Ich habe, damit man uns einmal auf der èechischen Seite,
damit man uns auf der sudetendeutschen Seite, damit man uns auch
im Ausland versteht, worin das nationale Problem besteht, mir
vorhin schnell eine Zeichnung gemacht (ukazuje náèrtek).
Wenn der nationale Beschwerde-Komplex im Jahre 1918 die Spitze
des Kegels darstellt, haben sich die nationalen Probleme und das
Verhalten der èechischen Seite gegen das Sudetendeutschtum
in nationaler, kultureller, wirtschaftlicher und sozialer Beziehung
zu der großen Schnittfläche des Kegels entwickelt;
so klein war es 1918, und so ist die Schnittfläche 1937 geworden.
Ich glaube, diese Zeichnung ist frei von jeder Demagogie, frei
von jedem Haß, frei von jedem Propagandazweck und stellt
das große nationale Problem dieses Staates dar. Zeigen Sie
doch Ihrem Volke diese Zeichnung und dann wird Ihr Volk sagen:
"Jawohl, die Sudetendeutschen haben Recht." Wir ziehen
Ihre nationale normale Entwicklung selbstverständlich in
Berücksichtigung. Wir können uns denken, daß Sie
nach Ihrer Auffassung auch èechische Beamte in unserem
Gebiete haben. Aber dieses System, das in vollem Ausbau der Vernichtung
jeder eigenen Verwaltung durch unsere eigenen Beamten dient, das
ist das, was für das nationale Problem in diesem Staate das
Hauptargument bringt und die Kollision bereiten wird, weil dieses
System in dieser Beziehung jeden Tag noch weiter geht. Da müßten
Sie endlich stimmungsmäßig und psychologisch die Berechtigung
unseres ganzen nationalen Kampfes verstehen.
Nicht wir haben die Sprachenerlässe herausgegeben, nicht
wir haben Schulen gesperrt, nicht wir haben Staatsbeamte entlassen,
nicht wir haben die Lieferungen vergeben usw., alles ist allein
von der èechischen Seite vollzogen worden. In diesem ununterbrochenen
Prozeß hat das Sudetendeutschtum einen Verlust nach dem
anderen erlitten.
Daß sich durch solches Verfahren die ununterbrochene Kette
der Beschwerden auslöst, die politische Konzentration ergibt,
wie sie sich in der sudetendeutschen Partei darstellt, ist etwas
ganz Selbstverständliches. Die èechische Politik hat
es so weit gebracht, daß es beinahe in dem ganzen sudetendeutschen
Gebiet, wenn ich auch von anderen Minderheiten spreche, im ganzen
èechoslovakischen Gebiet keine einzige Minderheit gibt,
die den Ausdruck politischer Zufriedenheit aufbringen könnte.
Im sudetendeutschen Gebiet gibt es eine geschlossene politische
Unzufriedenheit, das sind nicht nur wir von der SdP: in derselben
Weise sind es auch die deutschen Regierungsparteien. Fragen Sie
sie offiziell, wie sie in Jaksch, Schütz usw. Ausdruck
finden, fragen Sie die Deutschen unter vier Augen und Sie werden
sehen, wie es in Wirklichkeit draußen aussieht. Die èechische
Politik hat es so weit gebracht, daß es beinahe im ganzen
sudetendeutschen Gebiete keine Familie, keinen Einzelmenschen
gibt, der nicht in irgendeiner Form die Grausamkeit des Verfahrens
zu spüren bekommen hätte. Dabei lauert nach all dem
Geschehen auf dieses unendlich geduldige, disziplinierte Volk
überall die Gefahr des Strafgesetzes, des Schutzgesetzes,
der Verwaltungsbrutalität, des Verteidigungsgesetzes usw.
Wenn man auf èechischer Seite nur einigermaßen psychologisches
Verständnis für die Situation des sudetendeutschen Gebietes
hätte oder auch nur haben wollte, müßte zweifellos
mit einem Schlage das ganze Hinwegtäuschen über die
wahre Situation mit Zuhilfenahme der Beschuldigung staatlicher
Unzuverlässigkeit, Irredentismus usw. wegbleiben. Man kann
es auf èechischer Seite momentan noch nicht verstehen,
weil sich diese ganzen Maßnahmen nur im sudetendeutschen
Gebiete auswirken. Nur einmal einen Monat sollten Sie im èechischen
Gebiete allen jenen Maßnahmen unterworfen sein, in der Verwaltung
usw., wie wir im deutschen Gebiete: mit einem Ruck würde
die ganze Politik einen anderen Weg gehen. Aber Sie spüren
es nicht, Sie lassen sich nur Berichte von den Hranièáøi
geben, denen im deutschen Gebiete nicht ein einziges Haar gekrümmt
wird, deren größte Belästigung darin besteht,
daß sie unter Deutschen leben Wenn Sie im èechischen
Gebiet diese Art des Lebens, diese Art der Bewachung Tag und Nacht,
diese ständigen Vorwürfe der Spionage, des Hochverrats
durchmachen müßten, Sie möchten politisch nicht
durchhalten. (Potlesk.)
Man möge doch auf èechischer Seite einmal in voller
Nüchternheit sich der Prüfung unterziehen, was denn
getan wurde, um diese opferfreudige, geduldige, diese disziplinierte
Bevölkerung zu gewinnen. Da wird man erst daraufko mmen,
daß man diesen Menschen die Liebe zum Staate nicht beigebracht
hat. Das èechische Volk kann bei diesem System den Staat
sehr leicht lieben. Wir Sudetendeutschen müssen die Gesetze
achten und Respekt vor der Staatsautorität haben; den Begriff
des Vaterlandes hat uns niemand beigebracht. Bei diesen Verhältnissen
möge man doch endlich einmal begreifen: Je größer
der Druck durch diese Maßnahmen wird, desto anlehnungsbedürftiger
an das Ausland muß das Sudetendeutschtum werden. Das könnte
man ihm nur verwehren, wenn es staatsfeindlich wäre. Sich
aber gegen dieses System zu beschweren, muß das Recht einer
so großen Volksgruppe sein, wenn das nationale Problem innerpolitisch
eben keine wirkliche Lösung findet. Und wenn man der Innenpolitik
und dem gesamten Auslande darauf erwidern will, daß diese
Beschwerden unwahr oder zum größten Teile übertrieben
sind, dann möge man doch den Verbrauch in den 19 Jahren des
Bestandes der Republik, soweit er mit cca 350 bis 400 Milliarden
Ausgaben in den Staatsvoranschlägen der gesamten Verwaltung
und der Unternehmungen ausgewiesen wird, in den Personal- und
Sachausgaben national sektionieren und das Resultat der Öffentlichkeit
bekannt geben. Man soll doch gleich den Staatsvoranschlag des
Jahres 1938 mit seinem Gesamtumfang von 25 Milliarden, in den
Personalausgaben mit 10 Milliarden und den Sachausgaben mit 15
Milliarden national sektionieren, dann wird es sich wieder zeigen,
ob unsere Beschwerden ungerechtfertigt sind.
Wenn die Zahlen des Exposes des Herrn Ministerpräsidenten
Hodža, für die wir die Unterlagen verlangt haben,
durch seine Bürokratie in unrichtigem Zusammenhange zum größten
Teile genannt sind und wenn wir den unterschiedlichen Stand in
den ganzen Fragen der öffentlichen Verwaltung per 1. Jänner
1919 und 1. Jänner 1938 bekommen werden, dann werden wir
erst wiederum feststellen können, wie weit die Benachteiligung
des Sudetendeutschtums gegangen ist und wie sich das ganze gewaltsame
System èechischer Politik auf eine so große Volksgruppe,
wie sie die Sudetendeutschen darstellen, auswirkt. Die ganze grausame
Tragik des Sudetendeutschtums, wie sie sich in dieser Richtung
durch die èechische Politik darstellt, kann es überhaupt
nicht mehr rechtfertigen, daß es von deutscher Seite eine
Verteidigung dieses Systems geben kann. Dieses Verhalten muß
den schwersten und schärfsten, den lautesten Protest des
gesamten Sudetendeutschtums hervorrufen. Wenn bei diesen Verhältnissen
von den deutschen Regierungsparteien als Beweis ihres wahren Aktivismus
der Kampf gegen die SdP verlangt wird, oder wenn die deutschen
Regierungsparteien spontan selbst sich auf diese politische Linie
begeben und glauben, damit das Sudetendeutschtum in der geschlossenen
Einheit neuerlich zu zerschlagen und damit ihre eigenen Reihen
aufzufüllen, so ist das ein absoluter Irrtum. (Rùzné
výkøiky. - Místopøedseda dr
Markoviè zvoní.) Die deutschen Regierungsparteien
nehmen heute an der Koalition als die Repräsentanten ihrer
Wähler aus èechischer Rücksicht, Dankbarkeit
und Parteienschonung teil. Das ist aber nur gegangen, indem man
auf èechischer Seite geglaubt hat, falsche politische Mathematik
anwenden zu müssen, indem man glaubt, daß 67 Abgeordnete
und Senatoren der SdP weniger sind, als beispielsweise 5 Abgeordnete
des Bundes der Landwirte. Im Senate hat er keine Vertretung. Der
18. Feber des Jahres 1937 als der angebliche Tag des gewaltigen
Umbruches wird von deutscher Regierungsseite schwer kritisiert.
Man braucht nur auf die Kundgebungen des deutschen Sozialdemokraten
Jaksch, des deutschen Christlichsozialen Schütz,
des Bündlers Böhm und deren Presse hinzuweisen.
Sie bestätigen unser Urteil über den 18. Feber. Die
Resolutionen bei der Budgetabstimmung im Ausschusse klingen für
den ersten Moment hinsichtlich des Proporzes ganz schön.
Schön wäre es auch, wenn sie regierungsseits erfüllt
würden. Leider spricht vielfach die Erfahrung über das
Schicksal solcher Resolutionen gegen die Ernstlichkeit. Daß
dabei gleichzeitig eine Resolution angenommen werden konnte, die
den beschleunigten Ausbau der Besetzung des deutschen Gebietes
mit Staatspolizei verlangt, ist ein starker We rmutstropfen für
den ernstlichen Versöhnungsund Ausgleichswillen der èechischen
Koalitionsseite. (Souhlas poslancù strany sudetskonìmecké.)
Auf Grund der geschilderten Verhältnisse, wie sie sich durch
die èechischen Maßnahmen in den sudetendeutschen
nationalen Belangen ergeben haben, ergab sich bei den Wahlen des
Jahres 1937 eine ganz selbstverständliche und durch die Politik
gegebene Rückentwicklung der deutschen Regierungsparteien:
des Bundes der Landwirte, der Deutschen Christlichsozialen und
der deutschen Sozialdemokraten. Auf der anderen Seite entstand,
man kann sagen über Nacht, diese große gewaltige Einheitsbewegung
Konrad Henleins, die Sudetendeutsche Partei, die bei den Wahlen
des Mai 1935 für das Abgeordnetenhaus ein Ergebnis von 1,249.530
Stimmen aufbrachte, dasselbe entsprechend für den Senat.
Diese elementare Kundgebung des Sudetendeutscht ums ist nicht
der Ausdruck der Propagandatätigkeit, sondern der spontan
gesetzte Wille des Volkes, gipfelnd in dem Bestreben, zu einer
Befriedung der nationalen Verhältnisse zu kommen, weil sich
die politische Vergangenheit dazu unfähig erwiesen hat. Daß
der deutschen Regierungsseite, daß der èechischen
Politik ein solches Wahlergebnis, durch welches die Sudetendeutsche
Partei nicht nur zur größten sudetendeutschen, sondern
zur größten Partei des Staates überhaupt geworden
ist, in alle Glieder gefahren ist, ist doch ganz selbstverständlich.
Infolgedessen mußte man doch mit ihr von allem Anfang an
unzufrieden sein und muß sich bis zum heutigen Tage damit
beschäftigen, wie man sie kleiner macht, wie man sie schwächt,
oder wie man sie zerschlägt. (Výkøiky poslancù
komunistické strany.) Darüber zerbrechen sich
nicht nur èechische Kreise, sondern auch maßgebliche
Kreise der deutschen Regierungsparteien den Kopf. So einfach ist
aber das ganze noch nicht. Denn schließlich hat die SdP
in ihren programmatischen Erklärungen Konrad Henleins und
der parlamentarischen Delegation nachweisbar den Weg politischer
Vernunft und der realen Tatsachen beschritten. Alles andere, was
aus der Bewegung gemacht wird, ist zum allergrößten
Teile das Machwerk der Gegner auf èechischer und deutscher
Seite gegen diese große Bewegung des Sudetendeutschtums.
Merkwürdigerweise sind die Gegner Deutschlands gleichzeitig
die Gegner der SdP und umgekehrt. Wenn die SdP von dem Momente
des Wahlergebnisses an politisch die Rolle des Lämmleins
gespielt hätte, würde sie genau dieselbe Beurteilung
erfahren. Denn alles was sie tut, was sie unterläßt,
was sie spricht oder wozu sie schweigt, ob in Wort oder in Schrift,
ob im Parlament, ob in der Öffentlichkeit, muß doch
von vornherein falsch sein. Die Methode ist zwar sehr einfach,
aber zu durchsichtig. Wenn sie auch in der Anwendung der Mittel
grausam und brutal erscheint, wenn auch die Bevölkerung in
der Behandlung durch die Verwaltung ungeheuere Opfer auf sich
nimmt, die in ihrer Schwere eine unermeßliche Zurückhaltung,
Disziplin und Ruhe erfordern, so ist doch die Anwendung dieses
Systems einfach auf die Dauer unmöglich, weil dieser Zustand
zwangsläufig zu Komplikationen führen muß.
Was wirft man denn der SdP in der Hauptsache vor? Sie ist undemokratisch:
In einem demokratisch geführten Staate kann der Bürger,
wenn er sich politisch betätigt, auf Grund der bestehenden
Gesetze, selbst wenn es ihm unsympathisch wäre, nur demokratisch
sein. Sie hat totalitäre Bestrebungen. Die Bestrebungen aller
Parteien sind totalitär, nur das Gelingen und der Erfolg
sind verschieden. (Výkøiky poslancù komunistické
strany. - Veselost.) Bei dem Vorhandensein von Kommunisten,
Christlichsozialen, Sozialdemokraten u. s. w. wird es praktisch
auch keine sudetendeutsche Totalität geben. Wenn sie erreichbar
wäre, wäre der praktische Effekt für politische
Zwecke der èechischen Seite gegenüber ausgezeichnet,
und müßte auch von der èechischen Seite begrüßt
werden, weil für die Lösung des nationalen Problems
nur ein solcher geschlossener Verhandlungspartner in Frage kommt.
Es sei heute nicht darüber debattiert, daß die Parteienverhältnisse
auf der èechischen Seite ganz anders liegen. Die Hauptsorge
der èechischen Politik ist die, daß die SdP zu stark
ist. Nach den ganzen Maßnahmen der èechischen Politik,
nach den Ansichten deutscher Regierungspolitiker, wie Jaksch
u. s. w. tut die politische Isoliertheit und Erfolgslosigkeit
der SdP ihrer Bewegung Abbruch. Da gibt es nur eine Erwiderung
darauf: Laßt Wahlen sprechen! Und wiederum sollen sie beweisen,
wer Recht hat. Ein weiterer Vorwurf besteht darin, daß die
Partei oder ihr größter Teil zu radikal sei. Da merke
man sich eines: Zu diesem Radikalismus - als solchen bezeichnet
man doch schon das Vorbringen jeglicher Beschwerde - kommen wir
durch die sudetendeutsche Bevölkerung. Die Beschwerden kommen
alle aus der Bevölkerung. Die èechische Politik macht
unsere Bevölkerung durch ihre Maßnahmen radikal. Und
je mehr Sie verbieten, desto dümmer wird die ganze Geschichte.
Mit der sudetendeutschen Bevölkerung geht es nicht im Bösen,
sondern nur im Guten, das möge sich die èechische
Politik recht gut vor Augen halten. Ein weiterer Vorwurf: Die
SdP verwendet zuviel reichsdeutsche Methoden. Dazu auch ein offenes
Wort: Das sagen auch nur wieder Leute, die die neue Zeit nicht
verstehen wollen, die nicht begreifen wollen, daß in die
Jugend der ganzen Welt ein anderer Zug gekommen ist, und das Gottseidank!
Der Unterschied ist nur der, daß bei uns die weißen
Hemden der Ordner schon einen Stein des Anstoßes darstellen,
aber auf der èechischen Seite die Menschen mit grünen,
roten, blauen, schwarzen und Lilahemden marschieren. Ja, Sudetendeutscher,
das ist etwas ganz anderes! Wenn zwei dasselbe tun, ist es eben
nicht dasselbe. Ein weiterer Vorwurf sind die Auslandsreisen:
Erstens sei festgestellt, daß zu allen Zeiten auch Politiker
der deutschen Regierungsparteien ins Ausland reisen, um über
das sudetendeutsche Problem zu sprechen, in letzter Zeit allerdings
nur nach London. Kämen sie auch nach Deutschland, so würde
das sicherlich bei Jaksch ausgezeichnet wirken. Auf einer
der letzten Auslandsreisen hat Konrad Henlein als Vorsitzender
der deutschen Volksgruppen Europas in Stuttgart wörtlich
erklärt: Wir haben die Treue zum eigenen Volke und die Treue
zu dem Staate, in dem wir leben, miteinander zu verbinden. - Gibt
es dagegen etwas einzuwenden? Die Auslandsreisen können nur
beanständet werden, wenn man ihnen Staatsfeindlichkeit nachweisen
kann. Wir sind ja so weit, daß schon jedes Überschreiten
der Grenze beinahe eine staatsgefährliche Tat darstellt.
Ein Hauptvorwurf gegen die SdP ist die "Zeit" und da
erkläre ich Folgendes: Wenn man darüber spricht, nicht
ohne Vergleich zu der èechischen und übrigen deutschen
Presse: Die "Zeit" ist kein parteioffizielles Organ.
Das parteioffizielle Organ ist die "Rundschau". Selbstverständlich
steht sie der Partei nahe. Sie ist das sudetendeutsche Prager
völkische Tagblatt. (Smích komunistických
poslancù.) Man hat sich eben auch daran gewöhnen
müssen, daß einer so großen Bewegung ein völkisches
Tagblatt in Prag nahesteht. Die èechische Seite hat die
Dinge in dieser Richtung immer nur von der Seite der "Bohemia"
und des "Prager Tagblatt" gesehen. Bei der verschiedenartigen
Interessenvertretung vorgenannter zwei Blätter muß
sich selbstverständlich die "Zeit" von der "Bohemia"
und dem "Prager Tagblatt' unterscheiden. Auf der èechischen
Seite hat man sich nicht daran gewöhnen wollen, daß
es ein Tagblatt gibt mit Rubriken: "Der Sudetendeutsche schreibt",
"Tatsachen klagen an", "Was andere schreiben".
Es wäre doch gegen alle diese Beschwerden der beste Weg,
die Ursachen der Beschwerden aus dem Weg zu räumen. Meritorisch
ist ja nicht die Beschwerde, sondern die Ursache der Beschwerde,
die Hauptsache. Maßgeblich und bestimmend wird immer sein,
daß in diesen ganzen Berichten die Wahrheit steht, auch
wenn sie wehe tut. Daß außenpolitisch in dem Bestreben.
mit Deutschland ein freundnachbarliches Verhältnis herbeizuführen,
die Sympathien auf deutscher und beispielsweise nicht auf sowjetrussischer
Seite liegen, ist doch eine reine Selbstverständlichkeit.
In diesem Zusammenhange muß ein Wort über das Verhältnis
der Èechoslovakei und des Sudetendeutschtums zum Deutschen
Reiche gesprochen werden. Das Deutsche Reich in der heutigen Gestalt
- das wird nicht nur von uns Sudetendeutschen hervorgehoben, das
wird in der Beurteilung auch von èechischen Politikern
frei ausgesprochen und es gibt auch genug anders gerichtete deutsche
und èechische Abgeordnete und Politiker, die sich von den
tatsächlichen Verhältnissen in Deutschland aus persönlicher
Wahrnehmung überzeugen konnten - ist meiner Ansicht nach
der beste Beweis dafür, daß sich in Deutschland die
Verhältnisse in einer Weise konsolidiert haben, daß
sich jeder vernünftige Politiker sagen muß, daß
die Zeit vorbei ist, wo wir Deutschland in einer Animosität
gegenüberstehen können. Wir lassen jetzt unerörtert
die Auffassungen über die Gegensätze zwischen Slaventum
und Germanentum und die momentan bestehenden politischen Bindungen
der Èechoslovakei. Aber die Èechoslovakei ist in
dem größten Teil der Grenzen Nachbar des Deutschen
Reiches. Seit Gründung des Staates spielt Deutschland in
den wirtschaftspolitischen Beziehungen, in Export und Import,
für die Èechoslovakei die erste Rolle. Im politischen
Interesse der Èechoslovakischen Republik liegt es unter
allen Umständen, daß ein freundschaftliches Verhältnis
zu Deutschland zustandekommt. Der Weg zu den Muttervölkern
führt über die Volksgruppen, ob das Deutschland, Ungarn
oder Polen ist.
Das Sudetendeutschtum hat sich zu allen Zeiten ohne Rücksicht
auf das in Deutschland herrschende System mit dem deutschen Volk
volksverbunden gefühlt. Das haben die prominentesten èechischen
Politiker, wie Masaryk, Beneš und Kramáø
als Selbstverständlichkeit aufgefaßt. Das Aufgeben
der Volksverbundenheit würde auch vollständig den Naturgesetzen
der Völker zuwiderlaufen. Daß umgekehrt das Muttervolk
an dem Schicksal der Volksgruppen teilnimmt, ist ebenso selbstverständlich
und in den völkerrechtlichen Naturgesetzen begründet.
Beide Verbundenheiten sind aber umso begründeter, weil wir
ebenso wie die maßgeblichen èechischen Kreise an
den absoluten Friedenswillen des deutschen Reichskanzlers Adolf
Hitler und des deutschen Volkes glauben. Das tun nicht nur wir,
das geht bis in die höchsten maßgeblichen èechischen
politischen Kreise hinauf. (Výkøiky posl. Dubického.)
Herr Koll. Dubický, daß Sie nicht daran
glauben, ist eine Selbstverständlichkeit, aber Gott sei Dank,
wird niemals Ihre Ansicht in der èechischen Politik maßgeblich
sein können. Wir glauben an keinen Krieg, wir Sudetendeutschen
wollen den Frieden. Die èechischen Gegner des heutigen
Deutschland werden bei dem Gedanken, sich in Systeme fremder Staaten
nicht einmischen zu dürfen, ihre Ansicht über Deutschland
revidieren müssen, weil sich auf die Dauer eine Politik des
Hasses gegenüber einem Staate und Volke mit 65 Millionen
im Interesse des eigenen Staates nicht aufrechterhalten läßt.
In den Uranfängen èechoslovakischer Politik glaubten
die Sudetendeutschen, daß der Staat nicht lange bestehen
werde. Die Welt glaubte, daß der Kommunismus in zwei Jahren
erledigt sei. Das waren Irrtümer. Derselbe Irrtum läge
vor, wenn man glaubte, daß der Nationalsozialismus in Deutschland
eine kurze, vorübergehende Erscheinung sei. Für uns
Sudetendeutschen ist es eine reine Selbstverständlichkeit,
daß unser Verhältnis und unsere Lage hierzulande sich
automatisch in dem Momente ändern, als sich das Verhältnis
der Èechoslovakei zum Deutschen Reiche freundschaftlich
gestaltet. Man wird sich erinnern können, daß gerade
Dr. Rosche in der Debatte immer erklärt hat: Das Schicksal
und das Los der Sudetendeutschen ist außenpolitisch abhängig
von der Gestaltung des Verhältnisses Frankreichs zu Deutschland.
Heute ist die Situation eine ganz andere. Heute steht für
Sie Frankreich nicht mehr im Vordergrunde des außenpolitischen
Geschehens. Heute gilt direkt der Satz, daß unser sudetendeutsches
Schicksal abhängig ist von der Gestaltung des Verhältnisses
der Èechoslovakei zu Deutschland.