Hohes Haus! Zu der großen politischen Debatte aus Anlaß
der Vorlage des Staatsvoranschlages für das Jahr 1938 im
Plenum des Abgeordnetenhauses stellt sich die Sudetendeutsche
Partei auf freiem politisch-parlamentarischen Felde, unbeeinflußt
durch einen nervösen Regierungsvertreter, dem schließlich
die Auflösung einer Versammlung als einfachste Lösung
erscheint, als erste zur positiven, konkreten, mit Vorschlägen
versehenen Diskussion und auf Grund eigener Argumentation der
Kritik der gesamten Politik und Publizistik des In- und Auslandes.
Unsere Kritik soll sachlich, aber auch wahr, wenn auch scharf
sein. Wir begrüßen die Anregung des Chefredakteurs
Stivín vom " Právo lidu", dessen
besonderer Gewogenheit wir uns nicht erfreuen, das Exposé
Hodžas und maßgeblicher Ressortminister vollständig
in deutscher, èechischer, französischer Sprache zu
veröffentlichen. Wir schlagen ergänzend vor, auch die
Reden der SdP im Budgetausschuß vollständig in denselben
Sprachen zu veröffentlichen, damit sich die in- und ausländische
Öffentlichkeit von der wahren politischen Lage überzeugen
kann. Sollte man unseren Vorschlag nicht akzeptieren, werden wir
die Veröffentlichung unserer Reden selbst bewerkstelligen.
Es geht bei dem Sudetendeutschtum um den Kampf ums Recht. Zu entscheiden
wird sein die Frage, wer in diesem Kampfe Recht und wer Unrecht
hat, ob die sudetendeutsche oder die èechische Seite. Wir
Sudetendeutschen dürfen und wollen nicht in der Welt als
Querulanten erscheinen (Výkøiky komunistických
poslancù.), deshalb sind wir jederzeit bereit, unsere
Beschwerden zu beweisen und zu belegen.
Die große politische Debatte könnte fruchtbar sein
und Klärungen und Ergebnisse bringen, würden die politischen
Parteien vereinbaren, die Debatte gentlemanlike nach englischen
Parlamentsregeln zu führen, frei von Chauvinismus, Demagogie
und Propaganda, in vollem Respekte vor dem gegenseitigen Verantwortungsgefühle,
der nationalen Gesinnung, in sachlicher Aufrichtigkeit ohne Scheu,
ohne Irrung und ohne Täuschung, real und wahr, wie wir gegenseitig
die Lage sehen. Daß zwischen der èechischen und sudetendeutschen
Politik große Gegensätze bestehen, ist selbstverständlich,
sonst gäbe es keinen politischen Kampf. Im Versuche der Klärung
ist grundsätzliche Voraussetzung gegenseitiger guter Wille,
Glaube und Vertrauen. Mit der einfachen Negation wird das Problem
zwischen den beiden Völkern nicht weitergebracht, geschweige
denn gelöst.
Auf der èechischen Seite ist man mit dem Sudetendeutschtum,
sowohl mit der deutschen Regierungsseite, besonders aber natürlich
mit der Sudetendeutschen Partei höchst unzufrieden. Hätte
eine so große Bewegung wie die SdP vor der Lösung des
nationalen Problems in so kurzer politischer Daseinszeit ihr Lob,
würde wahrscheinlich unsere Politik schlecht sein. Gerade
Ihre Unzufriedenheit ist der Beweis, daß unsere Politik
richtig ist. Das Lob des politischen Gegners ist oft der gefährlichste
Wertmesser und beweist, daß die Politik nicht auf richtigem
Wege ist. Die èechische Politik wird von der kommunistischen
Partei unterstützt und sehr gelobt. Man möge einmal
prüfen, ob dieses Lob nicht verdächtig, zumindest für
den politischen Weg peinlich ist. Wir sind keine Heiligen und
keine Engel und wollen es auch gar nicht sein, wir sind aber auch
nicht schlechter als die anderen. Unsere Erklärungen zu den
politischen Wesensfragen des Staates, der Demokratie und Republik
sind abgegeben worden. Sich in Loyalitätserklärungen
zu ergehen, halten wir nicht für richtig. Zu entscheiden
wäre die Frage, ob die Sudetendeutschen vor Erfüllung
und Erreichung des nationalen Friedens loyal zu sein haben oder
nachher. Die große politische Bewegung der Sudetendeutschen
Partei ist in der Zeit jung, jung sind aber auch die Menschen
der Bewegung und das verlangt auch auf èechischer Seite
psychologisches Verstehen. Ein Haupthindernis in der Behandlung
und dem Vorwärtskommen des nationalen Problems liegt in der
Generationsfrage auf der èechischen und deutschen Seite.
Bei aller Hochachtung und Wertschätzung vor ehrlich erworbenem
menschlichem und politischem Alter stehen sich in den beiden Lagern
zwei Generationen im aktiven politischen Kampfe gegenüber.
Auf der èechischen Seite ist es noch die erste Generation,
welche die junge Generation noch nicht einmal zum Teil hat antreten
lassen. Auf der sudetendeutschen Seite wirkt in der Sudetendeutschen
Partei bereits politisch aktiv die zweite, die junge Generation.
Bei den deutschen Regierungsparteien kämpfen noch die Alten
mit den Jungen und wollen letztere nicht hochkommen lassen. Auf
der èechischen Seite ist seit der Gründung des Staates
politisches Erbgut tätig, in der Form der Erbministerien
und Erbminister und in der Form der Dauerkoalition. Daß
dieser Zustand eine politische Kontinuität und Stabilität
darstellt, ist wahr, aber politisch nicht richtig, weil, wie auch
im privaten Leben, die Ansichten der Alten und Jungen zu stark
oft aufeinanderstoßen und in der Altersfrage allein schon
keine Deckung finden. Wir Sudetendeutschen haben in der Bewegung
Konrad Henleins auf der èechischen und deutschen Regierungsseite
Leben in die Politik gebracht. Unser politischer Druck ist erfolgreich.
Denn daß heute über das nationale Problem als ein bestehendes
Problem gesprochen, verhandelt wird und Lösungen gesucht
werden, ist unser Verdienst. Uns deshalb als isoliert zu bezeichnen,
ist völlig irrig. Isoliert sind wir nur in einer Richtung:
Wir sind politisch freie Menschen, ohne Bindung nach der èechischen
und sudetendeutschen Seite, auf Grund unserer gewaltigen Größe,
unabhängig in unseren Entscheidungen. Wir sind für zukünftige
Entscheidungen nach keiner Richtung hin festgelegt und gebunden.
Eine politische Bewegung, mit der sich Freund, aber besonders
der politische Feind, mit der sich das gesamte In- und Ausland
in so eingehender Weise beschäftigt, ist niemals isoliert.
Wenn man uns als politisch erfolglos bezeichnet, ist das eine
Argumentation, die nur dem politisch Naiven vorgetragen werden
kann. Im Gegenteil: Unser Erfolg ist riesengroß und hat
das Sudetendeutschtum zu einem bedeutungsvollen Subjekte im In-
und Auslande gemacht. Schon einige Auslandsreisen genügen,
um diesen Zustand als untragbar zu bezeichnen. Im Inlande bezeichnet
man uns als erfolglos und bei Auslandsreisen glaubt man beinahe,
als ob in unseren Händen die Entscheidung über Krieg
und Frieden Europas liegen würde. Wir sind mit unserer Isoliertheit
und Erfolglosigkeit absolut zufrieden und auf dem besten Wege,
das politische Problem der Sudetendeutschen vorwärts zu bringen.
Die Politik ist niemals stabil, muß immer beweglich sein,
und in der Politik gibt es kein " Niemals". In ihr mengt
sich Feuer und Wasser. "In der Politik", um mit dem
verstorbenen Ministerpräsidenten Švehla zu sprechen,
ewird selbst mit dem Teufel regiert". In der Politik wird
viel aneinander vorbeigeredet, zum Teil aus Unverstand, zum Teil
aus bösem Willen, Parteihaß, aus nicht zu befriedigendem
Ehrgeiz und Neid. Wir würden wahrscheinlich unter der Voraussetzung
guten Willens vorwärts kommen, wenn sich einmal die Klubobmänner
und prominente Parteimitglieder der èechischen und deutschen
Parteien vor parlamentarischöffentlichem Forum zu dem alleinigen
Zwecke zusammenfinden würden, um in moderner politischer
Auffassung über die Begriffe Staat, Volk, Heimat, Vaterland,
Staatstreue, Volkstreue, Totalität, Demokratie und Diktatur,
Nationalsozialismus, Faszismus, Kommunismus usw. zu debattieren.
Die genannten Begriffe sind durch die rasend schnelle politische
Entwicklung heute für den nachdenklichen Politiker bei ruhiger,
sachlicher und nüchterner Überlegung in ganz andere
Beurteilung gekommen, als wie man sie sonst oberflächlich
in der Politik findet. Es ist doch keine Frage, daß wir
heute in der Welt, für uns näherliegend in Europa, in
einem großen geistigen Umbruche der Zeit und Politik leben,
in dem der Kampf zwischen den großen politischen Weltanschauungen
auf sozialem Gebiete zum Ausdruck kommt. Im Kampfe um diese großen
Weltanschauungen ist der Begriff der Demokratie das sekundäre.
Jeder würde irren, wenn er auf die Wiederkehr eines bürgerlichen
kapitalistischen Liberalismus warten würde, die Zeit reift
unbedingt, um mit dem Koll. Macek zu sprechen, der einen
schönen Artikel in der " Naše doba" darüber
geschrieben hat, für den humanitären Sozialismus. Der
Kommunismus kann bei der Beibehaltung des Klassenkampfes und Klassenhasses
keine religiöse, sittliche und moralische Erlösungstheorie
darstellen. Am Ende dieser ganzen Entwicklung, wenn sie den vollkommensten
Grad erreicht hat, steht die Demokratie. Praktisch wird sich die
Demokratie überall dort am gewichtigsten zum Ausdruck bringen,
wo die größte Mehrheit des Volkes hinter dem System
steht. Auch in unserer Demokratie, die sich heute noch im Schnittpunkte
der dynamischen Kräfte des Nationalsozialismus, Faszismus
auf der einen Seite und des Kommunismus auf der anderen Seite
befindet, in der angeblich das einzelne Individuum politisch in
voller Geltung steht, entscheidet auch das Individuum für
die große Politik nur durch die Wahl der Vertrauensmänner,
während in Wirklichkeit die entscheidenden Fragen der Politik
von kleinen politischen Kollegien festgelegt werden.
Wir predigen keinen Haß, aber alles, was immer wir kritisieren,
worüber wir uns beschweren, muß selbstverständlich
nach gegnerischer Auffassung nur der Ausdruck von Staatsfeindlichkeit,
Irredentismus, Hochverrat und Revolution sein. wie immer diese
schönen Namen heißen. Wir sind bei Gott keine Hochverräter
und Irredentisten. Denn wären wir's, dann wäre es wahrscheinlich
um die Republik schlecht bestellt. Der Staatspräsident Dr.
Beneš, Justizminister Dr. Dérer, der
es doch bestimmt wissen müßte, glauben an keinen sudetendeutschen
Hochverrat und Irredentismus. Trotzdem darf uns die Publizistik
und Politik in dieser Weise beschimpfen. Ich glaube, das wird
nur solange geschehen, als man diesen Zustand braucht, und uns
selbst nicht braucht. In den Beziehungen zu Deutschland ist derzeit
nur ein korrektes Verhältnis möglich, weil man bei einem
freundnachbarlichen nicht so wahnsinnig verteidigen könnte.
Wir Sudetendeutschen müssen derzeit hochverräterisch
und irredentistisch erscheinen, sonst könnte doch der Herr
Innenminister Dr. Èerný nicht das ganze sudetendeutsche
Gebiet derartig stark mit Staatspolizei und Gendarmerie durchsetzen
und besetzen. Dieser Zustand ist doch schließlich nichts
anderes als die billigste Art und beste Form der Èechisierung
unseres sudetendeutschen Gebietes. Wir sollen doch dadurch auf
Schritt und Tritt in unserem Sprechen, Handeln und unseren Unterlassungen,
bei Tag und Nacht, bewacht werden. Dabei stellt diese Methode
eine grobe Einengung und Einscl ürung unseres Lebensraumes
dar. Auf der èechischen Seite darf man sich nicht wundern,
wenn heute die Auffassungen und Stimmungen des Grenzlanddeutschtums
andere sind, als unserer Binnen- und Inseldeutschen. Das nationale
Problem wird nur der gewinnen, der das Grenzlanddeutschtum gewonnen
hat. Auch in den schwersten politischen Zeiten des èechischen
Volkes im alten Österreich gab es keine so inhumane und brutale
Behandlung des èechischen Gebietes in der Weise, wie heute
unser sudetendeutsches Gebiet behandelt wird. (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.) Das alte Österreich,
dem man immer mit einem derartigen Vorwurf kommt und in dem es,
an uns gemessen, doch sehr viel Hochverräter und Irredentisten
auf èechischer Seite gegeben hat, hat deshalb in Jièín,
Mähr. Ostrau und Poèapl, mit einem Worte in der ganzen
èechischen Provinz, nicht einen einzigen Staatspolizisten
eingeführt. Kollege Vièánek erklärte
mir, daß dafür Gendarmerie eingeführt wurde. Trotz
der Staatspolizei ist bei uns die Gendarmerie verdreifacht und
noch dazu Fahndungskommandos mit Autos und Motorrädern ausgestattet
worden.
Zwischen der èechischen und sudetendeutschen Politik ist
die Entscheidung über die Frage notwendig, wessen Entscheidungen,
wessen Maßnahmen auf deutscher und èechischer Seite
von alleiniger maßgeblicher Bedeutung sind und welche politische
Linie entscheidet: Sind der Staatspräsident Beneš
und der verantwortliche Regierungschef Dr. Hodža maßgebend,
oder die Nebenregierung in der Bürokratie, in den Jednotas,
bei den Hranièáøi? Sind für die èechische
Seite die programmatische Einstellung Konrad Henleins und der
parlamentarischen Delegation maßgeblich oder die in stürmischem
Übereifer abgegebenen Erklärungen eines einfachen Soldaten
der Bewegung, der danebenschießt? Ist maßgeblich die
offizielle Politik- oder die Presse und Publizistik? Diese Fragen
sind von eminent wichtiger Bedeutung, weil sie stimmungsmäßig
vielleicht das Gegenteil von dem bewirken, was maßgeblich
entscheidend sein soll.
Wir Sudetendeutschen stehen in 19jähriger Politik immer vor
der Unfehlbarkeit der èechischen Politik und der Unfehlbarkeit
der èechischen Regierung. Ich glaube, es existiert gar
keine Interpellation und parlamentarische Anfrage deutscherseits,
der regierungsseits mit dem Versprechen recht gegeben worden wäre,
daß die Verhältnisse auf Grund der eingebrachten Be
schwerde sofort geändert wurden. Bei uns muß die Bürokratie
immer recht haben, bei uns darf niemals Polizei oder Gendarmerie
oder Finanzwache desavouiert werden. Wir Sudetendeutschen dürfen
niemals recht haben, wenn wir uns beschweren, darf es nicht wahr
sein, wenn es wahr ist, übertreiben wir es, und wir müssen
immer schuldig sein. So macht man keine Politik, so manövriert
man die Menschen in empfundenes Unrecht.
Die Diskussionsbasis für die Austragung des nationalen Problems
in diesem Staate bildet als unser Ziel die Forderung des Lebensrechtes
und der Gleichberechtigung für das Sudetendeutschtum in der
Form einer großzügigen, gerechten, dauerhaften Lösung
innerhalb der bestehenden Grenzen der Èechoslovakei auf
dem Boden demokratischer Verfassung. Für die Lösung
des nationalen Problems gelten als Voraussetzun g: Einm al die
vollständige Änderung der Verwaltungspraxis, wie sie
jetzt gegen das Sudetendeutschtum angewendet wird. Wir verlangen
eine Verwaltungspraxis, die unsere Menschen als gleichberechtigte
Bürger ansieht und fordern zu diesem Zwecke eine vollständige
Entpolitisierung des Beamtenapparates. Im weiteren fordern wir
die Beobachtung der bestehenden Gesetze, deren Durchführung
und Interpretation im Geiste voller Gleichberechtigung. Im weiteren
verlangen wir die Diskussionseröffnung und Beschlußfassung
über die von uns eingebrachten Durchführungsgesetze
zur Verfassung, die da lauten: Gesetz zum Schutze der Volkstumsrechte
durch Bildung von Verbänden öffentlichen Rechtes; Gesetz
zur Verwirklichung der nationalen Gleichberechtigung in allen
Zweigen des öffentlichen Dienstes; Gesetz über die Haftung
des Staates und anderer öffentlicher Verbände für
Schäden, die durch ihre Organe bei der Ausübung ihrer
Amtswirksamkeit verursacht wurden; Strafgesetz gegen Entnationalisierung;
Gesetz über die Volkszugehörigkeit der Staatsbürger
und die nationalen Kataster; Gesetz über das Klagerecht vor
dem Verfassungsgericht. Durch die parlamentarische Diskussion,
wenn sie gegenseitig mit entsprechender Würde und gutem Willen
geführt wird, wird es sich ergeben, ob ein gemeinsam gangbarer
Weg beschritten werden kann.
Als weitere greifbare Anregung zur Entgiftung der Atmosphäre
und Feststellung der tatsächlichen Stimmungsverhältnisse,
um allen Beschwerden einmal den Boden zu entziehen, wird eine
Volksabstimmung in Vorschlag gebracht über folgende Fragen:
In 19jährigem Kampfe führt die sudetendeutsche Politik
in ununterbrochener Folge Beschwerde über gesetzliche und
verwaltungsmäßige Benachteiligung durch die èechische
Politik auf dem Gebiete der Sprache, der Schule, der öffentlichen
Verwaltung, der Behandlung des Beamtenproblems, in Fragen der
Wirtschaft, besonders hinsichtlich der Staatslieferungen, Investitionen
und sozialen Belange usw. Die èechische Politik behauptet,
dem Sudetendeutschtum mehr gegeben zu haben als ihm gebührt
und immer gegenüber dem Sudetendeutschtum gerecht gewesen
zu sein. Frage: Wer hat recht? Wer sich ständig in der èechischen
Politik auf dieses Übermaß der Gerechtigkeit, der proportionellen
Berücksichtigung in allen Zweigen des politischen und öffentlichen
Lebens beruft, braucht meiner Ansicht nach eine solche Volksabstimmung
nicht zu fürchten. Es wäre doch bei Gott sensationell,
wenn eine solche Volksabstimmung bei den Sudetendeutschen unsere
sudetendeutsche Politik ins Unrecht setzen würde. (Výkøiky
a smích komunistických poslancù.) Das
nationale Problem in diesem Staate ist für den Staat und
für die Bevölkerung des Staates, insbesondere für
das Sudetendeutschtum, das große politische Problem. Administrativ,
juristisch wird dieses Problem erst dann, wenn es politisch gelöst
ist. Wer kann das Problem lösen auf deutscher und èechischer
Seite? Im weitesten Umfange doch nur die Völker selbst, wie
man in der Politik sagt: von Volk zu Volk, oder praktisch-politisch
zwischen einem èechischem Nationalrat und sudetedeutschem
Nationalrate. (Výkøiky komunistických
poslancù: Die SdP!) Eine Regierungskoalition ist in
ihrem Rahmen schon zu eng für dieses große Problem
und höchstens dazu da, die dafür notwendigen Gesetze
anzunehmen. Das nationale Problem kann auf beiden Seiten nur gelöst
werden, wenn sich daran auf beiden Seiten Regierung und Opposition
beteiligen. Auf der sudetendeutschen Seite ist in erster Linie
mit 1,249.530 Stimmen die Sudetendeutsche Partei vorherrschend
berufen. Wenn wir nicht im Namen des Sudetendeutschtums sprechen
können, um wieviel weniger können es wohl die anderen
deutschen Regierungsparteien tun! Das nationale Problem beherrscht
die gesamte Innenpolitik und beeinflußt die Außenpolitik.
Immer wird gerufen: Geduld, Geduld, Geduld (Výkøiky
komunistických poslancù: Das ruft Herr Sandner
die ganze Zeit!), aber nicht gleichzeitig wird der weiterarbeitenden
Bürokratie, den Jednotas usw. das Stop befohlen.
Die èechische Politik war vor dem Kriege sehr gut, sie
war während des Krieges ausgezeichnet, ist aber nach dem
Kriege in die Rolle des alten Österreich verfallen. Das alte
Österreich galt als inhuman, und wir können heute behaupten,
[ ] (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.) Schon im Momente des Friedensschlusses hat die èechische
Politik ihren Freiheitskampf vergessen und behandelt uns bis zum
heutigen Tage seit der Gründung des Staates als Besiegte.
Die Republik wird von 10 Völkern bewohnt: Èechen mit
7.4 Millionen - 51ÿ1 %, Sudetendeutsche 3.2 Millionen - 22.3
%, Slovaken mit 2.2 Millionen - 15.7 %, Ungarn 691.000
4.7%, Ruthenen, Russen, Kleinrussen mit 549.000 - 3ÿ7%, Juden
186.000 - 1.3 %, andere 131.000 - 0.9 % nach der Volkszählung
des Jahres 1930.
Zwei Momente müssen vom Zeitpunkte der Gründung des
Staates an für die ganze Bedeutung und das Verständnis
der sudetendeutschen Politik festgehalten werden: 1. 1918 wurden
die sudetendeutschen Gebiete mit ihrer Bevölkerung und ihrer
Wirtschaft bei den Friedensverhandlungen als Objekt erhandelt.
Im Sinne des aufgestellten Begriffes des Selbstbestimmungsrechtes
wurden wir um unsere Zustimmung nicht befragt. Diese Zustimmung
wurde von èechischer Seite auch nicht nachgeholt.
2. Wenn man von dem ersten Momente absieht und sich hätte
denken können, daß die èechische Politik das
Sudetendeutschtum in seinem Gebiete in den ganzen Lebensrechten,
in der nationalen, kulturellen, wirtschaftlichen, sozialen Hinsicht
unberührt gelassen und es hätte weiter frei entwickeln
lassen, wenn man sich hätte denken können, daß
sich in dieser Auffassung die èechische Politik ihr vom
alten Österreich vernachlässigtes Schulwesen, ihre nationale
Wirtschaft u. s. w. aufgebaut hätte, wozu wir doch an und
für sich im Sinne der Vorschläge beigetragen hätten,
würde es wahrscheinlich heute überhaupt keine oder wenig
Beschwerden geben. So aber hat die èechische Politik im
Sinne der Nationalstaatsidee in einseitiger Tendenz, in einer
Richtung und Linie auf dem Wege der Unterdrückung, der Eroberung,
der Entnationalisierung, der Èechisierung unser ganzes
Lebensgebiet durchdrungen und unseren Lebensraum wesentlich eingeschnürt.
Was sollen wir mit unserer Jugend machen? Das ist die große
soziale Frage, die dadurch entstanden ist. Die èechische
Politik hat das sudetendeutsche Gebiet als die Kolonie èechischer
Expansion betrachtet, und dabei muß man sich noch die Meinung
gefallen lassen, als ob Stellungen für èechische Beamte
im sudetendeutschen Gebiete Strafstationen wären. Dieses
beschriebene System wurde bis zum heutigen Tage ohne Rücksicht
auf die herrschende Koalition durchgeführt. Ob die Koalition
eine èechische Allkoalition war, ob sie eine bürgerliche
oder sozialistische, ob sie eine èechisch-deutsch gemischte
seit 1926 war, ob alle Deutschen in der Opposition als sogenannte
Negativisten sich befanden, ob seit dem 26. Oktober 1926, dem
Regierungseintritt der Deutschen, ein Teil sogenannte Aktivisten,
der andere Negativisten waren, ob man von Neoaktivisten, Neonegativisten,
von Altaktivisten, Jungaktivisten, ob man von Opposition der Nationalpartei,
Nationalsozialisten sprach, oder ob die SdP die Opposition darstellt,
ob die Kommunisten zu Staat und Regierung feindlich oder freundlich
waren, dieses beschriebene System ging und geht seinen Weg weiter
bis zum heutigen Tage. Damit soll bewiesen werden, daß das
ganze System, wie es sich heute in diesem verschärften Zustande
als das nationale Problem darstellt, in allen Maßnahmen
auf dem Gebiete der Sprache, der Schule, der Verwaltung, der Beamten,
der Wirtschaft, der Investitionen, Garantien, der sozialen Fragen
u. s. w. einzig und allein ohne Zutun des Sudetendeutschtums von
der èechischen Seite geschaffen wurde. Dieses nationale
Problem ist vom Scheitelpunkt eines Kegels heute bis zu einer
Kegelschnittfläche von ungeheurer Größe gewachsen.