Das Deutsche Nachrichtenbureau hatte vor einigen Tagen als höchste
Staatskunst gepriesen, ... (Posl. Birke: Warum hat die Parlamentszensur
die Rede des Ministers Czech nicht durchgelassen?) Vergleichen
Sie einmal das, was hier geschieht, die Auflegung des Budgets,
die Kritik, die öffentliche Stellungnahme zum Budget in allen
Einzelheiten und sehen Sie nach, was in unserer Presse steht,
und schlagen Sie die Zeitungen in irgendeinem der Diktaturstaaten
nach und erkundigen Sie sich, was dort über diese Fragen
geschrieben, ob dort kritisiert und kontrolliert werden darf.
Da werden Sie den Unterschied sehr deutlich bemerken! Ich sage
das nicht in irgendeiner beleidigenden Absicht, mich leitet ein
ganz anderer Zweck, ich sehe in dieser Kontrollosigkeit eine ungeheure
Quelle der Gefahr. Das Deutsche Nachrichtenbureau hat es dieser
Tage als höchste Staatskunst gepriesen, zu schweigen, zu
überraschen, die Mitwelt vor vollendete Tatsachen zu stellen.
So entstehen Unruheherde. So wird die internationale Rüstungindustrie
angekurbelt. Letzten Endes, das können wir wohl mit ehrlichem
Gewissen feststellen, ist die Achse, um die sich die internationale
Kriegsrüstung dreht, denn doch die Achse Rom-Berlin mit ihrer
Verlängerung nach Tokio. (Posl. Wollner: Eine neue Feststellung!)
Das ist eine Feststellung, die in der ganzen Welt sehr gut
bekannt ist. Wir rüsten mit, wir rüsten aber nicht,
um Krieg zu führen. Wir haben sehr viel einzuwenden gegen
das faszistische System, aber wir haben keinen Haß gegen
Deutschland und sind nicht von Haß erfüllt gegen das
italienische Volk, und es ist allergrößter Stumpfsinn,
unsere Gegnerschaft gegen das System im heutigen Deutschland als
Deutschfeindlichkeit zu bezeichnen. Wir beklagen unsere Brüder
und Schwestern im Reiche, daß sie unter die Räder dieses
Systems geraten sind. Wir rüsten nur deshalb, weil wir nicht
überrascht werden wollen, wir rüsten nur deshalb, weil
wir nicht das Schicksal von Abessinien, Spanien und China teilen
wollen und weil wir nicht wollen, daß unsere Frauen, Kinder
und Greise von Bomben zerfetzt werden und daß unsere Städte
und Dörfer zu einem sudetendeutschen Shanghai werden. Das
heißt mit anderen Worten: Wir opfern für die Rüstung
einen Gutteil unserer friedlichen Lebenshaltung, um den Frieden
und das Leben zu erhalten, vor allem im sudetendeutschen Gebiet.
Denn darüber brauchen wir uns wohl nicht zu unterhalten,
welches Schicksal dem sudetendeutschen Gebiet drohen würde,
wenn es zu einem Kriege käme. (Posl. Birke: Haben wir
schon jemals einen Krieg gewollt?) Davon reden wir nicht.
Aber ich verweise auf die Tatsachen, die ich soeben kundgetan
habe.
Damit soll nicht gesagt sein, daß wir mit allem, was heute
hier ist und mit dem allgemeinen Zustand Europas zufrieden wären.
Wir wissen nur, daß ein Krieg nicht geeignet wäre,
die Übelstände abzustellen, sondern daß er alle
beteiligten Staaten und ganz Europa vollends zugrunderichten würde.
Europas Neuaufbau, die Rettung der europäischen Kultur kann
nur in friedlicher, vernünftiger Verständigung seiner
Völker erarbeitet werden.
Damit ein im Zusammenhang stehendess Kapitel. Der Völkerbund
mit einem Stück der Achse in sich und den zwei anderen Achsenst
ücken gegen sich, ist heute kein verläßliches
Friedensinstrument mehr. Es war sein Konstruktionsfehler der Glaube
bei einem Teil seiner Gründer, daß er vor allem die
Aufgabe hätte, das unmögliche Versailles zu verewigen,
seine Unterlassungen, sein Schwanken in Schicksalsfragen, seine
Manövrierunfähigkeit und ungesühnte Verrätereien
von Mitgliedsstaaten haben ihn getötet. (Výkøiky.)
Ich vertrete hier eine Meinung, die Sie zur Kenntnis nehmen
wollen. Sein Untergang war mit der Kapitulation der großen
Demokratien vor der Dynamik der Faszismen besiegelt und an seine
Stelle müßte ein Bund der Demokratien treten, der heute
den Frieden zu retten hätte und morgen daran gehen müßte,
Europa in einen Bund friedlicher, einander ergänzender und
einander helfender Staaten umzugestalten. Ich glaube, daß
die Werbekraft eines solchen Bundes in den europäischen Demokratien
eine derartige wäre, daß ihre Wirkung sich auch in
den Ländern zeigen müßte, die heute antidemokratisch
geführt sind, die unter faszistischer Diktatur stehen. Allerdings
dürfen wir nicht vergessen, nach altkapitalistischen und
altpazifistischen und altnationalistischen Prinzipien wird das
nicht möglich sein, was ich hier vorschlage. Ohne Anpassung
an die Zeiterfordernisse, ohne eine starke Anleihe beim Gedankengut
des Sozialismus wäre das Werk zum Scheitern verurteilt. Dann
aber bliebe nichts anderes mehr als das finis Europae.
Daß die Èechoslovakische Republik in diesem Bunde
der Demokratien stehen würde, halte ich für selbstverständlich.
Aber sie könnte und müßte durch ihre Innenpolitik
der Gestaltung dieses Bundes und seiner Politik ein Beispiel sein.
Zum Teil ist das Ziel heute erreicht, zum Teil ist sie das heute,
zum Teil allerdings hat sie das erst noch zu werden. Ihre Staatsführung
ist demokratisch, ihr Präsident genießt den Ruf eines
großen demokratischen Staatsmannes und er genießt
ihn verdientermaßen. Aber hat der Staat oder die Staatsführung
bisher auch alles getan, um die Bürger zu Demkoraten zu erziehen?
Hat er alles getan, um die faszistische Propaganda zu unterbinden,
hat ér alle Ämter - auch in der Provinz - von Faszisten
gesäubert? Hat er es verstanden, die ganze Bevölkerung
mit Liebe und Vertrauen zum demokratischen Staate zu erfüllen?
Auf diese und eine Reihe anderer Fragen, die ich aufgestellt habe,
kann man leider nicht mit einem unbedingten Ja antworten. Vieles,
das hier geschieht oder das unterlassen wird, ist für einen
Demokraten geradezu unverständlich. Da haben wir einmal die
wunderlichen Irrwege der Zensur, die vielfachen Mißgriffe
der politischen Verwaltung, der Polizei usw. Das alles wirkt sich
natürlich für die faszistische Propaganda und gegen
die Demokratie aus. Ein Beispiel aus einer Fülle von Beispielen
heraus: Ein deutscher aktivistischer Politiker hält auf einer
deutschen Aktivistentagung eine Rede, in der er sich selbstverständlich
nicht irgendwie gegen den Staat oder seine Interessen vergeht,
aber weil er kräftige Worte gebraucht, fällt es dem
Zensor ein, die Rede zu konfiszieren. Zwei oder drei Tage später
kommen fulminante Aufrufe heraus, zum Schaden der Staatsführung,
die von Faszisten ausgehen und die in den Zeitungen unbeanständet
bleiben. Das verstehe wer kann! Ein anderes Beispiel: Wir veranstalteten
in Weipert einen Vortrag. Der Vortrag ist bewilligt, die Einladungskarten
für den Vortrag sind ebenfalls bewilligt. Einer der unsrigen,
ein alter Mann in Weipert, trägt solche Versammlungszettel
aus, und weil er nicht einen Ausweis in der Tasche mitführt,
da er doch allgemein in Weipert bekannt ist, erhält er eine
empfindliche Geldstrafe von der Polizei. Das sind keine Methoden,
die der Demokratie nützen können. Wir haben eine Interpellation
eingebracht, in der wir auf den politischen Terror aufmerksam
gemacht haben, der in großen Teilen des sudetendeutschen
Gebietes gang und gäbe ist. Man hat uns geantwortet, daß
die Behörden alles zum Schutz der Bevölkerung tun werden.
Es ist der betreffenden Stelle nicht eingefallen, nachzusehen,
wie weit sich der Terror, der draußen betrieben wird, psychologisch
auswirkt. (Posl. Birke: Meinen Sie den roten Terror?)
Wirtschaftlich ist viel Entscheidendes versäumt worden. Ganze
Wirtschaftsgebiete sind abgetötet worden und die Schaffung
von Ersatzindustrien ist nicht immer energisch angepackt worden.
Ein Beispiel will ich herausgreifen: Rothau. Dort war die Möglichkeit
vorhanden, ein Kupferwerk zu errichten. Die Angelegenheit ist
lange hingezogen worden, dann hat man eine Anfrage an das Kupferkartell
gerichtet, ob es für zweckdienlich halte, in Rothau ein Kupferwerk
zu errichten. Das Kupferkartell hat sich auf den Standpunkt gestellt,
daß das zweckwidrig wäre, weil Rothau in der Nähe
der Reichsgrenze liege. Infolegdessen kam es nicht zu seiner Schaffung,
aber gleich darauf zur Eröffnung eines ähnlichen Werkes
in Preßburg, welches bekanntlich nur ein paar Schritte von
der Grenze zweier Staaten entfernt ist. (Posl. Birke: Das ist
Ihre Regierung!)
Eine optische Industrie wäre möglich in Rothau einzuführen.
Die Sache wird lange hingezogen, ich hoffe, wir sind soweit, daß
man sagen kann, es ist für allernächste Zeit eine günstige
Erledigung zu erwarten. (Výkøiky poslancù
sudetskonìmecké strany.) Ich verspreche nicht,
ich hoffe nur, ich bin nicht demagogisch veranlagt. Wir haben
einen Bergbaubetrieb in Rothau, der wäre vielleicht imstande
gewesen, eine Anzahl dieser armen Leute dort über Wasser
zu halten, ihnen Arbeit und Brot zu geben. Unsere Eisenindustrie
war aber nicht bereit, das Wolframerz von Rothau zu übernehmen,
die Leute hätten das in Deutschland angebracht, die Ausfuhr
ist nicht erlaubt worden, aber es wird von unserer Eisenindustrie
Wolfram aus Deutschland eingeführt. Wir haben es hier mit
gewissen Widerständen zu tun, die wir bisher nicht imstande
waren zu beseitigen. Aber ich fühle mich verpflichtet, dies
öffentlich hier festzustellen, weil ich hoffe, aus dieser
öffentlichen Feststellung heraus eine Wandlung herbeizuführen.
(Výkøiky poslancù sudetskonìmecké
strany: Sie treiben eine zweiseitige Politik!) Wir haben uns
wirklich gekümmert, Herr Kollege.
Am 18. November 1936 waren Vertreter unserer Partei und unserer
Gewerkschaften beim Herrn Ministerpräsidenten und haben ihm
ein Wiederaufbauprogramm für das sudetendeutsche Wirtschafts-
und Industriegebiet vorgelegt. Wir können sagen, daß
wir mit unserer Vorsprache einen Erfolg davongetragen haben. Es
ist zu einer gewissen Exporthilfe des Staates gekommen und zum
Teil auch, wenn auch nicht in befriedigendem Maße in der
Porzellan- und Textilindustrie ein beträchtlicher Aufschwung
zu verzeichnen gewesen. (Posl. Birke: Auch in der Textilindustrie?)
Wieder muß ich darauf verweisen, daß wir mit der
Exportförderung gewisser Ausländer nicht Schritt gehalten
haben und daß infolgedessen in der Textilindustrie, in ganzen
Gebieten Westböhmens vor allem, seither ein Rückschlag
zu verzeichnen ist.
Es ist die gesamtstaatliche Arbeitslosigkeit heute auf die Ziffer
des Jahres 1931 herabgedrückt worden. Das ist ein beachtenswerter
Erfolg. (Výkøiky poslancù sudetskonìmecké
strany: Amtlich, vergessen Sie das nicht!) Ich weiß
sehr gut Bescheid. Im Randgebiet übrigens ist die Arbeitslosenanzahl
noch immer erheblich größer als im Innengebiet. Die
Produktionssteigerung aber ist wesentlich höher als die Steigerung
der Beschäftigtenanzahl, und das weist auf die besondere
Aufgabe der Sozialpolitik hin; auf dem Gebiete der Sozialpolitik
ist ungemein viel getan worden. Hier handelt es sich vor allem
um unvergängliche Verdienste des Fürsorgeministers Dr.
Czech und seiner Nachfolger Meissner und Neèas.
(Posl. Birke: Die Czechkarten werden immer ein Denkmal bleiben!)
Die Ehrlichkeit gebietet auch, auf Versäumnisse hinzuweisen,
die gemacht worden sind. (Posl. Wollner: Werden Sie auch über
Alt-Rohlau sprechen?) Ich werde alles sagen, was bei der beschränkten
Redezeit möglich ist. Da ist vor allem auf die übertriebene
Rigorosität in der Unterstützungsfrage hinzuweisen.
Von den kompetenten Stellen ist dabei die Rückwirkung auf
die Staatskasse mangelhaft bedacht worden. Am schlimmsten steht
es mit der Verschleppung der Arbeitszeitfrage. Es wird gesagt,
wir haben eine Konjunktur wie im Jahre 1929, aber wir haben doch
ganz wesentlich mehr Arbeitslose als damals. Das heißt,
die gesteigerte Rationalisierung drückt sich darin aus, die
gedrückten Löhne und Gehälter drücken sich
aus, und eine Dauerarbeitslosikgeit wird uns im sudetendeutschen
Gebiete beschert sein, wenn nicht von mehreren Seiten entschieden
eingegriffen wird, um diese Mißstände zu beseitigen.
Das Lied vom "sozialen Unternehmertum" wird nur noch
in der Kinderstube gesungen. Der Staat darf da nicht mitsingen.
(Výkøiky poslancù sudetskonìmecké
strany: Der Staat ist der unsozialste Unternehmer!) Für
die Arbeiter müßte man sorgen, daß sie wieder
beginnen, ihre alte Kampffähigkeit herzustellen, und daß
sie sich nicht zum Narren halten lassen auf Kosten ihrer Gesundheit,
ihrer Existenz, der Möglichkeit, dem unsozialen Unternehmertum
einen entsprechenden Lohn abzudrücken.
Das Zentralproblem des Staates und die Probe auf die Bekundung
seiner ehrlichen Gesinnung ist das Nationalitätenproblem.
Lassen Sie mich darüber kurz zusammengefaßt einiges
sagen. Das nationale Problem ist ein soziales, ein kulturelles
und ein psychologisches Problem. (Hluk.)
Místopøedseda dr Markoviè (zvoní):
Prosím o k¾ud.
Posl. de Witte (pokraèuje): Wir haben im
alten Österreich gelacht über die komische Taferlpolitik,
obwohl ich wenig Wert darauf lege, was irgendwo angeschrieben
steht. Aber wenn man in Prag, einer Stadt, wo 50.000 Deutsche
leben, und das die Hauptstadt eines Landes ist, von deren Bevölkerung
ein Drittel deutsch ist, wenn man in dieser Stadt keine deutschen
Aufschriften duldet und in Hotels englische, französische,
portugiesische, dänische, spanische, norwegische Aufschriften
lesen kann, aber keine deutschen, weil das nicht zulässig
ist, oder wenn am Grenzbahnhof Lundenburg, gegenüber einem
rein deutschen Staat, alle Aufschriften nur èechisch und
französisch sein dürfen, so beleidigt das jeden Deutschen
und der Fremde kann sich nur wundern. Wenn auf Eisenbahnwaggons
die deutschen Stationsnahmen unstatthaft sind, so ist das nicht
nur verkehrsstörend, sondern auch kränkend. Hunderte
Beispiele solcher sinnloser und am Ende den Staat doch nur schädigender
Verfügungen könnte man aufzählen. Sehen Sie, meine
Herren von der èechischen Seite, das nützt den Èechen
nichts, daß so etwas geschieht, es schadet auch schließlich
keinem Deutschen, aber es trübt die Atmosphäre und paßt
nicht zur Demokratie.
Aber viel schlimmer und ernster liegen die Dinge auf sozialem
Gebiete. Da möchte ich sagen, wir wollen nicht, daß
Mißverständnisse aufkommen. Wir wollen auf èechischer
Seite auch kein Mißverständnis. Wir mißgönnen
keinem Èechen irgendeinen Briefträgerposten oder Posten
als Eisenbahner oder eine hohe oder kleine Staatsstellung. (Pøedsednictví
pøevzal místopøedseda Sivák.) Ich
muß sogar sagen, daß mindestens zum allergrößten
Teile bei den Eisenbahnen die Eisenbahner der èechischen
Nationalität, die bei uns Dienst machen, sich die allergrößte
Mühe geben, diesen Dienst in einwandfreister Weise zu leisten,
daß sie bis auf wenige Ausnahmen außerordentlich gefällige
und hilfsbereite Menschen sind, und es wäre unsinnig, Steine
auf sie zu werfen. Aber es nützt der Staatsidee nichts, wenn
im deutschen Siedlungsraum das deutsche Element bei all diesen
Ämtern ganz oder mindestens in entsprechender Zahl vermißt
wird. Es ist auch von anderen Gesichtspunkten aus durchaus in
seiner Auswirkung auf die Staatsidee nicht günstig, wenn
z. B. im deutschen Gebiete der Steuerdirektor, mit dem man unzufrieden
ist, der Exekutor, der kommt, um eine Pfändung vorzunehmen,
der Gendarm, der Finanzer, der Polizist, mit dem man einen Anstand
hat, wenn jeder einzelne, mit dem man so häufig und unliebsam
in Berührung tritt, immer von der èechischen Nation
gestellt ist.
Es ist nicht gut und macht einen außerordentlich schlechten
Eindruck, es hat viel verdorben, wenn in kleinen deutschen Orten
mit einer winzigen deutschen Schule plötzlich ein palastartiges
Gebäude zu sehen ist, das die èechische Minderheitsschule
umfaßt. Damit arbeitet man stimmungsmäßig nur
den Feinden des Staates in die Hände. Ich darf also sagen:
Auf Psychologie haben sich viele maßgebende Männer
des èechoslovakischen Volkes schlecht verstanden.
Jetzt kommt aber die Frage: Was nun? Vor 11 Jahren kam die erste
Regierung unter Beteiligung der Deutschen zustande, seit etwa
8 Jahren nehmen auch deutsche Soziald emokraten an der Regierung
teil. Der deutsche Aktivismus, das heißt, die deutsche Staatsbejahung,
der deutsche Wille zur Mitarbeit ist unter Beweis gestellt und
von hunderttausenden Deutschen bestätigt worden. Der deutsche
Aktivismus wurde oft auf eine harte Probe gestellt, aber er hat
seinen starken Beitrag dazu geleistet, den Staat auch im sudetendeutschen
Volke zu verankern und er hat seinen Beitrag geleistet, um die
Demokratie in diesem Staate zu retten. (Rùzné
výkøiky. - Místopøedseda Sivák
zvoní.) Er hat nun die Genugtuung, endlich auch fast
auf der ganzen èechischen Linie verstanden und gewürdigt
zu werden. Er kann den 18. Feber 1937, das heißt die erste
Freilegung des Weges zur nationalen Verständigung, als weithin
sichtbaren Erfolg seines Wirkens buchen. (Rùzné
výkøiky poslancù sudetskonìmecké
strany.) Machen Sie sich vor, was Sie wollen. Ihre Leute haben
darüber geredet, gehöhnt, gelacht, geschimpft, Verrat
haben sie es geheißen und doch haben Sie für die Resolution
Jaksch-Mayr-Harting, für die Bekräftigung der
Durchführung des 18. Feber gestimmt.
Die Abmachungen waren ein guter Anfang, nicht mehr, aber alles
muß eben einmal anfangen. Die Erfüllung wird nur möglich
sein, wenn man in Prag gewillt ist und auch die nötige Zivilcourage
aufbringt, um jede Torpedierung und Sabotage des 18. Feber unmöglich
zu machen. Die Zustimmung aller Koalitionsparteien zur Entschließung
Jaksch-Mayr-Harting-Viereckl verpflichtet, so möchte
ich es konkretisieren, alle Zentralstellen und muß zur Verpflichtung
auch aller Unterstellen aller Zweige des öffentlichen Dienstes
werden. Wir werden die Einhaltung überwachen. Mein Freund
Jaksch hat im Budgetausschuß gesagt, daß uns
40.000 Stellen des öffentlichen Dienstes fehlen. Ich komme
bei meiner Berechnung sogar noch zu einer höheren Ziffer.
Zu diesen 40.000 können wir aber nicht kommen - und ich mache
hier auf einen besonderen Übelstand aufmerksam - wenn ältere
Vormerkungen eine Barrikade bilden, die in manchen Ämtern
unübersteiglich zu sein scheint, weil sich früher zu
wenig Deutsche gemeldet haben; und zu wenig haben sich gemeldet,
weil ihnen diese Meldung aussichtslos erschien.
Auch dazu ein Wort: Wir hören heute oft die Klage, daß
für den höheren Dienst keine deutschen Bewerber da seien,
daß für die deutschen Hochschulabsolventen der staatliche
Dienst nicht verlockend genug sei. Soweit diese Tatsache auf Wahrheit
beruht, liegt zum Teil ein Erziehungsfehler vor, zum Teil auch
eine gewisse Befürchtung der jungen Leute, unter Druck zu
geraten und als politisch unzuverlässig und zweitrangig später
in ihrer Amtsstellung zu gelten. Es ist eine gewisse Umstellung
sowohl auf èechischer als auch auf deutscher Seite notwendig.
Soweit nun die deutsche Seite in Betracht kommt, will ich sagen:
Aus der Schule müssen die jungen Leute mit dem Willen hervorgehen,
dem Staate, ihrem Volke und dem Gemeinwohl auf allen Gebieten
zu dienen. Die Schule soll keine Gewaltanbeter, keine Herrschsucht
und kein Duckmäusertum erziehen. Aber in einen demokratischen
Staat sollen natürlich nur Demokraten hineinwachsen. Nun
frage ich, ob die Erziehung durchaus immer so ist, daß diese
Menschen demokratischen Willens sind, die in sich selbst auch
die Befähigung erblicken, sich in diesen demokratischen Staat
hineinzubauen. (Posl. Wollner: Aus den Lehrbüchern hat
man alles gestrichen!) Ich habe mich mit diesen Dingen sehr
eingehend befaßt, noch bevor Sie hier waren. Man braucht
nicht immer die vollen Kamellen aufzuwärmen und auf die ältesten
Dinge zurückzukommen. Für demokratiefeindliche, barbarische
Ideologien, für nationalen Chauvinismus, darf kein Platz
im Staatsdienst frei sein, damit muß man sich auf èechischer
Seite und auf deutscher Seite abfinden.
Aber unser Volk und jedes Volk kann nur leben und nur dann in
den Staat eingebaut werden, wenn es an allem Leben teilhaben will
und kann, wenn ihm im Verhältnis seines Anteiles am Volksganzen
keine Stellung prinzipiell und praktisch verschlossen ist und
wenn es nicht kurzsichtig selbst Verzicht leistet. Prinzipiell
ist die Herstellung des Proporzes zugesichert und nun erwarten
wir die ehrliche und vernünftige Durchführung. Ich bitte,
aber nicht etwa so, das will ich sagen, um alle Zweifel zu zerstreuen,
daß einseitig, zum Beispiel bei der Tabakfabrik Joachimsthal,
der Staatsproporz durch Einwanderung hergestellt wird. Seit zwei
Jahren ist in diesem Sinne leider sehr zum Schaden der Demokratie
und des Staates in einem ganzen Teile des Erzgebirges gewirkt
worden. Auch nicht so, wie gewisse Gruppen bei uns in Karlsbad
sich den 18. Feber ausgelegt haben, daß deutsche Gemeinden
nun in größerer Zahl Plätze für èechische
Bewerber freimachen müssen Zunächst müssen einmal
die Nachteile beseitigt werden, in die wir geraten sind. (Hluk.)
Zusammenfassend möchte ich sagen: Wir reklamieren die Stellen,
die uns fehlen, die Arbeitsplätze, die uns gebühren
und die wir bis nun nicht haben, und nicht nur die Sektionschefs
und Amtsvorstände (Hluk.), die Richter und die Finanzbeamten,
sondern auch die Lokomotivführer, Kondukteure, Briefträger,
Polizisten und die Arbeitsstellen in den staatlichen Bergwerken,
die Bahnhofsgastwirtschaften usw. Überall nur das, was uns
gebührt, nicht mehr, aber auch nicht weniger, und das restlos,
und ich sage Ihnen, nur so ist ein dauernder, ehrlicher Friede
herzustellen, niemals anders. (Posl. Wollner: Wann kommt die
Aufklärung über Alt Rohlau?) Die habe ich schon
gegeben, als ich über die Ernährungskarten gesprochen
habe. (Výkøiky posl. Wollnera.) Über
die Sache in Alt-Rohlau ist in einer öffentlichen Versammlung
gesprochen worden. Es ist Ihnen freigestanden, hinzukommen und
die Aufklärung des Bürgermeisters anzuhören. Daß
Sie das jetzt im Parlamente reklamieren, finde ich komisch.