Das nächste Erfordernis, über das zu sprechen ist, ist
die Rücksichtnahme auf die Gebietsbedürfnisse. Nach
Möglichkeit, denn ich weiß, daß das nicht durchaus
möglich ist, aber nach Möglichkeit müßten
im deutschen Gebiete deutsche Richter und deutsche Bahn- und Postbeamte
und umgekehrt im èechischen Gebiete èechische Richter
und andere Beamte sein. Wieder muß ich auf einen Fehler
in der früheren Organisation aufmerksam machen. Ich muß
wieder sagen: Wir haben durchaus nichts persönlich gegen
die èechischen Herren, die heute bei uns im deutschen Gebiete
als Richter tätig sind. (Hluk.) Wir haben die meisten
von ihnen, soweit wir überhaupt die Möglichkeit hatten,
in dieser Beziehung Erfahrungen zu sammeln, als ehrliche, gerecht
denkende und Gerechtigkeit schaffen wollende Menschen kennengelernt,
denen wir nur Hochachtung entgegenbringen können. Aber es
ist sehr schwer, beinahe unmöglich für einen Richter
selbst, zu arbeiten, wo er der Sprache des Volkes nicht entsprechend
mächtig ist, wie wir feststellen mußten, denn die Sprache
des Volkes ist schwieriger zu verstehen, als die Sprache einer
Zeitung. (Výkøiky.) Wir wenden uns auch dagegen.
daß der Gendarm, der draußen ist, mit dem Volke in
dessen Sprache nicht reden kann. Dieser Mensch muß ja selbst
mit sich unzufrieden sein und kann keinen Nutzen für den
Staat bilden. Der Staat müßte viel größere
Geldbeträge auswerfen, um die Menschen, die einmal in das
deutsche Gebiet als Richter usw. gehen wollen, in entsprechenden
Sprachkursen zu schulen, aber es geht nicht, das Gericht selbst
als einen Sprachkurs zu betrachten.
Es ist erfreulich, daß der Schulminister den Grundsatz Komenskýs
unterstreicht, daß das Kind den Elementarunterricht in seiner
Muttersprache genießen müsse. Aber es ist unerfreulich,
wenn neue Minderheitsschulen in Orten ohne èechische Kinder
errichtet werden, wie ich das im Bezirke Preßnitz und Elbogen,
im Falle Schönfeld feststellen mußte. Entweder sind
diese Schulen sinnlos, weil keine èechischen Kinder da
sind, oder ihr Sinn kann nur in der gewollten Verletzung der These
Komenskýs gesucht werden, und beides ist abzulehnen. (Výkøiky
poslancù sudetskonìmecké strany.)
Überflüssig aufreizend und dem Geiste des 18. Feber
zuwider ist, wenn die Steuerämter einen Erlaß herausgeben,
in denen deutsche Gemeinden, auch kleine deutsche Gemeinden, zu
rein èechischer Verkehrssprache gegenüber dem Amte
verpflichtet werden sollen. Ich muß um rasche und gründliche
Belehrung dieser Sabotage des 18. Feber ersuchen. (Posl. Birke:
Wer sind die Saboteure?) Wir sitzen nicht in den Steuerämtern,
und mehr können wir nicht machen, als daß wir die zuständigen
Stellen dieser Steuerämter veranlassen, daß das nicht
mehr gemacht werde. Der Geist des 18. Feber müßte sich
auch in allen Verfügungen der staatlichen Behörden widerspiegeln,
wenn das Vertrauen wieder Auftrieb bekommen soll. Im Verzicht
auf wiederholte Sprachenprüfungen, im Verzicht auf kränkende
Dienstversetzungen, im Investitionsdienst, in den Arbeitsvergebungen,
in den Kohlenbestellungen der Staatsbahnen, kurz auf allen Gebieten.
Und glauben Sie mir, meine Herren, der- sichtbar werdende Wille
würde Wunder wirken, und unser Volk wartet sehnsüchtig
auf diese Bekundung ehrlicher Friedensbereitschaft.
Es ist die Ansicht grundfalsch, die man wieder aufkommen hört,
daß das sudetendeutsche Volk doch staatsfeindlich sei. und
alles Bemühen, es zu gewinnen, infolgedessen vergeblich wäre.
Es hat nur zu lange an diesem Bemühen gefehlt. Das sudetendeutsche
Volk war nur zu lange zugleich der Massenarbeitslosigkeit, der
Einsichtslosigkeit von Stellen, die Einsicht hätten bekunden
müssen, der Experimentierpolitik gewisser rechtsradikaler
Gruppen und einer zügellosen Auslandspropaganda ausgesetzt.
Diese Propaganda stieß hier auf keine Gegenwehr. Die Demokratie
hat sich nicht entsprechend verteidigt und ich hoffe, daß
es in dieser Beziehung bald anders werden dürfte. Ein Beispiel,
wie diese Auslandspropaganda zum Tode verurteilt werden kann,
bietet die Schweiz. Sie werden alle von der Volksabstimmung am
vergangenen Sonntag gehört und gefunden haben, wie sich das
Ausland bemüht hat, diese Abstimmung in einem gewissen Sinne
zu beeinflussen, und mit wie ungeheuerer Mehrheit dieses Bemühen
des Auslandes abgelehnt worden ist. (Posl. Wollner: Sind Sie
der Rechtsanwalt für die Freimaurer?) Nein! Auch die,
die gegen das Verbot der Freimaurer gestimmt haben, waren zum
großen Teil nicht Anhänger, sondern Gegner der Freimaurer,
die aber mit ihrer Abstimmung zum Ausdrucke bringen wollten, daß
das Ausland in schweizerische Verhältnisse nicht drein zu
reden hat.
Das liegt nicht nur - ich spreche zu den Herren von èechischer
Seite - in der historischen Entwicklung der Schweiz begründet,
die wesentlich anders ist. als hier in der Èechoslovakei.
Hier auf diesem Boden leben auch Deutsche und Èechen viele
Jahrhunderte nebeneinander, eng beieinander und sind auf einander
angewiesen, und sie würden sich gerne verstehen. Aber es
geht nur eines nicht, es ist in der Vergangenheit nicht gegangen
und wird auch in der Zukunft nicht gehen: daß ein Volk auf
Kosten des anderen vorwärts zu kommen glaubt. Beide Völker
sind zu volkstreu und zu hochstehend, als daß sie dauernd
unterdrückt werden könnten. In der Schweiz wäre
dergleichen undenkbar, was wir z. B. in einigen Gebieten draußen
erlebt haben, wo über Nacht an den Straßenbefestigungen,
die tagsüber gearbeitet worden waren, Zettel aufgeklebt waren,
auf denen stand: "Ersparet Euere Gelder - wir kommen über
Wiesen und Felder!" Das hat niemand aus Deutschland angeschrieben.
Es ist selbstverständlich, daß die Leute nicht so kindisch
sein werden, herüber zu kommen, um hier mit derartigen Spielen
zu kommen, das haben hiesige Leute gemacht. (Posl. Birke: Provokateure
und Lausbuben!) Lausbuben, gewiß, die gewissen politischen
Fehlexperimenten aufgesessen sind, die zu dieser Verwirrung geführt
haben. Da hilft kein Klagen, da hilft nur ein Bessermachen, ein
Wiedergutmachen. Alles wird wieder gut werden. (Výkøiky
poslancù sudetskonìmecké strany.) Es
geht nicht über das Totalitätsstreben des Herrn Henlein,
darüber werde ich sprechen, wenn Sie wollen. Daß das
Schiffbruch gelitten hat, das werden Sie doch wohl zugeben, daß
die Partei schwer zerkracht ist, werden Sie doch wohl auch zugeben.
(Výkøiky posl. Birkeho.) Konkret gesagt:
Die Ohrfeigen, die prominente SdP- Leute in und außerhalb
von Weinstuben austeilen, zeugen zwar von der knorrigen Art der
Kämpen, aber nicht von einer beispielhaften Volksgemeinschaft
im Zusammenleben, von der Sie immer gesprochen haben. Und da ist
mir Ihr Wahlplakat lebhaft in Erinnerung gekommen, in dem Sie
einstmals zur Einstellung des Klassenkampfes aufgerufen haben,
daß Sie sich diesen Klassenkampf nicht anders vorstellen
können, denn als Rauferei in Hemdärmeln. Nun haben Sie
die Rauferei bei, sich u. zw. nicht nur in Weinstuben, sondern
auch darum, weil es sich um widerstrebende Ideologien und Interessen
handelt, die sich nicht dauernd unter einen Hut bringen lassen,
und glauben Sie mir, auch das große Vorbild wäre gescheitert,
wenn man ihm nicht rechtzeitig die Staatsgewalt in die Hände
gespielt hätte. Das, was Sie jetzt erleben, ist eine Rebellion
Ihres Arbeiterflügels. Wir haben es Ihnen vorausgesagt, denn
die Tatsachen des Klassenkampfes können eben doch nicht wegdisputiert
werden, weder mit Worten, noch mit Redensarten, noch mit Gesängen.
Die wichtigste Frage, nicht für Sie, sondern für die
staatserhaltenden Parteien ist die: Was geschieht mit den Enttäuschten,
die sich von der SdP abwenden, und können sie zur Arbeit
am Gemeinwohl erzogen werden? Das geht nur mit einer guten demokratischen
Gesinnung, aber der Preis ist der Mühe wert. Soweit der Wahn
einmal bestand, oder hier und dort noch bestehen könnte,
daß vom Ausland durch irgend einen ausländischen schweren
Angriff die Befreiung des Sudetendeutschtums herbeigeführt
werden könnte, so verfliegt dieser Wahn aus mehrfachen Gründen.
von denen ich Ihnen nur einen oder zwei oder drei nennen will.
Es gibt einen polnischdeutschen Minderheitenvertrag, ein fauler
Zauber, der niemanden vor der Entnationalisierung schützt.
Es gibt einen Vernichtungskampf gegen das Deutschtum in Südtirol,
der geführt wird im Zeichen der Achse Rom- Berlin. Diese
Tatsachen haben vielen die Augen geöffnet. Vielleicht haben
Sie unlängst den Brief aus Meran gelesen, der in der "Bohemia"
abgedruckt war, wenn Sie sich schon sonst nicht mehr dafür
interessieren, wie es den Deutschen Südtirols geht. (Výkøiky
poslancù sudetskonìmecké strany.)
Abschließend möchte ich Folgendes sagen: Vielen Sudetendeutschen
ist der Staat, in dem nicht mit Kanonen auf Arbeiterheime geschossen
wurde, in dem nicht die Meinungsfreiheit gemeuchelt ist und in
dem nicht die Justiz zur Dirne eines Gewaltregimes herabgewürdigt
wurde, doch immerhin ein wertvoller Staat. (Posl. Birke: Das
ist eine Liebedienerei!) Dagegen verwahre ich mich, diese
Unterstellung dulde ich nicht. Wenn ich aufmerksam mache, daß
in Südtirol ein Vernichtungskampf gegen die Deutschen geführt
wird, ist das eine Liebedienerei? Ich verwahre mich entschieden
gegen diese Unterstellung und dulde sie nicht. Ich will nur in
diesem Zusammenhang aufmerksam machen, daß uns von einem
Auslande keine Hoffnung kommt, das mit Polen einen Vertrag macht,
der so schlecht ist, und das in Südtirol nichts tut gegen
die Entnationalisierung der Deutschen, das jetzt so tut, als ob
die Sudetendeutschen ein Spielstein am Schachbrett seien, den
sie je nachdem für ihre imperialistischen Planungen und Gegenplanungen
einsetzen oder fallen lassen könnten; dazu sind wir uns zu
gut. Was wir Sudetendeutschen vom Staate wünschen, ist Festigung
und Ausbau seiner demokratischen Fundamente, Erfüllung der
Demokratie mit sozialem Geist, ehrliches Mühen um wirtschaftlichen
Aufstieg und Wiederaufrichtung der Wirtschaft in den Gebieten,
in denen sie ruiniert oder durch Verschleppung herabgekommen ist,
Verständigung der Nationen auf Grundlage wahrer Gerechtigkeit,
Mitarbeit am Aufbau des neuen Europa, an der Wiederaufrichtung
und Sicherung der abendländischen Kultur.
Darum geben wir dem Staate, was er zu seiner Selbstbehauptung
braucht. Darum wollen wir mithelfen, daß er allen seinen
Völkern Heimat im besten Sinne, Heimat in Frieden und Freiheit
werde. (Potlesk.)
Hohes Haus! Der Staatsvoranschlag 1938 war nach einer Regierungskrise,
nach Überwindung derselben durch Monate der Gegenstand schwieriger
... (Hluk.)
Pøedseda (zvoní): Prosím o
klid.
Posl. dr. Luschka (pokraèuje): ... und eingehender
Beratungen der Regierung mit den Koalitionsparteien, wobei diesmal
zum erstenmale der Spar- und Kontrollkommission des Parlaments
bereits in der Vorbereitung des Voranschlages ein entscheidender
Einfluß zugekommen ist. Es ist demnach der Voranschlag für
das Jahr 1938 ein gemeinsames Werk der Koalition, und es ist klar,
daß die Koalitionsparteien demnach diesem Voranschlag ihre
Zustimmung geben. (Hluk.)
Pøedseda (zvoní): Prosím pány
poslance. aby zaujali svá místa a aby pana øeèníka
nerušili.
Posl. dr Luschka (pokraèuje): Niemand verhehlt
sich dabei den Umstand, daß die Erhöhung der Ausgaben
des Jahres 1938 um zirka 1600 Millionen Kè ein schweres
Opfer von den arbeitenden und erwerbenden Schichten der Bevölkerung
verlangt. Die Erhöhung der Staatsausgaben und deren Bedeckung
ist aber vor allem eine Verantwortung für die Koalition,
der die Aufgabe der Finanzverwaltung gegenübergestellt ist,
diesen Voranschlag sicher einzuhalten, so wie es der Finanzminister
in seinem letzten Exposé dem Hause bestimmt zugesagt hat.
Es müssen die jährlichen Defizite endlich verschwinden,
die in der Milliardenhäufung eine unerträgliche Belastung
des Staates mit Staatsschulden ergeben haben. Wenn neulich in
einem Bericht mitgeteilt wurde, daß sich seit dem Jahre
1930 im Wege nur des laufenden Ausgabentums die Staatsschulden
um nahezu 10 Milliarden erhöht haben, so ist das ein Weg,
der von allen verantwortungsbewußten Vertretern der Bevölkerung
für die Zukunft entschieden abgelehnt werden muß. Die
Verantwortung der Finanzverwaltung, den Voranschlag streng einzuhalten
und Defizite nicht mehr aufkommen zu lassen, ist daher eine allgemeine
Forderung, die wir von unserem Standpunkt als Partei entschieden
unterstreichen. Wir hoffen aber, daß bei strenger Einhaltung
des Voranschlages die Mehrleistungen der Bevölkerung an Steuern
und Abgaben die Produktionslage nicht verschlechtern, indem die
Regierung Vorsorge trifft, daß insbesondere angesichts der
steigenden Preistendenz, die nahezu überall schon sichtbar
wird, der ganze Antrieb der Wirtschaft, die Arbeits- und Verdienstmöglichkeit
im Staate mit allen Kräften von staatswegen weitergestützt
wird. Hiezu gehört die Exportförderung, aber noch mehr
die Stärkung der Kaufkraft der heimischen Bevölkerung.
Meiner Überzeugung nach spielt bei diesem Kapitel auch die
Besoldungsfrage der öffentlichen Angestellten eine entscheidende
Rolle. Von diesem Gesichtspunkt aus wünschen wir, daß
im Jahre 1938 der möglichste Abbau der Gehalts- und Pensionsabzüge
bei den Staatsangestellten zur Durchführung kommt. Weil wir
den Lebensstandard der Staatsangestellten heben müssen, fordern
wir auch, daß das System der Kinderzulagen zugunsten kinderreicher
Familien von Staatsangestellten endlich einer neuerlichen Überprüfung
unterzogen wird. Das ist nicht nur bevölkerungspolitisch,
sondern auch vom Standpunkt der Kraft des Staates, die in der
Arbeitsleistung in erster Linie begründet ist, eine nur zu
berechtigte Forderung.
Müssen schon Opfer der Staatsbevölkerung auferlegt werden,
so müssen auch weiter Vorsorgen getroffen werden, daß
die Einbringung dieser erhöhten Steuern und Abgaben - die
Erhöhungen, die neu bedeckt werden müssen, sind ja nicht
geringer als 1200 Millionen Kè - gerecht und auf Grundlage
der kaufmännischen Wirklichkeit durchgeführt werde,
nicht aber der Phantasie einer Ertragsfähigkeit, die nicht
vorhanden ist, und vor allem unter humaner Berücksichtigung
der Existenzerhaltung der Steuerträger selbst. Auf diese
Art wird am besten auch dem begegnet, daß der Staat in der
Steuerleistung durch Steuerunmoral geschädigt wird.
Der Staatsvoranschlag steht im Zeichen der Maßnahmen für
die äußere Sicherheit des Staates. Das ist bekannt
und wird von niemandem geleugnet, das ist das Muß, unter
dem auch die Koalition bei der Festlegung des Elaborats gestanden
ist. Die deutsche christlichsoziale Volkspartei ist seit jeher
für den Frieden und eine Politik des Friedens nach ihrer
moralischen und politischen Überzeugung eingetreten. Dies
zu betonen, halte ich für ein Gebot der Stunde, wo große
Ereignisse sich vielleicht anbahnen, um festere Garantien für
den europäischen Frieden zu schaffen. Allerdings, wenn ich
nach der Lektüre der heutigen Morgenblätter über
das Ergebnis der Besprechungen in London ein Urteil abgegeben
müßte, so würde ich an das Zitat denken: "Durch
der Parteien Haß und Gunst verwirrt, schwankt sein Charakterbild
in der Geschichte." Wir geben uns da gar keinem naiven Optimismus
hin, wir erwarten, daß die Verhandlungen aller interessierten
Mächte doch über kurz oder lang zu positiven Ergebnissen
führen werden. Es ist auch höchste Zeit, die jetzt unerträglich
gewordene internationale Atmosphäre zumindest in Europa und
in Mitteleuropa zu klären und damit eine ruhigere Ära
des wirklichen Friedens zu begründen. Ich bin überzeugt,
daß alle Völker Europas ohne Ausnahme aufatmen würden,
wenn endlich der Alb des Rüstungsfiebers zum Stillstand gebracht
werden könnte. Es wird unsere Aufgabe sein, auch dazu unseren
möglichen Beitrag zu leisten und in dieser Hinsicht insbesondere
in der Richtung unseres Verhältnisses zu den Nachbarstaaten
möglichste Bereitschaft zu Verhandlungen zu bekunden. Ich
glaube, der beste Anfang ist, wenn solche Bestrebungen zuerst
einmal durch wirtschaftliche und kulturelle Abkommen unterbaut
werden.
Wir waren seit jeher Anhänger einer mitteleuropäischen
Politik zum Zwecke der Zusammenarbeit der im Donauraum gelegenen
Staaten und Völker. Ich glaube, es ist Zeit, daß dieser
Plan, der auch von unserem Herrn Ministerpräsidenten vertreten
wird, konkrete Formen anzunehmen beginnt. Bei diesem Anlaß
möchte ich darauf zurückkommen, daß Anfang 1936
anläßlich des Besuches des österreichischen Bundeskanzlers
in Prag davon gesprochen wurde, daß ein Kulturabkommen zwischen
Österreich und der Èechoslovakischen Republik bevorstehe.
Seither ist es in dieser Hinsicht vollkommen still geworden. Es
wäre doch interessant zu erfahren, ob und warum diese guten
Absichten bisher scheinbar gescheitert sind. Inzwischen hat Österreich
mit Polen ein Kulturabkommen geschlossen. Ich glaube, wir wären
doch dafür die Näherliegenden gewesen. Meine persönliche
Überzeugung ist es, daß politische Doktrinen, etwa
die kollektive Sicherheit, theoretisch noch so viel Erfolg aufweisen
können, praktisch können doch nur die beiderseitigen
Verträge einen wirklichen Nutzen schaffen. Das beweist die
Geschichte der letzten Zeit und ich glaube eine Synthese zwischen
diesen beiden Richtungen wird mit eine Grundlage sein können,
um einander näher zu kommen und einander verstehen zu lernen.
Für das Verhältnis zu unserem größten Nachbar,
zum Deutschen Reiche, glaube ich auch, daß ein wirtschaftlicher
Unterbau eine Verständigung, ein sehr günstiges Präjudiz
wäre und da erinnere ich an die Bedeutung, die das Projekt
des Donau-Oderkanals in dieser Hinsicht hat. Denn hier handelt
es sich nicht nur um ein rein wirtschaftliches Projekt, sondern
darum, ein Band von Nord Europa durch Mitteleuropa bis nach Südost
Europa an das Ende Europas zwischen den Völkern und Staaten
zu knüpfen, zuerst zum friedlichen Austausch der Güter,
zu Handel und Verkehr, dem dann um so leichter die politische
Annäherung folgen wird. Auch an uns liegt es, da ernstliche
Vorbereitungen dafür zu treffen, und da muß ich auf
ein Projekt zurückkommen, das scheinbar nur lokalen Charakter
hat, aber doch von größter Bedeutung für das künftige
Donau-Oderprojekt ist, nämlich der Talsperrenbau bei Kreuzberg
an der Mohra in Schlesien und die Mariateiner Talsperre im Odergebiet.
Beide sind für den Betrieb des Donau-Oderkanals in Hinkunft
unentbehrlich. So wächst dieses Projekt, auf dessen Verwirklichung
wir alle in Nordmähren und Schlesien ohne Unterschied der
Partei und Nation bestehen, über seine lokalen Zwecke hinaus
zu einem Bindeglied der Verständigung der Èechoslovakei
mit dem Deutschen Reiche, mit Österreich, Ungarn und all
den Staaten, welche in ein neues besseres Verhältnis zu uns
doch endlich einmal kommen sollen.
Die Aufgaben, die nach dem Bilde "Kleine Ursachen, große
Wirkungen" uns da obliegen, sind die Erfüllung der erstrebten
großen Ziele, aber auch im Kleinen oft, was wesentlich beiträgt,
der Anteil, den wir in unserem politischen Leben selbst leisten
können. Nicht nur materielle Aufgaben sind zu lösen
und materielle Errungenschaften mit der Annäherung der Völker
zu befriedigen, vor allem heißt es da, auch einen Umbruch
der Geisteshaltung zustande zu bringen. Das sind Voraussetzungen
psychischer Art, die aber in der Wirkung oft viel bedeutsamer
sind für die Neugestaltung von Verhältnissen als materielle
Unterlagen es überhaupt sein können. Und da ist meiner
Überzeugung nach unserer Regierung eine verantwortungsvolle
Aufgabe in der Richtung gestellt, die ihr nahestehende Presse,
nicht zuletzt auch den kommenden Sender in Mìlník,
so einzustellen, daß daraus eine Annäherung an das
Deutsche Reich, an Österreich und das deutsche Volk in der
Welt überhaupt möglich wird. Die Aufgabe der Schreibweise
der "Prager Presse" ist eine viel größere
als nur die, mehr oder weniger das zu bringen, was in der Welt
gegen das deutsche Volk vorgeht, um uns in einer Form serviert
zu werden, die oft jedem, auch dem loyalsten und aktivistischesten
Staatsbürger, gegen das nationale Gefühl geht. Da heißt
es Remedur schaffen, wenn man wirklich Frieden mit dem Nachbarvolk
will. Der Schlüssel des Gehemnisses zu den Deutschen liegt
darin, uns hier im Staate nicht den Herrn, sondern den Freund
zu zeigen und danach sein Verhalten einzurichten. Wenn wir diesen
Geist einmal finden, so ist es nur eine Frage kürzester Zeit,
daß wir uns verstehen lernen und damit dem Staate, der Èechoslovakischen
Republik, den größten Dienst leisten.