Úterý 30. listopadu 1937

Die staatliche Getreidebewirtschaftung hat sich trotz der Angriffe gegen sie bewährt. Gewiß, sie hat Mängel und wir sind nicht mit allem einverstanden. Aber etwas grundsätzliches ist geschehen. Man hat endlich das Bauerntum aller Nationen im Staate aus den Klauen der Börse und der Spekulation befreit. (Potlesk. - Výkøiky poslancù strany sudetskonìmecké.) Jawohl, auch die deutschen, wie die èechischen und slovakischen Bauern. Verzeihet, Kollegen, ich gehe nur bis zum Jahre 1933 zurück. Ich habe es Eueren Parteigenossen (obrácen k poslancùm sudetskonìmecké strany) vor 11/2 Jahren in Rautenberg ins Gesicht gesagt. Dort hat man den Bauern im Dezember und Oktober für den Meterzentner Korn 65 Kè geboten, weil derjenige, der die meisten Schulden hatte, am ersten das Getreide verkaufen mußte. Und weil damals der Preis 65 Kè war, so hat auch euer Parteikamerad ohneweiters das Korn um 65 Kè eingekauft. Im Februar des nächsten Jahres hat derselbe Meterzentner Korn 120 Kè gekostet, d. h. der Kapitalskräftige hat sie bekommen, während der arme Teufel das Getreide weit unter den Gestehungskosten hatte verkaufen müssen. Das ist wohl das beste Beispiel. Ich darf auch noch daran erinnern, daß wir bei der Getreidebewirtschaftung und beim Getreideverkauf immer den Terminhandel hatten, d. h. der Verkauf von Korn und Weizen des

Bauern wurde im März schon für den Monat September, Oktober und November abgeschlossen, wo der Bauer noch nicht einmal ausgesät hatte. Ich glaube, gerade Sie von Ihrem Standpunkt müssen es doch begrüßen, daß hier endlich einmal von dem alten liberalistischen System abgerückt wurde. Wir stehen deshalb hinter der Getreideverkehrsbewirtschaftung, weil das uns von der Spekulation und von der Börse befreit und weil heute jeder Bauer die Gewähr hat, daß wenn ihm der Himmelvater etwas wachsen ließ - er nach der Ernte einen Preis bekommt, den er schon vor der Ernte kennt. Und das ist sehr wichtig und wertvoll, weil er seine Investitionen nach dem Preise einrichten kann.

Es ist sehr wichtig, daß die Landwirtschaft investiert, denn sie macht heute noch immer im Staate 40 % der Gesamtbevölkerung aus und es ist nicht gleichgültig, ob diese 40 % kaufkräftige Leute sind, oder nicht. Das würde unsere Industrie u. zw. aller Nationen, ganz gewaltig spüren, wenn wir wieder in die Zeit der Jahre 1931 bis 1933 zurückfallen würden. Damit es nicht dazu kommt, ist es notwendig, daß auch in der Zukunft der Preisgestaltung in der Landwirtschaft das größte Augenmerk zugewendet wird.

Wir müssen weiters die Forderung stellen, daß auch die Produktion des Hopfens, des Weines und des Flachses für die Zukunft gesichert wird. Ich stamme aus einem Gebiete, wo der Flachsbau beheimatet ist. Es ist auf Grund der Verhandlungen unserer Flachsbauernorganisationen und der Agrarparteien dazu gekommen, daß zumindest die Gestehungskosten plus einem kleinen bürgerlichen Gewinn für Flachs heute tatsächlich erreicht wurden. Wir wollen hoffen. daß das auch in Zukunft der Fall ist.

Nicht so sind die Verhältnisse beim Hopfen und ganz schlecht sind sie beim Wein. Wenn ich anläßlich einer Versammlung im Winter d. J. erfahren mußte, daß beispielsweise im Nikolsburger Bezirk Rotwein der Liter mit 1.5 Kè und Weißwein mit 2ÿ5 Kè verkauft wurde und wenn die Weinsteuer allein 1.6 Kè beträgt, so daß auch der Haustrunk des Bauern, den er immer frei hatte, besteuert wird, so ist das für die Zukunft untragbar. Nach den neuen Steuervorlagen wird der Wein mit mehr als 13 % Alkoholgehalt besteuert. Die südmährischen Weine haben diesen Alkoholprozentsatz nicht, infolgedessen kommen nur ausländische Weine für die Mehrbesteuerung in Frage. Aber gerade die Rentabilität des Weinbaues in unseren südmährischen Gebieten ist von besonderer Wichtigkeit. Wir haben in Südmähren nur Zwergbesitze und Gott sei Dank eine Bevölkerung, die noch nicht daran denkt, ob sich die einzelnen Familien 1 oder 2 Kinder kommen lassen; wir haben dort kinderreiche Familien. Nun ist dieser Zwergbesitz nur möglich durch den Weinbau, und wenn man den Weinbau nicht rentabel gestaltet, dann können diese Familien auf dem Zwergbesitz nicht leben und da es sowohl im Interesse unseres Volkes, aber auch des Staates liegt, daß diese Menschen eine gesicherte Existenz vor sich sehen, damit sie nicht den Schlagworten irgendwelcher Radikalisten in die Hände fallen, ist es notwendig, hier Abhilfe zu schaffen für diese Weinbauern in Südmähren, in der Slovakei und auch in den anderen Gebieten.

Ich muß auch die Feststellung mach en, daß die Preisschere zwischen landwirtschaftlichen und industriellen Produkten noch immer sehr groß ist. Der Index vom 1. September d. J. betrug für landwirtschaftliche Erzeugnisse 701 und für industrielle Erzeugnisse 822; d. h. also, daß der industrielle Index um 121 Punkte über dem landwirtschaftlichen Index liegt, eine Preisschere, die auf die Dauer, nachdem auch die Landwirtschaft ein großer Konsument von industriellen Artikeln ist, dazu führen muß, daß die Verschuldung in den landwirtschaftlichen Kreisen wiederum größer wird. Es liegt deshalb im Interesse der Landwirtschaft, aber auch im Interesse des Staates, daß diese Differenz zwischen landwirtschaftlicher und industrieller Produktion endlich ausgeglichen wird, damit die Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion und dadurch des schollenverbundenen Bauernstandes garantiert erscheint. (Výkøiky: Jetzt kommt die Austrittserklärung!) Sie werden es noch erwarten!

Unsere politische Stellungnahme zum Staatsvoranschlag 1938 ist für uns als Vertreter des sudetendeutschen Bauerntums gegeben von zwei Gesichtspunkten, die wir seit Jahren schon vertreten haben und an denen wir auch heute unverbrüchlich festhalten: wir sudetendeutschen Bauern stehen mit beiden Füßen auf dem Boden unseres Staates und auf dem Boden unseres Volkstums. Wir geben dem Staate, was des Staates ist, in der Überzeugung, aber auch in der Voraussetzung, daß er unserem Volkstume gibt, was des Volkstums ist. Für uns ist das demokratische System die notwendige Voraussetzung für die Achtung der Lebensrechte jeder Nation und daher auch unseres Sudetendeutschtums, das nur auf dem Boden einer Demokratie, die den Grundsatz " Gleiche unter Gleichen" verwirklicht, gedeihen kann. An diesem Grundsatze halten wir fest und so, wie wir als Staatsbürger ihn immer restlos dadurch verwirklichten, daß wir die gleichen Pflichten wie die anderen Völker dieses Staates auf uns nahmen und erfüllten, so verlangen wir, daß er auch von seiten unserer èechischen Mitbürger verwirklicht werde, indem uns die gleichen Rechte zur Behauptung und Entfaltung unseres Volkstums in wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Beziehung gewährt werden.

Der Bauer jeder Nation hat eine ganz besondere Beziehung zum Boden, zur Erde, zur Heimat. Vor keinem anderen Stande im Volke steht der Begriff der geliebten Heimat so leuchtend, wie vor unserem Bauerntum. Deutsche Heimat ist und bleibt für den sudetendeutschen Bauern ein allerhöchster und daher unverletzbarer Begriff. Unsere Bauern sehen in diesem Staate ihre deutsche Heimat und so lange sie in ihm ihre deutsche Heimat sehen, werden sie in ihm auch ihren Staat sehen. So ist für unser sudetendeutsches Bauerntum Heimatsgefühl unlöslich verknüpft mit dem Staatsgefühl. Jede Stärkung des ersten ist auch eine Stärkung des zweiten. Es liegt im Interesse von uns Deutschen wie im Interesse der Èechen und dadurch in gemeinsamem Staatsinteresse, daß hier nicht eine Schwächung eintrete. Deshalb begrüßen wir aufrichtig alle Maßnahmen, die geeignet sind, den nationalen Kämpfen ein Ende zu bereiten. Darum richten wir an unsere èechischen Mitbürger, mit welchen uns ein gemeinsames Geschick verbindet, die dringende Aufforderung, das in unserem deutschen Bauerntum als unverletzbar verankerte Heimatgefühl im privaten Leben wie in jeder Handlung des Staates ebenso zu ehren, wie wir ihr Heimatgefühl achten und ehren. Voraussetzung dazu ist psychologisches Verständnis für die Lage und den Charakter des Sudetendeutschtums. Einzig dadurch sichern wir den Frieden im Innern des Staates und auch nach außen, den wir heute notwendiger brauchen, denn je.

Wir haben durch unsere 11jährige verantwortliche politische Arbeit in der Regierung das Unsere dazu beigetragen, daß der Boden des gemeinsamen Staates in nationalpolitischem Sinne saat- und erntepflichtig gemacht werde. Der gute Wille allein, wie er in den verschiedenen Reden und im Regierungsbeschluß vom 18. Feber 1937 zum Ausdruck gekommen ist, kann unserer sudetendeutschen Bevölkerung, die besondere unter der wirtschaftlichen Krise der letzten Jahre so ungemein stark zu leiden hatte, nicht genügen. Wir müssen verlangen, daß man auch auf èechischer Seite begreife, daß die Verwirklichung dieses guten Willens nicht nur eine Aufgabe der aktivistischen sudetendeutschen Politik, also eine sudetendeutsche Volksaufgabe, sondern eine èechoslovakische Staatsaufgabe ist. Wir unterstreichen in dieser Beziehung die Ausführungen unseres Abg. Böhm im Budgetausschuß.

Dem Abgeordnetenhause liegt ein Resolutionsantrag vor, der die nationalpolitischen Beschlüsse der Regierung vom 18. Feber 1937 verstärkt und der Regierung ihre konkrete Durchführung aufträgt. Für diesen Antrag haben im Budgetausschuß auch die Vertreter der deutschen Opposition gestimmt und dadurch anerkannt, daß der 18. Feber konstruktive Arbeit für unser Volk bedeutet (Potlesk.), wenn die Durchführung rasch und auf möglichst breiter Grundlage erfolgt.

Der Bund der Landwirte hat sich zum Ziele gesetzt, dem sudetendeutschen Volke im Staate die volle Gleichberechtigung zu erringen. Das bedeutet die Sicherung der Lebensrechte unseres Volkes, eine gerechte Völkerordnung im Staate und die Möglichkeit, in kultureller Verbundenheit mit unserem Volkstum unserer nationalen Eigenart gemäß leben und unser Volkstum entfalten zu können.

Die Fortentwicklung des Regierungsbeschlusses vom 18. Feber muß imstande sein, gewisse in allerletzter Zeit aufgetretenen Mißstände in unserem Siedlungsgebiete, das eben Grenzgebiet ist, zu beseitigen, auf die wir sehr ernst aufmerksam machen. Diese Mißstände rufen in unserer bod enständigen Bevölkerung schwere Besorgnisse bervor, die zu zerstreuen auch ein hohes Staatsinteresse bedeutet, weil sie geeignet sind, den Völkerfrieden im Staate zu gefährden und das Vertrauen zu einer gerechten Völkerverständigung zu erschüttern. Wir würden dem Staate keinen guten Dienst erweisen, wollten wir diese Entwicklung verschweigen und die verantwortlichen èechischen Staatsmänner nicht zu einer dringenden Umkehr veranlassen.

Vergessen wir schließlich alle nicht, daß es gilt, das Vermächtnis des großen Staatspräsidenten Masaryk auf Völkerfrieden und

Völkerverständigung im Staate zu erfüllen, das unser Staatspräsident Dr. Beneš in so schicksalschwerer Stunde von allen Völkern des Staates gefordert hat.

Der Bund der Landwirte ist nach wie vor bereit, diesen Weg der nationalen Befriedung im Staate zu gehen.

Wir bewilligen die ersten Notwendigkeiten des Staatshaushaltes 1938 in der Voraussetzung, daß auch die ernsten Erfordernisse unseres Volksl haushaltes jene Berücksichtigung finden werden, die das sudetendeutsche Volk in diesem Staate verlangen kann und verdient. (Potlesk.)


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