Pátek 5. bøezna 1937

3. Øeè posl. inž. Karmasina (viz str. 22 tìsnopisecké zprávy):

Meine Damen und Herren! Ich möchte gleich an die Worte meines Vorredners anknüpfen. Auch wir haben uns entschlosssen, für die Vorlage zu stimmen, aber wir haben durchaus nicht das Vertrauen und den Glauben in die Auswirkungen dieser Gesetzesnovelle, wie der Herr Vorredner, sondern wir müssen hier wieder feststellen, daß wir mit einem großen Mißtrauen auch diese Gesetzesnovelle begrüß en. Es hat schon Kamerad Illing festgestellt, daß die Schulinspektoren heute durchaus nicht Vertreter irgendwelcher völkischen Selbstverwaltung, nicht irgendwie Vertreter unseres nationalen Gedankens sind, sondern daß sämtliche Schulinspektoren oder wenigstens die meisten von ihnen, die in unserem Lebensraum arbeiten, parteipolitisch eingestellt sind, und daß wir ihre Tätigkeit durchaus nicht als ein Positivum für uns anerkennen können.

Insbesondere gilt dies für mein eigenes Arbeitsgebiet, die Slovakei und Karpathenrußland. Auch hier muß ich wieder auf die Ausführungen meines Vorredners zurückkommen, der mit einem Seitenblick auf uns festgestellt hat, daß sich das deutsche Schulwesen eigentlich erst seit 1918 dort entwickelt hat, daß der magyarische Staat den Deutschen keine Schulen gegeben und daß daher erst seit 1918 eine positive Entwicklung für das Karpathendeutschtum begonnen hat. Wir haben nie etwas anderes behauptet, sondern haben immer festgestellt, daß uns seit dem Jahre 1918 tatsächlich dort erst die Möglichkeit zu einer kulturellen Entwicklung gegeben worden ist. Allerdings sind wir uns über die Ursachen dieser Entwicklung vollkommen im klaren. Es waren nicht irgendwelche demokratische Grundsätze oder ein besonderes Wohlwollen dem Deutschtum gegenüber, was die damaligen Machthaber veranlaßt hat, uns die Ansätze für unsere kulturelle Entwicklung zu geben, sondern es war die klare und offensichtliche Absicht, den früheren Machthabern eine wirksame Gegenpropaganda entgegenstellen zu können. So sehen wir und müssen es auch feststellen, daß man zwar die Ansätze zur Errichtung des deutschen Schulwesens gegeben hat, daß man aber zu seiner weiteren Entwicklung nichts beigetragen hat.

Und dazu gehört in erster Linie die Frage der Schulinspektoren. Zwei Berichterstatter haben sehr bemerkenswert die Bedeutung und die Tätigkeit der Schulinspektoren dargestellt, sie haben dargestellt, welche pädagogischen Aufgaben sie haben, und haben erklärt, daß die Schulinspektoren sozusagen die Führer - wenn dieses Wort gebraucht werden darf - des gesamten kulturellen Lebens in ihrem Tätigkeitsbereiche sind. Ich frage, wie ist das möglich, wenn in der Slovakei die Schulinspektoren nicht einmal die Unterrichtssprache der Schulen, die ihnen unterstellt sind, verstehen? Es ist Tatsache, daß die wenigsten Schulinspektoren die Unterrichtssprache in den deutschen, magyarischen und anderssprachigen Schulen verstehen. Es ist praktisch ausgeschlossen, daß sie also tatsächlich die Aufgaben erfüllen können, die ihnen nach den Worten des Berichterstatters und im Sinne des vorgelegten Gesetzes eigentlich zufallen würden. Wir müssen daher fordern, daß tatsächlich deutsche Schulinspektoren angestellt werden, daß überhaupt volkseigene Inspektoren für die Minderheiten der Karpathenländer eingestellt werden. Wir haben auch einen diesbezüglichen Resolutionsantrag unterbreitet, der wahrscheinlich den üblichen Weg gehen wird. Wir haben uns nicht nur für das deutsche Schulwesen dort unten eingesetzt, sondern auch für das der anderen Minderheiten, denn die sind in einer ähnlichen Lage wie wir.

Es ist klar, daß die Schulinspektoren im Karpathengebiete wegen ihrer sprachlichen Unfähigkeit und der Unmöglichkeit, ihren pädagogischen Aufgaben gerecht zu werden, sich Aufgaben widmen, die nicht in ihren Bereich fallen und die zum Teile hier schon geschildert worden sind. Sie haben politische Aufgaben, Ihr ganzer Arbeitsbereich erstreckt sich darauf, zu achten, ob die Lehrer politisch verläßlich sind, und eine politische Einfluß nahme ausüben. Wir haben Beweise in der Hand, daß die Lehrerschaft eines bestimmten Bezirkes jeweils die Legitimation der Partei hat, welcher der Schulinspektor angehört, und zwar natürlich nicht auf die Dauer, denn mit dem Wechsel im Inspektorat ändert sich auch das wieder. Koll. Sivák könnte hier dafür einen Beweis bringen. Mit dem Augenblick, wo er das Schulinspektorat in Priwitz verlassen hat und an seine Stelle ein anderer Schulinspektor kam, ist die ganze Lehrerschaft, deutsche, magyarische und slovakische Lehrer, einfach der èechischen sozialdemokratischen Partei beigetreten und hat sich so aktiv in den Dienst dieser Partei gestellt.

Wie weit dadas führt, möchte ich an drei kleinen Beispielen zeigen. In Kremnitz ist der Schulinspektor Bornemisza in seinem Gebiete und Hochwiesen und Paulisch, zwei Gemeinden im slowakischen Mittelgebirge. Es ist in den Gemeinden gelungen, eine deutsche Bezirksjugendfürsorge einzurichten. Das war von außerordentlicher Bedeutung für dieses Gebiet, weil die Leute dort am Verhungern sind. Selbstverständlich und im Sinne der Weisungen und Gesetze hat sich der dortige Leehrer Chrobok in den Dienst dieser Bezirksjungendfürsorge gestellt. Die Folge war, daß der Schulinspektor ihm verboten hat, die Geschäftsführung zu übernehmen. Als das nichts nützte, hat er dem ihm unterstellten Lehrer nahegelegt, an dieser Jugendfürsorge nicht mitzuarbeiten und als auch das zu keinem Ziele führte, hat er diesen Lehrern ganz einfnfach 300 km weit nach Obermetzenseifen versetzt. Aber nicht genug damit, um die Sache pikanter zu gestalten, hat er schon vorher die Braut dieses Lehrers, die in Hochwiesen tätig war, nach Obermetzenseifen versetzt und diese Braut nach der Versetzung des Lehrers nach Obermetzenseifen wieder nach Hochwiesen zurückversetzt. (Výkøiky poslancù strany sudetskonìmecké: Das ist Ehestörung! - Veselost.) Ja, das ist nahezu eine Ehestörung. Umgekehrt liegt der Fall beim Schulinspektor Skarpíšek in Rachow. Gegen diesen läuft eine ganze Reihe von Anschuldigungen. Die ruthenischen Zeitungen in Karpathorußland sind voll von den Untaten dieses Schulinspektors Skarpíšek. Herr Koll. Fencik - ich möchte ihm nicht schaden, wenn ich ihn zitiere - hat deswegen eine Eingabe an das Ministerium gerichtet, die allerdings bisher unbeantwortet geblieben ist. Der Herr Schulinspektor Skarpíšek hat nämlich, weil er von der breiten Öffentlichkeit ständig angegriffen worden ist, ein Rundschreiben an seine Untergebenen gerichtet so eine Art Preisfrage - in dem er gefragt hat, ob die Lehrerschaft mit ihm einverstanden isist und ob sie etwas gegen ihn anzuführen hat. Den Lehrer möchte ich sehen, der es wagen würde, seinem unumschränkten Herrn und Gebieter ins Gesicht zu sagen, daß er irgend etwas an ihm auszusetzen habe. Das gibt es gar nicht. Der Fall wurde dem Ministerium vorgelegt, das Ministerium hat bisher nicht gemuckst. Dagegen hat der Schulinspektor Skarpíšek am 1. September den dortigen deutschen Schulleiter, einen durch und durch anständigen Menschen, versetzt und an seine Stelle eine Lehrerin hinversetzt, so daß es nunmehr in dieser östlichsten deutschen Siedlung nur zwei Lehrerinnen gibt. Als Grund führt er an, daß ihr Bräutigam Beamter der Forstdirektion ist. Hier arbeitet der Schulinspektor Skarpíšek durchaus bevölkerungspolitisch, er hat ein Einsehen für die Liebesschmerzen der dortigen Lehrerin. Im Falle Chrobok hat der Schulinspektor das umgekehrte getan.

Daß die Schulinspektoren, weil sie eben keine Deutschen sind, für deutsche Belange durchaus keine Interesse haben, daß sie sogar Gesetze übertreten, geht aus dem Fall des Schulinspektor Horáèek in Priwitz hervor, der entgegen dem Gesetz an die Lehrerschaft die Weisung herausgab, gemischte Ortsbildungsausschüsse zu gründen und sie dem slovakischen Bezirksbildungsausschusse in Priwitz anzuschließen, trotzdem im Bezirke ein eigener deutscher Bezirksbildunsausschuß besteht. Sie sehen also, daß tatsächlich die dringendste Notwendigkeit besteht, deutsche Schulinspektorate zu errichten und endlich einmal die Schulverwaltung zu bewegen, das, was wir hier zum Teil noch an Selbstverwaltung haben, auch auf das Karpathenland auszud ehnen, eine Aufgabe, die dem Unifizierungsminister zufällt. Das wollte ich zur Frage der Schulinspektoren sagen. Ich betone nochmals, daß wir selbstverständlich aus sozialen Gründen für diese Vorlage stimmen werden.

Wir haben vorgestern eine Sitzung des Immunitätsausschusses gehabt, in welcher eine ganze Reihe unserer Kameraden ausgeliefert wurde. Selbst die anwesenden Mitglieder des Immunitätsausschusses konnten sich eines Schmunzelns nicht erwehren, als diese Lächerlichkeiten, die als Begründung der Auslieferungen dargelegt wurden, vorgelesen wurden. Trotzdem ist es selbstverständlich zur Auslieferung gekommen. Nicht so rigoros geht man bei der Beurteilung diverser Ministerreden draußen in unserer Provinz vor. Ich erinnere an die Äußerung des Herrn Ministers Spina in Brüx, wo er erklärt hat, wenn jemand eine Intervention brauche, möge man zu ihm kommen. Es wurde zwar dementiert, es wurde gesagt, er habe das nicht als Minister, sondern als Privatmann erklärt. Der Herr Minister Zajièek, war vor 10 Tagen in Iglau. Es ist noch nicht festgestellt, ob er als Minister oder als Privatmann dort war. Jedenfalls hat er dort nach Zeitungsberichten erklärt, daß das Hultschiner Ländchen solange deutsche Schulen für 3000 Kinder hatte, solange es christlich-sozial gewählt hat. Mit dem Augenblick, wo es die sudetendeutsche Partei gewählt hat, ist die Zahl auf 50 Kinder zurückgegangen. Es bestehen da zwei Möglichkeiten: Entweder hat der Herr Minister recht, dann aber hat das Schulministerium parteipolitisch gehandelt, d. h. es hat den Unterricht verboten, weil die Leute dort die sudetendeutsche Partei gewählt haben. Das ist ein Vorgang, der in einem demokratischen Staat nicht möglich sein sollte; oder er hat unrecht; denn es ist Tatsache, daß der Schulkampf nicht erst mit dem 19. Mai 1935 begonnen, sondern von Urbeginn an in aller Härte eingesetzt hat, so daß die zweite Möglichkeit besteht, daß sich der Herr Minister Zajièek auf das Gebiet der Demagogie begeben hat. Wenn die "Deutsche Presse", sein Spezialorgan, uns in verschiedenen Fällen Demagogie vorwirft, so müssen wir sagen, daß dieser Vorwurf auf diese Partei zurückfällt, denn von der obersten Parteiinstanz ist tatsächlich Demagogie betrieben worden. Wenn in der "Deutschen Pressê" heute ein längerer Leitartikel steht, mit der Überschrift "Dilettanten am Werk", so ist es nach dem, was ich ausgeführt habe, vielleicht richtiger zu schreiben, "Intriganten am Werk" und es wäre besser, sich einmal selbst den Spiegel vorzuhalten. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Košek.) Überdies darüber, daß schon seinerzeit der Schulkampf im Hultschiner Gebiet ge führt wurde, hat der ehemalige Bezirksobmann dieser Partei Slaný eine ausführliche Schrift im Jahre 1928 geschrieben, und er hat in einem offenen Brief den Minister Zajièek selbst des Gegenteils überwies en. Ich möchte da auch die Blätter der christlichsozialen Partei zitieren, daß damals, als die christlichsoziale Partei in der Reg erung. war, die Schulverhältnisse in Hultschiner Gebiet durchaus nicht rosig waren, nicht so wie sie der Herr Minister Zajièek in Iglau darzustellen beliebt. In einer Bezirkskonferenz in Krawarn hieß es: "Mit Recht erwartete die deutsche Hultschiner Bevölkerung nach dem Eintritt der deutschen christlichsozialen Volkspartei in die Regierung die sofortige Beseitigung der bisher einer demokratischen Verwaltung hohnsprechenden Verhältnisse." Das sagte die neue Regierungspartei! "Jede Regierung müßte im Interesse einer zweckmäßigen allen ihr untergeordneten Volksangehörigen dienenden Verwaltung die Schaffung normalen Verhältnisse auch in diesem Gebiete anstreben" u. s. w. Das wurde am 1. Dezember 1927 geschrieben. Daraus geht hervor, daß Herr Minister Zajièek unrecht hatte, als er erklärte, daß seit dem Bestehen der sudetendeutschen Partei erst der Schulkampf eingesetzt hat. Wahr ist vielmehr, daß schon damals, als seine Partei in der Regierung war, dieselben oder noch schlimmere Verhältnisse bestanden.

Der Herr Minister Zajièek hat nun heute einen warmen Fürsprecher bekommen, den bekannten Abg. Uhlíø, den Vorkämpfer der Gegnerschaft gegen alles Deutsche und vor allem gegen alles Deutsche im Hultschiner Gebiet. Es war ganz eigenartig. Zuerst stand Herr Abg. Uhlíø hier unten, als der Herr Abg. Sivák hier oben gegen die Bolschewisierung des Schulwesens auftrat. Hier war er ein warmer Fürsprecher der Bolschewisierung des Schulwesens und stand in einer Front mit den Freunden von der äußersten Linken. Später stand er hier oben und hielt eine Feiertagsrede, die bei dem Jubiläum eines Vereins am Platze gewesen wäre. Er sprach vom Frieden unter den Völkern, von der fabelhaften kul urellen Entwicklung, die im besonderen uns Deutschen zuteil wurde. Kein Auge blieb trocken, möchte man sagen, und wir haben unseren lieben Uhlíø gar nicht erkannt, weil wir nicht gewußt haben, woher auf einmal die Friedensschalmeien stammen. Wir begannen sogar an eine Auswirkung des Ausgleiches zu glauben. Dann kam plötzlich der richtige Uhlíø hervor und mit leidenschaftlichen Worten setzt er sich für seine Spezialarbeit, die Vernichtung des deutschen Schulwesens im Hultschiner Gebiet ein. Ich möchte gleich eingangs feststellen, daß wir die Methoden der Denunziation, die Koll. Uhlíø hier angéwendet hat, aufs schärfste ablehnen. Aus der Parlamentskorrespondenz geht hervor, deß er denunziert hat: erstens die Arbeiterschaft der Fi rma Weißhuhn, daß sie alle Mitglieder der sudetendeutschen Partei sind; und ér ist offensichtlich dafür eingetreten, daß sie dort in ihrer Arbeitsmöglichkeit geschädigt werden. Zweitens hat er die Fi rma Weißhuhn beim Steueramt denunziert, die offensichtlich zu wenig Steuern zahle, er hat das Steueramt aufmerksam machen wollen, daß es eingreifen und dieser Firma höhere Steuern vorschreiben soll. Drittens hat er die dortigen Privatlehrer denunziert, welche ein kümmerliches Dasein führen, denn sie sind keine vollbezahlten Lehrer, sondern arme Teufel, die für ein paar Kreuzer von Haus zu Haus wandern üssen; die hat er als staatsfeindlich denunziert, damit sich die Staatspolizei um sie kümmert. Viertens hat er die Elternschaft denunziert, welche unter persönlichen Opfern diesen Privatunterricht aufrecht erhält, indem er fragte, woher diese Mittel eigentlich kommen. Auch auf sie hat er den Staatsanwalt gehetzt. Fünftens hat er den Direktor der deutschen Lehrerbildungsanstalt in Troppau und deren Profesoren denunziert, indem er glaubhaft machen wollte, daß sie dort irgend einen Winkelunterricht geben, indem sie Externistenkurse abhalten und gleichfalls das Unterrichtsministerium auf die disziplinäre Behandlung aufmerksam gemacht und auf sie losgelassen. Sechstens hat er die gesamte sudetendeutsche Partei denunziert, indem er ihr zum Vorwurf machte, daß sie es wäre, die staatsfeindliche Umtriebe im Hultschiner Gebiete organisiere, großzügig organisiere, wie er sich ausdrückte, und er hat eine Verschärfung der Polizeimaßnahmen, der verschiedenen Verwaltunngsmaßnahmen gegen das gesamte Deutschtum dort gefordert.

Zum Hultschiner Gebiet - es ist schon so häu ig darüber ge. sprochen worden - möchte ich noch als feststellen: Es wurden so ort nach der Übernnahmhe des Gebietes sämtliche deutschen Schulen bis auf zwei Ausnahmen gesperrt. Man vers uchte, mit Privatunterrichte den Kindern einen deutschen Unterricht zu gewähren und zwar aus zwei Gründen. Erstens einmal weil sich die Bevölkerung zum Deutschtum bekannt hat und weil sie das Recht hat, ihre Kinder dorthin zu geben, wohin die Eltern wollen, ohne Rücksicht darauf, wie diê staatlichen Behörden die Nationalität beurteilen. Man hat behördlicherseits den Privatunterricht unter schärfsten Druck gesetzt, man hat sämtliche Organe, die halbwegs da waren, gegen die Eltern angesetzt, man hat das ganze Gebiet unter ein Ausnahmsgesetz, welches in unserem Staate einzig dasteht, ich möchte fast sagen nahezu unter Kriegsrecht gesetzt und hat jeden Versuch, eine Lücke zu finden, wo das Recht Durcbschlupf finden könnte, durch strengste Strafen vereitelt. Als auch das nichts nützte, hat man die Volkszählung so organisiert, daß man ohne Rücksicht darauf, zu welcher Nationalität sich der Hultschiner bekennt, einfach stereotyp die èechische oder die mährische Nationalität - eine Neuerung - durch Kommissäre eintragen ließ und alle Proteste und Versuche, hier Recht werden zu lassen, einfach unterband. (Posl. Birke: Eine mährische Nationalität gibt es auch schon?) Neuerdings!

Als dann der Privatunterricht durch das Uhlíø-Gesetz zur Gänze verboten wurde, versuchte man im Hultschiner Gebiete wenigstens einen Nachhilfeunterricht für die Handvoll Kinder zu erteilen. Gestern hat Koll. Uhlíø eine Anzahl von Orten angeführt, - es ist das schon etwas veraltet. Am 13. Dezember 1936 hat er in den "Lidové noviny" bereits einen diesbezüglichen Artikel veröffentlicht, in welchem genau dieselben Zahlen vorko mmen. Wir leugnen es nicht, wir müssen sogar feststellen, daß die Zahlen insofern falsch sind, weil dieser Nachhilfeunterricht in einem vel größerem Ausmaße erteilt wird. Ist es aber gesetzlich begründet, daß man hindert oder zu verhindern sucht, daß man Kindern neben der eigenen öffentlichen Schule, in die sie eingetragen sind, Deutschunterricht erteilt? Sie sollen ja nichts anderes als deutsch sprechen lernen. Die Minderheitenlehrer, die heute im Hultschiner Gebiet wirken, sind, was ich offen zugebe, prima Agitatoren, aber sie können nicht deutsch sprechen, und unsere Hultschiner benötigen das Deutsche. Gerade jetzt wird ein Vertrag mit Deutschland unterschrieben werden, wonach 1500 von hier nach Deutschland arbeiten gehen können. Das ist doch ausgeschlossen, wenn sie sich mit dem Arbeitgeber nicht verständigen können; sie müssen ja dazu deutsch lernen. Hier haben sie keine Arbeit, hier müßten sie verhungern, sie müssen über die Grenze in das Deutsche Reich gehen, um Arbeit zu finden. Wie können sie das aber, wenn sie die deutsche Sprache nicht beherrschen? Wenn man dann so primitive Maßnahmen ergreift, wie die, daß man je vier bis fünf Kindern nach der öffentlichen Schule zuhause deu tschen Sprachunterricht erteilt, will man dies verhindern, und Koll. Uhlíø setzt gleich den ganzen Staatsapparat in Bewegung und schreibt einen Artikel "Nove pokusy o germanisaci na Hluèínsku" und ruft den Staatsanwalt zu Hilfe, um diese angebliche "Podvratná èinnost", diese den Staat unterwühlende Tätigkeit, zu verhindern. Dieser Nachhilfeunterricht darf erteilt werden. Es steht nigends geschrieben, daß er mit Kräften durchgeführt werden muß, die die Lehrbefähigung haben. Gerade hier in Prag lebt der größte Teil der Hochschüler davon, daß sie Nachhilfeunterricht erteilen. Wer fragt da, ob sie die Lehrbefähigung haben? Das ist für die Hochschüler eine soziale Angelege nheit, für die anderen, welche davon einen besseren Fortgang in der Schule suchen, ist es eine Notwendigkeit, denn sie können sich keine Universitätsprofessoren, Profesoren oder sonstige Lehrer mit Qualifikation leisten. Und dasselbe gilt auch für das Hultschiner Gebiet. Auch dort ist es finanziell ausgeschlossen, daß wir Leute mit wer weiß was für Diplomen herunterschicken, welche den Privatunterricht erteilen. Es ist eine Selbsthilfeaktion der Eltern, eben weil von nirgends Geldmittel kommen können und kein Lehrer eingesetzt wird, sondern nur diese nicht qualifizierten Kräfte, die allerdings für den deutschen Sprachunterricht vollkommen genügen, weil es sich ja nur um einen Zusatzunterricht handelt.

Aber die Demagogie, mit welcher Abg. Uhlíø arbeitet, geht klar aus Folgendem hervor: Auf der einen Seite donnert er dagegen, daß man Leute unterrichten läßt, welche die Matura oder die Handelsschule haben, aber nicht die Lehrerbildung, Abschlußprüfung. Auf der anderen Seite aber versucht er, den Schuldirektor von Troppau zu denunzieren, weil dort ein Kurs besteht, welcher Mittelschulabiturienten es ermöglichen soll, an der deutschen staatlichen Lehrerprüfunganstalt in Brünn die Externistenprüfung zu absolvieren. Auf der einen Seite also wehrt er sich dagegen, daß dort Leute ohne Lehrerbildung Unterricht erteilen, auf der anderen Seite will er uns die Möglichkeit verwehren, daß 54 deutsche Absolventen einen Externistenkurs besuchen, um die Lehrerprüfung abzulegen und um dann eingesetzt werden zu können, wobei gar nicht feststeht, daß sie ins Hultschiner Gebiet kommen werden, und ich behaupte, daß kein einziger von diesen Leuten einmal im Hultschiner Gebiet arbeiten wird, das ist eine glatte Erfindung des Herrn Uhlíø. Zum Kurse selbst möchte ich sagen, daß auch das ein privater Kurs ist, zu dem der deutsche Ortsbildungsausschuß die Räumlichkeiten gibt, deutsche Professoren und deutsche Direktoren kostenlos unterrichten, daß kein Schulgeld eingehoben wird. wie Koll. Uhlíø gesagt hat, sondern daß nur die reinen Kosten von den Schülern ersetzt werden, welche recht gering sind, weil es keine Sachausgaben gibt. Es besteht absolut keine gesetzliche Handhabe, da einzugreifen. Aber bereits in der "Zeit" vom 31. Dezember 1936 ist als Antwort auf den Artikel des Koll. Uhlíø in den "Lidové noviny" die Vermutung ausgesprochen worden, daß sich Herr Uhlíø neue Lorbeeren erringen will, daß er ein neues Gesetz in Vorbereitung hält, welches nach der Vernichtung des Privatunterrichtes im ganzen deutschen Gebiete - welches Gesetz durchaus nicht, wie er gesagt hat, eitel Segen in das deutsche Gebiet gebracht hat, sondern welches tatsächlich namenloses Elend nicht nur im Hultschiner Gebiet, sondern in vielen Sprachgrenzgemeinden gebracht hat - daß er nach dieser Vernichtung ein neues Gesetz in Vorbereitung hat, welches auch diesen Nachhilfeunterricht verbieten soll. Wenn wir uns vor Augen halten, welche Methoden im Hultschiner Gebiet gehandhabt werden, so müssen wir sagen, daß die "Stráž národa" recht hat, wenn sie sagt: "Humane Umgangsformen und Nachsicht haben sich hier nicht ausgezahlt ... Die Verhältnisse im Hultschiner Gebiet bessern sich, es ist Staatspolizei hergekommen, die sich Respekt verschafft hat". Das sind also die Methoden, mit denen man hier arbeitet, man hat die in einem Gebiete eingeführt, welches innerlich noch nicht so gefestigt ist, wie es auch im Interesse des Staates wünschenswert wäre; mit diesen Methoden wird man sich die Bevölkerung nicht zu Freunden erziehen.

Koll. Uhlíø hat auch zu der Frage der hranièáøi, der Grenzler, Stellung genommen. Es gibt zweierlei Arten von hranièáøi. Die einen sind schon jahrelang im sudetendeutschen Gebiete, sie sehen ihre Aufgabe darin, wi rklich im Frieden mit dem Deutschtum auszukommen, ein tatsächliches, friedliches Zusammenleben zu propagieren, sie sind sehr gute Èechen, sehr gute Staatsbürger, Leute, mit denen man wirklich einen Ausgleich von Volk zu Volk machen könnte. Aber es gibt noch eine zweite Art von hranièáøi vom Typus des Abg. Uhlíø, und ins weibliche übersetzt, der Frau Zeminová: das sind die Leute, die in den Minderheitsschulen, in den verschiedenen Staatsämtern, in den Redaktionsstuben der verschiedenen Hetzblätter sitzen und die von Haß gegen alles Deutsche leben, Leute, die nicht an einer Verständigung interessiert sind, sondern im Gegenteil zwischen den zwei Völkern stehen.

Wenn Ihnen wirklich daran gelegen ist, daß es zu einem Ausgleich von Volk zu Volk kommt, dann schaffen Sie sich diese Leute vom Halse und sorgen Sie dafür, daß eine wirklich anständige Politik gemacht werde. Wenn Abg. Uhlíø mit den Worten geschlossen hat, daß die èechischen Grenzler dafür Sorge tragen werden, daß die Staatsgrenzen nicht verschoben werden, daß sie würden auf der Wacht stehen, so sagen auch wir, daß auch wir auf der Wacht stehen und Sorge tragen werden, daß kein einziger Deutscher von seinem Platze vertrieben werde. (Souhlas a potlesk poslancù sudetskonìmecké strany.)


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