Die staatliche Getreidebewirtschaftung hat sich trotz der Angriffe
gegen sie bewährt. Gewiß, sie hat Mängel und wir
sind nicht mit allem einverstanden. Aber etwas grundsätzliches
ist geschehen. Man hat endlich das Bauerntum aller Nationen im
Staate aus den Klauen der Börse und der Spekulation befreit.
(Potlesk. - Výkøiky poslancù strany
sudetskonìmecké.) Jawohl, auch die deutschen,
wie die èechischen und slovakischen Bauern. Verzeihet,
Kollegen, ich gehe nur bis zum Jahre 1933 zurück. Ich habe
es Eueren Parteigenossen (obrácen k poslancùm
sudetskonìmecké strany) vor 11/2 Jahren in Rautenberg
ins Gesicht gesagt. Dort hat man den Bauern im Dezember und Oktober
für den Meterzentner Korn 65 Kè geboten, weil derjenige,
der die meisten Schulden hatte, am ersten das Getreide verkaufen
mußte. Und weil damals der Preis 65 Kè war, so hat
auch euer Parteikamerad ohneweiters das Korn um 65 Kè eingekauft.
Im Februar des nächsten Jahres hat derselbe Meterzentner
Korn 120 Kè gekostet, d. h. der Kapitalskräftige hat
sie bekommen, während der arme Teufel das Getreide weit unter
den Gestehungskosten hatte verkaufen müssen. Das ist wohl
das beste Beispiel. Ich darf auch noch daran erinnern, daß
wir bei der Getreidebewirtschaftung und beim Getreideverkauf immer
den Terminhandel hatten, d. h. der Verkauf von Korn und Weizen
des
Bauern wurde im März schon für den Monat September,
Oktober und November abgeschlossen, wo der Bauer noch nicht einmal
ausgesät hatte. Ich glaube, gerade Sie von Ihrem Standpunkt
müssen es doch begrüßen, daß hier endlich
einmal von dem alten liberalistischen System abgerückt wurde.
Wir stehen deshalb hinter der Getreideverkehrsbewirtschaftung,
weil das uns von der Spekulation und von der Börse befreit
und weil heute jeder Bauer die Gewähr hat, daß wenn
ihm der Himmelvater etwas wachsen ließ - er nach der Ernte
einen Preis bekommt, den er schon vor der Ernte kennt. Und das
ist sehr wichtig und wertvoll, weil er seine Investitionen nach
dem Preise einrichten kann.
Es ist sehr wichtig, daß die Landwirtschaft investiert,
denn sie macht heute noch immer im Staate 40 % der Gesamtbevölkerung
aus und es ist nicht gleichgültig, ob diese 40 % kaufkräftige
Leute sind, oder nicht. Das würde unsere Industrie u. zw.
aller Nationen, ganz gewaltig spüren, wenn wir wieder in
die Zeit der Jahre 1931 bis 1933 zurückfallen würden.
Damit es nicht dazu kommt, ist es notwendig, daß auch in
der Zukunft der Preisgestaltung in der Landwirtschaft das größte
Augenmerk zugewendet wird.
Wir müssen weiters die Forderung stellen, daß auch
die Produktion des Hopfens, des Weines und des Flachses für
die Zukunft gesichert wird. Ich stamme aus einem Gebiete, wo der
Flachsbau beheimatet ist. Es ist auf Grund der Verhandlungen unserer
Flachsbauernorganisationen und der Agrarparteien dazu gekommen,
daß zumindest die Gestehungskosten plus einem kleinen bürgerlichen
Gewinn für Flachs heute tatsächlich erreicht wurden.
Wir wollen hoffen. daß das auch in Zukunft der Fall ist.
Nicht so sind die Verhältnisse beim Hopfen und ganz schlecht
sind sie beim Wein. Wenn ich anläßlich einer Versammlung
im Winter d. J. erfahren mußte, daß beispielsweise
im Nikolsburger Bezirk Rotwein der Liter mit 1.5 Kè und
Weißwein mit 2ÿ5 Kè verkauft wurde und wenn
die Weinsteuer allein 1.6 Kè beträgt, so daß
auch der Haustrunk des Bauern, den er immer frei hatte, besteuert
wird, so ist das für die Zukunft untragbar. Nach den neuen
Steuervorlagen wird der Wein mit mehr als 13 % Alkoholgehalt besteuert.
Die südmährischen Weine haben diesen Alkoholprozentsatz
nicht, infolgedessen kommen nur ausländische Weine für
die Mehrbesteuerung in Frage. Aber gerade die Rentabilität
des Weinbaues in unseren südmährischen Gebieten ist
von besonderer Wichtigkeit. Wir haben in Südmähren nur
Zwergbesitze und Gott sei Dank eine Bevölkerung, die noch
nicht daran denkt, ob sich die einzelnen Familien 1 oder 2
Kinder kommen lassen; wir haben dort kinderreiche Familien.
Nun ist dieser Zwergbesitz nur möglich durch den Weinbau,
und wenn man den Weinbau nicht rentabel gestaltet, dann können
diese Familien auf dem Zwergbesitz nicht leben und da es sowohl
im Interesse unseres Volkes, aber auch des Staates liegt, daß
diese Menschen eine gesicherte Existenz vor sich sehen, damit
sie nicht den Schlagworten irgendwelcher Radikalisten in die Hände
fallen, ist es notwendig, hier Abhilfe zu schaffen für diese
Weinbauern in Südmähren, in der Slovakei und auch in
den anderen Gebieten.
Ich muß auch die Feststellung mach en, daß die Preisschere
zwischen landwirtschaftlichen und industriellen Produkten noch
immer sehr groß ist. Der Index vom 1. September d. J. betrug
für landwirtschaftliche Erzeugnisse 701 und für industrielle
Erzeugnisse 822; d. h. also, daß der industrielle Index
um 121 Punkte über dem landwirtschaftlichen Index liegt,
eine Preisschere, die auf die Dauer, nachdem auch die Landwirtschaft
ein großer Konsument von industriellen Artikeln ist, dazu
führen muß, daß die Verschuldung in den landwirtschaftlichen
Kreisen wiederum größer wird. Es liegt deshalb im Interesse
der Landwirtschaft, aber auch im Interesse des Staates, daß
diese Differenz zwischen landwirtschaftlicher und industrieller
Produktion endlich ausgeglichen wird, damit die Sicherung der
landwirtschaftlichen Produktion und dadurch des schollenverbundenen
Bauernstandes garantiert erscheint. (Výkøiky:
Jetzt kommt die Austrittserklärung!) Sie werden es noch
erwarten!
Unsere politische Stellungnahme zum Staatsvoranschlag 1938 ist
für uns als Vertreter des sudetendeutschen Bauerntums gegeben
von zwei Gesichtspunkten, die wir seit Jahren schon vertreten
haben und an denen wir auch heute unverbrüchlich festhalten:
wir sudetendeutschen Bauern stehen mit beiden Füßen
auf dem Boden unseres Staates und auf dem Boden unseres Volkstums.
Wir geben dem Staate, was des Staates ist, in der Überzeugung,
aber auch in der Voraussetzung, daß er unserem Volkstume
gibt, was des Volkstums ist. Für uns ist das demokratische
System die notwendige Voraussetzung für die Achtung der Lebensrechte
jeder Nation und daher auch unseres Sudetendeutschtums, das nur
auf dem Boden einer Demokratie, die den Grundsatz " Gleiche
unter Gleichen" verwirklicht, gedeihen kann. An diesem Grundsatze
halten wir fest und so, wie wir als Staatsbürger ihn immer
restlos dadurch verwirklichten, daß wir die gleichen Pflichten
wie die anderen Völker dieses Staates auf uns nahmen und
erfüllten, so verlangen wir, daß er auch von seiten
unserer èechischen Mitbürger verwirklicht werde, indem
uns die gleichen Rechte zur Behauptung und Entfaltung unseres
Volkstums in wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Beziehung
gewährt werden.
Der Bauer jeder Nation hat eine ganz besondere Beziehung zum Boden,
zur Erde, zur Heimat. Vor keinem anderen Stande im Volke steht
der Begriff der geliebten Heimat so leuchtend, wie vor unserem
Bauerntum. Deutsche Heimat ist und bleibt für den sudetendeutschen
Bauern ein allerhöchster und daher unverletzbarer Begriff.
Unsere Bauern sehen in diesem Staate ihre deutsche Heimat und
so lange sie in ihm ihre deutsche Heimat sehen, werden sie in
ihm auch ihren Staat sehen. So ist für unser sudetendeutsches
Bauerntum Heimatsgefühl unlöslich verknüpft mit
dem Staatsgefühl. Jede Stärkung des ersten ist auch
eine Stärkung des zweiten. Es liegt im Interesse von uns
Deutschen wie im Interesse der Èechen und dadurch in gemeinsamem
Staatsinteresse, daß hier nicht eine Schwächung eintrete.
Deshalb begrüßen wir aufrichtig alle Maßnahmen,
die geeignet sind, den nationalen Kämpfen ein Ende zu bereiten.
Darum richten wir an unsere èechischen Mitbürger,
mit welchen uns ein gemeinsames Geschick verbindet, die dringende
Aufforderung, das in unserem deutschen Bauerntum als unverletzbar
verankerte Heimatgefühl im privaten Leben wie in jeder Handlung
des Staates ebenso zu ehren, wie wir ihr Heimatgefühl achten
und ehren. Voraussetzung dazu ist psychologisches Verständnis
für die Lage und den Charakter des Sudetendeutschtums. Einzig
dadurch sichern wir den Frieden im Innern des Staates und auch
nach außen, den wir heute notwendiger brauchen, denn je.
Wir haben durch unsere 11jährige verantwortliche politische
Arbeit in der Regierung das Unsere dazu beigetragen, daß
der Boden des gemeinsamen Staates in nationalpolitischem Sinne
saat- und erntepflichtig gemacht werde. Der gute Wille allein,
wie er in den verschiedenen Reden und im Regierungsbeschluß
vom 18. Feber 1937 zum Ausdruck gekommen ist, kann unserer sudetendeutschen
Bevölkerung, die besondere unter der wirtschaftlichen Krise
der letzten Jahre so ungemein stark zu leiden hatte, nicht genügen.
Wir müssen verlangen, daß man auch auf èechischer
Seite begreife, daß die Verwirklichung dieses guten Willens
nicht nur eine Aufgabe der aktivistischen sudetendeutschen Politik,
also eine sudetendeutsche Volksaufgabe, sondern eine èechoslovakische
Staatsaufgabe ist. Wir unterstreichen in dieser Beziehung die
Ausführungen unseres Abg. Böhm im Budgetausschuß.
Dem Abgeordnetenhause liegt ein Resolutionsantrag vor, der die
nationalpolitischen Beschlüsse der Regierung vom 18. Feber
1937 verstärkt und der Regierung ihre konkrete Durchführung
aufträgt. Für diesen Antrag haben im Budgetausschuß
auch die Vertreter der deutschen Opposition gestimmt und dadurch
anerkannt, daß der 18. Feber konstruktive Arbeit für
unser Volk bedeutet (Potlesk.), wenn die Durchführung
rasch und auf möglichst breiter Grundlage erfolgt.
Der Bund der Landwirte hat sich zum Ziele gesetzt, dem sudetendeutschen
Volke im Staate die volle Gleichberechtigung zu erringen. Das
bedeutet die Sicherung der Lebensrechte unseres Volkes, eine gerechte
Völkerordnung im Staate und die Möglichkeit, in kultureller
Verbundenheit mit unserem Volkstum unserer nationalen Eigenart
gemäß leben und unser Volkstum entfalten zu können.
Die Fortentwicklung des Regierungsbeschlusses vom 18. Feber muß
imstande sein, gewisse in allerletzter Zeit aufgetretenen Mißstände
in unserem Siedlungsgebiete, das eben Grenzgebiet ist, zu beseitigen,
auf die wir sehr ernst aufmerksam machen. Diese Mißstände
rufen in unserer bod enständigen Bevölkerung schwere
Besorgnisse bervor, die zu zerstreuen auch ein hohes Staatsinteresse
bedeutet, weil sie geeignet sind, den Völkerfrieden im Staate
zu gefährden und das Vertrauen zu einer gerechten Völkerverständigung
zu erschüttern. Wir würden dem Staate keinen guten Dienst
erweisen, wollten wir diese Entwicklung verschweigen und die verantwortlichen
èechischen Staatsmänner nicht zu einer dringenden
Umkehr veranlassen.
Vergessen wir schließlich alle nicht, daß es gilt,
das Vermächtnis des großen Staatspräsidenten Masaryk
auf Völkerfrieden und
Völkerverständigung im Staate zu erfüllen, das
unser Staatspräsident Dr. Beneš in so schicksalschwerer
Stunde von allen Völkern des Staates gefordert hat.
Der Bund der Landwirte ist nach wie vor bereit, diesen Weg der
nationalen Befriedung im Staate zu gehen.
Wir bewilligen die ersten Notwendigkeiten des Staatshaushaltes
1938 in der Voraussetzung, daß auch die ernsten Erfordernisse
unseres Volksl haushaltes jene Berücksichtigung finden werden,
die das sudetendeutsche Volk in diesem Staate verlangen kann und
verdient. (Potlesk.)