Hohes Haus! Die vierte Etappe der Pensioniste wartet schon so
lange auf ihre Befriedigung, daß ich sie nicht durch eine
längere Rede noch verzögern möchte, um so weniger
als es nicht meine Absicht ist, gegen die Vorlage zu sprechen.
Ich muß mich darüber wundern, daß sich überhaupt
Gegenredner gefunden haben - es handelt sich diesmal um eine sehr
geringe Summe, die außerdem einmal einem wirklich nützlichen
Zwecke zugeführt wird - und ich nehme an, daß auch
die Gegenredner dies nur aus technischen Gründen getan haben
und daß schließlich dieses Gesetz von allen Parteien
angenommen werden wird.
Die Altpensionisten haben endlich das bekommen, worauf sie schon
lange Anspruch haben. Aber es ist der Finanzverwaltung wiederum
gelungen, durch langes Hinauszögern dieser Erfüllung
sie wiederum nur zu einer halben Maßregel zu machen. Inzwischen
sind 50% derer, die einen Anspruch hatten, durch den Tod hinweggerafft
worden und die inzwischen erfolgte Herabsetzung der Pensionsbezüge
überhaupt macht auch diese Gabe wiederum zu einer sehr fragwürdigen.
Immerhin ist aber die Tatsache als solche zu begrüßen.
Ich möchte aber in ihr nur einen ersten Schritt auf dem Wege
sehen, der dahin gerichtet ist, die Altersversorgung immer mehr
auszubauen und die Grenzen der Altersversorgung - und das gilt
nicht bloß für die Staatsangestellten, es gilt insbesondere
auch für die Pensions- und die Altersversicherten - immer
weiter herabzusetzen, und dadurch vor allem - was in der heutigen
Zeit der Arbeitslosigkeit besonders wüns chenswert ist -
wieder mehr Raum zu schaffen für die nachwachsende Jugend.
Ich möchte ferner in diesem Zusammenhange nicht unterlassen,
darauf hinzuweisen, daß mit der Befriedigung dieser vierten
Etappe zwar wiederum etwas zu Gunsten der Pensionisten geschehen
ist, aber daß wir noch weit davon entfernt sind, ihre berechtigten
Forderungen erfüllt zu haben. Ich möchte im wesentlichsten
hinweisen auf die ganz unverhältnismäßige Beschränkung
der Bewegungsfreiheit der Pensionisten, denen eine Auslandsreise,
ein Aufenthalt im Auslande nahezu unmöglich gemacht ist,
und ich möchte darauf hinweisen, daß das heikle Problem
des Doppelverdienertums, das von verschiedenen Seiten betrachtet
werden kann und vieles dafür und vieles dagegen hat, nicht
gerade bei den paar Staatspensionisten mit solcher Schärfe
hätte gelöst werden sollen, wie es geschah, daß
auch in dieser Hinsicht eine wesentliche Änderung und Besserung
wünschenswert ist.
Wenn wir schon von den Pensionisten sprechen, so drängt sich
von selbst die Frage der Staatsangestellten überhaupt auf.
Es ist der Abbau der Staats angestelltenbezüge ein so scharfer,
daß er in das Leben der Staatsangestelltengruppe selbst
sehr empfindlich eingreift, so daß von einem standesgemäßen
Leben des größten Teiles der Staats angestellten überhaupt
nicht mehr die Rede sein kann. Diese Herabminderung der Bezüge
bedeutet aber auch eine Schädigung der Ges amtwirtschaft
überhaupt, weil die allgemeine Kaufkraft um diesen Betrag,
der mehr als eine halbe Milliarde ausmacht, geschädigt erscheint,
was sich insbesondere in der heutigen Zeit besonders empfindlich
äußert. Dazu kommt vom Standpunkt der Ges amtbevölkerung
eine durch diese geminderten Bezüge ganz natürlich geminderte
Arbeitsfreudigkeit und Arbeitslust der Staatsangestellten, die
sich natürlich im ganzen Staatsbetriebe zum Schaden der Bevölkerung
sehr unliebsam bemerkbar macht. Endlich, wenn wir von den Staatsangestellten
sprechen, müssen wir Deutschen ganz besonders auf unsere
deutschen Staatsangestellten hinweisen, oder vielmehr auf die
deutschen Angestellten, die wir haben sollten und nicht haben.
(Pøedsednictví pøevzal místopøedseda
Mlèoch.) Wir müssen immer wieder betonen, daß
das deutsche Element im Rahmen der Staatsangestelltenschaft bei
weitem nicht in dem Maße berü cksichtigt ist, wie es
berücksichtigt werden sollte, und nicht genug damit, daß
man dem Nachwuchs der Deutschen in den Staatsdienst immer wieder
und bei jeder Gelegenh eit die größten Schwierigkeiten
entgegenzusetzen geneigt ist. Und doch ist die Zufriedenheit der
Staatsangestelltenschaft und der Bevölkerung überhaupt
die Sicherheit eines jeden Staates schon in der guten Zeit, um
so mehr in so schlechten Zeiten, wie wir sie jetzt durchleben.
In diesem Sinne bedeutet dieses Gesetz einen bescheidenen Beitrag
zur Erhöhung dieser Zufriedenheit, in diesem Sinne begrüßen
wir es und werden für das Gesetz stimmen. (Potlesk.)
Hohes Haus! Es dürfte wohl niemanden in diesem Hause geben,
der die Gleichstellung der vierten Etappe der Pensionisten nicht
begrüßen würde. Es wird damit ein jahrelanges
Unrecht gut gemacht und damit endlich der Unterschied zwischen
den einzelnen Pensionisten beseitigt. Wir sind uns allerdings
darüber im Klaren, daß noch nicht alle Forderungen
der Pensionisten erfüllt sind. Wir bedauern es vor allem,
daß man bei dieser Regelung nicht auch daran gedacht hat,
die Zulagen mit in die Pensionsgrundlage einzurechnen, damit auch
hier einmal alle Pensionisten gleichmäßig behandelt
werden. Weiters wäre zu verlangen, daß die Pensionisten
nicht, wie es jetzt der Fall ist, erst am 4. des Monats die Pension
ausbezahlt bekommen, sondern bereits am 1., denn durch diese Maßnahme
werden sie außerordentlich geschädigt, da es oft vorkommt,
daß die Pensionisten, die vor Auszahlung der Pension sterben,
dann eine Familie zurücklassen, die monatelang auf die Auszahlung
dieser Pension warten muß. Wir müssen es auch bedauern
daß man erst jetzt daran gegangen ist, diese Regelung zu
treffen, auf welche die Altpensionisten der vierten Etappe seit
dem 1. Jänner 1932 gewartet haben, obwohl wir es begrüßen,
daß man immerhin früher zu dieser Regelung geschritten
ist, als es vorgesehen war. Denn es ist ja bekannt, daß
diese Regelung erst für den 1. Jänner 1937 gedacht war.
Wenn wir von der Pensionistenfrage reden, so betrifft sie uns
Deutsche besonders auch deswegen, weil gerade unter diese Parias
der vierten Etappe eine unverhältnismäßig große
Anzahl von Deutschen einbezogen sind. Das geht zurück auf
das Abbaugesetz vom Jahre 1924, wo man eine Menge deutscher Staatsbeamten
aus oft kleinlichen Gründen pensioniert hat. Es ist daher
notwendig, daß wir in diesem Zusammenhang auch auf die Beamtenpolitik
unseres Staates eingehen, die ja immer auf Kosten der Deutschen
gegangen ist.
Seit Bestand der Republik wurde eine ungeheure Anzahl von deutschen
Beamten pensioniert. Sie haben es dadurch zu Wege gebracht, daß
der deutsche Beamte im deutschen Siedlungsgebiet langsam eine
Sehenswürdigkeit geworden ist. Heute lesen wir in der "Bohemia",
daß der letzte deutsche Steuerbeamte aus der deutschen Stadt
Saaz versetzt wurde. Wenn wir die Maßnahmen, die gerade
in der letzten Zeit getroffen wurden, unter diesem Gesichtspunkt
betrachten, müssen wir feststellen, daß sie auf Kosten
der Deutschen gegangen sind, die sprachlich qualifiziert waren,
die man oft nur als Opfer von Denunziationen, als Opfer von kleinlichen
Gesinnungsschnüffeleien pensioniert hat. Heute haben Sie
das ganze deutsche Gebiet durchsetzt mit einem ungeheuren Heer
von Staatspolizisten und es passiert uns jeden Tag, daß
diese Staatspolizisten als Staatsbeamte, die im deutschen Sprachgebiet
Dienst tun, überhaupt nicht die deutsche Sprache beherrschen.
Gestern erst ist es mir vorgekommen, daß mir ein Beamter
der Staatspolizei eine Meldung zugestellt hat und nicht einmal
deutsch grüßen konnte. Sie können sich vorstellen,
daß selbstverständlich diese Beamten nicht imstande
sind, ihren Dienst zur Zufriedenheit der deutschen Bevölkerung
zu leisten, da sie dadurch Anlaß geben zu zahlreichen Mißverständnissen
und Reibereien. Es entscheidet heute nicht mehr die sachliche
und fachliche Fähigkeit im Staatsdienst, sondern es entscheidet
vielmehr die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Partei. Die
Parteilegitimation ist fast nur noch die einzige Legitimation
geworden, die der Staatsbeamte braucht, um seine Fähigkeiten
nachweisen zu können.
Gerade im Zusamammenhang mit der Debatte, die jetzt über
die staatliche Arbeitsvermittlung geführt wird müssen
wir unseren schärfsten Protest dagegen einlegen, daß
man nicht auch in der Beamtenpolitik endlich einmal andere Wege
geht im Sinne einer gesunden Verwaltung. Denn das Vertrauen in
die Objektivität und in die Rechtssicherheit der Bevölkerung
ist schwer erschüttert, wenn die Bevölkerung sieht,
daß hier Beamte Dienst tun, die oft vielleicht sich eher
in einer Kolonie fühlen, als in einem Teil des Staatsgebietes,
die glauben, daß sie hier uns erst eine gewisse Staatsgesinnung
beibringen müssen, die uns aber unbedingt nicht imponieren
können, weil sie nicht das Mindeste davon besitzen, was überhaupt
zu einem Verständnis der Bevölkerung notwendig ist,
nämlich die Kenntnis der Sprache der betreffenden Bevölkerung.
Diese Erkenntnis bricht sich heute langsam Bahn und wenn auch
nicht alle von den deutschen Regierungsparteien den Mut haben,
es so scharf auszusprechen, wie es manchmal vielleicht in Wählerversammlungen
geschieht, wie es aber leider auch heute nicht von dieser Tribüne
aus geschehen ist, müssen wir dies lebhaft bedauern. Nicht
nur die Pensionisten, sondern vor allem der deutsche Nachwuchs
leidet darunter ungeheuer. Es wird niemand mehr in den Staatsdienst
aufgenommen, der nicht einen ungeheuer langen Leidensweg zurü
ckgelegt hat. Gerade der Erlaß des Innenministeriums, der
vor zwei Monaten bekannt wurde, wonach man jetzt nicht nur nach
der Gesinnung des Bewerbers allein forscht, sondern auch nach
der seiner Umgebung, seiner Eltern, seines Bekanntenkreises, um
überhaupt feststellen zu können, ob der Betreffende
in den Staatsdienst aufgenommen werden kann, gerade dieser Erlaß
wird imstande sein, auch noch den letzten deutschen Bewerber aus
dem Staatsdienst zu verdrängen.
Es ist heute so weit, daß unsere deut sche Jugend, wenn
sie die Mittel- oder Hochschule absolviert hat, und keinen Weg
mehr weiß, unwillkürlich in eine Opposition gedrängt
wird, die von vornherein gar nicht vorhanden war. Dabei muß
man bedenken, daß der Deutsche durch eine jahrhundertelange
Tradition seine Fähigkeit zum Staatsdienst bewiesen hat.
Dabei muß man weiter bedenken, daß man dabei auch
das gesamte deutsche Volk diskriminiert, in dem es für unfähig
erklärt wird, Staatstellen einzunehmen. Es ist heute so weit,
daß wir in den höheren Stellen, in den Zentralstellen
der Ministerien fast überhaupt keinen deutschen Staatsbeamten
mehr antreffen. Es ist in dieser Richtung eine Statistik aufschlußreich,
die auf der Volkszählung vom Jahre 1930 fußt.
Gestatten Sie mir, daß ich in diesem Zusammenhang Ihnen
einmal dieses Zahlenmaterial bekanntgebe und Sie werden einsehen,
daß diese Klagen, die wir hier vorbringen, nicht bloße
Nörgeleien, nicht bloßes Querulantentum ist, sondern
daß dies alles vollauf berechtigt ist. Nach der Volkszählung
vom Jahre 1930 waren in der Berufsgruppe 28, d. h. im Gerichtswesen
und in der öfentlichen Verwaltung 108.047 Beamte und Angestellte
tätig. Davon waren nur 13.633 Deutsche, d. h. 10.460 weniger
als uns in dieser Gruppe gebührt. Wenn wir bedenken, daß
der Anteil der Deutschen an der Gesantbevölkerung des Staates
22% ausmacht, so waren in dieser Berufsgruppe nicht 22% deutsche
Staatsangestellte, sondern nur 12%. In der Berufsgruppe 29, das
sind andere öffentliche Dienste, sind von 32.950 Angestellten
überhaupt nur 6.396 Deutsche, d. h. um 990 zu wenig. Am schlimmsten
ist es bei der Post und Eisenbahn, bei der Post von 47.047 Staatsangestellten
überhaupt nur 5897 Deutsche waren, d. h. um 4.680 weniger,
als die Deutschen Anspruch hätten; in Prozenten ausgedrückt
nur 12.54%. Bei der Eisenbahn und anderen Bahnen waren von 155.973
Angestellten überhaupt nur 19.218 Deutsche, d. h. um 15.750
weniger, als die Deutschen Anspruch erheben können. Insgesamt
ergeben sich in den Hauptgruppen staatlicher Dienste bei 427.973
Berufstätigen nur 64.523 Deutsche, also ein Verlust nur bei
den Hauptgruppen im Staatsdienste von rund 31.000 Arbeitsplätze
gegenüber dem Anteil der Deutschen an der Gesamtbevölkerung.
Wenn Sie hier immer sagen, daß der Staat gewillt ist, die
Deutschen gleichmäßig zu behandeln, wenn Sie erklären,
daß der Staat keinen Unterschied mehr kennnt in der Frage
der Arbeitslosigkeit zwischen der deutschen und der èechischen
Bevölkerung, so haben Sie hier die Möglichkeit einmal
von sich aus einen Ausgleich zu schaffen, indem Sie der deutschen
Jugend wieder Gelegenheit geben, ihre Fähigkeiten auszuüben,
indem Sie diese 31.000 fehlenden Stellen im Staatsdienste auch
den Deutschen nicht mehr länger vorenthalten. Wenn Sie sich
früher darauf berufen haben, daß es an deutschen Bewerbern
mangelt, weil sie die Staatssprache nicht vollkommen beherrschen,
so ist das heute nicht mehr aufrechtzuerhalten, denn es ist heute
bewiesen, daß sich genügend entsprechend qualifizierte
deutsche Bewerber melden, wenn dide zu besetzenden Stellen ausgeschrieben
werden. Dabei findet nur ein sehr kleiner Bruchteil der deutschen
Gesuchsteller überhaupt Berücksichtigung. Er wird zunäch
st einmal einer ungeheuer strengen Sprachprüfung unterzogen,
die sich nicht allein darauf beschränkt, die sprachlichen
Fähigkeiten des Bewerbers festzustellen, sondern die sogar
viel weiter geht, indem nach Literatur und Kultur, ja nach Einzelfragen
der Sozialpolitik gefragt wird, wo man sich eigentlich damit begnügen
müßte, an die Hauptsache zu denken, daß der Mann,
der sich um eine Staatsstelle bewirbt, wirklich auch die Staatssprache
beh errscht. Während Sie auf der einen Seite ungeheuer rigoros
vorgehen, begnügen Sie sich auf der anderen Seite damit,
wenn einer überhaupt nur 100 deutsche Worte kann. Man kann
sich dann vorstellen, daß bei einer strengen Prüfung
schon von der verhältnismäßig kleinen Zahl, die
zu dieser Prüfung überhaupt zugelassen wird, weiter
gesiebt wird. Der Mann wird einer strengen Untersuchung seines
Gesundheitszustandes unterworfen, und genügt die Sprachführung
nicht, um ihn von vornherein auszuschließen, dann ist es
vielleicht die ärztliche Untersuchung imstande. Davon werden
oft Leute betroffen, die sogar zwei Jahre Präsenzdienst geleistet
haben, die also bewiesen haben, daß sie körperlich
unbedingt gesund sind, und wenn sie Soldaten gewesen sind, müssen
sie auch imstande sein, im Staatsdienste eine Stelle zu bekleiden.
Im öffentlichen Dienste finden sich ja nicht nur die Deutschen,
sondern auch die Slovaken benachteiligt. Heute haben wir gerade
aus dem Munde eines slovakischen Abgeordneten gehört, wie
unzufrieden sie mit der Beamtenpolitik des Staates sind. Wie viel
unzufriedener müssen wir sein, da doch die Slovaken einen
sogenannten Personalreferenten haben, und sie rühmen sich
heute selbst, daß es dies em Slovakischen Personalreferenten
gelungen ist, eine Menge von Slovaken im Staatsdienste unterzubringen.
Es ist daher auch eine Forderung der Deutschen, daß ebenfalls
ein deutsches Personalreferat beim Ministerrat eingesetzt wird,
das imstande ist, auch der deutschen Jugend wieder einen Arbeitsplatz
im Staatsdienste zu verschaffen. Denn wenn die deutsche Bevölkerung
im Staate bei der Steuervorschreibung und bei der Leistung des
Militärdienstes gleich berechtigt ist, so ist es gerecht
und selbstverständlich, daß sie auch durch deutsche
Angngestellte in der Verwaltung mitvertreten werde und ihren Nachwuchs
in entsprechender Stärke im Staats- und öffentlichem
Dienste unterbringen könne, wie es den Deutschen in der Staatsverfassung
zugesichert ist. Wir müssen in diesem Zusammenhang auch die
Forderung erheben, daß endlich einmal mit jener Politik
ein Ende gemacht wird, die im Jahre 1933 eingesetzt hat, die eine
rücksichtslose Gesinnungsschnüffelei betrieben hat,
die so eine Unmenge von deutschen Staatsbeamten und Angestellten
pensioniert und gegen sie ein Disziplinarverfahren eingeleitet
hat. Man hat gegen Mitglieder der deutschen Nationalpartei ein
Disziplinarverfahren eingeleitet, und als man dann aus wahlpolitischen
Gründen diese Nationalpartei wieder bewilligt hat, hätte
man annnnehmen müssen, daß auch das Disziplinarverfahren
gegen die ehemaligen Mitglieder dieser Partei eingestellt wird.
Das ist nicht geschehen; heute sind fast 3 Jahre vorübergegangen
und es gibt noch eine Menge deutscher Angestellter und Beamten,
die auf die Erledigung des Disziplinarverfahrens warten. Daß
die Einleitung eines Disziplinarverfahrens mit schweren finanziellen
Schädigungen des Betroffenen verbunden ist, ist eine bek
annte Tatsache.
Wenn diese Maß nahmen noch nicht imstande sind, gründlichen
und reinen Tisch im deutschen Sprachgebiete zu machen, dann geht
man so weit, daß man eben die letzten deutschen Beamten,
die noch im deutschen Sprachgebiet vorhanden sind, ins èechische
Sprachgebiet versetzt, mit der Motivierung, sie müssen sisch
die èechische Sprache aneignen. Dabei werden die Leute
ungeheuer hart betroffen, da sie in ein vollkommen fremdes Milieu
versetzt werden, sie können ihren Kindern keine deutsche
Erziehung zuteil werden lassen, sie müssen, wenn sie das
tun wollen, diese Kinder nach Prag oder in irgendeine èechische
Stadt - es sind ihrer nicht viele schicken, die deutsche Schulen
hat. Das ist wieder mit ungeheueren finanziellen Lasten für
den Betreffenden verbunden.
Wir müssen also verlangen, daß endlich einmal in dieser
Hinsicht auch ein Ende geschaffen wird, daß man auch in
dieser Hinsicht das Wort von den Gleichen unter Gleichen wahr
macht. Was nützt es uns, wenn es uns bei Feiertagsreden oder
bei festlichen Anlässen immer wieder versprochen wird, wenn
wir aber heute nicht mehr wissen, was einmal mit unseren Kindern
wird. Aus dem Staatsdienste hat man sie hinausgedrängt, in
den Staatsdienst werden sie nicht mehr hineingelassen, und was
diese Maßnahmen noch nicht erreicht haben, das wird man
vielleicht durch die Arbeitsvermittlung vollenden. Wenn Sie hier
im deutschen Sprachgebiet wirklich wollen, daß die Menschen
sich dort zuhause fühlen, daß sie sagen können:
"Der Staat ist auch unser Staat", dann müss en
sie dafür sorgen, daß die Deutschen auch von deutschen
Beamten und deutschen Angestellten verwaltet werden. Das gilt
nicht nur im deutschen Sprachgebiet, sondern wir müssen auch
verlangen, daß bis in den obersten Stellen, bis in den Ministerien
hinauf deutsche Staatsbeamte anggestellt werden können, und
zwar nach dem nationalen Schlüssel. Sie berufen sich so gerne
auf den nationalen Schlüssel, aber nur dort, wo es zu Ihrem
Vorteil gereicht. Schaffen Sie Recht in dieser Richtung und es
wird viel beigetragen zur Beruhigung im deutschen Sprachgebiete.
Nicht mit Staatspolizei werden Sie eine Beruhigung schaffen -
damit werden Sie nur immer mehr und mehr die Unruhe, die heute
dort herrscht, vergrößern - sondern nur dort, wo Sie
wirklich den Deutschen das Recht geben, das heißt, deutsche
Beamte und Angestellte nach dem nationalen Schlüssel anstellen.
Wir werden diese Forderung immer und immer wieder erheben, bis
uns Recht geschieht, bis wir. auch so weit gekommen sind, daß
wir wirklich entsprechend dem nationalen Verhältnisse berücksichtigt
werden. Dann werden Sie, glaube ich, einen wertvollen Beitrag
geleistet haben, dann brauchen Sie nicht so sehr neue Gesetze
zu schaffen, sondern nur dafür zu sorgen, daß die alten
Gesetze, die in der Verfassung verankert sind, auch wirklich in
der Praxis gehandhabt werden.
Es ist klar, daß wir für dieses Pensionistengesetz
stimmen werden, weil wir für jede Maß nahme sein werden,
die geeignet ist, dem Deutschen wieder zu seinem Recht zu verhelfen.
Und da wir gerade an den Pensionisten einen großen Anteil
haben, hoffen wir, daß dieses Gesetz auch ein kleiner Schritt
zu einer Neugestaltung unserer Beamtenpolitik ist. (Potlesk.)