Sobota 27. èervna 1936

Wenn ich auf diese Angelegenheit eingegangen bin, so deshalb, um darauf zu verweisen, daß es diesen Gendarmen heute ja nur darum geht, möglichst viele Strafanzeigen zu erstatten. Ein typisches Beispiel hierfür bot die Kundgebung auf dem Rosenberg in Südmähren. Während wir uns persönlich den verantwortlichen Stellen gegenüber verpflichtet hatten, Ruhe und Ordnung zu garantieren, hat man trotzdem eine Unmenge von Gendarmen aufgeboten, die aber nicht mehr und nicht weniger zu tun hatten, als hunderte von Radfahrern aufzuschreiben, weil sie entweder die falsche Straßenseite benützt hatten oder zu zweit gefahren sind, und diese dann zur Anzeige zu bringen, um womöglich aus jedem einzelnen ziemlich hohe Strafgelder herauszubekommen. Was aber an dieser Kundgebung typisch ist, ist der Umstand, daß es kein Gendarm, obwohl so mancher bei der Fähre in Neumühl gestanden ist und sich mit ihr überschiffen ließ, der Mühe wert gefunden hat, diese Fähren in Augenschein zu nehmen, wodurch dann die Tragödie entstanden ist, die hätte verhindert werden können, und die 31. blühende Menschenleben gefordert hat, was in unser aller Herzen tiefste Trauer ausgelöst hat.

Aus einem deutschen Gedicht kennen wir den Satz: "Doch den sichern Bürger schrekket nicht die Nacht, denn das Auge des Gesetzes wacht". Wir können heute leider feststellen, daß wohl der erste Satz noch seine Geltung hat, daß den sichern Bürger nicht die Nacht schrecket, aber daß er zu jeder Zeit und Gelegenheit gewärtig sein muß, mit einem Gendarmen zus ammenzulaufen, der ihn wegen irgend einer Kleinigkeit, wegen irgend etwas, was er gar nicht beabsichtigt hat, zur Anzeige bringt. Die Tätigkeit der Gendarmerie besteht nur darin, den sicheren Bürger in der Nacht mit dieser Anzeige zu schrecken.

Wenn ich nun zum eigentlichen Gegenstand zurückkehre, so möchte ich feststellen, daß an diesen schlechten finanziellen Verhältnissen nicht die Gemeindeamtswalter schuldtragend sind. Dies geht daraus hervor, daß in den Bezirken dieselbe Wirtschaft herrscht, obwohl an der Spitze der Bezirke kein gewählter Funktionär, sondern der Bezirkshauptmann steht. Daraus ist festzustellen, daß man alltäglich die Enttäuschung über die Verwaltungsreform aufs Neue erleben kann. Das Sinken der Steuergrundlage infolge der Wirtschaftskrise, die Rückgänge im Handel und Gewerbe tragen dazu bei, daß der Umlageertrag von Jahr zu Jahr kleiner wird. Die Arbeitslosigkeit und die dadurch hervorgerufene neuerliche Belastung der Gemeinden beeinträchtigt den Ertrag der Verbrauchsabgaben, wie von Fleisch, Getränken u. dgl. In den meisten Fällen sti mmt auch die vom Steueramt herausgegebene Steuergrundlage nicht vollständig überein, wodurch in den Gemeindevoranschlägen ganz falsche Annahmen entstehen. Es gibt noch eine Menge Fälle, die das Durcheinander in den Gemeindefinanzen aufzeigen, so daß es bald so weit kommen wird, daß in den Gemeinden niemand mehr die verantwortliche Amtswalterstelle wird übernehmen wollen.

Eine Besserstellung versprechen wir uns nur von einer durchgreifenden Staatshilfe, die darin bestehen müßte, den Gemeinden die Lasten abzunehmen, die sie noch immer zu Unrecht zu tragen haben. Diese Hilfe müßte nach meiner Ansicht von folgenden zwei Grundsätzen ausgehen: 1. Durch die Beschaffung neuer Mittel, entweder durch Schaffung neuer Einnahmsquellen, durch Zuweisung staatlicher Mittel oder Abnahme von Lasten, 2. durch eine durchgreifende Regelung des Schuldenwesens. Die Abnahme von Lasten, die bisher die Gemeinden tragen, wäre in erster Linie die Übernahme des Schulgeldpauschales sowie der 23%igen Beiträge zu den Lehrergehalten durch den Staat, des Aufwandes für die Errichtung der Sprengelbürgerschulen, der Lasten für die staatliche Altersunterstützung, sowie der Kosten der Verteidigung und des Schutzes gegen Fliegerangriffe. Wir haben in den einzelnen Gemeinden die Erlässe hinausbekommen, die da besagen, was die Gemeinden alles machen und tun sollen, welche Anschaffungen sie tätigen sollen, aber mit keinem Wort ist dabei erwähnt worden, woher die Gemeinden die Gelder für diese hohen Auslagen hernehmen sollen. Glauben Sie mir, es ist keine Kleinigkeit, ob die Gemeinde groß oder klein ist, wenn sie ihre Bewohner schützen will, wenn sie dem entsprechend viele bombensichere Unterstände bauen will, dann sind die Lasten bei der kleinen Gemeinde pro Kopf so groß, wie bei der großen und wer sich die Summen einmal durchgerechnet hat, die mit jenen Auslagen verbunden sind, wird zur Feststellung kommen, daß die wenigsten Gemeinden imstande sind, diese Gelder zu diesem Zwecke aufzubringen.

Wir beantragen weiters die Wiederherstellung der Zuweisungen aus dem Erträgnis der Umsatz- und Luxussteuer. Anstelle der Subventionswirtschaft wäre die Aufnahme von langfristigen Darlehen unter Staatsgarantie durch Abnahme der Bezahlung der Zinsen und Annuitäten zu setzen. Dadurch würden die Gemeinden von dem Unheil verschont werden, daß die Subventionen wohl für Elektrifizierungen, Wasserbauten und andere kommunale Einrichtungen zugesprochen werden, aber in absehbarer Zeit überhaupt nicht zur Auszahlung gelangen, wodurch die Gemeinden gezwungen sind, kurzfristige Kredite aufzunehmen, die immer hohe Zinsenlasten erfordern. Es soll daher nicht vorkomemn, daß von irgend einem Ministerium sagen wir 40 Millionen Kronen als Subvention bewilligt werden, während das Finanzministerium nur bereit ist, 5 Millionen zu diesem Zwecke herzugeben. Für solche Dinge kann man keinen Gemeindevorsteher verantwortlich machen.

Die vorliegenden Vorschläge sind nur ein Teil der Möglichkeiten, die dazu beitragen würden, in den Gemeindefinanzen Beruhigung zu schaffen. Wie wenig man das Interesse der Gemeinden an verantwortlicher Stelle beacht et, dafür zeugt ein Beispiel, das sich in jüngster Zeit in meiner Heimat zugetragen hat. Man hat mit einem ziemlich hohen Kostenaufwand die Frainer Talsperre gebaut. Damals hat der Ackerbauminister Brdlík versichert, daß durch diese Frainer Talsperre in den an der unteren Thaya gelegenen Gebieten kein Metzen Wiese verloren gehen dürfe, weder durch Hochwasser, noch durch Trockenheit. Nun mußten wir erleben, daß die Frainer Talsperre versagt hat, und zwar deshalb, weil man wahrscheinlich des gewinnsüchtigen Motorbesitzers wegen die Höhe des Stauweihers zu hoch gehalten hat, damit ein spiegelglatter See für die Motorschiffahrt zur Verfügung steht, und nicht daran gedacht hat, daß heute oder morgen im Oberlaufe der Thaya Regengüsse eintreten könnten und dann vielleicht die Talsperre nicht in der Lage wäre, diese Wassermassen aufzufangen. Obwohl wir darauf hingewiesen und ersucht haben, man solle den Wasserstand niedriger halten, weil sonst eine Gefahr für unsere Wiesen und Felder besteht, hat man es trotzdem nicht getan, und als man nicht mehr anders konnte, hat man ganz einfach die Schleußen geöffnet und 5000 ha Wiesen und Felder unter Wasser gesetzt, die für das heurige Jahr vollständig unproduktiv geworden sind. Heute spricht man bei uns herum und sagt, man hätte die Talsperre deswegen abgelassen, um eine Probe zu machen, in welcher Zeit man dieses Gebiet unter Wasser zu setzen imstande ist. Wir haben deshalb in unserer Interpellation an die Gesamtregierung die Anfrage gestellt, ob dies der Wahrheit entspricht, und verlangt, man möge die verantwortlichen Menschen, die einen Schaden von über 5 Millionen verursacht haben, zur Verantwortung und Rechenschaft ziehen. Aber trotz diesem Mililonenschaden, den wir da zu verzeichnen haben, tritt das Landesamt an die Gemeinden heran und sagt: "Ihr habt euch seinerzeit verpflichtet, zum Stauweiher Beiträge zu leisten", und man will nun mit aller Gewalt und Strenge diese Beiträge von den Gemeinden eintreiben.

Zum Schlusse will ich noch eine recht brennende Frage für unsere deutschen Gemeinden streifen, die eine sehr böse Geschichte ist, es ist dies die Frage der Zentratlbank der deutschen Sparkassen. Schon dreieinhalb Jahre lang dauert das Moratorium und jetzt ist es zum Schaden vieler deutscher Gemeinden wieder verlängert worden. Die Herren Minister Spina und Czech müssen wir von dieser Stelle aus dazu beglückwünschen, daß dieses Zentralbankelend noch weitere drei Monate dauern wird. (Potlesk sudetskonìmeckých poslancù.)


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