Meine Damen und Herren! Ich möchte gleich an die Worte meines
Vorredners anknüpfen. Auch wir haben uns entschlosssen, für
die Vorlage zu stimmen, aber wir haben durchaus nicht das Vertrauen
und den Glauben in die Auswirkungen dieser Gesetzesnovelle, wie
der Herr Vorredner, sondern wir müssen hier wieder feststellen,
daß wir mit einem großen Mißtrauen auch diese
Gesetzesnovelle begrüß en. Es hat schon Kamerad Illing
festgestellt, daß die Schulinspektoren heute durchaus nicht
Vertreter irgendwelcher völkischen Selbstverwaltung, nicht
irgendwie Vertreter unseres nationalen Gedankens sind, sondern
daß sämtliche Schulinspektoren oder wenigstens die
meisten von ihnen, die in unserem Lebensraum arbeiten, parteipolitisch
eingestellt sind, und daß wir ihre Tätigkeit durchaus
nicht als ein Positivum für uns anerkennen können.
Insbesondere gilt dies für mein eigenes Arbeitsgebiet, die
Slovakei und Karpathenrußland. Auch hier muß ich wieder
auf die Ausführungen meines Vorredners zurückkommen,
der mit einem Seitenblick auf uns festgestellt hat, daß
sich das deutsche Schulwesen eigentlich erst seit 1918 dort entwickelt
hat, daß der magyarische Staat den Deutschen keine Schulen
gegeben und daß daher erst seit 1918 eine positive Entwicklung
für das Karpathendeutschtum begonnen hat. Wir haben nie etwas
anderes behauptet, sondern haben immer festgestellt, daß
uns seit dem Jahre 1918 tatsächlich dort erst die Möglichkeit
zu einer kulturellen Entwicklung gegeben worden ist. Allerdings
sind wir uns über die Ursachen dieser Entwicklung vollkommen
im klaren. Es waren nicht irgendwelche demokratische Grundsätze
oder ein besonderes Wohlwollen dem Deutschtum gegenüber,
was die damaligen Machthaber veranlaßt hat, uns die Ansätze
für unsere kulturelle Entwicklung zu geben, sondern es war
die klare und offensichtliche Absicht, den früheren Machthabern
eine wirksame Gegenpropaganda entgegenstellen zu können.
So sehen wir und müssen es auch feststellen, daß man
zwar die Ansätze zur Errichtung des deutschen Schulwesens
gegeben hat, daß man aber zu seiner weiteren Entwicklung
nichts beigetragen hat.
Und dazu gehört in erster Linie die Frage der Schulinspektoren.
Zwei Berichterstatter haben sehr bemerkenswert die Bedeutung und
die Tätigkeit der Schulinspektoren dargestellt, sie haben
dargestellt, welche pädagogischen Aufgaben sie haben, und
haben erklärt, daß die Schulinspektoren sozusagen die
Führer - wenn dieses Wort gebraucht werden darf - des gesamten
kulturellen Lebens in ihrem Tätigkeitsbereiche sind. Ich
frage, wie ist das möglich, wenn in der Slovakei die Schulinspektoren
nicht einmal die Unterrichtssprache der Schulen, die ihnen unterstellt
sind, verstehen? Es ist Tatsache, daß die wenigsten Schulinspektoren
die Unterrichtssprache in den deutschen, magyarischen und anderssprachigen
Schulen verstehen. Es ist praktisch ausgeschlossen, daß
sie also tatsächlich die Aufgaben erfüllen können,
die ihnen nach den Worten des Berichterstatters und im Sinne des
vorgelegten Gesetzes eigentlich zufallen würden. Wir müssen
daher fordern, daß tatsächlich deutsche Schulinspektoren
angestellt werden, daß überhaupt volkseigene Inspektoren
für die Minderheiten der Karpathenländer eingestellt
werden. Wir haben auch einen diesbezüglichen Resolutionsantrag
unterbreitet, der wahrscheinlich den üblichen Weg gehen wird.
Wir haben uns nicht nur für das deutsche Schulwesen dort
unten eingesetzt, sondern auch für das der anderen Minderheiten,
denn die sind in einer ähnlichen Lage wie wir.
Es ist klar, daß die Schulinspektoren im Karpathengebiete
wegen ihrer sprachlichen Unfähigkeit und der Unmöglichkeit,
ihren pädagogischen Aufgaben gerecht zu werden, sich Aufgaben
widmen, die nicht in ihren Bereich fallen und die zum Teile hier
schon geschildert worden sind. Sie haben politische Aufgaben,
Ihr ganzer Arbeitsbereich erstreckt sich darauf, zu achten, ob
die Lehrer politisch verläßlich sind, und eine politische
Einfluß nahme ausüben. Wir haben Beweise in der Hand,
daß die Lehrerschaft eines bestimmten Bezirkes jeweils die
Legitimation der Partei hat, welcher der Schulinspektor angehört,
und zwar natürlich nicht auf die Dauer, denn mit dem Wechsel
im Inspektorat ändert sich auch das wieder. Koll. Sivák
könnte hier dafür einen Beweis bringen. Mit dem
Augenblick, wo er das Schulinspektorat in Priwitz verlassen hat
und an seine Stelle ein anderer Schulinspektor kam, ist die ganze
Lehrerschaft, deutsche, magyarische und slovakische Lehrer, einfach
der èechischen sozialdemokratischen Partei beigetreten
und hat sich so aktiv in den Dienst dieser Partei gestellt.
Wie weit dadas führt, möchte ich an drei kleinen Beispielen
zeigen. In Kremnitz ist der Schulinspektor Bornemisza in seinem
Gebiete und Hochwiesen und Paulisch, zwei Gemeinden im slowakischen
Mittelgebirge. Es ist in den Gemeinden gelungen, eine deutsche
Bezirksjugendfürsorge einzurichten. Das war von außerordentlicher
Bedeutung für dieses Gebiet, weil die Leute dort am Verhungern
sind. Selbstverständlich und im Sinne der Weisungen und Gesetze
hat sich der dortige Leehrer Chrobok in den Dienst dieser Bezirksjungendfürsorge
gestellt. Die Folge war, daß der Schulinspektor ihm verboten
hat, die Geschäftsführung zu übernehmen. Als das
nichts nützte, hat er dem ihm unterstellten Lehrer nahegelegt,
an dieser Jugendfürsorge nicht mitzuarbeiten und als auch
das zu keinem Ziele führte, hat er diesen Lehrern ganz einfnfach
300 km weit nach Obermetzenseifen versetzt. Aber nicht genug damit,
um die Sache pikanter zu gestalten, hat er schon vorher die Braut
dieses Lehrers, die in Hochwiesen tätig war, nach Obermetzenseifen
versetzt und diese Braut nach der Versetzung des Lehrers nach
Obermetzenseifen wieder nach Hochwiesen zurückversetzt. (Výkøiky
poslancù strany sudetskonìmecké: Das ist
Ehestörung! - Veselost.) Ja, das ist nahezu eine
Ehestörung. Umgekehrt liegt der Fall beim Schulinspektor
Skarpíšek in Rachow. Gegen diesen läuft eine
ganze Reihe von Anschuldigungen. Die ruthenischen Zeitungen in
Karpathorußland sind voll von den Untaten dieses Schulinspektors
Skarpíšek. Herr Koll. Fencik - ich möchte
ihm nicht schaden, wenn ich ihn zitiere - hat deswegen eine Eingabe
an das Ministerium gerichtet, die allerdings bisher unbeantwortet
geblieben ist. Der Herr Schulinspektor Skarpíšek hat
nämlich, weil er von der breiten Öffentlichkeit ständig
angegriffen worden ist, ein Rundschreiben an seine Untergebenen
gerichtet so eine Art Preisfrage - in dem er gefragt hat, ob die
Lehrerschaft mit ihm einverstanden isist und ob sie etwas gegen
ihn anzuführen hat. Den Lehrer möchte ich sehen, der
es wagen würde, seinem unumschränkten Herrn und Gebieter
ins Gesicht zu sagen, daß er irgend etwas an ihm auszusetzen
habe. Das gibt es gar nicht. Der Fall wurde dem Ministerium vorgelegt,
das Ministerium hat bisher nicht gemuckst. Dagegen hat der Schulinspektor
Skarpíšek am 1. September den dortigen deutschen Schulleiter,
einen durch und durch anständigen Menschen, versetzt und
an seine Stelle eine Lehrerin hinversetzt, so daß es nunmehr
in dieser östlichsten deutschen Siedlung nur zwei Lehrerinnen
gibt. Als Grund führt er an, daß ihr Bräutigam
Beamter der Forstdirektion ist. Hier arbeitet der Schulinspektor
Skarpíšek durchaus bevölkerungspolitisch, er
hat ein Einsehen für die Liebesschmerzen der dortigen Lehrerin.
Im Falle Chrobok hat der Schulinspektor das umgekehrte getan.
Daß die Schulinspektoren, weil sie eben keine Deutschen
sind, für deutsche Belange durchaus keine Interesse haben,
daß sie sogar Gesetze übertreten, geht aus dem Fall
des Schulinspektor Horáèek in Priwitz hervor, der
entgegen dem Gesetz an die Lehrerschaft die Weisung herausgab,
gemischte Ortsbildungsausschüsse zu gründen und sie
dem slovakischen Bezirksbildungsausschusse in Priwitz anzuschließen,
trotzdem im Bezirke ein eigener deutscher Bezirksbildunsausschuß
besteht. Sie sehen also, daß tatsächlich die dringendste
Notwendigkeit besteht, deutsche Schulinspektorate zu errichten
und endlich einmal die Schulverwaltung zu bewegen, das, was wir
hier zum Teil noch an Selbstverwaltung haben, auch auf das Karpathenland
auszud ehnen, eine Aufgabe, die dem Unifizierungsminister zufällt.
Das wollte ich zur Frage der Schulinspektoren sagen. Ich betone
nochmals, daß wir selbstverständlich aus sozialen Gründen
für diese Vorlage stimmen werden.
Wir haben vorgestern eine Sitzung des Immunitätsausschusses
gehabt, in welcher eine ganze Reihe unserer Kameraden ausgeliefert
wurde. Selbst die anwesenden Mitglieder des Immunitätsausschusses
konnten sich eines Schmunzelns nicht erwehren, als diese Lächerlichkeiten,
die als Begründung der Auslieferungen dargelegt wurden, vorgelesen
wurden. Trotzdem ist es selbstverständlich zur Auslieferung
gekommen. Nicht so rigoros geht man bei der Beurteilung diverser
Ministerreden draußen in unserer Provinz vor. Ich erinnere
an die Äußerung des Herrn Ministers Spina in
Brüx, wo er erklärt hat, wenn jemand eine Intervention
brauche, möge man zu ihm kommen. Es wurde zwar dementiert,
es wurde gesagt, er habe das nicht als Minister, sondern als Privatmann
erklärt. Der Herr Minister Zajièek, war vor
10 Tagen in Iglau. Es ist noch nicht festgestellt, ob er als Minister
oder als Privatmann dort war. Jedenfalls hat er dort nach Zeitungsberichten
erklärt, daß das Hultschiner Ländchen solange
deutsche Schulen für 3000 Kinder hatte, solange es christlich-sozial
gewählt hat. Mit dem Augenblick, wo es die sudetendeutsche
Partei gewählt hat, ist die Zahl auf 50 Kinder zurückgegangen.
Es bestehen da zwei Möglichkeiten: Entweder hat der Herr
Minister recht, dann aber hat das Schulministerium parteipolitisch
gehandelt, d. h. es hat den Unterricht verboten, weil die Leute
dort die sudetendeutsche Partei gewählt haben. Das ist ein
Vorgang, der in einem demokratischen Staat nicht möglich
sein sollte; oder er hat unrecht; denn es ist Tatsache, daß
der Schulkampf nicht erst mit dem 19. Mai 1935 begonnen, sondern
von Urbeginn an in aller Härte eingesetzt hat, so daß
die zweite Möglichkeit besteht, daß sich der Herr Minister
Zajièek auf das Gebiet der Demagogie begeben hat.
Wenn die "Deutsche Presse", sein Spezialorgan, uns in
verschiedenen Fällen Demagogie vorwirft, so müssen wir
sagen, daß dieser Vorwurf auf diese Partei zurückfällt,
denn von der obersten Parteiinstanz ist tatsächlich Demagogie
betrieben worden. Wenn in der "Deutschen Pressê"
heute ein längerer Leitartikel steht, mit der Überschrift
"Dilettanten am Werk", so ist es nach dem, was ich ausgeführt
habe, vielleicht richtiger zu schreiben, "Intriganten am
Werk" und es wäre besser, sich einmal selbst den Spiegel
vorzuhalten. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda
Košek.) Überdies darüber, daß schon seinerzeit
der Schulkampf im Hultschiner Gebiet ge führt wurde, hat
der ehemalige Bezirksobmann dieser Partei Slaný eine ausführliche
Schrift im Jahre 1928 geschrieben, und er hat in einem offenen
Brief den Minister Zajièek selbst des Gegenteils
überwies en. Ich möchte da auch die Blätter der
christlichsozialen Partei zitieren, daß damals, als die
christlichsoziale Partei in der Reg erung. war, die Schulverhältnisse
in Hultschiner Gebiet durchaus nicht rosig waren, nicht so wie
sie der Herr Minister Zajièek in Iglau darzustellen
beliebt. In einer Bezirkskonferenz in Krawarn hieß es: "Mit
Recht erwartete die deutsche Hultschiner Bevölkerung nach
dem Eintritt der deutschen christlichsozialen Volkspartei in die
Regierung die sofortige Beseitigung der bisher einer demokratischen
Verwaltung hohnsprechenden Verhältnisse." Das sagte
die neue Regierungspartei! "Jede Regierung müßte
im Interesse einer zweckmäßigen allen ihr untergeordneten
Volksangehörigen dienenden Verwaltung die Schaffung normalen
Verhältnisse auch in diesem Gebiete anstreben" u. s.
w. Das wurde am 1. Dezember 1927 geschrieben. Daraus geht hervor,
daß Herr Minister Zajièek unrecht hatte, als
er erklärte, daß seit dem Bestehen der sudetendeutschen
Partei erst der Schulkampf eingesetzt hat. Wahr ist vielmehr,
daß schon damals, als seine Partei in der Regierung war,
dieselben oder noch schlimmere Verhältnisse bestanden.
Der Herr Minister Zajièek hat nun heute einen warmen
Fürsprecher bekommen, den bekannten Abg. Uhlíø,
den Vorkämpfer der Gegnerschaft gegen alles Deutsche und
vor allem gegen alles Deutsche im Hultschiner Gebiet. Es war ganz
eigenartig. Zuerst stand Herr Abg. Uhlíø
hier unten, als der Herr Abg. Sivák hier oben gegen
die Bolschewisierung des Schulwesens auftrat. Hier war er ein
warmer Fürsprecher der Bolschewisierung des Schulwesens und
stand in einer Front mit den Freunden von der äußersten
Linken. Später stand er hier oben und hielt eine Feiertagsrede,
die bei dem Jubiläum eines Vereins am Platze gewesen wäre.
Er sprach vom Frieden unter den Völkern, von der fabelhaften
kul urellen Entwicklung, die im besonderen uns Deutschen zuteil
wurde. Kein Auge blieb trocken, möchte man sagen, und wir
haben unseren lieben Uhlíø gar nicht erkannt,
weil wir nicht gewußt haben, woher auf einmal die Friedensschalmeien
stammen. Wir begannen sogar an eine Auswirkung des Ausgleiches
zu glauben. Dann kam plötzlich der richtige Uhlíø
hervor und mit leidenschaftlichen Worten setzt er sich für
seine Spezialarbeit, die Vernichtung des deutschen Schulwesens
im Hultschiner Gebiet ein. Ich möchte gleich eingangs feststellen,
daß wir die Methoden der Denunziation, die Koll. Uhlíø
hier angéwendet hat, aufs schärfste ablehnen. Aus
der Parlamentskorrespondenz geht hervor, deß er denunziert
hat: erstens die Arbeiterschaft der Fi rma Weißhuhn, daß
sie alle Mitglieder der sudetendeutschen Partei sind; und ér
ist offensichtlich dafür eingetreten, daß sie dort
in ihrer Arbeitsmöglichkeit geschädigt werden. Zweitens
hat er die Fi rma Weißhuhn beim Steueramt denunziert, die
offensichtlich zu wenig Steuern zahle, er hat das Steueramt aufmerksam
machen wollen, daß es eingreifen und dieser Firma höhere
Steuern vorschreiben soll. Drittens hat er die dortigen Privatlehrer
denunziert, welche ein kümmerliches Dasein führen, denn
sie sind keine vollbezahlten Lehrer, sondern arme Teufel, die
für ein paar Kreuzer von Haus zu Haus wandern üssen;
die hat er als staatsfeindlich denunziert, damit sich die Staatspolizei
um sie kümmert. Viertens hat er die Elternschaft denunziert,
welche unter persönlichen Opfern diesen Privatunterricht
aufrecht erhält, indem er fragte, woher diese Mittel eigentlich
kommen. Auch auf sie hat er den Staatsanwalt gehetzt. Fünftens
hat er den Direktor der deutschen Lehrerbildungsanstalt in Troppau
und deren Profesoren denunziert, indem er glaubhaft machen wollte,
daß sie dort irgend einen Winkelunterricht geben, indem
sie Externistenkurse abhalten und gleichfalls das Unterrichtsministerium
auf die disziplinäre Behandlung aufmerksam gemacht und auf
sie losgelassen. Sechstens hat er die gesamte sudetendeutsche
Partei denunziert, indem er ihr zum Vorwurf machte, daß
sie es wäre, die staatsfeindliche Umtriebe im Hultschiner
Gebiete organisiere, großzügig organisiere, wie er
sich ausdrückte, und er hat eine Verschärfung der Polizeimaßnahmen,
der verschiedenen Verwaltunngsmaßnahmen gegen das gesamte
Deutschtum dort gefordert.
Zum Hultschiner Gebiet - es ist schon so häu ig darüber
ge. sprochen worden - möchte ich noch als feststellen: Es
wurden so ort nach der Übernnahmhe des Gebietes sämtliche
deutschen Schulen bis auf zwei Ausnahmen gesperrt. Man vers uchte,
mit Privatunterrichte den Kindern einen deutschen Unterricht zu
gewähren und zwar aus zwei Gründen. Erstens einmal weil
sich die Bevölkerung zum Deutschtum bekannt hat und weil
sie das Recht hat, ihre Kinder dorthin zu geben, wohin die Eltern
wollen, ohne Rücksicht darauf, wie diê staatlichen
Behörden die Nationalität beurteilen. Man hat behördlicherseits
den Privatunterricht unter schärfsten Druck gesetzt, man
hat sämtliche Organe, die halbwegs da waren, gegen die Eltern
angesetzt, man hat das ganze Gebiet unter ein Ausnahmsgesetz,
welches in unserem Staate einzig dasteht, ich möchte fast
sagen nahezu unter Kriegsrecht gesetzt und hat jeden Versuch,
eine Lücke zu finden, wo das Recht Durcbschlupf finden könnte,
durch strengste Strafen vereitelt. Als auch das nichts nützte,
hat man die Volkszählung so organisiert, daß man ohne
Rücksicht darauf, zu welcher Nationalität sich der Hultschiner
bekennt, einfach stereotyp die èechische oder die mährische
Nationalität - eine Neuerung - durch Kommissäre eintragen
ließ und alle Proteste und Versuche, hier Recht werden zu
lassen, einfach unterband. (Posl. Birke: Eine mährische
Nationalität gibt es auch schon?) Neuerdings!
Als dann der Privatunterricht durch das Uhlíø-Gesetz
zur Gänze verboten wurde, versuchte man im Hultschiner Gebiete
wenigstens einen Nachhilfeunterricht für die Handvoll Kinder
zu erteilen. Gestern hat Koll. Uhlíø eine
Anzahl von Orten angeführt, - es ist das schon etwas veraltet.
Am 13. Dezember 1936 hat er in den "Lidové noviny"
bereits einen diesbezüglichen Artikel veröffentlicht,
in welchem genau dieselben Zahlen vorko mmen. Wir leugnen es nicht,
wir müssen sogar feststellen, daß die Zahlen insofern
falsch sind, weil dieser Nachhilfeunterricht in einem vel größerem
Ausmaße erteilt wird. Ist es aber gesetzlich begründet,
daß man hindert oder zu verhindern sucht, daß man
Kindern neben der eigenen öffentlichen Schule, in die sie
eingetragen sind, Deutschunterricht erteilt? Sie sollen ja nichts
anderes als deutsch sprechen lernen. Die Minderheitenlehrer, die
heute im Hultschiner Gebiet wirken, sind, was ich offen zugebe,
prima Agitatoren, aber sie können nicht deutsch sprechen,
und unsere Hultschiner benötigen das Deutsche. Gerade jetzt
wird ein Vertrag mit Deutschland unterschrieben werden, wonach
1500 von hier nach Deutschland arbeiten gehen können. Das
ist doch ausgeschlossen, wenn sie sich mit dem Arbeitgeber nicht
verständigen können; sie müssen ja dazu deutsch
lernen. Hier haben sie keine Arbeit, hier müßten sie
verhungern, sie müssen über die Grenze in das Deutsche
Reich gehen, um Arbeit zu finden. Wie können sie das aber,
wenn sie die deutsche Sprache nicht beherrschen? Wenn man dann
so primitive Maßnahmen ergreift, wie die, daß man
je vier bis fünf Kindern nach der öffentlichen Schule
zuhause deu tschen Sprachunterricht erteilt, will man dies verhindern,
und Koll. Uhlíø setzt gleich den ganzen Staatsapparat
in Bewegung und schreibt einen Artikel "Nove pokusy o germanisaci
na Hluèínsku" und ruft den Staatsanwalt zu
Hilfe, um diese angebliche "Podvratná èinnost",
diese den Staat unterwühlende Tätigkeit, zu verhindern.
Dieser Nachhilfeunterricht darf erteilt werden. Es steht nigends
geschrieben, daß er mit Kräften durchgeführt werden
muß, die die Lehrbefähigung haben. Gerade hier in Prag
lebt der größte Teil der Hochschüler davon, daß
sie Nachhilfeunterricht erteilen. Wer fragt da, ob sie die Lehrbefähigung
haben? Das ist für die Hochschüler eine soziale Angelege
nheit, für die anderen, welche davon einen besseren Fortgang
in der Schule suchen, ist es eine Notwendigkeit, denn sie können
sich keine Universitätsprofessoren, Profesoren oder sonstige
Lehrer mit Qualifikation leisten. Und dasselbe gilt auch für
das Hultschiner Gebiet. Auch dort ist es finanziell ausgeschlossen,
daß wir Leute mit wer weiß was für Diplomen herunterschicken,
welche den Privatunterricht erteilen. Es ist eine Selbsthilfeaktion
der Eltern, eben weil von nirgends Geldmittel kommen können
und kein Lehrer eingesetzt wird, sondern nur diese nicht qualifizierten
Kräfte, die allerdings für den deutschen Sprachunterricht
vollkommen genügen, weil es sich ja nur um einen Zusatzunterricht
handelt.
Aber die Demagogie, mit welcher Abg. Uhlíø
arbeitet, geht klar aus Folgendem hervor: Auf der einen Seite
donnert er dagegen, daß man Leute unterrichten läßt,
welche die Matura oder die Handelsschule haben, aber nicht die
Lehrerbildung, Abschlußprüfung. Auf der anderen Seite
aber versucht er, den Schuldirektor von Troppau zu denunzieren,
weil dort ein Kurs besteht, welcher Mittelschulabiturienten es
ermöglichen soll, an der deutschen staatlichen Lehrerprüfunganstalt
in Brünn die Externistenprüfung zu absolvieren. Auf
der einen Seite also wehrt er sich dagegen, daß dort Leute
ohne Lehrerbildung Unterricht erteilen, auf der anderen Seite
will er uns die Möglichkeit verwehren, daß 54 deutsche
Absolventen einen Externistenkurs besuchen, um die Lehrerprüfung
abzulegen und um dann eingesetzt werden zu können, wobei
gar nicht feststeht, daß sie ins Hultschiner Gebiet kommen
werden, und ich behaupte, daß kein einziger von diesen Leuten
einmal im Hultschiner Gebiet arbeiten wird, das ist eine glatte
Erfindung des Herrn Uhlíø. Zum Kurse selbst
möchte ich sagen, daß auch das ein privater Kurs ist,
zu dem der deutsche Ortsbildungsausschuß die Räumlichkeiten
gibt, deutsche Professoren und deutsche Direktoren kostenlos unterrichten,
daß kein Schulgeld eingehoben wird. wie Koll. Uhlíø
gesagt hat, sondern daß nur die reinen Kosten von den Schülern
ersetzt werden, welche recht gering sind, weil es keine Sachausgaben
gibt. Es besteht absolut keine gesetzliche Handhabe, da einzugreifen.
Aber bereits in der "Zeit" vom 31. Dezember 1936 ist
als Antwort auf den Artikel des Koll. Uhlíø
in den "Lidové noviny" die Vermutung ausgesprochen
worden, daß sich Herr Uhlíø neue Lorbeeren
erringen will, daß er ein neues Gesetz in Vorbereitung hält,
welches nach der Vernichtung des Privatunterrichtes im ganzen
deutschen Gebiete - welches Gesetz durchaus nicht, wie er gesagt
hat, eitel Segen in das deutsche Gebiet gebracht hat, sondern
welches tatsächlich namenloses Elend nicht nur im Hultschiner
Gebiet, sondern in vielen Sprachgrenzgemeinden gebracht hat -
daß er nach dieser Vernichtung ein neues Gesetz in Vorbereitung
hat, welches auch diesen Nachhilfeunterricht verbieten soll. Wenn
wir uns vor Augen halten, welche Methoden im Hultschiner Gebiet
gehandhabt werden, so müssen wir sagen, daß die "Stráž
národa" recht hat, wenn sie sagt: "Humane Umgangsformen
und Nachsicht haben sich hier nicht ausgezahlt ... Die Verhältnisse
im Hultschiner Gebiet bessern sich, es ist Staatspolizei hergekommen,
die sich Respekt verschafft hat". Das sind also die Methoden,
mit denen man hier arbeitet, man hat die in einem Gebiete eingeführt,
welches innerlich noch nicht so gefestigt ist, wie es auch im
Interesse des Staates wünschenswert wäre; mit diesen
Methoden wird man sich die Bevölkerung nicht zu Freunden
erziehen.
Koll. Uhlíø hat auch zu der Frage der hranièáøi,
der Grenzler, Stellung genommen. Es gibt zweierlei Arten von hranièáøi.
Die einen sind schon jahrelang im sudetendeutschen Gebiete, sie
sehen ihre Aufgabe darin, wi rklich im Frieden mit dem Deutschtum
auszukommen, ein tatsächliches, friedliches Zusammenleben
zu propagieren, sie sind sehr gute Èechen, sehr gute Staatsbürger,
Leute, mit denen man wirklich einen Ausgleich von Volk zu Volk
machen könnte. Aber es gibt noch eine zweite Art von hranièáøi
vom Typus des Abg. Uhlíø, und ins weibliche
übersetzt, der Frau Zeminová: das sind die
Leute, die in den Minderheitsschulen, in den verschiedenen Staatsämtern,
in den Redaktionsstuben der verschiedenen Hetzblätter sitzen
und die von Haß gegen alles Deutsche leben, Leute, die nicht
an einer Verständigung interessiert sind, sondern im Gegenteil
zwischen den zwei Völkern stehen.
Wenn Ihnen wirklich daran gelegen ist, daß es zu einem Ausgleich
von Volk zu Volk kommt, dann schaffen Sie sich diese Leute vom
Halse und sorgen Sie dafür, daß eine wirklich anständige
Politik gemacht werde. Wenn Abg. Uhlíø mit
den Worten geschlossen hat, daß die èechischen Grenzler
dafür Sorge tragen werden, daß die Staatsgrenzen nicht
verschoben werden, daß sie würden auf der Wacht stehen,
so sagen auch wir, daß auch wir auf der Wacht stehen und
Sorge tragen werden, daß kein einziger Deutscher von seinem
Platze vertrieben werde. (Souhlas a potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.)