Denn geben Sie sich auch hier keinen bequemen Täuschungen
hin: Die allgemeine Lage ist die, daß Sie schon längst
nicht mehr allein aus freiem Willen, sondern bereits eindeutig
unter dem Drucke einer Ihnen allmählich peinlich werdenden
politischen Situation handeln.
Soll ich Ihnen, meine Herren, zur Rechtfertigung dieser unserer
Auffassung noch mehr konkrete Tatbestände anführen?
Ich glaube, daß Sie mich auch so verstehen und mir. wenn
Sie dies auch nicht eingestehen wollen, irgendwo im Grunde Ihres
Herzens Recht geben.
Vielleicht wäre Ihre Schuld an der heutigen Lage geringer
und vielleicht hät ten Sie das Recht sich vor sich selbst
freizusprechen, wenn wir im Laufe der beiden Jahre, die hinter
uns liegen, nicht immer wieder vor einer Entwicklung gewarnt hätten,
wie sie nun tatsächlich eingetreten ist. Hätten Sie
damals, als wir vor zwei Jahren zum erstenmal dieses Haus betraten,
uns und unsere Bewegung ernster genommen, vielleicht wäre
heute vieles anders. Oder wäre es nicht besser gewesen, das
sudetendeutsche Problem durch eine ernsthafte und gründliche
Tat - und ich stelle fest, wir waren bereit dazu - auf den Umfang
einer rein innenpolitischen Angelegenheit dieses unseres Staates
zu beschränken? Wie leicht hätten Sie es gehabt, die
Dynamik der Entwicklung zur Kenntnis zu nehmen und nach ihr zu
handeln. So aber vertrauten Sie auf die Macht des Staatsapparates
und auf die Argumente der Gendarmerie und Polizei, glaubten daran,
mit Täuschungsmanövern ausweich en zu können und
überließen es in einer uns unverständlichen politisch
en Kurzsichtigkeit dem lieben Herrgott. dafür zu sorgen,
daß der sudetendeutsche Rechtskampf und der Durchbruch unserer
Bewegung zur politischen Episode werde.
Meine Damen und Herren! Nehmen Sie zur Kenntnis: Die Verantwortung
für das, was ist, tragen Sie. Und wenn für Sie gerade
in diesen Stunden, da intenationale Gespräche über uns
geführt werden, eine Erkenntnis nottut, dann die. daß
das sudetendeutsche Problem so schnell, so gründlich und
so großzügig als möglich gelöst werden muß,
wenn die Entwicklung., die wir heute zu verzeichnen haben, nicht
eine Fortsetzung finden soll, die diesen Staat zum inneren Chaos
und zur außenpolitischen Isolation führen muß.
Die sudetendeutsche Partei hat in konsequenter Fortsetzung der
von Konrad Henlein in Böhm. Leipa festgelegten Linie wiederholt
den Weg zur Lösung der nationalen Frage innerhalb dieses
Staates aufgezeigt. Sie ist in ihren Vorschlägen zur Lösung
des Problems so konkret geworden. daß sie durch die Vorlage
der sechs Volksschutzgesetzanträge Gelegenheit und Anlaß
für ein ernstes Verhandeln schuf. An Ihnen liegt es nunmehr,
die Initiative zu ergreifen und den verhängnisvollen Irrtum
zweier Jahre, der sich nicht auf unserem Rücken, sondern
vor allem auf dem Rücken des Staates auswirkt, zu korrigieren.
Daß wir dabei unsere Linie halten. muß Ihnen selbstverständlich
sein. Die Idee des Nationalstaates muß fallen und der Charakter
des Staates als Nationalitätenstaat muß auch von Ihnen
anerkannt werden. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.) Sie müssen, meine Herren, auf eine Illusion
verzichten lernen, die der Wirklichkeit widerspricht und außer
für Sie selbst, für keine andere Nation dieses Staates
mehr tragbar ist. Im übrigen gestatten Sie mir, Ihnen gerade
in diesem Zusammenhang ganz offen zu sagen: Seien Sie froh darüber,
daß die Spannungen zwischen den einzelnen Nationen dieses
Staates trotz aller Zerwürfnisse immer noch Lösungsmöglichkeiten
zulassen, bei denen die Integrität des Staates und die Einheitlichkeit
seiner politischen Funktion respektiert wird. Wir und sicherlich
auch die anderen Nationen in diesem Staate wollen nich ts anderes
als im gemeinsamen Staate das gleiche Recht. (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.) Die Sudetendeutsche
Partei, an der all die Maßnahmen, mit denen Sie schon durch
4 Jahre hindurch die künstliche Schwächung unsere Bewegung
herbeiführen wollen, wirkungslos vorübergegangen sind,
ist nach wie vor zu jedem gemeinsamen Handeln, das einer wirklichen
Lösung der nationalen Frage gleichkommt, bereit.
Wir müssen allerdings nach wie vor auf zwei Grundvorausetzungen
bestehen: 1. Die Lösung des Problems muß in einem alle
rechtlichen Notwendigkeiten erschöpfenden Gesetzeskomplex
verankert sein, und 2. Sie. meine Herren, müssen sich bereit
finden, den Grundsatz anzuerkennen, daß in eine gesetzliche
Regelung des nationalen Problems die Volksgruppen selbst als Rechtsträger
höherer Ordnung einbezogen werden.
Die bitteren Erfahrungen der Vergangenheit und die noch bitteren
der Gegenwart haben uns gelehrt, daß einzig und allein die
Schaffung einer gesetzlichen Ordnung. deren Klarheit jegliche
Ausdeutung unmöglich und überflüssig macht und
die nicht nur individuelle, sondern auch kollektive Rechte anerkennt.
die Sicherheit unseres Daseins so grundlegend festlegen kann,
daß wir Sudetendeutsche tatsächlich mit einem echten
Gefühl der Beruhigung der Zukunft entgegensehen können.
Die gegenwärtig. giltigen Minderheitenschutzverträge
und jene Abschnitte der Verfassung, in denen der Gleichheitsgrundsatz
verankert ist, können uns diese Gewißheit nicht geben,
denn allzusehr ist in uns die Erinnerung lebendig, wie bequem
man sich die Auslegung des Minderheitenschutzvertrages und der
entsprechenden Abschnitte der Verfassung dann macht, wenn es darum
geht, unsere berechtigten Ansprüche abzuweisen.
Meine Damen und Herren, vor allem das Beispiel des 18. Feber ist
für uns dabei ein neuerlicher Beweis dafür, mit welchem
gewiß objektiv anzuerkennenden Geschick Sie es verstehen,
durch Abgabe juridisch nicht verbindlicher Versprechungen tatsächlichen
Verpflichtungen abzuweichen. Der 18. Feber ist in unseren Augen
geradezu das klassische Beispiel für eine Taktik, durch die
Sie nicht Lösungen herbeiführen, sondern nur Zeit gewinnen
wollen. Verübeln Sie es uns daher nicht, wenn wir aufs Ganze
gehen. Wir sind nun einmal nicht mehr zu täuschen, meine
Herren, und wir haben es in einer Schule, durch die Sie selbst
uns geschickt haben, gelernt, sehr wohl zu unterscheiden zwischen
einem politischen Linsengericht und einer wirklich erschöpfenden
Lösung des Problems. Im übrigen: wir müssen auf
eine gesetzliche Lösung der nationalen Frage auch bestehen,
weil es uns nie darum gehen kann, lediglich mit einer gerade im
Amt befindlichen Regierung Abmachungen zu treffen, sondern darum,
eine Lösung zu finden, die die Stellung unsere Volksgruppe
in diesem Staate nach Möglichkeit endgiltig klarstellt. Wie
sollen wir zu Methoden Vertrauen haben, die im optimistischen
Falle nur eine jeweilige Regierung in ihrem Verhalten uns gegenüber
festlegen? Wie sollen wir über Lebensfragen unseres Volkes
mit Ihnen Verträge abschließen, wenn sich unter Ihnen
selbst Politiker finden, die es als tröstlich vermerken,
daß keine der künftigen Regierungen an das gebunden
sein werde, worauf sich die heutige Regierung verpflichtet. Die
gesetzliche Verankerung aller Lösungsversuche muß daher
für uns Sudetendeutsche eine conditio sine qua non sein.
Das Gleiche gilt von der Zuerkennung der Rechtspersönlichkeit
an unsere Volksgruppe. Denn auch hier müssen wir den Standpunkt
einnehmen, daß ein Lösungsversuch der sudetendeutschen
Frage nur dann einen Wert haben kann, wenn er Bestimmungen enthält,
in denen vor allen jene Rechte der Volksgruppe verankert sind,
die individuell schlechtweg nicht erfaßt werden können
und doch als ein Recht höherer Ordnung der Gemeinschaft bestehen,
verletzt oder gewährt, anerkannt oder nicht anerkannt werden
können. Der Verlust an Volksgütern, den Sie uns durch
Ihre schrankenlose Expansionspolitik vor allem auf wirtschaftlichem
Gebiete zugefügt haben, der Schwund an Volksvermögen,
der Verlust an Arbeitsplätzen durch die bewußt betriebene
Unterwanderung unseres Siedlungsgebietes haben uns zur Erkenntnis
gebracht, daß kein individuelles Recht und sei es noch so
vollkommen, ausrei cht, den Besitz jener Lebensg rundlage zu sichern,
ohne den wir nicht bestehen können. (Výkøiky
poslancù komunistické strany.) Ich disputiere
nicht mit einer Partei, der zur Revolution der Mut, zur Legalität
der Verstand und zur Verantwortung wahrscheinlich beides fehlt.
(Potlesk poslancù sudetskonìmecké strany.
- Výkøiky poslancù komunistické
strany.) Sie vor allem müssen gefaßt sein, wenn
wir uns unseres Daseins in diesem Staate freuen sollen, Sie vor
allem müssen gefestigt sein, Sie die Èechen, Slowaken
unantastbar bleiben und wir müssen die Gewißheit haben,
daß unsere Nachkommen auch nicht einen Arbeitsplatz weniger
zur Verfügung haben werden als wir. Darum geht es uns. Gewiß.
Sie werden gerade in der Diskussion um di ese unsere Forderungen
alle jene Argumente in die Auseinandersetzung werfen, die davon
sprechen, daß derartige Forderungen dem Geiste der Verfassung
und der Einheitlichkeit des Staates widersprechen. Ich erkläre
Ihnen hiezu das eine: ganz abgesehen davon, das unsere in den
Volksschutzgesetzen niedergelegten Forderungen in nichts der Verfassung
oder der Einheitlichkeit des Staates widersprechen, haben schließlich
Sie, meine Herren, selbst und Ihre Politik uns dazu gezwungen,
die Lage so aufzufassen, wie wir es tun. Das Maß des Schutzes,
das der Bedrohte für sich in Anspruch nimmt, wird immer diktiert
durch die Mittel des Angriffes, deren sich der Angreifer bedient.
Im Kampf wächst die Erfahrung und der Angreifer hat es sich
selbst zuzuschreiben, wenn sich der Angegriffene Festungen baut,
die dem Angriffe widerstehen.
Ich muß in diesem Zusammenhange im übrigen auch ausdrücklich
feststellen, daß wir in den von uns eingebrachten Volksschutzgesetzesanträgen
nicht etwa eine in sich vollendete Lösung der nationalen
Frage sehen. sondern sie nur als den ersten und entscheidenden
Schritt zur Schaffung einer Ordnung betrachten, in der die einzelnen
Nationen des Staates tatsächlich als Gleiche neben Gleichen
an der Verwaltung des gemeins amen Staates teilnehmen.
Wohin unsere Forderungen im Endergebnis laufen, habe ich damit
gesagt und es ist kein Geheimnis, das Wort "Selbstverwaltung"
ist auch von dieser Stelle wiederholt ausgesprochen worden. Wir
sind nach wie vor der Meinung, daß nur die Zuerkennung der
Selbstverwaltung an die den Staat bewohnenden geschlossen siedelnden
Nationen die Voraussetzungen dafür schaffen kann, die inneren
Verhältnisse des Staates endgültig zu konsolidieren.
Ich bin mir, meine Herren, auch in diesem Zusammenhange, Ihres
Widerspruches bewußt. Ich weiß, wie groß die
Mentalreservationen sind, mit denen Sie sofort reagieren, wenn
von Selbstverwaltung die Rede ist. Und doch, meine Herren, müßten
Ihnen gerade Gedankengänge, die sich mit dem Prinzip der
Selbstverwaltung befassen, nicht fremd sein. Heute haben Sie sich
es zur Gewohnheit gemacht, sofort mit den schwersten Angriffen
gegen uns zu reagieren, von undemokratischer Gesinnung, Gefährdung
des Staates und irredentistischen Absichten zu sprechen, wenn
wir verlangen, daß uns die Selbstverwaltung gegeben werde.
Anscheinend haben Sie ganz vergessen, daß Sie selbst im
alten Österreich in einem viel stärkeren Maße,
als wir dies heute tun, den Gedanken der Selbstverwaltung vertraten.
Ich erinnere Sie hier daran, daß der heutige Herr Staatspräsident
Dr. Beneš im Jahre 1908 in seiner Darstellung des
österreichischen Reichsproblems selbst Folgendes erklärt
hat: "In der Tat ist die Versöhnung der beiden Völker
in Böhmen nur möglich, wenn beide Völker sich vollkommener
Autonomie erfreuen. Eines muß vom anderen getrennt werden.
Der Staat würde den Nationen die Aufgabe überlassen,
ich so zu verwalten, wie es ihnen richtig erscheint. Er würde
sich darauf beschränken, Ordnung und Regelmäßigkeit
des öffentlichen Lebens zu sichern, jede Nation würde
sich gemäß ihrehn eigenen Kräften entwickeln und
der Staat würde nicht länger angeklagt sein, die eine
oder die andere zu begünstigen."
Meine Damen und Herren, klingt das nicht dem Inhalte nach ganz
gleich dem, was wir heute fordern? Sind hier nicht dieselben grundsätzlichen
Erkenntnisse am Werk, wie heute bei uns? Gewiß! Sie können
mir sagen, das sei die Meinung des Herrn Staatspräsidenten
vor 30 Jahren gewesen. Ich erkläre Ihnen jedoch, daß
wir eine solche Entgegnung nicht anders auffassen könnten,
denn als einen plumpen Versuch, gültig gewesenes plötzlich
für ungültig zu erklären. Wenn es für Sie
im Jahre 1908 möglich war, in Österreich die Autonomie
zu fordern und wenn Sie damals selbst in dieser Forderung weder
etwas Undemokratisches, noch etwas Staatsgefährliches sahen,
dann gilt das gleiche Recht heute auch für uns, und dies
um so mehr, als es hier, wie es durch das Beneš zitat
bewiesen wird, um ein Problem geht, das älter ist, als der
Staat selbst. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.)
Was sich geändert hat, meine Herren, ist lediglich die Rolle,
die Sie als èechisches Volk in dieser Tragödie in
mitteleuropäischen Raum spielen. Ich stelle fest, daß
Sie sich selbst nicht das beste Zeugnis ausstellen würden,
wenn Sie heute nur, weil Sie sich politisch für saturiert
halten, Bekenntnisse leugnen würden, die nicht nur für
Sie, sondern für jedes am Problem beteiligte Volk Geltung
haben muß. Mit welcher politischen Zielsetzung Sie also
bei der Entwicklung, die vor uns liegt, auf unserer Seite zu rechnen
haben, habe ich damit gesagt. An Ihnen liegt es, eine Politik
aufzugeben. die nur von Fiktionen lebt, mit denen politische Jongleure
wohl eine Zeit lang Politik machen, Staatsmänner aber nie
ein Problem lösen können. (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.)
Die Reden, die gestern von einigen führenden Männern
des Hauses hier gehalten wurden, waren gekennzeichnet von einer
ansonsten bis heute nicht gewohnten Mäßigung, und die
Arbeit im Ausschuß haben Sie abgeschlossen mit der einstimmigen
Annahme einer Resolution, die sich mit der Durchführung des
18. Feber befaßte und der Regierung den Auftrag erteilte,
den 18. Feber auch wirklich durchzuführen. Gestatten Sie
mir, daß ich Ihnen auch hierzu den Standpunkt unserer Partei
darlege. Wir haben der Resolution der Koalitionsparteien unsere
Zustimmung erteilt und wir haben, wenn wir auch nicht gerade konziliant
geworden sind, unsere Ausführungen so sehr im Rahmen des
Sachlichen gehalten, daß sie bestimmt keinen Anlaß
haben, von einer Vergiftung der Athmosphäre zu sprechen.
Legen Sie, meine Herren, diese unsere Haltung trotzdem nicht falsch
aus! Denn unsere Zustimmung zur Resolution kann keinesfalls so
aufgefaßt werden, als hätten wir vielleicht eine gewisse
Bereitschaft, den 18. Feber mitmachen zu wollen. Ganz im Gegenteil
die sudetendeutsche Partei steht den Abmachungen des 18. Feber
mißtrauischer denn je gegenüber, und weiß sehr
wohl, welche Hoffnungen Sie sich dahingehend machen, auf der Grundlage
des 18. Feber neue Methoden für die Durchsetzung Ihrer alten
Konzeption, der Schaffung des Nationalstaates in Anwendung zu
bringen, so wie Sie sich nicht darüber täuschen, daß
die Zeiten vorbei sind, in denen Sie das der Kontrolle der Weltöffentlichkeit
entrückte sudetendeutsche Problem so behandeln konnten, wie
es Ihnen gefiel. Genau so gut wissen auch wir, daß sie den
18. Feber nur all zu gern zu einer Kulisse machen würden,
um in ihrem Schutz die alte Politik der Entnationalisierung weiter
durchzuführen. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.)
Wir sind sehr genau darüber im Bilde, in welch starkem Maße
Bestrebungen am Werke sind, z. B. die Anwendung der Proportionalität
bei Staatsanstellungen zu einem Mittel der Èechisierung
und der Zersetzung des geschlossenen deutschen Siedlungsgebietes
zu machen. Wir haben sehr genau erkannt, welche unerhörten
Gefahren die mechanische Anwendung des Proporzes etwa do rt mit
sich bringen würde, wo man unter dem Titel des 18. Feber
Deutsche in den Staatsdienst aufnimmt, um sie irgendwo in Karpathorußland
oder in der Slovakei in die Verwaltung einzubauen. Glauben Sie,
wir sind naiv genug, jene Möglichkeiten der Entnationalisierung
zu unterschätzen, die sich Ihnen gerade dort bieten, wo deutsche
Beamte, die im Osten der Republik eingesetzt werden, gezwungen
sind, ihre Kinder in die èechische Schule zu schicken?
(Rùzné výkøiky. - Místopøedseda
Sivák zvoní.) Nein, meine Damen und Herren,
hier haben wir absolut offene Augen und wisssen, woran wir sind.
Wenn wir aber trotzdem die Nerven nicht verlieren und jene Disziplin
bewahren, die Ihnen immer so unheimlich und unverständlich
ist, dann nur darum, weil wir wissen, daß die Entwicklung
für uns arbeitet und all Ihre heimlichen und offenen Absichten
durch das Tempo und die Linie der Entwicklung selbst ad absurdum
geführt wird. Mit der gleichen Nüchternheit, mit der
wir Ihre Absichten durchschauen, registrieren wir auch die Verschärfung
der innerpolitischen Lage, die dadurch gegeben ist, daß
Sie sich von Tag zu Tag hemmungsloser einem System verschreiben,
das scheinbar nur ein Ziel kennt: die Geschlossenheit unserer
Bewegung und ihre politische Dynamik zu zerbrechen.
Das Prinzip der Demokratie haben Sie in seiner praktischen Anwendung
so gut wie erschlagen. Sie haben sich Gesetze geschaffen, mit
denen Sie zu jeder Stunde und zu jeder Tageszeit Verfügungen
treffen können, die einer faktischen Rechtsungleichheit zwischen
deutschem und èechischem Gebiet in diesem Staate gleichkommen.
Sie haben im Staatsverteidigungsgesetz den Kautschukbegriff der
staatlichen Unzuverlässigkeit eingeführt und damit jedem
subalternen Beamten die Möglichkeit gegeben, von sich aus
über das Schicksal sudetendeutscher Existenzen zu entscheiden.
Sie haben um die Grenzen dieses Staates einen Wall aus Beton errichtet,
haben dazu Wald und Feld, Haus und Besitz, Grund und Boden enteignet
und Gemeinden und Privatpersonen Lasten auferlegt, und glauben
damit für die Sicherheit des Staates Sorge getragen zu haben.
In Ihrem Kampfe gegen uns haben Sie auch die letzten Hemmungen,
die Ihnen Verfassung und Demokratie auferlegt hatten, überwunden.
Sie protektionieren die deutschen Regierungsparteien in der undemokratischesten
Form. Tag für Tag beschlagnahmen Ihre Zensoren Flugblätter,
Plakate, Broschüren, Zeitungen und Artikel unserer Presse,
nur weil wir irgendeine Tatsache registrieren, die irgendeinem
Spina, Czech oder Zajièek unangenehm
ist.
Das ganze Jahr schon schieben Sie die vom Vorsitzenden der Regierung
als Ehrenschuld der Regierung bezeichneten Gemeindewahlen hinaus,
Sie führen die Gemeindewahlen nicht einmal dann durch, wenn
Sie sich durch Ihre sogenannte Entpolitisierung auch die Gewißheit
verschafft haben, daß die Partei selbst so gut wie endgültig
von dem Einfluß auf den Wahlkampf ausgeschaltet ist. Ja,
Sie diskutieren sogar die Ernennung von 2/3 aller Gemeindevertreter
und sprechen dabei von Demokratie. Wenn wir zu all dem noch der
Hunderte sudetendeutscher Häftlinge gedenken, die der lächerlichsten
Vergehen wegen oder überhaupt unschuldig im Kerker sitzen,
(Rùzné výkøiky. - Místopøedseda
Sivák zvoní.) dann mögen Sie sich wirklich
darüber im klaren sein, daß auch für Sie ein ernsthafter
Grund besteht, unsere Vorschläge zur Lösung der nationalen
Frage ernst zu nehmen. Wir wissen sehr genau, wie groß die
Verantwortung ist, die wir und die Sie in diesem Augenblick zu
tragen haben.
Wir halten es für möglich, daß vor allem die außenpolitische
Entwicklung der letzten Monate Sie davon überzeugt hat, wie
sehr der Staat einer inneren Konsolidierung bedarf. Vielleicht
sind Sie gerade darum in der Lage abzuschätzen, was es bedeutet,
wenn wir erklären, nach wie vor zur konstruktiven Lösung
bereit zu sein. Ich habe heute bereits einmal nachgewiesen, daß
die Entwicklung Sie zwang, in diesem oder jenen Punkte Ihre Anschauungen,
zumindest aber Ihre Taktik zu ändern und ich erkläre
Ihnen, daß es Ihnen auch künftighin nicht erspart bleiben
wird, Korrekturen an Ihrer politischen Konzeption vorzunehmen,
weil diese nun einmal mit dem Geist und dem Tempo der europäischen
Entwicklung nicht übereinstimmt. (Potlesk poslancù
sudetskonìmecké strany.)