirkshauptmann oder
der Polizeidirektor ein vernünftiger Mann ist, ist nichts
geschehen. Dort aber, wo ein Mann so unvernünftig war, dort
geschah eben das, was nach der ganzen Welt hin die Ruhe und Ordnung
im Staate wieder zunichte macht, die Sie mit großen Auslandspropagandageldern
vormachen. Ich würde Ihnen raten, dem Herrn JUC. Schauer
in Podersam zunächst einmal Kinderstubenmanieren beizubringen,
daß er sich vorstellt, wenn man sich ihm vorstellt, und
ihn das Doktorat studieren zu lassen, denn es gibt genug èechische
Doktoren, die auch diesen Posten ausfüllen könnten;
oder den Herrn Pican in Luditz zu belehren, daß er Manieren
hat, auch seinerseits seinen Namen zu nennen, wenn sich ihm ein
Parlamentarier vorstellt. Wenn Sie aber derartige Beamten draußen
haben, die eine Ehre darin sehen, die innerliche Erregtheit der
Bevölkerung noch mehr aufzureizen, schon durch die Art, wie
sie die Dinge behandeln, dann werden Sie keine Ruhe und Ordnung
schaffen. Wenn Sie die Dinge so weiter treiben, wie jetzt, dann
wird die Schuld bei denen liegen, die eben die Entwicklung in
der ganzen Zeit zu verantworten haben.
Es geht nicht an, einfach zu sagen, die Arbeitslosigkeit ist ein
Ausfluß der Weltwirtschaftskrise. Rechnen Sie sich die Zahlen
der Menschen, Arbeitsplätze und Beschäftigungen zusammen,
die durch das nationalstaatliche System hier im sudetendeutschen
Gebiet den Deutschen verloren gegangen sind. Mindestens 50% der
Arbeitslosigkeit des Sudetendeutschtums ist direkt und indirekt
nicht auf die Weltwirtschaftskrise zurückzuführen, sondern
auf das nationalstaatliche System, welches im deutschen Gebiet
den Menschen einfach den Arbeitsplatz genommen hat. Wenn in der
Bahnhofsrestauration in einer deutschen Stadt nur ein èechischer
Wirt mit èechischen Kellnern vorhanden ist, so ist klar,
daß dort sonst deutsche Kellner gewesen sind, und wenn der
deutsche Kellner hungernd und arbeitslos vorbei geht, so muß
er dumm sein, wenn er nicht auf den Gedanken kommt: "Warum
bin ich arbeitslos? Weil ich früher dort beschäftigt
war und jetzt nicht mehr, sondern von fern hergeholte Menschen
hier sind!" So wird das soziale Moment in ein nationales
umgeschlagen. Dann kommen Sie und sagen: Wir schlagen aus sozialen
Dingen Kapital. Nein, Sie haben die soziale Frage zu einem national-politischen
Mittel benützt, und zwar von 1918 an unter immer neuen Titeln.
Es ist kein Wunder, wenn sich Blätter der "Národní
jednota" rühmen, daß in einer Kleinstadt in 10
Jahren 2.000 Èechen zugewachsen sind. Da müssen doch
diese 2.000 Èechen im Laufe einer schlechteren Wirtschaftsentwicklung
mindestens 2.000 Deutschen das Brot weggenommen haben, und Sie
können die 2.000 auf der Liste der Arbeitslosen sehen. (Posl.
Hatina: Kde je to?) Sie nützen damit dem Staate nichts.
Das war in B. Leipa, in meiner Heimatstadt. Das kann ich aus jeder
Stadt nachweisen. Nehmen Sie die Volkszählungen aus den Jahren
1930 und 1921! Das ist keine natürliche Entwicklung. In B.
Leipa sind zwei Eisenbahnwerkstätten, 3 Bahnhöfe, 2
Haltestellen, 1 Kreisgericht, 1 Bezirksgericht, 1 Zollamt,
1 Steueramt und eine Bezirksbehörde; und all das zusammen,
nehmen Sie die Arbeitsplätze, die nur mit Èechen und
nicht mehr mit Deutschen besetzt sind, die oft nicht einmal deutsch
können - bei der Bezirksbehörde kann man z. B. nicht
einmal richtig deutsch. Diese Arbeitsplätze fehlen am Orte.
Die müssen fehlen. Wohin sind die jungen Menschen aus der
Bürger- und Mittelschule früher gegangen? Sie wurden
Postbriefträger, Gefangenenaufseher, sie gingen in den Telegraphendienst
oder sie wurden Schlosser und kamen in die Werkstätten. Heute
laufen sie arbeitslos herum und müßten dumm sein, wenn
sie nicht allmählich merkten, daß sie zum großen
Teil deswegen arbeitslos geworden sind, weil sich eine andere
Nation systematisch in ihr Heimatsgebiet hineingeschoben hat.
(Potlesk.) Da können Sie nicht erwarten, daß
diese Menschen, die Tag für Tag Hunger im Leib haben, mit
Liebe zu Ihrem Staat stehen und Sie können auch nichts anderes
erwarten, wenn die Verhungerung der Bevölkerung systematisch
weitergeht, übrigens nicht nur unter den Deutschen, es fängt
in der Slovakei genau so an und auch im Gebiete von Pilsen und
Ostrau.
Wenn Sie das so weiter machen, nützt Ihnen die ganze Militärpaktpolitik
nichts, denn im Ernstfalle werden Sie bei dem Hunger der Bevölkerung
zu Beginn eines Krieges dort stehen, wo wir am Ende des Weltkrieges
mit unserer verhungernden Bevölkerung gestanden sind. Sie
überlegen sich gar nicht, was bei der einseitigen Sozialpolitik,
die heute betrieben wird, und systematisch betrieben wird, eigentlich
für die Sicherheit, bezw. genau genommen für die Unsicherheit
des Staates herauskommt. Und dann geht es nicht an, ganz einfach
die Seele zu beruhigen, indem man sagt: Hitler oder Mussolini,
oder früher hat man gesagt Dollfuss; jetzt sind die schwarzen
Fascisten plötzlich Freunde geworden, das wandelt sich stark.
Das ist keine Beruhigung. Beruhigt werden Sie erst sein, wenn
Sie das Gefühl haben, daß Sie nicht früher aus
diesem Hause gegangen sind, als bis die systematische Entwicklung,
die seit einem Jahrzehnt hier geschaffen worden ist, so geändert
ist, daß die Bevölkerung des Staates sich auch wirklich
bewußt sein wird, daß der Staat nicht nur fortwährend
kommt, um etwas zu wollen, und daß der Staat das Volk nicht
nur aushungern läßt wie heute, sondern daß der
Staat auch ein wirklicher Vater der Bevölkerung ist. [ ].
Es hat keinen Zweck, wenn Sie demnächst, was an sich eine
verständliche Ehrung ist, den 7. März als Staatsfeiertag
einführen. Es hat keinen Zweck, wenn Sie nur am 7. März
dauernd von der Humanität sprechen, wenn Sie die großen
Worte eines Präsidenten Masaryk an Festtagen wiederholen.
Es hat nur einen Zweck, wenn Sie endlich die Kraft aufbringen,
daß Ihre Nation nachlebt und verwirklicht, was Ihnen Komenius
und Masaryk und sogar Hus gepredigt haben. An Festtagen
huldigen Sie Masaryk, huldigen Sie der Humanität,
an Werktagen setzen Sie die Gendarmerie, die Polizei und Staatsanwaltschaft
in Tätigkeit. Dann huldigen Sie nicht der Humanität,
dann huldigen Sie einer sich selbst beweihräuchernden Demokratie,
die längst nichts mehr ist von wahrer Demokratie. Das ist
eine Scheindemokratie! (Posl. Hatina: To mùžete
øíkat tìm vašim fabrikantùm!
- Posl. dr Peters k posl. Hatinovi: Pane kolego, ty fabrikanty
máte vy také! Øeknìte to vašim
fabrikantùm!) Reden Sie mir nichts von den Fabrikanten.
Den Fabrikanten sind in der Mehrheit ohnedies von den Großbanken
die Kehlen zugeschnürt worden. Regen Sie sich einmal auf
über die Großbanken, die diesen Fabrikanten die Kehle
zugeschnürt haben. Schauen Sie einmal nach, wo heute die
Kapitalien liegen, und schauen Sie einmal, daß die Kapitalien,
die in den Großbanken von der Živno bis zur Nationalbank
liegen, in Tätigkeit kommen, damit die Arbeitsbeschaffung,
von der seit Jahren besonders vor den Wahlen und auch nach den
Wahlen gesprochen wird, endlich einmal Wirklichkeit wird.
So aber, was geschieht denn? Sie vertagen eine Haussitzung nach
der andern, und warum? Weil die Regierungskoalition keinen Geist
besitzt, Gesetze vorzulegen, die das Haus wirklich ernsthaft zu
beschäftigen in der Lage sind. Da wird wieder vertagt, und
man hofft, daß der heilige Geist für die nächste
Woche kommen werde. Ob man nach Paris, nach Belgrad oder gar nach
Moskau fährt, der heilige Geist wird nur aus Ihnen herauskommen,
und nur dann, wenn Sie den Mut haben - wir verlangen gar nicht,
daß Sie sich vor uns kritisieren - in sich selbst nachzudenken,
ob wirklich dieser Staat von 1918 bis heute so gut geführt
worden ist, daß es wirklich notwendig war, diese reichen
Länder in diese Verschuldung, in diese Arbeitslosigkeit mehr
hineinzutreiben, als es in anderen Staaten der Fall ist.
Dann, meine Herren, dann werden Sie die Kritik eines Staatsverrechnungsabschlusses
nicht mehr zu fürchten haben. Dann werden Sie nicht mehr
darüber zu sprechen brauchen, daß man sich vorgenommen
hat, so und so viel auszugeben und so und so viel einzunehmen,
und daß mehr ausgegeben wurde und weniger eingenommn en
wurde, als man sich vorgenommen hat. Dann werden Sie vielleicht
wieder zu dem kommen, was Sie entgegen dem Grundsatz eines guten
Sparers vergeudet haben, wie bis zu dem Jahre 1927, nämlich
zu einem Überschuß der Einnahmen gegenüber den
Ausgaben. Solange Sie nicht den Mut besitzen, die Arbeitslosen
zu beschäftigen, die Massen wieder in Tätigkeit als
Arbeitsmenschen und damit auch als Konsumenten zu bringen, so
lange könne Sie herumdoktern mit Ihren Voranschlägen,
mit Ihren Rechnungsabschlüssen, da können Sie nnoch
so große Richtlinien, ob sie von Herrn Preiss oder Trapl
oder sonst woher stammen, hier zum besten geben. Sie kommen nicht
weiter, als Sie bisher gekommen sind. Jahr für Jahr ein höheres
Staatsdefizit, Jahr für Jahr höhere Ausgaben und geringere
Einnahmen, als Sie sich vorgenommen haben. Es geht genau so wie
im Privatleben nur dann, wenn man sich besinnt und sagt: Jetzt
mache ich einmal mit einem Geist und einer Lebenshaltung Schluß,
damit ich meine - ich gestatte mir das Wort - Sauwirtschaft wieder
in Ordnung bringe. (Výkøiky. - Posl. Bergmann:
To je sprosáctví, když tady takto urážíte
úøednictvo!) Wenn Sie aber nicht den Mut haben,
mit dem ganzen System Schluß zu machen, dann werden Sie
Ihre Staatswirtschaft nicht in Ordnung bringen. Und nicht Hitler
wird es sein, sondern Sie werden es sein, die den Staat in Unordnung
gebracht haben. (Výkøiky èsl. nár.
soc. poslancù. - Posl. Bergmann: Kdybyste to øekl
v øíšském snìmu, šel byste
do koncentraèního tábora! - Výkøiky:
Tam nesmíte ani promluvit!) Verzeihen Sie, Sie überheben
sicb über Deutschland mit der Behauptung, daß wir hier
in einer Demokratie sind. Und das Sprechen erlauben Sie uns auch
nicht mehr! (Výkøiky: Demokracie vám umožòuje,
že tady vùbec mùžete mluvit, drahý
pane! - Posl. Bergmann: Mùže to øíci
slušnì!) Daß Sie sich so aufregen über
das, was ich jetzt gesagt habe, ist ein Zeichen, daß ich
irgendwo Recht habe, Herr Kollege!
Ich würde es begrüßen, wenn ich sagen könnte,
dieWirtschaft, die hier Platz gegriffen hat, ist ordentlich. Aber
wenn Sie Jahr für Jahr Staatsdefizite ausweisen müssen,
wenn Sie ausweisen müssen immer höhere Arbeitslosigkeit
und wenn Sie weiter nichts haben als die Sorge, wie Sie weiter
kommen, wenn Sie nicht den Mut haben, ein neues System platzgreifen
zu lassen, dann werden Sie nicht weiterkommen. (Výkøiky
èsl. nár. soc. poslancù.) Regen Sie sich
nicht auf, Herr Kollege, mit Aufregung hat noch niemand eine gute
Politik gemacht. (Výkøiky. Hluk.) Kommen
Sie einmal mit uns, gehen Sie einmal mit uns in unsere Gebiete,
aber Sie haben ja keine Ahnung! Stellen Sie sich einmal vor die
Massen hin und halten Sie sie so zurück, daß sie Ruhe
bewahren. (Posl. Bergmann: Nenecháme si tady nadávat!
- Posl. dr Peters: Vy jste mu ještì nedokázal,
že nadával! - Výkøiky: Sie vertragen
die Wahrheit nicht mehr, mein Lieber! - Posl. May: Wir
müssen draußen Ruhe bewahren, und hier wird großes
Theater gemacht!) Ich bin überzeugt, meine èechischen
Kollegen, daß das Wort, das da oben am Staatswappen steht,
wahr wird, und wenn Sie sich noch so aufregen, die Wahrheit wird
siegen. Auch die, daß Sie es bisher nicht verstanden haben,
die mit dem Blute Ihrer Legionäre erkämpfte Freiheit
zu einem Staate umzuwandeln, der wirklich die Insel der Glückseligkeit
darstellt. Sie haben noch gar nicht bewiesen, daß Sie wirkliche
Nachfolger der Legionäre sind, wie ich sie selbst in Sibirien
gesehen habe, daß Sie es verstehen, die Freiheit, die andere
erkämpft haben - einige von Ihnen waren es auch, das weiß
ich - diese Freiheit auszugestalten und zu verdienen und den Staat
zu schaffen, der das Blut, das für ihn vergossen worden ist,
wert ist. Es ist keine Kunst, jetzt hinter sicheren Unterständen
sozusagen den großen Politiker zu spielen. Eine Kunst war
es, von Ihrer Nation gesehen, sich herzustellen, als es noch ein
Risiko gewesen ist. Und ich finde heute häufig, daß
nicht die alten Legionäre es sind, sondern viele der großen
Schreier und Chauvinisten der èechischen Nation, besonders
in den Grenzgebieten - ich kenne solche Bezirkshauptleute - die
damals noch im Jahre 1914 gegen das 28. Regiment große
Reden gehalten haben und heute die rücksichtslosesten sind.
Die sind heute auch noch da und diese sind heute Ihre Diener.
Meine Herren, worauf kommt es denn an? Es kommt darauf an, daß
Sie, nachdem man es ruhig gesagt, nachdem man es im engen Kreise
vernünftig gesagt hat, daß Sie sich es endlich einmal
anhören müssen, wenn man es öffentlich sagt: Sie
sind vorläufig noch nicht fähig gewesen, den Staat dazu
zu machen, wozu Sie ihn hätten machen können. Wenn Sie
so weiter machen, werden Sie ihn mehr ruinieren, als ihn jemand
jenseits der Grenzen ruinieren könnte. Das werden Sie nur
dann verhindern und die Sicherheit werden Sie nur dann haben,
wenn Sie an ihren Staatsgrenzen satte Menschen und gesunde Menschen
besitzen werden, die nicht durch Hunger ungesund geworden sind.
Nur dann werden Sie Sicherheit haben.
Sie können sich auf den Standpunkt stellen, daß die
Gendarmerie und die Staatspolizei, die ständig vermehrt wird,
genüge, um die Ruhe und Ordnung sicherzustellen. Dann wird
irgendwann der Krieg kommen, auf den die Kommune hofft, daß
sie ihn in die Weltrevolution umwandeln kann. (Výkøiky.)
Auf den Standpunkt kann man sich auch stellen. Dann reden
Sie aber nicht von Demokratie und Frieden und machen Sie gleich
ein Bündnis, auch ein seelisches Bündnis mit der Kommune;
sie wartet nur darauf, bis durch Ihre Politik die vollkommene
Verelendung der Massen soweit gediehen ist, daß sie auch
auf ruhige Menschen nicht hören und reif werden zur Weltrevolution
oder, wie man sich jetzt vorsichtig ausdrückt, zur Umwandlung
des imperialistischen Krieges in die Weltrevolution. (Výkøiky
komunistických poslancù: Jetzt sucht er Partner!)
Ich brauche keine Partner! (Hluk.) Wenn ruhige Menschen
aus unseren Kreisen sich erregen, dann mögen Sie daraus vielleicht
ermessen, wie die Verhältnisse draußen liegen, und
wenn ruhige Menschen in der letzten Stunde warnen, so will ich
hoffen, es gibt bei Ihnen noch so viel Gewissen und Verantwortungsgefühl,
daß Sie vielleicht doch noch allmählich zur Besinnung
kommen, daß Sie mit den bisherigen Koalitionsschiebereien
und Packeleien und derart, wie bisher hier regiert worden ist,
dem Staate nicht nützen, sondern ihm nur schaden werden.
(Souhlas a potlesk sudetskonìmeckých poslancù.
- Výkøiky komunistických poslancù.)