Meine Damen und Herren! Unser Kamerad Frank hat gestern
hier im Hause die Tendenz aufgezeigt, die wir darin erblicken,
daß von offizieller Seite die von uns bekanntgegebenen Veröffentlichungen,
Zahlen und Tatsachen in letzter Zeit stets als Verleumdung und
Lügenpropaganda gebrandmarkt werden. Man versucht auf diese
Weise, die Autoren dieser Veröffentlichungen und die Männer,
die die Zahlen der Öffentlichkeit bekanntgeben, vor dieser
Öffentlichkeit zu disqualifizieren. Es ist überhaupt
in der letzten Zeit festzustellen, daß sich die Regierung
immer mehr und mehr auf das Gebiet der Propaganda begibt, um ihr
teilweises Versaggen auf wirtschaftlich em und politischem Gebiete
zu bemänteln. Insbesondere versucht die von ihr dirigierte
Presse, die offengebliebenen Probleme nationalpolitischer und
wirtschaftspolitischer Art zu verkleinern oder gänzlich zu
verleugnen, um so vor einem nichtinformierten In- und Ausland
den Anschein zu erwecken, als wären diese Probleme überhaupt
nicht oder nur teilweise vorhanden.
Ein wichtiges Instrument in dieser offiziösen Schönfärberei
ist der von beiden Häusern im Mai des Vorj ahres angenommene
Resolutionsantrag. Dieser Antrag, der über Initiative der
Sudetendeutschen Partei auch von den Koalitionsparteien angenommen
wurde, besagt nichts anderes, als daß die Mittel der Verteidigungsanleihe
vor allen Dingen auch für Arbeitsbeschaffungzwecke herangezogen
werden sollen. Insbesondere aber sollen dann in den von der Notlage
am meisten betroffenen Krisengebieten die ortsansässigen
Unternehmungen zur Durchführung dieser öffentlichen
Arbeiten herangezogen werden. Unter dieser Voraussetzung hat die
Sudetendeutsche Partei seinerzeit dem Gesetz über die Verteidigungsanleihe
zugestimmt und sie hat damit der Regierung, wie wir damals sagten,
einen Blankowechsel auf weite Sicht ausgestellt und einen Vertrauensvorschuß
gegeben, auf den sich die Regierung heutigen Tags zu Unrecht beruft.
Zu Unrecht deshalb, weil sich in der Vergebungspraxis und in der
Durchführung öffentlicher Arbeiten und Investitionen
überhaupt nichts, gar nichts geändert hat und weil nach
wie vor das Sudetendeutschtum auf das Schwerste benachteiligt
wird. Diese Tatsache, die ich mit amtlichen Ziffern bereits bewiesen
habe und für die jüngste Zeit neuerdings beweisen werde,
kann nur wiederum durch Tatsachen aus der Welt geschafft werden,
keineswegs durch bezahlte Schreibereien irgendwelcher Regierungsschreiberlinge,
die da z. B. in den offiziösen "Pražské
Noviny" Dinge veröffentlichen, die den allseits bekannten
Tatsachen geradezu hohnsprechend ins Gesicht schlagen (Rùzné
výkøiky.). Denn, meine Damen und Herren, und
insbesondere Sie, meine Kameraden, werden sich darüber wundern,
wenn Sie in den "Pražské Noviny" folgende
Sätze über die Durchführung der Vergebungen und
die sattsam bekannte Vergebungspraxis zu lesen bekommen. Es heißt
dort (ète): "Wir sehen also, daß die
einzelnen Ressorts bei Vergebung von Staatslieferungen keine deutschfeindliche
Politik verfolgen. Sofern sie die Nationalität eines Lieferanten
überhaupt in Betracht ziehen, dann erfolgt diese nur aus
der Berücksichtigung und der gerechten Unterstützung
der deutschen Industrie. (Hört! Hört!) Es ist
dies ein höchst wohlwollendes Vorgehen voller Rücksichtnahme
und es muß deshalb gegen alle gegenteiligen Behauptungen
vorgegangen werden, die man als Unwahrheiten zurückzuweisen
hat." (Výkøiky.)
Wer, meine Damen und Herren, so wie ich lange Jahre hindurch für
deutsche Unternehmungen erfolglos Offerte auf öffentliche
Lieferungen ausgearbeitet und eingebracht hat, wer so wie ich
durch Jahre hindurch bemüht war um die Hereinbringung öffentlicher
Lieferungen und Arbeiten, wer so wie ich die absolute Verschlossenheit
der offiziellen Stellen erkennen mußte, wer so wie ich seitens
èechischer Unternehmungen entgeg engehalten bekam, daß
sie nicht die Absicht haben, sich mit deutschen Firmen zu koalieren,
weil eben eine deutsche Firma einen Nachteil für die Erstehung
öffentlicher Lieferungen bedeutet, wer so wie ich durch alle
Jahre diese Ungerechtigkeiten selbst persönlich erfuhr, der
wird sich nur wundern können, wie selbst eine bezahlte Presse
mit eiserner Stirn und unerhörter Unverfrorenheit daran geht,
Tatsachen in ihr Gegenteil zu verkehren.
Wenn, meine Damen und Herren, die Investitionspolitik und die
Vergebung der Investitionen nicht dringend einer Revision bedürfen
würden, warum wäre dann diese Frage unter den ersten
Forderungen der aktivistischen Parteien gestanden. die sie der
Regierung gegenüber dargelegt haben? Ich frage: Warum würde
sich gerade das amtliche Kommunique, das die Verhandlungen zwischen
dem Ministerpräsidenten und den deutschen Splitterparteien
abschließt, an erster Stelle mit der Novellierung der Investitionspraxis
befassen? Warum hätte es dann der Staatspräsident Dr.
Beneš notwendig gehabt, in Reichenberg den Satz auszusprechen,
der da lautet: "Ich trage kein Bedenken zu sagen, daß
Fehler geschehen sind, die sich nicht mehr wiederholen sollen,
z. B. dadurch, daß aus èechischen Gegenden Arbeiter
und Unternehmer in deutsche oder gemischte Gegenden gebracht werden."
Warum hätte der jungaktivistische Abgeordnete Koll. Jaksch
es da notwendig gehabt, in seiner Bodenbacher Rede festzustellen,
daß die Benachteiligung allgemein als unhaltbar angesehen
wird? Fragen Sie doch den Herrn Minister Spina, der in
seiner zehnjährigen Praxis reichliche Erfahrungen gerade
auf dem Gebiete des Vergebungswesens sammeln konnte und in jüngster
Zeit als Früchte seiner Interventionspolitik sicherlich sehr
wenig Vergebungsfälle aufzeigen kann! Fragen Sie selbst den
Herrn Minister Zajièek, ob er ihre offizielle Vergebungstaktik
zu decken in der Lage ist!
Man spricht in letzter Zeit sehr viel von einem Regionalismus
in wirtschaftlicher Beziehung, der insbesondere auf die regionalverschiedene
wirtschaftliche und sozialpolitische Lage der Gebiete dieses Staates
Rücksicht zu nehmen hätte. Wir hätten es begrüßt,
wenn in dieser Hinsicht der Staatsrechnungsabschluß für
das Jahr 1934 wertvolle Aufklärungen gegeben hätte,
aus denen wir hätten ersehen können, in welche Gebiete
denn die Mittel der staatlichen Investitionstätigkeit gelenkt
worden sind. Wir haben auch über die künftige Investitionspolitik
der Regierung für dasJahr 1937 Aufschlüsse verlangt
und gelegentlich der Budgetdebatten verschiedene Anfragen an die
Ressortminister gerichtet. Ich möchte heute daran erinnern,
daß ich in der Budgetverhandlung vom Arbeitsminister Aufklärung
darüber forderte, in welcher Weise die regionale Aufteilung
z. B. des Betrages von 67 Millionen für die Erhaltung der
staatlichen Straßen und Brücken, die Aufteilung des
Betrages von 88ÿ6 Millionen für den Bau und Umbau der
staatlichen Straßen, dann der Beträge für den
Bau und Umbau nichtstaatlicher Straßen und des Betrages
von 100 Millionen aus dem Fond zur Schiffbarmachung der Flüsse
aufgeteilt werden sollen. Ich kann Ihnen heute mitteilen, daß
auf diese Anfrage, die auf parlamentarischem Boden von einem Mitglied
des gesetzgebenden Hauses gestellt wurde, bis heute keine Antwort
erteilt wurde.
Es ist kennzeichnend für die Bewertung, die sich der vielbesungene
èechoslovakische Parlamentarimus in Regierungskreisen selbst
erfreut, wenn ich hier feststelle, daß Anfragen von Parlamentariern
seitens der Regierung einfach ignoriert werden. Man scheint sich
des Materials erst anzunehmen, wenn sich das Ausland bereits für
dieses Material interessiert hat. Gerade aber bei den Investitionen,
auf die der berühmt gewordene Resolutionsantrag vom Jahre
1936 Bezug nimmt, gerade bei Investitionen aus der Verteidigungsanleihe
müssen vir mit immer wachsender Unruhe feststellen, daß
das Sudetendeutschtum, sowohl die Arbeitgeberschaft als auch die
Arbeitnehmerschaft, einfach ausgeschlossen wird. Ich habe in der
letzten Zeit dem Herrn Ministerpräsidenten einen konkreten
Fall zur Kenntnis gebracht und wäre in der Lage, hier im
Hause eine ganze Reihe weiterer Fälle aufzuzählen. Ich
bin neugierig, ob man auf diese auf parlamentarischem Boden vorgebrachten
Tatsachen seitens der Regierung zu reagieren gedenkt.
Es ist dabei die Feststellung zu machen, daß gerade Investitionen
aus den Mitteln der Verteidigungsanleihe den Löwenanteil
der Investitionen überhaupt ausmachen, weil ungefähr
drei Fünftel dieser 5 1/4 Milliarden- Investitionen aus der
Verteidigungsanleihe finanziert werden soll. Jene Mittel, die
z. B. der Kontrolle des neugegründeten Investitionskomités
gänzlich entzogen wurden und die auch uns zur Kontrolle nicht
vorgelegt werden. Ich will darüber keinen Zweifel walten
lassen, daß das Sudetendeutschtum die staatliche Investitionspolitik
nicht als Grundlage seiner Lebenshaltung ansehen kann. Der wirtschaftliche
Aufbau unserer Gebiete weist auf den Export hin. Aber gerade in
einer Zeit, wo der Export um mehr als zwei Drittel seines Umfanges
zurückgegangen ist, gerade in dieser Zeit gewinnt eine staatliche
Investitionspolitik immer mehr an Bedeutung und gerade in dieser
Zeit müssen wir in Vertretung der Notstandsgebiete die gerechte
Durchführung mit ortsansässigen Gewerbetreibenden und
Arbeitern von der Regierung verlangen.
Die Sudetendeutschen Partei war in Kenntnis der steigenden Wichtigkeit
der staatlichen Investitionspolitik von jeher bestrebt, durch
Aufzei gung neuer finanzpolitischer Wege die Durchführung
der Investitionspolitik in größerem Rahmen sicherzustellen.
Die Sudetendeutsche Partei war aber selbstverständlich auch
gezwungen, eine immer mehr wachsende Kontrolle der öffentlichen
Vergebungstätigkeit durchzuführen. Es mußte uns
mit Sorge und Unruhe erfüllen, wenn wir feststellen konnten,
daß z. B. in Eger seit der Gründung des Staates 21
staatliche Bauten vom Staat und staatlichen Unternehmungen durchgeführt
wurden, daß aber von diesen 21 Bauten im Gesama twerke von
18.87 Millionen nur ganze 125.000, d. s. 0ÿ67% den Ortsansässigen
Bewerbern zugefallen sind. (Rùzné výkøiky.)
In anderen Gebieten ist es nicht anders gewesen, z. B. in
Tetschen, das in den "Pražské Noviny" besonders
berücksichtigt wird. In Tetschen wurde der Umbau des Schlosses
in eine Kaserne an eine èechische ortsfremde Unternehmung
vergeben, die Schottersperre bei Eulau wurde an eine fremde èechische
Unternehmung vergeben, ebenso die Zufahrtsstraße zur Elbebrücke,
die sog. Weiherstraße, die Regulierung des Welsbaches und
die ganzen Arbeiten bei der staatlichen Elbebrücke in Tetschen,
und sogar den Umbau und Zubau der deutschen technischen Hochschule
in Tetschen-Liebwerd erhielt eine èechische Firma zugesprochen.
Ich könnte diese Beispiele auf andere sudetendeutsche Städte
erweitern und möchte bei dieser Gelegenheit auf die vollkommen
unzulängliche Sprachenpraxis bei der Ausschreibung öffentlicher
Arbeiten und Lieferungen zu sprechen kommen. Diese Ausschreibungen
erfolgen auch in absolut deutschen Gebieten, z. B. wie in Graslitz,
ausschließlich in èechischer Sprache. Sie dürfen
es uns nicht übel nehmen, wenn wir aus dieser Sprachenpraxis
die Absicht zu erkennen glauben, die sudetendeutsche Bewerber
schon von vorneherein von der Teilnahme an der Konkurrenz ausschließen.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit wieder an die Worte des
Herrn Koll. Jaksch erinnern, der da etwa sagte, daß
der nicht mit staatsmännischer Klugheit handle, der im sudetendeutschen
Gebiet den Anschein erweckt, als würde man zu einer planmäßigen
Vernichtung und Zurücksetzung der deutschen Gebiete schreiten.
(Posl. inž. Peschka: Ob er das wohl auch in London gesagt
hat!) Das dürfte er vergessen haben.
Zur Bekämpfung dieser Vergebungspraxis hat sich die SDP.
auf ein Gebiet begeben, das ihr gestattet, die Benachteiligung
und die Ungerechtigkeit gegenüber dem Sudetendeutschtum zahlenmäßig
nachzuweisen. Ich habe gelegentlich der Budgetverhandlungen im
November 1935 dem Budgetausschuß eine Aufstellung überreicht,
die die Vergabe jener öffentlichen Arbeiten und Lieferungen
umfaßt, die im deutschen Sprachgebiete durchgeführt
wurden, soferne sie in der amtlichen Zeitschrift "Zprávy
veøejné služby technické" angeführt
sind. Diese Broschüre, die an die 400 Arbeiten und Vergebungen
umfaßt, habe ich damals dem Parlamente vorgelegt und den
Regierungsinstanzen zur Kenntnis gebracht. Man hat sie nicht zur
Kenntnis genommen, man hat auch nicht zur Kenntnis genommen, daß
aus der Broschüre hervorging, daß 84% dieser Vergebungen
im deutschen Gebiete èechischen Bewerbern zugefallen sind.
(Hört! Hört!) Es waren dort zahlreiche Tatsachen
angeführt, die beweisen, daß z. B. Professionistenarbeiten
bei staatlichen Bauten in Roßbach bei Asch vergeben wurden
nach Lysá an der Elbe, Pilsen und Prag, Professionistenarbeiten
für die staatliche èechische Schule in Reichenberg
nach Velimov, Pardubitz, Pilsen, Prag und Turnau, Professionistenarbeiten
für einen Bau in Leitmeritz nach Lysá nad Labem, Mìlník,
Raudnitz und Prag, Professionistenarbeiten für staatliche
Bauten in Falkenau nach Svìtlá, Pilsen und Prag.
ln Kaaden wurde z. B. vom Staate die sogenannte Doppelvilla Herold
käuflich erworben und plötzlich, ohne daß eine
Auschreibung durchgeführt worden wäre, wurde der Umbau
dieser Villa in eine èechische Schule vorgenommen und selbstverständlich
hat diesen Umbau eine èechische Firma aus Lenešice
zugesprochen bekommen. Als ein besonderes Beispiel möchte
ich die Vergebung der Bachregulierung in Niederehrenberg erwähnen,
weil sie knapp nach der berühmten Rede des Präsidenten
in Reichenberg an eine èechische Firma erfolgte, trotzdem
der deutsche Bewerber um diesen Bau billiger gewesen ist als der
èechische. Die Vergabe des Postgebäudes in Reichenberg
und neuerdings die Vergabe des Postgebäudes in Graslitz sprechen
ganze Bände und zeigen, daß das System der Ungerechtigkeit
weiter fortgeführt wird.
Seit November 1935 hat die Regierung zu dieser Aufstellung nie
Stellung genommen. Es scheint tatsächlich so zu sein, daß
der Weg von Eger nach Prag, von dem der Ministerpräsident
sprach, von der Regierung selbst verrammelt wird, weil man einfach
Dinge, die ihr auf diesem Wege direkt zur Kenntnis gebracht werden,
grundsätzlich nicht zur Kenntnis nimmt. (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.) Erst dann, wenn sich
das Ausland für diese Dinge zu interessieren beginnt (Hluk.),
hält man es für notwendig, sich mit diesen Dingen zu
beschäftigen, allerdings auf die eingangs aufgezeigte Weise,
daß man die Tatsachen einfach als Lügen und die Verkünder
dieser Tatsachen als Lügner und Querulanten hinzustellen
versucht. (Výkøiky a hluk.)
Pøedseda (zvoní): Prosím o
klid.
Posl. inž. Richter (pokraèuje): Erst
jetzt in letzter Zeit hat man zu dieser Vergebungsbroschüre,
die ich auch im Jahre 1936 dem Budgetausschuß vorgelegt
habe, Stellung genommen, allerdings nicht seitens der offiziellen
Regierung, sondern nur über ein sogenanntes amtliches Blatt,
die "Pražské noviny". Man ist auch hier
nicht aus der Rolle gefallen. Nachdem Herr Chmelaø und
die berühmt gewordene Orbis-Broschüre den Weg vorgezeichnet
haben, sind die "Pražské noviny" in die
Fußtapfen dieser Publikation eingetreten und haben unsere
Aufstellung, die auf amtlichen Veröffentlichungen der amtlichen
Zeitung "Zprávy veøejné služby
technické" aufgebaut ist, als "zielbewußte
und aufgelegte Demagogie" bezeichnet, "die sich an der
Grenze böswilliger und verstockter Unwahrheit bewegt".
(Výkøiky poslancù sudetskonìmecké
strany: Pfui! - Hluk.) Es heißt in diesem Artikel,
daß wir mit der Not der sudetendeutschen Gebiete politische
Agitation trieben und es wird dort versucht, diese Not als nichtvorhanden
hinzustellen. Wir haben es angesichts der Tatsachen absolut nicht
notwendig, die Not aus agitatorischen Gründen schlimmer darzustellen,
als sie tatsächlich ist. Amtliche Zahlen sprechen Beweise,
die ich erwähnen möchte.
Denken Sie daran, daß noch im Jänner 1937 668.000 Arbeitslose
amtlich gezählt wurden, und denken Sie daran, daß die
relative Dichte der Arbeitslosigkeit nach amtlicher Zählung
im sudetendeutschen Gebiete im Oktober 1936 noch 3 1/2mal so stark
war wie im èechischen Gebiete. Denn wenn auf 100 Arbeitslose
im èechischen Gebiete 346 im deutschen Gebiete zu zählen
sind, dann braucht man wohl wirklich nicht zu übertreiben,
sondern kann sich beruhigt auf die amtlichen Ziffern stützen.
Wenn Sie (obrácen k èeským poslancùm),
wie Sie es gestern getan haben, sagen, daß auch im èechischen
Gebiete Not wäre und daß insbesondere an der Peripherie
Prags Not zu finden sei, so wollen wir das keineswegs in Abrede
stellen, wir wundern uns nur, daß Sie nicht viel intensiver
und initiativer daran gehen, die Not im eigenen Gebiete zu beseitigen.
(Potlesk poslancù sudetskonìmecké strany.
Výkøiky a hluk.) Auf alle Fälle müssen
wir mit tiefer Entrüstung Äußerungen zurückweisen,
die gestern seitens des Herrn Koll. Hatina gefallen sind.
Wenn Koll. Hatina gestern sagte, daß das Kinderelend
im sudetendeutschen Gebiete darauf zurückzuführen ist,
daß 33% der Kinder aus unehelichen Verhältnissen hervorgegangen
sind . . . (Výkøiky poslancù sudetskonìmecké
strany. - Výkøiky posl. Hatiny. - Hluk.)
Pøedseda (zvoní): Prosím o
klid.
Posl. inž. Richter (pokraèuje): . .
. weshalb man sich heute um diese Kinder nicht kümmert, so
müssen wir das, Herr Kollege, mit Entschiedenheit und ernsthafter
Entrüstung zurückweisen. (Výkøiky poslancù
sudetskonìmecké strany: Pfui! - Hluk.)
Pøedseda (zvoní): Prosím o
klid.
Posl. inž. Richter (pokraèuje): Sie
haben, Herr Koll. Hatina, gestern außerdem gesagt,
daß die Selbstmordziffer . . . (Posl. Hatina: Øekl
jsem, abyste si pøeèetli pøíruèku!
- Výkøiky a hluk.) -Sie erinnern sich
vielleicht nicht, hier im Gewimmel fielen Ihre Äußerungen
- daß die Selbstmordziffer im sudetendeutschen Gebiete deswegen
in Europa an erster Stelle steht, weil das homosexuelle Motiv
vorwiegt. (Hluk a výkøiky poslancù sudetskonìmecké
strany.)
Pøedseda (zvoní): Prosím o
klid. (Hluk.)
Prosím o klid. (Hluk trvá. - Pøedseda
zvoní.)
Prosím o klid.
Posl. inž. Richter (pokraèuje): Sie
werden sich . . . (Výkøiky posl. Hatiny.) Sie
werden sich, Herr Kollege, zu diesen Äußerungen noch
zu stellen haben und ich nehme an, daß Sie das entsprechend
entschuldigend tun werden.
Ich möchte mich nun den Auslassungen der amtlichen . . .
(Stálé výkøiky posl. Maye.)
Pøedseda (zvoní): Volám pana
posl. Maye k poøádku pro rušení
schùze.
Posl. inž. Richter (pokraèuje): . .
. der amtlichen "Pražské Noviny" zuwenden,
die da z. B. gesagt haben, daß es sich bei der von uns veröffentlichten
Broschüre über die öffentlichen Arbeiten und Lieferungen
nicht um verläßliche und richtige Angaben handelt.
Ich habe schon mitgeteilt, daß diese Aufstellung auf den
amtlichen Angaben der "Zprávy veøejné
služby technické" basiert. Meine Herren, wenn
die nicht stimmen, so können Sie nicht uns den Vorwurf machen,
sondern der Regierung und den Ministerien, die derartige Angaben
amtlichen Zeitungen zu verantworten haben. (Sehr richtig!)